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Missbrauchsfälle, Vertuschungen (Infos 2010-2012) 

OR (L'Osservatore Romano) Nr. 51/52 vom 24.12.2010: Unvorstellbares Ausmass
Jahresrückblick vor der Römischen Kurie.

Die Erschütterung der Kirche durch den Missbrauchsskandal bildete den thematischen Schwerpunkt im traditionellen Jahresrückblick von Papst Benedikt XVI. vor den Kardinälen, Bischöfen und Prälaten der Römischen Kurie. Angesichts des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen durch Priester rief der Papst zu einer eingehenden Erneuerung der Kirche auf. Vor dem Hintergrund des unvorstellbaren Ausmasses der Fälle müsse sich die Kirche fragen, welche Fehler  sie gemacht habe. In der Vorbereitung der Priesteramtskandidaten müsse alles unternommen werden, um künftig zu verhindern, dass jungen Menschen „unter dem Deckmantel des Heiligen“ schwerwiegende Verletzungen zugefügt werden.

Prof. Dr. Hans Küng, Ist die Kirche noch zu retten? S. 28
Es darf nicht verschwiegen werden, dass das weltweit in Kraft  gesetzte Vertuschungssystem von klerikalen Sexualvergehen gesteuert war von der römischen Glaubenskongregation unter der Leitung von Kardinal Joseph Ratzinger (1981-2005), wo schon unter Johannes Paul II. unter strengster Geheimhaltung die Fälle gesammelt wurden. Noch am 18. Mai 2001 sandte Ratzinger ein feierliches Schreiben über die schweren Vergehen („Epistula de delictis gravioribus“) an alle Bischöfe. Darin werden die Missbrauchsfälle unter das „Secretum Pontificium“ ("Päpstliches Geheimnis)" gestellt, bei dessen Verletzung man sich schwere *Kirchenstrafen zuziehen kann. Dieses Schreiben wurde bisher nicht zurückgezogen.

(Päpstliches Geheimnis: Nach dem Kirchenrechtler Alexander Pytlik sei mit dem kirchenrechtlichen Vorgehen gegen sexuellen Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche die verfahrensbezogene Verschwiegenheit "eine Selbstverständlichkeit für alle amtlich mit einem konkreten Fall betrauten Personen".)

Zu Recht fordern deshalb viele vom damaligen Präfekten und jetzigen Papst ein persönliches „Mea culpa“. Doch leider hat er in der Karwoche 2010 die Gelegenheit dafür verpasst. Stattdessen liess er sich am Ostersonntag 2010 in einer so noch nie dagewesenen peinlichen Zeremonie zu Beginn der feierlichen Messe vom Dekan des Kardinalkollegiums, Kardinal Angelo Sodano, dem früheren Staatssekretär, seine Unschuld „urbi et orbi“ attestieren. Dabei war gerade Sodano selber wegen peinlicher Verwicklungen in die öffentliche Kritik geraten. Der Papst hat die Missbrauchsfälle zwar immer wieder bedauert, zu seiner persönlichen Verantwortung jedoch hat er geschwiegen, wie auch viele Bischöfe geschwiegen haben.

*WA: Schwere Kirchenstrafen nach dem 6. Buch des Codex Iuris Canonici (CIC):

  • Besserungsstrafen
  • Beugestrafen, z. B. →Exkommunikation, Verbot der Amtshandlungen, Untersagung von Gottesdienst-Handlungen
  • Sühnestrafen, z. B. Klosterhaft, Entlassung
  • Strafsicherungs-Mittel, z. B. Verwarnung, Verweis, Bussen (Geldabgabe, Busswallfahrt)

Prof. Dr. Hans Küng, Ist die Kirche noch zu retten? S. 34
Das oberste Gericht der USA („Supreme Court“) lehnte den Rekurs ab, mit dem der Vatikan das Urteil eines Gerichts im Staat Oregon anfechten wollte, der Vatikan könne wegen sexueller Missbrauchsfälle, die durch Priester verübt wurden, vor Gericht gestellt, verurteilt und zur Zahlung von Strafgeldern aus den vatikanischen Finanzen verpflichtet werden. Das US-Gericht verwarf also die vatikanische Position, die sich auf die juristische Immunität eines souveränen Staates berief. Rechtsanwalt Jeff Anderson (St. Paul/Minnesota), ein höchst erfolgreicher Sammelkläger wegen Sexualmissbrauchs, dessen Tochter ebenfalls von einem Ex-Priester missbraucht worden war, erklärte, dass damit nach 8 Jahren der Verhinderung seit 2002 der Weg frei sei für eine Anklage, dass der Vatikan für seine Vertuschung der Missbrauchsfälle strafrechtlich verantwortlich sei. Demnächst soll die Klage nun gegen Kardinal Angelo Sodano, den früheren Staatssekretär und jetzigen Dekan des Kardinalskollegiums, und gegen den jetzigen Staatssekretär Kardinal Tarcisio Bertone gerichtet werden. Aber danach könne die Anklage auch gegen Papst Ratzinger erhoben werden. Denn dieser habe, wie die New York Times ausführlich berichtet, als Präfekt der Glaubenskongregation auf alle Sanktionen gegen den Priester Lawrence Murphy verzichtet, der von 1950 bis 1975 in Milwaukee rund 200 gehörlose Jungen missbraucht habe. Auch wenn der Papst als Staatsoberhaupt Immunität geniesst, so sind das in jedem Fall desaströse (verhängnisvolle, katastrophale) Aussichten.

BaZ Basler Zeitung vom 26.07.2011, S. 7 und OR Nr.  30/31 vom 29.07.2011
Vatikan ruft Botschafter aus Irland zurück

Nach den neuen schweren Vorwürfen aus Irland wegen des Umgangs mit sexuellem Missbrauch hinter Kirchenmauern hat der Vatikan Erzbischof Giuseppe Leanza, Vatikanbotschafter in Irland, einbestellt. Nach Berichten von Radio Vatikan reagierte der Heilige Stuhl damit auf die Veröffentlichung des sogenannten Cloyne-Reports, der über die Vertuschung von Missbrauch in der katholischen Kirche in Irland informiert, und vor allem auf die nachfolgenden harschen Vorwürfe des irischen Premiers Enda Kenny. DPA

Cloyne-Report: Bericht der irischen Regierung über den Missbrauch von Minderjährigen durch Priester der Diözese Cloyne.

Sexuelle Annäherungsversuche durch nächsten Mitarbeiter von Johannes Paul II.
Ein damaliger Schweizergardist erhielt von einem Monsignore, den er vom Dienst her kennenlernte und auch eine Aufforderung zu einem Kaffee in seine Privatwohnung im Palazzo del Tribunale erhielt,  die Einladung, mit ihm ans Meer zum Baden zu gehen. Er kenne eine Villa am Meer, die er benützen könne. Der Gardist musste ausserhalb des Vatikans in des Priesters Auto ein- und aussteigen. Nach dem Meerbad schlug der Monsignore vor, zu duschen, und es kam  zu sexuellen Annäherungsversuchen.

Dieser Monsignore wurde später Bischof. Im Jahre 2002 wurde er wegen sexueller Übergriffe suspendiert. Johannes Paul II. nannte die Angelegenheit einen schweren Skandal. – WA August 2011

https://de.wikipedia.org/wiki/Juliusz_Paetz

Prof. Dr. Hans Küng, Ist die Kirche noch zu retten? S. 233
Die Korrelation (Wechselbeziehung) zwischen dem sexuellen Missbrauch Jugendlicher durch Kleriker und dem Zölibatsgesetz wird zwar immer wieder geleugnet, aber man kann doch die Zusammenhänge nicht übersehen. Die zwangszölibatäre und monosexuelle Kirche konnte die Frauen aus allen kirchlichen Ämtern, nicht aber die Sexualität aus dem Menschen vertreiben und nahm so, wie der katholische Religionssoziologe Franz-Xaver Kaufmann ausführt, das Risiko der Pädophilie in Kauf. Zahlreiche Psychotherapeuten und Psychoanalytiker bestätigen: Das Zölibatsgesetz verpflichte die Priester, sich jeglicher sexuellen Aktivität zu enthalten. Aber deren Impulse bleiben nun einmal virulent (ansteckend, krankheitserregend), und es bestehe die Gefahr, dass sie in eine Tabuzone abgedrängt und dort kompensiert werden. Zölibatäre Lebensformen, besonders die zu dieser hinführende, oft von zölibatären Männern dominierte, Sozialisation (häufig Internat, dann Priesterseminar) könne also pädophilen Neigungen Vorschub leisten. Verschiedene Studien zeigen, dass eine Hemmung der psychosexuellen Entwicklung bei Zölibatären häufiger auftritt als in der Durchschnittsbevölkerung. Entwicklungspsychologische Defizite und sexuelle Neigungen werden jedoch oft erst nach der Ordination bewusst. Aber sexuelle Fehlentwicklungen und Fehlverhalten werden in der katholischen Kirche systematisch verschleiert. Es bedarf einer neuen positiven Einstellung nicht nur zur Sexualität, sondern besonders zur Frau.

OR (L'Osservatore Romano) Nrn. 32/33 vom 12. August 2011
München. Als Konsequenz aus dem Missbrauchsskandal gründet die katholische Kirche in München ein neues wissenschaftliches „Zentrum für Kinder- und Jugendschutz“. Das gab der Münchner Kardinal Reinhard Marx bekannt. Träger sind die Erzdiözese München und Freising und die Päpstliche Universität Gregoriana der Jesuiten in Rom. Die Einrichtung werde spätestens zu Beginn 2012 ihre Arbeit aufnehmen.

An dem Zentrum soll in den nächsten 3 Jahren ein weltweit einsetzbares, mehrsprachiges E-Learning-Trainingsprogramm entwickelt werden. Es wird dazu dienen, kirchliche Mitarbeiter für die Prävention von Übergriffen gegen Minderjährige zu schulen. Designierter Leiter des Zentrums ist der Ulmer Kinder- und Jugendpsychiater Hubert Liebhardt. Zweites Ziel ist die Ausarbeitung eines globalen pastoralen Konzepts zur Bekämpfung von Missbrauch in Kirche und Gesellschaft.

Kardinal Marx sagte, die Kirche stelle sich mit diesem Projekt ihrer Verantwortung. Neben der Aufarbeitung erfolgter Übergriffe und der Sorge um die Opfer müsse „eine neue Kultur des Hinschauens“ etabliert werden. „Die Kirche soll ein Ort der Gewaltlosigkeit und Liebe gerade für die Kleinen und Schwachen sein – ja geradezu ein Schutzraum“, betonte der Kardinal.

Der Jesuit P. Hans Zollner, Vizerektor der Päpstlichen Universität Gregoriana, erklärte, es gehe um einen nachhaltigen Lernprozess. Er sei sehr froh, dass sich die Münchner Erzdiözese „in bemerkenswerter Weise für die Weltkirche engagiert“. Mit E-Learning könnten Weltgegenden erreicht werden, „wo es Internet gibt, aber keine Strassen“, erläuterte er die Bedeutung des Projekts.

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 39/2011
Jede Zahl ist ein Mensch

Das Fachgremium „Sexuelle Übergriffe in der Pastoral“ der Schweizer Bischofskonferenz zieht Zwischenbilanz. 2010 meldeten sich 146 Opfer. Viele der Übergriffe liegen Jahrzehnte zurück.

Das Jahr 2010 ist ein „Annus horribilis“ für die römisch-katholische Kirche. In verschiedenen europäischen Ländern kamen Fälle von sexuellem Missbrauch ans Licht. Im Februar 2010 wurden in der Schweiz 60 Verdachtsfälle publik. Ende März 2010 gestanden die Schweizer Bischöfe ein, das Ausmass der Situation unterschätzt zu haben, und ermutigten Opfer, sich zu melden. Nach diesem Aufruf war ein starker Anstieg der Meldungen zu verzeichnen. „Es kommen immer noch Meldungen herein, sie flachen aber etwas ab“, sagte Adrian von Kaenel, Präsident des Fachgremiums, das sich mit den sexuellen Übergriffen in der Seelsorge befasst. In den 2010 gemeldeten Fällen waren die Hälfte der Täter Weltpriester und ein Viertel Ordensmänner. Für sexuelle Übergriffe sind aber auch vier Ordensfrauen und drei Laientheologen verantwortlich. Auf Opferseite waren 80 Kinder und Jugendliche sowie 54 Erwachsene betroffen. Ein Grossteil der Übergriffe ereignete sich zwischen 1950 bis 1990. Für die Phase zwischen 1991 bis 2000 wurden neun Fälle gemeldet, 13 betreffen das letzte Jahrzehnt. Hier sei eine schnelle Reaktion nötig, sagte von Kaenel. Im Bistum Basel wurden letztes Jahr 40 Fälle gemeldet. Zahlen seien leicht kommunizierbar, doch hinter jeder Zahl stehe ein Mensch, sagte Abt Martin Wehrlen, Verantwortlicher der SBK für das Fachgremium. Entscheidend sei, dass sexueller Missbrauch kein Tabuthema mehr sei.

OR (L'Osservatore Romano) Nr. 39 vom 30.09.2011
Treffen mit Missbrauchsopfern

Papst Benedikt XVI. ist am Freitagabend, 23. September 2011 in Erfurt mit Missbrauchsopfern zusammengetroffen. Er sei „bewegt und erschüttert“ gewesen über das, was den Opfern und Familien angetan worden sei. Das teilte der Vatikan anschliessend in einer Erklärung mit, die von der Deutschen Bischofskonferenz veröffentlicht wurde. Das im Besuchsprogramm nicht angekündigte Treffen mit 3 Männern und 2 Frauen fand im Priesterseminar statt. Der Papst habe den Opfern, die von Priestern und kirchlichen Mitarbeitern missbraucht worden seien, „sein tiefes Mitgefühl und Bedauern“ ausgesprochen. Benedikt XVI. habe den Teilnehmern versichert, den Verantwortlichen in der Kirche sei an der Aufarbeitung aller Missbrauchsdelikte gelegen. Sie bemühten sich zudem, wirksame Massnahmen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen zu fördern.

BaZ Basler Zeitung vom 17.12.2011
Zehntausende Kinder sexuell missbraucht

Den Haag. In den Niederlanden sind seit 1945 Zehntausende Kinder in Einrichtungen der katholischen Kirche sexuell missbraucht worden. Das geht aus dem Bericht einer Untersuchungskommission hervor, der am Freitag in Den Haag vorgestellt wurde. Den Untersuchungen zufolge sollen zwischen 1945 und 1981 zwischen 10’000 und 20’000 Minderjährige unter  Missbrauch gelitten haben. Bis 2010 summiere sich die Zahl auf „mehrere Zehntausend“. Die Kinder und Jugendlichen hätten unter „leichtem, schwerem und sehr schwerem“ Missbrauch gelitten. Der Erzbischof von Utrecht bat die Opfer um Verzeihung. „Im Namen der katholischen Kirche in den Niederlanden möchte ich mich aufrichtig entschuldigen.“ Nach Veröffentlichung des Berichtes sagte er: „Das erfüllt uns mit Scham und Schmerz.“ Mindestens 800 Täter waren dem Bericht zufolge in die Missbrauchsfälle verwickelt. Heute seien noch mehr als 100 von ihnen am Leben. DPA

OR Nr. 6 vom 10.01.2012
Konferenz über sexuellen Missbrauch

Vertreter nahezu aller Bischofskonferenzen der Welt kamen zu einer Konferenz über sexuellen Missbrauch durch katholische Kleriker zusammen. Das 3-tägige Symposium „Auf dem Weg zur Heilung und Erneuerung“ richtete sich speziell an Bischöfe und Ordensobere, wie die Organisatoren der Päpstlichen Universität Gregoriana mitteilten. Aus Deutschland nahmen der Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, sowie der Erzbischof von München und Freising, Reinhard Kardinal Marx, teil.

Der Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, William Kardinal Levada, hat die Konferenz mit einem Vortrag eröffnet. Am Tag danach fand ein Wortgottesdienst mit einem grossen Bussakt statt, den der Präfekt der Kongregation für die Bischöfe, Marc Kardinal Quellet, geleitet hat. Ziel der Konferenz sei der Austausch über Vorbeugungsmassnahmen weltweit, so die Veranstalter. Zum Abschluss wird das von der Universität Gregoriana in München eröffnete „Zentrum für Kinderschutz“ offiziell vorgestellt. Es soll in den kommenden 3 Jahren ein mehrsprachiges internetbasiertes Lernprogramm für Kirchenmitarbeiter entwickeln.

Auch ein Missbrauchsopfer aus Irland hat an dem Kongress teilgenommen. Marie Collins, die als 12-jährige während eines Krankenhausaufenthaltes missbraucht worden war, sagte vorab, dass für die Zukunft der Kinderschutz und die Einhaltung der kirchlichen Richtlinien im Umgang mit Tätern Vorrang haben sollten. Für die Opfer würde eine Vergebungsbitte der Kirchenoberen am meisten zur Heilung beitragen, so Collins. Unter den Vortragenden waren neben Kardinal Marx auch Vertreter afrikanischer und asiatischer Bischofskonferenzen. Damit wolle man zeigen, dass Missbrauch weltweit ein Thema sei, betonte der deutsche Jesuit und Psychologe, Prof. Hans Zoller, einer der Organisatoren des Treffens.

OR Nr. 12 vom 23. März 2012
Ergebnisse und Perspektiven der Apostolischen Visitation in Irland

Die Erschütterung, die Benedikt XVI. im Hirtenbrief an die Katholiken in Irland angesichts des schrecklichen Phänomens des Missbrauchs Minderjähriger zum Ausdruck gebracht hat, und die Nähe, die der Papst wiederholt den Personen bekundet hat, die Opfer dieser von Priestern oder Ordensleuten verübten sündigen und kriminellen Akte geworden sind, wurden vom Heiligen Stuhl durch ein Dokument erneuert, das am Dienstag, dem 20. März, nach Abschluss der Apostolischen Visitation im Land veröffentlicht wurde.

Die Visitation, die vom Papst persönlich einberufen wurde, um „der durch die  tragischen Ereignisse des von Priestern und Ordensleuten verübten sexuellen Missbrauchs Minderjähriger entstandenen Situation angemessen zu begegnen, hatte im Herbst 2010 begonnen. Ihre erste Phase  wurde im Juni 2011 abgeschlossen. Das jetzt veröffentlichte Dokument enthält eine Zusammenfassung der Ergebnisse, die hervorgegangen sind aus den Visitationen der vier Metropolitan-Erzdiözesen Armagh, Dublin, Cashel und Emly  und Tuam sowie von etwa 30 Ordensinstituten und fünf Priesterseminaren: dem „Saint Patrick’s College“ in Maynooth, dem Päpstlichen Irischen Kolleg in Rom, dem „Saint Malachy College“ in Belfast, dem „All Hallows College“ in Dublin sowie dem „Milltown Institute of Theology and Philosophy“ in Dublin. Das Dokument enthält auch Weisungen des Heiligen Stuhles, die zu deren hinzukommen, die die einzelnen Dikasterien an die Verantwortlichen der Körperschaften, die der Visitation unterzogen wurden, gesandt haben. Es wird darin noch einmal betont, dass die Visitation pastoralen Charakter hatte. Einerseits habe sie zwar die Schwere der Verfehlungen belegt, die in der Vergangenheit zu unzureichendem Verständnis  und einer entsprechenden Reaktion auch von seitens der Bischöfe und Ordensoberen geführt haben, andererseits habe sie jedoch auch deutlich gemacht, dass seit den Neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts entscheidende Schritte nach vorn unternommen wurden, die das Problem stärker ins Bewusstsein gerückt und tiefgreifende Veränderungen im Umgang mit ihm mit sich gebracht haben. Das Dokument kündigt auch an, dass der Heilige Stuhl und der irische Episkopat bereits mit gemeinsamen Überlegungen zur gegenwärtigen Gestaltung der Diözesen begonnen haben, um die Territorialstrukturen besser geeignet zu machen, auf die heutige Sendung der Kirche in Irland zu antworten.

Es wurde unter anderem der Wunsch zum Ausdruck gebracht, die Leitlinien, die im Dokument „Safeguarding Children“ von 2008 aufgezeigt wurden, weiter zu aktualisieren auf der Grundlage der Weisungen, die von der Kongregation für die Glaubenslehre am 3. Mai 2011 veröffentlicht wurden und die regelmässig revidiert werden. (…)

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 14/2012, März 2012
Gemischte Reaktion auf Bericht zu Missbrauchsskandal

Die Regierung Irlands hat den vatikanischen Untersuchungsbericht zum Missbrauchsskandal in der irischen Kirche teils mit Zustimmung, teils mit Kritik aufgenommen. Familienministerin Frances Fitzgerald begrüsste laut Presseberichten den Vorsatz der Kirche, weiter mit Missbrauchsopfern in Kontakt zu bleiben. Kathleen Lynch, Staatssekretärin für Gleichberechtigung, kritisierte hingegen den internen Charakter und eine „unverständliche Sprache“ des Berichts. Der Vatikan hatte eine Zusammenfassung des internen Ermittlungsberichtes veröffentlicht. Darin werden unter anderem den Bischöfen schwere Versäumnisse vorgeworfen und Reformen bei der Priesterausbildung und der kirchlichen Rechtspraxis verlangt.

Pfarrblatt  Kirche heute Nordwestschweiz 16/2012, April 2012
Von Aufbruch keine Spur

Die katholische Kirche sei durch die Missbrauchsskandale erschüttert worden, doch fehle ihr offenbar die Kraft, sich dem Geschehenen vorbehaltlos zu stellen und die Konsequenzen zu ziehen. Dies schrieb Simon Spengler, Sekretär der Kommission für Kommunikation und Medien der Schweizer Bischofskonferenz im CVP-Magazin. „Die Politik“. In der Kirche sei derzeit von Aufbruch nicht viel zu spüren, „schon gar nicht angesichts der meines Erachtens drängendsten Frage, der Rolle der Frau in dieser Kirche“, hält Spengler fest. (Quelle Kipa)

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 21/2012, Mai 2012
„Wer nicht sprechen kann, kann nicht hören“

Pater Klaus Mertes über seine Erfahrungen mit dem Missbrauchsskandal

Sein Brief an potenzielle Betroffene sexueller Übergriffe im Berliner Canisius-Kolleg löste im Januar 2010 eine Lawine aus. Letzte Woche sprach Jesuitenpater Klaus Merte in Basel zu „Macht, Sexualität und Kirche“ und beklagte die Herz- und Sprachlosigkeit der Kirche, wenn es um das Thema Sexualität geht. (…)

Kath. Wochenzeitung Baden Nr. 25 vom 22. Juni 2012, S. 8
Expertin: Missbrauch in Katholischer und Evangelischer Kirche gleich

Traumatherapeutin Enders: Dass sexueller Missbrauch am Zölibat liege, sei ein Mythos: „Missbrauch hat mit Zölibat wenig zu tun“ – „Leitungsvakuum“ als idealer Nährboden.

Das Problem des sexuellen Missbrauchs ist in der Katholischen und Evangelischen Kirche in Deutschland gleich gross. Auf diese ihre Beobachtung wies Ursula Enders, Leiterin von „Zartbitter“, eine Einrichtung gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen in Köln, hin, wie Radio Vatikan mit Berufung auf kipa-apic berichtet.

„Die Evangelische Kirche hat sich lange Zeit in Sicherheit gewiegt und geglaubt, <bei uns doch nicht, das liegt ja am Zölibat>“, sagte die Traumatherapeutin bei der Fachtagung „Missbrauch in Institutionen“ der evangelischen Kirche in Hamburg. Das sei jedoch ein Mythos: „Missbrauch hat mit Zölibat wenig zu tun.“

Ausserdem bezeichnete die Missbrauchsexpertin ein „Leitungsvakuum“ in evangelischen Einrichtungen als idealen Nährboden für Täter, wie die Evangelische Kirche Hamburg berichtet. In letzter Zeit würden verstärkt Fälle in Protestantischen Einrichtungen bekannt.

Enders ging auch auf allgemeine Probleme der Aufarbeitung ein. Wenn Kindern gesagt werde, sie sollten lernen, „nein“ zu sagen, würde damit den jungen Opfern die Schuld zugewiesen – dabei tragen die Erwachsenen die Verantwortung. Die Täter trügen beispielsweise oft die Masken des sozial Engagierten, des Dauerjugendlichen oder des sozial Schrägen. (kath.net/red)

BaZ Basler Zeitung vom 23. August 2012, S. 4, SDA
Pfarrer wegen sexueller Kontakte entlassen

Aarau. Die Reformierte Landeskirche Aargau entlässt einen Pfarrer, der sexuelle Kontakte mit einer Frau hatte, die bei ihm in Seelsorge war. Der Fall hat gemäss Kirche keine strafrechtliche Bedeutung. Sie wirft dem Pfarrer vor, die Amtspflicht schwer verletzt zu haben. Dem Pfarrer werde angelastet, dass er die Verantwortung für seine berufliche Tätigkeit in der Seelsorge schwerwiegend verletzt habe, gab die Reformierte Landeskirche Aargau am Mittwoch an einer kurzfristig angesetzten Medienkonferenz bekannt.

BaZ Basler Zeitung vom 9. Oktober 2012, S. 7, SDA
Hunderte Heimkinder in Holland missbraucht

Den Haag. Hunderte Kinder sind in niederländischen Heimen und Pflegefamilien sexuell missbraucht worden – viele von ihnen jahrelang. Das hat eine Regierungskommission in einem gestern vorgelegten Bericht über Missbrauch in staatlichen Heimen seit 1945 festgestellt. „Ministerien, Heime und Jugendämter haben beim Schutz der Kinder versagt“, sagte der Vorsitzende der Kommission. 800 Fälle von sexueller Gewalt waren bei der Kommission gemeldet worden. 42 Fälle wurden der Staatsanwaltschaft übergeben. Opferverbände wollen von den Behörden Schadenersatz fordern.

Buch von G. Nuzzi, "Seine Heiligkeit", S. 97
Bankrott der amerikanischen Diözesen (…)

Viganò hat in seiner glanzvollen diplomatischen Laufbahn viel erlebt, sich aber nie in einem Wirbelsturm behaupten müssen, wie er jetzt über die Finanzen der katholischen Kirche in den Vereinigten Staaten hinwegfegt: Die Prozesse um die pädophilen Priester zeitigen drastische wirtschaftliche Folgen. Seit 10 Jahren zieht sich diese Geschichte schon hin: Nach ersten Vorzeichen 2001 eskalierte 2002 die Lage in der Diözese Boston, die die Opfer pädophiler Priester mit 6,2 Millionen Dollar entschädigen muss, damit sie auf den Gang vors Gericht verzichten. 2007 gaben die Diözesen in den USA im Zuge von Einigungen und Vergleichen bereits 900 Millionen Dollar aus. Aber das war nur der Anfang. In den letzten Jahren stieg die Summe in schwindelnde Höhen. Inzwischen haben wir „4’500 Fälle von Pädophilie in der Kirche der Vereinigten Staaten“, schreibt der Vatikanexperte von La Stampa, Giacomo Galeazzi, „mit bis heute gezahlten 2,6 Milliarden Dollar an Entschädigungen“. Die Summen zerrütten die Finanzen der Diözesen. Sieben mussten wegen der Skandale Insolvenz (Zahlungsunfähigkeit) anmelden. Die Diözese Milwaukee wurde einer Kommission unterstellt; die seit 2008 insolvente Diözese Fairbanks zahlte inzwischen Entschädigungen an 150 Missbrauchsopfer. (…)

Missbrauchsfälle, Vertuschungen (Infos 2013-2016)

BaZ Basler Zeitung vom 23. Februar 2013, S. 6, Peter Nonnenmacher:
Irlands Oberhirte soll nicht zur Wahl. Erzbischof Seán Brady ist tief in die Kindsmissbrauchsaffäre verwickelt.

Als Papst Benedikt XVI. seinen Rücktritt ankündigte, zog sich Kardinal Seán Brady zum Gebet zurück. Er wolle, erklärte der Erzbischof von Armagh und ranghöchste Geistliche der katholischen Kirche in Irland, erst einmal „in sich gehen“, bevor er nach Rom fliege, um an der Wahl des neuen Papstes teilzunehmen. Gefragt, ob er denn selbst als Kandidat zur Verfügung stehe, antwortete der 73-Jährige leutselig, mit dieser Möglichkeit sei ja wohl kaum zu rechnen.  Nun wollen einige seiner Landsleute aber dafür sorgen, dass Irlands Oberhirte noch nicht mal bis zu den Portalen der Sixtinischen Kapelle vordringt. So tief stecke Brady im moralischen Morast der Missbrauchsaffären der irischen Vergangenheit, dass er keinerlei Anspruch darauf habe, an einem Konklave zur Entscheidung über die künftige Kirchenführung teilzunehmen, meinen die Kritiker des Kardinals in Irland. „Ich war fest überzeugt davon, dass er es nicht wagen würde, im Vatikan noch einmal sein Gesicht zu zeigen“, hat jetzt zum Beispiel Christine Buckley, Geschäftsführerin des Aislinn-Zentrums für Missbrauchsopfer in Dublin, gegenüber der Londoner „Times“ empört erklärt. „Jemand wie er! Der Kindern ein Schweigegelübde abnahm! Und der es zuliess, dass in der gleichen Gemeinde ein Kinderschänder unbehindert sein Unwesen trieb – obwohl er davon wusste.“ – „Ich finde ebenfalls, dass er sich der Teilnahme am Konklave enthalten sollte“, meinte Patrick Walsh, der im Alter zwischen zwei und 16 Jahren in kirchlicher „Fürsorge“ kontinuierlich missbraucht wurde, und der später die Organisation „Irische Überlebende des Kindsmissbrauchs“ gründete. (…)

BaZ Basler Zeitung vom 26. Februar 2013, S. 6, Sebastian Borger, London:
„Davon hat Jesus nichts gesagt“

Schottischer Kardinal tritt nach Vorwürfen wegen sexueller Belästigung zurück. Kurz vor seiner Pensionierung ist der ranghöchste Katholik Grossbritanniens über Vorwürfe sexueller Belästigung gestolpert. Einen Tag nach der Veröffentlichung der Anschuldigungen durch drei amtierende sowie einen früheren Priester seiner eigenen Diözese gab der Edinburgher Kardinal Keith O’Brien (74) seinen sofortigen Rücktritt bekannt. Er werde am bevorstehenden Konklave zur Wahl des nächsten Papstes nicht teilnehmen: „Die Aufmerksamkeit der Medien in Rom soll auf Benedikt XVI. und seinen Nachfolger gerichtet sein und nicht auf mich.“ (…)

BaZ Basler Zeitung vom 27.02.2013, S. 7, Frank Herrmann, Washington:
Der Kardinal soll ins Gefängnis. In Kalifornien laufen Katholiken Sturm, weil ihr Oberhirte einen Pädophilenskandal vertuschte.

Kaum war Kardinal Roger M. Mahony in Rom gelandet, liess er seinen Kritikern ein paar launige Zeilen zukommen, kurz und polemisch auf Twitter. „Irgendwer interessiert daran, deine Feinde zu lieben? Oder denen Gottes zu tun, die dich verfolgen? Wow, Jesus verlangt aber viel“, schrieb der katholische Kardinal, der mitbestimmen soll, wer die Nachfolge Papst Benedikts XVI. antritt.  Er könne sich nicht erinnern, dass die Leute jemals so urteilsfreudig, ja, selbstgerecht waren, klagte er kurz darauf in seinem Blog, „so schnell dabei, anzuklagen, zu werten, zu verurteilen“, in aller Regel auf dünner Faktengrundlage. – Von 1988 bis 2011 war Mahony Erzischof von Los Angeles, eine Stimme von Gewicht, da allein schon der beständige Zustrom lateinamerikanischer Immigranten der katholischen Kirche volle Gotteshäuser garantierte.  Weil er Hunderte Fälle von Kindsmisshandlung unter den Teppich kehrte, ist sein Ruf in der „Stadt der Engel“ gründlich ruiniert. Schubweise werden neue, schockierende Details des Skandals publik und es gibt Zeitgenossen, die Mahony am liebsten im Gefängnis sähen. Als Kardinal darf er dennoch teilnehmen am Konklave zur Entscheidung über die künftige Kirchenführung – was in Amerika eine Welle von  Protesten ins Rollen bringt. – Der Name Mahony steht wie eine Chiffre für den Missbrauchsskandal, der die katholische Kirche in den USA schwer belastet, seit vor gut einer Dekade (Zeitraum von 10 Monaten oder Jahren) die Aufdeckung begann. Erst am Samstag, wenige Stunden vor seinem Abflug nach Italien, musste der Geistliche unter Eid zu einem konkreten Fall aussagen, zur Causa Nicolas Aguilar Rivera. Der mexikanische Seelsorger soll sich 1987, während eines neunmonatigen Aufenthalts in Los Angeles, an 25 Kindern vergangen haben. Er floh über die Grenze nach Tijuana, rechtzeitig gewarnt von einem Assistenten Mahonys. (…)

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 6. September 2013, S. 7, SDA
Missbräuche: Papst in Kritik

Nach der Abberufung des Vatikan-Botschafters (Nuntius) in der Dominikanischen Republik aufgrund von Missbrauchsvorwürfen gerät Papst Franziskus in die Kritik. Das Netzwerk der Überlebenden von Missbrauch durch Priester (SNAP) warf ihm vor, wie seine Vorgänger „geheim und rücksichtslos“ zu agieren. Erst am Mittwoch war bekannt geworden, dass Jozef Wesolowski seinen Posten bereits  am 21. August verloren hatte. Laut Medienberichten soll der Diplomat gegen Bezahlung Sex mit Jungen gehabt haben. Auch gegen einen Priester in Chile laufen Ermittlungen. Der Ire John O’Reilly vom Orden der Legionäre Christi steht seit Mittwoch unter Hausarrest. Gegen ihn und andere Mitglieder seines Ordens laufen Ermittlungen wegen des Verdachts des Kindsmissbrauchs an einer von den Geistlichen betriebenen Schule in Santiago. Die ultrakonservativen Legionäre Christi sind seit 2005 in einen Missbrauchsskandal verwickelt. Dem inzwischen verstorbenen Ordensgründer Marcial Maciel wurde vorgeworfen, mehrere Seminaristen missbraucht zu haben.

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 17.01.2014, S. 7, SDA
UNO kritisiert den Vatikan

Deutliche Worte des UNO-Komitees für die Rechte des Kindes: Auch unter Papst Franziskus wage es der Kirchenstaat bislang nicht, sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche vollständig und öffentlich aufzuklären. Der Kirchenstaat weigere sich nach wie vor, die von der UNO geforderten genauen Angaben zum Umfang des Skandals und zu Tätern zu machen, bemängelten die Teilnehmer bei der ersten öffentlichen Anhörung zu diesem Thema vor dem UNO-Komitee für die Rechte des Kindes in Genf. Papst Franziskus sagte gestern in seiner Frühmesse laut Radio Vatikan, die Skandale seien „die Schande der Kirche“. Einige der Skandale hätten die Kirche gezwungen, viel Geld zu zahlen. „Und das ist gut so, wir mussten es tun.“

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 5/2014 Januar, S. 2
Priester wegen Missbrauchs laisiert (einen Kleriker regulär oder strafweise in den Laienstand versetzt)

Der Vatikan hat 2011 und 2012, den letzten beiden Amtsjahren von Benedikt XVI.,  384 katholische Priester wegen sexuellen Missbrauchs in den Laienstand versetzt. Vatikansprecher Federico Lombardi bestätigte eine entsprechende Meldung der Nachrichtenagentur AP. Die Zahlen waren bei der Vorstellung des Kinderschutzberichtes des Heiligen Stuhles vor dem UNO-Komitee über die Rechte des Kindes in Genf bekannt geworden. Papst Benedikt XVI. habe sehr darunter gelitten, innert 2 Jahren 384 Priester zu laisieren, sagte sein Privatsekretär, Erzbischof Georg Gänswein.

L'Osservatore Romano (OR) Nr. 4 vom 24.01.2014, S. 10
Vatikan Vorbild im Kampf gegen Missbrauch

Der Vatikan geht energisch gegen den Missbrauch von Kindern im kirchlichen Raum vor. So habe der Heilige Stuhl in der Vergangenheit sowohl innerhalb der Kirche die juristischen Richtlinien verschärft als auch die strafrechtliche Zusammenarbeit mit anderen Staaten ausgebaut, sagte der vatikanische Vertreter, Erzbischof Silvano Tomasi, bei der Vorstellung des Kinderschutzberichtes des Heiligen Stuhles vor dem UNO-Komitee über die Rechte des Kindes in Genf. Der Schutz von Kindern in kirchlichen Einrichtungen habe für den Heiligen Stuhl oberste Priorität, heisst es in dem Text. Erzbischof Tomasi nannte u. a. das E-Learning-Programm zur Vorbeugung von Missbrauch, das die Päpstliche Universität Gregoriana gemeinsam mit dem Zentrum für Kinderschutz im Erzbistum München entwickelt hat.

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 08.02.2014, S. 9, SDA
UNO wirft Vatikan Vertuschung vor

Kindsmissbrauch. UNO-Experten kritisieren den Umgang des Vatikans mit den Fällen von Kindsmissbrauch. Der Kirchenstaat bezeichnet den Bericht als voreingenommen. „Der Vatikan hat den Ruf der Kirche immer wieder über die Interessen der betroffenen Kinder gestellt“, sagte die Vorsitzende des UNO-Ausschusses für die Rechte des Kindes, Kirsten Sandberg, gestern in Genf. Die Kommission fordert den Kirchenstaat in ihrem Bericht auf, Fälle von Kindsmissbrauch in der katholischen Kirche öffentlich zu untersuchen. Überführte Täter müssten umgehend der Justiz übergeben werden. (…)

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 7/2014 Februar, S. 2
Missbrauch-Richtlinien erneuert

Die Schweizer Bischöfe haben die Richtlinien der katholischen Kirche gegen sexuellen Missbrauch erneuert. Unter dem Titel „Sexuelle Übergriffe im kirchlichen Umfeld, Richtlinien der Schweizer Bischofskonferenz und der Vereinigung der Höheren Ordensoberen der Schweiz“ sind sie am 1. Februar 2014 in Kraft getreten, teilte die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) am Freitag mit. Der Geltungsbereich der Richtlinien wurde nun auf alle ausgeweitet, die in verschiedensten Bereichen im kirchlichen Umfeld wirken, zum Beispiel in der Katechese, der Jugendarbeit, in Bildung und Erziehung, Freiwilligenarbeit, Sozialarbeit, Kirchenmusik und in der Sakristei. Ausserdem würden jetzt auch Ordensgemeinschaften, religiöse Bewegungen und Gruppierungen erreicht, die nicht direkt der Aufsicht der Bischöfe unterstehen.

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 8/2014 Februar, S. 2
Einmischung in kirchliche Lehre

Der Vatikan wehrt sich gegen Kritik des UNO-Kinderrechtskomitees (UNCRC) am Umgang der katholischen Kirche mit sexuellem Missbrauch von Minderjährigen. Einige der am 5. Februar vom Komitee in Genf veröffentlichten Forderungen seien ein Einmischung in die kirchliche Lehre über die Würde des Menschen und in die Religionsfreiheit, heisst es in einer Stellungnahme des vatikanischen Presseamtes. Die Beurteilung sei nicht auf der Höhe der aktuellen Situation, hielt der vatikanische Vertreter beim Büro der Vereinten Nationen in Genf, Erzbischof Silvano Maria Tomasi, im Interview mit Radio Vatikan fest. Sie berücksichtige nicht die Massnahmen, die der Vatikanstaat und  die nationalen Bischofskonferenzen zum Schutz von Minderjährigen gegen Missbrauch längst ergriffen hätten.

Fernsehen SRF1, „Tumulte im Vatikan“, 22.55 Uhr, März 2014
In den USA wurden 16’000 Mädchen und Knaben missbraucht. Diese Zahl wurde  2002 zum ersten Mal veröffentlicht. Die katholische Kirche in den USA zahlte 3 Milliarden Dollar Schadenersatz. Die Fälle sind nicht abgeschlossen.

L'Osservatore Romano Nr. 13 vom 28.03.2014, S. 4
Kommission zum Schutz der Minderjährigen vor Missbrauchsfällen

Papst Franziskus hat eine Kommission zum Schutz von Minderjährigen vor sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche errichtet. Von den insgesamt 8 Mitgliedern der Kommission sind 5 Laien, unter ihnen 4 Frauen.

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 7. Mai 2014, S. 11
3’420 Fälle von Missbrauch in 10 Jahren

Beim Vatikan sind in den vergangenen 10 Jahren 3’420 „glaubwürdige Beschuldigungen“ von Priestern wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen eingegangen. Im Zeitraum vom 2004 bis 2013 seien 848 Priester in den Laienstand zurückversetzt und 2’572 mit anderen Strafen belegt worden, sagte Vatikanbotschafter Erzbischof Silvano Tomasi gestern in Genf. SDA

L'Osservatore Romano Nr. 40 vom 03.10.2014, S. 4
Die vatikanische Justiz hat den wegen sexuellen Missbrauchs aus dem Priesterstand entlassenen ehemaligen Apostolischen Nuntius in der Dominikanischen Republik, Erzbischof Jozef Wesolowsiki, unter Hausarrest gestellt. Ihm wird zur Last gelegt, Minderjährige in kirchlichen Einrichtungen jenes Landes sexuell missbraucht zu haben. Papst Franziskus hatte ausdrücklich gefordert, derart schwerwiegende Fälle ohne Verzögerungen und mit der notwendigen Strenge zu verfolgen.

bz Basellandschaftliche Zeitung  vom 21.03.2015, S. 17
Polen: Kirche entschädigt erstes Opfer von Missbrauchsfällen

Erstmals hat sich in Polen ein Bistum verpflichtet, ein Missbrauchsopfer eines Priesters finanziell zu entschädigen. Mit dieser Einigung endete gestern der erste Zivilprozess gegen Vertreter der Amtskirche. Bisher lehnte diese Entschädigungen ab und verwies auf individuelle Entschädigung durch die Täter. Eine Stiftung, die die Klage unterstützt hatte, sprach von einem wegweisenden Verfahren. (SDA)

bz Basellandschaftliche Zeitung,  nach dem 15. April 2015
Rom: Verurteilter Bischof tritt zurück

Fast 3 Jahre nach seiner Verurteilung wegen Vertuschung von sexuellem Missbrauch ist der US-Bischof Robert Finn zurückgetreten. Papst Franziskus akzeptierte den Amtsverzicht des 62 Jahre alten Bischofs von Kansas City-Saint Joseph, wie der Vatikan gestern Dienstag mitteilte. Gründe wurden nicht genannt. Finn soll die Behörden trotz des Hinweises eines Technikers nicht über einen ihm unterstellten Priester informiert haben, der Hunderte kinderpornografische Fotos auf seinem Computer hatte. Finn ist der einzige Bischof, der in den USA bisher gerichtlich für die Vertuschung von sexuellem Missbrauch zur Verantwortung gezogen wurde. Er wurde 2012 zu einer Bewährungsstrafe von 2 Jahren verurteilt, blieb aber trotz mehrfacher Rücktrittsforderungen zunächst im Amt. (SDA)

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 2. Juni 2015, S. 7
Vatikan: Finanzchef in Kindsmissbrauchsskandal involviert

Der Finanzchef (WA: eigentlich Präfekt des Sekretariates für die wirtschaftlichen Angelegenheiten, früher Erzbischof von Sidney; siehe unter „Wirtschaft“) des Vatikans ist wegen Missbrauchsskandals ins Visier von Ermittlungen geraten. Eine australische Untersuchungskommission lud Kurienkardinal George Pell offiziell zu einer Anhörung. In dem Verfahren geht es um Vorwürfe des Australiers David Ridsdale, im Alter von 11 Jahren von seinem Onkel, dem katholischen Priester Gerald Ridsdale, missbraucht worden zu sein. Pell soll versucht haben, den Skandal mit Geld zu vertuschen. (SDA)

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 06.06.2015, S. 7
Zwölf sexuelle Übergriffe gemeldet im letzten Jahr

Bei der katholischen Kirche melden sich weiterhin Personen als Opfer sexueller Übergriffe durch Kirchenleute. Die Bistümer registrierten 2014  12 (2013: 11) Vorfälle. Die neuen Meldungen gehen fast alle auf die Jahre 1950 bis 2000 zurück. Ein Fall datiert aus dem Jahre 2013, wie die Schweizerische Bischofskonferenz (SBK) am Freitag im Nachgang zu ihrer Versammlung in Einsiedeln SZ mitteilte. Von den 12 gemeldeten Opfern waren zum Zeitpunkt der Übergriffe 8 Kinder und 3 erwachsene Frauen. Ein Opfer war ein Jugendlicher. (SDA)

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 26/2015 Juni, S. 2
Justizstelle für Missbrauchsvergehen

Papst Franziskus will konsequenter gegen Bischöfe vorgehen, die sexuellen Missbrauch durch Priester vertuschen. Er billigte eine Empfehlung des für die Kurienreform zuständigen Kardinalrats, wonach eine neue Gerichtssektion für solche Fälle errichtet werden soll. Dies teilte der Vatikansprecher Federico Lombardi mit. Angesiedelt ist die neue Instanz an der Glaubenskongregation. Bislang kannte das katholische Kirchenrecht keine Sanktionen für Bischöfe, die ihr Amt missbrauchten, um straffällig gewordene pädophile Priester zu schützen.

Katholische Wochenzeitung Baden, 28/2015 Juli, S. 5 von Armin Schwibach

2010, das „Missbrauchsjahr“ – es war der „annus horribilis“ – gewesen. Wer damals die Entwicklung des Missbrauchsskandals beobachtete, hatte oft den Eindruck, dass sich Kirche auf Unterdrückung, Gewalt und sexuelle Perversionen (Abartigkeiten) reduzieren lässt: „Es gebe, so hiess es wie aus der Pistole geschossen, einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen katholischer Sexuallehre, Zölibat und Missbrauch“.  Aber: „In den Hintergrund geriet, dass es in nicht-katholischen Einrichtungen ähnliche Vorfälle gab. Aus dem Mitarbeiterkreis der katholischen Kirche, so der Kriminologe Christian Pfeiffer, kämen etwa 0,1 Prozent der Missbrauchstäter; 99,9 Prozent stammten aus anderen Bereichen. In den USA liegt nach einem US-Regierungsbericht für das Jahr 2008 der Anteil der Priester, die in Pädophilie-Fälle verwickelt waren, bei 0,03 Prozent.“ Die  protestantische Publikation „Christian Science Monitor“ veröffentlichte eine Studie, der zufolge die protestantischen Kirchen Amerikas in einem weit höheren Anteil von Pädophilie betroffen sind“. So weit Peter Seewald in seinem Interviewbuch mit Benedikt XVI. „Licht der Welt“ (Seite 48). (…)

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 31-33/2015 Juli, S. 27
Erster Missbrauchsprozess

Erstmals muss sich ein ehemaliger ranghoher kirchlicher Würdenträger vor einem weltlichen Strafgericht im Vatikan wegen sexuellen Missbrauchs verantworten. Der Prozess gegen den früheren vatikanischen Botschafter in der Dominikanischen Republik, Jozef Wesolowski (66), hat am 11. Juli 2015 begonnen. Die vatikanische Staatsanwaltschaft wirft dem aus Polen stammenden Ex-Geistlichen Missbrauch mehrerer Buben und den Besitz von kinderpornografischem Material vor. Da Wesolowski wegen eines kurzfristigen Spitalaufenthaltes nicht erschien, wurde der Prozess kurz nach Eröffnung auf unbestimmte Zeit vertagt.

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 08.10.2015, S. 14
Bischof wegen Missbrauch verurteilt

Ein ehemaliger englischer Bischof ist wegen des sexuellen Missbrauchs von 18 jungen Priestern zu einer Gefängnisstrafe von 2 Jahren und 8 Monaten verurteilt worden. Der heute 83-Jährige habe sie in den Jahren 1977 bis 1992 unter anderem dazu gebracht, nackt zu beten, und damit seine Position ausgenutzt, entschied ein Gericht in London. (SDA)

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 02.03.2016, S. 6, Dominik Straub, Rom
„Ranger“ wird für den Papst zur Belastung

Im Kirchenstaat rumort es: Der allmächtige Finanzchef, Kardinal George Pell, wird von einem Missbrauchsskandal eingeholt.  Der kräftig gebaute und einen rustikalen Umgangston pflegende Australier Pell wird im Vatikan von allen nur der „Ranger“ (Förster)  genannt – auch vom Papst. Seit Februar 2014 ist der 74-jährige ehemalige Erzbischof von Sidney Präfekt des vatikanischen →Wirtschaftsrates und damit Herr über die Finanzen und weltlichen Besitztümer des Kirchenstaates. Papst Franziskus hatte den theologisch dezidiert konservativen Pell persönlich an die Spitze des neuen Gremiums gesetzt: Angesichts des desolaten Zustands (→Nuzzi), in dem sich die vatikanischen Finanzen bei seinem Amtsantritt befanden, brauchte er einen Mann fürs Grobe. Dafür schien der ehemalige College-Rugby-Spieler genau der Richtige zu sein. Doch nun wird der „Ranger“ von seiner Vergangenheit eingeholt. Pell musste einer australischen Untersuchungskommission Red und Antwort stehen, die sich mit dem massenhaften Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch Priester befasst, der sich zwischen den 1970er- und 1990er-Jahren zum Teil in unmittelbarer Nähe des australischen Prälaten abgespielt hatte. Dem Kurienkardinal wird in seiner Heimat schon lange vorgeworfen, von den Vergewaltigungen gewusst, sie aber nicht energisch genug verfolgt oder gar vertuscht zu haben. In der Befragung räumte Pell ein, dass die Kirche Kindesmissbrauch jahrelang heruntergespielt und „schreckliche Fehler“ begangen habe. Er versicherte indessen, er habe selber nie von irgendwelchen konkreten Taten gehört und diese vertuscht. Dass der damals höchste Geistliche Australiens trotz seiner Nähe zum Geschehen nichts Konkretes gewusst habe, wird ihm freilich je länger, je weniger abgenommen – auch in Rom. Der „Ranger“ wird zunehmend  zunehmend zur Belastung für den Papst. Zum einen werden die Befragungen durch die australische Untersuchungskommission noch die ganze Woche andauern. Zum anderen ist Pell auch anderweitig unter Beschuss. So war im Rahmen der „Vatileaks-2-Affäre“ letztes Jahr aufgeflogen, dass der Australier, der für neues, transparentes und vor allem zurückhaltendes Finanzgebaren sorgen sollte, in den ersten 6 Monaten als neuer Wirtschaftspräfekt über eine halbe Million Euro an Spesen in Rechnung gestellt hatte – unter anderem für teure Business-Class-Flüge.

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 10/2016 März, S. 2
Film: „Spotlight“ („Scheinwerfer“) im Rampenlicht
Aufdeckung sexueller Missbräuche in der römisch-katholischen Kirche in Boston

Das Mediendrama „Spotlight“ wurde an den Oscars gleich zwei Mal ausgezeichnet. Zum einen gewann er den Oscar für den besten Film, zum anderen erhielten der Regisseur Tom McCarthy und der Co-Autor Josh Singer die Auszeichnung für das beste Drehbuch. Als Grundlage für die Story dient die Arbeit eines Redaktionsteams des „Boston Globe“, das 2001 Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche aufdeckte. „Spotlight“ zeigt das Dilemma zwischen ethischem Anspruch und Loyalität zur Kirche auf, in dem sich die katholisch erzogenen Journalisten befinden. Am Schlusse der gesamten Untersuchungen ergaben sich rund 1’000 Missbrauchsfälle bei 249 Priestern. Der verantwortliche Kardinal Bostons, Bernard Francis Law, der alle Missbrauchsfälle nach weltweiter Weisung von Papst und Präfekt der Glaubenskongregation zu vertuschen hatte, wurde vom Vatikan nach Rom geholt. Hier bekleidet er das Amt eines Erzpriesters (Ehrentitel) in einer der vier Papstbasiliken, in St. Maria Maggiore.
(WA: Kardinal Law verstarb am 20. Dezember 2017 in Rom. Nachfolger: Kardinal St. Rylko)
Produktionsland: Vereinigte Staaten; Originalsprache: Englisch;  Erscheinungsjahr: 2015; Länge 128 Minuten

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 11/2016 März, S. 2
Mehr Schutz vor Missbrauch

In der katholischen Kirche Deutschlands soll eine neue Vereinbarung dafür sorgen, dass Kinder und Jugendliche umfassend vor sexueller Gewalt geschützt werden. Die Vereinbarung, die zwischen dem Missbrauchsbeauftragten der Bischofskonferenz und dem Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung getroffen wurde, sieht „institutionelle Schutzkonzepte“ und „flächendeckende Schulungsmassnahmen“ vor. „Die katholische Kirche in Deutschland und alle ihre zugehörigen Einrichtungen sollen ein sicherer Ort für die verletzlichsten Mitglieder der Gesellschaft sein“, erklärte die Deutsche Bischofskonferenz dazu vergangene Woche in Bonn.

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 16.03.2016, S. 13
Frankreich: Pädophilie-Skandal erschüttert die Kirche

Frankreichs katholische Kirche wird von einem neuen Pädophilie-Skandal erschüttert. Premierminister Manuel Valls rief den Lyoner Kardinal Philippe Barbarin, der Kindesmissbrauch durch Priester verheimlicht haben soll, auf,  seiner Verantwortung gerecht zu werden. „Ich erwarte nicht nur Worte, sondern Taten“, so Valls. Dem Kardinal und der Diözese der ostfranzösischen Grossstadt wird vorgeworfen, Fälle von Kindesmissbrauch durch Priester nicht gemeldet zu haben. – Ausgangspunkt ist der Fall eines Priesters, der 1986 bis 1991 Pfadfinder missbraucht haben soll, aber erst letzten August seines Amtes enthoben wurde. Die Ermittlungen zielten darauf auf Verantwortliche der Diözese von Lyon und könnten nun auch Barbarin treffen. Am Montagabend wurde nämlich zudem bekannt, dass es eine neue Anzeige gegen Barbarin gibt. Es geht dabei um mutmassliche pädophile Taten, die ein nach wie vor in Lyon aktiver Priester in den 90er-Jahren begangen haben soll. (SDA)

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 13/14 2016 März, S. 23, Charles Martig, kath.ch
Katholische Journalisten im Dilemma
Der mit zwei Oscars ausgezeichnete Film „Spotlight“ („Scheinwerfer“) leuchtet Kirchenskandal aus

Ein Redaktionsteam des Boston Globe deckte 2001 Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche auf. Der Film „Spotlight“ macht den Fall zum Thema und ist ein Lehrstück für Bischöfe und Journalisten. „Alle Bischöfe und Kardinäle sollten diesen Film sehen“, sagt Erzbischof Charles Scicluna von Malta, „weil sie verstehen müssen, dass Berichterstattung die Kirche retten wird, nicht das Schweigen.“ Scicluna war lange Jahre zuständig als Strafverfolger von klerikalem Kindsmissbrauch im Vatikan.  „Spotlight“ ist ebenso wichtig für Journalistinnen und Journalisten. Jeder Medienschaffende sollte diesen Film gesehen haben, denn er enthält ein ethisches Modell.
Regisseur Tom McCarthy verwendet das Genre (Art, Wesen) des spannend und sorgfältig erzählten Journalistenfilms, der im Watergate-Skandalfilm „All the President’s Man“ (1976) sein grosses Vorbild hat. „Spotlight“ geht sein Thema nicht skandalisierend an. Vielmehr zeigt er sehr genau, wie Mechanismen und Arbeitsweisen im Newsroom funktionieren, lebensnah und realistisch.

Gekonnt auf den Punkt gebracht: Das Verdienst dieses Spielfilms liegt nicht darin, dass er die Aufdeckung der Missbrauchsskandale in den USA nacherzählt, sondern wie er das tut. Der grosse Gewinn besteht darin, dass er Journalistinnen und Journalisten als moralische Subjekte zeigt, die ihre Berufsstandards haben und diese auch in schwierigen Situationen zu befolgen versuchen.
Das Rechercheteam des Boston Globe (Kugel/Erdball) heisst „Spotlight“. Der titelgebende Ausdruck „Scheinwerfer“ hat eine doppelte Bedeutung. Einerseits geht es darum, Licht in verdeckte und verborgene Geschichten zu bringen und diese aufzudecken. Der Scheinwerfer wird aber auch auf den „Kriegsschauplatz Nachrichtenredaktion“ gerichtet.

Das wird im Stil der grossen Journalistenfilme so intensiv, authentisch und mit einer derart engagierten Besetzung beleuchtet, dass man den Glauben an den guten Journalismus nicht verliert. „Spotlight“ gibt also der arg unter Druck geratenen Berufsgruppe der Medienschaffenden eine Motivation, an ihren berufsethischen Standards festzuhalten, auch wenn dies unter dem fortwährenden Spardruck in Medienhäusern sehr schwierig geworden ist. (…)

Schweiz am Sonntag vom 05.06.2016, S. 12, Ausland
Papst will Ahndung von Pädophilie

Papst Franziskus nimmt die Bischöfe im Kampf gegen sexuellen Missbrauch Minderjähriger in die Pflicht. Nicht bloss selbst begangene Übergriffe, sondern auch die Unterlassung von deren Aufarbeitung soll künftig zur Amtsenthebung führen, dekretiert (Dekretale = päpstlicher Entscheid) er in einem apostolischen Schreiben, das am Samstag veröffentlicht wurde. Es handelt sich dabei um ein sogenanntes „Motu proprio“ (→Schreiben, päpstliche), ein Schreiben, das der Papst aus eigenem Antrieb aufsetzt, ohne dass er von den Kardinälen oder Beratern darum ersucht worden wäre. Laut Radio Vatikan will Papst Franziskus mit seiner Initiative die Reform der Rechtsprechung zur sexuellen Gewalt weiterführen, die sein Vorgänger Benedikt XVI. begonnen hatte. (FB)

L'Osservatore Romano Nr. 37 vom 16.09.2016, S. 4
Papst traf Vertreterinnen von Missbrauchsopfern

Papst Franziskus ist mit 2 italienischen Vertreterinnen von Missbrauchsopfern zusammengetroffen. Wie der Jesuit Hans Zollner, Mitglied der päpstlichen Kinderschutz-Kommission, bei Radio Vatikan sagte, fand die Begegnung bereits einige Tage zuvor statt.

Die beiden Frauen hätten dem Papst 2 Bücher überreicht, die sexuelle Vergehen durch katholische Geistliche thematisierten. Das eine Buch sei der Erlebnisbericht einer Italienerin, die als Jugendliche missbraucht worden sei, und die erste Publikation dieser Art in Italien. Das andere Buch handle von sexueller Gewalt gegen Ordensfrauen durch Seelsorger.

Die beiden Frauen berichteten laut P. Zollner, Franziskus habe sich in dem Gespräch betroffen gezeigt und darum gebeten, weiter auf den Laufenden gehalten zu werden. Wie sein Vorgänger Benedikt XVI. (2005-2013) begegne auch Franziskus Missbrauchsopfern mit einer „grossen persönlichen Achtsamkeit“, sagte Zollner dem Sender.

Der Jesuit Zollner, Psychologe und Leiter des internationalen Kinderschutz-Zentrums an der Päpstlichen Universität Gregoriana, hatte an der Jahrestagung der vatikanischen Kinderschutzkommission teilgenommen, die im März 2014 von Franziskus eingerichtet wurde. Das Treffen befasste sich unter anderem mit einem Entwurf für Kinderschutz-Leitlinien in der katholischen Kirche.

Die Vollversammlung tagte in der vergangenen Woche im Vatikan.

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 15.10.2016, S. 15
Übergriffe auf Kinder: Lehrer verhaftet

Wegen sexueller Übergriffe auf Kinder ist im Tessin/CH ein Lehrer und Gemeinderat verhaftet worden. Der Angeschuldigte war in einer ungenannten Gemeinde im Luganese tätig. Neben den Übergriffen wirft die Staatsanwaltschaft dem Mann auch Pornografie und den sexuellen Missbrauch Schutzbefohlener vor. (SDA)

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 17.10.2016, S. 9
Argentinien: Kirche verurteilt wegen Missbrauch

Erstmals hat ein Zivilgericht in Argentinien die katholische Kirche wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt. Das Gericht in Buenos Aires verhängte wegen Missbrauchs eines Seminaristen 1992 durch einen Erzbischof eine Geldstrafe von umgerechnet knapp 50’0000 Franken. Die ursprüngliche Klage war bereits vor 15 Jahren eingereicht worden. Ein Strafgericht verurteilte den Erzbischof 2009 zu 9 Jahren Haft. Doch 2 Jahre später wurde das Urteil wieder aufgehoben. Im Jahr darauf starb der Erzbischof 75-jährig, ohne den ihm zur Last auferlegten Missbrauch jemals zugegeben zu haben. (SDA)

L'Osservatore Romano Nr. 43 vom 28.10.2016, S. 7
Bischöfe gehen aktiver gegen Missbrauch vor

Die katholischen Bischöfe sind im Kampf gegen sexuellen Missbrauch nach Aussage des deutschen Jesuiten P. Hans Zollner in den vergangenen Monaten „aktiver geworden“. Seit Papst Franziskus das Kirchenrecht im Juni verschärft habe, wurden Verdachtsfälle von den Bischöfen rascher an den Vatikan weitergemeldet, sagte der Leiter des Kinderschutzzentrums der Päpstlichen Universität Gregoriana in einem Interview mit der österreichischen Presseagentur „Kathpress“. „Die Botschaft ist bei den Bischöfen angekommen“, so P. Zollner. Der Psychologieprofessor ist auch Mitglied der päpstlichen Kinderschutzkommission.

Der Papst hatte im Juni ein neues Gesetz erlassen. Danach können nun auch jene Bischöfe kirchenrechtlich belangt werden, die einem Verdacht auf sexuellen Missbrauch in ihrer Diözese nicht ausreichend nachgehen. Im Extremfall kann dies bis zur Amtsenthebung führen.

Wie die neuen kirchenrechtlichen Vorgaben in der Praxis angewandt wurden, sei bislang noch nicht geklärt, sagte Zollner. Die 4 für Bischöfe zuständigen Behörden im Vatikan erarbeiteten derzeit unabhängig voneinander Kriterien. Das Fortbestehen der päpstlichen Kinderschutzkommission ist indes noch ungewiss. Es werde aber auch weiterhin eine Institution geben, die sich mit dem Thema sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche auf Weltebene beschäftigen werde, sagte Zollner im „Kathpress“-Interview.

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 02.12.2016, S. 11, Peter Stäuber, London
Fussball-Missbrauchsskandal zieht immer weitere Kreise

England: Immer mehr Ex-Fussballer berichten von sexuellen Übergriffen in ihrer Jugendzeit. In den vergangenen zwei Wochen ist der englische Fussball von einer der grössten Krisen in seiner Geschichte ergriffen worden. Immer mehr ehemalige Fussballer treten an die Öffentlichkeit und berichten von sexuellen Übergriffen, die sie als Jugendliche in ihren Klubs erlitten hatten. Mittlerweile haben über ein Dutzend regionale Polizeibehörden Untersuchungen eingeleitet, bei der kürzlich eingerichteten Hotline für potenzielle Opfer sind bereits Hunderte Anrufe eingegangen. (…)

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 06.12.2016, S. 13, Bettina Mader-Stadelmann
Kirche: Über 200 sexuelle Übergriffe (gekürzt)

Schweiz: Bischöfe stellen Opfern einen Genugtuungsfonds zur Verfügung –  und planen Präventionskurse. Die Schweizer Bischöfe haben am Montag einen Fonds für die Opfer von verjährten sexuellen Übergriffen durch Priester und Ordensleute angekündigt. Er ist zurzeit mit 500’000 Franken dotiert. Zwischen 2010 und 2015 haben sich 223 Opfer gemeldet. Während 2010 im Zeichen des erstmaligen Aufrufs in der Schweiz 115 Fälle sexueller Übergriffe gemeldet wurden, waren die Zahlen in den folgenden Jahren deutlich niedriger. Der grosse Teil der gemeldeten sexuellen Übergriffe geschah in der Zeit von 1950 bis 1990. Von den 223 in den 6 Jahren gemeldeten Opfern waren zum Zeitpunkt der Taten 49 Kinder unter 12 Jahren. 23 weibliche und 56 männliche Jugendliche waren zwischen 12 und 16 Jahre alt.

200 Kirchenleute als Täter. Was die gemeldeten Täter betrifft, weist die Statistik für die vergangenen 6 Jahre ein Total von 204 Tätern auf. Davon waren 103 Weltpriester, 47 Ordenspriester oder Ordensbrüder, 11 Ordensfrauen, 5 Laientheologen oder Laientheologinnen. 6 gemeldete Täter hatten andere Berufe und zu 32 Täterinnen oder Tätern waren keine Angaben erhältlich. (SDA)

Missbrauchsfälle, Vertuschungen (Infos 2017-2018)

bz Basellandschatliche, Region Basel, vom 19.01.2017, S. 9
Vatikan vertuscht noch immer Kindsmissbrauch

Der Enthüllungsjournalist Emiliano Fittipaldi wirft Papst Franziskus in einem neuen Buch vor,  nicht genug gegen den Missbrauch von Kindern und pädophile Priester zu tun. In den ersten 3 Jahren seines Pontifikats seien der Glaubenskongregation rund 1’200 „glaubhafte“ Fälle von Kindsmissbrauch gemeldet worden, sagte Fittipaldi. (SDA)

bz Basellandschaftliche, Region Basel, vom 02.03.2017, S. 10
Vatikan: Missbrauchsopfer tritt aus Kommission aus

Rückschlag für den Vatikan bei der Aufklärung von Kindsmissbrauch in der katholischen Kirche: Ein Mitglied der Kommission, die Papst Franziskus im Kampf gegen Kindsmissbrauch gegründet hatte, ist zurückgetreten. Marie Collins – selbst Missbrauchsopfer – habe sich dazu „aus Frustration“ entschieden, weil andere Behörden der römischen Kurie nicht ausreichend mit der Kommission zusammenarbeiten, heisst es in einer Mitteilung des Kinderschutz-Gremiums. (SDA)

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 15/2017 April, S. 2
Missbrauchsfälle schneller bearbeiten

Der Kinderschutzexperte Hans Zollner hat sich für eine schnellere Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche ausgesprochen. Zudem forderte Zollner, dass vatikanische Behörden Missbrauchsopfern zügig und persönlich antworten. Der Jesuit Zollner ist Mitglied der päpstlichen Kinderschutzkommission und Leiter des Kinderschutzzentrums an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Die päpstliche Kinderschutzkommission hatte die Einrichtung einer zentralen Stelle im Vatikan vorgeschlagen. Zollner geht davon aus, dass, gemessen an vatikanischen Verhältnissen, rasch etwa  geschehen werde.

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 30.06.2017, S. 7, Dominik Straub, Rom
Papst-Vertrauter legt Amt nieder
Kurienkardinal George Pell wird von einem Missbrauchsskandal eingeholt

Im Vatikan war es 3 Uhr morgens, als „Down Unter“ der Vizepolizeichef des australischen Gliedstaates Victoria, Shane Patton, bekannt gab, dass gegen Kurienkardinal George Pell Anklage wegen Missbrauchs erhoben werde. Wenige Stunden später trat der sichtlich gezeichnete 76-jährige Pell im Vatikanischen Pressesaal vor die Medien und wies die Vorwürfe zurück.

Kardinal Pell hat am 18. Juli 2017 in Melbourne zur ersten Gerichtsverhandlung zu erscheinen.

→Franziskus, Papst

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 19.07.2017, S. 11Nicolas Haesler
547 Kinder der Regensburger Domspatzen wurden Opfer von Gewalt

Missbrauch: Alle Taten sind nach dem Strafrecht verjährt, keine Strafverfolgung mehr möglich.
Bei den weltberühmten Regensburger Domspatzen sind über die Jahrzehnte insgesamt 547 Kinder Opfer von körperlicher und sexueller Gewalt geworden. Dies geht aus dem Abschlussbericht zum Missbrauchsskandal beim katholischen Chor vor, den der Rechtsanwalt Ulrich Weber am Dienstag vorstellte. Demnach wurden 500 Kinder Opfer körperlicher Gewalt, 67 Kinder auch Opfer sexueller Gewalt. Da einige Kinder sowohl körperliche wie auch sexuelle Gewalt erlitten, liegt die Zahl der Fälle laut Weber über den insgesamt betroffenen 547 Fällen.

Wie er weiter sagte, beschrieben die Opfer die Zeiten bei den Regensburger Domspatzen im Nachhinein als „Gefängnis, Hölle und Konzentrationslager“ oder als schlimmste Zeit ihres Lebens.

49 Verantwortliche identifiziert. Laut Weber wurden 49 Beschuldigte identifiziert, die für die Taten verantwortlich gemacht werden könnten. Demnach waren fast alle Vorfälle zu jener Zeit nach der jeweils gültigen Gesetzgebung strafbar. Es seien inzwischen aber alle Taten nach dem Strafrecht verjährt, sodass keine Strafverfolgung mehr möglich.

Die Übergriffe bei den Domspatzen fanden in zwei Vorschulen und einem Internat statt. In einem grossen Teil des betroffenen Zeitraums wurden die Institutionen von Georg Ratzinger, dem Bruder des emeritierten Papstes Benedikt XVI., geleitet. Dem langjährigen Chorleiter und Bruder von Papst Benedikt XVI., Georg Ratzinger, warf Weber ein „Wegschauen“ vor der körperlichen Gewalt vor. Es hätten sich aber keine Erkenntnisse ergeben, dass Ratzinger auch von sexueller Gewalt gewusst habe.

„Kultur des Schweigens“. Ratzinger sei von den für die Untersuchung befragten ehemaligen Domspatzen sehr unterschiedlich, positiv wie negativ, beschrieben worden. Der von 1964 bis 1994 an der Spitze des Chors stehende Ratzinger sei „sehr ehrgeizig“ gewesen hinsichtlich der Leistung des Chors und habe darüber wohl den Blick für die Gesamtverantwortung für die Kinder verloren. Weber sprach von einer „Kultur des Schweigens“, es sollten die Regensburger Domspatzen als Institution vor einer Rufschädigung geschützt werden. So habe auch eine frühe kritische Medienberichterstattung nicht zu Konsequenzen geführt.

Rechtsanwalt Weber bestätigte den Domspatzen, dass die organisatorischen Schwächen dort behoben worden seien. Inzwischen gebe es eine „zeitgemässe Pädagogik“ sowie eine „hohe Sensibilisierung“. (SDA)

GlücksPost Nr. 31 vom 03.08.2017, S. 13, Marco Hirt
Gloria von Thurn und Taxis: Die Fürstin aus Regensburg hat mit ihrem Kommentar zum Missbrauchsskandal rund um die Regensburger Domspatzen harsche Kritik geerntet. Sexuellen Missbrauch gebe es überall, da gehe man gerne auf die Kirche los. Das sei ein gefundenes Fressen, erklärte Gloria. „Dumm und undifferenziert“, sagte dazu ein Sprecher der Opfer, die u. a. von Priestern misshandelt wurden. Aussagen über Dinge, von denen sie keine Ahnung habe, solle sie unterlassen.

Katholische Wochenzeitung Baden Nr. 34/2017 August, S. 9
Beichtgeheimnis gilt auch bei Missbrauch

Vorsitzender der australischen Bischofskonferenz: Das Beichtgeheimnis „ist grundlegender Bestandteil der Religionsfreiheit und ist im Gesetz Australiens und vieler anderer Länder anerkannt. Das muss so bleiben.“

„Übergriffe gegen Kinder müssen den Behörden gemeldet werden.“ Das hat der Präsident der australischen Bischofskonferenz, Denis James Hart, erklärt, wies „Radio Vatikan“ berichtet. Der Erzbischof erinnert dann aber auch an die Bedeutung des Beichtgeheimnisses: „Die Beichte ist in der katholischen Kirche ein spirituelles Zusammentreffen mit Gott durch den Priester. Es ist grundlegend Bestandteil der Religionsfreiheit und ist im Gesetz Australiens und vieler anderer Länder anerkannt. Das muss so bleiben.“

L'Osservatore Romano Nr. 39 vom 29.09.2017, S. 3
„Null-Toleranz“ bei Kindesmissbrauch

Papst Franziskus hat zugesichert, den Einsatz gegen sexuellen Missbrauch in der Kirche konsequent fortzusetzen. Bei einem Treffen am Donnerstagvormittag, 21. September 2017, mit der Päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen, liess er sich über deren bisherige Arbeit informieren. In seiner vorbereiteten und an die Mitglieder der Kommission ausgehändigten Ansprache bekräftigte er, es gelte beim sexuellen Missbrauch Minderjähriger „unwiderruflich das Null-Toleranz-Prinzip“. Auf allen Ebenen müsse man mit den strengsten Sanktionen gegen all jene vorgehen, „die ihre Berufung verraten und Kinder Gottes missbraucht haben“. Die Kirche sei dazu gerufen, besonders für die Leidenden ein Ort des Mitleids und Mitgefühls zu sein, sowie „ein Feldlazarett, das uns auf  unserem geistlichen Weg begleitet“, sagte der Papst.

L'Osservatore Romano Nr. 40 vom 06.10.2017, S. 8
Arbeitsgruppe gegen Kindesmissbrauch

Die Italienische Bischofskonferenz hat eine Arbeitsgruppe zum Schutz von Kindern vor sexuellem Missbrauch eingerichtet. Ziel seien Prävention und Ausbildung, teilte der Ständige Rat der Bischöfe zum Abschluss seiner jüngsten Beratungen in Rom mit. Die Gruppe solle unter Einbindung unterschiedlicher Fachbereiche dem Phänomen ‚Kindesmissbrauch‘ sowohl auf pädagogischer und organisatorischer Ebene wie auch im Bereich der Justiz und der Medien entgegenarbeiten. Leiter des neuen Arbeitskreises ist der Erzbischof von Ravenna, Lorenzo Ghizzoni.

Die katholische Kirche in Italien habe mit ihren Leitlinien von 2012 klare kirchenrechtliche und strafrechtliche Kriterien für den Umgang mit Missbrauch benannt, so die Bischofskonferenz.

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz18/2018 April, S. 2
Generalvikar beklagt Dezentralisierung

Zu wenig Kirchenrecht, zu viel „Liebe und Pastoral“ habe in der Kirche zur Verschärfung des Missbrauchsskandals geführt. Diese Auffassung vertritt der Churer Generalvikar, Martin Grichting, in einem Gastkommentar für die „Neue Zürcher Zeitung“. Man habe versucht, den sexuellen Missbräuchen mit „pastoralen Massnahmen“ zu begegnen, statt Fehlbare vor Gericht zu stellen und aus dem Klerus zu entlassen. Den Missbrauchsskandal führt er auch auf eine Dezentralisierung in der Kirche zurück. Dezentralisierung bedeute, dass Kompetenzen nach unten abgegeben werden. Die Erfahrung zeige jedoch, dass sie dort nur „gern wahrgenommen werden, wenn es darum geht, Zückerchen zu verteilen, nicht jedoch, wenn unangenehme Entscheidungen getroffen werden müssen.“

L'Osservatore Romano Nr. 21 vom 25.05.2018, S. 3
Schmerzvolle Ereignisse

Zum Abschluss der Beratungen über die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in Chile übergab Papst Franziskus jedem der chilenischen Bischöfe einen Brief, dessen Wortlaut der Vatikan am 17. Mai veröffentlichte: In dem Schreiben dankte der Papst für die „uneingeschränkte Bereitschaft“, bei allen Veränderungen und Entscheidungen mitzuwirken, die notwendig seien, um Gerechtigkeit und Gemeinschaftssinn innerhalb der Kirche wiederherzustellen.
In den vergangenen Tagen habe man sich mit „schmerzvollen Ereignissen“ befasst, so der Papst. Es habe Missbrauch in vielerlei Hinsicht gegebenen – mit tragischen Folgen für die Opfer. Nun wolle man den Schaden gemeinsam wiedergutmachen. Dafür seien kurz-, mittel- und langfristige Schritte erforderlich, kündigte der Heilige Vater an. Im Zuge der Beratungen hatten 4 Treffen der Bischöfe mit dem Papst stattgefunden.

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 25.06.2018, S. 9
Kinderpornografie: Vatikangericht verurteilt Diplomat

Im Vatikan ist erstmals ein Geistlicher im Zusammenhang mit Kindsmissbrauch verurteilt worden. Das Gericht des Vatikanstaates verhängte am Samstag gegen den ehemaligen Diplomaten Carlo Alberto Capela eine Freiheitsstrafe von 5 Jahren und eine Geldstrafe von 5’000 Euro. Die Richter befanden ihn des Besitzes und der Verbreitung von Kinderpornografie für schuldig. (SDA)

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 31.07.2018, S. 11
Missbrauchsskandal: Australischer Bischof tritt ab

Nach jahrelangem Druck wegen eines Missbrauchsskandals ist der verurteilte australische Erzbischof Philip Wilson abgetreten. Papst Franziskus habe den Rücktritt angenommen, teilte der Vatikan gestern mit. Der Bischof der Millionenmetropole Adelaide war Anfang Juli wegen der Vertuschung von Missbrauchsvorwürfen gegen einen anderen Geistlichen zu 12 Monaten Haft verurteilt worden. Einen Rücktritt hatte der 67-Jährige zunächst abgelehnt. Es ist der zweite Rücktritt innerhalb weniger Tage eines hohen Geistlichen wegen eines Missbrauchsskandals. Erst am Samstag hatte der Papst den Abgang des US-Kardinals Theodore McCarrick angenommen. (SDA)

L'Osservatore Romano Nr. 32/33 vom 10.08.2018, S. 4
Kommuniquée des Presseamtes des Heiligen Stuhles

Der Papst hat am Abend des 27.07.2018 den Brief erhalten, in dem der emeritierte Erzbischof von Washington in den Vereinigten Staaten von Amerika, Kardinal Theodore Mc Carrick, den Verzicht auf seine Mitgliedschaft im Kardinalskollegium erklärt (Missbrauchs-Vorwürfe). Der Papst hart den Verzicht auf die Kardinalswürde angenommen, die Suspendierung von der Ausübung jeglicher priesterlicher Dienste in der Öffentlichkeit verfügt und dem emeritierten Erzbischof die Verpflichtung auferlegt, sich für ein Leben des Gebets und der Busse an einen noch näher zu bestimmenden Ort zurückzuziehen, solange bis die Anschuldigungen gegen ihn durch einen regulären kirchenrechtlichen Prozess geklärt worden sind.
(Kath. Wochenzeitung Baden 26/2023 Juli, S. 11: ehemaliger Kardinal Theodore McCarrick ist liiert.)

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 15.08.2018, S. 11
300 Priester begingen sexuelle Übergriffe

Im US-Bundesstaat Pennsylvania haben einer umfassenden Untersuchung zufolge mehr als 300 katholische Priester sexuelle Übergriffe auf Minderjährige begangen. Mindestens 1’000 Kinder seien missbraucht worden, heisst es im Abschlussbericht eines Geschworenengremiums (Grand Jury) des Bundesstaates. Generalstaatsanwalt Josh Shapiro, der die bisherigen Ermittlungsergebnisse am Dienstag vorstellte, glaubt, dass sich viele Opfer nicht gemeldet hätten. Die Dunkelziffer könnte deswegen deutlich höher liegen – auch, weil Berichte von vielen Kindern verloren gegangen seien. (SDA)

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 22.08.2017, S. Ausland 7
Irland, Papst trifft Opfer von Missbrauch

Papst Franziskus will während seiner Irland-Reise am kommenden Wochenende auch Missbrauchsopfer treffen. Bei allen Reisen des Papstes an Orte, wo Missbrauch geschehen sei, gebe es solche Begegnungen, sagte Vatikansprecher Greg Burke in Rom.

Wann und mit wie vielen Betroffenen das katholische Kirchenoberhaupt zusammentreffen wird, ist unklar. Am Samstag werde der Pontifex an einem Licht in der Kathedrale von Dublin, das für Missbrauchsopfer aufgestellt wurde, beten.

Die 24. Auslandreise des Papstes findet im Rahmen des Weltfamilientreffens statt, das am Dienstag begann. Die Reise wird überschattet von Missbrauchsskandalen der vergangenen Jahrzehnte. Irland gehört zu jenen Staaten, in denen Priester und Ordensschwestern massiv Kinder und Frauen missbrauchten. Am Montag hatte der Papst sich in einem umfänglichen Schreiben an die 1,3 Milliarden Katholiken in aller Welt gewandt und eingeräumt, dass die Kirche Missbrauchsopfer lange ignoriert (absichtlich nicht beachtet) habe. (SDA)

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz Nr. 35/2018 August, S. 1, Pierre Pistoletti, kath.ch
„Die Kirche muss den Opfern Priorität einräumen“

Wie der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz zum Bericht über Missbrauch in Pennsylvania Stellung nimmt: Ein Missbrauchsbericht erschüttert die USA. Charles Morerod, Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, fordert eine grundsätzliche Änderung des Umgangs mit sexuellem Missbrauch in der Kirche – in der Schweiz, in den USA und weltweit.

Die Vorgänge in Pennsylvania seien „ein neues Kapitel in der finsteren Geschichte des sexuellen Missbrauchs in den Vereinigten Staaten“, sagt Bischof Charles Morerod, Bischof von Lausanne, Genf und Freiburg sowie Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, „Der Bericht des Staatsanwaltes von Pennsylvania zeigt, dass sexuelle Übergriffe von Priestern  begangen wurden, Er zeigt auch, dass sie von einigen Kirchenführern vertuscht wurden, was „einem zweiten Missbrauch gleichkommt“, sagte Bischof Morerod. Als Antwort auf diese Tragödien fordert der Bischof einen Wandel in der Kirche: „Den Opfern muss grundsätzlich Priorität eingeräumt werden.“ (…)

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 35/2018 August, S. 2
US-Bischöfe kündigen Reformen an

Die katholische US-Kirche stehe vor einer „moralischen Katastrophe“, sagte Kardinal Daniel DiNardo, der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, angesichts des jüngsten Missbrauchsskandals im Bundesstaat Pennsylvanai. Er kündigte für November einen umfassenden Reformplan an, „damit sich die Sünden und Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen“. Opfern müsse es leichter gemacht werden, Fehlverhalten von Kirchenoberen anzuzeigen. Der Pennsylvania-Bericht einer staatlichen Jury beschuldigt rund 300 zumeist verstorbene Priester, in den vergangenen 70 Jahren mindestens 1’000 Kinder und Jugendliche missbraucht zu haben. Es habe eine „Kultur des Vertuschens“ durch ranghohe Kirchenobere geherrscht, die massenhaft Missbrauch erst ermöglicht habe.

Kath. Wochenzeitung Baden 34/2018 August, S. 9
US-Bischöfe „haben das Vertrauen der Laien und Priester verloren“

Wie ist es möglich, dass jemand wie Theodore Mc-Carrick in der Hierarchie der Kirche bis zum Kardinal aufsteigt, ohne dass sein Fehverhalten Konsequenzen hat, fragt Paul Etienne, der Erzbischof von Anchorage. (…)

L'Osservatore Romano  Nr.  34 vom 24.08.2018, S. 3
Die Päpstliche Kinderschutzkommission hat das jüngste Schreiben des Papstes  zum Thema Missbrauch gewürdigt. Die Kommission fühle sich in ihrer Arbeit bestärkt, wenn der Papst dazu aufrufe, eine Politik von „Null Toleranz und all jene zur Verantwortung zu ziehen, die solche Verbrechen begehen oder decken“, heisst es in einer Erklärung auf der Website der Kommission.

L'Osservatore Romano Nr. 34 vom 24.08.2018, S. 4
Papst Franziskus hat die neue Vorsitzende der kirchlichen Missbrauchskommission in Chile, die Rechtsanwältin Ana María Celis Brunet, zusammen mit ihrem Amtsvorgänger, dem Bischof von San Bernardo, Juan Ignacio González, zu einem Informations- und Meinungsaustausch im Vatikan empfangen. Dabei ging es um die Schritte der Kirche zur Aufklärung und Prävention von Missbrauchsfällen in dem südamerikanischem Land Chile. Im Vorfeld hatte der Heilige Vater die jüngsten Schritte der Chilenischen Bischofskonferenz in diesem Bereich gewürdigt.

Kath. Wochenzeitung Baden/CH 36/2018 September, S. 11
Schock: Nuntius sagt, Franziskus hat bei Kardinal McCarrick (Washington) vertuscht!

Weitere Eskalation im US-Missbrauchs- und Vertuschungsskandal – Ex-Nuntius fordert Papst zum Rücktritt auf – Franziskus habe die Massregelung durch Benedikt XVI. wissentlich aufgehoben und McCarrick zu seinem Ratgeber und Vertrauten erhoben.

Schwerste Vorwürfe gegen Papst Franziskus sowie eine Aufforderung zum Papst-Rücktritt kommen von Erzbischof Carlo Maria Viganò (→Korruption, erster Beitrag), der von 20121 bis 2016 Nuntius in Washington D.C. gewesen war. In einem elfseitigen Statement, das er für den 25. August 2018 an mehrere Medien gegeben hatte, schreibt Viganò, dass bereits Papst Benedikt XVI. Ende der ersten Dekade (Zeitraum bestimmter Wochen, Monate oder Jahre) des neuen Jahrtausends „Kardinal McCarrick ähnliche Sanktionen auferlegt hatte, wie sie ihm jetzt durch Papst Franziskus auferlegt wurden“.

Viganò berichtete, dass er Papst Franziskus über diese Sanktionen 2013 persönlich informiert („gesagt“) habe. Trotzdem habe Papst Franziskus die Sanktionen gegen den Kardinal wieder aufgehoben. Obendrein habe Franziskus McCarrick zu seinem Ratgeber erhoben, dem er vertraute („trusted councelor“). Der „National Catholic Register“ bringt das Statement des emeritierten Nuntius in voller Länge. Nach Angaben von Viganò habe ausgerechnet Kardinal McCarrick, früherer Erzbischof von Washington D.C., dem Papst zu einer Reihe von Bischofsernennungen in den USA geraten. Der Ex-Nuntius nannte dabei explizit (ausführlich) die Namen der Kardinäle Blase Cupich/Chicago und Joseph Tobin/Newark. Der frühere Nuntius schreibt in seinem ungewöhnlichen Statement wörtlich: Papst „Franziskus missbraucht die Vollmacht, die Christus Petrus zur Stärkung seiner Brüder gegeben hat. Statt dessen hat er (Franziskus) seine Brüder durch sein Handeln gespalten, in den Irrtum geführt und die Wölfe dazu eingeladen, weiterhin Schafe aus der Herde Christi zu zerfleischen. In diesem für die Weltkirche extrem dramatischen Augenblick muss er seine Fehler anerkennen. Null-Toleranz-Grundsätze einzuhalten, muss Papst Franziskus ein gutes Beispiel für die Kardinäle und Bischöfe sein, die die Missbrauchshandlungen von Mc-Carrick vertuscht haben und mit ihnen zurücktreten.“

US-Bischof Strickland erklärte: „Dass wir uns klar verstehen, das sind bis nur Anschuldigungen, aber als Ihr Hirte finde ich sie glaubhaft.“ Er fordert entsprechende gründliche Untersuchungen „sogar auf den höchsten Ebenen der Kirche“.

Inzwischen hat ein weiterer hochrangiger Kirchenvertreter  die schweren Beschuldigungen durch Erzbischof Viganò, den früheren päpstlichen Nuntius in den USA, bestätigt. „Viganò sagt die Wahrheit!“ Monsignore Jean-François Lantheaume, der frühere Erste Berater der Nuntiatur in Washington D.C., hat gegenüber CNA schriftlich bestätigt, dass die Aussagen, dass Papst Franziskus die Massregelung durch Benedikt XVI. wissentlich aufgehoben hat und McCarrick zu seinem Ratgeber und Vertrauten erhoben hat, richtig sei. /kath.net)

→Homosexualität: Kath. Wochenzeitung 36/2018 September, S. 9

L'Osservatore Romano Nr. 36 vom 07.09.2018, S. 3
Gegen Skandale und Spaltung helfen Schweigen und Gebet

Aus Sicht von Papst Franziskus begegnet man Skandalen und Spaltungsversuchen am besten mit Schweigen und Gebet: „Mit Menschen, die keinen guten Willen haben, mit Menschen, die nur Skandal suchen, die nur Spaltung suchen, die nur Zerstörung suchen, auch in Familien, da braucht es Stille und Schweigen. Und es braucht auch das Gebet“, sagte der Heilige Vater am Montag, 3. September 2018, bei der Morgenmesse im vatikanischen Gästehaus Santa Marta. Franziskus beendete die Heilige Messe mit einem Gebet um die Gnade „zu erkennen, wann wir sprechen und wann wir schweigen sollen. Und das in allen Bereichen des Lebens: bei er Arbeit, zu Hause, in der Gesellschaft… überall im Leben“.

In seiner Predigt hatte der Papst das Tagesevangelium (Lk 4,16-30) erläutert. Dort wird geschildert, wie Jesus mit Misstrauen empfangen und vertrieben wird; doch er antwortet nicht darauf. Franziskus sagte dazu: „Der Teufel hatte die Lüge in ihre Herzen gesät; doch Jesus schwieg.“

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 37/2018 September,
S. 2

Bischöfe stärken Papst den Rücken

Nach der Schockwelle, die die Rücktrittsforderung von Erzbischof Carlo Maria Viganò (→Korruption) an Papst Franziskus ausgelöst hat, folgen nun die Solidaritätsbekundungen. So hat sich unter anderem Die EU-Bischofskommission Comece demonstrativ hinter Papst Franziskus gestellt. Weitere Solidaritätsbekundungen kommen aus Spanien, Argentinien, Peru, Paraguay und den USA. Anlass dazu gab das Schreiben von Erzbischof Carlo Viganò, ehemaliger Nuntius des Heiligen Stuhles in den USA, in dem dieser Papst Franziskus und mehrere Kardinäle beschuldigt, den Missbrauch durch den ehemaligen US-Kardinal Theodore McCarrick vertuscht zu haben.

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 20.09.2018, S. A BIS Z 13, Benno Lichtsteiner
Millionen für Opfer von Missbrauch

USA. Die katholische Kirche New Yorks zahlt Missbrauchsopfern Rekordsummen von 27,5 Millionen Dollar. Die katholische Kirche von New York zahlt 4 Missbrauchsopfern die Rekordsumme von 27,5 Millionen Dollar.  Die Männer waren im Alter zwischen 8 und 12 Jahren von einem Religionslehrer sexuell missbraucht worden. Wie die Anwälte der 4 Männer gestern bekannt gaben, handelt es sich um die höchste Summe eines solchen Vergleichs für einzelne Opfer im Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche der USA.

Die Opfer hatten 2012 Klage eingereicht. Zuvor war der heute 67-jährige Religionslehrer wegen Belästigung eines Kindes festgenommen worden. Er räumte 2011 seine Schuld ein und wurde zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt.

Prozess abgewendet. Der Religionslehrer war laut Anwalt Ben Rubinowitz bei der kleinen Gemeinde St.- Lucy-St.-Patrick angestellt, war aber kein Priester. Allerdings hatte ein Priester eingestanden, gesehen zu haben, wie der Religionslehrer ein Kind auf den Mund küsste, ohne den Fall zu melden, wie Anwalt Peter Saghir hinzufügte.

Der Vergleich mit der Rekordsumme für die 4 Opfer bezieht sich auf die Jahre zwischen 2003 und 2009. Anwalt Saghir sagte, die katholische Kirche von New York habe lieber gezahlt, „als das Risiko eines Prozesses einzugehen“.

Die Zivilklage der Opfer ist durch den Vergleich damit beigelegt, der Prozess wäre ansonsten für Anfang 2019 erwartet worden. Jedes Opfer soll nun 6,87 Millionen Dollar erhalten. Die Rekordsumme für ein einzelnes Opfer hatte nach Angaben der Internetseite bishopaccountability.org zuvor bei 3,4 Millionen Dollar gelegen.

Die Zahlung an die Opfer fällt in eine Zeit, in der die katholische Kirche in den USA von einem weitreichenden Missbrauchsskandal erschüttert wird. Allein im US-Bundesstaat Pennsylvania hatten einem Untersuchungsbericht zufolge mehr als 300 katholische Priester über Jahrzehnte hinweg mehr als 1’000 Kinder sexuell missbraucht. Die Dunkelziffer wird höher eingeschätzt. (SDA)

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 38/2018 September, S. 3, Sylvia Stam, kath.ch/cva
Der Verzicht auf eine Anzeige in der Schweiz ist nicht mehr zulässig

Kirchliche Amtsträger sind neu auch bei erwachsenen Opfern verpflichtet, bei Verdacht auf ein Offizialdelikt  verpflichtet, bei Verdacht auf ein Offizialdelikt den Fall der staatlichen Justiz zu melden. Die Schweizerische Bischofskonferenz (SSBK) hat ihre Richtlinien im Umgang mit sexuellem Missbrauch verschärft. (…)

Grösster Teil der Täter in der Schweiz männlich:
In den 8 Jahren von 2010 bis 2017 wurden insgesamt 283 Fälle von sexuellen Übergriffen gemeldet. Die meisten Vorfälle fanden vor 1990 statt, sind also bereits verjährt.

Eine Tabelle zeigt, dass der grösste Teil der Täter Männern waren, nämlich insgesamt 234 gegenüber 26 Täterinnen (bei 41 Fällen ist das Geschlecht der Täter nicht bekannt.) Bei den männlichen Tätern handelt es sich in 141 Fällen um Weltpriester, in 93 Fällen um Ordensmänner, Diakone, nicht ordinierten Theologen und andere Angestellte der Kirche.

Die Opfer seien in 83 Fällen Kinder unter 12 Jahren, 28 Mädchen zwischen 12 und 16 Jahren und 83 Jungen im gleichen Alter, ausserdem 52 Männer und 46 Frauen. Ein weiteres Opfer sei männlich, bei 18 Opfern gebe es keine näheren Angaben. Die Statistik unterscheidet verschiedene Arten von Übergriffen, von sexuell gefärbten Äusserungen, Gesten oder Avancen bis zur Vergewaltigung oder Schändung. Die Daten sind auf der Website www.bischoefe.ch veröffentlicht.

Bischof Gmür hielt fest, dass die Anzahl sexueller Übergriffe seit 2001 insgesamt zurückgegangen sei. In jedem Jahr hatte die SBK erstmals Richtlinien zum Umgang mit sexuellem Missbrauch erstellt, die 2016 in dritter Auflage überarbeitet wurden. Erneut rief Gmür allfällige Opfer dazu auf: „Meldet euch beim diözesanen Fachgremium, damit euch Recht widerfahren kann.“  (…)

Das wurde im Jahre 2017 gemeldet:
Im Jahre 2017 wurden den diözesanen Fachgremien insgesamt 65 Fälle von sexuellen Missbrauch gemeldet. Die meisten davon seien verjährt, hiess es an der Medienkonferenz der Schweizer Bischöfe in St. Gallen. Laut der Statistik der SBK fallen 56 der im letzten Jahr gemeldeten 65 Fälle in die Zeit vor 1991, 2 können zeitlich nicht zugeordnet werden.

Bei den 7 Meldungen von Ereignissen aus der Zeit ab 1991 richteten sich die Übergriffe in 3 Fällen gegen erwachsene Frauen in einem Abhängigkeitsverhältnis. In einem Fall ging es um ein Verhältnis zwischen einem älteren Priester und einem 17-jährigen Mann. In einem verjährten Fall von Anfang der 1990er-Jahre handelte es sich um Berührungen und Ähnliches eines Priester gegenüber einem Mädchen zwischen 7 und 10 Jahren. Bei 2 weiteren Meldungen lag kein sexueller Übergriff vor.

Kath. Wochenzeitung Baden 37/2018 September, S. 4, Petra Lorleberg
„Hirten, die ihre Knie nicht vor Baal (hebr.  „Herr“) gebeugt haben“

Vatikanischer bischöflicher Insider gab spirituelle Wegweisung inmitten der verstörenden Nachrichten über kirchlichen Missbrauchs- und Vertuschungsskandal – Er erwartet  dazu für Deutschland im Frühherbst ebenfalls Schlagzeilen.

Dass die Kirche schon immer auch zutiefst sündhaft gewesen sei, daran erinnert ein vatikanischer Insider kath.net inmitten dieser verstörenden Nachrichten über den bodenlosen Missbrauchs- und Vertuschungsskandal in der US-Amerikanischen Kirche (und weiteren Ortskirchen). „In dieser Dunkelheit sollten wir dennoch wohl nicht vergessen“, dass es genau diese „keusche Hure“ sei, „der wir alle unsern Glauben verdanken, die allein ihn auch heut erhält. Der Insider spielte damit auf den schon aus der Zeit der alten Kirchenväter bekannten Begriff der „casta meretrix“ an: die Hure, die ihre Treue zum Bräutigam Christus immer wieder verrät und dennoch von ihm geliebt und von ihren Sünden reingewaschen wird. Der Begriff wird auch in der modernen Theologie immer wieder aufgegriffen, beispielsweise bezogen sich auch Karl Rahner und Hans Urs von Balthasar darauf.

Ausserdem erinnerte der stets gut informierte Kuriale daran, dass es auch heute noch „eine Vielzahl von geweihten Hirten gibt, die ‚ihre Knie vor Baal (semitischer Wetter- und Himmelsgott) nicht gebeugt haben‘. (Röm 11,4)

Gleichzeitig warnte der Bischof gegenüber kath.net  davor, die Fakten, die auch ihn erschüttert und beschämen würden, allzu einseitig zu interpretieren, etwa bezüglich einer zu ausschliesslichen Betonung eines Homosexualitätsproblems beim katholischen Klerus, ohne die Situation auch bei anderen Personengruppen zu berücksichtigen (wie etwa Sportvereinen). Es sei auch daran zu erinnern, dass wissenschaftliche Analysen ergeben haben, dass (entgegen häufiger medialer Darstellung) Pädophilie weder an Homosexualität noch an den Zölibat gebunden sei. -ausserdem sei das kirchliche Lehramt bisher „keineswegs stumm geblieben“, stellte er unter Verweis etwa auf „Persona humana“ vom 29.12.1975 und die Glaubenskongregation vom 03.06.2003 fest. Die Päpste und die verantwortlichen Hirten hätten wahrlich nicht überall untätig zugeschaut. Sorge bereite ihm, dass mit dem Versagen das geweihte Amt und dass mit den laufenden Attacken zunehmend der Glaube an das ORDO-Sakrament auf dem Spiel stehe. Er verwies etwa auf die Angriffe auf das Beichtgeheimnis durch neue Gesetze in Australien. Sogar die „Frommen“ fänden – als nachgeborene Besserwisser – schnell den „Schwarzen Peter“ bei den Bischöfen, ohne deren Ringen mit Gott auch nur zu ahnen. Die jüngsten „Chaos-Tage“ zerstören so weiter die Hinwendung zu Christus als den Herrn der Kirche und seiner Diener. Der Bischof, der ungenannt bleiben wollte, drückte gegenüber kath.net allerdings auch seine Ahnung aus, dass das Problem in Deutschland noch im Frühherbst erneut für Schlagzeilen sorgen werde.

Kath. Wochenzeitung Baden 37/2018 September, S. 5
Weihbischof Marian Eleganti: „Homosexuellen-Tabu ist Teil der Vertuschung“

Der John Jay Report von 2010 zum sexuellen Missbrauch in der Kirche in den USA zeigt: In einem Zeitraum von 60 Jahren waren 81 % aller Opfer männlich. Folglich handelt es sich bei der weit überwiegenden Mehrheit der Täter um Homosexuelle. Der Final Report der Royal Commission in Australien von 2017 kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Dies sind Fakten, die öffentlich nicht ausgesprochen werden dürfen, ein Tabu, dem sich viele Verantwortliche in der Kirche beugen und den Klerikalismus als Wurzel des Phänomens ins Feld führen. Niemand leugnet, dass Klerikalismus eine Rolle spielt, trotzdem geht es in der Kirche erwiesenermassen vorwiegend um homosexuelle Täter. Das Verschweigen dieser Tatsache ist eine weitere Form der Vertuschung, die leider auch Kirchenverantwortliche in der Schweiz betreiben. Wer immer diese Tatsache öffentlich ausspricht, wird diffamiert und als „homophob“ psychopatologisiert.

In einem 2016 publizierten Dokument hält Papst Franziskus daran fest, keine Männer, die Homosexualität praktizieren, tiefsitzende homosexuelle Tendenzen haben oder die sogenannte „homosexuelle Kultur“ unterstützen, in Priesterseminare aufzunehmen. Diese Weisung wurde bereits unter Papst Benedikt XVI. im Jahre 2005 festgeschrieben. Ich erwarte, dass die Verantwortlichen in der Kirche sich an diese Weisung halten und entsprechende Massnahmen treffen. Dazu gehört das öffentliche Eingeständnis, dass wir es im Klerus der Kirche seit Jahrzehnten mehrheitlich mit homosexuellen Straftätern zu tun haben. Bei allem Respekt gegenüber homosexuell veranlagten Menschen, die keine sexuellen Übergriffe begehen, hilft es nicht weiter, bei der Aufarbeitung der sexuellen Übergriffe die Augen vor den Fakten zu verschliessen. Ohne volle Transparenz und Wahrhaftigkeit gibt es weder glaubwürdige Aufklärung noch wirksame Prävention.

Chur, 5. September 2018, Marian Eleganti, Weihbischof von Chur
Siehe →Petition von der Katholischen Wochenzeitung Baden/CH

Kath. Wochenzeitung Baden 37/2018 September, S. 6
Papst: Eltern sollen ein homosexuelles Kind in Therapie schicken

Papst Franziskus: Gerade in der Kindheit könne die Psychiatrie in diesem Gebiet viel erreichen.
Wenn Eltern merkten, dass eines ihrer Kinder homosexuelle Neigungen zeige, sollte sie dieses Kind zur Therapie beim Psychiater schicken. Gerade in der Kindheit könne die Psychiatrie hier viel erreichen. Das erläuterte Papst Franziskus auf der Pressekonferenz beim Rückflug vom Weltfamilientreffen in Irland. Darüber berichtete „N-TV“. Konkret würde er Eltern raten, „zu beten, nicht zu verurteilen, Gespräche zu führen, zu verstehen, dem Sohn oder der Tochter einen Platz zu geben“. erläuterte der Papst. „Schweigen“ sehe er allerdings nicht als Gegenmittel an. Der Papst bezeichnete es als einen „Mangel an Väterlichkeit oder Mütterlichkeit, wenn man sein Kind“ ignorierte, wenn es homosexuelle Tendenzen zeige.
Update: Der Vatikan nahm diese Papstaussage nicht in die offizielle Niederschrift des Interviews auf.

Kath. Wochenzeitung Baden 37/2018 September, S. 9, Claudia Sperlich
Ich bleibe!

„Die Enthüllungen und Verdächtigungen in der katholischen Kirche in den letzten Wochen lassen mich nicht kalt. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht weine über diese Kirche, verbrecherische Priester und junge Opfer.“
Die Enthüllungen und Verdächtigungen in der katholischen Kircher in den letzten Wochen lassen mich nicht kalt. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht weine über diese Kirche, über die korrupten Priester, die Verbrechen begangen oder vertuscht haben, über die Kinder und die jungen Menschen, die ihre Opfer wurden, über die zumindest zweifelhafte Rolle des Papstes, über die unbescholtenen Priester, die tapfer ihren Dienst tun und dabei auf dem Zahnfleisch gehen, über die Seminaristen, die einfach nur Priester werden wollen und nun mit diesem grausigen Chaos konfrontiert sind, über das ganze Volk Gottes, in dem nun auch mehr als sonst Streit und Parteiung herrscht und von dem viele sich entfernen, über die Welt, die mit Ekel und Verachtung auf die Kirche schaut. (…)

Ich bemühe mich zu glauben, dass auch die Pforten der Kirche die Kirche nicht überwinden werden. Meistens gelingt mir das. (…)

Ich weiss, dass der Herr im Sakrament der Eucharistie anwesend ist, dass Er in der Absolution durch den Priester spricht, dass Er „in Seiner Kirche lebt und wirkt“, wie wir im Rosenkranzgebet sagen. Ich weiss nicht, warum Er so Schreckliches in Seiner Kirche zulässt. (…)

Die unsichtbare, mystische, herrliche Kirche aber wird nicht vergehen. Jesus Christus hält sie an Seinem Herzen. Darauf vertraue ich – so gut es mir gelingt.

Kath. Wochenzeitung Baden 39/2018 September, S. 10
Wer dies mit Klerikalismus (überstarker Einfluss des Klerus auf Staat und Gesellschaft) erklärt, vertuscht das Missbrauchsproblem

US-Psychologe Richard Fitzgibbons hat fast 40 Jahre Opfer von Priestern behandelt. In all diesen Fällen, bei dem Kinder oder Jugendliche betroffen waren, war der Täter vorher in homosexuelle Beziehungen involviert.

Der bekannte US-Psychologe Richard Fitzgibbons übt in einem Beitrag für „Life-Site-News“ Kritik an den Erklärungsversuchen, dass die Missbrauchskrise der katholischen Kirche etwas mit Klerikalismus zu tun habe. Wer dies mache, der betreibe Teile einer Vertuschung des Problems. Fitzgibbons erinnerte daran, dass der jüngste Pennsylvania Grand Jury Report festgestellt habe, dass hier eindeutig ein homosexuelles Problem bestehe. 73 % der Opfer können dieser Kategorie zugeordnet werden.

Seiner Meinung nach ist die Missbrauchskrise  in psychologischen und spirituellen Konflikten bei Bischöfen und Priester verwurzelt. Dabei gehe es um Narzissmus (übersteigerte Selbstliebe) und „tiefgehende Schwäche bei männlicher Zuversicht“, die zu einem homosexuellen Beziehungssystem führen kann.

In seiner Klinik hab e er fast 40 Jahre Opfer von Priestern behandelt. In jedem Fall, bei dem Kinder oder Jugendliche betroffen waren, war der Täter vorher in homosexuelle Beziehungen involviert. Fitzgibbons ist Direktor des Instituts for Marital Healing (Institut für eheliche Heilung) und hat in den letzten 34 Jahren unter anderem mit tausenden Ehepaaren gearbeitet.

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 43/2018, Oktober, S. 2
Zahlen zu Missbrauch in deutscher Kirche

In einer von der Deutschen Bischofskonferenz in Auftrag gegebenen Studie sind 3’677 Kinder und Jugendliche im Zeitraum von 1946 bis 2014 als Opfer von sexuellem Missbrauch dokumentiert. In den ausgewerteten Akten der 27 deutschen Bistümer gab es bei 1’670 Klerikern (4,4 %) Hinweise auf Beschuldigungen, Minderjährige missbraucht zu haben. Unter den Beschuldigten sind 1’429 Diözesanpriester (5,1 % aller Diözesanpriester), 159 Ordenspriester (2,1 %) und 24 hauptamtliche Diakone (1,0 %). Drei von vier Betroffenen standen mit den Beschuldigten in einer kirchlichen oder seelsorgerischen Beziehung, zum Beispiel als Messdiener oder als Schüler im Rahmen von Religionsunterricht, Erstkommunion- oder Firmvorbereitung.

Der Bund vom 16.10.2018, S. 29, Michael Meier
Interview mit →Nuzzi Gianluigi, Auszug

Übergriffe im Knabenseminar Pio X., Palazzo S. Carlo, Vatikan

Links neben dem Petersdom gelegen, Eingang Perugino. Betroffen die Knaben Kamil und Luca

→Schulen im Vatikan            
→Nuzzi, Seite 190

In Lyon vor Gericht wegen Vertuschung von sexuellem Missbrauch eines pädophilen Priesters an 10 Opfern: Kardinal Barbarin Philippe.

L'Osservatore Romano Nr. 42 vom 19.10.2018, S. 11
Mitteilung des Heiligen Stuhles vom 6. Oktober 2018

Nach der Veröffentlichung der Anschuldigung, die das Verhalten von Erzbischof Theodor Edgar McCarrick betreffen, hat der Heilige Vater Papst Franziskus im Wissen und in der Sorge um die Verwirrung, die diese bei den Gläubigen hervorrufen, Folgendes mitzuteilen:

Im September 2017 hat die Erzdiözese New York den Heiligen Stuhl darüber unterrichtet, dass ein Mann den damaligen Kardinal Mc-Carrick beschuldigte, ihn in den Siebzigerjahren missbraucht zu haben. Der Heilige Vater hat diesbezüglich eine eingehende Voruntersuchung angeordnet, die von der Erzdiözese New York durchgeführt wurde. Nach ihrem Abschluss wurde die entsprechende Dokumentation an die Glaubenskongregation weitergeleitet. In der Zwischenzeit – da im Laufe der Untersuchung schwere Indizien zutage getreten sind – hat der Heilige Vater das Ausscheiden des Erzbischofs McCarrick aus dem Kardinalskollegium gebilligt. Zugleich hat er ihm verboten, sein Amt öffentlich auszuüben, und ihn dazu verpflichtet, ein Leben in Gebet und Busse zu führen.

Der Heilige Stuhl wird zu gegebener Zeit die abschliessenden Entscheidungen zum Verfahren über Erzbischof McCarrick bekannt machen. Auch in Bezug zu anderen Anschuldigungen gegen den Erzbischof hat der Heilige Vater verfügt, die durch die Voruntersuchungen zusammengetragenen Informationen in eine weitere sorgfältige Durchsicht der gesamten Dokumentation in den Archiven der Dikasterien und Ämter des Heiligen Stuhles über den früheren Kardinal McCarrick einzubeziehen, um alle relevanten Fakten zu ermitteln, sie in ihren historischen Zusammenhang einzuordnen und objektiv zu beurteilen.

Der Heilige Stuhl ist sich bewusst, dass die Untersuchung der Fakten und der Umstände ergeben könnte, dass früher getroffene Entscheidungen nicht mit dem heutigen Zugang zu diesen Fragen in Einklang stehen. Papst Franziskus hat in diesem Zusammenhang versichert, „den Weg der Wahrheit zu verfolgen, wohin auch immer er uns führen mag“ (Begegnung mit Opfern von sexuellem Missbrauch, Philadelphia, 27.09.2015). Weder Missbrauch noch seine Vertuschung dürfen länger toleriert werden; Bischöfe, die Missbrauch begangen oder vertuscht haben, auf andere Weise zu behandeln, wäre ein Klerikalismus (überstarker Einfluss des Klerus auf Staat und Gesellschaft), der nicht länger akzeptiert werden kann.

Der Heilige Vater Papst Franziskus bekräftigt den eindringlichen Appell, mit vereinten Kräften die schwere Plage des Missbrauchs innerhalb und ausserhalb der Kirche zu bekämpfen und solchen Verbrechen vorzubeugen, dass sie nicht weiter zum Schaden der ganz Unschuldigen und Verletzlichen in der Gesellschaft begangen werden. Er hat, wie angekündigt, ein Treffen der Vorsitzenden der Bischofskonferenzen in aller Welt für den Februar nächsten Jahres einberufen. Unterdessen sind noch die Worte seines kürzlich an das Volk Gottes gerichteten Briefs zu vernehmen: „Deshalb ist es die einzige Möglichkeit, die wir haben, um auf dieses Übel, das so viele Leben geraubt hat, zu antworten, es als Aufgabe zu leben, die uns alle als Volk Gottes einbezieht und betrifft. Dieses Bewusstsein, dass wir uns als Teil eines Volkes und einer gemeinsamen Geschichte fühlen, gestattet uns, unsere Sünden und die Fehler der Vergangenheit in einer bussfertigen Offenheit zu erkennen, die fähig ist, sich von innen her erneuern zu lassen“ (Schreiben an das Volk Gottes, 20.08.2018).

→Nuzzi G., Erbsünde, 2018 Oktober, S. 233
Bereits im März 2016 hatte Kardinal Pell per Videokonferenz von Rom aus vor der Royal Commission (Australien) zum Umgang australischer Institutionen mit sexuellem Kindesmissbrauch ausgesagt und zugegeben, er hätte gegenüber Edward Dolan „mehr tun müssen“, nachdem 1974 ein Student des St. Patrick’s College Pell gemeldet hatte, der Priester verhalte sich den Jungen gegenüber Ungebührlich. Aber „er sagte es in einem Gespräch, beiläufig, er hat nicht von mir verlangt, etwas zu tun … Ich nahm an, es handele sich technisch gesprochen um eine Beschwerde“, verteidigte sich Pell. Laut Ermittlungen gab es in Pells Geburtsstadt Ballarat in den 1970er Jahren mindestens fünf pädophile Priester. Pell selbst war damals stellvertretender Pfarrer und Berater des Bischofs. In der Vergangenheit hat Pell auch von Gerald Ridsdale gesprochen, der nach jahrzehntelangen Verbrechen 1993 verhaftet wurde und aus dem Priesterstand austreten musste, weil er 54 Kinder missbraucht hatte, aber immer nur von einer Pfarrei in die nächste versetzt wurde. „Ich erinnere mich, alles falsch gemacht zu haben, ich bereue meine frühere Wortwahl. Ich war sehr verstört und habe ungehörig geantwortet“, sagte Pell, als er auf die Frage, warum er Ridsdale zur ersten mündlichen Verhandlung begleitet habe, zur Antwort gab, es sei seine „Christenpflicht“.

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 15.11.2018, S. 35, Simone Meier, Watson (Interview)
„Das wollte Gott nicht“  (30 % der Nonnen werden missbraucht)

Die 34-jährige Philosophin und Theologin Doris Wagner spricht über ihr tragisches Leben hinter Klostermauern – und warum sie im Schweizer Dokfilm „#Female Pleasure“ mitmacht. (…)

Und dann kam die grosse Enttäuschung (im Klosterleben)?
Es gibt gerade bei säkulär (weltlich) eingestellten Menschen dieses ideale Bild einer Nonne: Dieses total selbstlose, immer lächelnde, hingebungsvolle Wesen – wie bewundernswert! Die Vorstellung, für sich selbst nichts mehr zu brauchen und nur noch den andern zu dienen, ist irgendwie grossartig. Aber es ist überhaupt nicht grossartig, es ist furchtbar. Ich habe dieses Ideal auch verfolgt, ich dachte, ich komme Gott näher, wenn ich mich ganz aufgebe. Das war eine totale Falle. Ich konnte so vom ersten Tag an nicht mehr sagen: Ich will, ich brauche, ich möchte.

Das klingt dramatisch.
Irgendwann hörte ich auf zu existieren. Man denkt und fühlt nicht mehr. Man ist wie ein Zombie (westafrikanisch: Toter, der durch Zauberei wieder zum Leben erweckt wurde und willenloses Werkzeug des Zaubers wird). Es hiess nie: Wie geht’s dir? Sondern bloss: Mit was für einem Gesicht läufst du eigentlich herum! Weshalb ich irgendwann nur noch lächelte. Meine Mimik und Gestik wurden die ganze zeit über korrigiert und kontrolliert, ich durfte nicht zu laut, aber auch nicht zu leise sprechen, den Kopf nicht gerade halten, aber auch nicht schräg, ich wurde komplett entpersonalisiert, aber ich dachte weiterhin: Das ist der Weg.

Und wie lange dauerte der?
Bis zu dem Tag, als ein Priester in meinem Zimmer stand und mich auszog. Ich hatte überhaupt keinen Widerstand mehr. Mein erster Gedanke war: tut er das wirklich? Und ich wusste: Ja, er tut das jetzt und ich kann nie irgendjemandem davon erzählen. Ich wusste auch: Hier ist irgendetwas falsch, das will Gott nicht. Das war für mich der Anlass, dieses Selbstlosigkeitsideal zu hinterfragen und Stück für Stück aus dieser Ideologie auszusteigen. Es klingt paradox (widersinnig), aber vielleicht hätte ich niemals die Kurve gekriegt, wenn der Übergriff nicht passiert wäre. (…)
#Female Pleasure (CH 2018), 97 Minuten, Regie: Barbara Miller. Ab 15.11.18 im Kino.

→Ordensfrauen, Feed Google, 07.11.2018

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 48/2018 November, S. 2
Beschuldigter Kardinal verlässt Papstrat

Der in den chilenischen Missbrauchsskandal verwickelte Kardinal Francisco Javier Errazuriz hat den Rückzug aus dem engsten Beratergremium von Papst Franziskus, dem Kardinalsrat (K9), bekanntgegeben. Zuvor hatte es Medienspekulationen darüber gegeben, ob der 85 Jahre alte Kardinal mit einem freiwilligen Rückzug einer Entlassung aus dem K9-Rat zuvorkommen könnte (→Kardinalsgruppe K9). Missbrauchsopfer werfen Errazuriz vor, als Erzbischof von Santiago de Chile von 1998 bis 2010 die Strafverfolgung eines später wegen Missbrauchs verurteilten Geistlichen jahrelang verhindert zu haben.

Schweiz am Wochenende vom 08.12.2018, S. 9 Ausland
Vatikan ermittelt gegen Priester

Chile. Der Vatikan hat nach Missbrauchsvorwürfen von Nonnen eines chilenischen Ordens gegen Priester Ermittlungen eingeleitet. Die diplomatische Vertretung des Vatikans in Chile teilte mit, eine „apostolische Visitation“ habe beim Institut des barmherzigen Samariters begonnen. Dies zeigt, dass der Heilige Stuhl nun bereit ist, Vorwürfen der sexuellen Gewalt gegen Nonnen nachzugehen. (SDA)

Pfarrblatt Kirche heute Nordwesetschweiz 51/2018 Dezember, S. 5
Resolution an Bischof Gmür (Solothurn CH) zu Missbrauchsfällen

Nach dem Beispiel der Synode des Kantons Thurgau CH verabschiedete die Baselbieter Synode eine Resolution „Für eine glaubwürdige Kirche“ zur Missbrauchsthematik an Bischof Felix Gmür. Als neuer Präsident der Schweizerischen Bischofskonferenz soll dieser die Anliegen bei der nach Rom einberufenen Versammlung der Präsidenten der Bischofskonferenz Ende Februar einbringen. „Der Landeskirchenrat ist sehr besorgt und bestürzt über die Meldungen von Missbrauch. Es ist schrecklich“, sagte der Präsident Corvini dazu. Landeskirchenrat und Diakon Joseph Thali, seit rund 40 Jahren als Theologe in der Kirche tätig, erwähnte beiläufig, er sei in seiner Jugend im Luzerner Seetal selbst Missbrauchsopfer geworden. Bischofsvikar Christoph Sterkman äusserte sich als einziger negativ zur Resolution: Sie sei auf Effekt ausgerichtet, und es fehle darin, was Kirchen wie auch Sportverbände und andere Präventionen zu leisten hätten.
Trotz einzelner Änderungswünsche entschied die Synode klar, den Resolutionstext der Thurgauer unverändert zu übernehmen. So wurde er von den 71 anwesenden Synodalen bei einer einzigen Gegenstimme und 3 Enthaltungen genehmigt.

Text der Resolution auf https://www.kirche-heute.ch

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 20.12.2018, S. 13
Missbrauchsvorwürfe: Papst Franziskus entlässt US-Weihbischof

Papst Franziskus hat den Rücktritt des Weihbischofs von Los Angeles angenommen, dem Missbrauch eines Minderjährigen vorgeworfen wird. Die Vorwürfe gegen Weihbischof Alexander Salazar, Los Angeles, gehen auf die 1990er-Jahre zurück, wie das Erzbistum gestern erklärte. Damals sei Salazar noch Pfarrer gewesen. Ein eingerichtetes, unabhängiges Aufsichtsgremium habe die Anschuldigungen aber für glaubhaft befunden, hiess es in der Mitteilung, (SDA)

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 24.12.2018, S. 2 und 3, Jérôme Martinu, Fabio Frustaci
Montagsinterview mit Kardinal Kurt Koch an seinem Arbeitsort an der Via della Conciliazione, Rom

(…)  Frage: Die Vermittlung dieser Botschaft über das Evangelium ist aber schwierig geworden. Die Kirchenführung steht oft in der Kritik. Sie sei weltfremd, ewiggestrig. Dazu kommen massive Probleme in den eigenen Reihen: Konservative Kardinäle opponieren öffentlich gegen den Papst, es gibt schwere Fälle von jahrelangem sexuellem Missbrauch durch Priester …

Koch: Man muss hier unterscheiden. Eine schlimme Wunde in unserer Kirche sind die sexuellen Missbräuche. Diese gibt es zwar nicht nur in der Kirche, aber in ihr sind sie doppelt schlimm. Es gibt im menschlichen Leben zwei sehr intime Bereiche, nämlich die Religion und die Sexualität. Wenn beide miteinander in Konflikt geraten – und dies noch unter dem Baldachin (Traghimmel) des Heiligen -, dann ist dies besonders schrecklich. Das muss angeklagt werden, und die Kirche muss alles daransetzen, dass solches nicht mehr geschieht.

Missbrauchsfälle, Vertuschungen (Infos Jahr 2019)

L'Osservatore Romano Nr. 1 vom 04.01.2019, S. 3
Gemeinsames Vorgehen gegen Missbrauch

Vatikanstadt. Der Vatikan will bei einem Gipfel mit den Vorsitzenden aller katholischen Bischofskonferenzen im Februar auf mehr Aufmerksamkeit für Missbrauchsopfer und auf bessere Prävention hinarbeiten. Bei aller Rücksicht auf lokale Unterschiede müsse die Kirche ein gemeinsames Vorgehen zeigen, sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin dem Portal „Vatican News“. Auf Wunsch von Papst Franziskus treffen sich vom 21. bis 24. Februar 2019 die Spitzen der Bischofskonferenzen weltweit im Vatikan, um über Konsequenzen aus dem Missbrauchsskandal zu beraten. Parolin sagte, das Augenmerk der Teilnehmer sollte sich vor allem darauf richten, wie sich eine sichere Umgebung für Minderjährige und schutzbedürftige Personen herstellen lasse. Der Kardinal plädierte dabei für einen innerkirchlichen gemeinsamen Ansatz im Umgang mit sexuellem Missbrauch.

L'Osservatore Romano Nr. 2 vom 11.01.2019, S. 3
Schreiben des Papstes zu Missbrauchsfällen in den USA

Vatikanstadt.  Vor dem Hintergrund der Missbrauchsfälle hat sich Papst Franziskus in einem Brief persönlich an die US-Bischöfe gewandt, die sich zu einer Gebetswoche zurückgezogen haben. Die katholische Kirche erlebe eine schwere Glaubwürdigkeitskrise durch Missbrauch und durch Vertuschung, so der Papst in dem am Donnerstag, 03.01.2019 veröffentlichten Schreiben. Zugleich mahnte der Heilige Vater die katholischen Bischöfe in den USA angesichts interner Spannungen zu Einheit. Franziskus schrieb, er habe ursprünglich an dem Treffen teilnehmen wollen, könne dies aber „aus logistischen Gründen“ nicht. Die US-amerikanischen Bischöfe hielten in einem Priesterseminar der Diözese Chicago geistliche Exerzitien, um über Ursachen und Folgen sexuellen Missbrauchs durch Priester und Ordensleute nachzudenken. Geleitet wurde die Einkehrwoche vom Prediger des Päpstlichen Hauses, P. Raniero Cantalamessa OFM Cap.

Der Papst ermutigte die Bischöfe zu Schritten gegen eine „Kultur des Missbrauchs“ und die Glaubenswürdigkeitskrise der Kirche. Die „grössten Versuchungen“ lägen in einem Mangel an Einheit, an Spaltung und Zerstreuung. Von den Bischöfen verlangte der Papst einen neuen Führungsstil, aber auch innere Umkehr und einen neuen Umgang mit Macht, Gott, Geld, Autorität und Beziehungen.

BaZ Basler Zeitung vom 01.02.2019, S. 21
Kirche reagiert nach Übergriff: Priester und Nonnen sollen Strafregisterauszug vorlegen

Riehen/CH. Im Januar dieses Jahres war bekannt geworden, dass ein Kandidat für ein Pfarramt in Riehen wegen sexueller Handlungen mit Kindern vorbestraft war. Dem zuständigen Bischof Felix Gmür war die Vorstrafe laut eigenen Angaben bekannt gewesen. Nach Veröffentlichung der Verurteilung aus dem Jahr 2012 durch die Presse zog der Mann seine Kandidatur zurück. Nun sollen Personen im Kirchendienst bei Neuanstellungen künftig einen Strafregisterauszug vorlegen müssen. Dies schlägt das Fachgremium „Sexuelle Übergriffe im kirchlichen Umfeld“ den Schweizer Bischöfen vor.

Die Bischofskonferenz soll an ihrer nächsten Sitzung Ende Februar 2019 über den Antrag abstimmen, wie die SRF-Sendung „Heute Morgen“ gestern unter Berufung auf den Präsidenten des Fachgremiums, Toni Brühlmann, berichtet.

Vorwurf der Untätigkeit. Es sei vorgesehen, dass in Zukunft bei jeder Neuanstellung von Personen, die im Kirchendienst arbeiten, ein Privatauszug aus dem Strafregister vorgelegt werden muss, sagte Brühlmann. Dabei gehe es sowohl um Kandidatinnen und Kandidaten für den priesterlichen Dienst wie auch um Priester, die ihre Stelle wechseln wollen.

Der Vorwurf sei viele Jahre gewesen, dass nicht genügend kontrolliert worden sei und Informationen nicht weitergegeben wurden, sagte Brühlmann weiter. „Mit dieser Massnahme möchte man nun ein griffiges Instrument in die Hand bekommen, um entsprechende Vorkommnisse zu verhindern.“ SDA

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 6/2019 Februar, S. 2
Vatikan. Task Force (Arbeitsgruppe) gegen Missbrauch geplant.

Im Kampf gegen Missbrauch will der Vatikan künftig auch weltweit mobile Expertenteams einsetzen. Eine solche „Task Force“ kündigte der deutsche Jesuit und Psychologe Hans Zollner in einem Interview mit der italienischen Ausgabe des Vatikanportals →“Vatican News“ an. Die Einrichtung solcher Teams nannte er als mögliches Ergebnis des weltweiten Bischofstreffens zu Missbrauch und Prävention. Zoller ist Leiter des Kinderschutzzentrums an der Päpstlichen Universität Gregoriana und Mitglied des Vorbereitungskomitees für das Bischofstreffens vom 21. bis 24. Februar 2019. „Diese Task Force soll ein Mittel werden, um auch in Zukunft den Erfolg der Massnahmen zu messen und sich der eigenen Verantwortung, auch auf weltweiter Ebene und angesichts der öffentlichen Erwartungen, bewusst zu sein“, sagt der Jesuit.

20MINUTENCH vom 06.02.2019, S. 11
Papst räumt ein: Priester haben Nonnen missbraucht

ABU DHABI. Papst Franziskus hat gestern sexuellen Missbrauch auch von Nonnen in der katholischen Kirche eingeräumt. „Es stimmt, es ist ein Problem“, sagte er auf dem Rückflug von Abu Dhabi nach Rom. „Ich weiss, dass Priester und auch Bischöfe das getan haben. Und ich glaube, es wird immer noch getan“, sagte er auf eine Frage, was der Vatikan gegen den sexuellen Missbrauch von Ordensschwestern tun wolle. Es betreffe einige Kulturen oder religiöse Gemeinschaften mehr als andere. „Es ist nicht etwas, was alle machen.“ Der Vatikan arbeite seit langem an dem Problem, so der Papst. Einige Glaubensgemeinschaften seien aufgelöst worden, einige Kleriker seien „suspendiert“ und „weggeschickt“ worden. SDA

Kath. Wochenzeitung Baden 8/2019 Februar, S. 9, Bernhard Mihm
„Der offene Brief an Kardinal Marx atmet Zeitgeist“

„Nicht Strukturen sind für den Missbrauch ursächlich, sondern Geisteshaltungen, ein Verdunsten des Glaubens, der Verlust rechter Gottesfurcht zugunsten einer überbordenden Verlieblichung des Gottesbildes.“

Der „Offene Brief“, den einige „engagiert“ genannte und unterschiedlich „namhafte“ Katholiken an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz geschickt haben, um ihn zur Konferenz der Vorsitzenden der nationalen Bischofskonferenz in Rom öffentlichkeitswirksam zu konditionieren, atmet Zeitgeist und hat mit dem die Kirche belebenden heiligen Geist nichts zu tun. Denn dieser Text lässt vor allem ausser Acht, was terminlich gut dazu passend Bischof Rudolf Vorderholzer am 27.01.2019 verdienstvoll in Erinnerung gebracht hat. Kirche ist keine Erfindung der Menschen, sondern ein Projekt Gottes.

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 10 /2019 März, S. 3
Papst: „Nie mehr vertuschen“

„Kein Missbrauch darf jemals mehr vertuscht werden, wie dies in der Vergangenheit üblich war.“ Das sagte Papst Franziskus zum Abschluss des viertägigen Gipfeltreffens mit Kirchenoberen aus rund 130 Ländern am Sonntag. Der Papst wiederholte seine Zusage, dass „die Kirche keine Mühen scheuen wird, alles zu tun, was notwendig ist, um jeden Missbrauchstäter der Justiz zu übergeben“. Mit Nachdruck betonte Franziskus den Zusammenhang zwischen sexuellem Missbrauch und Macht und sagte: „Das heilige Volk Gottes wird uns vom Übel des Klerikalismus befreien, der den fruchtbaren Boden für diese Gräuel bildet.“ kath.ch

Kath. Wochenzeitung Baden 9/2019 März, S. 9
Die Missbrauchsproblematik und das eigentliche umfassende Übel

Walter Kard. Brandmüller – Raymond Leo Kard. Burke: offener Brief an die Präsidenten der Bischofskonferenzen anlässlich des Gipfeltreffens im Vatikan zur Problematik des sexuellen Missbrauchs durch Kleriker.

Liebe Mitbrüder!
Wir wenden uns an Euch bewegt von tiefer Sorge. Viele Gläubige in aller Welt haben gleichsam den Kompass verloren. Sie stellen sich die bange Frage, wohin treibt die Kirche? Es macht besorgt zu sehen, dass man angesichts der sexuellen Skandale versucht, das eigentliche Übel nur im Missbrauch von Kindern zu suchen Dieser ist gewiss ein abscheuliches Verbrechen, besonders wenn es von Priestern begangen wird. Dennoch geht es dabei weit mehr um das umfassendere Übel homosexueller Netzwerke, die sich hinter einem Schutzwall von Komplizenschaft und Schweigen im Inneren der Kirche ausgebreitet haben. Ein Phänomen, das in jener Atmosphäre von Materialismus, Hedonismus (Streben nach Sinneslust) und Relativismus (relative Erkenntnisse) wurzelt, in der die Existenz eines absoluten, ohne Ausnahme verpflichtenden Sittengesetzes offen infrage gestellt wird.

Verantwortlich für den sexuellen Missbrauch sagt man nun, sei „Klerikalismus“ („Machtausübung von Klerikern“). Aber die wahre Ursache dafür ist nicht Machtmissbrauch durch Priester, sondern Abkehr von der Wahrheit des Evangeliums. Der sogar öffentlich erhobene Widerspruch in Wort und Tat gegen das natürliche und göttliche Sittengesetz ist in Wahrheit die Wurzel jenes Übels, das gewisse Kreise der Kirche korrumpiert (verderbt). (…)

Kath. Wochenzeitung Baden 9/2019 März, S. 11
Missbrauch – Euer Herz lasse sich nicht verwirren!

Die Statistiken zeigen: 80 % des sexuellen Missbrauchs innerhalb der katholischen Kirche werden von Priestern an Jungen unterschiedlichen Alters verübt. Ein neues Buch von Gabriele Kuby:
MISSBRAUCH – „Euer Herz  lasse sich nicht verwirren!“ Von Gabriele Kuby. Mit einem Vorwort von Gerhard Ludwig Kardinal Müller. 80 Seiten, Fe-Medienverlag, ISBN 978-3-86357.219-8

L'Osservatore Romano Nr. 9/10 vom 01.03.2019, S. 1
Konkrete Massnahmen

Vatikanstadt. Zum Abschluss der Kinderschutz-Konferenz hat der Vatikan weitere konkrete Massnahmen bekanntgegeben. So soll es in Kürze eine päpstliche Verlautbarung „zum Schutz von Minderjährigen und Schutzbefohlenen Personen“ geben, teilte der Moderator  des viertägigen Treffens, P. Federico Lombardi SI, am Sonntag, 24.02.2019, vor Journalisten mit. Dieses Motu proprio (→Schreiben) solle die Vorbeugung und den Kampf gegen Missbrauch von Seiten der Römischen Kurie und des Vatikanstaates starten. Begleitet werde dieses von einem neuen Gesetz für den Staat der Vatikanstadt sowie von Richtlinien für das Vikariat des Vatikan.

Des weiteren werde die Glaubenskongregation ein „Vademecum“ („Taschenbuch“, „Ratgeber“) veröffentlichen, das Schritt für Schritt auflistet, wie Bischöfe mit Fällen umzugehen haben und wie Prävention auszusehen hat. Ausserdem habe der Papst den Wunsch geäussert, eine Art von „Task Forces“ zu schaffen, besetzt mit Experten verschiedener Disziplinen. Diese sollen jenen Bischofskonferenzen und einzelnen Diözesen helfen, die sich schwer tun, das Problem anzugehen und Präventionsmassnahmen in die Wege zu  leiten, erläuterte Lombardi.

Am Montag trafen sich zudem leitende Mitarbeiter des Staatssekretariates und die Leiter verschiedener Dikasterien mit dem Moderator der Kinderschutz-Konferenz. Dabei wurde über weitere konkrete Folgemassnahmen beraten, die sich aus den Ideen und Vorschlägen der vergangenen Tage ergeben. Derartige Treffen soll es künftig regelmässig geben.

L'Osservatore Romano Nr. 9/10 vom 01.03.2019, S. 3
Kardinal George Pell in erster Instanz wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt und inhaftiert

Vatikanstadt. Nach der Inhaftierung des australischen Kardinals George Pell wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen hat der Direktor „ad Interim“ des Presseamtes des Heiligen Stuhles, Alessandro Gisotti, am späten Dienstagabend, 26. Februar 2019, auf Twitter mitgeteilt, dass Pell nicht mehr Leiter des vatikanischen Wirtschaftssekretariates sei.

Bereits am Tag zuvor hatte sich Gisotti in einer Erklärung zur Verurteilung Pells in erster Instanz durch ein australisches Gericht geäussert. Dem 77jährigen Kardinal seien demzufolge, bis es „definitive Fakten“ gebe, weiterhin die öffentliche Ausübung seines priesterlichen Dienstes sowie jeglicher Kontakt mit Minderjährigen verboten, so Gisotti. Das Gerichtsurteil des australischen Staates Victoria war bereits am vergangenen 11.12.2018 gefällt worden, wurde aber erst am Vortag der Anhörungen zum Strafmass, die am 27.02.2019 begannen, öffentlich gemacht. Pells Verteidiger kündigten Berufung an.

„Das ist eine schmerzhafte Nachricht, und wir sind uns sehr bewusst, dass sie viele Menschen nicht nur in Australien schockiert hat“, sagt Gisotti in seiner Erklärung vom 26.0i2.2019. Er bekräftige, dass der Vatikan „höchsten Respekt gegenüber den Justizbehörden Australiens habe. Zugleich erinnerte Gisotti daran, dass Perl stets seine Unschuld beteuert und ein Recht auf Verteidigung bis zur letzten Instanz habe. Der Vatikan werde das Ergebnis des Berufungsprozesses abwarten. „Ohne dem abschliessenden Urteil vorzugreifen, beten wir zusammen mit den australischen Bischöfen für alle Opfer von Missbrauch. Wir bekräftigen aufs neue unseren Willen, alles nur Mögliche zu tun, damit die Kirche ein sicherer Ort für alle ist, vor allem für Kinder und für die verletzlichsten Menschen“, betonte der Pressesprecher des heiligen Stuhles.

WA: Kardinal Pell wurde 2020 freigesprochen und aus der Haft entlassen.
→Ka-Kardinäle, Ernennungen Kardinäle/Kardinalswürde: bz Basel vom
    22.08.2019 (Pell)

L'Osservatore Romano Nr. 9/10 vom 01.03.2019, S. 7
Erschütternde Berichte von Missbrauchsopfern

Vatikanstadt. Mit den Zeugnissen von 5 Opfern sexuellen Missbrauchs hat am Donnerstag, 21.02.2019, die von Papst Franziskus einberufene weltweite Konferenz zum Thema Kinderschutz in der Kirche begonnen. 4 Männer und eine Frau berichteten per Videoaufzeichnung, die den rund 190 in der vatikanischen Synodenaula versammelten Vorsitzenden der Bischofskonferenzen und Ordensoberen gezeigt wurden, über ihr Leid und ihre Forderungen an die Kirche.

Als besonders verletzend und traumatisch – neben dem Missbrauch an sich – schilderten alle die Tatsache, dass Bischöfe und Ordensobere ihnen nicht geglaubt hätten. „Das erste, was sie taten war, mich als Lügner zu behandeln, sich umzudrehen und zu behaupten, ich und andere seien Feinde der Kirche“, kritisierte ein Mann aus Südamerika. Zugleich warnte er vor „falscher oder erzwungener Vergebung“; auch forderte er die Verantwortlichen in der Kirche zur Zusammenarbeit mit den staatlichen Behörden auf.

Davon, wie der Missbrauch ihr Leben und ihre Beziehungen zu anderen zerstört habe, erzählten ein US-Amerikaner und ein Mann aus Asien. Beide forderten von Bischöfen und Ordensleuten ein entschiedenes Engagement im Kampf gegen Missbrauch und Vertuschung. „Ich verlange von den Bischöfen, ihre Hausaufgaben zu machen, denn hier liegt eine der Zeitbomben in der Kirche Asiens“, so der junge Asiate. Er forderte auch ausdrücklich Strafen für Vergewaltiger.

Eine Frau aus Afrika schilderte, wie sie seit dem Alter von 15 Jahren von einem Priester über 13 Jahre lang immer wieder vergewaltigt wurde. Weil er keine Kondome oder andere Verhütungsmittel zuliess, sei sie drei Mal schwanger geworden. Der Priester habe sie jedes Mal gezwungen abzutreiben.  Sie habe sich nicht wehren können, weil sie von ihm wirtschaftlich abhängig war und zudem geschlagen wurde, wenn sie sich weigerte.

Über das Nicht-Reagieren seines Bischofs berichtete ein Ordensmann aus Osteuropa, der erst als Erwachsener von dem Missbrauch durch einen Priester in seiner Jugendzeit erzählen konnte. Erst der Apostolische Nuntius habe reagiert und ihm auch geglaubt. Doch auch danach habe der Bischof ihn scharf angegriffen.

Kath. Wochenzeitung Baden 10/2019 März, S. 10, AC Wimmer
Krisengipfel: Papst schlägt 21 Massnahmen vor

Papst  Franziskus  hat den Teilnehmern des Missbrauchsgipfels im Vatikan eine Liste von 21 Massnahmen vorgelegt, welche die Bischöfe im Anschluss an das Treffen ergreifen könnten.

Der Pontifex sagte in der Eröffnungsrede vom 21.02.2019, dass die Kriterien von verschiedenen Bischofskonferenzen formuliert und von ihm in die Liste aufgenommen wurden, und erklärte, dass sie „Leitlinien zur Unterstützung unserer Reflexion“ und „ein einfacher Ausgangspunkt“ seien.
CNA Deutsch dokumentiert die 21 Punkte in einer eigenen Übersetzung:

  1. Erstellung eines praktischen Handbuchs, in dem die Schritte beschrieben werden, die von den Behörden in den entscheidenden Momenten, in denen ein Fall auftritt, zu unternehmen sind.
  2. Einführung von Anlaufstellen, zu denen ausgebildete und erfahrene Personen gehören. (…)
  3. Festlegung der Kriterien für die direkte Beteiligung des Bischofs oder des Ordensoberen.
  4. Implementierung gemeinsamer Verfahren für die Prüfung von Vorwürfen, den Schutz der Opfer und das Recht auf Verteidigung der Angeklagten.
  5. Benachrichtigung der Zivilbehörden und höherer kirchlichen Behörden entsprechend zivilrechtlicher wie kirchenrechtlicher Vorschriften.
  6. Regelmässige Überprüfung der Protokolle und Vorschriften zum Schutz des Lebensumfeldes von Minderjährigen in allen pastoralen Räumen. (…)
  7. Festlegung spezifischer Vorschriften für den Umgang mit Vorwürfen gegen Bischöfe.
  8. Sicherstellung der Begleitung, des Schutzes und der Behandlung der Opfer, einschliesslich aller notwendige  Unterstützung für eine vollständige Heilung.
  9. Sensibilisierung  für die Ursachen und Folgen des sexuellen Missbrauchs durch die ständige Fortbildung von Bischöfen, Ordensoberen, Geistlichen und pastoralen Mitarbeitern.
  10. Eröffnung von Wegen der seelsorgerlichen Begleitung durch Missbrauch verletzter Gemeinschaften sowie von Busse und Heilung für Täter.
  11. Zusammenarbeit mit allen Menschen guten Willens und Betreibern der Massenmedien, echte Fälle falscher Beschuldigung und Verleumdung zu erkennen und unterscheiden sowie Ärger und Unterstellungen, Gerüchte und üble Nachrede zu vermeiden. (…)
  12. Anhebung des Mindestalters für die Ehe auf 16 Jahre.
  13. Festlegung von Bestimmungen, anhand derer Laiensachverständige an Untersuchungen beteiligt werden, sowie an der Beurteilung kirchenrechtlicher Verfahren in Fällen von sexuellem Missbrauch beziehungsweise Machtmissbrauch.
  14. Recht auf Verteidigung: Der Grundsatz des Naturrechte und des Kirchenrechts der Unschuldsvermutung muss ebenfalls gewahrt bleiben, bis die Schuld des Angeklagten nachgewiesen ist. (…)
  15. Wahrung der traditionellen Verhältnismässigkeit der Strafe in Bezug auf die begangene Straftat. Priester und Bischöfe, die sich des sexuellem Missbrauchs von Minderjährigen schuldig gemacht haben, müssen ihres Dienstes enthoben werden.
  16. Einführung von Verhaltensregeln für Seminaristen und Kandidaten für das Priestertum oder das Ordensleben. Sicherstellung von Aus- und Fortbildungsprogrammen um menschliche, spirituelle und psychosexuelle Reife zu gewährleisten, wie auch in zwischenmenschlichen Beziehungen und im Verhalten.
  17. Sicherstellung psychologischer Bewertungen von Kandidaten für das Priestertum und das geweihte  Leben durch qualifizierte und anerkannte Experten.
  18. Richtlinien für die Versetzung eines Seminaristen oder Ordensanwärters von einem Priesterseminar in ein anderes, sowie eines Priesters oder Ordensangehörigen von einem Bistum oder einer Gemeinde in eine andere festlegen.
  19. Verabschiedung verbindlicher Verhaltenskodexe für alle Geistlichen, Ordensleute, Mitarbeiter und Freiwilligen, um angemessene Grenzen in persönlichen Beziehungen festzulegen. (…)
  20. Darlegung aller Informationen und Daten über die Gefahren von Missbrauch und seine Auswirkungen, wie man Anzeichen von Missbrauch erkennt und wie man mutmasslichen sexuellen Missbrauch meldet. All dies muss in Zusammenarbeit mit Eltern, Lehrern, Fachleuten und Behörden geschehen.
  21. Sofern noch nicht der Fall: Einrichtung einer Anlaufstelle, die für Betroffene, die £Verbrechen melden wollen, leicht erreichbar ist. Eine solche Anlaufstelle sollte eine gewisse Autonomie gegenüber der lokalen kirchlichen Autorität haben und Fachpersonen (Geistliche und Laien) umfassen, die wissen, wie die Kirche mit Personen umgeht, die durch das inakzeptable Verhalten von Geistlichen verletzt worden sind.

Schweiz am Wochenende vom 09.03.2019, S.  ‚gestern', S. 9, P. Meier, Historiker
Pädophile-Skandale – eine uralte Geschichte
Sexuellen Missbrauch gibt es in der Kirche seit Jahrhunderten. Bestraft wurden früher meinst die Opfer.

Skandalberichte über Kleriker, denen mit der Heiligung ihres Lebens durch Keuschheit zu viel zugemutet schien, waren im Mittelalter gängig. Kampagnenmässige Steigerungen erfuhren sie in Zeiten der Reformation (16. Jahrhundert), der Aufklärung (18. Jahrhundert) und im Kulturkampf (19. Jahrhundert). Dabei manifestierte sich schon im Mittelalter die Selbstkritik der Orden als Geschichte ihrer eigenen Dekadenz (Niedergang). Dagegen wurde aber nicht mit Lockerung der Sexualmoral angegangen. Vielmehr versuchte man, mit noch strengeren Regeln Abhilfe zu schaffen:  von den Cluniazensern (geistliche Reformbewegung im 10. Jh.)  zu den Zisterziensern (Mönche, die im Gebete, der Lesung und der Arbeit leben) bis hin zu den Kartäusern (sie verbindet die eremitische mit der besitzlosen Lebensweise von Mönchen). Drastische Predigten und Streitschriften gegen den verweltlichten, aber auch gegen den geistlichen „Sündenpfahl“ sind enthalten. Der Vorwurf der Unzucht wurde aber meist der jeweiligen Gegenpartei  vorgehalten.

Im Zusammenhang mit der Geschichte des Kulturkampfes im Aargau gibt es Fälle, welche bis heute unbekannt geblieben sind. So kam kaum je zur Sprache, dass das Thema Pädophilie und Kirche in der Region Baden längst vor den schockierenden Geschichten um einen einstigen Seelsorger aus dem Kloster Wettingen-Mehrerau virulent (ansteckend) war. Mit dem regionalen Wallfahrtsort Maria Wil war nämlich bis zur Zeit der Badener Konferenzbeschlüsse von 1832 eine Einsiedelei verbunden. Gemäss dem Aargauer Kantonsarchivar Franz Xaver Bronner, einem ehemaligen Priester, ist diese ungefähr zur gleichen zugemacht worden, wie in $Wettingen und Murie die Klosterschulen aufgehoben wurden. Dem Einsiedler wurde die Knabenschändung vorgeworfen.

Kritik an geistlichen Institutionen. Dies zu einer Zeit, da man geistlichen Institutionen den Rang der Heiligkeit zunehmend absprach, sie als unnütz, ausbeuterisch und mit Hinweis auf solche Vorkommnisse  als „unzüchtig“ einschätzte.  Letzteres ein Urteil, das sich im 16. Jahrhundert  die im Aargau und im Fricktal lebenden Beginen (ledige Frauen und relativ freien Gemeinschaften) oft zu Unrecht gefallen lassen mussten. Von der reformatorischen Polemik wurden diese Frauen mit Huren gleichgesetzt.

Von den meistvergessenen Fällen der Schweizer Kirchengeschichte gehört eine Affäre aus dem Jahre 1901 um den am Vierwaldstättersee wirkenden Kaplan  Jakob Joseph Odermatt (1847-1945). „Wetzepedia“, die Ortsgeschichte von Wetzikon, nennt ihn als Pfarrer und Gründer des Kirchenchors und des Männerchors. Seine Spuren hätten sich nach einer Gerichtsaffäre (um üble Nachrede) nach 1891 verloren. In Tat und Wahrheit steht „Kaplan Odermatt“, 1901 im Kanton Schwyz zu Zuchthaus verurteilt, mit einem der spektakulärsten Zölibatsvergehen in der neueren Schweizer Geschichte im Zusammenhang. Mehrmals hatte Odermatt seine Haushälterin geschwängert, dieselbe aber zur Niederkunft ins Elsass geschickt. Die Pointe war, dass er für Kinder karitative Gelder sammeln liess. Odermatt sattelte dann von der Seelsorge in den Journalismus um. In St. Gallen wirkte er bei einer freisinnigen Zeitung. Er verstarb am 17. August 1945 hochbetagt in einem katholischen Altersheim.

– Fehlbare Priester im 15. Jahrhundert wurden nur verbannt (…)
– Lasches Strafrecht für Pädophilie

Rom war Homosexuellen-Exil. Die Debatten über die Missstände in der katholischen Kirche werden schon lange, neuerdings mit dem umstrittenen Buch „Sodoma“ von Frederic Martel, mit homosexuellen Seilschaften im päpstlichen Rom in Verbindung gesetzt. Papst Franziskus   hat vor 5 Jahren mit dem Begriff „Schwulenlobby“ das Tabu gebrochen. Noch bemerkenswert scheint aber das Rom im 19. Jahrhundert, als Preussen (Paragraf 143) und später das Deutsche Reich (Paragraf 175) die berüchtigten Homosexuellen-Gesetze erliessen, die bis in unsere Zeit hinreichten. Wenig bekannt ist, dass der Kirchenstaat und Rom zu jener Zeit eine Fluchtburg für deutsche Homosexuelle war, so für den Gleichstellungs-Pionier Karl Heinrich Ulrichs (1825-1895). Kam man doch  wie auch noch in anderen katholischen Ländern für homosexuelle Handlungen in die Hölle, jedoch nicht ins Gefängnis. (…)

bz Basellandschaftliche Zeitung, vom 08.03.2019, S. 13, Simone Pfeuti
Missbrauch vertuscht: Erzbischof von Lyon verurteilt

Frankreich. Kardinal Philippe Barbarin will beim Papst sein Rücktrittsgesuch einreichen. Frankreichs höchster katholischer Würdenträger ist überraschend wegen Vertuschung von Missbrauchsvorwürfen schuldig gesprochen worden und hat seinen Rücktritt angekündigt. Er werde sein Rücktrittsgesuch beim Papst einreichen, sagte Philippe Barbarin nach der gestrigen Urteilsverkündigung. (…)

OR Nr. 12 vom 22.03.2019, S. 4: Papst Franziskus hat das Rücktrittsgesuch des in erster Instanz wegen Nichtanzeige sexuellen Missbrauchs zu einer Bewährungsstrafe verurteilten französischen Kardinals Philippe Barbarin vorerst abgelehnt.

Neue Zürcher Zeitung vom 10.03.2019, Simon Hehli
Missbrauchsfälle treiben die Menschen aus der Kirche

Die Zahl der Austritte erreichte 2018 bei den Katholiken in manchen Regionen Höchstwerte. Kirchenleute machen dafür bekanntgewordene sexuelle Übergriffe verantwortlich – aber nicht nur. (…)
– Deutschland: mindestens jeder zwanzigste Priester soll in der
   Nachkriegszeit zum Täter geworden sein.
– Die Zahl der Opfer in der Bundesrepublik beträgt 3’677. Und das ist nur
   die Spitze des Eisberges.
– Gemäss der „Sonntags-Zeitung“ kehrten 2018 im Kanton St. Gallen
   2’384 Katholiken der Kirche den Rücken, das sind 13 % mehr als
   2010
.  (…)

Schweizer Fernsehen 1, Sendung ‚Sternstunden‘ vom 17.03.2019, 60′
Dokumentarfilm von Marie-Pierre Raimboldt und Eric Quintin, 2019
Gottes missbrauchte Dienerinnen‘
(Kurzprotokoll von WA, Auszug)

  • An vielen Orten der Welt werden Ordensschwestern von Priestern missbraucht. Das enthüllt dieser Dokumentarfilm, der nach 2 Jahren Recherchen Opfer aus zahlreichen Ländern zu Wort kommen lässt
  • Die Kirchen vertuschen Missbrauchsfälle an Ordensschwestern. Viele junge Schwestern werden ihrer Jungfräulichkeit beraubt
  • Die meisten Oberinnen nehmen Geld und liefern die Schwestern aus
  • Ein Priester: Ich habe immer aufgepasst, dass sie nicht schwanger werden
  • Diese Verbrechen, die seit über 20 Jahren passieren, werden totgeschwiegen. Sie sind von der Gerichtsbarkeit des Vatikans geschützt. Es ist das bestgeschützte Geheimnis der röm. kath. Kirche
  • Deutsche Ordensschwester Doris in Rom, 22-jährig, Schwester ab  2003 im Orden  La famiglia spirituale „L’Opera“ (geistliche Familie „Das Werk“), Via di Val cannuta 32 c, sagt aus: Mein geistlicher Betreuer (der mehrere Jahre in Rom sein Unwesen trieb) hat bei mir über Wochen den Körperkontakt gesucht. Es war unvorstellbar, dass er mir schliesslich so etwas antat. Ich konnte es nicht verhindern. Er hat mich als gehorsame und eingeschüchterte Ordensschwester entjungfert.
  • Schwester Michèle France, Schwester ab 1971 bei den Karmeliterinnen in Boulogne-Billancourt (Vorort von Paris), 26 Jahre alt, sagt aus: Der geistliche Beistand ging jedes Mal weiter. Er sagte, er sei das kleine Werkzeug Jesu. Schwester Michéle sagt: Ich nahm alles als eine Art Bussexerzitien hin. Ich wurde von 2  Priestern missbraucht. Es war fast zur Routine geworden
  • Schwester Cecilia, Arche-Assistentin von 1973-2006. Er kam vom gleichen Orden wie bei Schwester Michèle. Er hatte seine Hand überall. Er war Triebtäter, der 30 Jahre lang missbrauchte
  • Mailand: eine aussenstehende Schwester, Anna Deodato, versucht, ihre Mitschwestern von ihren Plagen zu befreien (via Operonari, Mailänder Diözesan-Institut)
  • Kath. Kirche: Die Wahrheit geht nicht von Frauen aus, sondern wird von Männern verbreitet
  • Schwester Doris: Der betreffende Priester lebt frei, trotz Anzeige. Er ist immer noch in der gleichen Ordensgemeinschaft, ist straffrei und bis heute unbehelligt. 1952 wurde ein Pater Thomas nach Rom wegen Missbrauchsfällen aufgeboten. Ohne Wirkung. Er wurde rückfällig, ohne dass die Vorgesetzten eingriffen und hat über 30 Jahre seine Sexualität ausgetobt
  • Pater Gilbert, ein Schüler von Pater Thomas (Worte eines Bischofs) missbraucht jahrelang einer Schwester, lediglich mit einer Sanktion der Kirche.  Der Priester durfte für eine bestimmte Zeit keine Messe lesen
  • Ordensschwestern als Sexsklavinnen. In Asien, Afrika und Lateinamerika werden Schwestern zum Intimsverkehr verurteilt, sexuell ausgebeutet. Schwester Constance, Ordensfrau von 1996-2017: Es gibt sexuellen Missbrauch jeder Art. Der Missbrauch wird gezielt geplant und unter dem Schlagwort „Heils-Ökonomie“ geführt. Die Priester helfen Familien von Schwestern, die dann dafür missbraucht wurden. Später wurden Schwestern von ihren Oberinnen vermarktet. Priester liefern Geld. Die Nonnen wollen das nicht, sie haben aber keine andere Wahl. Das ist Prostitution
  • Ludovic Lao, schwarzer Priester und Professor für soziale Wissenschaften: Es sind die Machenschaften des afrikanischen Klerus, die hier zu Missbrauch führen. Die hiesige Kirche hält Ordensschwestern als Gottlose
  • Pater Hans Zollner, Vizerektor der Universität Gregoriana in Rom: Die Kirche muss sich gegen den Missbrauch engagieren. Die Kirche muss dafür sorgen, dass die Schwestern in Freiheit leben können
  • Schwester Constance (Schwester von 1996-2017): Schwangere Ordensschwestern haben keine Hoffnung, das Kind zu behalten (Westafrika). Im Gegenteil, sie muss den Orden ohne finanziellen Zustupf verlassen. Mehr noch, sie gilt als Teufel. 32 von 50 Schwestern haben bei uns eine Abtreibung hinter sich
  • Unterschlagene Berichte lassen sich in 23 Ländern in allen 5 Kontinenten nachweisen. Da die Schwestern ohne Aids sind, werden sie bei den Priestern bevorzugt. Eine schwangere Schwester wird aus dem Orden verbannt, während der Priester lediglich versetzt wird
  • EU-Abgeordnete befassen sich mit all diesen Vorfällen. Pats Sörensen, Abgeordnete von 1999-2004, damaliges Mitglied der Kommission für Frauenrechte, spricht von vielen Lobbyisten, die von der Kirche angeheuert werden. Die EU fordert den Vatikan auf, endlich Hand zu bieten, damit die Verbrecher festgenommen und vor Gericht gestellt werden können

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 01.04.2019, S. 29, Leserbriefe
Missbrauch und Treue

Diverse bz-Artikel über Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche. – Der grausame Missbrauch von Kindern erschüttert Kirche und Bevölkerung. Viele Standpunkte können der Kirche gegenüber eingenommen werden, dabei darf nicht übersehen werden, wie doch die Gesamtkirche ehrlich, treu und gehorsam den Glauben verkündet und lebt. Auch in der modernen Zeit ist das Evangelium die verbindliche Grundlage für die rechte Ordnung in Gesellschaft und Staat, obwohl versucht wird, der Kirche durch schlechte Medien Wahrheit und Kraft für die Entwicklung der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen abzusprechen und herabzuwürdigen. Gott sei Dank gibt es neben den reissenden Wölfen auch die vielen Treuen im Lande, die mithelfen, die Kirche zu stärken in ihrer unaufgebbaren Aufgabe, die Nachricht von Jesus Christus zum Wohle aller zu verkünden. Ein herzliches Vergelt’s Gott allen, die daran mitarbeiten. (Rosina Wüest, Arisdorf)

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 01.04.2019, S. 9
Sexualverbrechen durch Kinder nehmen zu

Kriminalstatistik: Anzeigen gegen Minderjährige wegen Vergewaltigung auf Höchststand.  Am Freitag gab die Luzerner Polizei bekannt, einen 14-Jährigen verhaftet zu haben. Er soll sexuelle Übergriffe gegen 5 Mädchen verübt und diese „teilweise massiv tätlich angegangen und über die KIeidung im Genitalbereich angefasst haben.“ Solche Übergriffe gelangen aber selten an die Öffentlichkeit. Jugendstrafverfahren werden zum Schutz der Beteiligten nicht publik gemacht. Die neue Kriminalstatistik belegt aber, dass jener Vorfall in Luzern bei weiten kein Einzelfall ist.

Kinder vergewaltigen Kinder. 727 Minderjährige wurden letztes Jahr wegen eines Sexualdelikts beschuldigt, berichtete die „Sonntags-Zeitung“. Fast die Hälfte der Verzeigten war noch keine 15 Jahre alt. Zu Erhebungsbeginn 2009 waren es erst 455 Anzeigen. Meist geht es um den Besitz und die Verbreitung von illegaler →Pornografie. Wegen der technischen Möglichkeiten könne jedes Kind auf das Internet zugreifen, sagt Ronald Lips von der Berner Jugendanwaltschaft. Aber dabei bleibt es oft nicht.

„In der Regel steigt mit der Zeit das Bedürfnis nach härteren Inhalten“, sagt Gerichtspsychiater Josef Sachs. Diese würden die Hemmschwelle senken. „Bei gewissen Jugendlichen so weit, dass sie selbst sexuelle Gewalt ausüben.“ (…)

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 15/2019 April, S. 5, Markus Büchel
„Sexuelle Gewalt und Vertuschung spalten die Kirche“

Der Bischof von St. Gallen, Markus Büchel, wendet sich mit einem offenen Brief an die Gläubigen. Am 26.03.2019 richtete Markus Büchel, Bischof von St. Gallen und Vizepräsident der Schweizer Bischofskonferenz, einen offenen Brief zum Thema der sexuellen Übergriffe in der Seelsorge an die Gläubigen seines Bistums. Seine Wortmeldung verdient Gehör über die Bistumsgrenzen hinaus. „Kirche heute“ gibt den offenen Brief im Wortlaut wieder (Zwischentitel von der Redaktion).
Seit einigen Jahren werden die tiefen Wunden sichtbar, welche durch zahlreiche Übergriffe den meist jungen Menschen zugefügt wurden, die unschuldig zu Opfern wurden. Jede und jeder Einzelne ist eine oder einer zu viel. Das alles ist nicht neu, und dennoch macht mich das Ausmass und Grausamkeit sprachlos. Die Täter haben ihren kirchlichen Auftrag missbraucht und Abhängigkeiten ausgenutzt. Undurchschaubare Strukturen und irregeleitete Rücksicht auf den Ruf der Kirche machten es möglich, die Verbrechen zu vertuschen, das Leid der Opfer zu verdrängen und damit noch zu vergrössern.

Deshalb drücke ich es ganz deutlich aus: Nicht die Aufklärung verletzt die Menschen und spaltet die Kirche, sondern die Verbrechen der sexuellen Gewalt und ihre Vertuschung. Meine Anteilnahme und mein Gebet gilt in erster Linie allen, die an Leib und Seele geschädigt und verletzt wurden. (…)

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 17/18 2019 April, S. 2
Vatikan: Benedikt XVI. zum Missbrauchsskandal

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat sich zum Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche zu Wort gemeldet. In einem am 11. April 2019 veröffentlichten Aufsatz nennt er als Ursache für Missbrauch Gottlosigkeit und eine Entfremdung vom Glauben, die sich seit den 1969er-Jahren  auch in einer Abkehr von der katholischen Sexualmoral breitgemacht habe. Auch in der Theologie, in der Priesterausbildung und in der Auswahl von Bischöfen habe dies fatale Folgen gehabt. Der Fundamentaltheologe Magnus Striet von der Universität Freiburg im Breisgau bezeichnete Benedikts Analyse als teilweise absurd (sinnwidrig). Striet sieht eine Verantwortung des früheren Papstes für die Vertuschung von Missbrauch.
(WA: In der Vatikanzeitung, deutsche Ausgabe, wurde bis jetzt dieser Aufsatz nicht erwähnt.)

Kath. Wochenzeitung Baden 17/2019 April, S. 4, AC Wimmer
Wie die Null-Toleranz-Politik von Franziskus und der Essay von Benedikt zusammengehören

Weltweite Reaktionen hat das Schreiben von Papst em. Benedikt XVI. zu den Skandalen über sexuellen Missbrauch und die Kirchenkrise ausgelöst. Eine Auseinandersetzung mit den eigentlichen Aussagen des Schreibens leisten wenige. Völlig ignoriert wird der wohl wichtigste Beitrag, sowohl mit Blick auf Schutz und Gerechtigkeit für Opfer als auch zur Verknüpfung der Bestrafung von Tätern, wie sie die „Null-Toleranz-Politik“ von Papst Franziskus beschreibt, mit dem eigentlichen Auftrag der Kirche – und weist damit einen Weg aus der Krise und in Richtung einer echten Reform.

Die Aufregung ist gross, aber wenig gehaltvoll: Weltliche Medien – und weltliche Stimmen in katholischen Medien – berichten vorwiegend über Benedikts Einordnung der Sexuellen Revolution auf eine ebenso verkürzende wie polemische Weise.

Anerkennung für Benedikts Analyse der Kirchenkrise kam von Kardinal Sarah. Er schrieb: „Wir müssen Papst em. Benedikt XVI. danken, dass er den grossen Mut gehabt hat, das Wort zu ergreifen. Seine jüngste Analyse der Kirchenkrise scheint mir von kapitaler Bedeutung. Die Auslöschung Gottes im Westen ist schrecklich. Die Kraft des Bösen kommt aus der Ablehnung der Liebe Gottes.“ (…)

Eine weitere Absage erteilte der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller den Versuchen, mit der Missbrauchskrise einen weiteren  „Missbrauch“ zu begehen, in dem man diese für eine Abkehr von der Lehre der Kirche verwende: „Die infame (niederträchtige) Gottlosigkeit, die sich hier aufspreizt, ist nicht zu überbieten, wenn man das Verbrechen und die Todsünde des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen benutzt, um zu ihrer angeblichen Vermeidung homosexuelle Handlungen unter Erwachsenen zu segnen, den Zölibat der Priester und Gelübde der Ordensleute lächerlich zu machen und die Sünden gegen die von Gott verfügte Unauflöslichkeit der Ehe zu bagatellisieren. (…)

Benedikts Essay leistet einen weiteren entscheidenden Punkt – der bislang völlig ausgeblendet worden ist. Dieser betrifft das Kirchenrecht und dessen natürliche wie übernatürliche Funktion. Der ehemalige Papst schreibt, dass der Zweck der Bestrafung der Täter sexuellen Missbrauchs die Erlösung der Seele ist. (…) Das Bild eines „bewusst locker“ formulierten Strafrechts in der Neuauflage des CIC im Jahre 1983, und der Umgang damit – bis hin zu „Nachbesserungen“ etwa der Massnahme, sexuellen Missbrauch durch die Glaubenskongregation verhandeln zu lassen – wirft ein grelles Licht darauf, wie weit sich die Kirche entfremdet hat von ihren durch Jesus gestifteten Auftrag. Benedikt bringt es auf den Punkt: „Der Glaube scheint im allgemeinen Rechtsbewusstsein nicht mehr den Rang eines zu schützenden Gutes zu  haben. Dies ist eine bedenkliche Situation, die von den Hirten der Kirche bedacht und ernstgenommen werden muss.“
Wer Opfer schützen, Verbrecher entfernen und die Kirche aus der Krise führen will, der muss aus dieser Sicht eben auch und gerade erst einmal den Glauben ernstnehmen, und seine entscheidende Rolle für das Seelenheil.

Kath. Wochenzeitung Baden 17/2019 April, S. 6
Benedikt XVI. über die Kirche und den Skandal des sexuellen Missbrauchs

„Müssen wir etwa eine andere Kirche schaffen, damit die Dinge richtig werden können? Nun, dieses Experiment ist bereits gemacht worden und bereits gescheitert“ – Aktueller Artikel für das „Klerusblatt“ von Benedikt XVI. im Wortlaut: (…)

  1. Die Sache beginnt mit der vom Staat verordneten und getragenen Einführung der Kinder und der Jugend in das Wesen der Sexualität  (…)
  2. Unabhängig von dieser Entwicklung hat sich in derselben Zeit ein Zusammenbruch der katholischen Moraltheologie ereignet, der die Kirche wehrlos gegenüber den Vorgängen in der Gesellschaft machte (…)
  3. In verschiedenen Priesterseminaren bildeten sich homosexuelle Clubs, die mehr oder weniger offen agierten und das Klima in den Seminaren deutlich veränderten (…)
  4. An dieser Stelle sei mir ein kleiner Exkurs erlaubt. Angesichts des Umfangs der Pädophilie-Verfehlungen ist ein Wort Jesu neu ins Gedächtnis gedrungen, welches sagt: “ Wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen würde (Mk 9,42).

TagesAnzeiger vom 21.04.2019, News Panorama

Ex-Papst Benedikt: 68er sind schuld an der Missbrauchskrise. Der ehemalige Stellvertreter Christi auf Erde findet den Hauptgrund für die Skandale weit ausserhalb der katholischen Kirche. Für den emeritierten Papst Benedikt sind die 68er eine Ursache für den sexuellen Missbrauch von Kindern in der katholischen Kirche. „Zu der Physiognomie der 68er-Revolution gehörte, dass nun auch Pädophilie als erlaubt und als angemessen diagnostiziert wurde.“

Grund für die Krise der katholischen Kirche sei auch eine „Gottlosigkeit“, schrieb Benedikt in einem Aufsatz, den unter andern das katholische Nachrichtennetzwerk SNA am Donnerstag veröffentlichte.

Unabhängig davon hätte sich zeitgleich „ein Zusammenbruch der katholischen Moraltheologie ereignet, der die Kirche wehrlos gegenüber den Vorgängen in der Gesellschaft machte“. Wieso konnte Pädophilie ein solches Ausmass erreichen? Im Letzten liegt der Grund in der Abwesenheit Gottes, schreibt der deutsche Ex-Papst, der nächste Woche 92 Jahre alt wird.

Nach Rücksprache mit seinem Nachfolger Franziskus habe der den Text für das bayrische „Klerusblatt“ geschrieben. Darin heisst es: In den Jahren von 1960 bis 1980 seien „die bisher geltenden Massstäbe in Fragen der Sexualität vollkommen weggebrochen“ und eine „Normlosigkeit entstanden, die man inzwischen abzufangen sich gemüht hat“.

Beschämendes Schreiben. Katholische Theologen äusserten Kritik.  Es sei „verblüffend“, „eine freizügige Kultur und progressive Kultur für ein internes und strukturelles Problem verantwortlich zu machen“, erklärte Julie Hanlon Rubio, Professorin an der kalifornischen Privatuniversität Santa Clara, auf Twitter. Sie bezeichnete Benedikts Analyse als „zutiefst fehlerhaft“ und „zutiefst beunruhigend“.

Brian Flanagan, Dozent an der Marymount University im US-Bundesstaat Virginia, twitterte: „Das ist ein beschämendes Schreiben.“ Die Annahme, dass der Missbrauch von Kindern durch Geistliche ein Ergebnis der 60er-Jahre und eines angeblichen Zusammenbruchs der Moraltheologie sei, sei eine „peinliche, falsche Erklärung für den systematischen Missbrauch von Kindern und dessen Verschleierung“.

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 19/2019 Mai, S. 2
Missbrauchsgipfel hat Lawine ausgelöst

Der Missbrauchsgipfel im Vatikan hat nach Ansicht von Hans Zollner, dem Leiter des päpstlichen Kinderschutzkommission, die von ihm erhoffte Lawine ausgelöst. Nach dem Treffen seien die Teilnehmer mit dem Bewusstsein heimgekehrt, dass sie als Kirche einen Auftrag hätten. „Es ist, weltkirchlich gesehen, von einem niedrigen Niveau zu einem viel grösseren Bewusstsein gekommen“, sagte Zollner im ZDF. Der Jesuitenpater forderte zugleich bei einer Veranstaltung die katholische Kirche zu noch mehr Transparenz im Umgang mit den Missbrauchsfällen durch Geistliche auf. Es brauche dringend eine geregelte Rechenschaftspflicht für Bischöfe, sagte er.

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 10.05.2019, S. 11
Vatikan, Missbrauch: Papst erlässt Meldepflicht

Papst Franziskus hat erstmals für die gesamte katholische Kirche eine Meldepflicht für sexuellen Missbrauch erlassen. Ab Juni müssten Kleriker und Ordensleute Missbrauch und Vertuschung innerhalb der Kirche umgehend anzeigen, teilte der Vatikan gestern mit. Opfer kritisierten, dass eine Meldepflicht an staatliche Stellen nicht vorgesehen ist. Während des Pontifikates von Franziskus‘ Vorgänger Benedikt XVI. kam ans Licht, dass sich Geistliche massenhaft an Kindern vergangen hatten und von Oberen gedeckt wurden. (SDA)

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 40-41/2019, S. 2
„Massnahmen gegen Missbrauch greifen“

Bei den Fachgremien der Schweizer Bistümer sind im Jahre 2018 drei Meldungen von sexuellen Übergriffen in Kirche und Seelsorge eingegangen, die nach dem Jahr 2000 stattgefunden haben. Dabei handelt es sich um sexuell gefärbte Äusserungen oder unerwünschte Avancen gegenüber einem erwachsenen Mann in einem seelsorglichen Abhängigkeitsverhältnis sowie gegenüber 2 erwachsenen Frauen ohne seelsorgliches Abhängigkeitsverhältnis. Weiter wurde im vergangenen Jahr 28 verjährte Fälle verzeichnet, von denen sich 23 zwischen 1950 und 1980 ereignet haben. Die Statistik mache deutlich, dass die seit 2002 getroffenen Massnahmen Wirkung zeigten, schrieb die Bischofskonferenz am 19.09.2019.

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 33/2019 August, S. 2
Papst stärkt Priestern den Rücken

Vor dem Hintergrund des Missbrauchsskandals hat Papst Franziskus den katholischen Priestern weltweit den Rücken gestärkt. Viele Priester würden lächerlich gemacht oder für Vergehen beschuldigt, die sie nicht begangen hätten. In dieser Situation brauchten sie Ermutigung und Unterstützung durch ihre Bischöfe, heisst es in einem Brief des Papstes. Franziskus rief darin auch zu einem neuen Umgang mit Macht sowie mit geistlichem und sexuellem Missbrauch in der Kirche auf. Den Brief veröffentlichte der Papst am 160. Todestag des französischen Geistlichen Jean-Marie Vianny (1786-1859), bekannt als „Pfarrer von Ars“ und Schutzheilige der katholischen Pfarrer. Das mehrseitige Schreiben erschien 10 Jahre nach dem „Jahr des Priesters“ im Vatikan in 8 Sprachen auch auf Deutsch.

Beobachter Nr. 23 vom 08.11.2019, S. 24, Caroline Freigang
Schrecklicher Verdacht

Zeugen Jehovas. Die religiöse Gemeinschaft vertusche Kindesmissbrauch systematisch, sagen Aussteiger. Einer hat eine Anlaufstelle gegründet.

L'Osservatore Romano Nr. 51-52 vom 20.12.2019, S. 3
Neue Regelungen für Strafverfahren bei Missbrauch

Vatikanstadt. Papst Franziskus hat das sogenannte „Päpstliche Geheimnis“ bei der Verfolgung von Missbrauchsstraftaten aufgehoben. Ein am Dienstag, 17.12.2019 veröffentlichtes Reskript (feierliche Rechtsentscheidung des Papstes) nimmt kirchliche Strafverfahren zu sexuellen Handlungen unter Gewalt, Drohung oder Amtsmissbrauch, sexuelle Handlungen mit Minderjährigen, Besitz und Verbreitung von kinderpornografischem Material sowie Vertuschung von dem Siegel der besonderen Geheimhaltung aus. Diese Artikel sind im ersten Artikel des jüngsten Motu Proprio „Vos estis lux mundi“ genannt.

Zwar unterliegen laut der Verfügung „Sulla riservatezza delle cause“ (über die Vertraulichkeit  von Verfahren) entsprechende Vorgänge weiter einer besonderen Vertraulichkeit zum Schutz der Beteiligten und Betroffenen. Gleichwohl dürften dadurch Ermittlungen und eine etwaig bestehende staatliche Anzeigepflicht nicht behindert werden. Schliesslich dürften weder die Person, die einen Verdacht anzeigt, noch das mutmassliche Opfer und etwaige Zeugen durch eine Schweigepflicht gebunden werden.

Die Kirche hat ausserdem ihre strafrechtliche Regelung gegen kinderpornografisches Material verschärft. Dazu wurde in den „Normen über schwerere Verbrechen“, deren Behandlung der Glaubenskongregation vorbehalten sind, das Schutzalter von 14 auf 18 Jahre erhöht, wie der Vatikan am 17.12.2019 mitteilte.

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 23.12.2019, S. 9
175 Minderjährige missbraucht

Mexiko. Mitglieder des erzkonservativen katholischen Ordens Legionäre Christi (→Gruppierungen, Legionäre Christi) haben in den vergangenen 8 Jahrzehnten mindestens 175 Minderjährige sexuell missbraucht. Für die Taten sind 33 Priester und Diakone verantwortlich. Der verstorbene Ordensgründer Marcial Maciel missbrauchte 60 Minderjährige, wie es in einem am Samstag veröffentlichten Untersuchungsbericht der Kongregation  hiess. Die Opfer waren der Untersuchung zufolge zumeist Jungen im Alter zwischen 11 und 16 Jahren. (sda)

Missbrauchsfälle, Vertuschungen (Infos 2020 bis

OR (L'Osservatore Romano) Nr. 1/2 vom 10.01.2020, S. 12
Neue Regelungen für Strafverfahren bei Missbrauchsfällen

Rescriptum  ex Audientia Sanctissimi!
Papst Franziskus hat in der dem Substituten für die Allgemeinen Angelegenheiten des Staatssekretariates Erzbischof Edgar Peña Parra am 04.12.2019 gewährten Audienz festgelegt, die Instruktionen über die Vertraulichkeit der Fälle herauszugeben, die dem vorliegenden Rescriptum beigefügt ist und einen wesentlichen Bestandteil desselben bildet.

Der Heilige Vater hat verfügt, dass  dieses fest und dauerhaft in Kraft tritt, ungeachtet jeder gegenteiligen Bestimmung, auch wenn sie besonderer Erwähnung würdig wäre, dass es durch Veröffentlichung in L’Osservatore Romano promulgiert (verlängert) wird und unmittelbar in Kraft tritt sowie dass es anschliessend im Amtsblatt der Acta Apostolicae Sedis veröffentlicht wird.
Aus dem Vatikan, am 6. Dezember 2019, Pietro Kardinal Parolin, Staatssekretär

Instruktion über die Vertraulichkeit der Fälle

1. Die Anzeigen, Prozesse und die Entscheidungen bezüglich der in den
    untenstehenden Artikeln aufgeführten Straftaten nicht durch das
    päpstliche Geheimnis gedeckt.

    a) Artikel 1 des Motu proprio „Vos estis lux mundi“ vom 7. Mai 2019;

    b) Artikel 6 der Normae de gravioribus delictis“, die dem Urteil der
        Kongregation für die Glaubenslehre reserviert sind und im Motu
        proprio „Sacramentorum Sanctitatis Tutela“ vom heiligen Johannes
        Paul II. vom 30. April 2001 und den nachfolgenden Änderungen
        behandelt werden

2. Der Ausschluss des päpstlichen Geheimnisses besteht auch, wenn
    diese Straftaten im Zusammentreffen mit anderen Delikten verübt
    worden sind

3. In den unter Punkt 1 aufgeführten Fällen werden die Informationen
    unter Gewährleistung der Sicherheit, der Vollständigkeiit und
    Vertraulichkeit gemäss can. 471,2° CIC und can. 244 § 2, 2° CCEO
    behandelt, um den guten Ruf, das Ansehen und die Privatsphäre aller
    beteiligten Personen zu schützen.

4. Das Amtsgeheimnis steht der Erfüllung der allerorts von den
    staatlichen Gesetzen festgelegten Pflichten nicht im Wege,
    einschliesslich allfälliger Mitteilungspflichten, wie auch der Ausführung
    von Verfügungen seitens der zivilen gerichtlichen Behörden.

5. Demjenigen, der Meldung erstattet, der Person, die aussagt,
    geschädigt worden zu sein und den Zeugen kann in keiner Weise eine
    Schweigepflicht hinsichtlich des Tatbestandes auferlegt werden.

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 30.01.2020, S. 9 Schauplatz
Bischof geht gegen Priester vor

Italien. Gegen 9 Geistliche einer katholischen Gemeinschaft wird in Italien wegen des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger ermittelt. Das berichteten italienische Medien. In einer ungewöhnlich offenen Form ging der Bischof von Prato, Giovanni Nerbini, mit dem Fall gestern an die Öffentlichkeit. Die Vorwürfe richten sich gegen die Mitglieder der Glaubensgemeinschaft  Discepoli dell’Annunciazione (die Jünger der Ankündigung) mit Sitz in Prato in der Toskana. Bischof Nerbini hatte die Staatsanwaltschaft im Dezember 2019 informiert. „Das vorrangige Interesse der Kirche ist die Suche nach der Wahrheit“, sagte er. Das habe ihn dazu bewegt, die Behörden einzuschalten.. „Ich kann meinen Schmerz nicht verbergen.“ (dpa)

OR (L'Osservatore Romano) Nr. 10/11 vom 06.03.2020, S. 3
„Task Forces“ gegen Missbrauch in der Kirche geplant

Vatikanstadt. Ein Jahr nach der internationalen Konferenz zum Schutz von Minderjährigen, die vom 21. bis 24.02.2020 im Vatikan abgehalten worden war, hat Papst Franziskus eine „Task Force eingerichtet, die  nationale Bischofskonferenzen beim Erstellen von Kinderschutz-Leitlinien unterstützen soll. Ebenso sollen die Teams vor Ort helfen, Massnahmen zur Prävention gegen Missbrauch sowie zur Intervention bei Verdachtsfällen anzustossen. Wie Juan Ignado Arrieta Ochoa de Chinchetru, Sekretär des Päpstlichen Ragtes für die Interpretation von Gesetzestexten, am Freitag, 28.02.2020, erläuterte, umfasst die offene Arbeitsgruppe derzeit rund ein Dutzend Personen. Kirchenrechtler seien ebenso dabei wie Psychologen und andere Experten.

In den nächsten Monaten könne die „Task Force“ – je nach Nachfrage – noch wachsen. „Es handelt sich um ein Angebot an alle Bischofskonferenzen weltweit“, sagte Kurienbischof Arrieta. Es richte sich in erster Linie an Länder, in denen die nötigen Strukturen für eine rasche Umsetzung des Leitlinien-Projektes fehlten. „In den USA braucht man diese Hilfe sicher nicht, weil es dort genügend Experten gibt. Aber in etlichen Krisenländern ist das anders“, so der Spanier. Es gebe etwa Bischofskonferenzen in Kriegsgebieten, die mit der Aufgabe schlicht überfordert seien.

Beaufsichtigt wird die „Task Force“ nach Vatikanangaben von Erzbischof Edgar Peña Parra, Substitut der Ersten Sektion des Staatssekretariates für allgemeine Angelegenheiten, von Kardinal Oswald Gracias, Erzbischof von Bombay, von Kardinal Blase Joseph Cupich, Erzbischof von Chicago, von Charles  Scicluna, Erzbischof von Malta sowie dem Leiter des Kinderschutzzentrums an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, P. Hans Zollner SJ. Die Arbeitsgruppe soll zunächst 2 Jahre lang im Einsatz sein und vierteljährlich über ihre Aktivitäten Bericht erstatten.

Bereits seit Jahren sind alle Bischofskonferenzen weltweit aufgefordert, Leitlinien gegen Missbrauch und für den Schutz von Minderjährigen und Schutzbefohlenen aufzustellen oder zu aktualisieren und diese vom Vatikan genehmigen zu lassen. Wie genau bei Verdachtsfällen vorzugehen sei und wer wann wofür zuständig sei, regelte Papst Franziskus umfassender in seinem Erlass „Vos estis lux mundi“ („Ihr seid das Licht der Welt“ vom 09.05.2019.

Kath. Wochenzeitung Baden Nr. 29/2021 Juli, S. 3
Kardinal Müller ortet Instrumentalisierung der Missbrauchsfälle gegen Kardinal Woelki

Kritische Worte fand der neue oberste Kirchenrichter auch über Kardinal Marx' Rücktrittsangebot und dessen Rolle im Vatikanischen Wirtschaftsrat. Kardinal Gerhard Ludwig Müller hat den Umgang mit Missbrauchsfällen im Erzbistum Köln kritisiert. Es gehe primär nicht um die Aufarbeitung der Vorgänge aus der Vergangenheit, sondern "um ihre Instrumentalisierung, um gegen Kardinal Woelki als Kritiker der Einseitigkeiten des Synodalen Weges vorzugehen", sagte Müller dem "Bonner General-Anzeiger. ...)

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 30.12.2021, S. 6 Ausland, Virgina Kirst, Rom
Sexueller Missbrauch: "Andere Themen sind für den Papst zentraler"

Der oberste Kinderschützer des Vatikans, P. Hans Zollinger, glaubt, die Katholische Kirche habe grosse Fortschritte gemacht im Kampf gegen Verbrecher in den eigenen Reihen. An Papst Franziskus hat er dennoch eine ganz konkrete Forderung.

Pater Hans Zollner, 55, ist der offizielle Kinderschützer im Vatikan und ein enger Berater des Papstes in Missbrauchsfragen. Seit kurzem leitet er das Safeguarding-Institute (Institut zur Wahrung, Absicherung) in Rom, das Kirchenmitarbeiter dazu ausbildet, Missbrauchsfälle zu verhindern. Die Enthüllungen im Oktober über den Missbrauch an bis zu 300'000 Kindern und Jugendlichen in der →französischen Kirche haben dem Thema eine neue Dynamik verliehen. Noch im selben Monat wurde das Safeguarding-Institute gegründet. (...)

Was müsste der Papst jetzt zusätzlich unternehmen?
Aus unserer Sicht bräuchte es viel mehr Konsequenz bei der Einforderung dessen, was durch die Gesetze schon möglich ist. Er könnte den Betroffenen etwa einen Platz im Prozessrecht verschaffen. (...)

OR (L'Osservatore Romano) Nr. 4 vom 28.01.2022,S. 3
Papst spricht vor Mitgliedern der Kongregation für die Glaubenslehre
Bei Missbrauch Kirchenrecht mit Sorgfalt und Strenge anwenden

Vatikanstadt. Bei der Bekämpfung von Missbrauch jeglicher Art ist nach Aussage von Papst Franziskus gutes Unterscheidungsvermögen nötig. Franziskus äusserte sich am Freitag, 21.01.2022, bei einem Treffen mit Teilnehmern an der Vollversammlung der Kongregation für die Glaubenslehre im Vatikan. "Mit Gottes Hilfe setzt die Kirche sich derzeit entschlossen dafür ein, den Opfern von Missbrauchstaten, die durch ihre Mitgliedern verübt wurden, Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, und wendet dabei mit besonderer Sorgfalt und Strenge das vorgesehene kanonische Recht an", so Papst Franziskus.

Er habe daher vor nicht allzu langer Zeit die der Kongregation für die Glaubenslehre vorbehaltenen Strafrechtsnormen aktualisiert. Diese sollten das gerichtliche Vorgehen straffen. Die Justiz allein könne nicht ausreichen, "um dem Phänomen Einhalt zu gebieten, doch ist es ein notwendiger Schritt zur Wiederherstellung der Gerechtigkeit, zur Wiedergutmachung des Skandals und zur Besserung des Täters", so Franziskus  weiter. Mit Blick auf die Glaubenslehre warnte Franziskus vor einem "halbherzigen und gewohnheitsmässigen" Glauben. Ohne Glauben reduziere sich die Gemeinschaft der Gläubigen zu einer blossen humanitären Organisation.

Pfarrblatt Kirche heute Region Basel 18-19/2022, S. 3, Aktuell
Auftakt zur Erforschung des sexuellen Missbrauchs in der Schweiz
Bischof Joseph Maria Bonnemain: "Die Kirche muss Strukturen, welche Verbrechen und deren Vertuschung ermöglicht oder begünstigt haben, verändern."

In der Schweiz lässt die katholische Kirche untersuchen, wie es in den letzten 70 Jahren zu sexuellen Missbrauch gekommen ist. Bis Herbst 2023 werden Historikerinnen zeigen, welche Quellen dazu vorhanden sind und wie weiter geforscht werden kann.

"Das Thema wird uns nicht mehr loslassen." Das sagte Joseph Maria Bonnemain, Bischof von Chur, an der Medienkonferenz vom 04.04.2022 in Lausanne. In der Schweizer Kirche  ist die Missbrauchsthematik bisher erst in wenigen Teilbereichen für den Jahrzehnte langen Fall Allaz bei den Kapuzinern. 

Was jetzt in Angriff genommen wird, ist nicht eine strafrechtliche, sondern eine geschichtliche Untersuchung des Unrechts seit der Mitte des 20. Jahrhunderts. Darauf haben sich die drei wichtigsten Institutionen der katholischen Kirche in der Schweiz geeinigt: die Bischofskonferenz (SBK), die Römisch-katholische Zentralkonferenz (RKZ, Zusammenschluss der kantonalen staatskirchenrechtlichen Körperschaften) und die Konferenz der Orden und religiösen Gemeinschaften (Kovos):

- Ganze Schweiz seit 1950 im Blick
- Unabhängige Forschungsarbeit durch Monika Dommann und Marietta
  Meier, Professorinnen am Historischen Seminar der Universität Zürich
- Ziel: Dem Missbrauch Einhalt gebieten

OR (L'Osservatore Roma) Nr. 26 vom 01.07.2022, S. 3
Aktualisierter Leitfaden für Missbrauchsfälle

Vatikanstadt. Nach rund 2 Jahren hat der Vatikan sein "Vademecum" ("Leitfaden") zum juristischen Umgang mit Missbrauchsfällen aktualisiert. Inzwischen ist eine überarbeitete Fassung online abrufbar. Die Anpassung des Leitfadens geschah vor dem Hintergrund etlicher Reformen in den vergangenen Monaten. So trat im Dezember ein neues kirchliches Strafrecht in Kraft. Zudem gilt seit Anfang Juni die neue Kurienverfassung "Praedicate evangelium".

Das "Vademecum war im Juli 2020 in erster Auflage veröffentlicht worden. Es ist als unverbindliche Hilfestellung für Mitarbeiter der kirchlichen Rechtspflege in Bistümern und Ordensgemeinschaften gedacht und legt Schritt für Schritt die Verfahrenswege bei sexuellem Vergehen von Klerikern an Minderjährigen dar.

OR (L'Osservatore Romano) Nr. 34 vom 26.08.2022, S. 4
Kardinal Quellet weist Anschuldigungen zurück

Vatikanstadt. Der kanadische Kurienkardinal Marc Quellet weist die Vorwürfe sexueller Übergriffe gegenüber einer Frau zurück. Die gegen ihn vorgebrachten Anschuldigungen seien falsch, heisst es in einer Erklärung, die der Kardinal am Freitagabend, 19.08.2022, über den Vatikan verbreiten liess. Es habe keine "unangenehmen Gesten" gegeben. Zudem betrachte er die "Interpretation und Verbreitung dieser Anschuldigungen als sexuelle Übergriffe als diffamierend". Der 78-Jährige kündigte an, sich an einer möglichen zivilrechtlichen Untersuchung "aktiv beteiligen" zu wollen, "damit die Wahrheit ermittelt und meine Unschuld anerkannt wird". Kardinal Quellet ist von einer Missbrauchs-Sammelklage gegen das Erzbistum Quebec betroffen. Es handele sich um eine Zivilklage von mehr als 100 Personen, die seit 1940 von Priestern und anderen Kirchenmitarbeitern sexuell missbraucht worden sein sollen - die meisten als Minderjährige. Die überwiegende Zahl der Übergrife ereignete sich demnach in den 1950er- und 1960er-Jahren. Das vatikanische Presseamt hatte am 18.08.2022 mitgeteilt, dass keine eigene Untersuchung gegen den Kurienkardinal eingeleitet werde. Nach einer Voruntersuchung habe der Papst entschieden, "dass es keine ausreichenden Anhaltspunkte für die Eröffnung einer kanonischen Untersuchung wegen sexueller Nötigung von Kardinal Quellet gegen Person F" gebe.

15.02.2023: https://www.srf.ch (Schweizer Fernsehen)
Bericht erschüttert Portugal: knapp 5'000 Kinder in der katholischen Kirche missbraucht

Die schmerzhafte Schlussfolgerung war erwartet worden, die konkreten Zahlen sind dennoch ein grosser Schock. In den vergangenen Jahrzehnten sind mehr als 4'800 Kinder in der katholischen Kirche in Portugal sexuell missbraucht worden. Das geht aus dem am Montag vorgestellten Bericht einer unabhängigen Kommission hervor. Bei den zweifelsfrei bestätigten Opfern 4'825 handele es sich um "eine absolute Mindestzahl", so der Ausschuss-Koordinator Pedro Strecht. Seit den 1950er Jahren habe es wohl viel mehr Fälle gegeben.

Der angesehene Kinderpsychiater sprach von dramatischen Folgen für die Betroffenen. "Ein Grossteil der Opfer distanziert sich nach dem Missbrauch von der Kirche als Institution und von der religiösen Praxis. Und diese Haltung bleibt über Generationen hinweg bestehen".

Opfer im Schnitt 11,2 Jahre jung. Die Opfer waren zufolge im Schnitt 11,2 Jahre jung. 25 Missbrauchsfälle seien bereits der Staatssanwaltschaft übermitttelt worden, aber viele davon schon verjährt.

Der Ausschuss unter dem Motto "Dem Schweigen eine Stimme geben" hatte seine Arbeit Anfang 2022 aufgenommen, nachdem Portugal von der Enthüllung vieler Missbrauchsfälle erschüttert worden war.

Insgesamt wurden mehr als 500 Zeugen angehört. Die meisten Missbrauchsfälle hätten sich zwischen 1960 und 2000 ereignet.

Nur 4 % der Opfer haben irgendwann Anzeige erstattet. Den Angaben zufolge sprach fast die Hälfte (43 %) der befragten  Opfer verschiedenen Alters gegenüber dem Ausschuss nach oft jahrzehntelangem Schweigen erstmals über ihr Leiden. Nur 4 % der Opfer habe irgendwann Anzeige erstattet. In 27 % aller Fälle habe der Missbrauch länger als ein Jahr angehalten.

Bis Ende des Monats sollen Kirche und Behörden die Namen aller mutmasslichen Täter überreicht werden, die nocn als Geistliche in der katholischen Kirche aktiv sind.

Für den 3. März ist eine Sondersitzung der Bischofskonferenz unter dem Vorsitz von Dom José Ornelas anberaumt. Letzterer sagte in einer ersten  Reaktion, es handele sich um eine dramatische Situation, die nicht leicht zu bewältigen sei. Finanzielle Entschädigungen von bis zu 60'000 Euro pro Opfer stehen zur Debatte, aber Opfer und deren Sprecher wiesen diese Summe empört zurück.

20Minuten, 06.03.2023, 13.30 Uhr, 2023 Microsoft
Johannes Paul II. wusste als Kardinal von Missbrauchsfällen

Der verstorbene Papst Johannes Paul II. soll bereits als Kardinal in Polen von pädophilen Priestern innerhalb der Kirche gewusst haben, wie der Privatsender "TVN" am Sonntag, 06.03.2023, berichtete.

Weiterer Skandal in de katholischen Kirche. Der verstorbene Papst Johannes Paul II. soll vor seiner Amtsübernahme von Kindsmissbrauchshandlungen in der katholischen Kirche in Polen gewusst haben. 

Hinter der Sendung von "TVN" steckt Ermittler Michal Gutowski. Während seiner Recherche habe er mit zahlreichen Opfern von pädophilen Priestern, ihren Familien und ehemaligen Mitarbeitenden der Kirche gesprochen.  Seine Ermittlungen zeigen, dass Karol Wojtyla, so hiess Papst  Johannes Paul II. vor seinem Amtsantritt, bereits als Kardinal in Krakau von Fällen pädophiler Priester innerhalb der Kirche gewusst habe. Er bat darum, dass es nirgendwo gemeldet wird.

OR (L'Osservatore Romano) Nr. 10 vom 10.03.2023, S. 3
Aufruf zu konkreten Taten gegen Missbrauch

Vatikanstadt. Papst Franziskus hat die Kirche erneut zu mehr Einsatz gegen sexuellen Missbrauch aufgerufen. "Die Kirche darf nicht versuchen, die Tragödie des Missbrauchs, gleich welcher Art, zu verstecken", sagt er in einem Kurzvideo zu seinem Gebetsanliegen für den Monat März. Dies gelte auch, "wenn der Missbrauch in Familien, in Vereinen oder anderen Institutionen stattfindet". Die Kirche müsse ein Vorbild sein und Betroffenen einen sicheren Ort bieten, wo sie gehört und unterstützt würden.

Für den Monat März rief Franziskus zum Gebet für Missbrauchsbetroffene auf. Vor allem, wenn die Übergriffe durch Mitglieder der Kirche begangen worden seien, reiche es nicht aus, um Vergebung zu bitten, so der Papst. Notwendig seien konkrete Taten, um Wiedergutmachung für die Gräuel zu leisten und um zu verhindern, dass diese wieder geschehen.  Die Opfer müssten im Mittelpunkt aller Bemühungen stehen. 

Videos mit den Gebetsanliegen des Papstes werden monatlich von der vatikanischen Stiftung "Gebetsnetzwerk des Papstes" erstellt. Zu sehen sind sie auf der Website der Initiative oder unter  dem Stichwort "Das Video des Papstes" auf Youtube.

OR (L'Osservatore Romano) Nr. 12 vom 24.03.2023, S. 3
Kampf gegen Missbrauch verstärken

Vatikanstadt. Den Kampf der katholischen Kirche gegen den sexuellen Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche will Papst  Franziskus weltweit verstärken. In einem Schreiben an Bischöfe und Experten in Lateinamerika teilte der Papst am Dienstag, 14.03.2023, mit, er habe die Päpstliche Kinderschutzkommission beauftragt, in allen Ländern zu überprüfen, ob die Kirche das Nötige tue, um sexualisierte Gewalt zu verhindern und zu ahnden. In dem Schreiben verurteilte er den Missbrauch und seine Vertuschung mit deutlichen Worten. "Wer auch immer die Auswirkungen kleinredet oder die aktuelle Gefahr verharmlost, entehrt jene, die so viel gelitten haben, und betrügt die, denen zu dienen er vorgibt", so Franziskuks. Der Missbrauch sei zu jeder Zeit eine "Gefahr für das Wohlergehen des Volkes Gottes, und wer schlecht damit umgeht, entwertet die Botschaft Jesu".

Anlass für das Schreiben  des Papstes ist der Zweite Lateinamerikanische Kongress zur Verhinderung von sexuellem  Missbrauch in der Kirche. Zu den Referenten in diesem Jahr gehören der Leiter der Päpstlichen Kinderschutzkommission, Kardinal Sean O'Malley, der Erzbischof von Malta, Charles Sciciuna, und P. Hans Zoller SJ von der Päpstlichen Universität Gregoriana.

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 29.03.2023, S. 6, H. F. Müller, Berlin
"Auch mal welche gekitzelt"

Die Zeugenbank eines Gerichts ist für einen Kardinal ein ungewöhnlicher Aufenthalsort. Am Dienstag nahm der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki auf ihr Platz, um sich vor dem Landgericht vernehmen zu lassen. Es ging um mutmasslichen sexuellen Missbrauch und die unrühmliche Rolle, welche die katholische Kirche dabei spielte.

In seine, wenn nicht peinliche, so doch zumindest missliche Lage hatte sich der 66-Jährige selbst gebracht: Nachdem die "Bild"-Zeitung berichtet hatte, Woelki habe 2017 einen Priester zum Düsseldorfer Stadtdechanten (Vorsteher Kölns innerhalb der Diözese) befördert, obwohl er gewusst habe, dass die Polizei diesen für ungeeignet hielt, um mit Jugendlichen zu arbeiten, verklagte der Bischof die Zeitung. (...)

Der betroffene Priester Micheal D. war der Polizei aufgefallen, nachdem er 2001 gemeinsam mit einem 16 Jahre alten Prostituierten auf dem Gelände des Düsseldorfes Hauptbahnhofs onaniert hatte und später von diesem erpresst wurde, worauf er sich an die Polzei wandte. (...)

Am Dienstag sagte Woelki vor Gericht aus, unter anderem erfahren zu haben, dass der Pfarrer "auch mal welche gekitzelt" habe, wenn er mit Ministranten in der Sauna gewesen sei. (...)

Allerdings will die Sekrektärin von Woelkis Amtsvorgänger Joachim Melssner, die zeitweise mit D. befreundet war, den Bischof über den Lebenswandel des Priesters informiert haben. Sie habe D. auch auf Unternehmungen begleitet, um ihn von den besagten Saunabesuchen abzuhalten, hatte die Frau bereits im November vor Gericht erklärt.

Woelki dürfte sein Ziel erreichen. Für Woelki mag seine Zeugenaussage unangenehm gewesen sein, doch spricht manches dafür, dass er sein Ziel erreichen könnte: Die Beweislast liegt bei der "Bild"-Zeitung, und nachzuweisen, dass jemand ein Schriftstück gelesen hat, ist so gut wie unmöglich. Wann das Urteil in der Sache fallen wird, ist noch unklar.

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 15-16/2023, April, S. 2
Dokumentarfilm zu Missbrauchsfall

Einen besonders schweren Fall von Missbrauch beleuchtet der neue Dokumentarfilm "Unser Vater" des ungarisch-schweizerischen Journalisten und Filmemachers Miklos Gimes. Der inzwischen verstorbene Anton Ebnöther war katholischer Priester im Bistum Chur und zeugte in den 1950er Jahen mit vier Frauen sechs Kinder, bis ihn der Bischof im Priesteramt suspendierte. In dem Film kommen die Frauen und Kinder zu Wort. Der Film  kommt am 6. April ins Kino. kath.ch
https://www.cineimage.ch/film/unservater/

Kath. Wochenzeitung Baden 14/2023 April, S. 11, Joe Bukuras
Bischof bestraft Priester, der für Ende des Beichtgeheimnisses bei Missbrauch eintritt

Der Erzbischof von Milwaukee (USA), Jerome Listecki, hat einem seiner Priester die Erlaubnis entzogen, Beichte zu hören, nachdem der Geistliche sich öffentlich für zivilrechtliche Gesetze ausgesprochen hatte, die vorschreiben, dass Priester bei sexuellem Missbrauch das Beichtgeheimnis brechen. (...)

OR (L'Osservatore Romano) Nr. 13 vom 31. März 2023, S. 1
Normen zur Bekämpfung von Missbrauch bestätigt

Vatikanstadt. Papst Franziskus hat das vor drei Jahren "ad experimentum" approbierte Motu proprio 'Vos estis lux mundi' aktualisiert. Die Vorschriften zur Bekämpfung von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche treten am 30.04.2023 endgültig in Kraft. In dem am 25.03.2023  veröffentlichten aktualisierten Motu proprio wird geregelt, wie im Fall von Missbrauchs-Verdachtsfällen vorzugehen ist, und es klärt auch die Zuständigkeiten im Einzelfall. Die wichtigste Neuerung in der neuen Fassung betriftt den zweiten Teil mit den Bestimmungen über die Verantwortung von Bischöfen, Ordensoberen und Klerikern, die mit der Leitung einer Teilkirche oder einer Prälatur betraut sind. Hinzugefügt werden nun auch die "Laien". Die Regeln in der aktualisierten Fassung gelten nun auch für Laien, "die Leiter von internationalen Vereinigungen von Gläubigen sind oder waren, die vom Apostolischen Stuhl anerkannt oder gegründet wurden". Auch sie machen sich nun strafbar, wenn sie durch "ihre Handlungen oder Unterlassungen die kanonischen und zivilrechtlichen Ermittlungen gegen mutmassliche Straftäter behindern oder umgehen. (...)

OR (L'Osservatore Romano) Nr. 13 vom 31.03.2023, Mario Galgano
Missbrauchsbekämpfung wird jetzt klarer angegangen

Vatikanstadt. Der deutsche Jesuit Han Zollner, Leiter des Instituts zum Schutz vor Missbrauch der Päpstlichen Universität Gregoriana, kommentiert und erörtert die Neuerungen, die der Papst im Motu proprio zur aktualisierten Fassung von 'Vos estis lux mundi' vorgenommen hat: "Die wichtigste Änderung ist die Einführung eines detaillierten Verfahrens für die Anzeige und Untersuchung von Anschuldigungen gegen Laien an der Spitze internationaler Vereinigungen", so P. Zollner im Gespräch mit Radio Vatikan.

Pater Zollner, was sind die wichtigsten Änderungen, die am Motu proprio "Vos estis lux mundi" vorgenommen wurden, um seine "bessere Anwendung" fast vier Jahre nach seinem Inkrafttreten zu fördern?
Zoller: Man muss dazu sagen, dass es eigentlich vor allem um einige Präzisierungen geht, oder, wie es auch genannt wurde, um eine Angleichung an deren Gesetzestexte, vor allem das Buch VI des Strafrechts, des kirchlichen Gesetzbuches. Das sind keine wirklich grossartigen Veränderungrn, sondern eher Anpassungen. Das Allerwichtigste bei dieser Revision des Textes ist, dass er nun sozusagen endgültig gemacht wurde. Es ist klar, dass der Text für die gesamte Kirche gilt und dass er jetzt nicht mehr nur vorläufig, sondern auf Dauer gestellt wurde.

Das ist das Allerwichtigste, weil es eine gewisse Rechtsunsicherheit gab, nachdem im letzten Sommer eigentlich die Frist abgelaufen war für die Art Probephase. Aber jetzt ist klar gemacht worden: Der Text hat gegolten, gilt jetzt und wird auch in Zukunft für die gesamte Kirche gelten. (..)

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 19-20/2023 Mai, S. 3, R. Vogt-Kohler
Systematisches Vertuschen
Missbrauch im Erzbistum Freiburg: Schwere Vorwürfe an früheren Erzbischof Robert Zollitsch

Ein Bericht zum Umgang der deutschen Erzdiözese Freiburg mit Fällen sexualisierter Gewalt belastet die frühere Bistumsleitung schwer. Der amtierende Erzbischof Stephan Burger zeigte sich über das Fehlverhalten seiner Vorgänger fassungslos. 

Der 600 Seiten starke Abschlussbericht der Arbeitsgruppe "Machtstrukturen und Aktenanalyse" zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der deutschen Erzdiözese Freiburg ist nicht nur umfangmässige "dicke Post". Die am 18.04.2023 der Öffentlichkeit vorgestellte Studie wirft den früheren Erzbischöfen Oskar Saier (Amtszeit 1978-2002) und Robert Zollitsch (2003-2013) ein systematisches Vertuschungsverhalten vor. (...)

bz Basellandschaftliche, Ausland vom 21.06.2023, S. 6, Hansjörg Friedrich Müller, Berlin
Joseph Ratzinger war nicht unfehlbar

In Bayern fordert ein Missbrauchsopfer 350'000 Euro von der Kirche. Auch die Erben Benedikts XVI. sollen zahlen.

Vor dem Landsgericht im bayrischen Traunstein hat hat am Dienstag ein Prozess begonnen, der für den Umgang deutscher Gerichte mit Missbrauchsfällen im kirchlichen Umfeld wegweisend sein könnte. Kläger ist der 39jährige Andreas Perr, der angibt, Mitte der Neunzigerjahre von einem Pfarrer in Garching an der Alz sexuell missbraucht worden zu sein.

Ratzingers dubiose Rolle im Fall Peter H. In einem Zivilverfahren fordert Perr 300'000 Euro Schmerzensgeld und Schadenersatz von dem mutmasslichen Täte Peter H. und dem Erzbistum München und Freising. Der Missbrauch habe seinen Mandanten aus der Bahn geworfen, sagt Perrs Anwalt; schlechte Leistungen in der Schule sowie Alkohol- und Drogenprobleme seien die Folge gewesen. Unter den Beklagten befindet sich auh Joseph Ratzinger, der 2022 verstorbene Papst Benedikt XVI., von dessen Erben Perr weitere 50'000 Euro fordert. Ratzinger war 1980 Bischof in München, als dort entschieden wurde, dass der Priester H. nach sexuellen Übergriffen aus dem Bistum Essn nach Bayern versetzt wurde.  Dort unterzog sich H. zwar einer Therapie, wurde kurz darauf aber wieder in der Seelsorge eingesetzt. Seit 1987 war er Pfarrer in Garching; ein Jahr vorher hatte ihn das Amtsgericht Ebersberg wegen Missbrauch von Buben verurteilt.

Vorerst wird nur gegen das Bistum und gegen Peter H. verhandelt; ein Verfahren gegen Ratzinger wird, wenn überhaupt, gesondert stattfinden. Der Grund dafür ist, dass die potenziellen Erben des verstorbenen Papstes noch nicht entschieden haben, ob sie das Erbe antreten. (...)

Der Priester machte weiter, als wäre nichts geschehen. Benedikt XVI. hatte zunächst bestritten, sich mit H.s Fall beschäftigt zu haben, ein Jahr vor seinem Tod jedoch eingeräumt, doch an der Ordinariatssitzung vom Januar 1980 teilgenommen zu haben. Die falsche Angabe, die er zunächst gemacht hatte, sei in "Folge eines Versehens bei der redaktionellen Bearbeitung seiner Stellungnahme entstanden. (...)

(WA: siehe vorstehend unter "Missbrauchsfälle 2010-2012", 2. Position: Kardinal Ratzinger schickt am 18.05.2001 ein feierliches Schreiben an alle Bischöfe, wonach die Behandlung von Missbrauchsfällen unter dem Secretum Pontificium (Päpsliches Geheimnis) stehen. Zuwiderhandlungen werden bestraft.)

OR (L'Osservatore Romano) Nr. 26 vom 30.06.2023, S. 3
Vatikan startet weltweite Umfrage zu Anti-Missbrauchs-Leitlinien

Vatikanstadt. Die Päpstliche Kinderschutzkommission will ihre Arbeit weltweit bewerten lassen. Dazu startet sie eine Umfrage zu den von ihr kürzlich aktualisierten kirchlichen Anti-Missbrauchs-Leitlinien, wie die Kommission am Freitag, 23.06.2023, mitteilte. Die Vorgaben dienen als Modell für Schutzstandards, die in jeder Ortskirche auf der ganzen Welt umgesetzt werden sollen.

Nach der Vollversammlung der Kommission im Mai hate ihr Leiter, Kardinal Sean O'Malley, eine Überprüfung der aktuellen Richtlinien angekündigt. Neben Bischofskonferenzen und Leitern katholischer Orden kann nun jeder Interessierte die aktualisierte Fassung bewerten. Dazu hat die Kommission eine Online-Umfrage in vier Sprachen entwickelt - auf Englisch, Italienisch, Spanisch und Portugiesisch.

Nach Auswertung der Antworten sollen die Ergebnisse gemäss Mitteilung der Kommission in eine Schlussfassung des Schutzdokumentes einfliessen. Eine Genehmigung der neuen Leitlinien sei für Ende 2023 geplant. Sie gelten für die katholische Kirche weltweit und verlangen etwa von den Ortskirchen, Systeme zur Meldung von Misbrauchsfällen einzurichten und Betroffene auf verschiedene Weise zu unterstützen. Grundsätzlich soll ein sicheres Umfeld in der gesamten Kirche geschaffen werden, auch durch kontinuierliche Ausbildung und Schulung aller Amtsträger.
Papst Franziskus hat der Kommission die Zuständigkeit für die Schutzrichtlinien innerhalb des Vatikans übertragen. Sie soll auch jene Teile der Kirche unterstützen, die nicht über die finanziellen oder personellen Resourcen verfügen, um die praktische Umsetzung der Vorschriften zu gewährleisten. 

In diesem Jahresbericht wird der Papst über die Fortschritte der Arbeiten informiert. Einen ersten Entwurf will die Kommission im Oktober 2023 vorlegen. Ein vollständiger Bericht mit "Live-Daten" aus der gesamten Kirche soll im Oktober 2024 veröffentlicht werden.

02.08.2023, Papst Franziskus reist an den Weltjugendtag nach Lissabon. Pressemeldung:
Missbrauch bei Katholiken
Bericht bestätigt über 4'8'00 Missbrauchsopfer in Kirche Portugals

Mehr als 4'800 Kinder seien in den vergangenen 70 Jahren Opfer von sexuellem Missbrauch in der portugiesischen katholischen Kirche geworden.

Zu diesem Schluss kommt eine unabhängige Kommission, die ihren  Abschlussbericht vorgestellt hat:
https://www.srf.ch/news/international/missbrauch-bei-katholiken-bericht-bestaetigt-ueber-4800-missbrauchsopfer-in-kirche-portugals?

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 13.09.2023, S. 1, Karl Kälin
Mehr als 1'000 Missbrauchsfälle: so reagiert die katholische Kirche der Schweiz

Eine Studie deckt schweres Fehlverhalten auf. Jetzt schaffen Kirchenverantwortliche eine neue Meldestelle.

Die Studie enthält schwer verdauliche Kost. Von 1950 bis heuet dokumentierten Historikerinnen und Historiker der Universität Zürich 1'002 Fälle von sexuellem Missbrauch im Umfeld der katholischen Kirche Schweiz. Die Opfer waren meistens minderjährig, zum Teil sogar Babys, die Täter fast immer Priester. Anstatt die Kinder zu schützen, errichteten die verantwortlichen Bischöfe ein Schweigekartell. Fehlbare Priester wurden in andere Pfarreien versetzt und blieben in der Seelsorge. Besonders vor der Jahrtausendwende profitierte die Kirche von ihrer gesellschaftlichen Machtstellung.

An der Pressekonferenz in der Universität Zürich kündigte der Churer Bischof Joseph Bonnemain (ehemals Chirurg) neue Massnahmen an. Zuammen mit den Landeskirchen und den Vertretern von Orden wollen die Schweizer Bischöfe eine unabhängige Meldesetelle errichten, an die sich Betroffene und Informanten wenden können. Zudem sollen künftige Priester im Verlauf ihrer Ausbildung psychologisch abgeklärt werden.

Felix Gmür, der Präsident der Bischofskonferenz, zeigte sich in einer Stellungnahme "erschüttert". Er sei sich bewusst, dass erlittenes Unrecht und Verletzungen nicht rückgängig gemacht werden könnten. "Ich kann die Betroffenen nur um Vergebung bitten und versuchen, meinen Beitrag zur Heilung der Wunden zu leisten."

Auch Opfer traten vor die Medien. Eine Frau sagte: "Mein Ziel lautete, bei der Präsentation der Studie nicht zu weinen. Ich habe es nicht geschafft. Viele Missbrauchsbetroffene leiden ihr ganzes Leben lang im Stillen."
→Kirche Schweiz, 13.09.2023

(WA: Ich gestatte mir wiederum auf das feierliche Schreiben von Kardinal Ratzinger vom 18. Mai 2001 hinzuweisen, wonach schwere Missbrauchsvergehen unter das Päpstliche Geheimnis (Secretum Pontificium) gestellt werden. Bischöfe, die es verletzen und Vergehen an den Richter weiterleiten, erhalten eine schwere Strafe. Die Bischöfe wurden also massiv gezwungen, Vergehen zu vertuschen.)

OR Nr. 39 vom 29.09.2023, S. 3
Positive Entwicklungen bei Missbrauchsprävention

Vatikanstadt. Bei einer Audienz für Vertreter des lateinamerikanischen Kinderschutzzentrums CEPROME hat der Papst positive Entwicklungen bei der Missbrauchsprävention in der katholischen Kirche gewürdigt. Die Kirche habe viele Fortschritte gemacht und werde dies auch weiterhin tun, sagte er bei der Begegnung am 25.09.2023. Die Missbrauchsfälle in der Kirche seien "Abbild einer traurigen Realität, welche die gesamte Menschheit umfasst", führte Franziskus aus. Die Präventionsarbeit der Kirche müsse dabei an Anreiz für andere Institutionen sein. Franziskus verurteilte zudem Kinderpornografie im Internet. Es handele sich um Verbrechen, die jedem per Smartphone zugänglich sein, sagte er. Die Kinder seien "Opfer dieser Konsumgesellschaft".

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 30.09.2023, S. 38, Leserforum
Je länger man vertuscht, desto mehr verjährt

Sexuelle Übergriffe: Bischöfe wollen ein neues Kirchengerichet schaffen (Ausgabe vom 23.09.2023). Es ist unglaublich, was in der katholischen Kirche seit Jahrzehnten abgegangen ist auf der ganzen Welt, nicht nur in der Schweiz. Für mich ist das Schlimme, dass Korruption und Vertuschungen  bis heute auch im Vatikan (Päpste) praktiziert wird, jedoch kaum erwähnt wird. Es zeigt einmal mehr die Taktik je länger man vertuscht, desto mehr verjährt. Bischof Joseph Maria Bonnemain hat im "Club" auf SRF mehrmals wiederholt, jetzt müssen wir schweigen und handeln. Herr Bonnemain, bitte nicht mehr schweigen, sondern endlich handeln. Mit dem heutigen Wissensstand schäme ich mich, so lange diese Schandtäter mit der Kirchensteuer unterstützt zu haben. Willi Leuzinger, Buchs AG

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 04.10.2023, Leserbriefe
Missbrauchsfälle und Vertuschungen in der röm. kath. Kirche

Man muss wissen, dass das weltweit in Kraft gesetzte Vertuschungssystem von klerikalen Sexualvergehen gesteuert war. Der damalige Kardinal Ratzinger, Präfekt der Glaubenskongregation, stellte im Auftrag von Papst JohannesPaul II. am 18. Mai 2001 den über 5'300 Bischöfen, Ordinarien und Oberen ein feierliches Schreiben über die Vergehen ("Epistula de delictis gravioribus") zu. Darin werden die Missbrauchsfälle unter das "Secretum Pontificium" ("Päpstliches Geheimnis") gestellt. Bei dessen Verletzung musste der Würdenträger schwere Kirchenstrafen erwarten. Nach dem Buch VI des Codex Iuris Canonici (CIC) konnte diese Verletzung Beugestrafen (beispielsweise Exkommunikation), Sühnestrafen (beispielsweise Klosterhaft) oder Strafsicherungsmittel (beispielsweise Geldabgabe) nach sich ziehen. Dieses Schreiben wurde 10 Jahre später, am 3. Mai 2011 durch Leitlinien für die Behandlung von Fällen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen durch Kleriker korrigiert. Darin werden in erster Linie der Diözesanbischof bzw. der höhere Obere für die Behandlung solcher Straftaten verpflichtet mit der Aufgabe, die Zuammenarbeit mit staatlichen Behörden zu suchen.
Werner Affentranger, Bottmingen

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 41-42/2023 Oktober,
S. 3, Leserbrief

Generalverdacht

Der Bericht der Uni Zürich über die sexuellen Übergriffe in der römisch-katholischen Kirche der Schweiz liegt vor. Ein niederschmetterndes Ergebnis. Man muss ohne Wenn und Aber als Faktum und als furchterregende Hypothek unserer Kirche akzeptieren und hoffen, dass die zutändigen Stellen kompromisslos zu Werke gehen.

Es sei mir erlaubt, gegenüber den beiden Historikerinnen nur einen Mangel in der mündlichen Präsentation vorzuwerfen. In der inkriminierten (zur Last gelegten) Zeit zwischen 1950 bis heute sind ungezählt viele Mönche und Priester ihrer Sendung entsprechend klaglos mit Hingabe in der Seelsorge gestanden oder üben weiterhin ihr geistliches Amt pflichtbewusst aus oder sind im Ruhestand dankbar für alles, was sie als Seelsorger sein durften. In der mündlichen Eröffnung des Berichts fiel keine Silbe davon. Darf man von der Geschichtsschreibung nicht eine Gesamtschau der von ihr insVisier genommenen Zeit erwarten? Nicht etwa, und die dunklen Seiten zu verwässern, sondern jenen, die Teil des Ganzen sind, wenigstens in einem Satz Respekt erfahren zu lassen, statt sie dem Generalverdacht auszusetzen. Empathie (Gefühle) und Fingerspitzengefühl blieben in der mündlichen Darstellung auf der Strecke. Schade!
Willy Bucheli-Frech, Basel

Kath. Wochenzeitung Baden 41/2023, S. 4, Stefan Fleischer
Der Missbrauch mit dem Missbrauch

Im Artikel "Die römisch-katholischen Pfarreien reagieren mit einer ganzen Palette von Massnahmen auf die Missbrauchsstudie." zeigt sich ein gerne übersehener Aspekt der ganzen Missbrauchsfrage.

Eine sehr lautstarke "Elite" der katholischen Kirche nutzt den nicht zu leugnenden Skandal, um ihrer eigenen Agenda zum Durchbruch zu verhelfen. Es geht - vielleicht sogar ganz unbewusst - wesentlich darum, das seit langem bestehende Versagen in der Verkündigung der "gesunden Leute", wie Paulus schreibt, (vgl. 2Tim 4,3) zu vertuschen.

Wer von den "Normalkatholiken" von heute kennt noch einigermassen die ganze katholische (d.h. allumfassende) Lehre unserer Kirche? Wer bemüht sich noch, sein Leben bewusst nach dieser Lehre auszurichten? Nach meinen Erfahrungen haben oft selbst "engagierte" Katholiken Mühe damit, die Religion, zu der sie sich bekennen, zu einem tragfähigen Fundament ihres alltäglichen Lebens zu machen. Und was tut diese Kirche, um diese Situation zu verbessern?

Sie kümmert sich um das, was die Menschen wollen, statt um das, was Gott will (vgl. Mk 8,33).

Kath. Wochenzeitung Baden 43/2023 Oktober, S. 3
(...) Die bedauerlichen Missbrauchsfälle sind für mich kein Anlass, aus der Kirche auszutreten. Wegen diesen Sünde(r)n will ich niemals auf die Eucharistie und die übrigen Sakramente verzichten. Zum Glück lebt die grosse Mehrheit der Priester überzeugend in der Nachfolge Christi. Ihnen gebührt in unserer gottlosen verwirrten Zeit Hochachtung und Dank. Auch unser "fortschrittlicher" Bischof Gmür muss zugeben, dass er wegen Vertuschung Fehler gemacht hat. Nun vertritt er zusammen mit einer Frau, die noch "fortschrittlicher" denkt - man lese das Interview in der "Annabelle" - ALLE (??) Katholikinnen der Schweiz an der Weltsynode in Rom. Guido Appius, Basel 

OR Nr. 4 vom 24.11.2023, S. 3
Missbrauch in der Kirche darf nicht vertuscht werden

Vatikanstadt. Papst Franziskus hat Vertuschung von Missbrauch in der Kirche verurteilt. Dies sei weder akzeptabel noch vehandelbar, so der Papst am Samstag, 18.11.2023, bei einer Audienz für Mitarbeiter von Meldestellen zu sexuellem Missbrauch in Italiens Kirche. Es gelte jede Form von Missbrauch zu bekämpfen: sexuellen ebenso wie Macht- und Gewissensmissbrauch. (...)

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 51/22/2023 Dezember, S. 2
Schweiz: Ziele für Missbrauchsbekämpfung

Das Präsidium der Römisch-Katholischen Zenralkonferenz der Schweiz hat eine Konsultation zu seinen vier Forderungen in Zusammenhang mit der Missbrauchsstudie durchgeführt. Bereits umgesetzt wurde die Forderung, dass zwei Strafrechtsfachpersonen den Bischof bei der Voruntersuchung unterstützen. Die zweite Forderung: Ein Kontrollmechanismus soll sicherstellen, dass Meldungen nicht "versanden", sondern seriös abgeklärt werden. Als drittes fordert die RKZ, dass das Kirchengericht rechtsstaatliche Standards berücksichtigt, wie die richterliche Unabhängigkeit. Ausserdem soll bei Anstellung oder Kündigung das private Beziehungsleben der Mitarbeitenden aussen vorgelassen und so der Einfluss der kirchlichen Sexualmoral auf die Mitarbeitenden reduziert werden. kh

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 9-10/2024 Februar, S. 2
Bistum Basel überarbeitet Schutzkonzept

Das Schutzkonzept zur Prävention von und Intervention bei sexuellen Übergriffen im Bistum Basel wurde überarbeitet und ergänzt. Neben der bereits existierenden unabhängigen Koordinationsperson für Erstabklärungen wurde nun zusätzlich die Anwaltskanzlei Kellerhals Carrard (WA: an 6 Standorten in der Schweiz) mit den kanonischen Voruntersuchungen beauftragt. Zudem hat der Bischofsrat den Auftrag zur Erstellung eines Verhaltenskodexes in den Seelsorgeteams mit der Präventionsbeauftragten diskutiert und präzisiert. Im Fokus steht die Umsetzung des Schutzkonzepts im Berufsalltag. kh

2024 Microsoft, 10. März 2024
Wegen Versäumnissen bei der Aufklärung von Missbrauchsvorwürfen in Polens katholischer Kirche hat Papst Franziskus den Bischof von Lowicz, Andrzej Dziuba, abberufen. Der Vatikan gab am Samstag, 09.03.2024, in Rom bekannt, dass der Pontifex ein Rücktrittsgesuch des 74-Jährigen angenommen habe. (...)

Die katholische Kirche in der Heimat von Franziskus' Vorvorgänger, Johannes Paul II. (1920-2005) wird seit Jahren von Missbrauchsvorwürfen erschüttert. Der polnische Papst - mit bürgerlichem Namen Karol Wojtyla -  hatte Dziuba vor zwei Jahrzehnten noch selbst zum Bischof ernannt. Inzwischen traten in Polen schon mehrere Bischöfe vorzeitig zurück. (...)

OR Nr. 11 vom 15.03.2024, S. 3
Vatikan bewertet erstmals Schutzmassnahmen gegen Missbrauch

Vatikanstadt. Der Vatikan bewertet erstmals die globalen Massnahmen der katholischen Kirche gegen sexuellen Missbrauch. Die Päpstliche Kinderschutzkommission hat zu diesem Zweck einen Jahresbericht 2022 über weltweite Schutzvorkehrungen und Verfahren fertiggestellt, wie das Online-Portal Vatican News berichtete.

Während ihrer kürzlich beendeten Vollversammlung habe die Kommission den Bericht noch einmal überprüft. Demnächst soll er Papst Franziskus und den zuständigen Dikasterien der Römischen Kurie vorgestellt werden. Danach werde über eine mögliche Veröffentlichung entschieden. Der Papst hatte einen solchen Bericht Mitte 2023 angefordert.

Die Mitglieder der Kinderschutzkommission, die vom US-amerikanischen Kardinal Sean O'Malley geleitet wird, hatten sich vom 5. bis 8. März 2024 in Rom getroffen und bei den Gesprächen zu mehr Transparenz auf allen Ebenen aufgerufen.

https://www.sueddeutsche.de/politik/katholische-kirche-missbrauch-aufklaerung-1.4773223

https://www.tagesschau.de/inland/synodaler-weg-117.html

https://www.kath.ch/medienspiegel/verschweigen-verleugnen-vertuschen/

https://www.deutschlandfunkkultur.de/sexueller-missbrauch-vertuscht-100.html


→Glaubenskongregation
→Gelz-Gz, Erweiterte Themen: Gerichte Vatikanstaat 
→Priesterkinder         
→Englisch Andreas                   
→Franziskus, Papst
→Homosexualität       
→P-Park, Erweiterte Themen: Papstkinder
→Bischofskonferenz 
→Schweizergarde (11.03.2019)           
→Benedikt XVI. (6-7/2022)
→Deutsche Kirche (22.04.2023)
→Homosexualität (Infos 2019 bis), Kath. Wochenzeitung 26/2023 Juni, Homo-Netzwerke bei Priestern
→Zölibat: bz Basellandschaftliche Zeitung vom 16.12.2023

Missionare, Missionsarbeit

https://de.wikipedia.org/wiki/Mission_(Christentum))
https://bibeltv.de/mediathek/videos/328674-fuer-die-kinder-dieser-welt  (Video Steyler Missionare, 25 Min.)
https://youtube.com/watch?v=X-85KMXzUK4   (Bud Spencer und Terence Hill als Missionare, Video, 9 Min. 47)

OR Nr. 15 vom 10. April 2015, S. 9
Mehr als 1’000 Missionare seit 1980 getötet.

Seit 1980 sind weltweit mehr als 1’000 katholische Missionare und kirchliche Mitarbeiter wegen ihres Glaubens getötet worden. Das teilte der vatikanische Pressedienst Fides mit. Anlass dafür war der Gedenktag der Jugendbewegung der Päpstlichen Missionswerke in Italien für diese Opfer. Er wird seit 1993 jährlich am 24. März begangen, dem Jahrestag des Mordes an Erzbischof Oscar Arnulfo Romero von San Salvador am 24. März 1980. Katholiken in aller Welt gedenken an diesem Tag seines Todes. In diesem Jahr ist die Aufmerksamkeit noch grösser als sonst, da er am 23. Mai in seiner Bischofsstadt San Salvador seliggesprochen wird. – Insgesamt kamen zwischen 1980 und 2014 laut Fides 1’062 Missionare gewaltsam ums Leben. Den Statistiken zufolge wurden in der 1980er Jahren 115 Missionare ermordet; in den 1990er Jahren inklusive dem Jahr 2000 gab es 604 Opfer, davon allein 248 während des Völkermordes in Ruanda 1994. Von 2001 bis 2014 wurden 343 Missionare ermordet, davon 26 im letzten Jahr; 17 Priester, ein Ordensmann, 6 Ordensfrauen sowie ein Laie. Darüberhinaus verweist Fides auf weitere, noch unbestätigte Fälle.

Hans Küng, Umstrittene Wahrheit, Erinnerungen, S. 535:
Unter dem neuen Papst Johannes Paul II. und seinem deutschen Glaubenshüter Joseph Ratzinger, die vereint gegen die Befreiungstheologie vorgehen, müssen sie (Befreiungstheologen Lateinamerikas. WA) dafür bald teuer bezahlen. Schon auf seiner ersten Lateinamerikareise in Mexiko im Januar 1979 kritisiert der vom sowjetischen Marxismus negativ geprägte polnische Papst heftig die Theologie der Befreiung und „desavouiert eine ganze Gruppe von Theologen, Seelsorgern und Bischöfen“. So schreibe ich schon am 30. Januar 1979 in gleichlautenden Briefen an Gustavo Gutiérrez und Leonardo Boff. „Ich hoffe aber, dass Du Dich nicht entmutigen lässt. Auf meine Solidarität kannst Du Dich verlassen. Schreibe mir, wenn von hier aus irgendeine Stellungnahme zu Euren Gunsten hilfreich wäre.“ Ein Warnzeichen: Im Jahr darauf, am 23. März 1980 wird ein heroischer Vorkämpfer der Befreiung Lateinamerikas, der Erzbischof von San Salvador Oscar Romero, direkt aus einem Auto heraus am Altar erschossen. Im kirchlichen Establishment grossgeworden, hatten die ungeheure Not der Menschen und die Ermordung eines Priesterfreundes sein Leben verändert und ihn zum engagierten Verteidiger der Rechte seines unterdrückten Volkes gemacht. Vom Vatikan erhielt er – wie sein sozial eingestellter Gesinnungsgenosse in Brasilien, Helder Camara, Erzbischof von Recife, als „Kommunikationsbischof“ diffamiert (verleumdet) – keinerlei Unterstützung. Man tut im Gegenteil alles, damit an Romeros Grab in der Kathedrale von San Salvador kein Märtyrerkult entsteht, und bei den massenhaften Selig- und Heiligsprechungen des Papstes Wojtyla bleibt dieser echte Märtyrer unberücksichtigt. (…)

OR Nr. 27 vom 07.07.2017, S. 4
Kommuniqué des Heiligen Stuhles in Bezug auf die vorübergehende Beurlaubung von Kardinal George Pell

Der Heilige Stuhl hat mit Bedauern erfahren, dass in Australien ein Ermittlungsverfahren gegen Kardinal George Pell eingeleitet wurde, in dem es um Anklagen in Bezug auf mehrere Jahrzehnte zurückliegende Vorfälle geht.
Davon in Kenntnis gesetzt, hat Kardinal George Pell in Anerkennung der zivilen Gesetze und damit der Prozess in gerechter Weise stattfinden und die Suche nach der Wahrheit begünstigt werden kann, die Wichtigkeit seiner persönlichen Anwesenheit erkannt und beschlossen, in sein Land zurückzukehren, um sich vor Gericht zu verantworten.
Der Heilige Vater wurde von Kardinal Pell persönlich informiert, worauf er ihm eine Zeitz der Beurlaubung gewährte, um sich vor Gericht verteidigen zu können. Während der Abwesenheit des Präfekten wird das Wirtschaftssekretariat seine Arbeit fortsetzen. Die Sekretäre bleiben zur Abwicklung des Tagesgeschäftes im Amt donec aliter provideatur (bis auf weiteres).
Der Heilige Vater, der die Gelegenheit hatte, die Aufrichtigkeit von Kardinal Pell in den 3 Jahren seiner Arbeit an der Römischen Kurie schätzen zu lernen, ist ihm für die Zusammenarbeit dankbar, insbesondere für seinen energischen Einsatz zugunsten der Reformen im wirtschaftlichen sowie im administrativen Bereich und ebenso für die aktive Beteiligung am →Kardinalsrat (K9).
Der Heilige Stuhl bringt seinen Respekt gegenüber der australischen Justiz,  die über die vorgebrachten Anklagen (Missbrauchsfälle) zu entscheiden hat, zum Ausdruck. Zugleich ist darauf hinzuweisen, dass Kardinal Pell seit Jahrzehnten öffentlich und wiederholt den Missbrauch von Minderjährigen als unmoralische und nicht hinnehmbare Akte verurteilt hat, dass er in der Vergangenheit mit den australischen Behörden (zum Beispiel in den Aussagen vor der Royal Commission) zusammengearbeitet hat, dass er die Errichtung der päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen unterstützt und dass er schliesslich als Diözesanbischof in Australien Regeln und Vorgehensweisen für den Schutz von Minderjährigen und zur Hilfe für Missbrauchsopfer eingeführt hat.

OR Nr. 1 vom 05.01.2018, S. 3
Vatikanstadt. Im Jahre 2017 sind weltweit 23 katholische Missionare und kirchliche Mitarbeiter gewaltsam ums Leben gekommen. Das geht aus einem vom vatikanischen Missionspressedienst Fides veröffentlichten Bericht hervor. Demnach wurden seit Jahresbeginn 13 Priester, ein Ordensmann und eine Ordensfrau sowie 8 Laien wegen ihres Glaubens umgebracht. 11 von ihnen waren in Lateinamerika tätig, wo der Statistik nach auch in den Vorjahren stets die meisten Missionare und Kirchenmitarbeiter getötet wurden.

Katholische Wochenzeitung Baden, 1-2 2018, S. 6
Die gefährlichsten Orte für Missionare im Jahre 2017

Nach Kontinenten aufgeteilt, steht im achten aufeinanderfolgenden Jahr Amerika an erster Stelle, was die Zahl der ermordeten Missionare anbelangt, mit insgesamt 11 ermordeten kirchlichen Mitarbeitern: 8 Priestern, ein Laienbruder, 2 Laien; gefolgt von Afrika mit 10 ermordeten kirchlichen Mitarbeitern (4 Priester, eine Ordensschwester, 5 Laien); in Asien wurden 2 kirchliche Mitarbeiter ermordet (ein Priester, ein Laie).
Wie aus den vom Fidesdienst der päpstlichen Missionswerke gesammelten Daten hervorgeht, wurden in den Jahren von 2000 bis 2016 weltweit insgesamt 424 kirchliche Mitarbeiter ermordet, davon 5 Bischöfe. (…)
Viele kirchliche Mitarbeiter kamen bei versuchten Raubüberfällen ums Leben, die oft in einem Kontext (Zusammenhang) der wirtschaftlichen und kulturellen Armut verübt wurden oder vor dem Hintergrund des moralischen und gesellschaftlichen Verfalls, wo Gewalt zur Verhaltensregel wird und es keinen Respekt gegenüber dem Menschenleben und den Menschenrechten mehr gibt, so „Fides“. (…) CNA Deutsch/EWTN News

OR Nr. 22 vom 01.06.2018, S. 3
Kostbarer Beitrag der Missionswerke in 120 Ländern

Missionare leisten heute einen kostbaren Beitrag in der Weltkirche, betonte Papst Franziskus am Montag, 28. Mai 2018, in einer Videobotschaft zur Eröffnung der Generalversammlung Päpstlicher Missionswerke im Vatikan. In 120 Ländern wirkten kirchliche Mitarbeiter im Bereich der Mission. Der Heilige Vater rief dazu auf, diese kostbare Arbeit zu unterstützen.
Die Missionswerke sorgten zudem dafür, dass alle Ortskirchen gleichermassen Unterstützung für ihre pastorale Arbeit erhielten, erinnerte er weiter. Zu diesen Aufgaben gehörten die Sendung der Sakramente, die Unterstützung von Priestern, Katecheten und anderen Mitarbeitern. Das erste und wichtigste „Werk der Mission“ sei aber das Gebet, so Franziskus, und dieses Werk könne und müsse jeder Christ wahrnehmen. Immerhin sei das Gebet das effektivste Werk, auch wenn man es nicht „messen“ könne. Franziskus erinnerte daran, dass sein Vorgänger Pius XI. die im 19. Jahrhundert entstandenen Missionswerke anerkannt, sie als wichtigstes Anliegen des Papstes verstanden und stets unterstützt habe.
Die Päpstlichen Missionswerke  sind der Leitung der Kongregation für die Evangelisierung der Völker anvertraut. Sie untergliedern sich in das „Werk der Glaubensverbreitung“, das „Kindermissionswerk“, das „Werk des Heiligen Apostels Petrus“ und die „Missionsunion“. Die Förderung des Missionsbewusstseins und des Bewusstseins für die Weltkirche beim Gottesvolk ist das gemeinsame Ziel der 4 Zweige.

→Bischofskonferenz

OR Nr. 23 vom 07.07.2019, S. 4
Die Mission muss das Leitmodell und die gewöhnliche Lebensform der Kirche werden. Das schreibt Papst Franziskus in einem Brief an den Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke aus Anlass der Vollversammlung, die vom 27.55. bis 01.06.2019 in Rom stattfand. „Ich wünsche, dass die Arbeiten dieser Tage einen erneuerten Einsatz zugunsten der missionarischen Tätigkeit der Kirche entfachen mögen“, so der Papst. Der ausserordentliche Monat der Weltmission im Oktober sei eine gute Gelegenheit, „mit kreativem Mut“ alle Getauften miteinzubeziehen in die Herausforderung, die die Mission heute darstelle, schreibt Franziskus. Der Brief ist auf den 29.05.2019 datiert.

OR Nr. 24 vom 14.06.2019, S. 1
Botschaft zum Weltmissionssonntag

Vatikanstadt. Papst Franziskus hat die Kirche zu einem grösseren Einsatz für die Verbreitung des Glaubens aufgerufen. Die Kirche brauche weiterhin „Männer und Frauen, die kraft ihrer Taufe grossherzig auf den Ruf antworten, hinauszugehen aus ihrem Zuhause“, um das Wort Gottes zu verkünden und das Evangelium zu bezeugen, schreibt Papst Franziskus an der an Pfingsten veröffentlichten Botschaft zum Weltmissionssonntag, der in diesem Jahr am 20.Oktober begangen wird.
Die Botschaft greift das Thema des von Franziskus für Oktober ausgerufenen „Ausserordentlichen Monats der Weltmission 2019“ auf: „Getauft und gesandt: die Kirche Christi auf Mission in der Welt. „Jeder Getaufte ist eine Mission. Wer lebt, setzt sich in Bewegung“, unterstreicht Franziskus.

OR Nr. 1 vom 07.01.2022, S. 3
Ermordete Missionare im Jahre 2021

Vatikanstadt. Wie aus den am 30.12.2021 veröffentlichten Statistiken des Fides-Dienstes hervorgeht, wurden im Jahre 2021 weltweit insgesamt 22 Missionare ermordet, darunter 13 Priester, ein Laienbruder, zwei Ordensfrauen und sechs Gläubige aus dem Laienstand. Bei den Kontinenten steht Afrika an erster Stelle, wo insgesamt 11 Missionare den Tod fanden, gefolgt von Amerika (7) und Asien (3). In Europa wurde der französische Priester und Montfortaner-Provinzial Olivier Maie im August von einem Ruander getötet, der bereits einige Zeit im Provinzhaus des Ordens in der Loire-Region zu Gast war. In den vergangenen Jahren wechselten sich Afrika und Amerika an der Spitze dieser traurigen Liste ab. Von 2000 bis 2020 wurden weltweit 536 Mitarbeiter im kirchlichen Dienst ermordet. In der jährlich vom Fides-Dienst veröffentlichten Statistik werden nicht nur Missionare im engeren Sinne berücksichtigt, sondern alle getauften Christen, die als Mitarbeiter im kirchlichen Dienst tätig waren. 

Kath. Wochenzeitung  Baden 27/2022 Juli, S. 4
"Jesus Christus brachte der versklavten antiken Welt die Freiheit der Kinder Gottes"

Paulus-Maria Tautz CFR. deutscher Pater bei den "Franciscans of Renewal": "Ich denke, wir müssen in unserer Missionsarbeit mutiger sein. Glaube ich oder glaube ich nicht, dass Jesus rettet?"
"Wichtig ist, dass die Menschen an die wichtigste lebende Botschaft des Evangeliums von Jesus Christus glauben. die katholische Kirche ist das grosse Schiff, das Menschen über die Jahrhunderte hinweg sicher  auf die andere Seite gebracht hat. Ich denke, wir müssen in unserer Missionsarbeit mutiger sein. (...)
Der Franziskaner fragte: "Was tue ich wirklich, um mein Leben zu retten? Das Gig-Festival ist nur eine der Ideen, um Menschen zu erreichen. Ich hoffe und bete, dass andere Leute auf bessere Ideen kommen." (...)
Gig-Festival: Gott ist gut-Festival, ein katholisches Open-Air-Evangelisationsfestival, das in Kürze zu fünf Terminen in Deutschland stattfinden wird und am 17.07.2022 zum ersten Mal auch in Ligniz/Polen.

Missstände im Vatikan

→Nuzzi, Gianluigi

Misswirtschaft

→Korruption

Mitarbeitende Hl. Stuhl und Vatikanstaat

→Angestellte

Mittagessen der Vatikanangestellten

In einer speziellen Mensa können Vatikanangestellte das Mittagessen einnehmen: im Palazzo Industriale, Nähe Ausgang S. Rosa. Es sind zugleich auch Vatikanangestellte, die kochen. Der Essraum ist sehr gross. Mehrere Dutzend Personen, die nur über Mittag hier essen und trinken können.

Mittagsschuss (lo sparo) auf dem Gianicolo, Rom

https://localike-roma.com/blog/kanonenschuesse-haben-ihren-preis/
https://youtube.com/watch?v=_BF_8cUj7Uo  (Video, 1 Min. 55)

Seit 21. April 1959 kann der Mittagsschuss jeden Tag vom Gianicolo her, dem höchsten Hügelzug der Stadt Rom, wieder gehört werden. Er erinnert an die sekundengenaue Mittagszeit 12.00 Uhr. Wieso kam es zu dieser Idee?

  • Der erste Schuss über der Stadt erfolgte am 1. Dezember 1847
  • Die Stadt gehörte damals noch dem Kirchenstaat an
  • Grund des Schusses: Man wollte den Verantwortlichen der Turmuhren die präzise Zeit anzeigen
  • Initiator war Papst Pius IX. Mastai Ferretti (1846-78)
  • Der erste Schuss-Standort war bis 1903 die Engelsburg. Er wechselte dann auf den Monte Mario und seit dem 24. Januar 1904 befindet er sich unter der Terrasse des Gianicolos. Stiege rechts.
  • Während des 2. Weltkrieges wurde die Tradition unterbrochen und erst wieder am 21. April 1959 auf dem Gianicolo aufgenommen.
  • Bedient wird die Kanone von Artillerie-Rekruten der S.-Giovanni-in-Laterano-Kaserne. Seit einigen Jahren tragen sie am Sonntag eine spezielle, schwarze Uniform. Früher waren es Arbeiter der erwähnten Kaserne, die die Kanone bedienten.