Tatsachen und Meinungen Ge–Gelb

Erweiterte Themen

Geburten

https://de.wikipedia.org/wiki/Geburtenziffer

Siehe auch →Einwohner/innen Vatikanstaat

Schweiz am Sonntag, Nr. 28 vom 14. Juli 2013, Nachrichten 7, von Fabienne Riklin
Kinder ja, Ehe nein
Noch nie kamen in der Schweiz so viele Babys in „wilder Ehe“ zur Welt – zugenommen haben auch die Vaterschaftstests

16’234 Väter haben letztes Jahr ein Kind anerkannt. Die Mehrheit von ihnen tat es schon vor der Geburt. In den vergangenen 30 Jahren hat sich die Zahl verfünffacht. – Verliebt, verlobt, verheiratet – das war einmal. Immer mehr Kinder kommen in der Schweiz unehelich zur Welt. Von insgesamt 82’164 Babys hatten vergangenes Jahr 14’268 eine ledige Mutter. Die Zahl steigt seit Jahren kontinuierlich an, während sich der Anteil der verheirateten Mütter eingependelt hat.

Wird ein Kind in ein Konkubinat geboren, muss der Vater vor oder nach der Geburt seine Vaterschaft auf dem Zivilstandsamt anerkennen. 16’234 Männer haben das 2012 gemacht – doppelt so viel wie noch vor zehn Jahren. „Früher war es ein gesellschaftlicher Nachteil, unverheiratet ein Kind zu gebären. Nicht selten wurden Mütter sozial geächtet“, sagt Alexandra Rumo-Jungo, Familienrechtsexpertin an der Universität Freiburg. Diese Zeiten scheinen vorbei. „Es gibt zunehmend Paare, die sich bewusst entscheiden, nicht zu heiraten und trotzdem eine Familie zu gründen“. (…)

Geburten im Jahre 2012 in der Schweiz. Nach dem Zivilstand der Mutter:

65’587: Verheiratet; 14’268: Ledig; 2’309: Geschieden/Verwitwet/Übrige

OR (L'Osservatore Romano) Nr. 2 vom 11.l01.2019, S. 3
Entfernung der Gebärmutter in bestimmten Fällen erlaubt

Vatikanstadt. Die Kongregation für die Glaubenslehre hat eine Entfernung der Gebärmutter unter bestimmten Bedingungen als moralisch erlaubt eingestuft. Wenn sich die Gebärmutter unumkehrbar in einem Zustand befinde, in dem Fortpflanzung nicht mehr möglich sei, und wenn eine eventuelle Schwangerschaft aus ärztlicher Sicht mit Gewissheit zu einer Fehlgeburt führen würde, sei die Entfernung des Organs erlaubt. In diesem Fall handle es sich nicht um eine unzulässige Sterilisation, heisst es in einer am Donnerstag, 03.01.2019 veröffentlichten Mitteilung des Vatikans.

Die vom Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre, Kardinal Luis Ladaria, unterzeichnete Stellungnahme mit ausdrücklicher Zustimmung von Papst Franziskus trägt das Datum vom 10. Dezember 2018. Sie ergänzt eine frühere Entscheidung von 1993. Diese hatte die Verhinderung möglicher Risikoschwangerschaften durch eine Entfernung der Gebärmutter (Hysterektomie) oder eine Abtrennung der Eileiter (Tubenligatur) für unzulässig erklärt. Dies sei eine Form der „direkten Sterilisation“. Im selben Schreiben von 1993, das weiterhin seine „volle Geltung“ bewahre, heisst es weiter, die Entfernung der Gebärmutter sei nur dann moralisch erlaubt, wenn andernfalls „eine ernsthafte aktuelle Gefahr für das Leben oder die Gesundheit der Mutter“ entstehe.

OR Nr. 20 vom 20.05.2022, S. 3
Geburtenrate in Europa ist "sozialer Notfall"

Rom/Vatikanstadt. Die sinkenden Geburtenraten in Europa sind nach den Worten von Papst Franziskus ein "echter sozialer Notfall". Auch wenn sich die Probleme noch nicht in ihrer ganzen Tragweite zeigten, bedeute dies doch, "dass die Zukunft aller verarmt; Italien, Europa und der Westen verarmen in ihrer Zukunft", so der Papst am Donnerstag, 12.05.2022, in einer Grussbotschaft an eine Konferenz in Rom. Organisiert wurde die "Generalversammlung zur Geburtenrate" vom italienischen "Forum der Familienverbände".

Frauen und Männer, die ihren Wunsch, eine Familie zu gründen, aus verschiedenen Gründen nicht verwirklichen könnten, gäben sich mit mittelmässigen Ersatzbefriedigungen zufrieden: Geschäft, Auto, Reisen, aufwendige Freizeit. "Die Schönheit einer kinderreichen Familie droht zur Utopie (undurchführbar erscheinender Plan) zu werden, zu einem schwer zu verwirklichenden Traum", betonte Franziskus.

Diese gesellschaftliche Kurzsichtigkeit berge eine "tragische Armut" in sich, die den Menschen in seinem grössten Reichtum betreffe: "Leben in die Welt zu bringen, um für es zu sorgen und das Leben, das er erhalten hat, mit Liebe an andere weiterzugeben." Daher sei es wichtig und wünschenswert in dieser Hinsicht "jenseits von parteipolitischen Interessen und ideologischen Zäunen, zusammen zu arbeiten". Er hoffe daher, "dass auf allen Ebenen - institutionell, medial, kulturell, wirtschaftlich und sozial - konkrete Massnahmen zur Wiederbelebung der Geburtenrate und der Familie gefördert, verbessert und umgesetzt werden".

→Pille, 11.09.2018 (Geburten CH 2017)

Gedicht von Conrad Ferdinand Meyer (Schweizergarde)

→P–Park; Erweiterte Themen: Päpste, ihre Pontifikate K-Z  (Leo XIII.)
https://zgedichte.de/gedichte/conrad-ferdinand-meyer.html

Gefängnisse

Vatikan-Gefängnis: für maximal 2 Personen in einem Kasernenteil der Gendarmerie für Einwohner/innen des Vatikans und Pilger/Touristen. Dieses Gefängnis wird sehr selten genutzt, weil die „Täter“ sofort von der italienischen Polizei in Gewahrsam genommen werden. Der Attentäter Mehmet Ali Agca von Johannes Paul II. war am 13.05.1981 nach dem Attentat nie im Vatikan (ausser auf dem Petersplatz). Straftaten siehe →Justiz

Die Schweizergarde führte intern bis in die Oberst-Franz-Pfyffer-Zeit (1972-82) ein  eigenes „Gefängnis“ (Napoli genannt), das dann aufgehoben wurde. „Harte“ Strafen in der Garde bedeuten heute: Zimmerarrest. Der Gardist im "Napoli" wurde von den Küchenschwerstern und Kameraden ferienmässig bedient...

Sektionsmitteilungen Zürich Juli 2012, Stephan Vogler
Nicht in einer Arrestzelle der Schweizergarde ist der ehemalige Kammerdiener von Papst Benedikt XVI., Paolo Gabriele, inhaftiert, sondern in einem Zimmer eines ehemaligen Schulgebäudes, welches unmittelbar in der Nachbarschaft des L’Osservatore Romano liegt. Gabriele verbringt seine Untersuchungshaft in einer „Zelle“, welcher nur 4 x 4 m2 klein ist. Die Ausstattung ist eher spartanisch: Fenster, Bett, Tisch, Stuhl, ein Kruzifix, kein Fernseher. Die „Zelle“ verfügt über ein Bad mit WC. Verpflegt wird er aus der Küche der Gendarmerie. Sein Essen ist also dasselbe wie das der vatikanischen Polizisten. Wenn er einen Gottesdienst besuchen möchte, wird dies gestattet, jedoch nur in Begleitung eines Gendarmen, Gabriele ohne Handschellen.

OR Nr. 12 vom 23.03.2018, S. 5, Ulrich Nersinger
Die Festung „Rocca di San Leo“ in den Marken
Das sagenumwobene Gefängnis der Päpste

Die Festung Rocca di San Leo in den Marken (Region an der Adria mit Loreto als Wallfahrtsort) gilt neben der Engelsburg in Rom als das berühmteste Gefängnis des alten Kirchenstaates. Jahrzehntelang trieb Giuseppe Balsamo (1743-1795) unter dem angemassten Titel eines Grafen Alessandro Cagliostro sein Unwesen. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts hatte er sich an den bedeutendsten Höfen Europas durch Scharlatanerie (vorgeschwindelte Tatsachen), Betrug und Verschwörung einen Namen gemacht. Sogar in der berühmten „Halsbandaffäre“ (Betrugsskandal am französischen Hof 1785 und 1786. Ein Halsband war der Auslöser der Affäre.) war ihm eine nicht unbedeutende Rolle zugekommen. Erst im Kirchenstaat, in Rom, konnte dem genialen Verbrecher das Handwerk gelegt werden. Er wurde im Dezember des Jahres 1789 in Haft genommen und in der Engelsburg arretiert. Man warf ihm neben zahlreichen anderen Delikten die Gründung einer Freimaurerloge, Verschwörung gegen die Kirche und Blasphemie (Gotteslästerung) vor. Ein Tribunal befand Giuseppe Balsamo für schuldig und verhängte gegen ihn die Todesstrafe. Papst Pius VI. (Gianangelo Braschi, 1717-1799) wandelte das Urteil jedoch in eine lebenslange Kerkerhaft um. Balsamos weiterer Aufenthaltsort blieb aber nicht die Engelsburg. Im Frühjahr des Jahres 1791 wurde „Graf Cagliostro“, begleitet von einer schwerbewaffneten Eskorte päpstlicher Soldaten, in die Festung San Leo (Marken) überführt.

Gekürzte Geschichte von Rocca di San Leo:

  • 270: Der heilige Leo wird in  Arbe (Dalmatien) geboren. Er gilt als Begründer der Ortschaft San Leo
  • 756: Der Frankenkönig Pippin der Kurze besiegt die Langobarden und schenkt Teile des eroberten Gebietes, darunter auch San Leo, dem „heiligen Petrus“ (Papst Stephan II., 752-757).
  • 1479: Federico III. vom Montefeltro (1426-1482) erteilt dem aus Siena stammenden Militärarchitekten Francesco di Giorgio Martini den Auftrag, die Burg zu einer befestigten Zitadelle auszubauen.
  • 1508: Francesco Maria II. della Rovere, Herzog von Urbino, vermacht San Leo dem Heiligen Stuhl. So fielen Stadt und Festung im Pontifikat Papst Urbans VIII. (Maffeo Barbarini, 1568-1644) uneingeschränkt an den Kirchenstaat.
  • Dezember 1797: Hilfstruppen des französischen Heeres belagern die Stadt des heiligen Leo. Da man Repressalien an der Bevölkerung befürchtete, ergab sich die päpstliche Garnison am 9. des Monats ohne Widerstand.
  • Juli 1799: Napoleonische Truppen ziehen ab.
  • 1801: Frankreich besetzt den Ort erneut und verlässt ihn erst 13 Jahre später. Danach erlangt der Papst die Oberhoheit über San Leo erneut.
  • Die Festung sollte noch einmal einen berühmten „Gast“ bekommen: Felici Orsini (1819-1858)
  • September 1860: Die Festungs-Garnison kapituliert gegen die Truppen des italienischen Königs.
  • Am 24. September 1860 wird die Trikolore über San Leo aufgezogen. Auch nach der Einigung Italiens behält die Festung ihre Funktion als Gefängnis bei.
  • Erst 1906 wird der letzte Häftling entlassen.
  • Von 1906 bis 1914 wird in San Leo noch eine Compagnia di disciplina (Disziplinarkompanie) der italienischen Streitkräfte untergebracht.Ihrem militärischen Charakter hat die Stadt in unseren Tagen abgeschworen. San Leo lebt heute vom Fremdenverkehr. Hauptattraktion ist natürlich weiterhin die Festung – und in ihr die Zelle, in der einst Giuseppe Balsamo einsass. Besucher können den Raum durch eine hierfür eigens aufgebrochene Wand betreten. Ab und zu legen Verehrer des „Grafen Cagliostro“ Rosen oder Blumensträusse  auf der Pritsche nieder. „Eine zauberhafte, anregende, heitere und friedliche Atmosphäre – das ist es, was San Leo dem Touristen, der sich Zeit lässt, bieten kann, und niemand wird bestreiten, dass der in San Leo verbrachte Tag in jeder Beziehung eine Bereicherung darstellt“, preist sich die Stadt in einem aktuellen Prospekt an.

    →Päpstliche Wohngemeinschaft

Geheimarchiv des Vatikans

https://thevaticantickets.com/de/vatican-archives/
https://zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2019-10/vatikan-papst-franziskus-geheimarchiv-secretum

Mit Dokumenten, im Gegensatz zur Biblioteca (nebenan) mit Handschriften.
BaZ vom 24. Juli 2010, Ruedi Arnold:
Die Regale im Vatikanischen Geheimarchiv sind 85 km lang. Das Inhaltsverzeichnis hiezu umfasst über 1’000 Bände.

Alexander Smoltczyk, Vatikanistan, S. 128
Im Cortile del Belvedere führt ein unscheinbarer Eingang in das Archivio Segreto Vaticano, das Vatikanische Geheimarchiv, untergebracht in Sixtus’ Querriegel des Palastes. Das Archiv ist ein niedriger, denkbar modern ausgestatteter heller Raum. Hinter den Anmeldetresen beginnen die 85 Regal-km Kirchengeschichte, zum Grossteil untergebracht in einem 200 m langen Tunnel unter dem Cortile della Pigna. Akten, Faszikel, Urkunden, die 2’467 Bände Bestand von vor dem Sacco di Roma, die Originalakten des Trienter Konzils, besiegelte Bullen, Breven und Schmierzettel, vom 9. Jahrhundert bis zu einem silbergrau gebundenen, schmalen Band „1237“, im untersten Regalfach des Indexsaales, einer sorgsam aufgeklebten Sammlung von Kassenbelegen aus der Warschauer Nuntiatur, aus dem Jahre 1939: das letzte erfasste Dokument.

Geheim ist das Archiv nicht, weil es keiner zu Gesicht bekommen dürfte, sondern weil es Privateigentum des Papstes ist.

OR Nr. 28 vom 15. Juli 2011
Vatikanisches Geheimarchiv stellt Dokumente aus

Erstmals steht das Vatikanische Geheimarchiv im kommenden Jahr 100 ausgewählte Dokumente für eine Ausstellung zur Verfügung. Von Februar bis September 2012 sollen in den Kapitolinischen Museen in Rom unter anderem Akten aus dem Galileo-Galilei-Prozess (1616-33), die Absetzungsbulle Kaiser Friedrichs II. von 1245 und der Brief englischer Parlamentsmitglieder an Papst Clemens VII. (1523-34) gezeigt werden, der die Bitte um eine Annullierung der Ehe von König Heinrich VIII. und Katharina von Aragon enthält. Auch einige der bislang für die Forschung nicht zugänglichen Dokumente aus dem Pontifikat Pius’ XII. (1939-58) aus der Zeit des 2. Weltkrieges sollen gezeigt werden.  Dabei handele es sich um „bewegende“ Dokumente wie Fotografien und Tagebücher, sagte der Präfekt des Geheimarchivs, Bischof Sergio Pagano. Er kündigte zudem an, dass die bislang unter Verschluss gehaltenen Schriftstücke aus den Jahren des Pacelli-Pontifikates in 3 bis 4 Jahren für die Wissenschaft freigegeben werden könnten. Die Entscheidung über eine Freigabe sei jedoch dem Papst vorbehalten.

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 4/2012
Dokumente aus dem Geheimarchiv

Vom 1. März 2012 an werden in den Kapitolinischen Museen in Rom berühmte Schriftstücke der Kirchengeschichte gezeigt. Etwa die Bulle, mit der Martin Luther von Papst Leo X. im Jahre 1521 gebannt wurde, Akten aus dem Prozess gegen Galileo Galilei sowie ein Brief englischer Parlamentarier an Papst Klemens VII. mit der Bitte um eine Annullierung der Ehe König Heinrichs VIII. Die Ausstellung mit dem Titel „Lux in arcana – das Vatikanische Geheimarchiv präsentiert sich“ ist bis am 9. September 2012 geöffnet. Ihr Anlass ist die Gründung des päpstlichen Privatarchivs durch Paul V. im Jahr 1612.

OR Nr. 44 vom 01.11.2019, S. 3
Vatikanisches Geheimarchiv wird unbenannt

Vatikanstadt. Auf Wunsch von Papst Franziskus wird  das „Vatikanische Geheimarchiv“ umbenannt in „APOSTOLISCHES VATIKANISCHES  ARCHIV“. Der bisherige Name sei oft falsch verstanden worden und habe teilweise sogar negative Assoziationen hervorgerufen, heisst es in einem päpstlichen Erlass. Der Vatikan veröffentlichte das Motu Proprio (→Schreiben)  mit dem Titel „L’esperienza storico“ („Die geschichtliche Erfahrung“) am Montag, 28.10.2019. An der Beschaffenheit des Archivs ändert sich demnach nichts.

Die ursprüngliche lateinische Bezeichnung sei ein Verweis auf die Privatbibliothek der Päpste gewesen. Dies sei jedoch heute vielen Menschen nicht mehr bewusst und in einigen kulturell bedeutsamen Institutionen habe sich das Vorurteil verbreitet, es gehe um Verborgenes, zu dem nur wenigen Zugang gewährt werde. Beim vatikanischen Archiv sei jedoch das Gegenteil der Fall, so Franziskus. Dazu verweist er auch auf die von ihm verfügte Öffnung der vatikanischen Archive zum Pontifikat Pius XII. (1939-1958). Die entsprechenden Dokumente sollen am 2. März 2020 für die Forschung zugänglich gemacht werden.

Der neue Name betone die enge Verbindung des Apostolischen Stuhles mit dem Archiv, heisst es in einem Erlass, der dementsprechend auch auf die „Apostolische Vatikanische Bibliothek“ verweist. Das Apostolische Vatikanische Archiv gilt als eines der grössten und bedeutendsten Archive der Welt. Es umfasst an die 85 Regalkilometer Dokumente aus nahezu allen Kulturkreisen der Welt.

Das historische Archiv der Päpste hiess zunächst „Archivum Novum“ („Neues Archiv“) und später „Archivum Apostolicum“ („Apostolisches Archiv“). Der Name „Archivum Secretum“ („Geheimarchiv“) entstand um das Jahr 1646. Im Jahr 1881 wurde das Archiv erstmals für Wissenschaftler aus aller Welt geöffnet. Zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert stellten Archivare (→Schulen)  des Vatikan Gelehrten bereits päpstliche Dokumente in Kopie zur Verfügung.

In dem päpstlichen Motu Proprio vom vergangenen Montag wird unter anderem der deutsche Philosoph Gottfried Wilhelm Leibnitz zitiert. Er schrieb 1702, das Vatikan-Archiv könne sich auf gewisse Weise als „Zentralarchiv Europas“ verstehen.

Geheimgang (Passetto di Borgo) in Rom

Passetto (Geheimgang) auf der rechten Seite des Fotos: Durch ihn konnten die Päpste von ihrem Palast in die Engelsburg gelangen. Bestes Beispiel: Am 6. Mai 1527  flüchtete Papst Clemens VII. Medici, umgeben von einem  Kreis von Personen, beschützt von Schweizergardisten und vermutlich wenigen →Cavalleggeri, durch dieses ihm bestens bekannte Mauerwerk

https://tourist-in-rom.com/de/rom-vatikan-passetto-di-borgo/

AS, Vatikanistan, S. 139

Der Geheimgang verbindet die Engelsburg am Tiberufer mit dem apostolischen Palast (Dan Brown, Illuminati). Ein gedeckter Gang über hohem Mauerwerk, fast 900 Meter lang und mit Schiessscharten und Türmen versehen. Der Gang diente dem Borgia-Papst Alexander VI. (1492-1503, →P-Park, Erweiterte Themen: Päpste, ihre Pontifikate: A-G) vor allem dazu, unentdeckt und flinken Fusses seine zahlreichen Konkubinen im Castel Sant’Angelo zu besuchen, wo die Räumlichkeiten auch entsprechend reizvoll bemalt sind. Der Passetto endet in einem Nebenzimmer der Präfektur des Staatssekretariates und wurde vor einigen Jahren zugemauert.

Von frömmeren Päpsten als Alexander VI. wurde der Passetto auch als Frauenknast verwendet. Ehebrecherinnen und andere öffentliche Sünderinnen wurden darin eingeschlossen und lebten von Almosen. Einige, weil sie verurteilt worden waren, andere nach freier Wahl zu immerwährender Busse.

Der Geheimgang (Corridore de Borgo, il Passetto) beim Durchgang vom Petersplatz in die Via Porta Angelica. Nach den zwei Durchgängen begegnet man dem ersten Trakt der Schweizergarde-Kaserne (links)

Ulrich Nersinger, Sitting Bull und der Papst, S. 120
In seinem „Diario Romano“ nennt Antonio di Pietro als Erbauer des Fluchtkorridors (Geheimgang, Passetto)  Johannes XXIII. (→P-Park, Erweiterte Themen, Päpste, ihre Pontifikate: H-IJ), 1410-1415, einen Papst, der auf dem →Konzil von Konstanz abgesetzt wurde.

Die Historiker Gregorovius und Borgatti widersprechen dieser Ansicht und sehen in Nikolaus III. (1277-1280) den Schöpfer des Passetto. Ferdinand Gregorovius, der grosse protestantische Gerichtsschreiber der Stadt Rom, kann mit triftigen Gründen nachweisen, dass die erste Anlage auf Nikolaus III. zurückging und Johannes XXIII. den Gang nur erneuert hatte. Dies erscheint logisch, da es Nikolaus III. war, der die Residenz im Lateran mit der im Vatikan tauschte. Die damaligen Zeiten waren für die Päpste so voll von Drohungen und Gefahren, dass von ihnen Vorsorge dafür getragen werden musste, um im Notfall rasch und problemlos in die sichere Engelsburg zu gelangen: (…)

  • Dezember 1494; Alexander VI. (→Päpste) war bei der Einnahme Roms durch die Truppen Karls VIII. von Frankreich gezwungen, sich mit Hilfe des Ganges in die Engelsburg zurückzuziehen.
  • 1503: Nach dem Tod von Alexander VI. verhalf der Gang seinem Sohn Cesare, sich der Rache der Orsini (bedeutende Römerfamilie) zurückzuziehen.
  • 1526: Papst Klemens VII. (→Päpste), 1523-1534 floh ein erstes Mal über den Korridor in die Engelsburg, als 1526 das römische Adelsgeschlecht der Colonna gemeinsam mit Ugo Moncada, dem Vizekönig von Neapel, den Borgo und die Vatikanischen Paläste plünderte. 3 Tage lang musste der Papst in der Festung ausharren.
  • 1527: Ein Jahr später war Klemens ein zweites Mal gezwungen,  den Fluchtgang zu benutzen, diesmal unter weitaus bedrohlicheren Umständen. Am 6. Mai 1527 brach die spanisch-deutsche Soldateska Kaiser Karls V. in die ewige Stadt ein und zog plündernd und mordend zum Vatikan. Unter hohen Verlusten gelang es der Päpstlichen Schweizergarde, Klemens VII. die Flucht über den Passetto zu ermöglichen.
  • Auch die Päpste der folgenden Jahrzehnte waren bemüht, sich die Möglichkeit einer Rettung in die als uneinnehmbar geltende Engelsburg offen zu halten und sorgten für die Instandstellung des Fluchtkorridors.
  • Besonders Pius V., Klemens VIII. und Urban VIII, taten sich hierbei hervor.
  • 1870, nach der Besetzung Roms durch italienische Truppen,  wurden die beiden Zugänge zum Passetto vermauert – ein Symbol für die un folgende „Eiszeit zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Königreich Italien.
  • Erst 1929 sollten Kirche und italienischer Staat den Weg zu einer Aussöhnung finden.
  • 1934 begann man an der Südseite des Fluchtkorridors (Borgoseite) mit dem Abriss der Häuser, die dort im Laufe der Jahrhunderte angebaut worden waren – sie standen Benito Mussolinis „Erneuerung“ der Ewigen Stadt entgegen.
  • In den 30er und 50er Jahren wurden zudem neue Tordurchgänge (zur Via di Porta Angelica, Via del Mascherino und Via di Porta Castello) geschaffen.
  • 1949  setzte der Vatikan den beim Apostolischen Palast gelegenen Zugang zum Passetto in Stand.
  • 1986 begann man mit umfassenden Restaurierungsarbeiten. Als man das Projekt anging, wurden die Verantwortlichen mit einem Problem ganz besonderer Art konfrontiert. Die Besitzverhältnisse des Passettos waren ungeklärt. Bei den Lateranverträgen von 1929, die zur Gründung des souveränen Vatikanstaates führten, hatten die beiden Vertragspartner – der Heilige Stuhl und das Königreich Italien – eine staatsrechtliche Zuordnung des päpstlichen Fluchtkorridors unterlassen, sie schlichtweg „vergessen“. Der Passetto wurde zum Niemandsland. Italien und der Vatikan einigten sich dann jedoch einvernehmlich darauf, dass die ersten 80 Meter dem Kirchenstaat zuzurechnen seien, der weitere Verlauf des Monuments aber in die Zuständigkeit der Republik Italien fallen solle. (WA: Wobei noch immer nicht zu lesen ist, wem der Schlauch zwischen Kolonnade und Passetto zuzuordnen ist.)

→Passetto

Geheimnis 

→Dienstgeheimnis

Gelb – weiss  (Die Farben des Vatikans)  

https://domradio.de/artikel/vatikanexperte-erlaeutert-die-papstfarben-gelb-und-weiss

Ulrich Nersinger, Liturgien und Zeremonien am Päpstlichen Hof, Seite 70
(→Fahnen und Farben, päpstliche)

Am 2. Februar 1808 drangen die Truppen Napoleon Bonapartes auf dem Marsch nach Neapel in die Ewige Stadt ein. Sie blieben dort und besetzten Rom, laut ihren Erklärungen „mit friedlichen Absichten“ – umgehend jedoch richteten sie ihre Kanonen auf den Quirinalspalast, in dem Papst Pius VII. (Chiaramonti, 1800-23) residierte. Um die Sympathien der Römer zu gewinnen, ordnete General Miollis, der Befehlshaber der französischen Heeresverbandes, die Eingliederung der päpstlichen Truppen in die kaiserliche Armee an. Um die „Verbrüderung“ zu fördern, befahl er den französischen Einheiten, die dreifache Kokarde (ein französisches Revolutionswort, nationales Zeichen an Uniform-Kopfbedeckungen) von ihren Hüten zu entfernen und sie durch die gelbrote der Päpstlichen zu ersetzen. Der Papst, der sich in seinem Palast eingeschlossen hatte, liess Miollis einen scharfen Protest überbringen und mitteilen, dass ein jeder bei den eigenen Farben zu bleiben habe. Der französische General beharrte auf seiner Order, und da Pius VII. nicht mehr über seine regulären Truppen verfügen konnte, gab er den wenigen, ihm in Rom verbliebenen Streitkräften – der Päpstlichen Nobelgarde, der Schweizergarde, der Stadtmiliz und Einheiten der Finanzwache – den Befehl, die gelbrote Kokarde mit der gelbweissen zu tauschen.

Kardinal-Pro-Staatssekretär Doria Pamphili teilte im Auftrag des Papstes dem Diplomatischen Korps diesen Entscheid in einer scharf formulierten Note mit. Der Heilige Vater protestierte mit ihr gegen die Einverleibung seiner Truppen in das französische Heer und betrachtete die Annahme der päpstlichen Kokarde durch die Franzosen als „eine Vergewaltigung Unserer Rechte“. Nur noch die Angehörigen der aristokratischen Leibgarde konnten den Befehl des Papstes ausführen. Ohne Widerspruch und unverzüglich nahmen sie die alte Kokarde ab und steckten die neue an. Mit den neuen Farben zeigten sie sich nicht nur in ihrem Quartier und im Apostolischen Palast, sondern auch in der Stadt. Durch dieses Verhalten aufgebracht, besetzten die Franzosen am 7. April 1808 das Quartier der Nobelgarde, das sich in der Nähe des Quirinals im Palast der Consulta befand. Sie verhafteten die adeligen Gardisten, um sie anschliessend in Ketten in die Engelsburg zu überführen. Am 6. Juli 1808 wurde dann auch die Schweizergarde (siehe Schweizergarde, →Armee) entwaffnet, sie trug auf Grund ihrer besonderen Tracht die neue Kokarde nicht ständig und nicht an jeder Uniform, und schliesslich der Papst gefangen genommen und nach Frankreich verschleppt. Als Pius VII. nach dem Sturz Napoleons in die Ewige Stadt zurückkehrte, ordnete er für alle seine Truppen die gelbweisse Kokarde an. Ein Grund, warum sich Pius VII. veranlasst sah, die Farben Geld und Weiss zu wählen, mag vielleicht durch den Umstand beeinflusst worden sein, dass durch sie seit altersher die Schlüssel des heiligen Petrus dargestellt wurden. Wenn die Päpste nach ihrer Krönung von der Lateranbasilika Besitz nahmen, erhielten sie stets 2 Schlüssel, einen goldenen und einen silbernen überreicht, die „die Macht zu lösen und zu binden“ darstellten. In der Heraldik entsprechen Gold und Silber den Farben Gelb und Weiss. Verlauf der Geschichte:

→Fahnen und Farben