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Basel-Stadt  (versch. Parzellen im Vergleich zum Vatikanstaat)

Diesem Kanton mit seinen zwei Gemeinden Riehen und Bettingen geht es gleich wie dem Staat der Vatikanstadt (44 ha): zu wenig Platz! Wie der Vatikan viele exterritoriale Gebiete kennt, ist es bei diesem Kanton ähnlich. Beispiele:

Die Christoph-Merian-Stiftung nennt folgende Gebiete im Kanton Basellandschaft sein Eigen:

Dreispitz 25 ha (Neumünchenstein), Brügglinger Ebene 43 ha (Neumünchenstein), Kägen 8,5 ha (Reinach), Schlatthof 120 ha (Reinach), Schürhof 19 ha (Aesch), Bernhardsberg  6 ha (Oberwil), Unteres Grueth 32 ha (Münchenstein), Predigerhof 20 ha (Bruderholz/Reinach), Lachmatt 14 ha (Pratteln), dazu kleinere Parzellen.

Der Kanton-Baselstadt besitzt:

Allschwiler-Weiher 15 ha, Bruderholz 44 ha (Binningen); gleich gross wie der Staat der Vatikanstadt, Aesch-Nord 13 ha, Sportanlagen St. Jakob 4 ha (Neumünchenstein), und  kleinere Bauparzellen ausserhalb der Stadt 30 ha.

Die Bürgergemeinde/das Bürgerspital BS besitzen:

Hardwald 250 ha (Birsfelden), Pfeffinger-Wald 97 ha, Arlesheimer-Wald 35 ha, Bruderholz 18 ha, Spittelhof u. a. 7 ha (Biel-Benken), Bachgraben 7 ha, kleinere Parzellen u. a. 0,5 ha Bauland.

Basiliken  (Unterschiede)

maior, minor

 →Papstbasiliken

Sämtliche Informationen über den Vatikan (bestellen, bezahlen, buchen, orientieren, finden, anrufen usf.):
https://www.vatican.va/content/vatican/de/info.html

Bauernhöfe (Landwirtschaftsbetriebe) des Vatikans

https://domradio.de/artikel/ein-besuch-auf-dem-vatikanischen-bauernhof-bei-castel-gandolfo
https://domradio.de/artikel/wie-der-vatikan-auf-oekologische-landwirtschaft-setzt
https://religion.orf.at/v3/stories/2731246/

Weiteres Bild siehe auch unter "C", Castel Gandolfo. Ein Erster befindet sich in den Gärten in Castel Gandolfo, Päpstlicher Landwirtschaftshof genannt, italienisch  FATTORIA (gegründet 1932 durch Pius XI.)

Bestückt mit rund 25 schwarz-weiss-Freiburgerkühen (BR-Fernsehen 18.07.09: 25 Friesenkühe). Vor dem Krieg mit braunen Schweizer Kühen. Rinder auf weiten Weiden. Gackerndes Federvieh. Keine Ziegen. Modernst eingerichteter Bauernhof mit Maschinen und Computern (Abpackungen z. B. laufen über PC-Programm). Aus der Milch (600 l/Tag) gibt’s gleich auch Joghurt. Die meiste Milch wird abgepackt (Latte fresco, fattoria Ville Pontifice) und kommt jeden Morgen mit dem Auto (zuerst noch die Bar Carosi im Dorf bedienen) in den Supermarkt (Annona) des Vatikans bzw. an Papst und Kardinäle.

Fernsehen BR vom 13.12.2010
Pius XI. (1922-39) hat den Bauernhof 1935 erweitert. Ziel: Produkte für Einwohner/innen SCV. Viele Olivenbäume sind über 100 Jahre alt. 25 Friesenkühe geben täglich 600 Liter Milch. Verwertung: Abgabe an Caffé Carosi, Annona. Butter, Joghurt. Auf dem Bauernhof-Areal sind Heilpflanzen (z. B. die Königskerze). Kein Wein noch Fleischabgabe. Sonst wird alles angepflanzt (Zucchini, Tomaten, Blumen usf.).

A. Gahlinger, a. Schweizergarde-Hauptmann, Die neue Garde, S. 61
In einem heftigen Bombenangriff wurde das Bauerngut der Villa, einer der schönsten Musterbetriebe Mittelitaliens, teilweise dem Erdboden gleichgemacht (Februar 1944).

Ganz heimelig mutet es den Gardisten an, im geräumigen, blitzsauberen Stalle der Azienda eine ganze Anzahl erstklassiger Schweizer Kühe (1954) anzutreffen und über ihrer Lagerstätte auf kleinen Schiefertafeln in gutem Schweizerdeutsch die bekannten Kuh-Kosenamen: „Bless, Läby, Bärbeli, Lisi“ zu finden.

AS, Vatikanistan, S. 304
Bauernhof: Es gibt hier einen päpstlichen Kuhstall (Holstein-Friesische Schwarzbunte, 2008), Hühnerhäuser mit mosaikgeschmückten Giebelfriesen. Die Eier sind allesamt bio, werden päpstlicherweise verspeist oder im Supermarkt Annona des Kirchenstaates steuerfrei verkauft.

OR (Osservatore Romano) Nr. 37 vom 16.09.2011 von Mario Ponzi und Giuseppe Bellapadrona, Verantwortlicher der Fattoria
Ursprung des päpstlichen Landwirtschaftsbetriebes: Anfänge der dreissiger Jahre des 20. Jahrhunderts, als die Arbeiten zur Restaurierung und Erneuerung des päpstlichen Palastes, zur Umgestaltung der Villa Barberini und ihrer Verbindung mit den beiden anderen Hauptgebäuden (dem Palast und der Villa Cybo) durch einen Verbindungsgang über dem Bogen der antiken Porta Romana vorgenommen wurden. Anfangs war der landwirtschaftliche Betrieb nach Art eines für die bescheidenen Bedürfnisse einer Familie bestimmten und genutzten Grundstücks angelegt; einige Milchkühe und ein kleiner Hühnerhof und angeschlossen ein Kaninchenstall.

Die Idee dazu ist Leo XIII. (1878-1903, Pecci) zu verdanken, dessen Wunsch es gewesen war, auf dem Vatikanischen Hügel einen mustergültigen Weingarten anlegen zu lassen, Ziel war aber in den 30er Jahren, dem erlauchten Bewohner etwas ländliche Erholung zu bieten. Pius XI. (1922-39, Ratti) erwog nämlich, die Fattoria als einen Ruf zur Natur und als Modell eines natürlichen Lebensstils einzurichten.

Die Umbauarbeiten des Gesamtkomplexes der päpstlichen Sommerresidenz dauerten gut 3 Jahre, von Juni 1930 bis Ende 1933. Als Pius XI. am Morgen des 24. Augustes 1933 in Castel Gandolfo eintraf, fand er die Fattoria voll betriebsfähig. – Auch die Nachfolger des Ratti-Papstes hatten ein vertrauensvolles Verhältnis zur Fattoria. Von ganz besonderer Art war die Beziehung von seitens Pius’ XII. (1939-58, Pacelli). Bekannt ist seine anfängliche Abneigung, für die Sommerzeit nach Castel Gandolfo zu übersiedeln. Er hatte sich nie einen Augenblick länger als unbedingt nötig in der Sommerresidenz aufgehalten; und nur ein einiges Mal hatte er eingewilligt, einen kurzen Rundgang durch die Gärten zu machen. Besondere Aufmerksamkeit widmete er der Fattoria in der dramatischen Zeit des Krieges, nämlich nach der Landung der Alliierten in Anzio am 22. Januar 1944.

„Der grosse Exodus (nach Emilio Bonomelli, seit 1932 Direktor der Päpstlichen Villen) begann in jenen Jahren, als sich die Innenräume der Villa auf unvorstellbare Weise mit diesen beklagenswerten, herumirrenden und leidenden Menschen füllte. In den Ställen, in den Abstell- und Lagerräumen, in den Heuspeichern, in den Weinkellern und Gewächshäusern, wo immer es möglich ist, drängen sich ganze Familien zusammen. Innerhalb weniger Tage stieg die Zahl der Personen, die sich auf diesem kleinen privilegierten Grundstück zusammendrängten, wo sie Sicherheit und Unversehrtheit zu finden hofften, auf über 12’000 an. Und als es keinen freien überdachten Quadratmeter mehr gab, entstanden wie von Zauberhand zwischen Brunnen und Rosengarten, zwischen den klar gekennzeichneten Gemüsebeeten Zelte, Verschläge und Baracken.“ Und die Tiere der Fattoria lassen sich, wie es scheint, von diesem Menschenauflauf nicht aus der Ruhe bringen, ja: „Ochsen und Kühe, Schafherden, Maulesel und Pferde“ finden mit Geduld auch einen Ruheplatz auf den Lichtungen zwischen den jahrhundertealten Olivenbäumen und oft auch zwischen Feldern mit blühenden Myrten und Kamelien. „Das Ganze glich einer riesigen Arche Noah, die auf dieser unerreichbaren Anhöhe gerettet wird. Pius XII. schickte täglich einen Vertrauten zu jenen Menschen, um ihre Bitten und Wünsche einzuholen, „und alle fanden“, schreibt ebenfalls Bonomelli, „geduldiges Gehör und die gewünschte Hilfe.“

Der Bombenangriff, der am 11. Februar 1944 einsetzte, verursachte nicht nur beträchtliche Schäden an den Häusern, sondern veranlasste die Flüchtlinge neuerlich zur Flucht. Auch der Kuhstall wurde in den Vatikan evakuiert. Alles lag in Trümmern. Nachdem der Friede eingekehrt war, wurden unverzüglich die Arbeiten zur Behebung der beträchtlichen Schäden aufgenommen. Das erste Objekt, das wiederhergestellt wurde, war die nahezu völlig zerstörte Fattoria.

Auch Johannes XXIII. verschmähte keineswegs einen Spaziergang durch den landwirtschaftlichen Bereich, „auch wenn er“, wie sich Saverio Petrillo erinnert, „lieber heimlich aus der Stadt flüchtete, um sich unter dem Volk aufzuhalten. Paul VI. hatte eine Schwäche für die Fattoria: „Seine häufigen Besuche dort waren unausbleiblich. Er begann seine Urlaubszeit nie ohne einen Spaziergang durch die Fattoria und kehrte nicht in den Vatikan zurück, ohne vorher noch einmal den Tieren und den Obstgärten einen Besuch abgestattet zu haben. Papst Johannes Paul II. unterhielt sich gerne mit den Angestellten, ihren Familien, vor allem mit den Kindern: „In die Fattoria ist er selten gekommen. Er wollte lieber mit den Leuten zusammentreffen. Benedikt XVI.  hat den landwirtschaftlichen Bereich während seines ersten sommerlichen Aufenthaltes besucht. „Er kam an einem Sonntagnachmittag“, erinnert sich Bellapadrona, „und es war ein angekündigter Besuch, so haben wir also mit grosser innerer Bewegung auf ihn gewartet. Der Papst begann mit uns sogleich ein familiäres Gespräch. Wir begleiteten ihn an die verschiedenen Orte, und er zeigte sich sehr interessiert für jede Einzelheit. Er stellte uns Fragen über die Fütterung und Aufzucht der Tiere. Er war davon beeindruckt, wie leidenschaftlich wir die Qualität unserer Produkte, vor allem des Olivenöls, rühmten. Und nachdem er etwas davon auf einer Bruschetta gekostet hatte, sagte er zu uns, dass es sehr gut war.

Die Tiere des Papstes auf der Fattoria

  • Ein Wachhund: überwacht die Hennen vor Füchsen
  • Gefleckte Friesenkühe, mit von Milch prallen Eutern (nachfolgend beschrieben)
  • Eine Reihe kleiner Bienenstöcke, wo edler Honig heranreift
  • 2 abgerichtete Falken, die Obstgärten vor hungrigen Krähen schützen
  • Ein Wiedehopfpärchen, in den Steineichen
  • Man nimmt einen aussergewöhnlichen Duft von Heu wahr, der sich mit dem Duft der Rosen mischt

Lage, Inhalt usf.
Die Fattoria, der landwirtschaftliche Betrieb, ist ein historischer Teil der Sommerresidenz der Päpste. Sie befindet sich im äussersten Teil der Residenz, gleich hinter dem Tor, das sich auf den Hauptplatz von Albano hin öffnet. Die Fattoria hat eine Fläche von 20 Hektar mit:

  • Treibhäusern mit farbenprächtigen Blumen
  • Rosengarten (in den Ruinen der Kaiservilla)
  • Gemüsegarten (terrassenförmig angelegte Gemüsebeeten)
  • Mitten im Areal die Kühe
  • Einmal 2 Wildschweine, Don Zeno di  Nomadelfia hatte sie Paul VI. geschenkt
  • Gazellen, ein Geschenk an Pius XI. vom Apostolischen Delegaten von Ägypten
  • Die Fattoria ist ein Modellbetrieb, vor allem wegen seiner besonderen Beschaffenheit. Ein äusserst technologisierter moderner Betrieb. Bellapadrona: Die Verwendung bahnbrechender Materialien erlaubt uns, die Milch bei 75 Grad zu pasteurisieren, um ihre spezifischen organischen Wirkstoffe von hoher Qualität mit einem höheren Proteingehalt der Molke als man ihn normalerweise in der kommerziell pasteurisierten Milch findet. Es gelingt uns also, praktisch alle wesentlichen Eigenschaften unversehrt zu erhalten.
  • 25 Kühe produzieren die Molke. Sie sind in einem 2008 neu gestalteten Stall   untergebracht. Er liegt in einer etwas abgesonderten Zone. „Wir haben uns  dazu entschlossen, um den Kühen eine gesunde und angenehme Umgebung zu bieten: So sollen sie nicht unter Stress gesetzt werden, was die Qualität der Milch beeinträchtigen würde,“ meint Bellapadrona. Es handelt sich um hochwertige Zuchttiere, die alle streng registriert und im Verzeichnis des „Buches der italienischen Friesenrinder“ aufgeführt sind.
  • Unterkunft: beachtliche Freiräume, auch dann, wenn sie sich in einem geräumigen, an den vier Seiten offenen Schuppen befinden. Jede Kuh hat ihren eigenen Ruheplatz. Sie richten sich selbst auf dem Strohlager ein. Platz für Futterkrippen mit Schlitzen, die sich nach einem festen Zeitplan öffnen. Das Menü ist reichlich: Es handelt sich um eine Fütterung, wie sie in der Region üblich ist, in welcher der Parmesankäse von Reggio Emilia hergestellt wird. Nicht fermentiertes Heu und Konzentrat. Völlig verzichtet wird auf Nährstoffe aus gelagertem Heu oder Mais. Denn davon wird in der Region des Parmesan abgeraten, um eine abnormale Fermentation (Gärung) des Käses zu vermeiden. Also ein einziger Menügang, der mit einer hochmodernen   Mischmaschine so zubereitet wird, dass die Kühe sowohl den proteinhaltigen Anteil als auch die Ballaststoffe bei gleichzeitig höchster Verdaulichkeit und in Anpassung an den Bedarf jedes einzelnen Tieres aufnehmen. Dies deshalb, weil jedes Tier je nach der Milch, die es produziert, eine Zusatznahrung braucht. Hygiene ist wichtig: Automatische Bürsten sorgen mehrmals am Tag für die Säuberung der Abflussrinne zwischen dem Tag- und dem Nachtbereich, um die Umgebung immer sauber zu halten. Dasselbe gilt für den Gang, über den man zu dem vollkommen automatisierten Melkbereich gelangt. Dank  ruhigem   und sauberem Dasein gelingt es den Kühen, grosse Milchmengen zu erzeugen, jede Kuh mindestens 50 Liter pro Tag. Da jedoch die seinerzeit festgelegte Gesamtproduktionsquote von 600 Litern pro Tag eingehalten werden muss, muss versucht werden, die Produktion einzuschränken (verringern der Stückzahl der Tiere).   Milch, Öl, Eier und hie und da Fleisch werden ausschliesslich in der →Annona im Vatikan verkauft.
  • Hühnerzucht: Ein grosses Gehege, in dem ungefähr 300 Legehennen frei nach Lust und Laune scharren können. Sie legen über 200 Eier pro Tag, die in kurzer Zeit in der Annona verkauft werden.
  • Ausser den Legehennen gibt es noch 60 Fleischhühner, die gleichfalls freien Auslauf haben. Der Nachwuchs wird von verschiedenen Kükenbruten sichergestellt.
  • Pflanzenzucht: Blumen und Pflanzen für den Schmuck der päpstlichen Paläste
  • Obstgarten: hauptsächlich Aprikosen- und Pfirsichbäume, deren Erträge für die interne Versorgung ausreichen.
  • Olivenhain, jahrhundertealt, zwischen 2’000 und 3’500 Liter Öl-Ertrag. Ein Nektar, dessen Besonderheit nicht nur der besonderen Olivensorte – kleine, aber sehr schmackhafte Früchte wie jene von jahrhundertealten Bäumen – zu verdanken ist, sondern durch die kalte Pressung besonders hochwertig  gemacht wird. Nur wenige Flaschen tauchen für kurze Zeit in den Regalen der Annona auf. Und natürlich  landen sämtliche Produkte auf dem Tisch des Papstes.

Internetmeldung vom 21.09.2012, pm
Auf dem päpstlichen Bauernhof in Castel Gandolfo ist der erste Bio-Honig geerntet

Darüber informiert der italienische Landwirtschaftsverband Coldiretti in einer Aussendung. Die Bienenstöcke mit einer halben Million Bienen hatte Papst Benedikt letztes Jahr als Geschenk entgegengenommen. Ebenfalls seit letztem Jahr verfügt der päpstliche Bauernhof über einen neuen Weinberg von einem Hektar Ausdehnung. Der erste Wein – weisser wie roter – für die Tafel des Papstes kann Ende nächsten Jahres gekeltert werden, hiess es in der Äusserung. Der Landwirtschaftsverband sorgte eigenen Angaben zufolge für moderne Geräteschaft sowie eine entsprechende Ausstattung des päpstlichen Weinkellers mit Kastanien- und Eichenfässern.

OR Nr. 35 vom 29.08.2014, S. 4

Der päpstliche Bauernhof in Castel Gandolfo wird möglicherweise bald für Besucher geöffnet. Dies gehöre „zu den nächsten Projekten, die in Erwägung gezogen werden sollten“, sagte der Verwaltungsleiter der päpstlichen Villen in Castel Gandolfo, Osvaldo Gianoli, dem Sender Radio Vatikan. Probehalber seien schon 350 Kinder und Erwachsene von der vatikanischen Familienfürsorgestation zu Gast gewesen, berichtete Gianoli. Der in Castel Gandolfo in den Albaner Bergen gelegene päpstliche Bauernhof versorgt den Papst und den Vatikan mit Fleisch, Gemüse, Milch und Olivenöl aus eigener Produktion. Zu dem landwirtschaftlichen Betrieb zählt auch ein Weinberg, den Benedikt XVI. geschenkt bekam. Die Milch des päpstlichen Bauernhofes kann auch in den Geschäften Castel Gandolfos und im vatikanischen Supermarkt erworben werden.

Jürgen Erbacher, Der Vatikan, Das Lexikon, S. 59
Der Päpstliche Bauernhof (Stand 2010)

Auf dem Gelände der Päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo befindet sich die „Fattoria Pontificia“ – der Bauernhof. Etwa die Hälfte des 55-Hektar-Territoriums in Castel Gandolfo – vor allem im südlichen Teil – wird landwirtschaftlich genutzt. Dort werden Obst und Gemüse angebaut, darunter Kiwi, Pfirsiche, Äpfel, Salat und Tomaten sowie Milchvieh und Hühner gehalten. Die Produkte dienen der Versorgung des päpstlichen Haushaltes und werden im Vatikansupermarkt „Annona“ (siehe dort) verkauft. Für die Herstellung von Butter, Joghurt und Käse wurde eigens eine kleine Molkerei eingerichtet. – Im südöstlichen Teil des Geländes erstrecken sich grosse Olivenhaine mit rund 900 Bäumen. Das Olivenöl wird nach alter Tradition hergestellt. Die Oliven werden von Hand geerntet und direkt in der Ölmühle der Fattoria verarbeitet.  Jährlich werden so rund 1’700 Liter feinstes Öl hergestellt, das im vatikanischen Supermarkt Annona meist nach wenigen Tagen vergriffen ist. – 30 Kühe produzieren täglich rund 600 Liter Milch, 500 Hühner, untergebracht in Ställen in Form kleiner Gartenhäuser mit bemalten Keramikfliesen, versorgen Papst und Vatikanmitarbeiter mit frischen Eiern.  Papst Pius XI. Ratti (1922-39) liess 1929 die Fattoria aufbauen. Er wollte damit zum einen die Verbundenheit der Kirche mit der Welt der Landwirtschaft zum Ausdruck bringen, zum anderen auch ganz praktisch eine gewisse unabhängige Versorgung des Vatikans gewährleisten. Der Bauernhof untersteht dem Direktor der Päpstlichen Villen und damit dem Governatorat (Vatikanstaat).

Nuzzi G., Alles muss ans Licht, 2015, S. 152: weitere 2 Bauernhöfe
Das Landgut, das dem Vatikan gehört, liegt an der Via Laurentina vor den Toren Roms. Mit Geldern des Heiligen Stuhles hat man hier einen vielversprechenden landwirtschaftlichen Betrieb hochgezogen. Wenige hundert Meter hinter dem Friedhof Cimitero Laurentino, der am 9. März 2002 geweiht wurde, liegt der landwirtschaftliche Betrieb S. Giuseppe. Wir befinden uns an der südlichen Peripherie der italienischen Hauptstadt in einem Gebiet mit schwunghafter Bautätigkeit. In der Nähe hat man ein ganzes Stadtviertel aus dem Boden gestampft, Fonte Laurentina: mehrere tausend Wohnungen zu erschwinglichen preisen unweit des Grande raccordo anulare, des Autobahnrings rund um Rom. – Unweit der Porta Medaglia liegt die Società agricola San Giuseppe, Via Laurentina 1351, die am 8. Juni 2011 als Gesellschaft bürgerlichen Rechts gegründet wurde. 22 Hektar Land werden vorwiegend als Freiland bewirtschaftet. Weizen und Futtermittel werden angebaut, Luzerne (Futterpflanzen) und vor allem Olivenbäume. Ursprünglich gab es davon 800, aus denen man kalt gepresstes Olivenöl gewann. Auf einem einfachen, aber deutlichen Schild am Eingang des Landgutes steht der Name des Betriebes sowie der rumänischen Familie – Vater, Mutter, zwei Söhne -, die die Felder bewirtschaftet. Sie leben dort in einer Wohnung der →APSA, die man ihnen mit einem unentgeltlichen Leihvertrag überlassen hat. Gleichzeitig beaufsichtigen sie das Gelände. Diese Bewachung wurde unentbehrlich, nachdem eine Bande von Dieben das zukunftsträchtige Landgut als logistischen Stützpunkt genutzt hatte. – Gleich hinter dem Tor befindet man sich unmittelbar auf freiem Feld. Rechter Hand führt ein Feldweg zwischen zwei Reihen Olivenbäumen, 22 Stück an jeder Seite, zu einem scheinbar verlassenen, aber gut erhaltenen Landhaus. Der etwa 100 Meter lange Weg zu dem Gebäude ist idyllisch: Man wird von Truthähnen, Hühnern, Gänsen und zwei Pfauen empfangen. In den Ställen soll es angeblich drei Pferde und zwei Esel geben. Etwas weiter vorn befindet sich ein Gemüsegarten von etwa 1’000 m2, wo alles Mögliche wächst: Tomaten, Knoblauch, Zwiebeln, Paprika, Melonen, Auberginen, Kartoffeln, Wassermelonen, Blumenkohl. Und Erdbeeren für die Kinder und andere Gäste der Frau des Verwalters. Den Erzählungen der Nachbarn zufolge suchen häufig auch andere Personen das Landgut auf. Hochgestellte Persönlichkeiten, Eminenzen und Exzellenzen. – Am 13.09.2011 wurde zwischen der APSA und dem landwirtschaftlichen Betrieb ein Leihvertrag mit Auflagen über die Verpachtung des Landgutes Laurentina und des Landgutes Acquafredda geschlossen. Damit gelangten weitere 41 Hektar Ländereien in den Besitz des Domkapitels von St. Peter. Am 22.03.1975 verschenkten die vier Geschwister Mollari das Landgut Laurentina  dem Heiligen Stuhl. In der Datenbank der APSA findet man die Bestätigung, dass 5 Grundparzellen an der Hausnummer Via Laurentina 1351 in ihrem Eigentum stehen, ebenso 4 Gebäude, 3 Wohnungen, eine „Wohnanlage“, 11 Lager und 3 Depots. – Am 13.04.2015 hatte Papst Franziskus an Kardinal Calcagno die Vollmacht erteilt, für das benachbarte Landgut Acquafredda „alle Rechtshandlungen zu setzen, einschliesslich der Vertretung vor Gericht“. Damit erteilte der Papst dem Kardinal die Befugnis, das Gut zu veräussern oder Dritten zu überlassen. Mehrfach hatte man Vorschläge und Ideen vorgebracht: 2008 wollte man dort beispielsweise eine Solaranlage errichten: ein ehrgeiziges Projekt, das jährlich 203’000 Euro eingebracht hätte, aber scheiterte. Was die Zukunft bringen wird, steht zurzeit noch in den Sternen.

Zusammenfassung: Der Vatikan besitzt (Überraschungen ausgeschlossen) drei Bauernhöfe: einer in den Gärten von Castel Gandolfo, der zweite mit Namen „San Laurentino“ und der dritte „Aquafredda“ (sofern nicht schon verkauft), beide letzteren am Südrand Roms.

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 33/2016, S. 20, Stefanie Stahlhofen
Zu Besuch auf dem „Papstbauernhof“ in Castel Gandolfo (Auszüge)
(WA: z. T. Inhalte, die bis anhin hier noch nicht erschienen sind)

Seit 1930 beliefert der Hof beim Päpstlichen Sommersitz den Vatikan mit Lebensmitteln. Bei Papst Franziskus kommt nicht irgendetwas auf den Tisch, sondern Tomaten, Käse und Birnen vom Vatikan-Bauernhof. Das kleine Gehöft, mit liebevoll bepflanztem Blumenbeet und mit Tiermosaiken geschmückten Hühnerhäusern, liegt wie eine Insel auf dem Gelände der sogenannten „Päpstlichen Villen“ in Castel Gandolfo:

  • Alessandro Reali ist seit mehr al 20 Jahren für den Bereich „Gärten und Agrar“ zuständig.
  • Um die Gärten und den Agrarbereich kümmern sich insgesamt 32 Mitarbeiter.
  • Die freilaufenden Hennen legen täglich etwa 800 Eier.
  • Es gibt 130 Rinder auf dem Hof, 30 davon sind Milchkühe.
  • Den Päpsten sei es mit dem Bauernhof nie um Geld gegangen. Deshalb sei auch kein Ausbau geplant.
  • Ein entsprechendes EU-Zertifikat haben die Produkte des Hofes nicht.
  • „Obst und Gemüse spritzen wir nicht – dann müssen wir eben die Hälfte aussortieren“, so Reali.
  • Die 3 Reihen Weinreben waren ein Geschenk an Papst Benedikt XVI (‚Ich bin ein einfacher Arbeiter im Weinberg des Herrn‘, so Benedikt nach seiner Papstwahl).
  • Geschenke von Eseln: Die weissen bekam Papst Benedikt, die grauen Papst Franziskus.
  • Die Milch vom päpstlichen Bauernhof ist das Herzstück der Produktion.
  • Zu kaufen gibt’s die Milch für Vatikanangestellte und Angehörige im Vatikansupermarkt Annona oder in einem kleinen Hofladen des Bauernhofes (nur für Einwohner/innen Castel Gandolfos).
  • Etwa 30 bis 35 Liter geben die Kühe täglich; Käse- und Joghurt-Verarbeitung.
  • Neben typischen italienischen Sorten wie Ricotta und Primo Sale verlassen etwa 20 bis 25 Kilo Mozzarella täglich die päpstliche Molkerei.

    →Viehzucht    
    →Tiere

Begriffserklärungen zum Worte „Vatikan“

Der Vatikan Geographische Bezeichnung für die Lage des Vatikanstaates. „Ager Vaticanus“ (77,5 m ü. M.) hiess vor Christi Geburt der Hügelzug, wo zu seinen Füssen zuerst der Circus Caligula (erweitert durch Kaiser Nero) gebaut wurde. Die Strasse vor dem Circus hiess „Via Triumphalis“. Östlich des „Ager Vaticanus“ lag der Campus Triumphalis und der Campus Vaticanus. Auch: Mons Vaticanus. Vates, etruskische Priester, die hier die Zukunft voraussagten.
Die Vatikanstadt Heute zu Füssen des „Ager Vaticanus“, des Vatikanhügels, liegt die Vatikanstadt, italienisch „Città del Vaticano“. Also auch eine geografische Bezeichnung. „Stadt“ ist übertrieben, zählt sie „nur“ zwischen 400 – 480 Einwohner/-innen und ist 1’045 m lang und 850 m breit. Privatautos dieser Stadt tragen die Kennzeichnung CV mit freiwilligem Aufkleber „V“.
Der Vatikanstaat, auch: Italienisch: „Stato della Città del Vaticano (SCV)“. Am 11.02.1929 wurde der Staat der Vatikanstadt
Der Staat der Vatikanstadt gegründet (Lateranverträge zwischen dem faschistischen Italien und Papst Pius XI. mit dem eigentlichen Vertrag, einem Finanzabkommen und einem Konkordat). Ein Staat mit einem Grundgesetz (zuletzt erneuert am 22. Februar 2001). Der Staat garantiert völkerrechtlich die Unabhängigkeit des Heiligen Stuhles. Der Papst ist der absolute Monarch dieses Staates. Ihm zur Seite mit weltlicher Leitungsgewalt ist der Staatssekretär, die gesetzgebende Gewalt übertragen auf eine Kardinalskommission. Verwaltet durch das Governatorat (unmittelbar hinter dem Petersdom). Der staatliche Wagenpark führt die Buchstaben „SCV“ auf den Nummernschildern. Der Vatikanstaat mit gesetzgebender, ausführender und richterlicher Gewalt. Mit 16 Verwaltungs-einheiten, nämlich: 9 Direktionen und 7 Zentral-ämtern. Er ist der Autorität des Hl. Stuhles unterstellt.
Der Heilige Stuhl Italienisch: „La Santa Sede“. Die zweite Körperschaft in dieser absoluten Monarchie. Die Nachfolge des
Auch: Apostolischer Stuhl alten Kirchenstaates (bis 1870). Der Heilige Stuhl ist ein nichtstaatliches Subjekt der völkerrechtlichen Beziehungen. Es fehlen ihm das Staatsvolk und das Territorium, so dass der Papst selbst (als Unikum) das Völkerrechtssubjekt ist (siehe das Papstwappen an den zzt. 180 Nuntiaturen und nicht das Staatswappen des Staates der Vatikanstadt). Der Heilige Stuhl darf juristisch nicht mit der Katholischen Kirche verwechselt werden, die Religionsgemeinschaft und nicht Völkerrechtssubjekt ist.
Der Papst als absoluter Monarch Beim Staat der Vatikanstadt = als Staatsoberhaupt (Staatswappen) Beim Heiligen Stuhl = als Völkerrechtssubjekt (Emblem) Bei der Katholischen Kirche = als Nachfolger Petri (Papstwappen)
Die Römische Kurie Sie ist ein Werkzeug in der Hand des Papstes, um die Geschäfte der Gesamtkirche zu vollziehen. Das
In der Körperschaft „Heiliger Stuhl“ General- oder Zentralsekretariat des Papstes ist das Päpstliche Staatssekretariat, seit 1988 mit strukturellen Änderungen. Der Heilige Stuhl (steht immer vor dem Vatikanstaat) zählt 9 Regierungsorgane (Kongregationen), 12 Päpstliche Räte mit fördernden Funktionen und Päpstlichen Kommissionen und Komitees.
Beide Körperschaften und Exterritoriale Gebiete Sie sind nicht statisch. Die exterritorialen Parzellen und Paläste des Staates der Vatikanstaat (0,44 km2 Staatsgebiet) und des Heiligen Stuhles sind zzt. mind. 4 mal grösser als das SCV-Staatsgebiet. Diese exterritorialen Gebiete sind in der Stadt Rom und Umgebung zu finden, also auf italienischem Staatsgebiet. Sie sind vom Staat der Vatikanstaat und/oder vom Heiligen Stuhl gekauft, gemietet, beerbt oder an sie beschenkt. (Exterritoriale Gebiete = Befreiung von Enteignungen und Steuern)
→Organigramm →Begriffe „Körperschaften…“ Grundlage: „Der Schweizergardist“ 1/2010, Dr. iur. Marco Reichmuth. Erweiterungen: WA

Beichte, Beichtgeheimnis

https://de.wikipedia.org/wiki/Beichte

Kath. Wochenzeitung Baden Nr. 22 vom 1. Juni 2012, S. 2
Irlands Justizminister: Priester müssen Beichtgeheimnis verletzen

Gesetzesvorschlag: 5 Jahre Haft für alle, die Informationen über Kindesmissbrauch – und seien sie aus der Beichte – nicht der Polizei weiterleiten

Der irische Justizminister Alan Shatter hat einen Gesetzesentwurf eingebracht, der beinhaltet, Priester mit einer 5jährigen Gefängnisstrafe zu belegen, wenn sie zu Fällen, von sexuellen Kindesmissbrauch, von denen sie in der Beichte erfahren, nicht von der Polizei aussagen.

Das Gesetz würde für alle Personen gelten, die der Polizei eine Information über sexuellen Kindesmissbrauch nicht mitteilen. Irlands Ministerin für Kinder- und Jugendangelegenheiten, Frances Fitzgerald, bestätigte, dass das Gesetz ohne Ausnahme für alle gelten würde. Argumentiert wird mit dem Kindeswohl. Shatter und Fitzgerald gehören der mitte-rechts-gerichteten Regierungspartei Fine Gael an.

„Irland kann Gesetze einführen, wie es will, aber es muss wissen, dass die Kirche sich nie beugen wird, wenn Beichtväter gezwungen werden, zivile Autoritäten zu informieren“, sagte Erzbischof Gianfranco Girotti, Regent der Apostolischen Pönitentiarie, bereits vergangenen Sommer, als erste Pläne zu diesem Gesetz auftauchten.

Kardinal Seán Brady, Primas von Irland, hat den aktuellen Vorschlag der Regierung scharf verurteilt; er gefährde auch die Basis einer freien Gesellschaft. „Die Unverletzlichkeit des Beichtgeheimnisses ist so grundlegend für das Wesen des Sakramentes, dass jeder Vorschlag, der die Unverletzlichkeit untergräbt, ein Angriff auf das Recht jedes Katholiken auf Religions- und Gewissensfreiheit ist“, sagte Brady vor einer Pilgergruppe. Eine offizielle Mitteilung der Bischöfe gibt es noch nicht.

Der Publizist David Quinn kritisierte das Gesetz und wies darauf hin, dass es keinen guten Effekt hätte: Wenn ein Täter wisse, dass der Priester zur Polizei gehen würde, würde er nicht beichten gehen, und dann sei es noch unwahrscheinlicher, dass er mit jemandem spreche, der ihn überzeugen könne, einen guten nächsten Schritt zu tun.

Nach dem Kirchenrecht wird ein Priester, der das Beichtgeheimnis verletzt, exkommuniziert. Wenn ein Priester in der Beichte von einem Verbrechen hört, wird er versuchen, den Beichtenden dazu zu bewegen, sich der Polizei zu stellen.

Katholische Wochenzeitung Baden 35/2017 September, S. 5
Australischer Erzbischof würde für Beichtgeheimnis ins Gefängnis gehen

Erzbischof Denis Hart aus Melbourne würde das Risiko des Gefängnisses auf sich nehmen, um auch bei Bekenntnis von sexuellem Missbrauch das Beichtgeheimnis nicht zu brechen. Der australische Erzbischof äusserte sich nach den Forderungen, dass australische Priester künftig gesetzlich gezwungen werden könnten, sexuellen Missbrauch, der ihnen seitens eines Täters oder eines Opfers im Rahmen einer sakramentalen Beichte geoffenbart wurde, den zuständigen Behörden anzuzeigen. Die Beichte sei vielleicht die  einzige Möglichkeit für einen Missbrauchstäter oder für ein Kind, das missbraucht wurde, einen tiefergehenden Rat zu erhalten. (…)

Katholische Wochenzeitung Baden 11/2018 März, S. 9
Kardinal Piacenza: Chatten im Beichtstuhl ist „angewandter Atheismus“

Der Beichtvater soll sich am Vorbild des heiligen Johannes Maria Vianney (Pfarrer von Ars) orientieren, aber nicht im Beichtstuhl chatten. Der Kardinal ermahnt die Priester, im Beichtstuhl nicht zu chatten. Den Gebrauch des Mobiltelefons durch einen Beichtvater während der Beichte nannte der Kardinal „angewandten Atheismus“.

Seit 2013 ist Piacenza Grosspönitentiar am Gnadengerichtshof des Heiligen Stuhles, und damit direkt mit dem Beichtsakrament befasst. „Die Beichte ist ein Hören Gottes und eine Begegnung mit Gott, deshalb geht man nicht mit einem eingeschalteten Handy in den Beichtstuhl.“ (…)

Kath. Wochenzeitung Baden 21/2018 Mai, S. 9
Psychiater: Beichte bietet Ausweg aus Perfektionismus-Wahn

Leiter des Wiener RPP-Instituts, Bonelli: „Riesenschatz“, um den die Kirche selbst zu wenig weiss – Entschuldigungs-Bitte macht verletzlich, bringt jedoch Beziehung wieder ins Lot.

Mit der Beichte hat die Kirche nach Ansicht des Wiener Psychiaters Raphael Bonelli einen „Riesenschatz“, um den sie selbst viel zu wenig weiss: „Das Prinzip hinter dem Beichtgebot, dass jeder etwas falsch macht und somit ein Sünder ist, entlastet den Menschen und holt ihn aus dem Perfektionismus-Zwang heraus, dem wir heute überall begegnen“, erklärte der Neurowissenschaftler und Buchautor im Interview mit „Kathpress“. Anlass dazu gab eine von Bonelli geleitete Tagung  über „Schuld und Vergebung“ an der Hochschule „Heiligenkreuz“.

Das Aussprechen und eingestehen von eigener Schuld sei nachweisbar heilsam, betonte der Psychiater und Psychotherapeut. „Wenn ich um Entschuldigung bitte, mache ich mich verletzlich und vom Gegenüber abhängig. Es tut der Beziehung jedoch wahnsinnig gut, da dabei etwas geradegerichtet wird.“ Hohen Wert habe auch das ehrliche Reuegefühl, da es Distanz zwischen einem selbst und den eigenen Taten schaffe, somit eine „gewisse Garantie, dass ich nicht mehr rückfällig werden möchte“ darstelle und nicht zuletzt dm Opfer das Verzeihen erleichtere. (…)

Kath. Wochenzeitung Baden 25/2018 Juni, S. 9, AC Wimmer
Gesetz soll australische Priester zwingen, das Beichtgeheimnis zu verletzen.

Mit einem neuen Gesetz sollen Priester auf dem Gebiet der australischen Hauptstadt gezwungen werden, im Fall von gebeichtetem Kindsmissbrauch das Beichtgeheimnis zu verletzen. Kirchliche Würdenträger leisten jedoch grossen Widerstand gegen den Schritt. „Priester sind durch ein heiliges Gelübde dazu verpflichtet, das Siegel der Beichte aufrechtzuerhalten“, sagte Erzbischof Christopher Prowse von Canberra und Goulburn und fügte hinzu: „Wer wäre ohne diese Verpflichtung bereit, sich von seinen Sündern zu befreien?“

In einem Artikel für die „Canberra Times“ vom 6. Juni 2018 warnte Prowse, dass „die Regierung die Religionsfreiheit bedroht, indem sie einen Experten für religiöse Praktiken einsetzt und versucht, das Sakrament der Beichte zu ändern, ohne gleichzeitig aber die Sicherheit der Kinder zu verbessern“.(…)

Kath. Wochenzeitung Baden 26/2018 Juni, S. 11
Australische Priester: Lieber Gefängnis als Bruch des Beichtsiegels

Australischer Priester vermutet, dass bei Änderung der australischen Gesetzeslage künftig Priester in fingierten (unterstellten) Geständnissen auf die Probe gestellt werden, damit man sie danach anzeigen kann.

Angesichts drohender Gesetzesänderungen in Australien, wonach Geistliche, die gebeichtete Fälle von Kindsmissbrauch nicht bei der Polizei anzeigen, mit Gefängnisstrafen zu rechnen haben, regt sich Widerstand bei den katholischen Priestern. „Der Staat wird uns als katholische Priester dazu verpflichten, was wir als schwerstes Verbrechen ansehen. Ich bin nicht dazu bereit, das zu tun“, sagte Michael Whelan, ein Gemeindepfarrer in Sydneys „St. Patrick-Kirche“ gemäss regionalen Nachrichten.  Da berichtete die „Catholic News Agency“. Er, und ebenso andere Priester, seien dazu bereit, „ins Gefängnis zu gehen“, statt das Beichtgeheimnis zu brechen.

Der katholische Geistliche erläuterte weiter, dass die Kirche zwar nicht über dem Gesetz stehe, dass es aber gleichzeitig darum gehe, die Religionsfreiheit zu schützen. „Wenn der Staat versucht, in unsere Religionsfreiheit einzugreifen und unsere Grundlagen dessen zu unterminieren, was es bedeutet, katholisch zu sein, dann werden wir uns widersetzen“, stellte der Priester ausdrücklich fest. Whelan vermutet, dass der einzige Weg, den Bruch der staatlichen Verpflichtung nachzuweisen, sein wird, dass Priester in fingierten Geständnissen auf die Probe gestellt werden, damit man sie danach anzeigen kann.

Whelan empfiehlt eine andere Vorgehensweise bei gebeichteten Kindsmissbrauch, beispielsweise die Ermutigung des Täters, vor der Polizei ein Geständnis abzulegen.

Das katholische Kirchenrecht legt fest: „Ein Beichtvater, der das Beichtgeheimnis direkt verletzt, zieht sich die dem Apostolischen Stuhl vorbehaltene Exkommunikation als Tatstrafe zu.“ (can. 1388 § 1 CIC).

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 16/2019 April, S. 2
Beichtgeheimnis auch bei Missbrauch

Der deutsche Jesuit Klaus Mertes hat sich für die Beibehaltung des Beichtgeheimnisses ausgesprochen, auch wenn es um sexuellen Missbrauch gehe. Geschützte Vertrauensräume gehörten zur Grundlage einer humanen, nicht-totalitären Gesellschaft, schrieb er in einem Gastbeitrag für das Portal katholisch.de. Mit der Aufhebung des Beichtgeheimnisses bei sexuellem Missbrauch würden definitives Täterschweigen weiter betoniert und Schweigekartelle noch enger zusammengeschweisst, gibt Mertes zu bedenken.

OR Nr. 27 vom 05.07.2019, S. 3
Vatikan bekräftigt Unverletzlichkeit des Beichtgeheimnisses

Vatikanstadt. Vor dem Hintergrund des Missbrauchsskandals hat der Vatikan die Unverletzlichkeit des Beichtgeheimnisses bekräftigt. Der Gerichtshof der Apostolischen →Pönitentiarie verwahrt sich in einer am Montag, 01.07.2019 veröffentlichten Stellungnahme gegen Erwartungen, die Kirche müsse ihre Rechtsordnung an jene einzelner Staaten anpassen. Zugleich betonte Grosspönitentiar Kardinal Mauro Piacezna, das Festhalten am Rechtsgeheimnis stelle keine Rechtfertigung von oder Toleranz gegenüber Missbrauch dar.

Das Beichtgeheimnis  sei nicht mit dem Berufsgeheimnis etwas von Medizinern oder Anwälten vergleichbar, so Kardinal Piacenza in einer zusätzlichen Erläuterung. Solche Regelungen weltlicher Gerichte könnten nicht auf die Kirche übertragen werden.

In der Note des Gerichtshofes heisst es, jede politische oder gesetzliche Initiative gegen die Unverletzlichkeit des Beichtgeheimnisses wäre eine Verletzung der Religionsfreiheit sowie der Gewissensfreiheit von Beichtenden wie Beichtväter. Jemand, der  sich in der Beichte öffne, müsse stets sicher sein können, dass die Inhalte vertraulich bleiben. Über das Beichtgeheimnis könne „keine menschliche Macht“ Jurisdiktionsgewalt beanspruchen.

Sollten im Rahmen einer Beichte Straftaten zur Sprache kommen, dürfe die Forderung, sich der zivilen Gerichtsbarkeit zu stellen, gemäss dem Aussageverweigerungsrecht nicht zur Bedingung für eine Lossprechung gemacht werden. Die Note betont zugleich, dass für eine Vergebung aufrichtige Reue und Besserung Voraussetzung seinen. Sofern sich bei einer Beichte Opfer äussern, sollten diese über ihre Rechte informiert werden sowie über die rechtlichen Mittel, Taten gegenüber kirchlichen und oder zivilen Gerichten anzuzeigen.

Die Pönitentiarie ist einer der obersten Gerichtshöfe des Vatikans; er ist unter anderem für Gewissensfragen im Zusammenhang mit Sakramenten zuständig. Es habe einen Wandel der Kommunikation gegeben, in dem „zu oft Informationen jeder Art bekannt gemacht werden, die auch privateste und vertraulichste Bereiche betreffen“, so das Schreiben. Auch die Kirche selbst sei davon nicht ausgenommen. In Zeiten der Massenkommunikation gelte es besonders, „darüber zu wachen, dass das Beichtgeheimnis niemals und von niemandem verletzt wird“.

Kath. Wochenzeitung Baden 34/2019 August, S. 9, Church POP/CNA Deutsch
Fünf Mythen über die Beichte, die manche Leute immer noch glauben

Das Sakrament der Beichte (oder der Versöhnung) ist ein weithin missverstandener Bestandteil des Katholischen Glaubens – was schade ist, denn es ist auch ein sehr wichtiger. Hier sind 5 der häufigsten Mythen:

  1. Beichte zeigt, dass Katholiken glauben, dass Jesu Opfer nicht ausreichte (…)
  2. Die Beichte ist nicht biblisch und wurde von der Kirche erfunden (…)
  3. Beichten ist optimal (…)
  4. Beichte ist nur für wirklich „schlechte Menschen“
  5. Beichten macht Angst

Kath. Wochenzeitung Baden 40/2019 Oktober, S. 6
Australischer Erzbischof: Lieber Gefängnis als Beichtgeheimnis brechen

Priester müssten bis zu 3 Jahre in Haft. Laut einem neuen Gesetz müssten Priester in einem australischen Bundesstaat Missbrauchsverdächtige an die Behörden melden, von deren Taten sie in der Beichte erfahren. Erzbischof Peter Comensoli  will das nicht hinnehmen.

Der Melbourner Erzbischof Peter Comensoli würde lieber ins Gefängnis gehen als das Beichtgeheimnis zu brechen. Er zieht die möglichen 3 Jahre Haft vor, sagte er dem Sender „ABC Radio Melbourne“. Ab heute gilt im australischen Bundesstaat Victoria ein neues Gesetz, das Priester zur Meldung bei den Behörden verpflichtet, wenn sie bei der Beichte von Missbrauchsfällen erfahren. Wenn er von Missbrauchstaten erfahre, so Comensoli weiter, würde er die betreffende Person bitten, ihm diese Information nach der Beichte noch einmal zu geben. Dann könne er sich an die Behörden wenden. Bekomme er auf diese Frage ein „Nein“, würde er sich allerdings für das Beichtgeheimnis entscheiden. Er schätze sowohl die Berichterstattungspflicht als auch das Beichtgeheimnis. „Ich finde nicht, dass sich beide Prinzipien gegenseitig ausschliessen.“

Bereits im vergangenen Jahr hatte sich die katholische Kirche gegen Pläne zur Berichtserstattungspflicht von Priestern gestellt und eine Änderung ihrer Geheimhaltungsregeln abgelehnt. „Das wäre gegen unseren Glauben und stände gegen die Religionsfreiheit“, so die australische Bischofskonferenz in einer Stellungnahme 2018. Eine ähnliche Regelung wie in Victoria gibt es schon im Hauptstadtbezirk Canberra.

Das Beichtgeheimnis geniesst im Kirchenrecht einen hohen Stellenwert. Wenn ein Priester es bricht, droht im dafür die Exkommunikation. In Deutschland wie in vielen anderen Ländern wird das Beichtgeheimnis auch vom staatlichen Recht geachtet. (cph)

OR Nr. 27 vom 05.07.2019, S. 3
Vatikan bekräftigt Unverletzlichkeit des Beichtgeheimnisses

Vatikanstadt.  Vor dem Hintergrund des Missbrauchsskandals hat der Vatikan die Unverletzlichkeit des Beichtgeheimnisses bekräftigt. Der Gerichtshof der Apostolischen Pönitentiarie verwahrt sich in einer am Montag, 01.07.2019, veröffentlichten Stellungnahme gegen Erwartungen, die Kirche müsse ihre Rechtsordnung an jene einzelner Staaten anpassen,. (…)

Kath. Wochenzeitung 38/2021 September, S. 5
Die Eucharistie sollte nicht unwürdig empfangen werden, sagt nigerianischer Kardinal

Priester haben die Pflicht, Katholiken daran zu erinnern, die Eucharistie nicht im Zustand schwerer Sünde zu empfangen und die Beichte leicht zugänglich zu machen. Das sagte der nigerianische Kardinal John Onaiyekan auf dem Internationalen Eucharistischen Kongress am 09.09.2021 in der ungarischen Hauptstadt Budapest. (...)

Kath. Wochenzeitung Baden 43/2021 Oktober, S. 6
Beichtgeheimnis ist unverhandelbar und absolut

Präfekt der Apostolischen Pönitentiarie verteidigt erneut das Beichtgeheimnis.
In Frankreich werden Rufe nach Aufhebung des Beichtgeheimnisses laut, wenn ein Priester in der Beichte Kenntnis erhält über einen sexuellen Missbrauch. Der Priester müsse verpflichtet werden, dieses Wissen den gerichtliichen Behörden mitzuteilen.

Der Präfekt der Apostolischen Pönitentiarie, Mauro Kardinal Piacenza, hat dem Bruch des Beichtgeheimnisses erneut eine Absage erteilt. Man könne das Beichtgeheimnis nicht mit der Verschwiegenheitspflicht anderer Berufe, wie z. B. eines Arztes, vergleichen (...)

Kath. Wochenzeitung Baden 35/2023, September, S. 6
Rektor des Marienheiligtums Lourdes: Die Menschen schätzen die Beichte

Rektor Daubanes: Viele gesellschaftliche Fragen "werden bis zu einem gewissen Grad im Beichtstuhl gestellt und wir beanworten sie effektiv, indem wir Elemente der Unterscheidung bereitstellen - und dies wird sehr geschätzt".

Der Rektor des Marienheiligtums Lourdes, Pfr. Michel Daubanes, betont, dass die Menschen den Beichtstuhl schätzen. Im Interview mit der französischen Ausgabe von Radio Vatikan sagte er unter Bezug auf aktuelle Sonderkonferenzen im Rahmen der 150sten Französischen Nationalwallfahrt nach Lourdes: "Die auf diesen Konferenzen vorgestellten Vorschläge tragen dazu bei, den Horizont aller zu erweitern, indem sie Antworten auf die heutigen Fragen liefern. Ich möchte darauf hinweisen, dass wir uns auf vielfältige Weise mit gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen und als Gemeinschaft oder als einzelne darauf reagieren. Als Beichtvater kann ich bezeugen, dass all diese Fragen bis zu einem gewissen Grad im Beichtstuhl gestellt werden und dass wir sie tatsächlich effektiv beantworten, indem wir Elemente der Unterscheidung bereitstellen - und dies wird sehr geschätzt.

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 13.11.2023, S. 2, Stefan Bühler
Café Federal: Panik: Bundespräsident Berset will beichten!

Am Donnerstag ist Bundespräsident Alain Berset zum Papst gereist. Soweit, so normal - kein anderes Staatsoberhaupt erhält so oft Besuch aus Bern. Gott weiss warum. Diesmal aber lösten die Reisepläne im Vorfeld Panik aus: Es machte das Gerücht die Runde, Berset beabsichtigte, den Papst zu bitten, ihm die Beichte abzunehmen. Kurz vor dem Rücktritt wolle er die Gelegenheit nutzen, auf höchster Ebene für reinen Tisch zu sorgen.

Laut unbestätigten Indiskretionen traf unverzüglich der Krisenstab des Bundes zusammen. Dabei ging es weniger darum, was Berset dem Papst zu beichten hätte, womöglich sogar Staatsgeheimnisse. Ein Gutachten des Bundesamtes für Justiz beruhigte: Beichten von Regierungsmitgliedern seien grundsätzlich unproblematisch, denn die katholische Kirche sei geübt darin, Affären unter dem Deckel zu halten. Viel mehr Sorgen machte dem Krisenstab die schiere Menge der zu beichtenden Sünden und die Frage: Wann kehrt Berset zurück? Bereits wurde Vizebundespräsidentin Viola Amherd darauf vorbereitet, nächste Woche Präsident Emmanuel Macron in Bern in Empfang zu nehmen. Und mit der SP liefen Gespräche, Bersets Ersatzwahl vorzuziehen, damit sie trotz Beichte bis Ende Jahr doppelt im Bundesrat vertreten sei.

Für Entspannung sorgte erst die Meldung, der Papst habe Berset als Beichtvater abgesagt: Die Ärzte hätten Franziskus dringend davon abgeraten - es wäre zu viel für sein Herz-Kreislauf-System.

OR Nr. 11 vom 15.03.2024, S. 3
Vatikanstadt. Priester sollen den reuigen Sündern in der Beichte helfen, die Liebe Gottes zu erfahren. Diesen Aufruf richtete Papst Franziskus am Freitag, 08.03.2024, an die Teilnehmer eines von der Apostolischen Pönitentiarie veranstalteten Fortbildungskurs über das Forum internum (internes Forum). "Die euch anvertraute Aufgabe ist schön und entscheidend, denn durch euch können so viele Brüder und Schwestern die wunderbare Liebe Gottes erfahren. Ich ermutige euch deshalb, jede Beichte als einen einzigartigen und unwiederholbaren Moment der Gnade zu erleben und grosszügig das Verzeihen Gottes zu schenken", heisst es in der Ansprache des Heiligen Vaters.

→Gelc-Gz; Gerichte des Heiligen Stuhles

Benedikt XVI. Ratzinger Joseph

BaZ Basel vom 05.02.2011, Seite 14
Papst Benedikt ist kein Organspender mehr

Der aus den 70er-Jahren stammende Organspenderausweis Joseph Ratzingers ist bei seiner Wahl zum Papst Benedikt XVI. automatisch ungültig geworden, erklärte Ratzingers Privatsekretär Georg Gänswein. Ein deutscher Arzt hatte mit dem Papst für Organspende geworben. Gemäss dem polnischen Erzbischof Zygmunt Zimowski müsse die Leiche des Papstes intakt bleiben, da sie der Kirche gehöre.

bz BASEL vom 12.02.2014, Dominik Straub, Rom
Benedikt XVI. steht immer noch um 6 Uhr auf

Vor einem Jahr kündigte Benedikt XVI. seinen Rücktritt an und zog sich in ein Kloster im Vatikan zurück. Wie geht es heute dem emeritierten Papst? (…) Er ist physisch und intellektuell in Form. Von dem Erschöpfungszustand, in welchem sich Joseph Ratzinger in der Zeit vor und unmittelbar nach seinem Rücktritt befand, hat er sich erholt. „Der emeritierte Papst befindet sich in perfekter Form, physisch und intellektuell; immer lebhaft und wach“, erklärte der frühere Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone nach einem gemeinsamen Mittagessen. Zu grösseren wissenschaftlichen Arbeiten oder theologischer Forschung reichen die Kräfte des Ex-Papstes freilich nicht mehr. Sonst hätte er sein Amt auch weiterführen können, soll Benedikt gegenüber Vertrauten selber gesagt haben.

OR Nr. 44 vom 31.10.2014, S. 10
Zwei Botschaften des emeritierten Papstes

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat sich in den letzten Tagen zweimal öffentlich zu Wort gemeldet. Radio Vatikan berichtete, dass er eine Grussbotschaft an eine Konferenz über Lebensschutz , die im kolumbianischen Medellin stattfand, gesandt hat. Einige Tage zuvor hatte sein Privatsekretär, Erzbischof Georg Gänswein, eine Grussbotschaft des emeritierten Papstes an die Päpstliche Universität Urbaniana (auf dem Gianicolo in Rom) verlesen, die ihre Aula nach Benedikt XVI. benannt hat. Die Tagung in Medellin unter dem Titel „Respekt vor dem Leben, ein Weg zum Frieden“ wurde von der vatikanischen Stiftung „Joseph Ratzinger – Benedikt XVI.“ organisiert. In seiner Botschaft an die Päpstliche Universität Urbaniana hob Benedikt XVI. hervor, dass der Dialog der Religionen die Mission nicht überflüssig mache. Die Kirche dürfe die Frage nach der Wahrheit nicht dem Wunsch nach einem friedlichen Zusammenleben der Religionen opfern, heisst es darin. Nach dem Rücktritt von Benedikt XVI. im Februar 2013 wurden bislang nur wenige Äusserungen von ihm bekannt.

OR Nr. 45 vom 7. November 2014, S. 4
Wenige Tage vor dem Reformationstag am 31. Oktober 2014 hat sich der emeritierte Papst Benedikt XVI. mit einer Botschaft an die zum Katholizismus übergetretenen ehemaligen Anglikaner gewandt. Das sogenannte Personalordinariat „Our Lady of Walsingham“ in London spiele eine wichtige Rolle in der Kirche, zitierte Radio Vatikan aus dem Schreiben Benedikts zum 5. Jahrestag der Apostolischen Konstitution „Anglicanorum Coetibus“ am 9. November. Mit der Konstitution hatte Papst Benedikt XVI. 2009 eigene, diözesanähnliche Kirchenstrukturen für übertrittswillige Anglikaner ermöglicht. Sie erlauben eine Beibehaltung anglikanischer Traditionen bei gleichzeitiger Gemeinschaft mit dem Papst.

Katholische Wochenzeitung Baden CH, 17/2015 April, S. 14
„Er denkt an den Tod und bereitet sich auf den Tod vor“

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. befasst sich nach den Worten von Erzbischof Georg Gänswein mit dem Ende seines irdischen Daseins. „Er denkt an den Tod und bereitet sich auf den Tod vor.“ Es sei klar, dass ein Mann, der 88 Jahre alt werde, darüber nachdenke, sagte Erzbischof Georg Gänswein dem italienischen Sender „Rete-quattro“ in einem Interview. „Wir haben darüber mehrmals gesprochen, der Papst und ich, obwohl er eine sehr diskrete und zurückhaltende Person ist.“ Benedikt hatte am 16. April 2015 Geburtstag.

Katholische Wochenzeitung Baden CH, 18/2015, Mai, S. 5
Bildband über Amtszeit von Papst Benedikt XVI. erschienen

Das „Institut Papst Benedikt XVI.“ hat zum zehnten Jahrestag der Wahl von Joseph Ratzinger auf den Stuhl Petri einen Bildband herausgegeben. Das 168 Seiten starke Buch lässt in Wort und Bild die 8 Jahre seiner Amtszeit Revue passieren. Der bei „Schnell und Steiner“ erschienene Titel „Benedikt XVI. – Diener Gottes und der Menschen“ wurde kürzlich an einem Abend im Regensburger Vorort Pentling vorgestellt, wo Ratzinger als Theologieprofessor von 1969 – 1977 wohnte. (…)

OR Nr. 27 vom 3. Juli 2015, S. 3
Franziskus verabschiedet Benedikt XVI. nach Castel Gandolfo

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. Ratzinger hat sich am Dienstag, 30. Juni 2015, zu einem 14-tägigen Aufenthalt nach Castel Gandolfo begeben. Bis 14. Juli will er sich am traditionellen Päpstlichen Sommersitz oberhalb des Albaner Sees aufhalten. Papst Franziskus Bergoglio hat seinen Vorgänger am Vormittag im Kloster „Mater Ecclesia“ in den vatikanischen Gärten aufgesucht und sich von ihm verabschiedet. Franziskus zog es bisher vor, die Sommermonate im vatikanischen Gästehaus Santa Marta zu verbringen.

OR Nr. 30/31 vom 24.07.2015
Benedikt XVI. beendete Aufenthalt in Castel Gandolfo

Benedikt XVI. Ratzinger hat seinen Sommerurlaub in Castel Gandolfo beendet. Nach einem 2-wöchigen Aufenthalt in der päpstlichen Sommerresidenz kehrte der 88-jährige am Dienstag, 14. Juli 2915, aus den Albaner Bergen zu seinem Altersruhesitz im Vatikan zurück. Es war das erste Mal seit seinem Rücktritt im Februar 2013, dass der emeritierte Papst dort wieder eine Sommerurlaub verbrachte. Papst Franziskus hatte ihn ausdrücklich dazu eingeladen. Benedikt XVI. war am 30. Juni nach Castel Gandolfo gereist. „In diesen beiden wunderschönen Urlaubswochen habe ich mich aufs Neue darin bestätigt gefühlt, was ich vor einigen Jahren über die natürliche Schönheit von Castel Gandolfo gesagt habe“, heisst es in einem Dankesschreiben von Benedikt XVI. an die Bürgermeisterin von Castel Gandolfo, Milvia Monachesi. Er habe sich von der stillschweigenden Sympathie der Bewohner getragen gefühlt, zitierte das lokale Internetportal „Il Mamilio“ weiter aus dem Brief.

OR Nr. 32/33 vom 7. August 2015, S. 4
Der emeritierte Papst Benedikt XVI. verlässt das Kloster „Mater Ecclesia“ in den vatikanischen Gärten nur äusserst selten. Zum 70-jährigen Priesterjubiläum des Augustinerpaters Gioele Schiavella (92), der von 1991 bis 2006 Pfarrer der vatikanischen Pfarrkirche Sankt Anna war, machte er eine Ausnahme. Benedikt feierte in dem Gotteshaus unmittelbar neben dem Eingang zum Vatikan mit dem Jubilar und seinen Ordensbrüdern einen Festgottesdienst. Sankt Anna ist die Pfarrkirche der Vatikanstadt; zuständig für die Gemeinde sind traditionell Augustinerpatres.

→Parl-Pip, Pfarrei St. Anna

Kath. Wochenzeitung Baden 36/2015 September, S. 2
Benedikt XVI. spendet rote Schuhe

Zur Unterstützung des Kolpingwerks spendet der emeritierte Papst Benedikt XVI. seine Schuhe. Das berühmte Paar roter Lederschuhe des früheren Kirchenoberhauptes ist damit Teil der Benefizaktion zum Abschluss des Kolpingtags am 20.09.2015 in Köln. Dies teilte der katholische Sozialverband mit. Der frühere Papst (2005-2013) machte den Anfang einer Sammelaktion unter dem Motto „Mein Schuh tut gut!“. Mit dem Erlös wird das gemeinnützige Projekt „Blumenberg“ der Kolpingjugend im Diözesanverband Köln unterstützt, eine Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche aller Kulturen und Religionen.

OR Nr. 42 vom 16.10.2015, S. 2
Enthüllung einer Benedikt-XVI.-Statue im Stift Heiligenkreuz/A

Mit der Enthüllung einer überlebensgrossen Bronzestatue des emeritierten Papstes Benedikt XVI. ist am 1. Oktober 2015 die stiftseigene Hochschule in das neue akademische Jahr gestartet. Die Plastik wurde vom Heiligenkreuzer Künstlermönch P. Raphael Statt geschaffen und zeigt einen auf einem Schemel sitzenden Papst – eine Szene des Papstbesuches im Stift Heiligenkreuz im Jahre 2007. Die Enthüllung durch den eigens angereisten Privatsekretär von Benedikt XVI., Erzbischof Georg Gänswein, stellte zugleich den Schlussstein zum dreijährigen Ausbau der Hochschule dar. Der Ausbau war notwendig geworden, da die Hochsch8le in den vergangenen Jahren starke Zuwächse von 62 auf gegenwärtig 274 Studierende verzeichnete. –  Neben Erzbischof Gänswein waren auch die österreichischen Altbischöfe Egon Kapellari und Christian Werner anwesend sowie der Salzburger Weihbischof Andreas Laun. Abt Maximilian Heim erinnerte bei seiner Begrüssung im Innenhof der Hochschule an den Papstbesuch im Jahr 2007. Damals hatte Benedikt XVI. der Hochschule den Auftrag mit auf den Weg gegeben, in einer „knienden Theologie“ eine „Verbindung von wissenschaftlicher Theologie und gelebter Spiritualität“ zu schaffen. Diesem Auftrag wisse man sich bis heute verbunden, so Abt Heim. Erzbischof Gänswein übermittelte den rund 200 Gästen die Grüsse des emeritierten Papstes und unterstrich die enge Verbindung, die zwischen Benedikt CVund dem Stift Heiligenkreuz seit Jahren bestehe: „Heiligenkreuz und Benedikt XVI. – das ist eine Liebesgeschichte, die tiefe Wurzeln hat und viele Früchte trägt.“

OR Nr. 48 vom 27.11.2015, S. 3
Neue Benedikt-Bibliothek im Vatikan eingeweiht

Mit Festakt und Segen ist am Mittwochabend, 18. November 2015, im Vatikan die neue Benedikt-XVI.-Bibliothek eingeweiht worden. Sie umfasst Werke von und über Joseph Ratzinger aus seiner Zeit als Theologieprofessor, Diözesanbischof, Kurienkardinal und Papst. Untergebracht ist sie als Sonderbestand in der wissenschaftlichen Bibliothek des deutsches Priesterkollegs am Camp Santo Teutonico und des Instituts der Görres-Gesellschaft. Das Verzeichnis Benedikts Veröffentlichungen enthält 135 Bücher, die in bis zu 37 Sprachen übersetzt wurden; hinzu kommen 1’375 Aufsätze. Zusammen mit den Monografien und Aufsätzen über ihn dürfte man auf rund 2’000 Titel kommen.

OR Nr. 49 vom 04.12.2015, S. 8
Gute 4 Jahre nach seiner Rede im Bundestag drehte sich im Reichstagsgebäude erneut eine Veranstaltung um Benedikt XVI. Die Joseph-Ratzinger-Papst-Benedikt XVI.-Stiftung (→ Nuzzi) hielt dort ein Symposium über die Reden des emeritierten Papstes zur Politik ab. Den Hauptvortrag hielt der Präfekt des Päpstlichen Hauses und Privatsekretär des emeritierten Papstes, Erzbischof Georg Gänswein. Ausserdem sprach unter anderen Bundestagsvizepräsident Johannes Singhammer. Beim Auftakt seines Deutschland-Besuchs hatte Benedikt XVI. am 22.09.2011 vor dem Bundestag über die Grundlagen des Rechtsstaates gesprochen. In seiner viel beachteten Rede betonte er, dass das Recht in der Demokratie nicht allein auf Mehrheitsbeschlüsse gegründet werden dürfe, wenn die Menschenwürde zur Debatte stehe.

OR Nr. 9 vom 04.03.2016, S. 3
Altötting erhält Statue von Benedikt XVI.

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. wird künftig als Statue im oberbayrischen Marienwallfahrtsort Altötting allzeit präsent sein. Ihren Platz findet die Figur an der Fassade des Kongregationssaals mit Blick auf den Kapellplatz. Das berichtet der „Altöttinger Liebfrauenbote“. Die Enthüllung findet am 11. September 2016 statt. Genau 10 Jahre zuvor hatte der frühere Papst Altötting besucht und einen Gottesdienst im Freien gefeiert. Angekündigt haben sich bereits Kurienerzbischof Georg Gänswein, Privatsekretär des emeritierten Kirchenoberhauptes, und der Passauer Bischof Stefan Oster. Benedikt XVI. hat ein Modell der Statue bereits gesehen. Der Passauer Altbischof Wilhelm Schraml und Altöttings Bürgermeister Herbert Hofauer statteten ihm dazu am 11. Februar im Vatikan einen Besuch ab. „Er war begeistert und hat sich sehr gefreut“, beschreibt der Bürgermeister die Reaktion. Die Darstellung stammt von dem Eggenfeldener Künstler Joseph Neustifter, der bereits mehrere Benedikt-Säulen entworfen hat. Eine steht in Marktl am Inn, dem Geburtsort von Joseph Ratzinger. Die Idee zu der Altöttinger Statue entstand im vergangenen Jahr. Damals wurde Altbischof Schraml zum Ehrenbürger von Altötting ernannt, wofür er der Stadt etwas zurückgeben wollte.

OR Nr. 14 vom 08.04.2016, S. 8
Papst Franziskus hat seinem Vorgänger Benedikt XVI. einen Osterbesuch abgestattet. Wie regelmässig zu den Hochfesten begab er sich zu dessen Kloster „Mater Ecclesia“ in den Vatikanischen Gärten, wo der emeritierte Papst seit seinem Amtsverzicht zurückgezogen lebt. Die rund einstündige Begegnung fand bereits am Mittwoch in der Karwoche statt. Neben Gebet und Meditation verbringt Benedikt XVI. seine Zeit mit Korrespondenz und Klavierspielen. Auf theologisches Forschen und Arbeiten verzichtet er dagegen weitgehend. Obwohl ihm das Gehen zunehmend schwer fällt, unternimmt er jeden Nachmittag einen kurzen Spaziergang und betet an der Lourdes-Grotte in den Vatikanischen Gärten den Rosenkranz. Dabei trifft er gelegentlich auch mit Besuchern zusammen.

OR Nr. 16 vom 22.04.2016, S. 1
Geburtstagswünsche für Benedikt XVI.

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat am Samstag 16. April 2016 sein 89. Lebensjahr vollendet (Jahrgang 1927). Sein Nachfolger Papst Franziskus schickte ihm von seinem Flug auf die griechische Insel Lesbos gemeinsam mit dem päpstlichen Gefolge und den mitreisenden Journalisten herzliche Glückwünsche. In seinem Telegramm bat Franziskus Gott, dass er weiter Benedikts wertvollen Dienst der Verbundenheit und des Gebets für die ganze Kirche segnen möge, wie der Vatikan mitteilte.

Benedikt XVI. beging seinen Geburtstag mit einem Konzert. Das philharmonische Orchester Franciacorta aus Brescia lud den Musikliebhaber zu einer Darbietung in den Palazzina Leo XIII. in den vatikanischen Gärten. Seite an Seite mit seinem aus Regensburg angereisten Bruder Georg Ratzinger (92) hörte der emeritierte Papst ein Konzert mit Werken von Mozart und Haydn.

OR Nr. 24 vom 17. Juni 2016, S. 1
Benedikt XVI. begeht 65-jähriges Priesterjubiläum

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. begeht den 65. Jahrestag seiner Priesterweihe am 28. Juni 2016 mit einer Zeremonie im Vatikan. Wie die vatikanische Stiftung „Joseph Ratzinger-Benedikt XVI.“ mitteilte, wird dazu auch Papst Franziskus im Apostolischen Palast erwartet. Nach Angaben der Stiftung soll an Benedikt dabei auch der neue Band seiner Gesammelten Schriften über das Priestertum überreicht werden.

OR Nr. 27 vom 8. Juli 2016, S. 2
Feierstunde besonderer Art

Eine liebevolle Umarmung zwischen Papst Franziskus und seinem Vorgänger eröffnete am Dienstag, 28. Juni 2016, die Feierstunde in der Sala Clementina im Apostolischen Palast anlässlich des 65. Jahrestages der Priesterweihe von Benedikt XVI. Zu Beginn richtete Franziskus eine kurze Ansprache an die Anwesenden. Anschliessend ergriff der Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, Gerhard Kardinal Müller, das Wort. Er bezeichnete es im Rahmen der Festaktes als Aufgabe der Priester, zu „lehren, was wir aus der Liebe Gottes erfahren haben.“ Dabei bezog er sich auf den Titel einer Predigtsammlung Joseph Ratzingers über das Priestertum mit dem Titel „Die Liebe Gottes lehren und lernen“, die er im Namen der vatikanischen Stiftung „Joseph Ratzinger – Benedikt XVI.“ dem emeritierten Papst überreichte. Das Buch stammt aus der Reihe „Gesammelte Schriften“ und enthält 43 Homilien (Predigt über einen Bibeltext) des ehemaligen Papstes über das Priestertum.

Danach sprach Kardinaldekan Angelo Sodano. Er betonte die „grosse geistliche Freude und Brüderlichkeit“, mit der dieser Tag begangen werde. Er erinnerte an den Besuch von Papst Benedikt XVI. in seiner Weihekirche in Freising 2006 und an die Rührung, die er selber beim Papst wahrgenommen habe. Als Priester – so bezeichnete Sodano die Überzeugung von Benedikt XVI. – stehe man dafür ein, den Menschen „Gottes Licht und Gottes Liebe“ nahe zu bringen, in der „Gesinnung Jesu Christi“. Auf Deutsch wünschte er ihm „Behüt‘ Sie Gott“!

An der Feierlichkeit nahm zudem die Delegation des Patriarchats von Konstantinopel in Begleitung von Kurienkardinal Kurt Koch teil, die zum Hochfest Peter und Paul nach Rom gereist war.
Auch die „echten Bayern“ durften beim Festakt nicht fehlen. Eine Delegation von rund 120 Trachtengruppen-Mitgliedern, Musikern und Gebirgsschützen reiste nach Rom zum emeritierten Papst Benedikt XVI. Viele Mitreisende kamen aus Traustein, dem ehemaligen Wohnort der Familie Ratzinger. In der dortigen Kirche St. Oswald feierten die Brüder Joseph und Georg Ratzinger, die am 29. Juni 1951 beide im Freisinger Mariendom zu Priestern geweiht wurden, auch ihre Primiz. Der Schatzmeister im Bund der Bayrischen Gebirgsschützen, Günter Reichelt, bedankte sich bei Benedikt XVI. für den Primizsegen, den er damals in Traustein vom späteren Papst erhalten hat.

Immerhin 10 von den damaligen Jungpriestern leben noch. Der Bruder von Joseph Ratzinger, Prälat Georg, ist nicht nach Rom gereist. Er beging seinen Jubiläumstag im engen Kreis in Regensburg.

Kath. Wochenzeitung Baden, 30-32/2016 Juli, S. 11
Erzbischof Gänswein: Der Blitzschlag zum Amtsverzicht

Am 27. Juni 2016 sendete ETWN (→Fernsehen) mit Blick auf das Priesterjubiläum Benedikts XVI. ein Interview von Paul Badde mit Msgr. Gänswein.

Bemerkenswert ist der Hinweis auf den spektakulären Blitzeinschlag in die Peterskuppel am Abend des 11. Februar 2013, an dem Papst Benedikt XVI. seinen Amtsverzicht ankündigte. Von vielen Gläubigen wurde und wird er als Göttliches Zeichen interpretiert. Gänswein erklärte dazu, dass er einige Tage später Benedikt XVI., der nichts von dem Phänomen mitbekommen hatte, Fotos vom Blitzeinschlag zeigte. Der Papst habe ihn gefragt: „Ist das wahr oder ist das eine Fotomontage?“ Gänsweins Antwort an den Papst: „Nein, die Natur hat hier gesprochen, und ziemlich deutlich.“
Persönlich habe er, so Gänswein, auch „kein Problem“ damit, sollte es morgen einmal durch Amtsverzicht gleichzeitig „drei oder vier“ Päpste geben.
Blitzschlag:

https://www.focus.de/politik/ausland/benedikt-xvi-gibt-sein-amt-auf-am-tag-des-ruecktritts-schlaegt-ein-blitz-im-petersdom-ein_id_2537727.html

OR Nr. 34 vom 26.08.2016, S. 3
Erzbischof Gänswein enthüllt Statue von Benedikt XVI.

Altötting. Kurienerzbischof Georg Gänswein, Präfekt des Päpstlichen Hauses und Privatsekretär von Benedikt XVI., enthüllt am 11. September 2016 an der Fassade des Kongregationssaals in Altötting eine Statue des emeritierten Papstes. Genau 10 Jahre ist es dann her, dass das damalige Kirchenoberhaupt bei seinem Heimatbesuch in dem Marienwallfahrtsort weilte und dort auf dem Kapellplatz einen Gottesdienst feierte. – Die Statue stammt aus der Werkstatt des Eggenfelder Künstlers Joseph Michael Neustifter. Die dafür vorgesehene Halterung wurde bereits angebracht. Gleich daneben befindet sich eine Bronzefigur von Papst Johannes Paul II., der Altötting im November 1980 besuchte. Diese musste weiter nach rechts verschoben werden.

OR Nr. 35 vom 02.09.2016, S. 4
Erzbischof Gänswein zum Jubiläum des Papstbesuches von 2006 in Bayern

Kurienerzbischof Georg Gänswein, Privatsekretär des emeritierten Papstes, fährt in der zweiten Septemberwoche zum Jubiläum des Besuchs von Benedikt XVI. nach Bayern. Gottesdienste, Ausstellungseröffnungen und eine Buchpräsentation stehen auf seinem Programm. U. a. feiert Gänswein Gottesdienste in Altötting und Marktl. In Altötting enthüllt er eine Statue des früheren Kirchenoberhauptes. In Marktl wird Gänswein die neue Gedenktafel segnen.

Unter dem Titel „Papstbesuch“ sind im „Haus Papst Benedikt XVI.“ in Altötting vom 11. September bis 31. Oktober Fotografien von Rudolf Klaffenböck zu sehen. Der in Passau geborene Künstler, Schriftsteller und Fotograf dokumentierte 2006 die Vorbereitungen des Besuchs von Benedikt XVI. in Bayern. An das grosse historische Ereignis vor 10 Jahren erinnern 38 Schwarz-weiss-Bilder. Erzbischof Gänswein eröffnet die Ausstellung am 11. September.

Der Kurienerzbischof fährt von Altötting nach München weiter, wo das nächste Event zum Bayernbesuch-Jubiläum folgt: Mit Spannung wird das neue Interviewbuch des deutschen Religionsjournalisten Peter Seewald mit dem emeritierten Papst erwartet, das Gänswein am 12. September in München vorstellen wird. Das Buch soll ab 9. September im Handel sein. Es wird im Verlauf des Herbstes in mehreren Sprachen erscheinen. Seewald und Gänswein präsentieren die deutsche Originalausgabe. Sie erscheint unter dem Titel „Benedikt XVI. – Letzte Gespräche“ im Verlag Droemer.

OR Nr. 48 vom 02.12.2016, S. 3
Festakt zur Verleihung des Ratzinger-Preises 2016
Anerkennung für wichtige theologische Arbeit

Der Joseph-Ratzinger-Preis ist in diesem Jahr erstmals an einen orthodoxen Theologen verliehen worden. Papst Franziskus überreichte die Auszeichnung im Vatikan an den Griechen Ioannis Kourempeles (5) und den Mailänder Theologie-Historiker Inos Biffi (82). Kourempeles, der auch in Erlangen und Heidelberg studierte, lehrt „Dogmatische und Symbolische Theologie“ in Thessaloniki. Biffi wirkte bis zu seiner Emeritierung als Professor an der Theologischen Fakultät für Norditalien in Mailand. Er trat vor allem mit Werken zur mittelalterlichen Theologie hervor.

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. nahm nicht an der Zeremonie teil. Er empfing die beiden Preisträger bereits am Freitag in seinem Alterssitz im Kloster Mater Ecclesiae in den Vatikanischen Gärten.

OR Nr. 14 vom 07.04.2017, S. 3
Festschrift zum 90. Geburtstag von Benedikt XVI.

Mit einer Festschrift ehrt die vatikanische Stiftung „Joseph Ratzinger – Benedikt XVI.“ den emeritierten Papst zu seinem bevorstehenden 90. Geburtstag am 16. April. Der Band  mit dem Titel „Cooperatores Veritatis“ (Mitarbeiter der Wahrheit) enthält Beiträge der 13 bisherigen Preisträger des seit 2011 vergebenen Ratzinger-Preises. Der Titel „Cooperatores veritatis“ greift das Bischofsmotto des früheren Münchener Erzbischofs auf.

Herausgeber des Buches, das in der vatikanischen Verlagsbuchhandlung erscheint und in Rom vorgestellt wurde, sind Pierluca Azzaro und P. Federico Lombardi, der frühere Vatikansprecher und jetzige Präsident der Stiftung. Den Festvortrag hielt der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch unter dem Titel „Eine Symphonie von Liebe und Wahrheit in Freiheit“.

Der Ratzinger-Preis wird seit 2011 jährlich von der vatikanischen Stiftung nach Rücksprache mit Benedikt XVI. verliehen. Er ist mit 50’000 Euro dotiert. Die Stiftung finanziert sich durch die Verkaufserlöse der Bücher des emeritierten Papstes sowie aus Spenden.

→Nuzzi, Gianluigi (Überweisung von 50 % der Tantiemen aus Ratzingers über 130 Buchveröffentlichungen auf dieses Konto: beispielsweise März 2010 etwa 2,4 Millionen Euro)

OR Nr. 14 vom 07.04.2017, S. 3
Heiligenkreuz (Erzdiözese Wien) ehrt Benedikt XVI.

Wien. Mit einem bunten Festprogramm hat die „Philosophisch-Theologische Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz“ am 31.März den emeritierten Papst Benedikt XVI. anlässlich seines kommenden 90. Geburtstages am 16. April geehrt. Dabei wurden neben dem Profil des grossen Theologen auch die menschlich-liebenswerten Seiten des Theologieprofessors, Erzbischofs, Kardinals, Papstes und nun emeritierten Papstes deutlich. Seit dem Besuch von Benedikt XVI. in Stift Heiligkreuz im Rahmen des Papstbesuches 2007 in Österreich sind d<s Stift und die Hochschule besonders eng mit ihm verbunden.

Als Gäste konnte Rektor P. Karl Wallner u. a. den Präsidenten des Päpstlichen Rates zu Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch, den Apostolischen Nuntius, Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, den orthodoxen Metropoliten Arsenios (Kardamakis) und den syrisch-orthodoxen Chorepiskopos Emanuel Aydin begrüssen; weiters auch die emeritierten Bischöfe Maximilian Aichern, Ludwig Schwarz, Christian Werner und Egon Kapellari. (…)

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 15.04.2017, S. 7, Dominik Straub, Rom
Benedikt feiert privat

Parallel zur grossen Messe auf dem Petersplatz findet am Ostersonntag im Vatikan eine kleine Feier statt: Der emeritierte Papst Benedikt XVI. wird 90.

Eine offizielle Geburtstagsfeier gibt es nicht im Vatikan, und Benedikt XVI. habe sich auch keine gewünscht, liess der Privatsekretär des Jubilars, Erzbischof Georg Gänswein, verlauten. Dennoch geht Gänswein davon aus, dass am Ostersonntag der eine oder andere „hohe Gast“ vorbeischauen werde. Am Ostermontag sei eine „Feier im privaten Rahmen“ geplant – mit bayrischer Beteiligung. Unter anderem werden Bayerns Ministerpräsident Hort Seehofer und Gattin Karin dem emeritierten Papst die Aufwartung machen. Natürlich reist Benedikts Bruder, der 93-jährige Georg Ratzinger, nach Rom. Ein Geschenk wird Georg nicht mitbringen, wie er der „Passauer Neuen Presse“ verriet: „Bei uns beiden ist der wesentliche Punkt, dass wir wieder einmal beisammen sind.“

Benedikt XVI. hatte am 28. Februar 2013 als erster Papst der Neuzeit freiwillig auf sein Amt verzichtet. Seit Mai 2013 führt Josef Ratzinger ein zurückgezogenes Leben in seinem Kloster in den Vatikanischen Gärten. Er liest viel, vor allem die Kirchenväter sowie italienische und deutsche Zeitungen, hört klassische Musik und empfängt nach wie vor Gäste. An jedem Tag stehe ein Spaziergang mit einem Rosenkranz auf dem Programm, verriet der Privatsekretär Gänswein unlängst gegenüber Radio Vatikan. Wenn dem emeritierten Papst etwas Sorge bereit, seien dies seine Füsse und Beine: „Er hat Schwierigkeiten mit dem Gehen, darum nimmt er den Rollator zu Hilfe, womit er gut zurechtkommt“, sagte Gänswein. Geistig sei der frühere Papst hellwach. Seinen Rücktritt habe Ratzinger nie bereut, betonte Gänswein in einem Interview mit der Römer Zeitung „La Repubblica“.

OR Nr. 38 vom 22.09.2017, S. 3
Denkmal erinnert an Papstbesuch in Regensburg

Regensburg. In Regensburg ist am Dienstagabend, 12.09.2017, ein Denkmal zur Erinnerung an den Besuch von Papst Benedikt XVI. in der Stadt vor 11 Jahren errichtet worden. Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer nahm die Segnung des vor dem Portal der Schottenkirche Sankt Jakob errichteten Kunstwerks vor. Es stammt von dem Eggenfeldener Künstler Joseph Michael Neustifter und stellt ein stilisiertes Haus aus Bronze darf, das auf einer Stele aus schwarzem Granit steht. Darauf finden sich unter anderem eine Darstellung der Patrona Bavariae, der Schutzpatronin Bayerns, sowie Sätze aus Predigten und Ansprachen, die der Papst bei seinem Besuch in Regensburg gehalten hat.

Bei der Feierstunde anwesend waren der Papstbruder und frühere Regensburger Domkapellmeister, Prälat Georg Ratzinger, sowie der Privatsekretär des emeritierten Papstes, Erzbischof Georg Gänswein, der ein Grusswort von Benedikt XVI. verlas. Darin schrieb er, dass er sich freue, dass das Denkmal nun aus vielfältigen Überlegungen heraus Gestalt angenommen und einen geeigneten Ort gefunden habe.

OR Nr. 1 vom 05.01.2018, S. 4
Papst Franziskus hat dem emeritierten Papst Benedikt XVI. wie in den letzten Jahren einen Weihnachtsbesuch abgestattet. Das Treffen mit seinem 90-jährigen Vorgänger fand am 21. Dezember 2017 statt und dauerte eine halbe Stunde.

Katholische Wochenzeitung Baden 4/2018 Januar, S. 4
Interview von Kardinal Burke über Abtreibung, Homosexualität, Benedikt XVI. und den überlieferten Ritus (Auszug)

Durch Rücktritt Benedikts XVI. „fühlen sich viele Gläubige vom Vater verlassen“. Mehrfach lobte er im Interview Benedikt XVI., den er als „aussergewöhnlichen Lehrmeister des Glaubens“ bezeichnete, der über ein „grosses Charisma“ verfüge und fähig sei, in einer „für alle verständlichen“ Sprache zu sprechen und zu schreiben.

Benedikt XVI. sei aber nicht immer von guten Beratern umgeben gewesen. Einige seiner Berater „dienten ihm nicht gut“.

Zudem hoffe er, dass Rücktritte von Päpsten keine „gängige Praxis“ werden, denn seit dem Amtsverzicht von Benedikt XVI. habe sich „unter vielen Katholiken ein Gefühl breitgemacht, von ihrem Vater verlassen zu sein“. Die überlieferte Form des Römischen Ritus nannte Kardinal Burke „eine Art und Weise, fest in der Tradition verankert zu bleiben“. Die lateinische Sprache sei „die heilige und lebendige Sprache der Kirche und keine tote Sprache“.

OR Nr. 27 vom 06.07.2018, S. 8
Vatikanstadt. Die neu ernannten 14 Kardinäle (Konsistorium am 28.06.2018) haben zusammen mit Papst Franziskus den emeritierten Papst Benedikt XVI. besucht. Unmittelbar nach dem Konsistorium sind sie am Donnerstagabend ins Kloster „Mater Ecclesia“ in den Vatikanischen Gärten gefahren. In der Kapelle beteten die Kardinäle gemeinsam mit Papst Franziskus und Benedikt XVI. ein „Ave Maria“. Nach einem kurzen Gruss und dem Segen  des emeritierten Papstes sind sie in die Synodenaula und den Apostolischen Palast zurückgekehrt, um die Glückwünsche von Gästen aus aller Welt entgegenzunehmen.

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 33/2018 August, S. 2
Benedikt XVI. sorgt für Unruhe

Ein neuer Aufsatz des emeritierten Papstes Benedikt XVI. über die christliche Sicht auf das Judentum bringt Unruhe in das Verhältnis von Juden und Christen. Erste Reaktionen von katholischen und jüdischen Theologen fallen überwiegend kritisch-negativ aus. In seinen „Anmerkungen“ hält Benedikt XVI. fest, dass die Thesen, dass Israel nicht durch die Kirche substituiert (ausgetauscht, ersetzt) werde und dass der Bund nie gekündigt worden sei, seien im Grunde richtig, doch in vielem ungenau und müssten kritisch weiter beachtet werden. Damit werde „christliche Identität auf Kosten der jüdischen formuliert“, sagte der Schweizer Jesuitenprovinzial Christian Rutishauser. Zugespitzter äusserte sich der Berliner Rabbiner Walter Homolka: „Wer die Rolle des Judentums so beschreibt, baut mit am Fundament für neuen Antisemitismus auf christlicher Grundlage!“

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 40-42/2018 September, S. 2
Benedikt XVI. verteidigt Rücktritt

Benedikt XVI. hat in 2 Briefen vom November 2017 an Kardinal Walter Brandmüller seinen Rücktritt als Papst verteidigt und erläutert, warum er das neue Amt eines „Papstes im Ruhestand“ (lateinisch: Papa  Emeritus) geschaffen hat. Der Rückzug ins Kardinalsamt wäre keine gangbare Option gewesen und hätte „besonders in der aktuellen Situation zu schwierigen Folgen führen können“, so das ehemalige Kirchenoberhaupt. Die Annahme, dass es nun gewissermassen 2 Päpste gebe, dementiert Benedikt: „Ich habe mit dem „Papa Emeritus“ eine Situation zu schaffen versucht, in der ich für die Medien absolut unzugänglich bin und in der völlig klar ist, dass es nur einen Papst gibt.“

OR Nr. 42 vom 19.10.2018, S. 3
Vatikanstadt. Anlässlich der Heiligsprechung von Paul VI. (1963-1978) hat Papst Franziskus am Samstag seinen Vorgänger Benedikt XVI. in dessen Alterssitz Mater Ecclesiae in den vatikanischen Gärten besucht. Das teilte das Presseamt des Heiligen Stuhles mit. Papst Paul VI. hatte bei seinem letzten Konsistorium am 27. Juni 1977 Joseph Ratzinger, den späteren Benedikt XVI., in den Kardinalsstand erhoben.

OR Nr. 16 vom 19.04.2019, S. 4
Zu Beginn der Karwoche suchte Papst Franziskus am  Montag Nachmittag das Kloster „Mater Ecclesiae“ auf, um Benedikt XVI. ein gesegnetes Osterfest zu wünschen. Das Treffen bot dem Heiligen Vater auch die Gelegenheit, dem emeritierten Papst, der am folgenden Tag, dem 16. April, 92 Jahre alt wurde, mit besonderer Zuneigung seine Geburtstagswünsche zum Ausdruck zu bringen.

OR Nr. 32/33 vom 09.08.2019, S. 4
Am 16. Juli 2019 hat der emeritierte Papst Benedikt XVI. einen kurzen sommerlichen Ausflug in die Albaner Berge südöstlich von Rom unternommen. Die Überraschungsvisite  führte in  die Gärten der Päpstlichen Villen von Castel Gandolfo, zum Marienheiligtum Madonna del Tufo bei Rocca di Papa und anschliessend nach Frascati, wo er von Ortsbischof Raffaello Martinelli zum Abendessen empfangen wurde. Während seiner Amtszeit hatte Benedikt XVI. regelmässig seine Urlaube in Castel Gandolfo verbracht. Vor 6 Jahren sprach er von hier die letzten Grussworte seines Pontifikates.

Kath. Wochenzeitung Baden 47/2019 November, S. 9, Manfred Spieker
„Keine Dokumentation, sondern eine Polemik“

Anmerkungen zum Film von Christoph Röhl „Verteidiger des Glaubens“ über Papst Benedikt XVIDer Film über Papst Benedikt XVI. „Verteidiger des Glaubens“ wird von seinem Autor Christoph Röhl „Dokumentation“ genannt. Zweck dieser „*Dokumentation“ sei es, Papst Benedikt XVI. als Vertreter eines absolutistischen Herrschaftssystems zu präsentieren, das die Gedanken der Menschen kontrollieren und den Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch Kleriker verschleiern wolle. Benedikt XVI. habe nicht sehen wollen, was passierte, weil er als „scheuer Mensch“ und weltabgewandter „Verteidiger des Glaubens“ die Ordnung des Systems Kirche und die Reinheit des Priestertums nicht beschädigen wollte. So habe er auch nichts unternommen, um den Opfern des Missbrauchs gerecht zu werden. Benedikt XVI. sei verantwortlich für die Krise der katholischen Kirche. Auch in Filmbesprechungen wird die Behauptung übernommen, dieser Film sei eine „Dokumentation“.

Mit Diffamierungsabsicht. Wäre der Film wirklich eine Dokumentation, müsste er Fakten zur Kenntnis nehmen. Um nur 3 Behauptungen des Films aufzugreifen und an die Fakten zu erinnern, die verschwiegen werden: Die erste: Benedikts angebliche Verstrickung in den Missbrauchsskandal – eine abwegige Behauptung. Als Papst hat Benedikt XVI. nicht nur den besonders skandalträchtigen Gründer der Legionäre Christi (→Gruppierungen), Marcial Maciel, aller Ämter enthoben, sondern rund 400 Priester wegen solcher Taten aus dem Klerikerstand entlassen. Um solche Entlassungen möglich zu machen, musste eine rechtliche Grundlage geschaffen werden, die er als Präfekt der Glaubenskongregation mit einer Novellierung des kirchlichen Strafrechts bis 2001 selbst eingeleitet hatte. (…)

Zerrbild der Person Ratzinger/Benedikt. Nicht weniger abwegig ist die zweite Behauptung, Ratzinger sei ein „scheuer Mensch“, nur an Büchern, schöner Liturgie und geordneter Hierarchie interessiert. Ratzinger war immer bereit zum Dialog und zur persönlichen Begegnung mit seinen Kritikern, ob mit Leonardo Boff im Streit um die Befreiungstheologie Anfang der 80er Jahre, mit den deutschen Bischöfen im Streit um die Schwangerschaftskonfliktberatung 1997, mit Johann Baptist Metz über die politische Theologie 1998, mit Agnostikern wie Jürgen Habermas und dem italienischen Philosophen und Senatspräsidenten Marcello Pera über die Pathologien der Vernunft und der Religion oder mit seinem schärfsten Kritiker Hans Küng, den er bald nach seiner Wahl zum Papst zu einem mehrstündigen Gespräch nach Castel Gandolfo eingeladen hatte. Auch seine Ansprachen im Deutschen Bundestag und im Freiburger Konzerthaus im September 2011 verraten eher einen souveränen Pontifex als einen „scheuen Menschen“. (…)
(Januar 2020: Nach dem Film „Die 2 Päpste“ muss Joseph Ratzinger einen Herzschrittmacher tragen.)

Kath. Wochenzeitung Baden Nr. 29/2021 Juli, S. 6
Kardinal Sarah: "Benedikt XVI. wird in Erinnerung bleiben als Papst des liturgischen Friedens"

Der emeritierte Präfekt der Gottesdienstkongregation würdigt auf seinem Facebookauftritt die Bedeutung des Motu Proprios "Summorum Pontificum" von Benedikt XVI. "Benedikt XVI. wird in der Geschichte in Erinnerung bleiben, nicht nur als grosser Theologe, sondern auch als Papst des liturgischen Friedens, der durch die lateinisch-gregorianische Liturgie eine ökumenische Brücke zum christlichen Osten geschlagen hat. (...)

OR Nr. 49vom 10.12.2021, S. 3
Rom. Der Gründer der katholischen Gemeinschaft Sant' Egidio (→Gruppierungen), Andrea Riccardi, hat den emeritierten Papst Benedikt XVI. als "grossen Europäer" bezeichnet. Er sei nicht nur ein grosser Theologe, sondern auch angetrieben von der europäischen Idee, sagte Riccardi bei der Vorstellung der italienischen Übersetzung des Buches "Benedikt XVI. - Ein Leben" von Peter Seewald (2020) in Rom. 

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 21.01.2022, S. 8 Ausland
Missbrauch: Papst Benedikt steht am Pranger

Der zurückgetretene Papst Benedikt XVI.  soll in seiner Zeit als Erzbischof des Bistums München und Freising mehrere Missbrauchsvorwürfe nicht ernst genommen und weggeschaut haben. Das behauptet ein neues Gutachten, das im Auftrag des Erzbistums erstellt worden ist. In allen Fällen habe Benedikt - damals Kardinal Joseph Ratzinger - Fehlverhalten nicht erkannt und verhindert. Die Erzbischof-Position hatte er von 1977 - 1982 inne.

Kritiker werfen Ratzinger seit langem Fehlverhalten vor - konkret beim Umgang mit einem als Priester tätigen Pädophilen aus Nordrhein-Westfalen. Der Mann soll vielfach Buben missbraucht haben. Er ist zur Amtszeit Ratzingers nach Bayern versetzt worden, wo er trotz der schweren Vorwürfe weiterarbeiten durfte. Insgesamt soll es im Bistum seit 1945 fast 500 Opfer und mehr als 200 Täter gegeben haben. 

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 6-7/2022 Januar, S. 2
Gutachten belastet auch Joseph Ratzinger

Im Auftrag des Erzbistums München und Freising hat eine Münchner Anwaltskanzlei für den Zeitraum von 1945 bis 2019 Missbrauchstaten in diesem Erzbistum geprüft und 235 mutmassliche Täter ermittelt. Davon seien 173 Priester gewesen. Die Zahl der Geschädigten liege bei 497, davon seien nachweislich 247 männliche Betroffene, 182 weibliche. Bei fast 60 % von diesen seien die Taten im Alter zwischen 8 und 14 Jahren erfolgt. Die meisten Taten seien in den 1960er- und 1970er-Jahren begangen worden. Geschädigte seien bis 2002 von den Kirchenverantwortlichen "so gut wie überhaupt nicht wahrgenommen worden". Das Gutachten wirft allen Münchner Erzbischöfen der letzten 75 Jahre Fehlverhalten vor, in vier Fällen auch dem von 1977 bis 1982 amtierenden Joseph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI. Dieser wies die Vorwürfe in einer persönlichen Stellungnahme in allen Fällen zurück. kath.ch/kh

Kath. Wochenzeitung Baden 5/2022 Februar, S. 4,  P. Winnemöller
Der Versuch einer orchestrierten Hinrichtung des Papstes eremitus

Da ist es wieder die sprungbereite Feindseligkeit, die schon Kardinal Ratzinger und erst recht den späteren Benedikt XVI. begleitete. Ein Mann wie Ratzinger stört. Das unbedingte Stehen im Dienst der Wahrheit irritierte und verstörte die Welt, die sich den Relativismus auf die Fahne geschrieben hat. Jetzt ist die Gelegenheit erneut gekommen, auf den ungeliebten Papst zu schiessen.

Auf sagenhaften 83 Seiten hat der emeritierte Papst jede Frage der umstrittenen Gutachter beantwortet. Eine Notiz in einem Protokoll einer Ordinariatssitzung nutzten die Anwälte, um das in wochenlanger medialer Vorarbeit geschliffene Fallbeil der öffentlichen Meinung herunter sausen zu lassen. (...)

Kath. Wochenzeitung Baden  5/2022 Februar, S. 6, B. Meuser
Ein Papst, der lügt? Sie schlagen auf Benedikt ein, haben aber ganz anderes im Sinn

Die Meldungen überschlagen sich geradezu - und erst die Leserbriefe: "Jetzt habe ich endgültig genug von dem Laden! Ich trete aus", "Ich wusste es schon immer. Der Fisch stinkt bekanntlich zuerst am Kopf", "Gut, dass der Staat dieser Saubande endlich den Hahn abdreht", "Meine Kinder kommen nicht in die Finger dieser Brüder..." Die Empörung der Leute kann man gut verstehen, wenn selbst Theologen (und etwas durch die Blume auch einige irrlichterne Bischöfe) sich öffentlich fremdschämen und sagen: "Der Papst hat gelogen!" So titelt die halbe Medien-Republik. Das  ist mal wieder eine Schlagzeile!

Die wenigsten Journalisten werden sich freilich durch die 1'700 Seiten Text - wahrhaftig eine Bilanz des Grauens - gewühlt haben, allenfalls durch die 82-Seiten im Anhang, in denen der ehemalige Papst Stellung nimmt zu den Vorgängen in seiner Amtszeit als Erzbischof  von München (1977-1982). Keine Ahnung, wer den fast 95-jährigen Emeritus bei der Abfassung dieses Dokumentes beraten hat oder wer ihm die Feder führte! Es ist nicht der Ton der Einfühlung und des Schmerzes, den man von den vielen Einlassungen Benedikts zum Thema kennt. Die 82seitige Stellungnahme strahlt keine Wärme aus. Den "Verfasser(n)" ging es scheinbar nur darum, den Verdacht auszuräumen, etwas könne nicht korrekt in juristischen Sinne gelaufen sein. (..)

Es folgen die Obertitel in dieser Abhandlung:

1 Daraus - und aus allem, was das Riesendokument bei akribischer (pe9inlich genauer) Lektüre hergibt -, kann man allenfalls den Schluss ziehen:  Der Papst hat sich geirrt. Die Headline "Der Papst hat gelogen" ist eine Mutmassung, mehr noch: eine die Ehre abschneidende, infame  (jemanden auf durchtriebene, schädliche Weise schaden) Unterstellung.

2 Dass dabei diskutiert wurde, oder dass man überhaupt wusste, dass es sich um einen üblen Missbrauchstäter handelt, geht nicht aus den Akten hervor. (Irgend ein Priester im Erzbistum München)

3 Meine Meinung: Die verlogene und zutiefst unehrliche Kampagne gegen Benedikt dient der Abkoppelung einer deutschen Nationalkirche von der katholischen Weltkirche. Man hat sich auf dem "Synodalen Weg" (→Bisch2018-Bm) bereits so weit von der Einheit in Lehre und Praxis mit der Gesamtkirche entfernt, dass es der dringenden Rechtfertigung eines faktisch bereits vorhandenen Schismas (Kirchenspaltung) bedarf.

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 09.02.2022, S. 7, Dominik Straub, Rom
Benedikt VI.: "Ich bin kein Lügner"
In einem Brief drückt der emeritierte Papst seine Scham über den sexuellen Missbrauch in der Kirche aus.

Dass ein Papst der katholischen Kirche - und sei es auch nur ein ehemaliger - öffentlich der Lüge bezichtigt wird, hat Seltenheitswert. Es ist peinlich für die Kirche und geradezu infam (bösartig) für den Beschuldigten. Entsprechend vehement bestreitet Benedikt XVI. den Vorwurf in einem neuen Schreiben zum Münchner Gutachten, das gestern vom Vatikan veröffentlicht wurde.

"Bei der Riesenarbeit jener Tage ist ein Versehen erfolgt, was die Frage meiner Teilnahme an der Ordinariatssitzung vom 15.01.1980 betrifft. Dieser Fehler, der bedauerlicherweise geschehen ist, war nicht beabsichtigt und ist, so hoffe ich, auch entschuldbar", so der emeritierte Papst. "Dass das Versehen ausgenutzt wurde, um an meiner Wahrhaftigkeit zu zweifeln, hat mich tief getroffen." Mit der "Riesenarbeit jener Tage", meint Joseph Ratzinger, die Erarbeitung der Stellungnahme zuhanden der Anwaltskanzlei, die das Gutachten zum sexuellen Missbrauch in der Erzdiözese München und Freising erarbeitet und ihm dabei Fehlverhalten in vier Fällen vorgeworfen hat. Insgesamt, betont der emeritierte Papst, hätten er und eine "kleine Gruppe von Freunden", die ihm bei der Stellungnahme geholfen hätten, nahezu 8'000 Seiten digitale Aktendokumentation lesen und auswerten müssen. Bei der Erstellung sei es dann wegen des hohen Zeitdrucks zu einem "Übertragungsfehler" durch einen der Mitarbeiter gekommen.

Dies könne man Benedikt XVI. nicht als bewusste Falschaussage oder "Lüge" anlasten, betonen seine Mitarbeiter in einem neuen "Faktencheck", mit dem die Vorwürfe aus den Gutachten widerlegt werden sollen. Ratzingers Mitarbeiter - drei Kirchenrechtler und ein Anwalt - bestreiten alle vier behaupteten Versäumnisse: "In keinem der Fälle, die das Gutachten untersucht, hätte Joseph Ratzinger Kenntnis von Taten oder vom Tatverdacht sexuellen Missbrauchs der Priester. Das Gutachten präsentiert keine Beweise dafür, dass es sich anders verhält." Es treffe auch nicht zu, dass Ratzinger sexuelle Übergriffe, wie etwa Exhibitionismus, verharmlost hätte.
Bitte um Entschuldigung gegenüber den Opfern

Bei aller Selbstverteidigung schlägt Benedikt XVI. in seinem Brief aber auch selbstkritische Töne an: Bei seinen Begegnungen mit Missbrauchsopfern habe er den Folgen der "übergrossen Schuld ins Auge gesehen und verstehen gelernt, dass wir selbst in diese übergrosse Schuld hineingezogen werden, wenn wir sie übersehen wollen oder sie nicht mit der nötigen Entschiedenheit und Verantwortung angehen, wie dies zu oft geschehen ist und geschieht", schreibt der Ex-Papst. Er könne deshalb nur noch einmal seine "tiefe Scham" und die aufrichtige Bitte um Entschuldigung gegenüber allen Opfern sexuellen Missbrauchs zum Ausdruck bringen. *Er habe in der katholischen Kirche grosse Verantwortung getragen, und umso grösser sei deshalb sein Schmerz über die Vergehen und Fehler, die in seinen Amtszeiten an den jeweiligen Orten geschehen seien.

Zum Schluss wird das Schreiben Benedikts zu einer Art Vermächtnis. "Ich werde ja nun  bald vor dem endgültigen Richter meines Lebens stehen", schreibt der 94-Jährige. Auch wenn er beim Rückblick auf sein langes Leben "viel Grund zum Erschrecken und zur Angst" habe, so sei er doch frohen Mutes, weil er darauf vertraue, "dass der Herr nicht nur der gerechte Richter ist, sondern zugleich der Freund und Bruder, der mein Ungenügen schon selbst durchlitten hat und so als Richter zugleich auch mein Anwalt ist".

*Es sei mir hier ausnahmsweise erlaubt, zu diesem Satz Stellung zu nehmen. Ratzingers Behauptung kann nicht stimmen, wenn der Hinweis von Prof. Dr. Hans Küng stimmt, dass Kardinal Ratzinger in einem feierlichen Schreiben am 18.05.2001 an alle Bischöfe der Welt die Missbrauchsfälle unter das "Secretum Pontificium"  stellte: Wer die Fälle öffentlich macht, wird bestraft. Ein Vertuschungsverfahren über Jahrzehnte, das auch Johannes Paul II. kannte.

→Tatsachen und Meinungen H bis N, Mis bis Mit, Missbrauchsfälle, Vertuschungen [Infos
    2010-2012], zweiter Artikel. WA

Kath. Wochenzeitung Baden 6/2022, Februar, S. 4, Gabriele Kuby
"Eine Phalanx (geschlossene Schlachtreihe) von Heuchlern, Hetzern und Menschenjägern"

"Darum geht es: der überlieferte katholische Glaube, dem Ratzinger neue Strahlkraft für unsere Zeit verliehen hat, der soll ausgemerzt werden, damit ein neuer, breiter, synodaler Weg beschritten werden kann."

Was treibt Bischöfe, Journalisten und Theologen dazu, sich als Menschenjäger zu betätigen? Das Wild ist Benedikt XVI. Konnte die Williamsaffäre von 2009 ihn nicht als Antisemiten und die Missbrauchskrise von 2010 ihn nicht als *Vertuscher und heimlichen Begünstigter der pädophilen Verbrecher unter den Priestern für die Geschichtsbücher abstempeln, so muss jetzt noch zu seinen Lebzeiten der Versuch gemacht werden, ihn als Lügner zu brandmarken. Er, dessen priesterliches Motto "Mitarbeiter der Wahrheit" ist, soll als Heuchler entlarvt und als Missetäter an den Pranger gestellt werden. Weg mit ihm! Zerschlagt sein Denkmal! Spuckt auf seine Theologie! (...)
Zwei Titel daraus:
- Blinder Hass
- Den Hexenjägern, auch den geistlichen, geht es um Vernichtung
*läuft gegen das Schreiben vom 18.05.2001 (Secretum Pontificium) von Ratzinger. WA

Kath. Wochenzeitung Baden 6/2022 Februar, S. 5, Jürgen Henkel
Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. soll erledigt werden - Vernichtungsfeldzug gegen Person und Lebenswerk

Joseph Ratzinger zählt schon zu Lebzeiten zu den grössten Theologen aller Zeiten. Sein Gesamtwerk ist von einer beeindruckenden geistlich-theologischen Tiefe, Weisheit und denkerischen Strahlkraft, und das in einer einzigartig feinen, poetischen und eleganten Sprache. Seine Schriften gehören zum Klügsten und Schönsten, was die christliche Theologie je hervorgebracht hat. Nicht umsonst gilt er als "Mozart der Theologie". Dabei hat er sich wie kaum ein anderer um die Vermittlung von Glauben und Wissen und damit von Seele und Verstand, Fides und ratio, Religion und Wissenschaft bemüht, auch im Dialog mit Jürgen Habermas. (...)

OR Nr. 6 vom 11.02.2022, S. 6, Andrea Tornielli
Ein Bekenntnis aus tiefstem Herzen

"Mea maxima culpa" ("mein grösster Fehler"): So reagiert der emeritierte Papst auf die furchtbaren Missbrauchsfälle und die begangenen Fehler. Er bringt "tiefe Scham" zum Ausdruck - und bittet aufrichtig um Vergebung.

Wie versprochen, hat sich Benedikt XVI. schliesslich zu Wort gemeldet. Sein Brief ist der eines Christen. Eines heute fast 95-jährigen Christen, dem am Ende seines langen Lebens zunehmend die Kräfte fehlen, der aber einen klaren Verstand hat und sich nicht zum ersten Mal im Mittelpunkt von Anschuldigungen und Kontroversen wiederfindet. Die kurze, aufrichtige Antwort entspringt seinem tiefen Glauben. Im Bussakt der Messe findet Ratzinger das Stichwort für seine persönliche und bewegende "Beichte". (...)

Die Worte Benedikts XVI. in diesem Brief (nach der Veröffentlichung des Berichts) sind die Worte eines wehrlosen alten Mannes, der spürt, dass für ihn die Begegnung mit dem Gott herannaht, dessen Name Barmherzigkeit ist. Es sind die Worte eines "demütigen Arbeiters im Weinberg des Herrn" (erste Ansprache Benedikts XVI. nach seiner Wahl zum Papst 2005), der aufrichtig um Vergebung bittet, ohne sich der Konkretheit der Probleme zu entziehen. Und der die ganze Kirche einlädt, die blutende Wunde des Missbrauchs als ihre eigene zu spüren.

Kath. Wochenzeitung Baden 8/2022 Februar, S. 4, K. Gozdz
Kraftvolle Unterstützung für Benedikt XVI. durch einen offenen Brief polnischer Theologen!

Nach "ungerechtfertigten Anschuldigungen gegen Benedikt XVI.": "Polnische Theologen protestieren gegen die ungerechte Behandlung von Benedikt XVI. und solidarisieren sich mit dem emeritierten Papst".

Die Situation der letzten Wochen um ungerechtfertigte Anschuldigungen gegen Benedikt XVI. bewirkt, dass die Autorität des obersten Kirchenoberhauptes in den Jahren 2005-2013 zunehmend untergraben und damit die Verfassung der Kirche Christi zerstört wird. Polnische Theologen protestieren gegen die ungerechte Behandlung von Benedikt XVI. und solidarisieren sich mit dem emeritierten Papst, der sich durch seine unerschütterliche moralische Haltung auszeichnet, die er während seines Universitäts-, Bischofs- und Papsttums immer wieder unter Beweis gestellt hat.

Der  Brief (WA verkürzt):
Wir erkennen die ausserordentliche Grösse des theologischen Diskurses von Benedikt XVI. an und fordern die Achtung der Würde des Mannes, der die Göttlichkeit Jesu Christi in einer säkularisierten Welt, und damit die Würde eines jeden menschlichen Wesens, stets entschlossen verteidigt hat. (...)

Dieser aufrichtigen und durch und durch ehrlichen Persönlichkeit Benedikts XVI. wollen wir heute die gebührende Ehre erweisen und ihm unsere theologische und menschliche Nähe sowie tiefe Verbundenheit versichern. (...)

Kath. Wochenzeitung Baden 8/2022 Februar, S. 11, R. Gehrig
Gänswein verteidigt Benedikt XVI. und kritisiert "Synodalen Weg": "Das sind Unterstellungen"

In einem aufseherregenden Interview mit dem katholischen Fernsehsender EWTN hat Erzbischof Georg Gänswein den emeritierten Papst Benedikt XVI. als "Vater der Transparenz" gewürdigt und ihn gegen Vorwürfe in der deutschen Öffentlichkeit verteidigt.

- Gänswein beklagt "Unterstellungen"
- Benedikt XVI. schrieb persönlichen Brief "vor Gottes Angesicht"
- Der Vater der Transparenz
- Deutsche Kritik am "Synodalen Weg" (→Synode, Synodaler Weg)
- Brief des Papstes als "spirituelles Testament"

Kath. Wochenzeitung Baden 14/2022 April, S. 14, B. Meuser
Benedikt - der Lügner?

"Als Betroffener von Missbrauch bezeuge ich: Kein Papst vor ihm und leider auch keiner nach ihm -, hat für die Aufarbeitung von Missbrauch mehr unternommen als der Präfekt der Glaubenskongregation und spätere Papst Benedikt XVI. - und zwar gegen denkbaren Widerstand kurialer Kreise.

Das ist nicht meine Meinung oder die Meinung von Kardinal Schönborn ("Wer behauptet, der frühere Kurienkardinal Joseph Ratzinger habe sich dem Thema nicht gestellt, der kennt die Fakten nicht".) Die Dinge sind bestens dokumentiert, etwa in Kap. 68 der grossen Benedikt-Biographie von Peter Seewald.

Zum Gutachten: Ich empfehle. es akribisch zu lesen. Wo ist im gesamten Text auch nur ein einziger gerichtsfester Beweis, der Benedikt der aktiven Vertuschung oder der bewussten Falschaussage überführt! Es mag Gedächtnisfehler geben. Es mag Fehleinschätzungen gegeben haben. O Wunder: Auch der Papst ist nur ein Mensch!

Bei vielen, die heute genau wissen, was damals zu tun gewesen wäre, wächst die Moral mit dem Abstand zu den Ereignissen. "Benedikt der Lügner" ist nur eines: eine die Ehre abschneidende, infame (durchtriebene, schändliche) Unterstellung,  bei der ich erstens rate, die zu betrachten, die schon seit Jahrzehnten in der Anti--Ratzinger-Kampagne ("Panzerkardinal") mit Schmähreden und Diffamierungen (in üblen Ruf bringen) unterwegs sind.

Kath. Wochenzeitung Baden 17/2022, April, S. 5, AC Wimmer, Courtney Mares
Benedikt XVI. "ein Prophet" der Zukunft der Kirche, sagte Papst Franziskus zu Jesuiten

Papst Franziskus hat Benedikt XVI. als "Propheten" gewürdigt, der vor Jahrzehnten schon vorausgesagt hat, dass die katholische Kirche in Zukunft eine kleinere aber gläubigere Institution werden wird.

OR Nr. 35/36 vom 02.09.2022, S. 7
Besuch bei Benedikt XVI.

Vatikanstadt. Nach dem Konsistorium haben Papst Franziskus und die neu ernannten 20 Karinäle am Samstagnachmittag, 27.08.2022, den emeritierten Papst Benedikt XVI. (2005-2013) im →Kloster "Mater Ecclesia" in den Vatikanischen Gärten besucht. Nach dem Segen und dem gemeinsamen Gebet des Salve Regina begaben sich die neuen Kardinäle in den Apostolischen Palast oder in die Aula Paolo VI., wo sie die traditionellen Glückwunschbesuche empfingen. 

Kath. Wochenzeitung Baden 40/2022 Oktober, S. 10, Kardinal K. Koch
Kardinal Koch: "Theologie von Ratzinger/Papst Benedikt XVI. ist ein so reicher und kostbarer Schatz"

Kardinal Koch beim Ratzinger-Schulkreis: "Benedikt XVI. hat die Ursachen für die negativen Entwicklungen, die nach dem Konzil aufgetreten sind, nicht beim Konzil selbst gesucht, sondern in seiner fehlenden und fehlgeleiteten Rezeption" (Übernahme).

Kurienkardinal Kurt Koch spricht beim jüngsten Treffen der beiden Ratzinger-Schülerkreise die Einführung sowie die Schlussworte: Ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch dann überliefert habe (1Kor, 11,23):

  • Verbindliche Wahrheit und Weiterentwicklung der Lehre der Kirche. Begrüssung und Einführung in das Symposium
  • Empfangen und überliefern
  • Die grundlegenden Glaubenskenntnisse der Christenheit bilden die eigentlichen Schlüssel, um die Heilige Schrift ihrem Geist gemäss auszulegen und weiterzugeben. Darin besteht der zweite Grundvorgang in der Apostolischen Kirche
  • Kanon der Heiligen Schrift, Glaubensregel, Grundform des Eucharistischen Gottesdienstes und apostolische Sukzession (Katholische Religion: nach katholischer Lehre die  Fortführung der Nachfolge der Apostel darstellende Amtsnachfolge der Priester) im Bischofsamt sind die vier Grundgegebenheiten in der Apostolischen Kirche, die man nicht voneinander isolieren darf, sondern die unlösbar zusammengehören
  • Unter der Tradition ist nicht einfach eine gleichsam mechanische Weitergabe des ererbten Glaubensgutes im Sinne einer Archivierung des Gewesenen zu verstehen
  • Die Frage des Verhältnisses von Verbindlichkeit und Lehrentwicklung zeigt sich auch im Recht der Kirche, bei dem dieses Verhältnis in kanonischen Normen übersetzt wird. In diesem Sinne hat Papst Johannes Paul II. bei der Promulgation (Veröffentlichung) des erneuerten Kirchenrechts im Jahre 1983 dessen Aufgabe darin gesehen, die Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils "in die kanonistische Sprache zu übersetzen

    Kath. Wochenzeitung Baden 41/2022 Oktober, S. 10:
  • Das Zweite Vatikanische Konzil hat dabei betont, dass bei jeder liturgischen Erneuerung die gesunde Überlieferung gewahrt bleiben und zugleich das Tor für "berechtigten Fortschritt" geöffnet werden soll, und das folglich neue liturgische Formen "aus den schon bestehenden organisch herauswachsen"
  • "Was die Kirche des letzten Jahrzehnts verwüstete, war nicht das Konzil, sondern die Verweigerung seiner Annahme
  • Die "Hermeneutik (Lehre von der Auslegung und Erklärung eines Textes) der Diskontinuität (Ablauf von Vorgängen mit zeitlichen Unterbrechungen) und des Bruchs" sieht im Konzil die Beendigung der bisherigen Traditionsgestalt der Kirche, nach der etwas Neues begonnen habe, das im sogenannten "Geist des Konzils" greifbar, jedoch noch nicht zum Durchbruch gekommen sei und deshalb nach dem Konzil verwirklicht werden müsse
    Diese Hermeneutik  ist vor allem daran zu erkennen, dass in einer beinahe inflationären (eine Entwertung vorantreiben) Weise zwischen der sogenannten "vor-konziliaren" und "nach-konziliaren" Kirche unterschieden wird 
  • Beide genannten Extrempositionen vertreten, freilich aus völlig unterschiedlichen Gründen, eine Hermeneutik des Bruchs und der Diskontinuität, weil sie das Zweite Vatikanische Konzil nicht im Gesamt der Tradition der Kirche verstehe. 
  • In diesem Urteil ist deutlich, dass Papst Benedikt XVI. eine Lehrentwicklung für möglich und theologisch verantwortbar hält, wenn sie wirklich Entwicklung in Kontinuität und nicht Veränderung im Bruch ist. Die Hermeneutik der Diskontinuität und des Bruchs hält er deshalb für "absurd, gegen den Geist und gegen den Willen der Konzilsväter".
  • Im Entwicklungsprozess des Neuen unter Wahrung der Kontinuität ist es dem Konzil um die Erneuerung des einen Subjekts "Kirche" gegangen: "Die Kirche ist ein Subjekt, das mit der Zeit wächst und sich weiterentwickelt, dabei aber immer sie selbst bleibt, das Gottesvolk als das eine Subjekt auf seinem Weg."
  • "Der Kirche kommt die Aufgabe zu, Wahrheit durch die Zeiten hindurch zu vermitteln, denn sie ist jenes lebendige transtemporale (durch die Zeiten gehen) Subjekt, in dem Christus gegenwärtig ist, der die Zeiten überschreitet. Weder die Statik der Identität noch der Fortschritt des Werdens vermögen Orienierung zu geben, wohl aber eine recht verstandene Kontinuität, die ein Voranschreiten in der Erkenntnis in dem Mass ermöglicht, wie sie die Treue zu ihrem Ursprung wahrt. Auf diese Weise kann Entwicklung als Ausdruck von Lebendigkeit des sich Gleichbleibenden verstanden werden, und so lässt sich von einer grundsätzlichen Invarianz (Unveränderlichkeit) der Sache und einer Varianz ihrer gedanklichen und sprachlichen Fassung sprechen."

OR Nr. 41 vom 14.10.2022, S. 3
Joseph-Ratzinger-Preis geht an Theologen und Rechtswissenschaftler

Vatikanstadt. Ein französischer und ein amerikanischer Wissenschaftler sind die diesjährigen Träger des Joseph-Ratzinger-Preises. Wie die Vatikanische Stiftung Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. am Freitag, 07.10.2022, bekanntgab, werden der Theologe Michel Fédou (69) sowie der Rechtswissenschaftler Joseph Halevi Horowitz Weiler (71) ausgezeichnet. Die Preisverleihung durch Papst Franziskus im Apostolischen Palast ist für den kommenden 1. Dezember 2022 geplant.

Der Joseph-Ratzinger-Preis wird für herausragende Beiträge zum wissenschaftlich-theologischen Diskurs vergeben. Seit 2011 wird er jährlich an zwei bis drei Wissenschaftler verliehen. Bislang wurden 26 Personen aus insgesamt 16  Ländern prämiert.

Der aus Lyon stammende Jesuit Fédou lehrt seit 1987 Dogmatik am Centre Sèvres in Paris, einer jesuitischen Privatuniversität, deren Präsident er auch ist. Darüber hinaus ist er Mitglied in zahlkreichen theologischen Organisationen und Kommissionen zum ökumenischen Dialog mit →Lutheranern und orthodoxen Christen (→Ostkirchen).

Der in Südafrika geborene jüdische Rechtswissenschaftler Weiler lehrt unter anderem in New York und Brügge. Er war zudem Präsident des Europäischen Hochschulinstituts in Florenz.

OR Nr. 1 vom 04.01.2023, S. 1
Am 31. Dezember 2022 um 9.34 Uhr hat der Herr den emeritierten Papst Benedikt XVI. zu sich gerufen

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist am Samstag, 31. Dezember 2022, im →Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan verstorben, wohin er sich nach dem Rücktritt vom Papstamt zurückgezogen hatte. Der Gesundheitszustand des 95-Jährigen hatte sich Ende des vergangenen Jahres verschlechtert. Am 28. Dezember empfing er nach der heiligen Messe das Sakrament der Krankensalbung. Am Morgen desselben Tages besuchte Papst Franziskus ihn. Wie Erzbischof Georg Gänswein mitteilte, hatte Benedikt in der Nacht auf den 31. Dezember gegen 3 Uhr seine letzten Worte gesprochen: "Herr, ich liebe Dich". Er habe diese Worte auf Italienisch gesagt, während eine Krankenschwester bei ihm gewacht habe. Es seien die letzten verständlichen Worte des emeritierten Papstes gewesen.

Am Donnerstag, den 5. Januar 2023, wird Papst Franziskus um 09.30 Uhr auf den Petersplatz die Trauerfeier für den emeritierten Papst leiten, der anschliessend in den Vatikanischen Grotten beigesetzt wird, am Ort der ehemaligen Grabstätte von Johannes Paul II. In der Zwischenzeit ist der Leichnam seit Montagmorgen, .2 Januar, im Petersdom aufgebahrt, um allen, die dies wünschen, die Möglichkeit zu geben, ihm betend die letzte Ehre zu erweisen und von ihm Abschied zu nehmen.

OR Nr. 1 vom 04.01.2023, S. 3
Tausende nehmen Abschied im Petersdom

Vatikanstadt. Der Leichnam von Benedikt XVI. ist seit Montagmorgen, 2. Januar 2023, im Petersdom aufgebahrt. Tausende Menschen nehmen seitdem Abschied vom emeritierten Papst. Die sterblichen Überreste sind vor dem Confessio-Altar der Peterskirche aufgebahrt. Gekleidet ist der Verstorbene in ein rotes Messgewand. Auf dem Kopf trägt er eine weisse bischöfliche Mitra. Zu beiden Seiten halten Schweizergardisten die Ehrenwache. (...)

bz  Basellandschaftliche Zeitung vom 06.01.2023, S. 7, Dominik Straub, Rom
Jubel, ein paar Misstöne und eine berührende Geste

"Benedikt, du treuer Freund des Bräutigams, möge deine Freude vollkommen sein, wenn du die Stimme des Herrn nun endgültig und für immer hörst", sagte Papst Franziskus in seiner Predigt während der Totenmesse auf dem Petersplatz. (...)

Noch nie hat ein Papst einen Papst beerdigt. Ansonsten ist Franziskus, der in seinem Rollstuhl zum Altar geschoben wurde, gestern nicht näher auf das Leben und Wirken seines Vorgängers eingegangen. (...)

Unzählige Staatsgäste waren angereist, darunter der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz. (...)

Applaus und "Santo subito"-Rufe. - Als der Sarg um 08.50 Uhr aus dem Petersdom ins Freie und vor den Altar  vor der Kirche getragen wurde, brandete auf dem Petersplatz erstmals Applaus auf, auch "Santo-subito"-Rufe, also die Aufforderung an den amtierenden Papst, den Verstorbenen umgehend heiligzusprechen. Privatsekretär Gänswein wartete mit einer besonderen Geste auf: Er beugte sich über den Sarg und küsste ihn.

Zuvor hatte Gänswein  für einen Misston gesorgt: Benedikt hätte Schmerzen im Herzen gehabt, weil Papst Franziskus die "Alte Messe" (lateinisch) rückgängig gemacht hätte. (...)

Der Papst am Gehstock verneigt sich. Nach der Totenmesse wurde der Sarg zurück in den Dom getragen. Dabei kam es zu einer berührenden Szene: Franziskus, der gestützt auf seinen Gehstock vor dem Eingang der Kirche stand, hielt die Prozession auf, legte seine Hände auf den Sarg und segnete ihn. Dabei deutete er auch eine Verneigung vor seinem Vorgänger an. (...)

Kath. Wochenzeitung Baden 2/2023 Januar, S. 5
Kardinal Kurt Koch: "Ich hoffe, dass er zum Kirchenlehrer erklärt wird"

Kurt Kardinal Koch würdigt das Pontifikat von Papst Benedikt XVI. Der Kurienkardinal hebt die Bedeutung von Joseph Ratzinger für die Zukunft von Theologie und Kirche hervor. Ein Gespräch über das grosse theologische Erbe Benedikts, seinen Beitrag zur Erneuerung des Glaubens, die Folgen seines Rücktritts für das Petrusamt, über falsche Klischees und wahre Grösse. (...)
Markus Reder

 Kath. Wochenzeitung Baden 2/2023 Januar, S. 11
"Benediikt XVI. wird als einer der ganz grossen Denker unseres Zeitalters in die Geschichte eingehen"

"In seiner priesterlichen Spiritualität war Joseph Ratzinger nie ein Mann der Macht, sondern immer ein demütiger Diener Christi im Weinberg des Herrn." (...)
Kardinal Gerhard Müller

Kath. Wochenzeitung Baden 2/2023 Januar, S. 14
Abschied von einem Riesen

Am Tag des Todes von Papst Benedikt fragte man im deutschen Fernsehen: "Was bleibt von Papst Benedikt?" Und die Antwort eines "Experten" lautete: Sein Rücktritt!" Es sind solche Momente, in denen man sich schwört, nie wieder eine TV-Fernbedienung in die Hand zu nehmen.
Bernhard Meuser

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 3-4/2023 Januar, S. 4
An Benedikt XVI. werden sich die Geister noch lange scheiden
Erste Seite mit Bild von Benedikt XVI.: "Ein schwieriger Papst für die Schweiz"

Weder als Glaubenshüter, noch als Papst oder als Papa emeritus vermochte der deutsche Theologe auf dem Petrusstuhl das Kirchenvolk zusammenzuführen.

Er war deutscher Papst, der Theologenpapst und der Papst, der zurückgetreten ist. Das Wirken von Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. war in der Kirche ebenso prägend wie umstritten und wird es bleiben. Was er nie war: Ein guter Hirte der Gläubigen.

Für die Katholiken  und Katholikinnen in der Schweiz war Benedikt XVI. ein schwieriger Kirchenfürst. Zuerst als Präfekt der Glaubenskongregation und "Cheftheologe" von Papst Johannes Paul II. von 1982 bis 2005, danach als Papst bis 2013: Für mehr als eine ganze Generation von Glaübigen und von Mitarbeitenden der Kirche bestimmte der Theologe Ratzinger, was in der katholischen Kirche möglich war und was nicht.

Spätestens seit der Erklärung "Dominus Iesus" im Jahr 2000 habe Ratzingers Theologie das römische Lehramt stärker geprägt als jeder Präfekt der Glaubenskongregation  zuvor, urteilt der Kirchenhistoriker Mariano Delgado (Freiburg/Schweiz). In jedem Dokument sprach die Kongregation den protestantischen Kirchen  ab, Kirchen im eigentlichen Sinn zu sein. Dieser Schwerthieb traf auch viele Schweizer Katholiken mitten ins Herz und vergiftete jahrelang manche ökumenische Begegnung.

Ein dringendes Anliegen vieler nach dem Konzil von 1962 bis 1965 betraf die Zulassung von Verheirateten zur Priesterweihe. Noch 1970 hatte Ratzinger als Theologe eine Überprüfung der Zölibatspflicht verlangt. Doch an den Schalthebeln des Kirchenrechts war er ein kompromissloser Gegner dieser Reform, die gerade auch in der Schweizer Kirche mehr und andere Männer für den Dienst als Priester gewonnen hätte.

Im Jahr 1994 erklärte Papst Johannes Paul II. mit einem Apostolischen Schreiben die Zulassung von Frauen zum Priesteramt für alle Zeit für unmöglich. Dass Ratzinger daran beteiligt war, steht ausser Frage. Das einsame Machtwort von oben ist das Gegenteil der Synodalität, in der Papst Franziskus heute die katholische Kirche in die Zukunft führen will. Das Diskussionsverbot aus Rom überzeugte niemanden. Es hatte nur zur Folge, dass die innerkirchlichen Gräben noch tiefer, die Lager noch unversöhnlicher wurden. Das kennzeichnet die lange Ära Ratzinger generell.

Seinen bischöflichen Wahlspruch "Mitarbeiter der Wahrheit" verstand Ratzinger vor allem als "Bewahren der Tradition". Nachdem er 2003 im Alter von 78 Jahren zum Nachfolger von Papst Wojtyla gewählt worden war, zeigte sich das auch in befremdlichen Äusserungen wie übertrieben aufwändigen liturgischen Gewändern oder seinem Tick mit den roten Schuhen. Folgenreicher waren kirchenpolitische Massnahmen. Um die traditionellen →Piusbrüder wieder zu integrieren, liess er 2007 die vom →Konzil aufgegebene lateinische →Messe wieder zu - ein Schritt, der 2021 von Papst Franziskus weitgehend rückgängig gemacht wurde, weil er zur Ablehnung des Konzils missbraucht worden sei. Auch rissen mehrere Entscheide und Äusserungen Benedikts Gräben zum Judentum und zum Islam auf. Das nahm er in Kauf.

Während des Pontifikats von Benedikt XVI.  kam das ungeheuerliche Ausmass von sexuellen Verbrechen von Priestern gegen Kinder und Abhängige in vielen Ländern der Welt ans Licht (→Mis-Mit, Missbrauchsfälle und Vertuschungen). Es heisst, Benedikt habe hinter den Kulissen mehr gegen Täter unternommen als jeder seiner Vorgänger. Er nutzte aber die überragende Autorität seiner Ämter nie dazu, die Verantwortung der Kirche für das jahrzehntelange systematische Vertuschen gegenüber allen Gläubigen wie auch vor der ganzen Gesellschaft offen einzugestehen und dieser Praxis glaubwürdig den Kampf anzusagen.

Als Bollwerk der Tradition fand Papst Benedikt XVI. zahlreiche begeisterte Bewunderer wie auchs scharfe Kritiker. Sie alle überrumpelte er  aber im Februar 2013 komplett mi seinem souveränen Entscheid für den Amtsverzicht (→Papstrücktritt) im Alter von 86 Jahre,. einen solchen Schritt ausser dem heiligen Einsiedler Pietro da Morrone (Coelestin V.) im Jahre 1294 noch kein Papst getan. Benedikt begründete ihn damit, dass er infolge seines Alters nicht mehr die nötigen Kräfte für das Amt habe.

Fast zehn Jahre führte Benedikt seither den Titel enes Papa emeritus. Er blieb im Vatikan und zeigte sich stets in der weissen Papstsoutane, er empfing Besuche und trat in mancher Form an die Öffentlichkeit. Als nach der Amazonassynode im Oktober 2019 neue Hoffnungen auf Ausnahmen vom Zölibat keimten, griff Benedikt mit einem Beitrag in einer Buchpublikation  der Konservativen in die laufende Debatte ein. Das zeigt, dass er auch als emeritierter Papst Einfluss nahm. Der Kreis seiner Schüler und Anhänger wird über seinen Toid hinaus ein Machtfaktor der Kirche bleiben.

Obwohl unter seinem Nachfolger Franziskus manche Blockaden der Ratzingerzeit weiter bestehen, springt der Unterschied im Stil der beiden zehn Jahre lang nebeneinander im Vatikan lebenden Päpste ins Auge. Bei Franziskus spürt man die Haltung des Seelsorgers, Interesse und Zuneigung zu den Menschen in ihrer Unvollkommenheit, einen einfachen Zugang zu ihren Schwierigkeiten mit dem Glauben und der Kirche. Das, ich gebe es zu, vermisste ich all die Jahre bei Benedikt. 
Christian von Arx

Leserbriefe auf obigen Artikel (Kirche heute 5-6/2023, S. 24)
Zu apodiktisch (zu bestimmt, zu entschieden):

Zur Würdigung Benedikts XVI. in "Kirche heute 1-4/2023":
Im Vorspann schreibt der Chefredaktor Christian von Arx: "Was er (der Papst) nie war: Ein gütiger Hirte der Gläubigen". Der zweideutige Artikel führt viele Beispiele an, wo der Redaktor Anstössiges aufzählt und wo auch ich teilweise Fragezeichen setze. Aber so apodiktisch darf in einer Zeitung erst recht in einem von Kirchgenossen getragenen Blatt nicht geschrieben werden. Was würde wohl unser Schweizer Kardinal Kurt Koch sagen?
Guiod Appius, Basel

Ein grossartiger Theologe
Als ich diesen Artikel gelesen habe, habe ich sofort gemerkt, wie wenig dieser Autor eine Ahnung von Benedikt gehabt hat. Da werden seine liturgischern Kleider, seine roten Schuhe kritisiert, diese alte Laier kennen wir schon lange. Interessanter wären für den Leser die vielen Bücher, die er geschriegben hat. Wie er die Missbrauchsfälle als Papst angegangen ist und sich persönlich mit den Opfern getroffen hat. Ich könnte noch eine lange Reihe aufzählen, wie dieser grossartige Theologe die katholische Kirche auf dem richtigen Pilgerweg begleitet hat. Also bitte, überlassen Sie doch solche Artikel dem "Blick", "Kirche heute" ist für Informationen der Kirchgemeinden da und nicht, um einen verstorbenen Papst zu kritisieren.
Jürg Hüttenmoser, Kirchenrat, Sissach

Der grosse Jesus-Papst
Viele römisch-katholische Gläubige sind über die Artikel von Herrn von Arx und von Freau Vogt-Keller in "Kirche heute" entsetzt gewesen. Mit diesen Artikeln haben Sie die Gefühle vieler römisch-katholischer Gläubigen verletzt. Schwierig sind nur unqualifizierte und nicht fundierte Äusserungen zu Messgwändern (→Kiq-Kl: Kleider (Kleidung) und Amtsstücke des Papstes: HK, S. 206; Hans Küng, Ist die Kirche noch zu retten? Seite 201) und zu den roten Schuhen (symbolisch das *Blut der Märtyrer). Wenn man nicht mit dem Brauchtum der römisch-katholischen Kirche vertraut ist, sollte man besser keinen Kommentar abgeben. Benedikt XVI. war alles andere als ein schwieriger Papst für die Schweiz. Am 6. Mai 2006 ehrte Papst Benedikt XVI. die Schweizer Garde zum 500-jährigen Bestehen mit einer heiligen Messe ("mit Mut und Treue in die Zukunft blicken"). 2008 hat Benedikt XVI. die erste Schweizerin, die Ordensfrau Maria Bernarda Bütler, heiliggesprochen. In der Amtszeit von Benedikt XVI. fiel auch die Ernennung des Basler Bischofs Kurt Koch zum Kardinal. Ich empfehle beiden Redaktoren, das Interview mit Kardinal Kurt Koch zum Tod von Benedikt XVI. in der Katholischen Wochenzeitung zu lesen. Papst Johannes Paul II. war der grosse Marien-Papst, Papst Benedikt XVI. der grosse Jesus-Papst.
Dirk Ziesemer, Basel
*(Google: Kreuzigung und das Blut Christi. Im Alten Rom gehörten die verschiedenen Schuhfarben, auch rot, zum gesellschaftlichen Status)

OR Nr. 2 vom 13.01.2023, S. 3
Papst Benedikt XVI. hat seine letzte Ruhestätte in den Grotten des Petersdomes gefunden
https://youtube.com/watch?v=x0_QUNwgYmM

Vatikanstadt. Seit Sonntagmorgen, 08.01.2023, ist das Grab von Benedikt XVI. für die Öffentlichkeit zugänglich. Die letzte Ruhestätte des emeritierten Papstes befindet sich in der Nähe des →Petrusgrabes in den Vatikanischen Grotten unter dem Petersdom. Der schlichte weisse Marmorstein trägt die Aufschrift "Benedictus PP XVI.".

Benedikt XVI. fand auf eigenen Wunsch hin in jenem Grab seine letzte Ruhe, in dem bereits sein direkter Vorgänger Johannes Paul II. (1978-2005) und der Konzilspapst Johannes XXIII. (1958-1963) beigesetzt waren. Nach ihren Seligsprechungen wurden sie jedoch in die Basilika überführt: Johannes XXIII. wird seit 2000 in einem gläsernen Sarkophag am Hieronymus-Altar rechts vor dem Mittelgang verehrt, Johannes Paul II. seit 2011 im zweiten Seitenschiff rechts neben der Kapelle der Pietà.

Das Grab von Benedikt XVI. ist während der Öffnungszeiten des Petersdomes von 7.00 bis 18.30 Uhr für Besucher zugänglich. Rund 160 weitere Päpste haben in den Grotten unterhalb der Papstbasilika die letzte Ruhe gefunden.

Am vergangenen Donnerstag, 05.01.2023, war Benedikt XVI. beigesetzt worden. Bereits am Vorabend des Requiems wurde der Leichnam Benedikt XVI. in den ersten von drei Särgen gebettet, einen Sarg aus Zypressenholz. Bei diesem Ritus wurden einige Beigaben in den Sarg gelegt. Münzen aus seiner Amtszeit, seine erzbischöflichen Pallien (über dem Messgewand getragenes weisses Band) von München und Rom und das "Rogitum" (offizielle Urkunde für Benedikt XVI.) in einer Metallkapsel. Auf dieser Urkunde in lateinischer Sprache stehen die Lebensdaten des Verstorbenen. Zudem wurde Benedikt XVI. ein Tuch über das Gesicht gelegt. Diese "Verhüllung des Antlitzes" war von Papst Johannes Paul II. wieder eingeführt worden.

In dem Zypressenholzsarg wurde Benedikt XVI. schliesslich nach dem Requiem in die Grotten gebracht und in einen weiteren Sarg aus Zink gebettet. Dieser wurde anschliessend verschweisst und versiegelt und in einen dritten Sarg aus Eichenholz gehoben und ins Grab hinabgelassen. 
→Konservierung

Kath. Wochenzeitung Baden 3/2023 Januar, S. 6, Roland Noé aus Rom
Die Stunde des Todes von Benedikt - ein Gamechanger für die Kirche (Gamechanger: männliche Person, die die bisher geltenden Regeln und Mechanismen [grundlegend] verändert)

Benedikt XVI. ist jetzt mächtiger als je zuvor. Der Tod von Benedikt ist keine Trauerstunde, sondern eine Stunde, die alles verändern kann - Benedikts "Heerschar" traf sich vergangene Woche in Rom und steht bereit.

Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen", meint der bayrische Komiker Karl Valentin vor vielen Jahren. Daher hier mein Versuch eines persönlichen Rückblicks auf Benedikt XVI. und der Versuch, noch gewisse Aspekte aufzuzeigen, die noch nicht gesagt wurden. "... also da ist ja schon spooky (gespenstisch), dass du am 28.12 das Sterbedatum wusstest ..." erzählte mir ein Mitarbeiter von "kath.net", nachdem am 28. Dezember nach Bekanntgabe eine Geschichte zum Ableben von Benedikt XVI. vorbereitete und diese in unserem kath.net-System auf den 31. Dezember reinstellte. Benedikt XVI. war ein treuer Begleiter von kath.net, der uns nicht nur mehrere Besuche als amtierender Papst und auch danach gewährte, sondern uns auch unterstützte, sowohl geistlich als auch materiell. So war unser Papst emeritus der erste Papst, der zum Spenderkreis von kath.net gezählt hat.

Mit dem Tod von Benedikt XVI. endet keine Ära. Nein, diese beginnt jetzt, wenn man den Blick etwas weitet und die himmlischen Dimensionen einschaltet.  Und die "Heerscharen von Benedikt" standen in Rom bei seinem Begräbnis scnon bereit. (...)

Kath. Wochenzeitung Baden 4/2023 Januar, S. 4, Martin Meier-Schnüriger
Benedikt und Silvester oder Himmelfahrtsgedanken an der Krippe

Die Geschichte schreibt bisweilen merkwürdige, skurrile (sonderbare), bedenkenswerte Begebenheiten. Zufall? Wer Gott als den Urheber und Lenker der Geschichte in Rechnung stellt, sieht mehr dahinter ...

Als Papst emeritus (von der Lehrtätigkeit entbundene) Benedikt XVI. am 31.12.2022 mit den sein Leben und sein Pontifikat zusammenfassenden Worten "Signore, ti amo" verstarb, ereignete sich wieder einmal eine jener historischen "Zufälligkeiten", die uns zu denken geben sollten. Der grosse Mahner der Entweltlichung der Kirche legte sein Leben nämlich just an jenem Tage in Gottes Hände zurück, an dem diese Kirche des Mannes gedenkt, mit dem ihre Verweltlichung begann.
Nicht dass Papst Silvester I. (Papst von 314 bis 335: →P-Park, Erweiterte Themen, Päpste, ihre Pontiikate K-Z, Silvester I.) dies geplant oder auch nur vorausgesehen hatte. Er war - auch das ein historischer "Zufall" - einfach derjenige, der zur gleichen Zeit auf dem Stuhl Petri sass, als Kaiser Konstantin (→Konl-Konz, Konstantin) die Christenverfolgung seiner Vorgänger aufgab und das Christentum als gleichberechtigte Religion neben den zahlreichen anderen Glaubensgemeinschaften, die es damals im Römischen Reich gab, tolerierte.

Der Kaiser hatte eingesehen, dass das Christentum mit Gewalt nicht zu unterdrücken war. Also ging er daran, sich die Christen zu Verbündeten zu machen. Er beliess es nicht bei der blossen Tolerierung, sondern verschaffte ihnen Privilegien (Sonderrechte). Die Folgen für die Kirche waren zwiespältig. Einerseits konnte sie sich nun entfalten und aufblühen; die Zeit der Katakomben war vorüber. Andererseits aber drängten sich mehr und mehr Menschen zur Taufe, die zwar Christen werden, aber nicht unbedingt sein wollten. Ihnen ging es nicht um die Schätze im Himmelreich, sondern um höchst irdische Annehmlichkeiten wie Geld und Macht.

Joseph Ratzinger hat als Priester, Theologe, Bischof, Präfekt der Glaubenskongregation und schliesslich als Papst unermüdlich den Finger auf diese Wunde gelegt, von der sich die Kirche bis heute nie mehr richtig erholte. (...)

Kath. Wochenzeitung Baden 4/2023 Januar, S. 5
"Papst Benedikt XVI. gehört zum Weltkulturerbe"

Bei "beispielloser medialer Rufmordkampagnen hielt das deutsche Episkopat sehr still" - "Der mediale Kampf gegen ihn scheint auch posthum (nach jemandes Tod erfolgend) weiterzugehen", z. B. in "negativen Narrativen (erzählenden Formen) in Nachrufen". 

Das starke Herz eines grossen Theologen, Kirchenlehrers, Bischofs und Papstes hat aufgehört zu schlagen. Der emeritierte Pontifex (Oberpriester in Rom der Antike) Benedikt XVI. ist heimgegangen zum Herrn. Er kann nun schauen, was er immer geglaubt hat. Man muss hoch greifen, um Persönlichkeiten, Leben und Werk von Papst Benedikt XVI. - 1927 in Bayern unter dem Namen Joseph Ratzinger geboren - angemessen zu würdigen. Joseph Ratzinger war Bayer, Bischof und Kirchenlehrer - und seit den Päpsten Leo dem Grossen (+461) und Gregor dem Grossen (+604) der herausragende Theologe und Denker auf dem Papstthron.

Die Bewahrung des christlichen Europas und das Werben für eine von christlichen Werten geprägte Welt war für ihn Aufgabe und Herausforderung zugleich. Er wusste sich darin einig mit dem legendären Kaisersohn und langjährigen CSU-Politiker Otto von Habsburg (1912-2011).  Dieser warnte schon in den 1980er Jahren, Europa werde im 21. Jahrhundert christlich sein - oder es werde nicht mehr Europa sein.  Joseph Ratzinger sah dies ähnlich.  Er wirkte unbeirrt als Missionar, der die christliche Botschaft in Treue zur Lehre und Tradition vermittelte, gleichzeitig aber in beispielloser intellektueller Brillanz auch vor Vernunft und Gegenwart zu verantworten verstand. (...)
Jürgen Henkel, evangelischer Pfarrer

Kath. Wochenzeitung Baden 4/2023, Januar, S. 11
Benedikt hielt Mahlfeier mit Protestanten für theologisch unmöglich

Posthume (nach jemandes Tod erfolgen) Mahnung des am Silvestertag verstorbenen Papstes in neuem Buch mit teils bislang nicht öffentlich zugänglichen Aufsätzen von Benedikt XVI. erschienen.

Der frühere Papst Benedikt XVI. hielt eine gemeinsame Mahlfeier von Katholiken und Protestanten wegen grundlegender Unterschiede für unmöglich. Seine Überlegungen zu diesem Thema hat er in einem Aufsatz verarbeitet, der in dem am 18. Januar posthum erschienenen Buch "Was ist das Christentum?" enthalten ist.

Teile des Aufsatzes waren bereits 2020 in einem Buch erschienen, das zu grossen Teilen Kardinal Robert Sarah geschrieben hatte. Die Auseinandersetzung mit dem Protestantismus ist jedoch neu. Benedikt XVI. beklagt in dem jetzt veröffentlichten Text, dass sich das zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) "nicht mit der grundsätzlichen Infragestellung des katholischen Priestertums durch  die Reformation des 16. Jahrhunderts auseinandergesetzt" habe. (...)

OR Nr. 7/8 vom 17.02.2023, S. 3
Grosses geistliches Erbe

Vatikanstadt. Sechs Wochen nach dem Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. ist im Vatikan im Rahmen einer heiligen Messe des Verstorbenen gedacht worden. Der Gottesdienst am Freitagabend, 10.02.2023, in der Kirche des deutschen Priesterkollegs Campo Santo Teutonico zelebrierte der Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre, Kardinal Luis Ladaria.

Joseph Ratzinger, der von 2005 bis 2013 die katholische Kirche als Benedikt XVI. leitete, war am Silverstertag im Alter von 95 Jahren gestorben. Vor zehn Jahren, am 11.02.2013, hatte er in einer überraschenden Geste seine Abdankung angekündigt.

Der Schweizer Kardinal Kurt Koch hob in seiner verlesenen Predigt die Bedeutung der gottesdienstlichen Feier in der Theologie Josef Ratzingers hervor, wonach "Kirche und Liturgie geradezu identisch" seien, "in der Zentralität des Gottesdienstes liegt ein grosses Erbe, das Papst Benedikt XVI. uns hinterlässt", so der Präfekt des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen, der krankheitsbedingt nicht an der Messe teilnahm. Benedikt XVI. sei "der berechtigten Überzeugung gewesen, dass alle gewiss notwendigen  Erneuerungen  der Kirche von einer tiefgehenden geistlichen Erneuerung der Liturgie ausgehen muss".

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestscheiz 9-10/2023 Februar, S. 5
Auch ein Papst darf kritisiert werden

Zur Würdigung Benedikts XVI. in "Kirche heute" 3-4/2023. Die Kritik der Herren Appius, Ziesemer und Hüttenmoser an den Aussagen von Frau Vogt-Kohler und Herrn von Arx zur Würdigung Benedikts XVI. ist übertrieben. Sicher teilen tausende Katholikinnen und Katholiken den ursprünglichen Text und sind mit der daran geäusserten Kritik nicht einversanden. Es ist doch selbstverständlich, dass auch ein Papst in "Kirche heute" kritisiert werden darf. Jeder Gläubige hat sein eigene Hoffnung und Wünsche. Diese blieben durch Benedikt unerfüllt.
Nelly Erdin, Basel

Kath. Wochenzeitung Baden 10/2023 März, S. 14
Joseph Ratzinger und die Stasi

Die Aufarbeitung der Stasi-Unterlagen ergab, "dass Joseph Ratzinger bereits seit Mitte der 1970er Jahre im Visier des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR gewesen war". (...)
Karin Wollschläger/Vatikan Magazin

Kath. Wochenzeitung Baden 17/2023, S. 9, Solène Tadié
Brague über Benedikt XVI.: Warum echter "Progressivismus" zu den Quellen des Glaubens will

Der bekannte französische Philosoph Remi Brague, der in den Jahren nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil mit dem späteren Papst Benedikt XVI. zu tun hatte, spricht über die wichtigsten Aspekte seines Vermächtnisses sowie die Missverständnisse, die sein Denken und sein Werk umgeben. 

Obwohl die  intellektuelle Statur Benedikts XVI. selbst von vielen seiner erbittertsten Gegner anerkannt wird, bleibt das Wesen seines Denkens Gegenstand unterschiedlichster Interpretationen, dessen Subsilität (Feinheit) sich nicht einfch etikettieren lassen will. (...)

OR Nr. 23 vom 09.06.2023, S. 3
Rosenheim. "Die Erinnerung bleibt. Papst Benedikt XVI. und seine Bayern" heisst das Gedenkbuch, das Günter Reichelt, der Schatzmeister der Bayerischen Gebirgsschützen, unmittelbar nach dem Tod des emeritierten Papstes herausgegeben hat. Auf 228 Seiten und grösstenteils mit farbigen Abbildungen ausgestattet gibt es sachkundig Einblicke in die Beziehung, die Benedikt XVI. über  Jahrzehnte zu seinen Landsleuten und den Gebirgsschützen pflegte. Das Buch wendet sich aber nicht nur an Mitglieder und Freunde des Traditionsbundes, sondern auch  an Rom, am Vatikan und am Papst Interessierte. 

Kath. Wochenzeitung Baden 26/2023 Juni,S. 6
Manfred Lütz kürzt Ratzingers "Einführung in das Christentum"

Die "Einführung in das Christentum" gilt als absoluter Klassiker aus der Feder Josef Ratzingers. Nun hat Autor Manfred Lütz eine Neufassung des 55 Jahre alten Werks angefertigt. Den Segen dazu bekam er noch vom verstorbenen Benedikt XVI. (....)

Kath. Wochenzeitung Baden 36/2023 September, S. 9, Anna Diouf
Eine Theologie, die zu Gott führt - Tagung befasst sich mit Benedikt XVI.

"Seine Theologie führt zu Gott."- So beantwortet Ralph Weimann, Theologieprofessor aus Rom, kurz und prägnant die Frage, was das prägendste Moment der Theologie Benedikts XVI. sei. Eine knappe und doch hinreichende Begründung, warum es sich lohnt, Theologie zu untersuchen und zu ergründen. (...)

OR Nr. 45 vom 10.11.2023, S. 4
Die Theologen Pablo Blanco Sarto (59) und Francesc Torralba (56) werden mit dem diesjährigen Ratzinger-Preis ausgezeichnet. Das teilte die "Vatikanische Stiftung Joseph Ratzinger - Benedikt XVI." am 03.11.2023 mit. Der Ratzinger-Preis wird seit 2011 jährlich für herausragende Beiträge zum wissenschaftlich-theologischen Diskurs vergeben. Am 30.11.2023 wird Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin den Preis im Vatikan überreichen.

Kath. Wochenzeitung Baden 47/2023 November, S. 14, Inge Borchert-Busche
Ein jüdischer Philosoph über Benedikt XVI.

Der französische Philosoph Alain Finkielkraut (73) gehört zu den grössten europäischen Denkern der Gegenwart. Im Gespräch mit der Tagespost bekennt der jüdisch-stämmige Philosoph seine tiefe Bewunderung für den verstorbenen Papst Benedikt XVI. (...)

OR Nr. 1 vom 05.01.2024, S. 3
Gedenkmesse zum ersten Todestag von Papst Benedikt XVI.

Vatikanstadt. Anlässlich des ersten Todestages von Papst Benedikt XVI. hat sein langjähriger Privsekretär, Erzbischof Georg Gänswein, am Sonntag, 31. Dezember 2023, einen Gottesdienst im Petersdom gefeiert. Mit ihm konzelebrierten unter anderem die deutschsprachigen Kardinäle Gerhard Müller und Kurt Koch. (...)

Papst Benedikt XVI. verstarb am 31.12.2022 im Alter von 95 Jahren. Er war 2005 zum 265. Nachfolger des heiligen Apostels Petrus gewählt worden und verzichtete 2013 auf sein Amt.

OR Nr. 2 vom 12.01.2024, S. 6
Komplexe Persönlichkeit mit persönlicher Tiefe und Demut

Zürich/Vatikanstadt. Als eine "komplexe (viele verschiedene Dinge umfassend) Persönlichkeit" und zugleich einen "sehr sensiblen und aufmerksamen Papst" hat Kurienkardinal Kurt Koch den vor  einem Jahr verstorbenen Benedikt XVI. gewürdigt. In Benedidkt seien drei Eigenschaften zusammengekommen, die "selten in einer Person zusammen anzutreffen sind. Er ist erstens ein feiner und demütiger Mensch, zweitens ein tief gläubiger Christ, Priester, Bischof  und drittens ein gebildeter und intelligenter Theologe gewesen", sagte Koch im Interview mit dem Schweizer Portal kath.ch. Papst Franziskus habe das theologische Lebenswerk von Papst Benedikt XVI. mit Recht als "Theologie auf Knien" gewürdigt, weil er nicht nur "ein herausragender Theologe und Lehrmeister des Glaubens" gewesen sei, sondern auch ein "Mann, der wirklich glaubt und betet". Wolle man "gerecht" über Benedikt urteilen, "muss man diese drei Eigenschaften zusammen sehen", so Koch.

Persönlich habe ihn ausserdem immer beeindruckt, wie sehr "der Dialog zwischen Glaube und Vernunft Joseph Ratzinger Benedikt XVI. ein wichtiges Anliegen gewesen ist". Benedikt sei überzeugt gewesen, "dass Glaube und Vernunft aufeinander angewiesen sind und dass nur im wechselseitigen Dialog Krankheiten des Glaubens vermieden werden können". Kardinal Kurt Koch ist Präsident des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen und wurde 2010 vom damaligen Papst Benedikt XVI. auf diesen Posten berufen.

Kath. Wochenzeitung 6/2024 Februar, S. 10, Martin Grünewald
"Ratzinger war seit jeher ein Stein des Anstosses": Papstbiograf Seewald bei KHKT-Tagung.

Panzerkardinal, Grossinquisitor (oberster Richter) und Konzilsverräter - Joseph Ratzinger bildete seit jeher einen Stein des Anstosses, an dem sich die Geister schieden. Jetzt zogen Wissenschaftler Bilanz, ob er auch Wesentliches zur Weiterentwicklung der katholischen Soziallehre beigetragen hat.

Mit dabei: Peter Seewald, der ihn 30 Jahre als Journalist begleitete und vier Interview-Bücher mit ihm veröffentlichte. Seewald bezeichnete Papst Benedikt XVI. als -  neben Karol Wojtyla - den am meisten bekämpften Religionsführer weltweit.

Sind von einem Fundamentaltheologen (Grundsatztheologen) und Dogmatiker (unkritischer Verfechter einer Lehrmeinung) wie Ratzinger ernsthafte Beiträge zur Fortentwicklung der Katholischen Soziallehre zu erwarten? "Das sozialethische Erbe von Joseph Ratzinger/Benedikt XVI." war das Thema einer Veranstaltung an der Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT), die gemeinsam mit den Kooperationspartnern - dem Institut für ökonomische Bildung der Universität Münster sowie der Joseph-Höffner-Gesellschaft für christliche Soziallehre - vom 22. bis 23. Januar 2024 durchgeführt wurde. (...) Es folgt Text in fett:

- Während die einen Ratzinger als Ikone (Kultbild) der Rechtsgläubigkeit, den Leuchtturm der Catolica feierten, sahen ihn die anderen als den personifizierten Rückschritt, den es auch mit unlauteren Mitteln zu bekämpfen galt.

- Bereits die erste Begegnung mit dem bescheidenen und verletzlich wirkenden Mann in Rom, der grosse Menschlichkeit ausstrahlte, brachte die vorgefasste Meinung des kritischen Journalisten ins Wanken.

- Ratzingers Credo (Überzeugung) laut Seewald: "Die Kirche hat von Christus her ihr Licht. Wenn  sie dieses Licht nicht auffängt und weitergibt, ist sie nur ein glanzloser Klumpen Erde."

- Diese Kirche sei "nicht mehr wie einst Kirche aus den Heiden, die zu Christus geworden sind, sondern Kirche von Heiden, die sich noch Christus nennen, aber in Wahrheit zu Heiden wurden." Erstmals verwandte Ratzinger hier den Begriff "Entweltlichung".

"Den Preis für seine Souveränität bezahlte Ratzinger mit dem Verzicht auf allgemeine Anerkennung."


→P-Park, Erweiterte Themen: Päpste, ihre Pontikate A-G, Benedikt XVI.
→P-Park, Erweiterte Themen, Päpste, ihre Pontiikate K-Z, Silvester I.

→Papst                                            
→Englisch Andreas, Franziskus      
→Franziskus
→Zölibat (14.01.2020)                       
→Gänswein                
→H bis N, Mis - Mit (Missbrauchsfälle, Vertuschungen ab 2010)
→W, Erweiterte Themen: Worte von Papst Benedikt XVI.
→Weltkirche (6/2023 Februar)
→Priesteramtskandidaten (6/2023 Februar)
→Peterskirche, Blitz-Einschlag in Kuppel (am Schlusse, Video)
→Glaubenskongregation, Befreiungstheologie, Spiegel 3/2023

Bene merenti, päpstliche Verdienstauszeichnung

→O-Ord, Orden und Verdienstauszeichnungen des Heiligen Stuhles

Benzintankstellen IP  auf Vatikangebiet

Benzin vom italienischen Staat (Italien Petroleum), ohne italienische Steuern

Sie befinden sich zwischen Peterskirche-Ende und dem Palast Hl. Carl (San Carlo) auf der Piazza S. Martha und eine neue vor dem Ausgang Santa Rosa hinter S. Anna.  Sie werden rege benutzt von den Vatikaneinwohnern und Vatikanangestellten bzw. von Personen mit vatikanischer Tessera (Ausweis). Dazu gehört vermutlich das ganze Bodenpersonal der  kath. Kirche Roms… Diese Tessera gilt ausschliesslich für den Benzinbezug. Kanister auffüllen verboten, gilt auch in Italien.

Preis je Liter Benzin normal: etwa 75 Cents (etwa CHF 1.10), d. h. etwa 30 % billiger als in der Stadt Rom (über Euro 1.05/Liter) bzw. etwa über 10 % billiger als in der Schweiz (Nov. 2006). So preisgünstig wie auf den Inseln Bahrain im Persischen Golf, wo Benzin gefördert wird.

An der Via delle mura (am westlichen Fusse des Gianicolo) steht auf exterritorialem Gebiet ein weitere Vatikan-Tankstelle. Sie kann nur von Vatikan-Tesserainhaber/innen zu gleichen Preisen bedient werden. Auch in S. Giovanni in Laterano und  in Castel Gandolfo gilt dasselbe.

Beratergruppe C8 des Papstes

→Kardinals-Kip, Kardinalsrat

Berliner Mauer

→Mauer

Berufe, Werkstätten im Vatikan

→Werkstätten     
→Floreria

Besuche(r) beim Papst

→Anticamera

Billette für Generalaudienzen:

→T, Tickets

Bettolino (Gästekantine) der Schweizergarde

→Verpflegung

Bewaffnung im Vatikanstaat

Gendarmen: Jeder Gendarm trägt eine Pistole

Schweizergarde: Jeder trägt ein Reizstoff-Sprühgerät, Unteroffiziere und Offiziere eine Schweizer Armee-Pistole. Schiesstraining mit Pistole und  Sturmgewehr auf italienischem Boden. Auf den Wachposten sind Sturmgewehr, Schutzmasken und Munition vorzufinden.
–  Garde: Selbstverteidigungsschule mit Wiederholungskursen. Magglinger-Tests

Über 250 Mann auf vatikanischem Staats- und Hoheitsgebiet sind bewaffnet. Die Einwohnerzahl des Vatikanstaates liege zwischen 450 und 550.

Rede von Oberst Christoph Graf, 08.2017, in Solothurn
Neuster Stand der Garde:

  • Anschaffung neuer Pistolen. Jeder Gardist wird künftig mit einer Pistole ausgerüstet
  • Anschaffung Taser (Elektroschock-Pistole)
  • Papstreisen: Neu ist ein erweitertes Detachement der Garde im Einsatz. Bei Auslandreisen: 4 Gardisten als Vordetachement und 2 Offiziere als Begleitung. In Italien: bis zu 10 Offiziere und Unteroffiziere
  • Papst Franziskus wünscht, dass auf Reisen der Bestand der Gardisten und Gendarmen künftig gleich gross ist.

    →Sch, Schweizergarde
    →Startseite, Schweizergarde

Bewegungen/Movimenti der kath. Kirche

→Gruppierungen