Tatsachen und Meinungen L

Laien

https://de.wiktionary.org/wiki/Laie
https://kirche-und-leben.de/artikel/was-sind-laien

In der katholischen Kirche unterscheidet man seit dem 3. Jahrhundert die nichtgeweihten Christen als „Laien“ von den geweihten Christen, den Klerikern (Bischöfe, Priester, Diakone). Der Begriff leitet sich vom griechischen „laikós“ (dem Volk zugehörig) ab. Im Laufe der Geschichte gestaltete sich die Unterscheidung zunehmend als Trennung und die Laien galten als auf Leitung und Belehrung durch die Kleriker angewiesen. Erst seit dem Ende des 19. Jahrhundert und besonders im 20. Jahrhundert setzte sich die Einsicht durch, dass die Laien eigenständig Mitverantwortung in der Kirche und für ihre Aufgaben tragen: bei der Weitergabe des Glaubens in Lehre und Verkündigung, bei der Mitgestaltung der Liturgie und des kirchlichen Lebens und im sozialen Engagement. Trotz offener Fragen zum Verhältnis von Klerikern und Laien hat sich die Stellung der Laien in der Kirche seitdem entscheidend verbessert. Es kam sogar zur Gründung kirchlicher Laien-Vertretungen, wie etwa in Deutschland das Zentralkomitee deutscher Katholiken (ZdK).

OR (L'Osservatore Romano) Nr. 25 vom 2. Juni 2016, S. 3
Laien sollen stärker unterstützt werden

Papst Franziskus hat von der Kirche eine bessere Unterstützung für Laien gefordert. Es gebe viele katholische Nichtgeistliche „guten Herzens“, die sich gern dem „Dienst des Evangeliums“ widmen würden, „wenn sie einbezogen, wertgeschätzt und mit Zuneigung von Seite der Priester und kirchlichen Institutionen begleitet würden“, sagte er am 17. Juni 2016 bei einer Audienz für den Päpstlichen Laienrat. „Wir brauchen Laien, die etwas riskieren, die sich die Hände schmutzig machen, die keine Angst davor haben, auch mal einen Fehler zu machen, die vorwärtsgehen“, so Franziskus weiter. Die Kirche brauche Laien „mit einer Zukunftsvision, nicht eingeschlossen in die kleinen Dinge des Lebens“. Der Heilige Vater dankte dem Laienrat zudem für seine bisherige Arbeit, die auch darin bestanden habe, die Laien zum Einsatz für die Verbreitung ihres Glaubens anzuspornen.

Franziskus empfing den seit fast 50 Jahren bestehenden Rat, der zu seiner Vollversammlung in Rom zusammengetreten ist, zum letzten Mal. Aufgrund der Kurienreform wird er zukünftig in eine neue Grossbehörde integriert.

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 14/3017 März, S. 2
Erzbistum München setzt Laien ein

Das Erzbistum München und Freising will neue Modelle der Leitung von Pfarreigemeinden erproben. Ab Herbst diesen Jahres sollen in den 3 Seelsorgeregionen des Erzbistums Teams aus haupt- und ehrenamtlichen Laien dafür eingesetzt werden, kündigte Kardinal Reinhard Marx am Montag in München an. Als Grundlage dient das 2013 initiierte Projekt „Pastoral planen und gestalten“. Damit solle auf den Rückgang an Priestern und pastoralen Mitarbeitern reagiert werden. Das Projekt findet bundesweit Beachtung, weil viele katholische Bistümer vor ähnlichen Herausforderungen stehen.

OR Nr. 43 vom 27.10.2017, S. 4
Kardinal Filoni hat den Einsatz von Laien für die Verbreitung des christlichen Glaubens gewürdigt. Er verwies auch auf die Jugendlichen als Hoffnungsträger für die Mission. Sie seien die ersten, die grosszügig auf den Ruf der Kirche antworten könnten. Der Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker äusserte sich anlässlich der Vorstellung der Papstbotschaft zum „Sonntag der Weltmission“ im Vatikan.

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 27-29/2019 Juni, S. 2
Laientheologin und Pastoralassistent ade

Nach den Sommerferien gibt es im Bistum Basel keine Laientheologen und keine Pastoralassistentinnen mehr. Diese Berufsbezeichnungen verwendet das Bistum ab dem 1. August 2019 nicht mehr. Anstelle von Laientheologe oder Laientheologin heisst es neu einfach Theologe oder Theologin, ohne den als diskriminierend empfundenen Zusatz „Laien“. Und die Pastoralassistenten und Pastoralassistentinnen werden im Bistum Basel neu als Pfarreiseelsorger und Pfarreiseelsorgerin bezeichnet. Die Neuregelung der offiziellen Bezeichnungen der Berufsgruppen und Funktionen im Bistum Basel gab Generalvikar Markus Thürig am 21.06.2019 bekannt.

OR Nr. 43 vom 28.10.2022, S. 3
Vatikanstadt. Der Papst sieht die Stärkung der Rolle von Laien in der Kirche als ein Ziel der Weltsynode. Ein grösseres Bewusstsein der Mitverantwortung sei ein wesentliches Element dieses Prozesses, so der Papst in einer Audienz für Mitglieder der Mariannhiller Missionare am Donnerstag, 20.10.2022. 

Kath. Wochenzeitung Baden 46/2022 November, S. 9, J. Heimerl
Verrat an den Sakramenten: Die Einführung der "Laien-Taufe"

"Billiger Etikettenschwindel auf Kosten der Täuflinge: Taufe sollte sie in die Gemeinschaft der katholischen, apostolischen Kirche aufnehmen und nicht ins Schisma einer 'deutschen Reformkirche', die ihrer eigenen Wege geht".

Immer mehr Bistümer führen in Deutschland die "Laien-Taufe" ein und vollziehen damit, wovor der Papst zu warnen pflegt: die Klerikalisierung (mehr Einfluss in  einem Staat durch die Kirche) der Laien. Nur um Laien geht es hier auch, nicht um die Taufe, und vor allem geht es - wie immer - um die Fragen: Die sollten nach den Willen der Bischöfe "priesterliche" Aufgaben übernehmen, am besten sollen  "Priester*innen werden. Die gegenteilige Lehre der Kirche weicht man von unten her auf: Man kann es zu Recht einen "Verrat an den Sakramenten" nennen. (...)

OR Nr. 11 vom 17.03.2023, S. 4
Kardinal Cantalamessa über die Rolle der Laien

Vatikanstadt. Bei der zweiten Fastenpredigt sprach der Prediger des Päpstlichen Hauses, Kardinal Raniero Cantalamessa, am 10.03.2023 über die Rolle der Laien in der Evangelisierung, die von besonderer Bedeutung sei. Wenn Paulus im Römerbrief von der "Erlösung durch Jesus Christus" spreche, heisse das in unsere heutige Sprache übersetzt, "dass die Evangelisierung nicht mit der Moral beginnt, sondern mit dem Kerygma (Verkündigung des Evangeliums). Paulus fordere nicht zu einer moralischen Erneuerung oder zur Rückkehr zum mosaischen (auf Moses zurückgehend) Gesetz auf, wie die alttestamentlichen Propheten, sondern zu einer "persönlichen Beziehung zu Jesus". Gerade Laien, die "mehr in das Gefüge des Lebens eingebettet sind", könnten dazu beitragen, diesen "Funken für die Person Jesu" in den Herzen der anderen zu entfachen: "In den meisten Fällen, die ich in meinem Leben erlebt habe, würde eine lebensverändernde Entdeckung Christi durch die Begegnung mit jemanden ausgelöst, der diese Gnade bereits erfahren hatte, durch die Teilnahme an einem Treffen, durch das Hören eines Zeugnisses", so der Kardinal. "Zum Trost und zur Erneuerung derjenigen, die institutionell im Bereich der Evangelisierung arbeiten, möche ich ihnen sagen, dass nicht alles von ihnen abhängt. Es hängt von ihnen ab, die Bedingungen zu schaffen, damit der Funke zündet und sich ausbreitet. Aber er zündet auf ganz unerwartete Weise und zu ganz unerwarteten Zeiten."

Lämmer, Segnung am 21. Januar

OR Nr. 4 vom 29.01.2010
Lämmersegnung am liturgischen Festtag der hl. Agnes

Papst Benedikt XVI. hat am 21. Januar 2010 zwei Lämmer gesegnet, aus deren Wolle das Pallium für die Metropoliten-Erzbischöfe gewebt wird. Die kleine Zeremonie in der Urban-Kapelle des Apostolischen Palastes erfolgte traditionsgemäss am liturgischen Festtag der heiligen Agnes, einer römischen Märtyrin aus dem 3. Jahrhundert Die Verbindung mit den Lämmern leitet sich von der Namensähnlichkeit mit dem lateinischen „agnus“ (Lamm) her.

OR Nr. 4 vom 28.01.2011
Antworten von Sr. Hanna Pomnianowska von der Ordensgemeinschaft der „Heiligen Familie von Nazareth“

Wie lange sorgt Ihre Gemeinschaft schon für die Vorbereitung der Lämmer?
Unsere Gründerin, die sel. Franciszka Siedliska, hat 1884 damit begonnen.

Was geschieht, wenn die Lämmer bei Ihnen ankommen?
Jedes Jahr am 20. Januar bringen uns die Trappisten von „Tre Fontane“ die beiden Lämmer. So bald sie angekommen sind, bringen wir sie in das oberste Stockwerk unseres Hauses, wo wir eine grosse Terrasse mit einer Waschküche haben. Sie können sich denken, dass die ganze Gemeinschaft an ihnen Freude hat, besonders die jüngeren Schwestern. Als erstes werden die Lämmer gewaschen. Wir stellen sie in einen Waschtrog und entfernen vorsichtig  den Schmutz mit Kinderseife. Auf diese Weise wird ihre Wolle strahlend weiss. Dann trocknen wir sie. Früher wurde das mit Tüchern gemacht. Jetzt mit einem Föhn. Wir achten sehr darauf, dass ihre Wolle nicht feucht bleibt, denn sie sind klein und könnten krank werden. Daher wird der Raum gut geheizt. Nach dem Trocknen kommen sie in eine mit Stroh ausgelegte Wanne, die mit Tüchern zugedeckt wird, damit sie sich nicht erkälten. Wir geben ihnen Heu zu fressen, und so sind sie bereit, die Nacht in der Waschküche zu verbringen.

Wie werden sie geschmückt?
An nächsten Morgen, dem Festtag der hl. Agnes, legen wir ihnen eine Art Umhang über den Rücken. Bei einem Lamm ist dieser rot, zum Gedenken an das Martyrium der Heiligen, beim anderen weiss, zum Gedenken an ihre Jungfräulichkeit. Auf beiden Umhängen befinden sich drei Buchstaben: auf einem „s.a.v.“ für „Sant’ Agnese vergine“ (heilige Jungfrau Agnes) und auf dem anderen „s.a.m.“, also „Sant’ Agnese martire“ (heilige Märtyrerin Agnes). Dann winden wir 2 Blumenkränze- einen roten und einen weissen – und setzen sie ihnen auf den Kopf. Wir schmücken auch ihre Ohren mit Schleifen. Nach dieser Art „Einkleidung“ kommt jedes der beiden Lämmer in einen Korb. Wir sind gezwungen, sie anzubinden, um zu verhindern, dass sie weglaufen. Einmal habe ich nämlich gesehen, wie ein Lamm aufsprang und vom Altar weglief. Damit sind die beiden Tiere fertig für die Zeremonie.

Was geschieht dann?
Gegen 9 Uhr morgens kommen einige Mitarbeiter der Lateranbasilika zu uns und bringen die beiden Lämmer nach Sant’ Agnese fuori le mura an der Via Nomentana. Dort angekommen, werden sie am Altar der Heiligen mit dem überlieferten Ritus gesegnet. Nach Beendigung der Zeremonie in der Basilika Sant’ Agnese fahren einige „Sediari Pontifici“ die beiden Lämmer mit einem Kleintransporter in den Apostolischen Palast, wo sie zum Papst gebracht werden.

Ist Ihre Gemeinschaft auch beim Ritus im Vatikan anwesend?
Zwei unserer Mitschwestern – gewöhnlich feiern sie das Jubiläum ihrer Ordensprofess – bekommen Einlass in die Kapelle „Urban VIII.“ (1623-44), wo sie in Anwesenheit des Papstes persönlich der Zeremonie beiwohnen.

OR Nr. 4 vom 27.01.2017, S. 3
Zwei Lämmer beim Papst

Papst Franziskus hat am Samstag, 21.01.2017, im Vatikan Besuch von 2 Lämmern bekommen. Die beiden Tiere wurden ihm zum Gedenktag der heiligen Agnes präsentiert. Aus der weissen Wolle der jungen Schafe wird traditionell das sogenannte Pallium, ein Schulterumhang für neue Erzbischöfe, gefertigt. Franziskus strich den Agnes-Lämmern in der Kapelle Urbans VIII. im Apostolischen Palast über ihr Fell und betrachtete sie lächelnd. Zuvor waren die Tiere in der römischen Kirche Sant’Agnese gesegnet worden.

Das Pallium ist eine weisse Wollstola mit aufgestickten schwarzen Kreuzen. Es wird vom Papst und den Erzbischöfen, die zugleich Leiter von Kirchenprovinzen sind, während der Liturgie über dem Messgewand getragen. Die neu ernannten Metropolitan-Erzbischöfe erhalten das Pallium traditionell am 29. Juni vom Papst, dem römischen Patronatsfest Peter und Paul.

Agnes ist eine römische Märtyrerin aus dem 3. Jahrhundert, die der Überlieferung nach als junges Mädchen während einer Christenverfolgung in Rom den Tod auf dem Scheiterhaufen fand. Die Verbindung mit den Lämmern leitet sich von der Namensähnlichkeit mit dem lateinischen Wort „agnus“ (Lamm) her. Die Herstellung der Pallien obliegt den Benediktinerinnen der Kirche Santa Cecilia im römischen Stadtteil Trastevere.

Landwirtschaft

https://visionlandwirtschaft.ch/de/
https://de.wikipedia.org/wiki/Landwirtschaft

OR Nr. 24 vom 18.06.2021, S. 3
Mehr Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft

Vatikanstadt. Der Papst hat erneut zu einer Wirtschaftsweise aufgerufen, die dem langfristigen Wohl von Mensch und Umwelt dient. Grundlegend für die Überwindung der Pandemie sei „eine auf den Menschen zugeschnittene Wirtschaft, die nicht nur dem Profit unterworfen ist“, so Franziskus in einer Grussbotschaft an die 42. Konferenz der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO, die vom 14. bis 18.06.2021 in Rom stattfindet. Adressiert ist das Schreiben an den Vorsitzenden der Videokonferenz, Polens Umweltminister Michal Kurtyka.

Für einen Neustart nach der Pandemie müsse noch viel mehr eine „Kultur der Fürsorge“ entwickelt werden, die „individualistischen und aggressiven Wegwerf-Tendenzen“ entgegentrete. In seinem Grusswort knüpft der Papst an seine Enzyklika Fratelli tutti an, mit der er im vergangenen Oktober Voraussetzungen für eine bessere Welt nach der Pandemie skizziert hatte. Insbesondere in Sachen Agrar- und Ernährungswirtschaft  fordert Franziskus mehr Unterstützung für bäuerliche Kleinbetriebe und ländliche Regionen.

Von der Politik erwartet der Papst gezielten Kampf gegen strukturelle Ursachen von Armut, Hunger und Ungerechtigkeit. 2020 habe die Zahl der Menschen, die von akuter Ernährungsunsicherheit bedroht sind, den höchsten Stand seit fünf Jahren erreicht. Das Problem könne sich weiter verschlechtern, so der Papst. Konflikte, extreme Wetterverhältnisse, Wirtschaftskrisen und die Pandemie seien für Millionen Menschen eine Ursache von Hunger und Hungersnot.

Die FAO-Konferenz ist oberstes Leitungsorgan der UN-Organisation. Ihr gehören Vertreter aller Mitgliedsländer an, die sich alle zwei Jahre treffen. Die Konferenz legt Politik, Programm und Aktivitäten der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisationen der Vereinten Nationen fest, genehmigt den Haushalt, prüft laufende Projekte und wählt den Generaldirektor. Seit zwei Jahren ist dies der chinesische Agrarwissenschafter und frühere Vize-Landwirtschaftsminister Qu Dongyu (57).

Lante, Villa in Rom

Villa Lante, Finnische Botschaft beim Hl. Stuhl

https://turismoroma.it/en/places/villa-lante-al-gianicolo
https://irfrome.org/en/villa-lante-4/

OR Nr. 37 vom 17.09.2010
Villa Lante: Sommer-Refugium unter dem Stern der Medici-Päpste

Der sommerlichen Hitze im Rom des 16. Jahrhundert und dem Mangel an kühlen Rückzugsorten verdankt eine der besterhaltenen römischen Renaissance-Villen ihre Entstehung, die heutige Villa Lante. Baldassarre Turini, Datarius (Das Amt der römischen Kurie zur Verleihung der dem Papst vorbehaltenen, aber nicht im Konsistorium verliehenen Pfründen.) Papst Leos X. (1513-21, Giovanni de’ Medici) und ursprünglich aus der toskanischen Kleinstadt Pescia stammend, beklagte sich 1514 in einem Brief über ebendiese Zustände in der Stadt und zog wenig später die Konsequenzen daraus: Er kaufte ein Grundstück auf dem damals vorstädtischen Hügel Gianicolo und liess ab 1518 dort sein privates sommerliches Refugium bauen.

Dass Turini (Jurist) ausgerechnet auf dem Gianicolo einige Hektar der damals zumeist für Weinbau und landwirtschaftlichen Gärten genutzten Fläche für seine Villa kaufte, ist aber wohl kein Zufall: Der Standort bietet neben einem traumhaften Blick über die Stadt einerseits, anderseits Blick zum Villenviertel an der Via della Lungara am Tiberufer und nicht zuletzt zum Vatikan und zu den Albaner-Bergen.

An der Stelle, an der die heutige Villa Lante steht, soll der sagenumwobene zweite römische König Numa Pompilius begraben liegen (715 – 672 v. Chr.). Er baute die Menschenopfer ab. Er legte den Januar/Februar an den Anfang des Jahres. Er verteilte das Ackerland unter die Bauern und schuf für Handel und Handwerk 12 Zünfte. Er hinterliess ein wohlgeordnetes Gemeindewesen.)  Da Pompilius nicht verbrannt werden wollte, wurde er im Sarkophag auf dem Gianicolo begraben. →Geschichte Italien – Kirche

Bau der Villa: Giulio Romano, Schüler Raffaels. Der Schüler wollte im Geiste Raffaels mit der Villa Lante ein Gesamtkunstwerk schaffen, in dem sich Architektur, Bildhauerei und Malerei zu einem stimmigen Bild vereinen, in einer Reminiszenz (Erinnerung) an die Antike. Turini nimmt nicht nur Bezug auf die römische Antike, vielmehr zeigt er seine Verehrung gegenüber den beiden Medici-Päpste Leo X. und Clemens VII. (1523-34), z. B. wird dargestellt, wie die Amtszeit Leos X. das Goldene Zeitalter nach Rom zurückbringt. Turini war mit ihm befreundet. Turini wohnte nicht in der Villa, er nutzte sie als Rückzugsort. Nach seinem Tod wich dieser intellektuelle Geist für mehrere Jahrhunderte. aus der Villa.

Geschichte:

  • Nachfolger Julio vermietet an den französischen Botschafter
    Georges d’Armagnac
  • 1551 Verkauf an die Familie Lante. Mehr als 250 Jahre in ihrer
    Hand.  Familie  aus Pisa.  Erweiterte den  Garten. Wenig
    Veränderungen. Haus behielt weitgehend ihr ursprüngliches
    Erscheinungsbild
  • Fam. Lante: Haus nicht als Wohnhaus. Sie residierte auf der
    Piazza St. Eustacchio.
  • Verkauf: 1817 an Camillo Filippo Borghese (mit Schwester von
    Napoleon verheiratet)
  • 1837 Verkauf an die Gründerin eines kath. Ordens, die Französin
    Madeleine Barrat, Sr. Magdalena: Mädchenheim: schulische
    Erziehung von Mädchen und jungen Frauen: Mädchenpensionat
  • 1887: Verkauf an den deutschen Archäologen Wolfgang Helbig.
    Seine Frau: die russische Prinzessin Nadine Schahawskoy.
    Nach 350 Jahren kehrte der Intellekt zurück.
  • Heute für nordische Kultur Finnlands: Institut Finnlands in Rom
    und die Finnische Botschaft beim Heiligen Stuhl (Botschafter zzt. in
    Bern, er vertritt dort auch die Schweiz. Stand Juli 2017)
  • 1950: Villa Lante geht an das Institut, das jeden Tag von 9 – 12
    zugänglich ist.

Neben den verschiedenen Fresken und Stuckarbeiten im Inneren des Gebäudes ist die Loggia ein Herz- und Prunkstück der Villa Lante.

OR Nrn. 30/31 vom 28. Juli 2017, S. 5, Bernhard Hülsebusch (…)
Der schönste Ausblick auf Rom – Die Villa Lante auf dem Gianicolo – ein Meisterwerk der Renaissance

Sie gehört zu den besterhaltenen Renaissance-Villen der Ewigen Stadt: Die von Giulio Romano entworfene Villa Lante. Eine Villa mit höchst bewegter Geschichte, die heute Sitz der finnischen Botschaft beim Heiligen Stuhl und des finnischen Kulturinstituts ist.

Das Anwesen befindet sich nahe dem 1895 geschaffenen imposanten Reiterdenkmal von Giuseppe Garibaldi – konkret: am sogenannten Spazierweg auf dem Gianicolo (Vatikanseite). Doch obschon dort reger Verkehr herrscht, weil zahlreiche Italiener das riesige Monument für ihren Nationalhelden sehen wollen, liegt die Villa Lante (die man Montag bis Freitag von 9 – 12 Uhr besichtigen kann) fast versteckt hinter Bäumen und Statuen.

Latein

https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/011197/2008-11-18/

Kath. Wochenzeitung Baden Nr. 11 vom 16. März 2012
Latein für Dummies

In der beliebten Serie „Für Dummies“ gibt es auch eine 350 Seiten starke Ausgabe zum Erlernen der lateinischen Sprache. Locker, gewitzt und doch genau:

Latein für Dummies, Hull, Clifford A./Perkins, Steven R./Barr, Tracy – übersetzt von Tina Kaufmann, 349 Seiten, Softcover, 10 Abb., Euro 20,50

Für Bestellungen aus der Schweiz, Deutschland und Österreich:
https://www.buch-schweiz@kath.net

OR Nr. 48 vom 30. November 2012, S. 3
Päpstliche Latein-Akademie hat ihre Arbeit aufgenommen

Vatikanstadt. Die neue Päpstliche Akademie zur Pflege der lateinischen Sprache hat ihre Arbeit aufgenommen. Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone überreichte ihrem Präsidenten Ivano Dionigi sowie einem Dutzend weiterer Mitglieder im Vatikan die Ernennungsurkunden. Dionigi ist Professor für lateinische Literatur und gegenwärtig Rektor der Universität Bologna. Sekretär der Einrichtung ist der italienische Salesianerpater Roberto Spataro. Die weiteren Mitglieder sind überwiegend italienische Altphilologen. Die Veranstaltung war über Twitter auch in lateinischer Sprache angekündigt worden: „Hodie una cum Ivano Dionigi novam aperiemus academiam pontificiam latinitatis“, schrieb Kardinal Gianfranco Ravasi, der Präsident des Päpstlichen Rats für die Kultur. Benedikt XVI. brachte seine guten Wünsche in einer Botschaft zum Ausdruck. Er hoffe, dass die Akademie eine „nutzbringende und fruchtbare Aktivität“ entfalte, um die lateinische Sprache zu fördern, heisst es in dem Schreiben, das von Kardinal Bertone verlesen wurde. Dieses kulturelle Erbe müsse an die kommenden Generationen weitergegeben werden. Der Papst hatte die Akademie am 10. November 2012 ins Leben gerufen. Sie soll nach seinem Willen dem Rückgang der Lateinkenntnisse unter Priestern und Gläubigen entgegenwirken.

OR Nr. 50 vom 12. Dezember 2014, S. 6
Latein ist doch keine tote Sprache: Der lateinische Twitter-Kanal von Papst Franziskus hat die Marke von 300’000 Nutzern überschritten. Damit haben die Tweets von @pontifex  in der Sprache Cäsars mehr Abonnenten als die deutsche (226’000) und die arabische Version (165’000).

Katholische Wochenzeitung Baden 23/2017 Juni, S. 14 (sys)
Zitat: „Latein war eine heilige Sprache, ein sakraler Vorgang“
von Peter von Matt, emeritierter Professor für Neuere Deutsche Literatur:

„Man hat gemeint, man wird attraktiv, wenn man das Lateinisch abschafft, aber man hat keine neue sakrale (den Gottesdienst betreffende) Sprache gefunden, sondern ein totes Deutsch. Wen störte das früher, dass man Latein nicht verstand? Das war eine heilige Sprache, ein sakraler Vorgang, den man partizipierte.

Als Ministrant sagte ich treu Messetexte auf wie „Ad Deum, qui laetificat juventutem meam“. Was das bedeutete, wusste ich nicht. Wenn mir jemand „Zu Gott, der meine Jugend erfreut hat“, übersetzt hat, sage mir das als Kind nichts. Aber das Ritual fand ich spannend, seine archaische (altertümliche) Wirkung, dieser verdichtete Sinn, der Geborgenheit vermittelte. Natürlich kann man nicht mehr zum Latein zurück. (Warum eigentlich nicht? Red. KWZ) Aber dass Spiritualität auch ein Problem der Sprache ist, sollte man begreifen.“

Kath. Wochenzeitung Baden 44/2021 November, S. 6, H. Brockhaus
Zehnte jährliche Pilgerfahrt zur traditionellen lateinischen Messe nach Rom

Die Zehnte jährliche Wallfahrt "Populus Summorum, Pontificum", die der Evangelisierung durch die Feier der traditionellen Messe (tridentinische) gewidmet ist, fand vom 29. bis 31. Oktober 2021 in Rom statt.

Rund 500 Priester, Seminaristen, Ordensleute und Laien nahmen an der internationalen Wallfahrt teil, zu der auch eine Eucharistische Prozession zum Vatikan gehörte, gefolgt von der Feier eines feierlichen Hochamtes  am Altar der Kathedra Petri in der Basilika "St. Peter". 

Die Wallfahrt bezweckt laut Website "ad Petri Sedem" ("zum Stuhl Petri"), "die Verbundenheit zu bezeugen, die zahlreiche Gläubige in der ganzen Welt mit der traditionellen Liturgie verbindet". Die Wallfahrt ist nach dem Apostolischen Schreiben "Summorum Pontificum" von Benedikt XVI. aus dem Jahre 2007 benannt, in dem das Recht der Priester anerkannt wurde, die Messe dem Römischen Messbuch von 1962 in Latein zu feiern. (...)

Im Juli 2021 gab Papst Franziskus ein Dokument über die traditionelle lateinische Messe namens "Traditionis custodes" heraus, in dem betont wird, dass es den Bischöfen obliege, zu entscheiden, ob sie die Feier der traditionellen lateinischen Messe in ihrer Diözese zulassen, und dass es Einschränkungen gibt, wo und von wem sie gefeiert werden kann.

Lateranbasilika S. Giovanni in Laterano in Rom

Öffnungszeiten S. Giovanni in Laterano:
Täglich von 07.00 bis 18.30 Uhr (ebenso S. Paolo fuori le mura)
S. Maria Maggiore: täglich von 07.00 bis 18.45

https://romtipps.de/san-giovanni-in-laterano.html
https://urlaub-rom.de/Sehenswuerdigkeiten/Christliches-Rom/Lateranbasilika.ph

9. November: Weihetag der  Basilika. Offizielle Bischofskirche  des Papstes.  Sie  trägt den Ehrentitel „Omnium urbis et orbis ecclesianum mater et caput“ – Mutter und Haupt aller Kirchen der Stadt Rom und des Erdkreises. Darum ist sie ranghöchste Papst-Basilika. Ihr voller Name lautet: Erzbasilika des Allerheiligsten Erlösers, des Heiligen Johannes des Täufers und des Heiligen Johannes des Evangelisten am Lateran.

OR vom 20.11.2009
Die Lateranbasilika hat eine neue Homepage: www.vatican.va, dann ein Link zu Informationen über Geschichte und Archäologie, Kunstschätze und aktuelle Veranstaltungen der Basilika. Unter anderem können Besucher auch einen virtuellen Rundgang durch die Kirche, das Baptisterium und den prachtvollen Kreuzgang aus dem 13. Jahrhundert unternehmen (zzt. nur auf Italienisch).

Prof. Dr. Hans Küng, Ist die Kirche noch zu retten? S. 69
Die Gräber der beiden Hauptapostel Petrus und Paulus sind der ausschlaggebende Grund für eine bestimmte Vorrangstellung der Kirche Roms. Doch deswegen ist Rom keineswegs „die Mutter aller Kirchen“, wie noch heute die pompöse Aufschrift auf der Lateranbasilika, der ursprünglichen römischen Bischofskirche, suggeriert: „Caput et mater omnium ecclesiarum urbis und orbis – Haupt und Mutter aller Kirchen der Stadt und des Erdkreises“? Nein, Haupt und Muttergemeinde der ersten Christenheit ist unbestritten nicht Rom, sondern Jerusalem. Und apostolische Gründungen sind völlig unabhängig von Rom verschiedene Kirchen des Ostens wie: Antiochien, Ephesus, Thessaloniki, Korinth … Darauf legen diese Kirchen bis heute Gewicht.

OR Nr. 11 vom 19.03.2021, S. 3
Vatikanstadt/Rom. Der Lateranpalast in Rom, früherer Sitz der Päpste, soll künftig für kulturelle Zwecke genutzt werden. Eine entsprechende Anweisung erteilte Papst Franziskus am Dienstag, 16.03.2021, seinem für die Diözese Rom zuständigen Kardinalvikar Angelo De Donatis. Er fühle sich verpflichtet, das ihm als Bischof von Rom anvertraute künstlerische Erbe zugänglich zu machen, so der Papst. Zu diesem Zweck werden der Lateranpalast sowie die übrigen zum Ensemble zählenden Gebäude für „museale und kulturelle Aktivitäten“ zur Verfügung gestellt. Die genaue Ausgestaltung obliege De Donaits in seiner Eigenschaft als Kardinalvikar der Diözese Rom (→Ae-Az, Anticamera). Der Laterankomplex samt der Päpstlichen Basilika St. Johann im Lateran zählt zu den →exterritorialen Besitzungen des Heiligen Stuhles. Zurzeit sind dort Verwaltungsbüros der Diözese Rom untergebracht.

OR Nr. 50 vom 17.12.2021, S. 2, Alexander Pitz
Ein neues Kapitel für den Lateranpalast
Das Haus des Bischofs von Rom öffnet Besuchern seine Pforten

Trotz der Mühsal seines Amtes nimmt sich Papst Franziskus immer wieder Zeit für schöngeistige Projekte. Vor einigen Wochen schlug er mit der Eröffnung einer modernen Ausstellung in der Vatikanischen Bibliothek ein "neues Kapitel" auf. Nun macht er den altehrwürdigen Lateranpalast im Südosten Roms als Museum für die Öffentlichkeit zugänglich.

Seit Montag, 13.12.2021, bietet das "Haus des Bischofs von Rom" Führungen für Gruppen von bis zu 30 Personen an. Für die Organisation zuständig sind die Missionarinnen von der Göttlichen Offenbarung. Sie koordinieren in der Ewigen Stadt seit Jahen Kunst- und Pilgerreisen. 

Seit Mitte Dezember 2021 können 10 Säle sowie die päpstlichen Gemächer mit Privatkapelle von Besuchergruppen besichtigt werden. (...)

https://de.wikipedia.org/wiki/Lateranbasilika

Lateranvertrag vom 11.02.1929

https://verfassungen.eu/va/lateranvertrag1929.htm
https://de.wikipedia.org/wiki/Lateranverträge
https://swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/aexavarticle-swr-58982.html  (mit Video)
https://alamy.de/fotos-bilder/vertrag-des-lateran.html?sortBy-relevant  (mit Bildern)

Abschluss zwischen dem „Vatikan“ (Kardinalstaatssekretär Pietro Gasparri unter Pius XI. Ratti) und Italien (Ministerpräsident Benito Mussolini), abgeschlossen im Lateranpalast:

Gelöst wurde damit die Römische Frage nach der völkerrechtlichen Basis der kath. Kirche und damit eng verbunden, die Frage nach dem Verhältnis von Kirche und Staat in Italien.

Territoriale Geschichte der Kirche unter →Kirchenstaat, seine Geschichte (Register). Hier findet man die Römische Frage, die Entstehung des Staates der Vatikanstadt und die Beschreibung des Tages der Ratifizierung vom 7. Juni 1929 bei Kardinal Gasparri im Staatssekretariat mit Mussolini zusammen. Hier überbrachte der damalige Finanzminister Mosconi die Abfindung (Apanage), nämlich:

  1. 750 Millionen Lire mit Check (damaliger Tageskurs gemäss Schweizer Nationalbank Bern:100 Lire = SFr. 27.1825; d. h., 750 Millionen Lire ergaben damals: SFr. 203’868’750.00)
  1. Eine Urkunde für 1 Milliarde italienische 5-%-Staatstitel  (damaliger Wert SFr. 271’825’000.00)
  2. Ganze Abfindungssumme (Lire 1,750 Milliarden, Apanage)  an den Vatikan,  damals umgerechnet in SFr.: 475’693’750.00 oder zwischen 80 bis 90 Millionen Golddollars, damals ein grosses Vermögen

Durch Geschick des ersten Direktors Bernardino Nogara vermehrte sich das Ursprungsvermögen im Jahre 1952 auf 11,5 Milliarden Dollar; es war der zweitgrösste Staatsschatz nach den USA. Nach Agostini/Radio SRF1 vom 27.12.2016: 13 Milliarden CHF.

Nach der Fernsehsendung SRF Eco vom 05.06.2015: Ganze Abfindungssumme damals: 18 Milliarden Schweizerfranken.

Der lange Tisch, auf dem die Verträge zum Abschluss kamen, steht im Museum des Laterans. Hier überreichte Advokat Francesco Pacelli (Bruder des späteren Pius XII. Pacelli) den 16-seitigen „Trattato fra la Santa Sede e L’Italia“ zuerst an Gasparri und dann an Mussolini. Dieser Vertrag hat 27 Artikel. Einen Tag später wehten über ganz Rom die weissgelben Flaggen des neugegründeten Kirchenstaates einträchtig neben dem Grün/weiss/rot Italiens. 40’000 Gläubige drängten sich zur Messe in den Petersdom, auf dem Petersplatz warteten die Massen bei strömendem Regen auf den Segen des Papstes, der zum ersten Mal seit 59 Jahren kein „Gefangener des Vatikans“ mehr war, sondern der Souverän einer kleinen aber unabhängigen Macht, des „Stato della Città del Vaticano“, des Staates der Vatikanstadt. Mussolini würdigte das Ereignis auf seine ganz eigene Weise. Er liess als Symbol für die Versöhnung eine neue Brücke über den Tiber bauen (Ponte Giacomo Matteotti?, früher: Ponte del Littorio [Rutenbündel, Markenzeichen des Faschismus]. Matteotti deshalb, weil dieser Politiker hier entführt wurde)  und ganze Häuserblöcke niederreissen, um den Vatikan durch eine breite Prachtsstrasse, die Villa della →Conciliazione (Strasse der Versöhnung), mit seiner Hauptstadt zu verbinden.

18.02.1984: Revision des Konkordates: Kardinalstaatsekretär Agostino Casaroli und Ministerpräsident Bettino Craxi unterschreiben das neue Konkordat, z. B. ist die kath. Religion in Italien nicht mehr Staatsreligion.

→Kirche, ihre territoriale Geschichte (Ablauf der Ratifizierung)
→Film(othek): Die ersten Filmaufnahmen im Vatikan, z. B. mit Leo XIII., 1896, Lateranvertrag, 11. Februar 1929 usw.

Lateranvertrag: Papst Pius XI. Ratti wollte bei Mussolini das Geldstück und das Brötchen. Er verlangte einen direkten Zugang zum Mittelmeer und zum ganzen Park „Villa Doria Pamphili“ mit Zugang über den Park „Abamelek“ (beide Parks hier auf der Karte unten links). Ebenso die Forderung, den Friedhof Campo Santo und  den Palast der Glaubenskongregation einzuverleiben. Mussolini ging auf keinen Wunsch ein.

→Grenzlegung des Vatikanstaates“
→Film(othek): Video Lateranvertrags-Untzerzeichnung

Kath. Wochenzeitung  Baden Nr. 16 vom 22.04.2011 (kurz vor der Seligsprechung J.P. II)
Verlust des Kirchenstaates „ein riesiger Segen“ für die Kirche

Papstbiograph George Weigel: Papst Johannes Paul II. bewies die Effektivität der moralischen Waffen, welche Leo XIII. anfing zu entwickeln, bei ihrem Einsatz gegen den Kommunismus.

„Ein riesiger Segen für die Katholische Kirche“. So bezeichnete der amerikanische Papstbiograph George Weigel im Zusammenhang mit den Feiern zum 150jährigen Bestehen des Staates Italien den Verlust den Kirchenstaate im Jahr 1870.

Schlüsselfigur der nachfolgenden Entwicklung war laut Weigels Kommentar, der in der „National Review Online“ veröffentlicht wurde, Papst Leo XIII. (1878-1903). „Statt sich wie ein verdriesslicher, enteigneter, italienischer Kleinadliger zu benehmen, hat er die Moderne auf seine eigene markante Art in den Dienst genommen. Damit hat er das Fundament gelegt für neue Weisen, das Papstamt auszuüben. Er durchdachte die Herausforderungen der politischen Moderne und des modernen säkularen Staates in einer Reihe von Enzykliken. Auch wenn der literarische Stil dieser Enzykliken eher zum Hockbarock tendiert, sind es die Gedanken des Papstes wegen ihrer Treffsicherheit doch wert, dass man sie auch heutzutage durchackert.“

Ohne den Verlust des Kirchenstaates und die dadurch ausgelösten Weichenstellungen durch Leo XIII. hätte man wohl nicht die Leistungen von Papst Johannes Paul II. gesehen, „der Schlüsselfigur des Zusammenbruchs des Europäischen Kommunismus“, folgerte Weigel.

„Johannes Paul II. hat die moralischen Waffen angewendet, welche Leo anfing zu entwickeln, und bewies beim Zur-Strecke-bringen einer der grössten Tyranneien der menschlichen Geschichte ihre einzigartige Effektivität.  Der Sieg der Freiheit über den Kommunismus hat natürlich viele Urheber. Doch die Historiker des Kalten Krieges urteilen, dass das Schlüsselmoment des Dramas, welches in die Revolution von 1989 mündete, in jener ersten Pilgerreise von Johannes Paul II. in seine polnische Heimat im Juni 1979 war. Und dies wurde zu einem nicht kleinen Teil möglich durch den Sieg italienischer Säkularisten über Pius IX. in den Jahren 1861 bis 1870“.

→Nuzzi G., Erbsünde, 2018, S. 40
Die tatsächlichen Besitzverhältnisse gehen aus den Lateranverträgen hervor, die am 11. Februar 1929 vom italienischen Staat und dem Vatikan unterzeichnet und am 7. Juni 1929 im „Acta Apostolicae Sedis“ veröffentlicht wurden.  In Artikel 16 heisst es: „Die in den drei vorausgehenden Artikeln genannten Immobilien sowie die als Sitze der folgenden päpstlichen Anstalten dienenden: Gregorianische Universität, Bibelinstitut, Orientalisches, Archäologisches Institut, Russisches Seminar, Lombardisches Kolleg, die beiden Paläste von St. Apollinare und das Exerzitienhaus für den Klerus von St. Johann und Paul werden nie Beschränkungen oder Enteignungen aus Gründen des öffentlichen Nutzes unterworfen werden, ausser nach vorheriger Übereinkunft mit dem Heiligen Stuhle. Auch sind sie von ordentlichen wie ausserordentlichen Abgaben an den Staat wie an irgendeine andere Stelle frei. Es steht in der Befugnis des Heiligen Stuhles, allen in diesem und den drei vorausgehenden Artikeln genannten Immobilien die Gestalt zu geben, die er für gut befindet, ohne dass es einer Ermächtigung oder Zustimmung der italienischen Regierungs-, Provinz- oder Gemeindebehörden bedarf, die in diesem Punkte sicher auf die edlen künstlerischen Überlieferungen rechnen können, deren sich die Katholische Kirche rühmt.“ (…)

→Startseite, Schweizergarde, Erweiterte Themen: Geschichte der
    Schweizergarde (mit Bild der Unterzeichnung)

Laudato si‘ (Gelobt seist Du), "Laudate Deum"

Leben und arbeiten in der Monarchie „Vatikan“

https://deutschlandfunk.de/alltag-im-kirchenstaat-die-kleine-welt-des-vatikan-100.html
https://katholisch.de/artikel/26522-wie-der-vatikan-sein-personal-auswaehlt
https://paterberndhagenkord.blog/vatikan-arbeit-petersdom-radio-vatikan-rom/
https://katholisch.de/artikel/26022-mit-dem-papst-als-vermieter-wohnen-mit-blick-auf-den-petersdom
https://vaticannews.va/de/vatikan/news/2020-03/vatikan-frauen-angestellte-fuehrung-statistik-franziskus.html
https://katholisch.de/artikel/283-der-kleinste-staat-der-welt
https://tagesanzeiger.ch/die-karriere-frau-im-vatikan848237619545

Leben und arbeiten in einem Hofstaat. Dieses Thema erscheint in:

→Kurie, das Leben an der Kurie
→Papstwohnung
→Päpstliche Wohngemeinschaft
→Telefonbuch Vatikan
→Korrespondenzstil im Vatikan
→Nuzzi

Prof. Dr. Hans Küng in der bz Basellandschaftliche Zeitung vom 24.09.2007
Viele Amtsträger der Kirche sind blind dafür, dass sie im Widerspruch zum Evangelium handeln. Man kümmert sich – und das gerade im Vatikan – vorwiegend um Fragen der Macht und der Durchsetzung bestimmter dogmatischer und disziplinärer Vorschriften, aber wenig darum, was Jesus täte, wenn er zurückkäme.

Autokennzeichen des Vatikanstaates:

SCV     Stato della Città del Vaticano

Andere Übersetzung, aber nicht aus dem Vatikan:

SCV   SChristo lo Vedesse
          Wenn Christus das sehen würde … 
          VCacciarebbe Subito
          Er würde euch sofort fortjagen.

Arbeitszeit: 6 x 6 Stunden die Woche als Normalfall (mindestens für die Priester). Laien könnten sich so organisieren, dass der Samstag frei ist. Überstunden beim Priester werden nicht ausbezahlt. Er muss sie voranmelden.

Die meisten Schwarzarbeiter kommen aus dem Vatikan: Priester in Schwarz und tatsächliche Schwarzarbeiter. Der italienische Staat z. B. verliert wegen Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung über 150 Milliarden Euro im Jahr (Stand 2012, BaZ).

→National-Feiertag

John Cornwell, Wie ein Dieb in der Nacht, Seite 381
Während der Wochen, in denen ich mit Dutzenden von Vatikanbeamten sprach (WA: Tod von Johannes Paul I. 1978 Albino Luciani) habe ich festgestellt, dass die gesundheitlichen wie arbeitsbezogenen Schwierigkeiten von Johannes Paul I. in den vier Wochen seiner Herrschaft allgemein bekannt waren. Don Diego Lorenzi (Privatsekretär dieses Papstes) erklärte mir: „Der Vatikan existiert nicht. Die Leute wissen nicht, was sie meinen, wenn sie vom ‚Vatikan’ sprechen.“ Und doch verbreitet sich jede Information, jedes Gerücht oder Geschwätz unglaublich schnell in den Fluren und Büros des Stadtstaates. Als Gesamtheit, als aussergewöhnlich auf sich selbst bezogene Gemeinschaft ist der Vatikan existent. Insassen haben den Vatikan mir gegenüber beschrieben als „Goldfischglas“, „ein Dorf von Waschweibern“, einen „Eunuchenpalast“ (Eunuche: griechischer ’Betthüter’, verschnittener [zeugungsunfähiger] Mann, im Orient Haremswächter). Der ganze Vatikan, so wurde mir berichtet, „wabert (sich und her bewegen, flackern) geradezu in brillant bösartigem Klatsch“. Gleichzeitig ist niemand verantwortlich. Es herrscht durchgehend eine Atmosphäre von Kleinmütigkeit, eine Scheu, Dinge offen beim Namen zu nennen und Verantwortung zu übernehmen, geistige Niederträchtigkeit. Alle hier machen die grössten Anstrengungen, den Eindruck zu erwecken, dass sie ihre Aufgabe ordnungsgemäss erfüllen. Den schwarzen Peter weitergeben, ist im Vatikan ein beliebter Zeitvertreib.

Ich habe keine Hinweise dafür gefunden, dass der heutige Vatikan vereinzelt oder in Klüngeln Mörder, Schurken und Ganoven beherbergt. Andererseits bin ich gelegentlich auf Spuren von heiligmässigen Männern und Menschen des Gebetes gestossen. Ihre ebenfalls vorhandenen Mängel und Schwächen fallen unter die „lässlichen“ Unvollkommenheiten. Ihre Verbrechen sind nicht „Mord“, “Raub“, „Betrug“. Es sind vielmehr „Doppeldeutigkeit“, „sparsamer Umgang mit der Wahrheit“, „geistiger Vorbehalt“, „kleinlicher Ehrgeiz“, „Verzagtheit“, „Bösartigkeit“, „Zynismus“ (auf grausame, beleidigende Weise spöttisch), ein auffallender Mangel an „Güte“ und allgemeiner „Nächstenliebe“.

Während ich durch die Piazzas, Cortiles und Korridore des Vatikans ging, kam ich mir manchmal wirklich wie an Bord eines schwimmenden Palastes vor, der vom Festland des Lebens entfernt dahintrieb. Dieses Gefühl einer anderen Welt wurde noch verstärkt durch die offensichtlich vorrangige Beschäftigung mit Ritualen und religiösen Äusserlichkeiten, kasuistisch (Kasuistik: Lehre von der Anwendung sittlicher und religiöser Normen auf den Einzelfall) legalistischem (übertrieben legalem/gesetzesmässigem) Denken, dem Tragen von Roben und dem Gebrauch von altmodischen Titeln – Exzellenz, Eminenz, Euer Gnaden – Zeichen einer geistigen Trennung zwischen einer durch und durch institutionalisierten Religion und der ‚äusseren Welt’.

Lehnert, Sr. Pascalina M., Papsthaushälterin

Haushälterin und Sekretärin von Eugenio Pacelli, Pius XII.

https://www.g-geschichte.de/plus/la-papessa
https://merkur.de/politik/frau-hinter-papst-327584.html

→Pascalina

Leihmutterschaft

https://unilu.ch/forschung/aktivitaeten/fokus-forschung/leihmutterschaft-im-deutschsprachigen-raum/
https://de.wikipedia.org/wiki/Leihmutter

Kath. Wochenzeitung Baden 28/2023 Juli, S. 13, H. Hürzeler
Leihmutterschaft - Deklaration von Casablanca

Am 03.03.2023 wurde das Thema "Leihmutterschaft" meines Wissens zum ersten Mal ausführlich und auf internationaler Ebene behandelt. Zu diesem Thema gibt es zwar von verschiedener Seite etliche Bedenken, aber auch Wünsche nach Förderung im Hinblick auf immer mehr Paare, die entweder als Mann und/oder Frau steril sind, aber auch die Wünsche nach einem Kind von gleichgeschlechtlichen Paaren. Und vor einiger Zeit war in den Medien die Rede von Kindern, die in der Ukraine wegen des Kriegs nicht mehr abgeholt werden konnten. Für französische Lebensschützer war es damit höchste Zeit, konkret und hoffentlich nicht nur medienwirksam, Aktionen zu starten, sondern ganz klar international Position zu beziehen. Sie arbeiteten unter der Bezeichnung "Erklärung von Casablanca" an einer weltweiten Abschaffung der Leihmutterschaft. 

Am Anfang der Erklärung von Casablanca standen Experten: Forscher und Praktiker, hauptsächlich Juristen, Ärzte und Psychologen, die sich seit langem mit dem Thema Leihmutterschaft und ihren Auswirkungen auf die Menschen und die Gesellschaft beschäftigen. (...)

Leonische Mauer

Teil der Leonischen Mauer im Vatikan: Sie ist zwischen dem Direktionsgebäude von Radio Vatikan  und dem Johannesturm gelegen (Richtung Grotte).
https://de.wikipedia.org/wiki/Leoninische_Mauer

Lefebvre Marcel, Erzbischof

→Piusbruderschaft (mit Protokoll der  Sitzung von Lefebvres mit Paul VI.)

https://www.katholisch.de/artikel/29215-marcel-lefebvre-rebell-gegen-die-moderne

Liturgie

https://de.wikipedia.org/wiki/Römischer_Ritus

OR Nr. 46 vom 18.11.2016, S. 2
Keine Rücknahme der Liturgiereform

Papst Franziskus hat einer teilweisen Rücknahme der Liturgiereform erneut eine Absage erteilt. Es sei ein „Irrtum, von einer ‚Reform der Reform‘ zu sprechen“, sagte er in einem vor kurzem veröffentlichten Interview mit der Jesuitenzeitschrift „Civiltà Cattolica“. Er bekräftigte zugleich, dass die Feier der Messe nach dem vorkonziliaren Messbuch von 1962 eine Ausnahme bleibe. Man müsse das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) und sein Dokument zur Liturgie „Sacrosanctum concilium“ ihrem Sinn nach in die Praxis umsetzen, so der Papst.

Sein Vorgänger Benedikt XVI. habe „eine richtige und grosszügige Geste vollzogen“, sagte Franziskus mit Blick auf dessen Wiederzulassung der Alten Messe als „ausserordentlicher Form“ des römischen Ritus im Jahre 2007. Mit seiner Entscheidung sei Benedikt XVI. „einer bestimmten Mentalität verschiedener Gruppen und Einzelpersonen“ entgegengekommen, „die nostalgisch waren und sich entfernt hatten“. Dies bleibe jedoch die Ausnahme. „Deswegen sprechen wir ja auch von der ausserordentlichen Form des Ritus. Das ist nicht die ordentliche Form“, sagte Franziskus im Interview mit dem italienischen Jesuiten Antonio Spadaro.

Das Papstinterview mit dem Chefredakteur der italienischen Jesuitenzeitschrift „Civiltà Cattolica“ ist Teil des neuen 1000-Seiten-Bandes „Nei tuoi occhi è la mia parola“ (Dein Wort ist in meinen Augen; Verlag Rizzoli). Es umfasst zum grössten Teil Predigten, die der heutige Papst als Erzbischof von Buenos Aires gehalten hatte.

Das Buch, das seit 11. November 2016 im Handel ist, wurde am Tag zuvor im Vatikan von P. Spadaro, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, dem neuen Generaloberen der Jesuiten, Pater Arturo Sosa sowie dem ehemaligen Pressesprecher des Papstes, Jesuitenpater Federico Lombardi, vorgestellt.

OR Nr. 32/33 vom 09.08.2019, S. 10
50 Jahre neues Römisches Messbuch; Paul VI. und die Liturgie

Von Pater Corrado Maggioni SMM, Sekretär der Kongregation für den Gottesdienst und die  Sakramentenordnung.

Die Lehre Papst Pauls VI. im liturgischen Bereich lässt sich so zusammenfassen: Er hat die Liturgiereform gewollt, geleitet, erläutert, verteidigt und gefördert, um die Kirche zu reformieren. Denn durch das liturgische Handeln erfährt die Kirche die verklärende Begegnung mit Christus, durch Christus und in Christus. Ohne den Anspruch, alle Aspekte abzudecken, wollen wir im Folgenden (WA: nur die Abschnittstitel) einige bedeutende von ihnen in Erinnerung rufen:

–  Die Gegenwartssprache als „Stimme der betenden Kirche“
–  Die Teilnahme des Gottesvolkes
–  Die päpstliche Liturgiereform
–  Die Marienverehrung

OR Nr. 34 vom 27.08.2021, S. 3
Leitlinien für die liturgische Pastoral

Vatikanstadt. Zu einer "nachhaltigen Wiederbelebung der liturgischen Ausbildung des Volkes Gottes hat Papst Franziskus die Kirche in Italien aufgefordert. Die Einschränkungen bei Gottesdiensten während der Pandemie hätten die schon vorher bestehende Negativtendenz bei Gottesdienstbesuchern verstärkt, heisst es in einer am Montag, 23.08.2021, veröffentlichten Botschaft des Papstes an einen Liturgiekongress in Cremona. Franziskus hoffe, dass die "Nationale Liturgische Woche" dank der von ihr angestossenen Impulse "einige Leitlinien liturgischer Pastoral aufzeigen und vorschlagen kann", heisst es in dem von Kardinalstaatsekretär Pietro Parolin unterzeichneten Schreiben. Diese sollten auch den Pfarreien angeboten werden, "damit der Sonntag die eucharistische Versammlung, liturgische Dienste und den Ritus aus der Marginalität (Existenz am Rande einer sozialen Gruppe) herauskommen, in die sie unaufhaltsam zu fallen scheinen". Die Veröffentlichung der dritten Ausgabe des Messbuches in italienischer Sprache Ende 2020 sowie dazu gehörende Begleitangebote seien ein gutes Zeichen für eine liturgische Wiederbelebung angesichts epochaler Umbrüche in Kirche und Gesellschaft.

Die 71. Nationale Liturgische Woche fand vom 23. bis 26. August 2021 in Cremona statt. Sie stand unter dem Motto "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind. Gemeinschaft, Liturgien und Territorien".

Kath. Wochenzeitung Baden 3/2023 Januar, S. 12
Liturgie nicht zum Experimentierfeld persönlicher Vorhaben machen

Schweizer Bischöfe Bonnemain, Büchel und Gmür warnen im Brief als "Zeichen der Einheit, die Liturgie nicht zum Experimentierfeld persönlicher Vorhaben zu machen".

(...) Allen, die sich vertieft damit auseinandersetzen möchten, empfehlen die Bischöfe die Lektüre des Schreibens "Desiderio desideravi" von Papst Franziskus, wie das Infoportal  "Vatican News" berichtete. (...)

Loggia, die 3. Loggia rund um den Damasushof

https://vaticannews.va/de/papst-franziskus/papstaudienz/2020-09/generalaudienz-2-september-2020-damasushof-video.html (Standbild: Damasushof, umrahmt von den 3 Loggien)
https://gettyimages.ch/fotos/raphael-loggia

Die nachstehende Zeichnung zeigt rechts den Papstpalast mit Innenhof, dann den Durchgang zum Damasuspalast mit Innenhof (links), alles belegt vom Staatssekretariat. Der Papstpalast zeigt den 4. Stock (Papstwohnung), d. h., die ganze Zeichnung hält rund um den Damasushof das Stockwerk der 3. Loggia fest.

Die Papstwohnung ist reich an Räumen. An der vorderen Ecke rechts befindet sich das Schlafzimmer des Papstes, gleich daneben links sein Büro und weiter die Büroräume des Sekretärs. Der wachhabende Schweizergardist befindet sich vor dem grossen Konferenzraum auf der linken Seite des Palastes.

→Päpstliche Wohngemeinschaft         
→Papstwohnung

Löhne des himmlischen Bodenpersonals

Alexander Smoltczyk, S. 91
Lohn eines Sekretärs einer Kongregation im Range eines Erzbischofs: 3’500 Euro netto im Monat (Stand 2005).

AS, S. 96
Lohn eines normalen Kurialen Euro 2’000/Monat, minus Euro 1’000 für Kost und Logis in Santa Marta.

AS, S. 261
Wer im Vatikan auf der Lohnliste steht, ist laut Lateranverträgen von aller Steuerlast befreit.

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 18.01.2014, S. 35, SZR
Bischof Felix Gmür arbeitet nicht für Gotteslohn

Bischofs-Gehalt. Der Vorsteher des Bistums Basel, Bischof Felix Gmür, bezieht ein Jahresgehalt von CHF 170’000.00. Das haben Recherchen der „Neuen Luzerner Zeitung (NLZ) ergeben. Er verdient damit um einiges mehr als sein Kollege im Bistum Chur: Vitus Huonder erhält pro Jahr CHF 95’000.000. Die Kommunikationsverantwortliche des Bistums Basel, Adrienne Suvada, erklärt diese Lohndifferenz gegenüber der „NLZ“ mit der unterschiedlichen Grösse der Bistümer.  Das Bistum Basel sei das grösste in der Schweiz und deshalb seien auch der Aufwand und die Verantwortung höher. Es gebe zudem keine Lohnliste, die schweizweit gelte. Im Vergleich zu anderen Branchen oder Bistümern im nahen Ausland, so Suvada, sei der Lohn von Bischof Gmür sogar eher gering. – Aufgegriffen hat das Thema der Löhne hoher Kirchenfunktionäre jüngst der „SonntagsBlick“ in einem Interview mit Kardinal Koch. Über CHF 200’000.00 pro Jahr können demnach kirchliche Würdenträger verdienen, was Kurt Koch kritisiert. Für Giuseppe Gracia, Medienbeauftragten des Bistums Chur, ist ein solcher Lohn nicht mit der Botschaft der Kirche kompatibel.

→Krankenkasse  
→Pension

Katholische Wochenzeitung Baden Nr. 23/2004 Juni, S. 3
Ein Bischof in Italien verdient 1’300 Euro

Der Vorsitzende der italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Angelo Bagnasco, hat Forderungen, die Kirche des Landes müsse bescheidener werden, zurückgewiesen. „Wissen Sie, was ein Bischof verdient? 1’300 Euro (umgerechnet knapp Sfr. 1’600)“, so Bagnasco in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung „Corriere della Sera“ (Samstag, 10. Mai). Das Gehalt der italienischen Geistlichen sei zudem seit 6 Jahren nicht mehr erhöht worden, ohne dass sich jemand darüber beschwert habe. „Wir können sagen, dass wir unsere Ausgaben schon überprüft haben“, so der Kardinal. Bagnasco antwortete auf eine Frage nach der Immobiliensteuer für Gebäude in kirchlichem Eigentum. In der Vergangenheit waren Vorwürfe erhoben worden, die Kirche bezahle in einigen Fällen keine Immobiliensteuer, obwohl das betreffende Gebäude hauptsächlich kommerziell genutzt werde. Daraufhin wurden die rechtlichen Vorschriften präzisiert. Die Kirche bezahle ihre Immobiliensteuer und habe dies schon immer getan, versicherte Bagnasco. Die unklaren Punkte seien mit dem italienischen Staat geklärt worden.

OR Nr. 15 vom 10.04.2015, S. 3
Vatikan und Italien unterzeichnen Steuerabkommen (…)

Personen und Institutionen mit offiziellen Wohnsitz in Italien, die ein Konto bei der Vatikanbank IOR unterhalten oder sonstige Finanzgeschäfte über den Heiligen Stuhl abwickeln, unterliegen neu einem Steuerabkommen vom 01.04.2015. Der Vatikan gibt  Informationen über solche Tätigkeiten an Italien weiter. Dies gilt nicht für die Löhne und Gehälter von Vatikan-Angestellten mit italienischer Staatsangehörigkeit; sie unterliegen weiterhin nicht der italienischen Steuerpflicht.

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 04.07.2020, S. 8 Ausland, D. Straub, Rom
(…) Der wichtigste Kostenfaktor des Kirchenstaates bleibt das Personal (→Angestellte) mit 45 % der Ausgaben. Weitere 15 % fliessen in die Kommunikation: Mehr als 500 Angestellte sorgen dafür, dass das Wort des Papstes in 36 Sprachen (→Radio Vatikan, →Zeitung) in aller Welt verbreitet wird.

Frédéric Martel, Sodom, 2019, S. 330
Das Monatsgehalt eines Priesters beläuft sich in der Regel im Vatikan um 1’000  bis 1’500 Euro/Monat plus Kost und Logis.

NZZ Neue Zürcher Zeitung vom 11.12.2023, Luzi Bernet, Davis Signer
(...) Das monatliche Kardinalsgehalt im Vatikan bewegt sich zwischen Euro 5'000 und 6'000.

→Löhne der Schweizergardisten: Sch, Schweizergarde (WA: März 2020, Lohn der Gardisten)

L’Osservatore Romano, Vatikanische Tageszeitung

Lourdes-Grotte in den Vatikanischen Gärten

Nachbildung der Grotte von Lourdes (Massabielle), in der die Muttergottes im Jahre 1858 vor Mädchen Bernadette Soubirous erschien. Der Bischof von Tarbes, in dessen Bistum Lourdes liegt, hat die Grotte  Papst Leo XIII. (1878 – 1903) zum Geschenk gemacht. Über der Grotte sind Papst und Stifter in Mosaik porträtiert. Der Originalaltar aus der Grotte ist eine Gabe an Johannes XXIII. – Anlässlich der Einweihung der Grotte durch Pius X. (Giuseppe Sarto, 1903-1914) am 28. März 1905 trat zum letzten Mal ein berittenes Pikett der Nobelgarde in Erscheinung.

Alexander Smoltczyk, Vatikanistan, S. 126
Auf der Kuppe des vatikanischen Hügels erhebt sich überraschend eine Grotte. Genauer, ein dreidimensionales Simulacrum namens Lourdes-Grotte, wo die Päpste mit Vorliebe ihre nachmittägliche Andacht halten. Die Grotte ist 1902 aus Ziegel und Zement gefertigt worden und inzwischen mit Efeu sorgfältig überwuchert, ganz im Stil der barocken Ruinenarchitektur. Sie ist eine getreue Nachbildung, finanziert durch den Ertrag einer weltweiten Unterschriftenaktion des „Giornale di Lourdes“: Die ganze Welt hat zum Bau dieser Grotte beigetragen, und die Sandkörner, die sie zusammensetzen, sind weniger zahlreich als die religiösen Akte, deren Ergebnis und lichtvolle Zusammenfassung sie ist, erklärte ein Monsignore zur Einweihung. Später wurde noch eine Miniaturkirche angefügt, ein ästhetisch wie auch baustatisch gewagtes Unterfangen mit neogotischen Verzierungen in Beton, die aber zur allgemeinen Erleichterung rasch baufällig und abgerissen wurde. In einer Nische steht, indirekt beleuchtet, die Immaculata, die kleine Statue der Jungfrau. Nur der Altar davor ist ein Original, er stand 50 Jahre lang in der Grotte von Massabielle  und wurde dem Papst 1960 vom Bischof von Lourdes geschenkt. Ansonsten wirkt alles gefälliger, kompakter, schöner als das Original in den Pyrenäen.

Am 31. Mai, zum Abschluss des Marienmonats, wird vor der Grotte eine Rosenkranzandacht abgehalten, eine der wenigen Gelegenheiten, an denen Gläubige und Neugierige ohne Passierschein in die Gärten gelangen können. Sie endet mit einer Prozession.

Lourdes-Wallfahrten des Militärs

https://pmilourdes.ch
https://youtube.com/watch?v=fG8hOEoHH7M  (Video 4 Min.)

OR vom 28. Mai 2010, Nr. 21
Rund 20’000 Soldaten aus mehr als 60 Nationen sind vom 20. bis 23. Mai 2010 zur 52. Internationalen Soldatenwallfahrt in Lourdes unter dem Moto „Zeichen des Kreuzes – Zeichen des Lebens“ zusammengetroffen (jährlich wiederkehrend). Die deutschen Teilnehmer reisten gemeinsam mit Soldaten aus Litauen, Norwegen, England und den USA in drei Sonderzügen aus Münster, Hamburg und Nürnberg nach Lourdes. Aus Österreich kamen rund 400 Soldaten. Auch der Vatikan war mit 15 Schweizergardisten und deren Kaplan Alain Guy de Raemy vertreten. Den Abschlussgottesdienst am Sonntag, 23. Mai 2010, zelebrierte der französische Militärbischof Luc Ravel in der unterirdischen Basilika Pius X. Die weltweit grösste Pilgerfahrt für Militärangehörige geht zurück auf das Jahr 1944, als französische Soldaten erstmals gemeinsam nach Lourdes reisten. Die erste Internationale Soldatenwallfahrt fand 1958 statt. Soldaten aus ehemals verfeindeten Ländern sollten Versöhnung und Gemeinschaft erfahren.

OR Nrn. 32/33 vom 12. August 2011
Im südwestfranzösischen Marienwallfahrtsort Lourdes wird künftig eine Reliquie des seligen Papstes Johannes Paul  II. aufbewahrt. Es handelt sich dabei um ein Fragment aus der Soutane, die der Papst beim Attentat auf dem Petersplatz vom 13. Mai 1981 trug. Der selige Johannes Paul II. hatte Lourdes mehrfach besucht: der Ort war 2004 auch Ziel der letzten 104 Auslandreisen.

Luther Martin

https://studyflix.de/geschichte/martin_luther-5115  (Video: 4. Min.16)
https://planet-schule.de/schwerpunkt/das-renaissance-experiment/kampf-um-den-richtigen-glauben-film-100.html  (Video: 15 Min.)

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 39/2011
Vor 500 Jahren reiste der Reformator in die Stadt der Päpste: Martin Luther in Rom. Der 31. Oktober 1517 gilt als „Geburtsstunde des Protestantismus“.

Als Martin Luther 1511 Rom besuchte, war der heutige Petersdom eine Baustelle (Baubeginn 19.04.1506). 5 Jahre zuvor hatten die Bauarbeiten für den Monumentalbau, der die konstantinische Basilika ersetzen sollte, begonnen. 1626 fand die Einweihung statt. Das kostenintensive Unternehmen wurde durch den Peterspfennig, Spenden von Gläubigen an den Heiligen Vater, und den Ablasshandel finanziert. Der Erlass von Sünden gegen Geld stand im Zentrum der Kritik durch die Reformatoren.

Im Oktober 1511 erreicht ein deutscher Augustinermönch Rom, sein Name ist Martin Luther. Welche Mission den 28 Jahre alten Priester in die Ewige Stadt führte, lässt sich heute im Detail nicht mehr ermitteln. Nur so viel steht fest: Es ging noch nicht um die Reformation, sondern nur um die Reform des Ordens.

Aufgebrochen ist Luther mit einem Mitbruder aus Wittenberg, oder, falls die Reise schon im Winter 1510/11 stattgefunden haben sollte, was einige Historiker ebenfalls für möglich halten, wäre es der Augustinerkonvent in Erfurt gewesen. Was der Reformator später über Rom, die römische Kirche und das Papsttum dachte, ist bekannt: „Sündenpfuhl“, „Hure Babylons“, „Sitz des Antichristen“. Über seinen Aufenthalt in der Stadt selbst, seiner einzigen Auslandreise überhaupt, ist hingegen nur sehr wenig überliefert.

Messe als „Gaukelspiel“: Gewohnt haben dürfte Martin Luther in der Niederlassung seines Ordens an der Porta del Popolo, dem grossen Stadttor im Norden Roms. Noch heute befindet sich in einer Seitenkapelle der Klosterkirche Santa Maria del Popolo ein Altar, an dem Luther die Messe gelesen haben soll. Jahrhundertelang – so jedenfalls will es die Tradition – hätten Priester ihn daraufhin gemieden. Mit grösster Gewissheit lässt sich sagen, dass Luther von der oberflächlichen Art der italienischen Priester, ihre Messen zu lesen, nicht allzu angetan war. Es „ekelt mich sehr, dass sie so fein rips raps die Messe halten konnten, als trieben sie ein Gaukelspiel“, schreibt er später. „Denn ehe ich zum Evangelium kam, hatte mein Nebenpfaffe schon eine Messe zu Ende gebracht und schrie mir zu: „Passa, passa, immer weg, mach Schluss“. Besonderen Eindruck hat auf den jungen Mönch die Kirche Santa Maria dell’Anima gemacht, die Anlaufstelle für Pilger aus dem Gebiet des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. „Die deutsche Kirche ist das beste für einen deutschen Pfarrherrn“, bemerkte Luther.

Auch die Callixtus-Katakombe hat er offenbar besucht. Er berichtet jedenfalls von den Toten, die „unter der Erde schrenkicht“ liegen. Die Scala Santa, die Heilige Treppe am Lateranpalast, ist Luther auf den Knien hochgerutscht; auf jeder Stufe ein Vaterunser betend, um, wie er kurz vor seinem Tod schrieb, seinen Grossvater aus dem Fegefeuer zu erlösen. – Nur 16 Jahre nach Luthers Reise fielen Tausende Protestanten im Dienst eines katholischen Herrschers in Rom ein. Die Landsknechte Kaiser Karls V., die am 6. Mai 1527 die Stadt plünderten (Sacco di Roma), hingen teils der neuen Lehre an. „Es lebe Luther“, sollen manche von ihnen gerufen haben, als sie den Papstpalast stürmten. Knapp 130 Jahre nach dem Sacco di Roma, im Jahre 1655, feierte das Papsttum einen Triumph über den Protestantismus: Ein der prominentesten Konvertitinnen der Kirchengeschichte, die frühere Königin Christine von Schweden (1626-89), hält in Rom Einzug.

Rom-Besuch nicht Ursache der Reformation:
Diese Zeiten sind mittlerweile lange vorbei. Im Jahre 1983 besuchte Johannes Paul  II. als erster Papst die deutschsprachige evangelisch-lutherische Gemeinde in Rom, im März 2010 kam auch Benedikt XVI. in die Christuskirche. Zurück zu Luther. Hätte es ohne seinen Besuch in Rom keine Reformation gegeben? Oder wäre sie zumindest verzögert worden? Die Antwort der Historiker lautet: Nein. Die Reise nach Rom war weder Ursache noch Anlass für Luthers Abkehr von der katholischen Kirche. Luther hat den Aufenthalt vielmehr erst Jahrzehnte später vor allem in seinen „Tischrede“ zu einem Schlüsselereignis für die Reformation stilisiert. (Thomas Jansen, Kipa).

Hinweis: Jürgen Krüger/Martin Wallraff, Luthers Rom. Die Ewige Stadt in der Renaissance, Primus Verlag, Darmstadt 2010, ca. CHF 30.00.

OR Nr.  36 vom 6. September 2013, S. 9
Sammelband mit Eintragungen von Martin Luther entdeckt

Wolfenbüttel. Wissenschaftler haben in einem Band der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel bisher unbekannte Einträge aus der Hand Martin Luthers entdeckt. Sie gehören zu den ältesten erhaltenen handschriftlichen Zeugnissen des Reformators, wie die Einrichtung in Wolfenbüttel mitteilte. Die neuen Funde lieferten Belege dafür, dass der erste zeitgenössische Dichter, den Luther gelesen hat, der italienische Schriftsteller Baptista Mantuanus (1448-1516) war. Luther hatte sich vermutlich in seiner Erfurter Studienphase zwischen 1505 und 1511 mit Mantuanus‘ Werk beschäftigt.

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 43/2013 Oktober, S. 2
Reformationsgedenken gewinnt Konturen

Man wolle den 500. Jahrestag der Reformation als ein „Fest des Glaubens“ begehen, sagte Gottfried Locher, Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes, an einem internationalen Kongress in Zürich. Nach Auffassung von Nikolaus Schneider, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, gelte es, die fundamentale Einsicht der Reformatoren, dass uns der Christusglaube ein Leben ohne Angst, ohne den inneren Zwang zur Selbstrechtfertigung und Selbstüberhöhung schenke, in den Mittelpunkt zu stellen. Der Generalsekretär des Weltkirchenrates, Olav Fykse Tvelt, rief die Kirchen der Reformation zur Selbstreflexion auf. Die oftmals untereinander zerstrittenen Kirchen sollten sich überlegen, welchen Beitrag sie zum Reformationsjubiläum liefern könnten.

OR Nr. 34 vom 21. August 2015, S. 3
Rom erhält einen Martin-Luther-Platz. Der Gedenkort für den deutschen Reformator in der Stadt der Päpste wird am 16. September 2015 eingeweiht, wie die Evangelisch-Lutherische Gemeinde in Rom mitteilte. Die künftige „Piazza Martin Lutero“ liegt unweit des Kolosseums im Park Colle Oppio (der Hügel oberhalb der Metro-Station „Colosseo“). Das Strassenschild soll den Namensgeber neutral als „deutschen Theologen“ bezeichnen.

Heiner Geissler, Was müsste Luther heute sagen? S. 87

Luther übersetzte in der Regel nicht aus der Vulgata (die Bibelübersetzung des Hieronymus) des notorischen Falschübersetzers Hieronymus, der die griechische Septuaginta zugrunde lag, sondern er übersetzte direkt aus dem Hebräischen und Griechischen. Da er „dem Volke aufs Maul schauen“ wollte, benutzte er dessen Sprache. Eine Menge Begriffe, die wir inzwischen wie selbstverständlich auch in der Umgangssprache verwenden, verdanken sich seinem Vokabular:

Feuertaufe, Bluthund, Selbstverleugnung, Machtwort, Schandfleck, Lückenbüsser, Gewissensbisse, Lästermaul, Lockvogel.

Auch viele metaphorische (übertragener Ausdruck) Redewendungen stammen aus seiner Feder, etwa so anschauliche Formulierungen wie

Perlen vor die Säue werfen – ein Buch mit sieben Siegeln – die Zähne zusammenbeissen – etwas ausposaunen – im Dunkeln tappen – ein Herz und eine Seele – auf Sand bauen – der Wolf im Schafspelz – der grosse Unbekannte.

Katholische Wochenzeitung Baden CH,  16/2016 April, S. 14
Kardinal Müller: 500 Jahre Reformation? „Für Katholiken kein Grund zum Feiern“

Das Luther-Jahr „500 Jahre Reformation“ rückt näher, und auch deutsche Katholiken drängt es, mitzufeiern. Manchen scheint gar nicht bewusst zu werden, welchen Peinlichkeiten sie sich dabei hingeben. Das Amt für Jugendpastoral der Diözese Magdeburg beispielsweise will katholische Jugendliche zusammen mit protestantischen nach Rom karren, um Papst Franziskus „mit Luther 95 Thesen und Wünsche zur Ökumene“ zu übergeben. Man muss kein Hellseher sein, um zu erahnen, dass eine so abwegige Aktion kaum Vernünftiges hervorbringen kann, von Glaubenskraft zu schweigen. (…)

Für Klarheit sorgt Kardinal Gerhard Müller, der Präfekt der römischen Glaubenskongregation. Es gebe keinen vernünftigen Grund für einen Katholiken, lässt er wissen, den Jahrestag der protestantischen Reformation zu feiern. (…)

Kath. Wochenzeitung Baden, 35/2016 September, S. 12
Papst würdigt Martin Luther

Papst Franziskus hat den deutschen Reformator Martin Luther (1483-1546) gewürdigt. Luthers Absichten seien „nicht falsch“ gewesen, wenn auch „vielleicht einige Methoden nicht richtig“ erschienen, sagte er bei seinem Rückflug von Armenien vor mitreisenden Journalisten. Der Reformator habe damals gegen eine korrupte und verweltlichte Kirche protestiert, die „kein Modell zum Nachahmen“ gewesen sei, so der Papst.

Auf die Frage eines deutschen Journalisten, ob nicht angesichts des bevorstehenden Gedenkens zum 500. Jahrestag der Reformation eine Aufhebung von dessen Exkommunikation oder eine andere Form der Rehabilitierung angebracht sei, ging Franziskus nicht ein. Der Papst reist am 31. Oktober zu einem ökumenischen Reformationsgedenken ins schwedische Lund, dem Gründungsort des „Lutherischen Weltbundes“.

Der Papst betonte zugleich, dass sich Protestanten und Katholiken über die Rechtfertigungslehre Luthers geeinigt hätten. Die gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre von Vatikan und „Lutherischem Weltbund“ von 1997 bezeichnete Franziskus als eines der „reichhaltigsten und tiefsten ökumenischen Dokumente“.

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 44/2016 Oktober, S. 2
Neue Lutherbibel an Buchmesse

Rechtzeitig zum Beginn der Feierlichkeiten zum 500. Reformationsgedenken am 3. Oktober 2016 legten Evangelische Kirche und Deutsche Bibelgesellschaft an der Frankfurter Buchmesse die „Lutherbibel 2017“ vor. Schon der Reformator hatte immer neue, verbesserte Fassungen unter das Volk gebracht. Seine Nachfolger nutzen heute die ganze Bandbreite der Publikationskanäle: Die neue Lutherbibel liegt in 14 Sprachausgaben vor, zum Beispiel für Schulen und Kirchengemeinden sowie als hochwertige Variante mit Ledereinband und Goldschnitt, aber auch in digitalen Formaten. Die komplette Hörbibel erscheint im Frühjahr.

OR Nr. 44 vom 02.11.2017, S. 3
Der Vatikan erinnert an Martin Luther zum 500. Geburtstag des Reformationsbeginns mit einer Ein-Euro-Briefmarke. Sie zeigt nicht das Konterfei (Abbild) des deutschen Reformators, sondern das Gemälde über dem Thesenportal der Wittenberger Schlosskirche. Zu sehen ist auf dem Bild aus dem 19. Jahrhundert Christus am Kreuz vor der Stadt. Links daneben kniet Luther mit der deutschen Bibel; rechts vom Kreuz Philipp Melanchthon mit dem Augsburger Bekenntnis.

Katholische Wochenzeitung Baden 46/2107 November, S. 9
Luther-Jubiläum – Seit wann feiert man eine Scheidung? Bischof Andreas Laun

„Mir fällt ein Widerspruch auf: In einem Konsenspapier zu diesem Gedenken heisst es, man sehne sich nach der Einheit – aber zugleich feiert man mit grossem Aufwand die Trennung“?

Liebe evangelische Freunde, verzeiht mir, dass ich angesichts eurer Feierlichkeiten und Jubelstimmung nur traurig war. Das möchte ich euch erklären und hoffe, dass ihr meine Trauer sogar teilen lernt: Der Titel der Salzburger „Kronenzeitung“ lautete gross und fett gedruckt: „Salzburg feiert ein grosses Fest“, darüber hiess es erklärend: „500 Jahre nach Luthers Reformation“. Ich feierte nicht und verstehe auch nicht meine katholischen Mitbrüder, Bischöfe und Priester, die bei entsprechenden Gottesdiensten sogar Festpredigten hielten.

Ich frage mich bei solchen Meldungen: Seit wann feiert man eine Scheidung? Noch dazu eine, die viel mehr Elend in die Welt brachte als eine zwischen Mann und Frau, die Kinder mitgerechnet. Diese Scheidung, die durch Luther entstand, auch wenn er das nicht wollte, führte zu grauenhaften Religionskriegen.

Auch verstehe ich nicht, warum in Salzburg von beiden Seiten ständig und schon wieder vor allem von der Vertreibung der Protestanten geredet wurde, obwohl dies doch längst besprochen worden ist und damals in ganz Europa der dumme und schlimme Satz galt: „Der Landesfürst bestimmt die Religion der Untertanen“. Damit will ich sagen: Der damalige Erzbischof hat gemacht, was man überall und auch von beiden Seiten her mehr oder weniger rigoros (sehr streng) tat. Das macht es nicht besser, aber den geklärten Punkt könnte man endlich ruhen lassen und sich dem Heute zuwenden.

Und da fällt mir ein Widerspruch auf. In einem Konsenspapier zu diesem Gedenken heisst es, man sehne sich nach der Einheit – aber zugleich feiert man mit grossem Aufwand die Trennung?

Und wenn man Einheit will – müsste man dann nicht Gräben zuschütten und nicht neue aufmachen durch Annahme von Positionen, die der katholischen Lehre radikal (extrem, gründlich) widersprechen? Positionen, die der öffentlichen Meinung schmeicheln, aber der doch gerühmten Bibel als absoluten Massstab widersprechen? (…)

Kath. Wochenzeitung Baden 48/2020 November, S. 9, Josef Jung
Warum wurde Luther exkommuniziert?

Martin Luther und die Reformation werden heute oft positiv gesehen: Der Wittenberger Theologe habe die Kirche mit der Reformation in die Aufklärung und Moderne geführt und das „finstere Mittelalter“ hinter sich gelassen. Er stehe für Friede, Fortschritt. Ist das wirklich so?

„Da unser Herr und Meister Jesus Christus spricht: Tut Busse usw. (M 4,17) hat er gewollt, das das ganze Leben der Gläubigen Busse sein soll“ – so lautet die erste der 95 Thesen Luthers. Sie wurden am 31. Oktober 1517 veröffentlicht, als Beifügung an einen Brief an den Erzbischof von Mainz und Magdeburg, Albrecht von Brandenburg. Luther hätte ein katholischer Heiliger und Prophet werden können, hätte er mit heiligem Zorn Missbräuche in der Kirche und beim Ablass angeprangert, hätte er wirklich Busse und Umkehr gepredigt. Aber es kam anders.

(…) Luthers neue Gemeinschaft kennt nur noch zwei Sakramente. Die Reformation entfernte Sinnliches aus Kult und Religion und führte oft dazu, dass eine ungesunde Vergeistigung und Innerlichkeit einzog,. Dies wiederum führte oft zu zwei Extremen: Fanatismus oder Atheismus – je nachdem, ob man geistig oder fleischlich gesinnt ist. Ein deutliches Beispiel für den neuen Wahnsinn der Neuzeit waren Hexenverbrennungen. Sie waren kein Phänomen des Mittelalters, sondern der Frühen Neuzeit – durch Luthers Predigten brannten Scheiterhaufen. Luthers Judenhass war ebenfalls ein Kennzeichne der Reformation. Später verbreiteten die Nazis Luthers Judentexte für ihre antisemitische Hauspropoganda. Dass es  ohne Reformation keinen 30jährigen Krieg und keinen deutschen Nationalismus gegeben hätte, darf ebenfalls nicht vergessen werden. Luther hat Europa entzweigerissen und zerstört, was einig war.

Am 15. Juni 1520 kam es zur Bannandrohungsbulle „Exsurge Domine“ von Leo X., in der 41 Irrtümer Luthers aufgeführt wurden. Luther verbrannte die Bulle und radikalisierte sich noch mehr. Folglich kam es am 3. Januar 1521 zur Exkommunikation durch die Bulle „Decet Romanum Pontificem“.

Spiegel 3/2023 Geschichte. Im Namen Gottes. S. 77, Volker Reinhardt
Reformation. Der Erzketzer Luther. - Der Konflikt zwischen dem kleinen Augustinermönch Martin Luther und dem grossmächtigen Heiligen Stuhl eskalierte nicht nur über theologische Fragen. Es ging immer auch um Pfründen (mit Einkünften verbundenes Kirchenamt), Macht - und um nationalistische Vorurteile.

Seit dem 3. Januar 1521 steht es fest: Martin Luther ist ein Ketzer. Das ist er für das Papsttum bis heute geblieben. Trotz mancher freundlichen Floskeln anlässlich von Papstbesuchen in Deutschland ab den 1980er Jahren ist diese Entscheidung immer noch in Kraft.

In seiner auf diesen Tag datierten Bulle "Decet Romanum Pontificum ("Es ziemt sich, dass der römische Pontifex") verhängte Papst Leo X. (→P-Park, Erweiterte Themen, ihre Pontifkate: K-Z) den Bann über Luther und schloss ihn damit aus der Gemeinschaft der Gläubigen aus. Auf diese kirchliche Verdammung folgte am 26. Mai 1521 gleich die politische Verurteilung durch Kaiser Karl V. (→Startseite, Schweizergarde: Sacco di Roma). Der erklärte den Ketzer für rechtlos und schrieb ihn zur Verfolgung aus.

Allerdings war dieses "Wormser Dekret" unter den deutschen Fürsten umstritten. Die Opposition gegen den Kaiser führte Luthers Landesherr Kurfürst Friedrich der Weise an, der Luther den Scheiterhaufen ersparte. Der Rest der Geschichte ist bekannt: Der Ketzer baute auf der Basis einer alternativen Theologie eine Gegen-Kiche auf, die sich bis heute erhalten hat. (...)

Der in Italien zuvor völlig unbekannte Dozent Martin Luther, der in Wittenberg (Lutherstadt Wittenberg an der Elbe, Sachsen-Anhalt) an einer wenig renommierten Hochschule Theologie unterrichtete, war zum Hauptfeind des Papsttums und seiner Kirche erklärt worden. Wie war es dazu gekommen?

1511 war der Augustiner-Eremit Luther im Auftrag seines Erfurter Klosters in Rom gewesen und - im Gegegsatz zu seinen 20 Jahre später in seinen Tischreden getroffenen Aussagen - als romtreuer Mönch auch wieder in seine Heimat zurückgekehrt.

Sechs Jahre danach setzte eine theologische Kontroverse ein, die zu Polemik, zu Entfremdung und schliesslich zu Ablösung und Trennung eskalierte. Diese Dynamik lässt sich nur noch vollziehen und verstehen, wenn man die Argumente und Empfindlichkeiten, Ressentiments und Vorurteile beider Seiten synchron betrachtet und gleich gewichtet.

Dieser Schlagabtausch begann am 31. Oktober 1517, als Luther 95 Thesen publik machte, die als Grundlage für eine von akademischen Experten zu führende Diskussion über den →Ablass und den damit betriebenen Handel bilden sollten. (...) In Luthers Augen war der Ablass eine Lizenz zum unbekümmerten Sündigen und damit ein Freifahrtschein in die Hölle.

Seite 82:
Wie stand Luther zu Ketzern?
In seinen frühen Schriften argumentierte Martin Luther, die Kirche solle Häresien (Ketzereien) nicht mit Gewalt bekämpfen. Stattdessen müsse man Abweichler durch rationale Argumente und biblische Beweise überzeugen. Später änderte Luther seine Meinung und befürwortete ein hartes Vorgehen gegen Ketzer. In Bezug auf die Täuferbewegung forderte er 1530 in einem Brief: "Wenn sie nicht nur Gotteslästerer sind, sondern die schlimmsten Aufrührer, dann lasst gegen sie das Schwert seines Rechten walten." In einer Tischrede soll er gesagt haben: "Die wiederteuffer nur gekopfft." 2010 erklärte der Lutherische Weltbund, man empfinde "tiefes Bedauern über die Verfolgung der Täufer durch lutherische Obrigkeiten und besonders darüber, dass lutherische Reformatoren diese Verfolgung theologisch unterstützt haben".

https://de.wikipedia.org/wiki/Martin-Luther-Rezeption

Lutheraner

https://wiki.yoga-vidya.de/Lutheraner

Kath. Wochenzeitung Baden  9/2013, März
Ordinariat für Lutheraner?

Im Vatikan werde ein Ordinariates für Lutheraner, die in die volle Gemeinschaft mit der katholischen Kirche zurückkehren wollen, erwogen, ähnlich der Struktur, die Papst Benedikt XVI. für die Anglikaner eingerichtet hat. Dies sagte der Präfekt der Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, im Rahmen einer Vorstellung seines neu erschienenen Buches über die Theologie von Papst Benedikt XVI. Müller wies darauf hin, dass „die Welt der Lutheraner etwas verschieden von der Welt der Anglikaner ist, da es bei den Anglikanern immer einen Sektor gegeben hat, der dem Katholizismus näherstand“. Trotzdem hofften aber einige Lutheraner auf eine Wiederherstellung der vollen Gemeinschaft mit Rom, erläuterte der Präfekt, und die Kirche sollte bereit sein, diese Lutheraner aufzunehmen.

Müller führte aus, dass die katholische Kirche den Lutheranern erlauben könnte, ihre „legitimen Traditionen, die sie entwickelt haben“, beizubehalten und doch Mitglieder der katholischen Kirche zu werden, wie dies ja auch den Anglikanern erlaubt worden ist. Nach Ansicht einiger Lutheraner habe Martin Luther keine Spaltung zwischen den Christen verursachen wollen, sondern er habe nur eine Reform der Kirche gewollt, stellte Erzbischof Müller fest. Einige Lutheraner sähen diese notwendigen Reformen mit dem II. Vatikanischen Konzil komplettiert. Er fügte hinzu, dass in seinem eigenen Geburtsland Deutschland „Protestanten dem Katholizismus nicht einfach nur entgegengesetzt seien, denn sie haben vielfach katholische Traditionen bewahrt“.

OR Nr. 39 vom 26.09.2014, S. 3
Kardinal Kurt Koch an Luther-Symposium: Spaltungen überwinden

Erfurt. Als hilfreiche Etappe auf dem Weg zu mehr Gemeinschaft zwischen Lutheranern und Katholiken hat der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kurt Kardinal Koch, ein internationales Luther-Symposium im Erfurter Augustinerkloster gewürdigt. Dieser Weg habe mit einer kritischen Überprüfung und Überwindung des traditionellen polemischen katholischen Bildes von Martin Luther begonnen, betonte der Kardinal in einem am Sonntagabend, 21. September 2014, zur Eröffnung der Tagung verlesenen Grusswort.  – Das Symposium dauerte bis zum 25. September. Es stand unter dem Titel „Luther – Katholizität und Reform. Wurzeln – Wege – Wirkungen“. Veranstalter waren die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Erfurt und das Paderborner Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik. Kardinal Koch hob in seinem Grusswort die ökumenische Ausrichtung der Tagung hervor, die vor allem darin zum Ausdruck komme, dass Lutheraner und Katholiken gemeinsam die Wirkungen bedenken wollen, die von Luthers Handeln ausgingen.

Kath. Wochenzeitung Baden 45/2016 November, S. 14
Papst und Lutheraner wollen Abendmahlsfrage angehen

Papst Franziskus und Spitzenvertreter des Lutherischen Weltbundes (LWB) haben in Schweden gemeinsam an den Beginn der Reformation vor 500 Jahren erinnert. Bei einem ökumenischen Gebet in der lutherischen Kathedrale von Lund forderten Franziskus und LWB-Generalsekretär Martin Junge am Montag mehr Anstrengungen für eine Überwindung bestehender Differenzen. Anschliessend unterzeichneten der Papst und LWB-Präsident Bischof Munib Younan eine Gemeinsame Erklärung. Darin fordern sie einen vertieften theologischen Dialog über Wege zu einem gemeinsamen Abendmahl. (…)

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz  46/2016, S. 2
Licht und Schatten bei Luther

Martin Luther sollte nach Worten von Bundespräsident Joachim Gauck nicht zum Heiligen gemacht werden. Dieser habe „die Heiligenverehrung ja für grundverkehrt“ gehalten, sagte Gauck an einer Veranstaltung in seinem Amtssitz Schloss Bellevue. „Wir verkennen auch die dunklen Seiten seiner Persönlichkeit nicht“, sagte Gauck weiter und nannte Luthers „Masslosigkeit in Streit und Polemik (Auseinandersetzung), seine Rechthaberei, sein Paktieren (gemeinsame Sache machen) mit der Macht auf Kosten der Bauern“ sowie seine „schlimmen antijüdischen Schriften“. Der Bundespräsident würdigte Luther zugleich als „grossen Theologen“, „Meister der Bibelauslegung“, als Prediger und „begnadeten Publizisten“, als „Übersetzer“ sowie als „Rebellen“ und Kirchenreformer.

TCS Touring 12/1 Dez16/Jan17, S. 62
Lutherische Wendungen

Martin Luthers Einfluss auf die Deutsche Schriftsprache war enorm – und ist es bis heute. Folgende Redewendungen finden ihren Ursprung in seinen Schriften und Übersetzungen:

  • Über alle Berge sein
  • In den sauren Apfel beissen
  • Sich ins Fäustchen lachen
  • Perlen vor die Säue werfen
  • Mit jemandem Katz und Maus spielen
  • Wie die Faust aufs Auge passen
  • Sich etwas unter den Nagel reissen
  • Erstunken und erlogen
  • Auf Biegen und Brechen
  • Angst und Bange
  • Lügen strafen
  • Jemandem die Hölle heissmachen
  • Den Braten riechen
  • Mit dem Kopf durch die Wand
  • Alles in einen Topf werfen
  • Jemanden an der Nase herumführen
  • Feuer und Flamme sein
  • In den Hintern kriechen
  • Durch Mark und Bein gehen
  • Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr

Pfarrblatt "Kirche heute" Nordwestschweiz 41-42/2023, Oktober, Seite 28, Dominik Prétôt

In diesem Zusammenhang sei auf obigen Artikel aufmerksam gemacht: Unsere Sprache ist gespickt mit geflügelten Worten, Aussprüchen und Redewendungen. Die folgenden sieben in der Kirche geborenen Redewendungen sind bekannt:

An die grosse Glocke hängen
Heutzutage klingelt das Handy, aber jahrhundertelang wurden die Menschen per Kirchenglocken über Ereignisse informiert. Wer also eine wichtige Nachricht hatte, hängte sich an das Seil einer möglichst grossen Glocke, die bis weit hinaus gehört werden konnte.

Es brennt mir auf den Nägeln
Auch diese Redewendung für ein dringendes Anliegen stamnt aus dem Kloster. Als es noch kein elektrisches Licht gab, klebten sich die Mönche während der Frühmesse kleine Kerzen auf die Daumennägel, um die Texte in ihrem Gebetsbuch lesen zu können. Je länger die Messe dauerte, desto näher kam die Flamme der frühzeitlichen Leselampe dem Daumen,  also musste schnell gelesen werden.

Arm wie eine Kirchenmaus
Wer auf dem Land wohnt, weiss, wer wohl hinter den angeknabberten Lebensmittelpackungen steckt. Für Mäuse sind Vorratsräume im Keller ein wahres Schlaraffenland. Ganz anders jedoch in einer Kirche, denn dort suchen die kleinen Nagetiere vergeblich nach Leckereien. Das einzige Essbare sind Hostien, und auch die sind sicher versorgt im Tabernakel.

Sang- und klanglos
Dies ist das Gegenstück zur grossen Glocke. Die Redewendung für einen unbemerkten Vorgang (oder eher Abgang) stammt aus der Zeit, als die Pest wütete. Schon damals hiess es "Bleiben Sie zuhause" und so mussten die Toten ganz ohne Abdankung, Trauergesang und Kirchenglockenklang begraben werden.

Halt die Klappe
Dieser Befehl klingt heute viel unanständiger, als er ursprünglich war. Im Chorgestühl ganz vorne in den Klosterkirchen waren die Sitze  früher aufklappbar, und wenn ein Ordensbruder während des Gottesdienstes aufstand und nicht aufpasste, konnte es passieren, dass die Sitzfäche - eben die Klappe - mit einem lauten Rumms herunterfiel. Damit war die andächtige Stimmung dahin. Darum flüsterten sich die Mönche gegenseitig zu: "Klappe halten!"

Hokuspokus
Wer einen Zauberkasten daheim hat, kommt nicht ohne den wohl berühmtesten Zauberspruch "Hokuspokus" aus. Aber habt ihr gewusst, dass dieser - so eine von mehreren Vermutungen - ebenfalls aus der Kirche stammt? Früher wurden katholische Gottsdienste in lateinischer Sprache gehalten und beim Hochgebet sprach der Priester: "Hoc est enim corpus meum", was übersetzt "Das ist mein Leib" bedeutet. Wer in der Kirche sass und kein Latein beherrrschte, verstand etwas, das wie "Hokus" und Pokus" klang.

Alle Register ziehen
Wieder richtig laut wird es bei dieser Redensart für einen starken Durchsetzungswillen. Sie bezieht sich auf Kirchenorgeln mit ihren vielen  Klangfarben, die in verschiedene Register zusammengefasst sind. Zieht die Organistin alle Register, dann geht die Musik in der Kirche so richtig ab!

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 43-44/2023 Oktober, Dominik Prètôt

Wer andern eine Grube gräbt ...
Wie der Satz im Titel weitergeht, wisst Ihr sicher alle. Nein, nicht "... braucht eine Baubewilligung", sondern "...fällt selbst hinein". Aber habt Ihr auch gewusst, woher wir dieses bekannte Sprichwort kennen? Es stammt aus der Bibel, so wie auch viele andere Redensarten, die wir selbstverständlich in unserer alltäglichen Sprache gebrauchen. Auch "Hochmut kommt vor dem Fall", oder "bis zum Hals im Wasser stecken" stammen aus der Heiligen Schrift. Bei einigen Redensarten wie "Bei Adam und Eva anfangen", "nach mir die Sintflut" ode "sich vom Saulus zum Paulus wandeln" fällt es sofort auf. Bei manchen Redensarten jedoch ist der biblische Ursprung nicht auf den ersten Blick ersichtbar.

Krethi und Plethi
König David hatte in seiner Leibwache Kreter und Pleter. Wie heute die Velokuriere waren die Pleter ("plethi = forteilen) damals die Eilboten, die Kreter ("krethi = töten) hingegen die Scharfrichter. Sie hatten die Todesstrafe bekanntzumachen und zu vollstrecken, entsprechend unbeliebt waren sie beim Volk. So ist auch heute noch eher abschätzig gemeint, wenn wir von Krethi und Plethi sprechen. Deren Redewendungskollegen "Hinz und Kunz" hingegen stammen definitiv nicht aus der Bibel.

Was für ein Tohuwabohu!
Im Kinderzimmer (und auf dem Schreibitsch des Autors dieser Zeilen) herrscht nicht selten ein grosses Tohuwabohu. Die Bezeichnung klingt so, als wäre sie der Kindersprache entnommen, doch sie steht genau so in der Bibel. Dafür müssen wir ganz an ihren Anfang blättern. Gleich im zweiten von insgesamt rund 31'000 biblischen Versen steht in der hebräischen Originalsprache, dass bei der Erschaffung der Erde zu Beginn noch ein  "tohù-wà-bòhù (eigentlich flache Striche oberhalb der Vokale) - eben eine Unordnung - herrschte, bevor sie dann von Gott zu unserer schönen Welt hergerichtet wurde.

Sich wie im siebten Himmel fühlen
In der Bibel und in anderen alten Schriften wird das Paradies ls Himmel mit mehreren Schichten beschrieben. Zuoberst sitzen Gott und seine Engel. Wer also auf dem gleichen Stockwerk wie Gott weilt, kann ja nur glücklich sein. Daher fühlen sich auch frisch Verliebete wie im siebten Himmel oder schweben auf Wolke sieben, und sie tragen sich natürlich auf Händen - auch das ist eine Redewendung aus der Bibel.

Seinen Geist aufgeben
Dies sagen wir häufig, wenn ein Gerät nicht mehr funktioniert. Dabei wird mit diesem Satz eines der wichtigsten Ereignisse für unser Christentum beschrieben: der Todesmoment von Jesus am Kreuze. Überhaupt hat sich die Leidensgeschichte von Jesus tief in unser sprachliches Gedächtnis gebrannt mit Redensarten wie "von Pontius zu Pilatus rennen", die "Hände in Unschuld waschen", "eine Passion haben", "Blut und Wasser schwitzen", "zu Kreuze kriechen", "sein Golgata erleben" oder auch "lass den Kelch an mir vorübergehen" und "der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach". Letzteres sagte Jesus vor seiner Gefangennahme zu seinen Jüngern, die auf dem Ölberg eingeschlafen waren.

In die Wüste schicken
In biblischer Zeit wuden an einem bestimmten Feiertag im Jahr einem Schafbock symbolisch durch Handauflegen alle Sünden des Volkes auferlegt. Danach wurde dieser Bock in die Wüste gejagt. Genau so fühlt sich heute eine Person, die für die Fehler anderer abgestraft wird.

@home
So, bis hierhin und nicht weiter (Ijob 38,11), denn würden wir hier alle Redensarten mit biblischem Ursprung auflisten, wir kämen auf keinen grünen Zweig (Ijob 15,32),  gibt es noch so viele wie Sand am Meer (Genesis 22,17). Trotzdem haben wir die Bibel auf Herz und Nieren geprüft (Psalm 7,10) und über 50 Sprichwörter und Redewendungen aus der Bibel gesammelt.  Ihr tippt noch im Dunkeln (Deuteronomium 28,29), wo genau?  Ja, wer sucht, der findet (Matthäus 7,8), und zwar auf unserem Webportal
https://kathbl.ch/Familie

Werft ein Auge darauf (Genesis 39,7), denn all diese Redensarten mögen so alt wie Methusalem (Genesis 5,27) sein, von gestern (Ijob 8,9) sind sie jedoch definitiv nicht!

OR Nr. 10 vom 10.03.2017, S. 3
US-Katholiken und Lutheraner rufen zu ökumenischem Dialog auf

Washington. Die katholischen und evangelischen Bischöfe der USA haben zum 500. Jahrestag der Reformation in einer gemeinsamen Erklärung das Streben nach einer Einheit der Christen bekräftigt. In dem Schreiben rufen die Bischöfe die Gemeinden auf, „mutig und kreativ, freudig und hoffnungsvoll“ im ökumenischen Dialog voranzuschreiten. In dem Dokument heisst es weiter, Katholiken und Lutheraner sehnten sich danach, „die Wunde am Leib Christi zu heilen“.

Das Dokument trägt die Unterschriften des in der US-Bischofskonferenz für den ökumenischen Dialog zuständigen Bischofs Mitchell Thomas Rozanski sowie seines Ansprechpartners auf der Seite der Lutheraner, Bischof Donald P. Kreiss. In diesem Jahr erinnern Protestanten an den Beginn der  Reformation vor 500 Jahren. Als Schlüsseldatum gilt der 31. Oktober 1517. An diesem Tag veröffentlichte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen den Ablass.

OR Nr. 10 vom 10. März 2017, S. 6
Dialog zwischen Katholiken und Lutheranern

Der Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB), Bischof Munib Younan, fordert eine stärkere Einbindung der kirchlichen Basis in den Dialog zwischen Katholiken und Lutheranern. Nach dem ökumenischen Reformationsgedanken mit Papst Franziskus und LWB-Spitzenvertretern im schwedischen Lund sei es nun wichtig, „dass dieser Dialog nicht nur zwischen  Rom und Genf geführt wird, sondern auch die lokalen Gemeinden erreicht“, sagte  Younan in eine Gespräch mit der italienischen Tagesausgabe unserer Zeitung.

Zugleich äusserte sich Younan zuversichtlich, dass die Differenzen im Verständnis von Kirche und Amt „eines Tages“ überwunden werden könnten und ein gemeinsames Abendmahl von Katholiken und Lutheranern möglich sein werde. Diese Fragen müssten in den kommenden Monaten angegangen werden. Auf diesem Dialog laste die „Vergangenheit eines jahrhundertelangen Schweigens“. Diese Vergangenheit könne man zwar nicht mehr ändern, sie dürfe jedoch nicht Gegenwart und Zukunft bestimmen, so Younan.

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 16/17 2017 April, S. 2
Luther aus katholischer Sicht

Ab 13. April 2017 ist im Lutherhaus in Eisenach (Thüringen) eine Sonderausstellung mit dem Titel „Ketzer, Spalter, Glaubenslehrer – Luther aus katholischer Sicht“ zu sehen. Die bis am 5. November dauernde Schau thematisiert die gemeinsamen Wurzeln, den Bruch, die polemischen Auseinandersetzungen über Jahrhunderte und die langsame Wiederannäherung in den letzten Jahrzehnten.  Ein eigener Abschnitt ist dem „Kulturkampf“ (1871-1878) gewidmet, in dem das katholische Lutherbild vor dem Hintergrund des preussisch-protestantischen Bündnisses von „Thron und Altar“ eine weitere Abwertung erfuhr. Die Schirmherrschaft haben der katholische Erfurter Bischof Ulrich Neymeyer und die evangelische mitteldeutsche Landesbischöfin Ilse Junkermann inne.

MM Migros Magazin 37 vom 11.09.2017, S. 23, Ralf Kaminski
500 Jahre Reformation: Kampf um Glaube und Macht (…)

  • Das protestantische Europa feiert dieses Jahr den Start der Reformation, die mit Martin Luther im Herbst 1517 ihren Lauf nahm. Seine Thesen führten zu Kriegen und Konflikten, lieferten aber auch einen Beitrag zur Entstehung der heutigen liberalen Gesellschaft.
    Luthers Vermächtnis: Die Reformation pflügte die Religionslandschaft in Europa um. Die meisten Protestanten leben heute jedoch in den USA, in Nigeria und China. In der Schweiz wächst indessen die Zahl der Konfessionslosen.
    Die Geschichte des Protestantismus: Martin Luthers Thesen verbreiten sich nach 1517 rasend schnell und sorgen für zahlreiche Konflikte und Kriege, auch in der Schweiz. Erst knapp 200 Jahre später anerkennt die Eidgenossenschaft Katholiken und Reformierte als gleichberechtigt. Ab 1850 sind Mischehen offiziell erlaubt, jedoch auch noch 100 Jahre später eher unüblich. Seit 1980 gibt es in der Schweiz wieder mehr Katholiken als Reformierte, die allerdings schon bald von den Konfessionslosen überholt werden könnten. Weit verbreitet ist der Protestantismus in Asien, Afrika und Nordamerika. In China wächst die Zahl der Protestanten kräftig.

    Geschichte der Reformation:  (*wichtiges Ereignis in der Schweiz)
  • 1517  Martin Luther veröffentlicht die 95 Thesen gegen den Ablasshandel der katholischen Kirche
  • 1522* Erste reformatorische Schrift von Huldrych Zwingli in Zürich; Bruch mit den kirchlichen Einrichtungen
  • 1531* Im Zweiten Kappelerkrieg bekämpfen sich Reformierte und Katholiken. Zwingli stirbt dabei.
  • 1536* Johannes Calvins Hauptwerk „Istitutio Christianae Religionis“ wird in Basel gedruckt und veröffentlicht. Es wird eines der wichtigsten Bücher zur Reformation. Calvin setzt die Reformation in Gend durch.
  • 1545  Beginn der katholischen Gegenreformation.
  • ca. 1534-1590; ca. 1685-1700*  Vertreibung der (protestantischen) Hugenotten in Frankreich. Viele flüchten auch in und durch die Schweiz. Etwa 20’000 bleiben dauerhaft und prägen die wirtschaftliche Entwicklung des Landes mit.
  • 1597  Das Appenzell spaltet sich in einen katholischen (Innerrhoden) und einen reformierten Teil (Ausserrhoden).
  • 1618-1648  Dreissigjähriger Krieg zwischen Katholiken und Protestanten. In den Bestimmungen des Westfälischen Friedens werden die katholische, die reformierte und die lutherische Konfession in Europa anerkannt und gleichgestellt.
  • 1712*  Nach dem Zweiten Villmergerkrieg werden im vierten Landfrieden der Eidgenossenschaft Reformierte und Katholiken als gleichberechtigt anerkannt.
  • 1794  Frankreich beschliesst im Nachgang der Revolution (vorübergehend) die Trennung von Kirche und Staat. Die ist der Startschuss für die Säkularisierung in Europa.
  • 1847*  Sonderbundskrieg. Die katholischen Kantone Luzern, Schwyz, Uri, Zug, Ob- und Nidwalden, Freiburg und Wallis wollen unter anderem ihren Glauben gegen die liberalen, mehrheitlich reformierten Kantone verteidigen. Diese jedoch gewinnen den Krieg, der Bundesstaat entsteht.
  • 1850  Mischehen zwischen den Konfessionen werden in der Schweiz offiziell erlaubt. Sie bleiben aber bis weit ins 20. Jahrhundert eher die Ausnahme.
  • 1874  In der Schweizer Bundesverfassung wird die volle Religionsfreiheit garantiert (mit Ausnahme des Jesuitenordens.)
  • 1948  Die allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Uno garantiert die volle Religionsfreiheit.
  • 1980  Erstmals seit Gründung des modernen Bundesstaates leben mehr Katholiken als Reformierte in der Schweiz.
  • 1997  Die Zahl der Konfessionslosen in der Schweiz erreicht erstmals 10 Prozent.

Aufteilung der Weltbevölkerung nach Religionen im Jahre 2010:

11,5 %  Konfessionslos
12,6 %  Anhänger sonstiger Religionen
  6,7 %  Buddhisten
13,6 %  Hindus
22,5 %  Muslime
33,1 %  Christen

Die 5 Länder mit den meisten Protestanten:

1   USA mit 159,9 Millionen
2   Nigeria mit 59,7 Millionen
3   China mit 58,0 Millionen
4   Brasilien mit 40,5 Millionen
5   Südafrika mit 36,6 Millionen

Protestanten in der Schweiz:

Sie sind nur noch im Kanton Bern in der Mehrheit. Anteil der evangelisch-reformierten Bevölkerung an der gesamten Wohnbevölkerung (ab 15 Jahren) im Jahre 2015:

Bern 52,1 %; Appenzell Ausserrhoden 40,1 %; Schaffhausen 36,2 %; Thurgau 33,9 %; Glarus 33,0 %; Graubünden 32,7 %; Basellandschaft 30,3 %; Zürich 29,6 %.

OR Nr. 50 vom 15.12.2017, S. 3
Franziskus warnt vor Stillstand in der Ökumene

Papst Franziskus hat am Donnerstag, 07.12.2017, die Präsidentschaft des Lutherischen Weltbunds (LWB) in Audienz empfangen. Dabei warnte er vor einem Stillstand in der Ökumene. Aus Furcht oder Bequemlichkeit stehenzubleiben, bedeute einen Rückschritt, sagte Franziskus. Dass mitunter „sehr schmerzliche“ Trennungen der vergangenen Jahrhunderte in den letzten Jahrzehnten in einen gemeinsamen Weg gemündet seien, nannte der Papst ein Werk des Heiligen Geistes. Auch „alte Vorurteile wie die über Martin Luther“ und die Kirche jener Zeit seinen überwunden. Angeführt wurde die LWB-Delegation von Präsident Musa Panti Filibus. Es war zugleich der Antrittsbesuch des nigerianischen lutherischen Erzbischofs, der im Mai in sein Amt gewählt wurde.

Franziskus warb bei der Audienz dafür, die Gaben der unterschiedlichen kirchlichen Traditionen als „gemeinsames Erbe“ anzunehmen. Vor den Gegensätzen, Differenzen und Wunden der Vergangenheit stehe die verbindende Wirklichkeit der Taufe. „Wir können uns niemals mehr erlauben, Gegner oder Rivalen zu sein“, sagte der Papst. Katholiken und Lutheraner könnten sich der Aufgabe nicht entziehen, „eine grössere Gemeinschaft in der Liebe und im Glauben zu suchen und zu fördern“.  Aus dem Geist des Gebets könnten die getrennten Kirchen einander „in der richtigen Perspektive sehen, der des Vaters, dessen Blick liebend auf uns ruht, ohne Bevorzugung und Unterschiede“, so Franziskus.

OR Nr. 5 vom 02.02.2018, S. 11
Zeichen der gemeinsamen Hoffnung

Genf. Das Ökumene-Kreuz kommt nach Genf: Das farbenfrohe Kreuz aus El Salvador soll dauerhaft einen Platz in der Kapelle des Ökumenischen Zentrums in Genf (Schweiz) finden. Das Kreuz stand beim Gemeinsamen Ökumenischen Reformationsgedenken 2016 im schwedischen Lund mit Papst Franziskus im Mittelpunkt. Bei einem Gottesdienst wurde es am 18. Januar, dem ersten Tag der Gebetswoche für die Einheit der Christen, übergeben, teilte der Lutherische Weltbund in Genf mit.

Der Generalsekretär des Lutherischen Weltbunds, Martin Junge, erklärte, das Kreuz sei ein Zeichen der gemeinsamen Hoffnung, nachdem Konflikte überwunden werden konnten. Am 31. Oktober 2016 hatte Papst Franziskus mit dem damaligen Präsidenten des Lutherischen Weltbundes, Munib Younan, und Generalsekretär Junge im Dom zu Land einen Gottesdienst anlässlich des 500. Reformationsgedenkens geleitet.

Die Feier gelte als Meilenstein in der Geschichte der Beziehungen zwischen Lutheranern und Katholiken und der ökumenischen Bewegung insgesamt, betonte der Lutherische Weltbund, in dem 145 Kirchen mit mehr als 74 Millionen Christen zusammengeschlossen sind.

OR Nr. 34 vom 24.08.2108, S. 3
Genf. Die Lutherisch-Römisch-Katholische Kommission für die Einheit hat die Arbeit an einem neuen Studiendokument unter dem Titel „Taufe und Wachstum in der Gemeinschaft“ abgeschlossen. Wie der Lutherische Weltbund (LWB) in Genf mitteilte, soll der Text Anfang 2019 veröffentlicht werden.

OR Nr. 38 vom 20.09.2019, S. 2
Lutherische Delegation beim Papst

Vatikanstadt. Bei seinem ersten Besuch im Vatikan ist der neue Vorsitzende des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes (DNK/LWB), Landesbischof Frank Otto July, am Mittwoch, 11.09.2019, auch mit Papst Franziskus zusammengetroffen. Am Rande der Generalaudienz auf dem Petersplatz habe man über die Ökumene der Märtyrer gesprochen, sagte July gegenüber KNA in Rom. Franziskus setze weiter grosse Zuversicht in die Freundschaft und den Dialog mit den lutherischen Christen. (…)