Tatsachen und Meinungen R

Erweiterte Themen

Radio EWTN International

Kath. Wochenzeitung Baden Nr. 15 vom 13.04.2012

WEWN, der Radiosender des weltweit grössten katholischen Fernsehsenders EWTN (Eternal Word Television Network), feiert sein 20-jähriges Bestehen. Am 7. März 1992 war der Radiosender, gegründet ebenso wie EWTN von der Franziskanerklarissin Mutter Angelica (Angelica Rizzo PCPA, *20.04.1923 in Canton, Ohio, +27.03.2016), erstmals „on air“ gegangen. Das berichtet der National Catholic Register.

Inzwischen hat der Sender EWTN 187 Partnerunternehmen. EWTN-Radio erreicht über 130 Millionen Zuhörer. Von den 35 regionalen Radiomärkten der USA kann EWTN-Radio in 19 empfangen werden. „Wahrscheinlich wäre heute niemand von uns Mitarbeitern der katholischen Radios hier, ohne Mutter Angelica und ihr Engagement, Programmgestaltung über Satelliten für jeden bereitzustellen, der eine AM- oder FM-Radiostation starten kann“, berichtet Douglas Shermann, Präsident der Zweiggesellschaft Immaculate Heart Radio. Ein Ausbau der Stationen erfolgt laufend. „Wir haben zwei Aufgaben: in den Himmel zu kommen und so viele Menschen wie möglich mitzunehmen“, bringt es Mitarbeiter Philip Rivers, Quarterback bei den San Diego Chargers, auf den Punkt. „Eine einfache Radiostation hat Einfluss auf Millionen.“

Erzbischof Joseph Naumann von Kansas City sagt: „ Ich denke, der Herr stattet uns in diesem Augenblick mit diesem sehr machtvollen und effektiven Mittel aus, um unser Volk zu erziehen. Ich betrachte katholisches Radio als das effektivste Mittel zur Erwachsenenbildung, das ich habe.“ Es sei ein sehr niederschwelliger Zugang für Menschen, die nicht mit dem Glauben vertraut sind.

EWTN-Fernsehen im Internet: EWTN, dann livestream

Radio Gloria (Schweiz)

https://radiogloria.ch   (auf Sendung)

Kath. Wochenzeitung Baden 37/2018 September, S. 11
Radio Gloria – 10 Jahre katholisches Radio für die Schweiz

(…) Nach dem rudimentären Beginn läuft seit dem 13. Mai 2008 – dem Fatimatag – das Vollprogramm vom Studio im Kloster Baldegg (Kt. Luzern) und bereichert die Medienlandschaft in der Deutschschweiz und im Wallis mit einem informativen und unterhaltsamen katholischen Programm: Gottesdienste und Gebetsstunden, Lebenshilfe-Sendungen, Katechesen, Familiensendungen, Kinder- und Jugendsendungen, Nachrichten aus Kirche und Welt. Radio Gloria will die modernen Medien (Digitalradio, DAB+, Satellit, Kabelnetz, Internet) für die lebendige, inspirierende und hoffnungsvolle Botschaft Christi benützen. Pfr.-Adm. Daniel Bühlmann, Geistlicher Begleiter von Radio Gloria.

Radio Vatikan (neu: Vatican News)

Radio Vatikan, erste Schritte 1931. Video, 1 Min. 13:
https://youtube.com/watch?v=KO_Z7guNZCc

Pius XI. eröffnet Radio Vatikan. Video, 50 sec.:
https://vaticannews.va/de/vatikan/news/2019-02/12-februar-1931-papst-pius-xi-live-radio-vatikan.html

Geschichte des 'Radio Vatikan' in Bildern:
https://vaticannews.va/de/epg.html#onair

Radio Vatikan direkt
https://vaticannews.va/de/epg.html#schedules

Tel. Administration: 0039 06 698 838 22, Deutsches Programm:0039 06 698 841 01. 400 Mitarbeiter, Stand Anfang 2014. 18.12.2020: 36 Sprachen

Radio Vatikan ist ein internationales Radioprogramm des Heiligen Stuhles (also nicht des Staates), das die Aufgabe hat, über die Tätigkeiten des Vatikan, der römisch-katholischen Kirche und allgemein über andere Kirchen zu berichten sowie die katholische Lehre weiterzutragen.

Der erste Rundfunksender wurde im Vatikan (in den Gärten unterhalb des Johannes-Turm) am 12.02. 1931 eingeweiht von Guglielmo Marchoni mit den ersten lateinischen Worten von Pius XI. (1922-39). 1957: Einweihung von Santa Maria di Galeria: ~20 km nördlich von Rom mit riesigem Mastenareal für Mittel- und Kurzwellensendungen grösserer Reichweite (Parzellenbesitzer: Universität Gregoriana bzw. Vatikan).

Die Direktion verwaltet im Vatikan mit Sendebüros vor der Engelsburg, Piazza Pia. Die Produktion befindet sich im Palazzino Leone XIII in den vatikanischen Gärten, oberhalb des Adlerbrunnens. Die Leitung des Senders ist an die Jesuiten übertragen.

Übersicht über die Programme und Sendesprachen (in 47 Sprachen weltweit, Stand 2007):

Kanal 1
Radio Vaticana „One-O-Five“: Italienisch, Französisch, Englisch und Spanisch

Kanal 2
Deutsch (Nachrichten 16 Uhr), Arabisch, Tschechisch, Kroatisch, Esperanto,
Französisch, Englisch, Italienisch, Polnisch, Portugiesisch, Slowakisch, Slowenisch,
Spanisch, Ungarisch

Kanal 3
Albanisch, Arabisch, Armenisch, Weissrussisch, Bulgarisch, Esperanto, Philippinisch,
Französisch, Englisch, Lettisch, Litauisch, Rumänisch, Russisch, Skandinavisch,
Ukrainisch

Kanal 4
Amharisch, Chinesisch, Französisch (Afrika), Japanisch, Hindi, Englisch (Afrika),
Englisch (Indien), Swahili, Malealam, Portugiesisch (Afrika), Somalisch, Spanisch,
Tamilisch, Tigri, Vietnamesisch

Kanal 5
Deutsch (Magazin ab 18 Uhr), Arabisch, Französisch, Englisch, Italienisch

Sendungen in Deutsch täglich fest: 16.00 Uhr, 20.20 Uhr, 6.20 Uhr: 5885 kHz, 7190 kHz, 7250 kHz.
Im Internet 24 Stunden lang: 

https://www.radiovaticana.de

OR (L'Osservatore Romano) vom 29. Mai 2009
Radio Vatikan, seit 78 Jahren der Sender des Papstes, will sich künftig auch über Werbung finanzieren. Das teilten der Generaldirektor P. Federico Lombardi SJ und der Verwaltungschef Alberto Gasbarri bei einer Pressekonferenz mit. Das Projekt, das am 6. Juli 2009 beginnen soll, gilt den Angaben zufolge vorerst nur den UKW-Kanal 105. Die auf Mittel- und Kurzwelle verbreiteten Programme in etwa 40 unterschiedlichen Sprachen seien nicht betroffen. Als erster wird der italienische Energiekonzern Enel Werbespots in fünf Sprachen ausstrahlen.

OR Nr. 7 vom 18.02.2011
Der Generaldirektor von Radio Vatikan, P. Frederico Lombardi SJ, kündigte einen neuen Dienst namens „Vatican Tic“ an. Dieses System auf der Internetseite des Senders biete eine Kalender- und Suchfunktion für Termine des Papstes und liste alle veröffentlichten Beiträge dazu auf. „Vatican Tic“ könne leicht mit der neuen Informationsseite des Vatikan verbunden werden, die derzeit vom Päpstlichen Rat für die sozialen Kommunikationsmittel entwickelt werde, erklärte P. Lombardi.

Via Kurzwelle, Satellit und Internet verbreitet Radio Vatikan regelmässige Sendungen in 45 Sprachen. Zu jährlich knapp 150 Live-Übertragungen von Papstzeremonien kommen ein nachrichtlich-kulturelles Programm sowie Liturgiesendungen und Musik.

Alexander Smoltczyk, Vatikanistan, S. 123
Oben auf dem Monte Vaticano angekommen, weht der Wind schon heftiger, und karger Fels stösst sich an der Viale della Radio aus der Parklandschaft, Ein gewaltiges, metallenes Kreuz reckt sich in den Himmel (WA: in der Zwischenzeit mehrere Anlagen, Mai 2011). Es ist die Sendeanlage von Radio Vatikan.

Am 12. Februar 1931 um 16.49 Uhr war überall auf der Welt eine Stimme zu hören, es war die Stimme des Papstes Pius XI. (1922-39), und sie war allgegenwärtig, klar und klug. Das Wunder war allerdings nur einem Bologneser Bauernsohn namens Guglielmo Marconi zu verdanken, dem Erfinder des Radios – und Konstrukteur des Senders „Radio Vatikan“: „Indem wir uns von diesem Ort aus als Erster“, so sprach der Papst, „der wunderbaren Erfindung Marconis bedienen dürfen, wenden wir uns an die ganze Welt und an alle Menschen. Wir verkünden ihnen mit den Worten der Heiligen Schrift: Höret o Himmel, was ich zu sagen habe. Die Erde hörte die Worte aus meinem Munde. O höret alle Völker.“ Auf Kurzwelle, Meter-Band 19,84 und 50,26 m.

Marconi selbst erklärte, nicht weniger ergriffen: „Die elektrischen Wellen werden in alle Welt, durch den Raum Sein Wort des Friedens und des Segens tragen. Rund 20 Jahrhunderte lang hat der Pontifex Roms die Welt das Wort Seines Göttlichen Lehramtes hören lassen. Aber dies ist das erste Mal, dass Seine lebendige Stimme gleichzeitig auf der ganzen Erdoberfläche wahrgenommen werden kann. Mit der Hilfe Gottes, der so viele geheimnisvolle Kräfte der Natur der Menschheit zur Verfügung stellt, konnte ich dieses Instrument erbauen, um den Gläubigen der ganzen Welt den Trost der Stimme des Heiligen Vaters zu spenden.“

Die erste Sendeanlage stand in dem kleinen Gebäude gegenüber des Collegio Etiopico. Dann, im Jahr 1936, zog die päpstliche Sternwarte um ins dunkle Castel Gandolfo, und in der Palazzino Leo XIII. (1878-1903) – benannt nach dem ersten Papst, der je eine Schallplatte besprach – wurden Räume frei. Das Gebäude ist eingefasst von den letzten Resten der alten Leonischen Mauer und ist von weitem an seinem Rundturm mit dem Sendemast darüber zu erkennen.

Zunächst wurde über einen Kurzwellensender von 15 Kilowatt in alle Welt gesendet. Während des 2. Weltkrieges war „Radio Vatikan“ die einzige unabhängige Stimme im Bereich der Achsenmächte (WA: Jeweils am Freitagabend von 19.10 bis 19.25 Uhr strahlte damals „Radio Beromünster/Schweiz“ die von Prof. Jean Rudolf von Salis unzensierte Sendung „Weltchronik“ zum aktuellen Weltgeschehen aus.). Die französische Résistance transkribierte (Sprach- oder Schriftumwandlung) die Sendungen und verbreitete sie. Goebbels drohte des Öftern mit der Erstürmung des Vatikans, falls der Sender sich nicht mässigte (WA: Warnungen von Goebbels auch an die Schweiz). Im Januar 1940 nahm das „Ufficio Informazioni“ seinen Dienst auf, ein Informationsbüro, das bis 1946 1,2 Millionen Suchmeldungen (oder 12’105 Stunden Sendezeit) von Familien ausstrahlte.

Seit jeher beginnt das Programm mit dem Glockenschlag von St. Peter und dem Satz „Laudetur Jesus Christus“ – „Gelobt sei Jesus Christus“.

1957 liess der Papst auf einem extraterritorialen Acker, der dem „Collegium Germanicum et Hungaricum“ gehörte, 18 km von Rom entfernt, bei Santa Maria di Galeria eine grosse Sendeanlage bauen. Eine Drehantenne auf dem Gelände ist über 100 m hoch. Mit den Kurzwellensendern sind alle Teile der Welt erreichbar, die Mittelwellenprogramme sind bei Dämmerung oder Dunkelheit in fast ganz Europa zu hören. Nach jahrelangen Protesten der Anwohner über Elektrosmog wurde 2007 die Ausstrahlung eines Teils der Mittelwellensendungen auf eine Sendeanlage von Radio Montecarlo verlagert.

→Amtssprache

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 26/2012 Juni, S. 2
Radio Vatikan geht ins Netz

Nach 80 Jahren Nachrichtenvermittlung durch das Medium Radio, wird Radio Vatikan seine Nachrichten in Zukunft vermehrt durch das Internet vermitteln. Zum 1. Juli 2012 stellt der Sender den Grossteil seiner Übertragungen durch das Radio ein und setzt stattdessen auf neue Kommunikationstechnologie, insbesondere auf das Internet. Der Sender halbiert zur Jahresmitte seinen Output. Radiosendungen für Amerika und Europa werden eingestellt und nur noch Richtung Afrika und Asien gesendet. Im Internet sind die Nachrichten von Radio Vatikan in 40 Sprachen und 13 Alphabeten zu lesen.

OR Nr. 25 vom 22. Juni 2012, S. 7 (…)
Das vatikanische Übertragungszentrum in Santa Maria di Galeria nördlich von Rom halbiert ab Jahresmitte seinen Output und sendet künftig praktisch nur noch Richtung Afrika und Asien. Das spart dem Papstradio Energiekosten. Es spart zudem Frequenzgebühren und reduziert den Elektrosmog.

Im deutschen Sprachraum werde Radio Vatikan bedeutend häufiger über Internet gehört als über Kurzwelle, sagte der Leiter der deutschsprachigen Abteilung von Radio Vatikan, P. Bernd Hagenkord SJ.

OR Nr. 29 vom 20. Juli 2012, S. 12, Dr. Christine Grafinger
Zum 75. Todestag von Guglielmo Marconi, dem Erfinder der modernen Telekommunikationssysteme und Erbauer der ersten Radiostation im Vatikan (oberhalb des äthiopischen Kollegiums)

Der italienische Naturwissenschaftler Guglielmo Marconi leistete mit seinen Experimenten einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung der modernen Kommunikationssysteme (Radio und Fernsehen). Für seine Forschungen wurde er am 10. Dezember 1909 mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet. Er starb am 20. Juli 1937 an den Folgen eines Schlaganfalls. (…)

Für seine Verdienste erhielt Marconi zu Lebzeiten 12 Ehrenbürgerschaften, 16 Ehrendoktorate und 25 weitere Auszeichnungen höchsten Ranges. Nach einem Schlaganfall am 19. Juli 1937 verstarb er am Morgen des folgenden Tages. Der angesehene Erfinder erhielt ein Staatsbegräbnis, und nach der Fertigstellung des Mausoleums am Familiensitz der Villa Griffone bei Bologna wurde sein Leichnam 1941 dorthin überführt.

Sein Bildnis zierte von 1990 bis zur Einführung des Euro (01.01.2001) den 2000-Lire-Schein. Im Jahre 1938 wurde der Ort Sasso Bolognese in Sasso Marconi umbenannt. Der Flughafen von Bologna trägt auch den Namen Marconi und in Rom wurde eine Universität ihm zu Ehren eingerichtet („Università degli Studi Guglielmo Marconi“). Im Jahre 2009 wurde in Ancona ein Museum zur Erinnerung an den berühmten italienischen Erfinder eröffnet. In Würdigung seiner Leistungen tragen ausserdem der Asteroid (1332) Marconia und ein Mondkrater auf der Rückseite des Mondes seinen Namen.

OR Nr. 42 vom 16.10.2015, S. 4
Radio Vatikan bietet seine Informationen ab 9. Oktober 2015 auch auf Koreanisch an. Diese  sind auf der Webseite des Papstsenders unter kr.radiovaticana.va  abrufbar. Ein Hörprogramm sei derzeit nicht vorgesehen, teilte der Sender mit. Gestaltet wird der Internetauftritt von einer koreanischen Ordensfrau. Das Vorhaben sei seit längerer Zeit geprüft worden und hatte mit dem Papstbesuch in Südkorea im August 2014 neuen Auftrieb erhalten. Die dortige Kirche gilt als besonders dynamisch, etwa 11 % der Südkoreaner sind katholisch. Mit der koreanischen Abteilung unterhält Radio Vatikan nun insgesamt 39 Sprachabteilungen, die in über 40 Sprachen senden.

OR Nr. 8 vom 26.02.2016, S. 4
Neuer Interims-Chef bei Radio Vatikan

Zum Monatsende scheiden der Intendant wie der Verwaltungsdirektor von Radio Vatikan, Jesuitenpater Federico Lombardi (73) und Alberto Gasbarri (70), aus ihren Ämtern aus. Verantwortlicher Leiter des Senders wird ab 1. März 2016 „ad interim“ Giacomo Ghisani, bislang Chef der Abteilung für internationale Zusammenarbeit. Nicht betroffen von dieser Verfügung ist das Amt Lombardis als Leiter des vatikanischen Presseamtes.

Die katholische Nr. 1 im Internet: domradio.de
Mit Gottesdiensten und Auslegung des Evangeliums vom Tage.

OR Nr. 49 vom 08.12.2017, S. 3
Das vatikanische Mediensekretariat und die italienische Vatikanbotschaft werden mit einer grossen Veranstaltung am 15. Dezember 2017 des vor 80 Jahren verstorbenen Radiopioniers und Physik-Nobelpreisträgers Guglielmo Marconi (1874-1937) gedenken. Marconi hatte auch bei der Gründung von Radio Vatikan im Jahre 1931 Pate gestanden.

OR Nr. 49 vom 08.12.2017, S. 4
Radio Vatikan und das römische Gefängnis Rebibbia arbeiten zusammen: In der Adventszeit strahlt der Sender täglich eine 6 Minuten lange Bibelauslegung von Strafgefangenen aus. An dem Projekt mit dem Titel „Il Vangelo dentro“ (Das Evangelium drinnen“) beteiligen sich 11 Insassen der Haftanstalt.

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 19/2018, S. 3
Die Schweizer Stimme bei Vatican News (Radio Vatikan)

Mario Galgano (38) ist in Schwyz geboren und aufgewachsen. Der Historiker war Informationsbeauftragter und Sprecher der Schweizer Bischofskonferenz. Seit 2006 ist er die Schweizer Stimme des deutschsprachigen Programms von Radio Vatikan, das 2017 in Vatican News umgewandelt wurde. Galgano ist verheiratet und hat zwei Töchter.

Bei Vatican News sind laut Galgano 650 Personen angestellt. Damit sei das Medienunternehmen der zweitgrösste Arbeitgeber sowie der grösste Budgetposten im Vatikan (WA: dem Heiligen Stuhl zugeteilt). Radio Vatikan sendet in 40 Sprachen, 7 davon wurden im Rahmen der Reform der vatikanischen Medien bereits in Vatican News überführt (deutsch, italienisch, englisch, französisch, spanisch, portugiesisch un polnisch). Die Medienreform ist nach der Wirtschafts- und  Finanzreform die zweite Etappe der Kurienreform des Papstes. sys

Wikipedia Juni 2015, Mediendikasterium

Seit Juni 2015 sind vom Kardinalrat C9 Vorschläge zu einer Zusammenfassung von 9 Einrichtungen zu einem Medien-Dikasterium des Vatikan:

  1. Vatikanische Druckerei
  2. Tageszeitung L’Osservatore Romano
  3. Vatikanische Verlagsbuchhandlung
  4. Radio Vatikan (Vatican News)
  5. Presseamt des Heiligen Stuhles
  6. Päpstlicher Medienrat
  7. Vatikanisches Fernsehen CTV
  8. Internet-Büro
  9. Fotoservice des L’Osservatore Romano

Die Bezeichnung „Vatican News“ existiert seit 17.12.2017. Darunter versteht man ein mehrsprachiges Nachrichtenportal des Vatikans und damit Nachfolge des bisherigen Auslanddienstes Radio Vatikan. Das Portal umfasst neben dem bisherigen Hörfunk- und Textangebot weitere multimediale Inhalte.

OR Nr. 24 vom 14.06.2019, S. 3
Nachrichtensendung auf Latein

Vatikanstadt. Radio Vatikan hat eine wöchentliche Nachrichtensendung in lateinischer Sprache gestartet. Unter dem Titel „Hebdomada Papae. Notitiae vaticanae latine redditae“ – „Die Woche des Papstes. Vatikanische Nachrichten in lateinischer Sprache“ – funkt der Papstsender künftig jeweils am Samstag 5 Minuten lang in der Sprache Ciceros, wie das Portal „Vatican News“ berichtete. Im deutschsprachigen Kanal wird die Sendung jeweils samstags um 14.10 Uhr zu hören sein. Unter vaticannews.va soll das Programm auch als Podcast verfügbar sein. Bei der Erstellung der Nachrichten arbeitet Radio Vatikan mit einem Büro im vatikanischen Staatssekretariat zusammen, das offizielle Dokumente des Papstes ins Lateinische übersetzt. Auch jene Tweets, die über den päpstlichen Twitter-Kanal auf Latein versendet werden, entstehen dort.

Die deutschsprachige Redaktion von Radio Vatikan/“Vatican News“ bietet bereits seit 15 Jahren auf ihrem Nachrichtenportal eine Auswahl der wichtigsten Nachrichten der Woche auf Lateinisch an – allerdings nur schriftlich, nicht in gesprochener Form. Der Theologe und Kirchenrechtler Gero Weishaupt stellt die Nachrichten zusammen und übersetzt sie.

OR Nr. 24 vom 14.06.2019, S. 3
Nachrichtensendung in Latein

Vatikanstadt. Radio Vatikan hat eine wöchentliche Nachrichtensendung in lateinischer Sprache gestartet. Im deutschsprachigen Raum wird die Sendung jeweils samstags um 14.10 Uhr zu hören sein. (…)

OR Nr. 34 vom 23.08.2019, S. 4
Neuer Leiter der deutschsprachigen Abteilung bei Vatican News

Vatikanstadt. Der Journalist Stefan von Kempis (49) ist neuer Leiter der deutschsprachigen Abteilung von Vatican News und Radio Vatikan. Kempis übernimmt das Amt von Pater Bernd Hagenkord, der nach 10 Jahren Medienarbeit am Vatikan nach München wechselt. Damit steht zum ersten Mal in der Geschichte des 1931 gegründeten Radio Vatikan ein Laie an der Spitze der deutschsprachigen Abteilung.

OR Nr. 1 vom 08.01.2021, S. 3
Vatikanstadt. Das vatikanische Informationsportal Vatican News berichtet seit 18.12.2021 auch auf Hebräisch. Damit ist das multimediale Portal inzwischen in 36 Sprachen verfügbar. „Die hebräische Sprache ist eine symbolisch wichtige Sprache für uns Christen, weil sie zu den Sprachen gehört, die an der Wurzel der Geschichte der Kirche stehen: zusammen mit Griechisch und Aramäisch ist es die Sprache der Heiligen Schrift“, stellt der lateinische Patriarch von Jerusalem, Pierbattista  Pizzaballa, in einer Botschaft zum Start der neuen Website fest.

OR Nr. 7 vom 19.02.2021, S. 11
Radio Vatikan startet zum 90. Geburtstag ein Internetradio

Vatikanstadt. Zum 90-jährigen Bestehen seines Radioprogrammes startet der Vatikan ein Internetradio. Wie das Dikasterium für die Kommunikation mitteilte, wird das Programm zunächst in sieben Sprachen gesendet: Italienisch, Deutsch, Französisch, Englisch, Spanisch, Portugiesisch und Armenisch. Im Laufe des Jahres sollen gut 20 weitere Sprachen dazukommen. Jede Sprache werde ein eigens Webradioprogramm mit viel Musik haben, kündigte der Präfekt des Dikasteriums, Paolo Ruffin, an.

Schon jetzt ist Radio Vatikan über Satellit, Digital-Radio und Kurzwelle zu hören. Auch konnten die täglichen Nachrichtensendungen in Form von Podcasts schon bisher über das Portal www.vaticannews.va angehört werden.

Bekannte Köpfe sind etwa der italienische Jesuit Federico Lombarde als früherer Direktor des Senders, der zeitweise auch als Direktor des Presseamtes des Heiligen Stuhles fungierte. Die deutschsprachige Sektion wurde jahrzehntelang von den Jesuiten Eberhard von Gemmingen und Bernd Hakenkord geleitet. Aktuell leitet  der deutsche Journalist Stefan von Kempis die deutschsprachige Abteilung von Radio Vatican News. Insgesamt sendet Radio Vatican weltweit in 41 Sprachen:

Albanisch, Amharisch, Arabisch, Armenisch, Brasilianisch, Bulgarisch, Chinesisch, Deutsch, Englisch, Esperanto, Ewondo, Französisch, Hindi, Italienisch, Kikongo, Kinyarwanda, Kirundi, Kiswahili, Kroatisch, Lateinisch, Lettisch, Lingala, Malayalam, Malagasy, Polnisch, Portugiesisch, Rumänisch, Russisch, Slowakisch, Slowenisch, Somali, Spanisch, Tamil, Tigrinya, Tschechisch, Tshiluba, Ukrainisch, Ungarisch, Vietnamesisch und Weissrussisch.

Oktober 2021: Nach Mario Galgano, schweizerischer Mitarbeiter von "Vatican News", sei die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Institution auf 650 Personen angewachsen.

OR Nr. 40 vom 07.10.2022, S. 4
Vor 85 Jahren sendete Radio Vatikan erstmals auf Deutsch

Vatikanstadt. Vor 85 Jahren, im September 1937, begann Radio Vatikan mit der regelmässigen Ausstrahlung von Sendungen in deutscher Sprache, einige Monate nach der Enzyklika "Mit brennender Sorge" von Papst Pius XII. Die deutschen Bischöfe hatten ein regelmässiges Programm gewünscht; während des Zweiten Weltkrieges galt Radio Vatikan als Feindsender.

Derzeitige und ehemalige Mitarbeiter der deutschen Redaktion begingen den Jahrestag gemeinsam mit der Leitung des Dikasteriums für die Kommunikation sowie Kollegen aus den anderen Redaktionen, auch zwei Vertreter des Vereins der Freunde von Radio Vatikan waren angereist. Aus diesem Anlass zelebrierte P. Federico Lombardi SJ, der frühere Generaldirektor von Radio Vatikan, eine heilige Messe in der Kapelle von Radio Vatikan. Er untersrich, dass die deutschsprachige Sektion des Radios eine wichtige Brückenfunktion zwischen dem Vatikan und der Kirche in den deutschsprachigen Ländern bilde.

Seit 2015 ist Radio Vatikan Bestandteil des von Papst Franziskus errichteten Dikasteriums für die Kommunikation. 2017 wurde dann der einstige Radiosender mit der Internetplattform Vatican News verschmolzen. Das geschah mit allen Sprachab- teilungen des Senders, der einst überwiegend auf Kurzwelle in alle Kontinente strahlte. Seir drei Jahren leitet Stefan von Kempis (*1970, Bonn) die deutschsprachige Abteilung von Vatican News. 

→Internet     
→Mediendikasterium       
→Zeitung L’Osservatore Romano

Rangordnungen der Kirchen

→Papstbasiliken

Rassendiskriminierung

OR Nr. 26/27 vom 26.06.2020, S. 3
Rassendiskriminierung ist inakzeptabel

Genf/Vatikanstadt. Der Vatikan hat erneut darauf hingewiesen, dass Rassendiskriminierung in allen ihren Formen absolut untragbar sei. In einer Rede bei einer Dringlichkeitsdebatte des UN-Menschenrechtsrates, forderte der Ständige Beobachter des Heiligen Stuhles bei den Vereinten Nationen in Genf, Erzbischof Ivan Jurkovic, alle Staaten dazu auf, „die grundlegenden Menschenrechte jedes Menschen anzuerkennen und zu verteidigen“. Bei der Sitzung ging es um „aktuelle rassistisch motivierte Menschenrechtsverletzungen, systematischen Rassismus, Polizeibrutalität und Gewalt gegen friedliche Proteste“, teilten die Vereinten Nationen mit. „Alle Mitglieder der Menschenrechtsfamilie sind nach dem Bild und dem Gleichnis Gottes geschaffen und somit in ihrer Würde gleich, unabhängig von Zugehörigkeit, Nation, Geschlecht, Herkunft, Kultur oder Religion,  zu der sie gehören“, sagte Vatikanvertreter Jurkovic in seinem Statement.

Es sei an der Zeit, mit den Vorurteilen und dem gegenseitigen Misstrauen Schluss zu machen, die Diskriminierung, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zugrunde liegen. „Niemand darf sich isoliert fühlen, und niemand ist befugt, die Würde und Rechte anderer mit Füssen zu treten. Die unantastbare Würde anderer mit Füssen zu treten, bedeutet in Wirklichkeit, die eigene Würde mit Füssen zu treten“, mahnte der Vatikandiplomat.

OR Nr. 12 vom  26.03.2021, S. 3
Vatikanstadt. Am Internationalen Tag gegen Rassismus, 21.03.2021, hat Papst Franziskus auf die Wandelbarkeit von Diskriminierung hingewiesen. Rassismus sei „ein Virus, das leicht mutiert und eine ständig im Verborgenen lauernde Gefahr darstellt“, schrieb er auf Twitter. „Immer wieder beschämen uns Ausprägungen des Rassismus, die zeigen, dass der gesellschaftliche Fortschritt nicht ein für alle Mal gewährleistet ist.“

Räte, Päpstliche (11): Adressen

Organe mit fördernden Funktionen. Vorsteher: Präsident

    ♦ Piazza di San Calisto Nr. 16 (Trastevere, links neben der Kirche S.
       Maria in  Trastevere):


https://de.wikipedia.org/wiki/Palazzo_di_San_Callisto

1. Päpstlicher Rat „Cor Unum“, Tel. 06 698 871 76
2. Päpstlicher Rat für die Kultur, Tel. 06 698 938 11
3. Päpstlicher Rat für die Familie, Tel. 06 698 872 43 (Juli 2016: wird
    umstrukturiert)
4. Päpstlicher Rat für Gerechtigkeit und Frieden, Tel. 06 698 799 00
5. Päpstlicher Rat für die Laien, Tel. 06 698 871 94
6. Päpstlicher Rat für die Migranten u. Menschen unterwegs, Tel. 06 698
    871 16

    ♦ Piazza Pio XII. Nr. 10 (links, Richtung Petersplatz):

https://alamy.com/stock-photo/piazza-pio-xii.html?sortBy=relevant

7. Päpstlicher Rat für die Interpretation von Gesetzestexten, Tel. 06 698
    840 08

    ♦ Via della Conciliazione Nr. 3 (rechts, Richtung Petersplatz):

https://tripadvisor.ch/Attraction_Review-g187791-d592545-Reviews-Via_della_Conciliazione_Rome_Lazio.html

8. Päpstlicher Rat für die Pastoral im Krankendienst, Tel. 06 698 831 38

     ♦ Via della Conciliazione Nr. 32/34 (rechts, Richtung Petersplatz) bzw. Via
        dell’Erba 1:

 9.  Päpstlicher Rat für den interreligiösen Dialog, Tel. 06 698 843 21
10. Päpstlicher Rat zur Förderung der Einheit der Christen,
      Tel. 0039 06 698  847 94
       →Heiliger Stuhl, 31.01.2020 (Rat)

       ♦ Via della Conciliazione Nr. 5:

11.  Päpstlicher Rat für die sozialen Kommunikationsmittel, Tel. 06 698
       851 27
       Erscheint im Organigramm des OR 30/31 vom 29.07.2016 nicht
       mehr; dafür als Institution das „Kommunikationssekretariat“ mit
       - Fernsehen, Radio
       - Zeitung OR, Verlagsbuchhandlung, Presseamt, Druckerei
       - Fotoservice
       - Internet-Dienst

       ♦ Via della Conciliazione , gegründet im Jahre 2010:

12. Päpstlicher Rat zur Förderung der Neuevangelisierung in der
.     säkularisierten  westlichen Welt

Man kann behaupten, dass sich keine einzige Kongregation (Regierungsorgan),  kein einziger Päpstlicher Rat (mit fördernder Funktion) noch die drei Gerichtshöfe des Heiligen Stuhles auf dem Gebiet des Staates der Vatikanstadt befinden, wohl aber alle auf vatikanischem Hoheitsgebiet in der Stadt Rom.

OR Nr. 43 vom 26.10.2012, S. 3
Der Vatikan regelt die Zuständigkeiten für den Kulturbereich neu. Die bislang eigenständige Päpstliche Kommission für die Kulturgüter der Kirche wird zu einer Abteilung des Päpstlichen Rates für die Kultur, wie der Präsident des Päpstlichen Rates, Kardinal Gianfranco Ravasi, in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung des L'Osservatore Romano ankündigte. Die Umstrukturierung erfolge zum 3. November 2012. Zweck seien die Bündelung der Kompetenzen sowie Synergieeffekte.

→Conciliazione 
→Calisto 
→Kongregationen 
→Organigramm

Rauchverbot im Vatikan

Es wird gehandhabt wie in Italien in Mensen, Museen, Banken, Post (öffentliche Gebäude). Es gilt seit 1. Juli 2002. Das Gesetz gilt auch in vatikanischen Dienstfahrzeugen.

Alexander Smoltczyk
Seit Juli 2002 ist im Vatikan ein Rauchverbot in Kraft, es gilt für Büros und Dienstwagen. Zuwiderhandlungen werden mit Euro 30 bestraft. Die katholische Morallehre hat Rauchen nie als Sünde definiert. Der Katechismus warnt lediglich vor „Nikotinsucht“. Noch Papst Pius IX. (1846-78) hatte 1863 in Trastevere eine Zigarrenfabrik bauen lassen, die lateinische Inschrift ist noch heute über dem Eingang an der Piazza Mastai (zwischen Viale Trastevere und dem Tiber, im Tiberknie) zu lesen: “PIUS IX.OFFICINAM NICOTIANIS FOLIIS ELABORANDIS A SOLO EXTRUXIT. ANNO MDCCCLXIII“. Die Tabakfabrik existiert immer noch. Einer seiner Vorgänger, Benedikt XIV. (1740-58), war selbst ein fanatischer Raucher und schaffte im Kirchenstaat die Tabaksteuer ab. Jüngere Forderungen von Nichtrauchergruppen, das gesamte Staatsgebiet zur tabakfreien Zone zu erklären, hat der Vatikan bislang abgelehnt.

→Drogen

Rechtsordnung, vatikanische

→Strafgesetz

Rechtsquellen von Italien
→Staat der Vatikanstadt, kursiv

Rechtsträger/Rechtskörper des Vatikan
→Bap-Be, Erweiterte Themen: Begriffe Körperschaften  des Vatikan

Redewendungen/Sprichwörter/Redensarten

→Lutheraner (TCS Touring 12/1 Dez16)

Reformierte Christen/Reformation

→Christen(tum), Reformierte Christen, Reformation, Protestanten, Ökumene, Weltreligionen (Ökumene)
→Austritte aus der Kirche
→Evangelische Kirche
→Kirche Schweiz
→Französische Kirche
→Italienische Kirche
→Österreichische Kirche
→Ostkirchen

Reformstau

https://reformiert-zuerich.ch/home/home~1666/kirchgemeinde-zurich-startet-reform-20/70834/?q=neunboerse
https://kath.ch/newsd/am-ende-der-geduld-reformstau-missbrauch-kirchenexodus/

Deutsche Bischofskonferenz berät. Video, 10 Minuten:
https://tagesschau.de/multimedia/video/video-1253068.html

Kath. Wochenzeitung Baden 29/2019 Juli, S. 6
Kardinal Müller: Echte Reform der Kirche heisst Erneuerung in Christus

Der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation übt scharfe Kritik am „Instrumentum laboris“ der Amazonien-Synode und sieht einen Zusammenhang mit dem „synodalen Weg“ der Kirche in Deutschland.
Das Arbeitsdokument der Amazonien-Synode sei in weiten Teilen eine Projektion europäischen theologischen Denkens auf die Amazonienregion. Das sagte Kardinal Müller in einem Interview mit Edward Pentin, dem Vatikankorrespondenten des National Catholic Register.

Müller warnte vor einer Überbewertung des „Instrumentum laboris“. Es sei eine Diskussionsgrundlage und kein lehramtliches Dokument der Kirche. Es sei grösstenteils von Männern mit Wurzeln im deutschsprachigen Raum verfasst und nicht von Menschen aus dem Amazonasgebiet, und es spiegle eine europäische theologische Perspektive wider, dessen Ideen schon vor 30 Jahren aufgetaucht seien.

„Nicht alle diese Ideen sind im Einklang mit grundlegenden Elementen der katholischen Kirche“, sagte Müller (…)

→Franziskus (Ragona, Papst Franziskus, LEBEN, März 2024): Wir müssen viele Neuerungen in Angriff nehmen

Reingewinne Hl. Stuhl, Staat der Vatikanstadt

→Buchstaben Feu – Fi, Erweiterte Themen: „Finanzen, Resultate … Vermögen“
→Buchstaben Feu – Fi, Finanzen Hl. Stuhl und Staat der Vatikanstadt

https://nau.ch/news/wirtschaft/vatikanbank-steigert-gewinn-auf-knapp-30-millionen-euro-66512505

Papst verordnet mehr Transparenz bei den Finanzen. Video, 1 Min.:
https://youtube.com/watch?v=1NYY5N_7w7M

Reiseführer Rom

Wunderschönes Rom. Video, 9 Min. 23:
https://youtube.com/watch?v=ybmezJd5214

Rom in drei Tagen. Video, 37 Min. 48:
https://youtube.com/watch?v=gopwuaW4hHM

OR Nr. 14 vom 8. April 2016, S. 14
Online-Reiseführer durch 2000 Jahre Religion und Kultur in Rom

  • Das römische Kultur- und Tourismusministerium hat einen Online-Reiseführer zum Heiligen Jahr herausgegeben. Er führt auf 20 Routen durch 2000 Jahre Kirchen- und Kulturgeschichte der Ewigen Stadt. Entlang dieser Touren werden insgesamt 354 Sehenswürdigkeiten in kurzen Texten auf Italienisch und Englisch vorgestellt. Beigefügt sind jeweils Smartphone-taugliche Strassenkarten. Auch ein Plan zur Bewältigung der Touren mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist abrufbar. Die Routen durch die 20 Jahrhunderte seien meist gut an einem Tag zu Fuss zu schaffen, heisst es in der Einführung.
    Beispiele von Rundgängen:
  • Erste Route ist den Stadtpatronen Petrus und Pauls gewidmet. Sie führt auf 18 Etappen von der Via Appia mit der Sebastians-Katakombe und der Kirche Quo Vadis zum Marmertinischen Kerker, wo Petrus der Überlieferung nach eingesperrt war, und schliesslich zum über seinem Grab errichteten Petersdom. Ziele des Rückwegs sind die Basilika St. Paul vor den Mauern und die Kirche Tre Fontane, wo Paulus enthauptet wurde.
  • Zweiter Rundgang. Thema: frühchristliche Märtyrer. Kolosseum, Circus Maximus, Basilika der Heiligen Cäcilia.
  • Weitere Route: sie verbindet Kirchen, die über oder in heidnischen Tempeln entstanden sind: Pantheon, Santa Maria in Aracoeli auf dem Kapitol, San Clemente.
  • Andere Touren führen um die Mauern Roms, zu den Obelisken der Stadt, ihren Brunnen, den historischen Gärten oder auch verehrten Ikonen und Bildern.
  • Ein Gang zeigt Bauten und Monumente, die in Heiligen Jahren entstanden sind oder dort eine besondere Rolle spielten: etwa den Ponte Sisto, den Papst Sixtus IV. zum Heiligen Jahr 1475 über den Tiber bauen liess und den Fluchtkorridor vom Vatikan zur Engelsburg, den Alexander VI. zum Jahre 1500 fertigstellte.
  • Auch das Rom Michelangelos, Berninis, Goethes oder Canovas lässt sich entdecken.
  • Originell ist etwa die Tour der Tierfiguren, die bei der Kapitolinischen Wölfin beginnt und vorbei am Pferd Mark Aurels zum Elefanten-Obelisken und den Brunnen der Schildkröten, der Delfine, der Bienen und der Frösche führt.
  • Die Tour der „1’000 Religionen in Rom“ umfasst 16 Etappen, und schliesst den nicht-katholischen Friedhof, die Kirchen verschiedener christlicher Gemeinschaften, das jüdische Viertel, die Grosse Moschee und den Buddhistischen Tempel ein.

Reiseführer in Rom und Umgebung:
martin.utz@virgilio.it   (alt Hauptmann der Schweizergarde)
frowin.bachmann@gmail.com  (alt Hauptmann der Schweizergarde)

Reisen des Papstes

Der Papst reist

  1. Als Staatsoberhaupt des Staates der Vatikanstadt (staatlich). Der Vatikanstaat garantiert völkerrechtlich die Unabhängigkeit des Hl. Stuhles (Lateranvertrag vom 11.02.1929)
  2. Als Völkerrechtssubjekt selbst bzw. als Inhaber des Hl. Stuhles, der nichtstaatliches Subjekt der völkerrechtlichen Beziehungen ist.
  3. Als Oberhaupt der röm. kath. Weltkirche (religiös, Pilger)

Papst Franziskus im Südsudan. Video, 49 sec.:
https://youtube.com/watch?v=5xnTvqrleLY

Papst Franziskus in der Mongolei. Video, 55 sec.:
https://youtube.com/watch?v=yYUXOTniBWQ

OR Nr. 48 vom 01.12.2017, S. 4
Die Leitung der angeschlagenen italienischen Fluggesellschaft Alitalia traf am Sonntag vor dem Abflug nach Myanmar kurz mit Papst Franziskus zusammen. Das hochdefizitäre Luftfahrtunternehmen, das die Päpste seit Jahrzehnten für ihre Reisen nutzen, steht zum Verkauf.

Reisläufer

Schweizer Söldner, barbarisch, geldgierig und gefürchtet.

Wie Schweizer Söldner die Schweiz schufen. Video, 24 Min. 42:
https://youtube.com/watch?v=hact8S6ioXw

Wie die Schweiz zur Weltmacht wurde. Video, 13 Min. 35:
https://youtube.com/watch?v=le_kZmy8u1E

Eidgenossenschaft insgesamt 614’257 Berufssoldaten für Frankreich ausgehoben.
(Prof. Dr. Albert A. Stahel)

→Startseite, Schweizergarde, Armee, die kleinste, eine Korrektur
→Startseite, Schweizergarde: Geschichte der Schweizergarde
→Startseite, Schweizergarde: Wahlspruch der Schweizergarde

Reiterprozessionen des Papstes

https://de.catholicnewsagency.com/article/332/pferde-in-papstlichen-gefilden

Ulrich Nersinger, Liturgien und Zeremonien am Päpstlichen Hof, Seite 315

Die Reiterprozession, die von St. Peter (oder in späteren Zeiten vom Quirinal) zum Lateran zog, war ein feierliches Geschehen, das eine reiche Symbolik in sich trug. Der Papst ritt bei dieser Kavalkade (Reitertrupp-Zug) auf einem weissen Pferd. Dass schon unter Papst Gregor dem Grossen (590-604) dieses Reittier einen festen Platz in den feierlichen Prozessionen des Papstes besass, bezeugt der erste Ordo Romanus. Die Päpste dürften es im Sinne der imitatio Imperii vom römischen Kaiser übernommen haben.

Das päpstliche Pferd sollte möglichst candissimus (glänzend weiss), ein weissgeborenes, d. h. ein *Albino sein. Das Sonnenross des Helios (griech. Sonnengott) und das Staatspferd des römischen Kaisers waren von weisser Farbe. Für die Begründung der Farbe „Weiss“ wurden auch biblische Stellen herausgezogen. Bei der Verklärung Christi „wurden seine Kleider weiss wie Schnee“. – Die Engel bei der Auferstehung und Himmelfahrt Christi trugen weisse Gewänder. – In der Geheimen Offenbarung des Johannes steht Weiss für die vollkommene Reinheit, den Sieg und die ewige Herrlichkeit. – „Dann sah ich den Himmel offen, und siehe, da war ein weisses Pferd, und der, der auf ihm sass, heisst‚ der Treue und Wahrhaftige, berichtet Kapitel 19, Vers 11. usf.

Goldene Glöckchen und Schellen, die das Papstpferd schmückten, waren im byzantinischen Hofzeremoniell auszumachen, sie wurden jedoch auch mit dem Festornat des alttestamentarischen Hohenpriesters in Verbindung gebracht. – „Sie machten Glöckchen aus reinem Gold und befestigten die Glöckchen zwischen den Granatäpfeln am Saum des Mantels, ringsum zwischen den Granatäpfeln ein Glöckchen und ein Granatapfel abwechselnd ringsum am Saum des Mantels für den Dienst, wie es der Herr dem Mose befohlen hatte“ (Ex 39, 25-26).

Zum Besteigen des Pferdes benutzte der Papst eine kleine, dreistufige hölzerne Treppe, die mit rotem Stoff bespannt war. Beim Aufsteigen wurde dem Papst der Steigbügel vom höchsten der anwesenden Fürsten gehalten. Das Reiten auf einem weissen Pferd war in der Ewigen Stadt allein dem Papst vorbehalten, nur in ganz seltenen Fällen wurde es Personen als Privileg oder besondere Auszeichnung zugestanden, so als der Papst dem römischen Fürsten Don Marcantonio nach dem Sieg bei der Seeschlacht von Lepanto (1571) einen Triumph nach antiker Weise gewährte.

Wenn auch der Papst als einziger bei der Kavalkade einen auf eine besondere Art geschmückten Schimmel ritt, so waren doch noch andere weisse Pferde in der Prozession zu erblicken: 12 reiterlose Pferde, die rote, goldbordierte Decken trugen und von 12 Familiaren des Papstes geführt wurden – die Pferde standen symbolisch für die 12 Apostel. – Bis zum Beginn des 16. Jahrhundert lief ein weiterer Schimmel in der Kavalkade (Reiterzug) mit, das sogenannte Hostienross, auf dem das Allerheiligste Altarssakrament mitgeführt wurde.

*WA: Einem Albino, einem weiss geborenen Pferd, fehlen die Pigmente, d. h. die Farbstoffe. Es hat weisses Haar und rote Augen. Es ist nicht widerstandsfähig. Nach Edwin Moos, Ermensee.

Reiterprozessionen

OR Nr. 31 vom 04.08.2023, S. 5
Päpstliche Reiterprozessionen (Päpste und Pferde)
Von Ulrich Nersinger

In früheren Zeiten gehörten die Kavalkaden (Reiterzüge) des Heiligen Vaters zum zeremoniellen Ausdruck des Papsttums und schrieben Geschichte.

Der Papst auf einem Pferd oder Maulesel war den Gläubigen in den frühen Zeiten der Kirche ein vertrauter Anblick. Seit dem 4. Jahrhundert wird der "reitende Papst" in Schriften und Dokumenten bezeugt. Zu den gottesdienstlichen Feiern, die er als Bischof von Rom in den Kirchen der Ewigen Stadt feierte, begab er sich stets zu Pferde.

Liturgien wie gottesdienstliche Umzüge in der Ewigen Stadt bewahrten die Päpste jedoch nicht vor Attentaten. Leo III. (796-816) hatte sich die Verwandten und Anhänger seines Vorgängers Hadrian I. zu Feinden gemacht. Als sich der Papst im April 799 auf einer Prozession befand, wurde er von einem Neffen des verstorbenen Papstes  und dessen Gefährten vom Pferd gestürzt. Die Angreifer versuchten, den Pontifex zu blenden und ihm die Zunge abzuschneiden. Er wurde in ein nahes Kloster gebracht; von dort gelang ihm auf abenteuerliche Weise die Flucht nach Paderborn. Unter dem Schutz Karls des Grossen kehrte Leo III. dann hoch zu Ross nach Rom zurück.

Die Reiterprozession, die nach der Krönung eines Papstes zum Lateran zog, war ein feierliches Geschehen, das eine reiche Symbolik in sich trug. (...) In der vorchristlichen Antike wie auch im Alten Testament bedienten sich die Herrscher für ihr zeremonielles Auftreten eines Maulesels oder Pferdes. Für den Konsulartriumph im alten Rom wurde ein weisses Maultier herangezogen. (...)

Päpstliche Reiterprozessionen bargen Gefahren in sich. Der Ritt eines Papstes führte sogar zu einer "Tragödie" besonderer Art. Am 14. November des Jahres 1305  war Bertrand de Got, der Erzbischof von Bourdeaux, in Lyon zum Papst gekrönt worden. Nach der Zeremonie bestieg der neue Papst, Klemens V. (1305-1314), mit der ihm soeben aufgesetzten Insignie bekleidet, sein prachtvoll geschmücktes Pferd und ritt in feierlichem Zug durch die Stadt. Viele Schaulustige säumten den Weg. Der Ritt des Papstes und seines Gefolges durch die Menschenmassen gestaltete sich von Strasse zu Strasse immer schwieriger. An einer engen Stelle entstand ein so grosses Gedränge, dass eine Mauer einstürzte und viele Gläubige unter sich begrub. Das Pferd des Papstes scheute und warf seinen hohen Reiter ab. Seine Heiligkeit selber blieb unverletzt. Die Quellen berichteten jedoch, dass die Krone beschädigt wurde und ein Rubin im Werte von 6'000 Gold-Fiorini herausfiel - und trotz emsigen Suchens nicht wiedergefunden wurde.

Das Pferd, das der Papst beim Ritt nach der Krönung und zum Possess (Besitz) benutzt hatte, verfügte nach allgemeiner Auffassung über eine "Aura", "die es in den magischen Bereich von Berührungsreliquien rückt" (Jörg Traeger). Gregor der Grosse teilt in seinen Dialogen mit, dass das Pferd, das Johannes I. 525 in Korinth leihweise zur Verfügung gestellt worden war, nach der Rückgabe an den Besitzer keinen anderen Reiter mehr duldete. (...)

Pius II. (1458-1464) geriet bei seinem Possess in Lebensgefahr, als man mit Schwertern um das Pferd kämpfte. Dem Pontifex gelang es, sich im letzten Augenblick aus dem Gemetzel zu befreien. Mit Entsetzen konstatierten die Päpstlichen Zeremoniare eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Blutspritzern auf den Gewändern des Papstes.

Von der Kavalkade (Reiterzug) Klemens' XI. (1700-1721) am 10. April 1701 wird berichtet: "Das an eine langsame Gangart gewöhnte Pferd wurde durch den Lärm nervös und brachte durch ein leichtes Aufbäumen den Heiligen Vater in die gefährliche Nähe der Hellebarden eines Schweizers, der die Menschenmenge zurückhielt."

Berühmter Sturz. Berühmt ist der Sturz Papst Klemens' XIV. (1769-1774) bei seinem Ritt zur Besitzergreifung des Laterans. Als man vom Kapitol zum Campo Vaccino (heute Forum Romanum) herunterritt, begann, ungefähr auf der Höhe des Marmertinischen Kerkers, der Schimmel des Papstes durch die lauten Jubelrufe und das frenetische (stürmische) Händeklatschen des Volkes zu scheuen. Den Konservatoren (Magistratenbeamten) der Stadt Rom, denen die Zügel auf diesem Abschnitt der Reitstrecke anvertraut waren, gelang es nicht, das päpstliche Pferd zu bändigen. Der Schimmel bäumte sich so hoch, dass der heilige Vater zu Boden stürzte.

Die Szene  muss dramatisch gewesen sein. Der Sturz des Papstes - Klemens fiel auf den Kopf  - versetzte dessen Begleitung und die am Prozessionsweg Stehenden in Angst und Schrecken. Man befürchtete das Schlimmste. Panik drohte aufzukommen. Der Papst rettete die Situation. Fast ohne Hilfe stand er vom Boden auf. Seine ersten Worte sollen gewesen sein: "Das heisst, als Paulus, und nicht als Petrus vom Lateran Besitz zu nehmen."

Als nach der Krönung Papst Pius IX. (1846-1878) die feierliche Besitzergreifung des Laterans anstand, hatte die Jugend und Sportlichkeit des Papstes, der als ein ausgezeichneter Reiter galt, beim Zeremoniell die Erwägung aufkommen lassen, für den Possesszug nicht die seit dem Beginn des Jahrhunderts übliche Galakutsche zu verwenden, sondern den Papst dorthin reiten zu lassen. Pius IX. wusste jedoch um den Vorfall des Jahres 1769, winkte mit einem Schmunzeln ab und gab dem Präfekten der Apostolischen Zeremonien bekannt: "Ich habe die Absicht, nicht als Paulus, sondern als Petrus den Lateran zu betreten."

OR Nr. 11 vom 15.03.2024, S. 5, Ulrich Nersinger
Päpste und Pferde (Teil 2): Päpstliche Abenteuer auf dem Rücken der Pferde

Die Oberhirten der Kirche traten nicht nur bei zeremoniellen Anlässen zu Pferde auf. Auch im Alltag sah man sie hoch zu Ross.

Vor allem die Päpste der Renaissance (~1200 bis 1600) waren gut zu Pferd. Für manche Papstkritiker zu gut. In einem deutschen Luther-Film von 2004 sieht man Julius II. (1503-1513) in goldener Rüstung durch die Strassen der Ewigen Stadt galoppieren. Heute wissen wir, dass "il terribile - der Schreckliche" einen derartigen Harnisch nie getragen hat, auch wenn das Arsenal der Engelsburg eine sogenannte "goldene Rüstung" des Della-Rovere-Papstes aufweist. Imposant aber war die Kleidung schon, die der kriegerische Papst bei der Belagerung von Mirandola im Januar des Jahres 1511 trug, "über der Rüstung ein weisser Mantel mit breitem dunkelbraunem Pelzkragen, auf dem Kopf gleich einer Sturmhaube eine gewaltige Kappe aus weissem Schafspelz" (Ludwig von Pastor). (Rüstung siehe unter →Julius II.)

Trotz einer schweren Erkrankung hatte sich der Pontifex für die entscheidende Schlacht aufs Pferd geschwungen. "Man soll es in alle Geschichtsbücher eintragen", sagte der venezianische Gesandte zu einem Kardinal, "dass ein Papst ins Feld zog, kaum genesen, im Januar, bei soviel Schnee und Kälte". Nicht zuletzt dank der persönlichen Anwesenheit, ja Führung des Papstes, siegte das päpstliche Heer.

Eindrucksvolle Jagdszenen
Leo X. (1513-1521) galt als guter und besonnener Reiter. Zu Pferd machte er bella figura, bestach durch angeborene Eleganz. Im Gegensatz zu Julius II. war ihm ein forscher, ungezähmter Ritt zuwider. Die Humanisten feierten und jubelten Leo X. als Förderer der Künste und Wissenschaften; "die Poeten Roms verkündigten den Anbruch des goldenen Zeitalters" (Ferdinand Gregorovius). Auf dem Possessritt (Ritt zur Besitznahme des Lateran)  der zum Lateran konnte der Medici-Papst in Anspielung auf seine beiden Vorgänger - Alexander VI. und Julius II. - und auf seine eigene Person an einem Triumphbogen die in goldenen Lettern geschriebenen Worte lesen: "Einst hat Venus geherrscht, dann kam an die Reihe der Kriegsgott, nun beginnt der Tag, hehre Minerva, für dich."
https://de.wikipedia.org/wiki/Venus_(Mythologie))
https://de.wikipedia.org/wiki/Mars_(Mythologie))
https://de.wikipedia.org/wiki/Minerva

In dem schon erwähnten Film Luther wird der Zuschauer mit einer eindrucksvollen päpstlichen Jagdszene konfrontiert. Leo X., dargestellt von Uwe Ochsenknecht, reitet in ziviler Reitkluft munter einher; hoch zu Ross erledigt er in wildem Ritt einen Eber. Fakt oder Fiktion? Paride de Grassi, der Zeremonienmeister des Papstes, berichtet in seinen Tagebüchern, dass der Heilige Vater bei seinen Reitausflügen zwar nicht ganz korrekt bekleidet gewesen sei, aber er habe dennoch stets ein weisses Gewand getragen - "albo insignis amictu". Ein wilder Jagdritt war Leo X. nicht möglich. Körperliche Unzulänglichkeiten hinderten ihn daran. Anstrengungen riefen beim Papst heftige Schweissausbrüche hervor; die Dienerschaft führte, wann immer Leo sich über sein normales Mass bewegte, eine Unmenge von "fazzoletti - Taschentüchern" mit sich. "Ohne sie wäre der Papst ertrunken", vertraute De Grassi seinen Tagebüchern an.

Auch um die Sehkraft Seiner Heiligkeit hatte es nicht gut gestanden. Antonio de Beatia schrieb am 1. Mai 1518 vom päpstlichen Jagdschloss Isabellla von Mantua: "Hier tötete er einen überaus grossen Hirsch, den man zuvor in Netzen gefangen hatte; der Papst näherte sich ihm zu Fuss, in der einen Hand den Speer, in derr anderen die Augengläser."

In den folgenden Jahrhunderten standen die Päpste nicht mehr an der Spitze des Heeres, oder nahmen an blutigen Schlachten oder "wilden" Jagden teil. In bedrohliche Situationen gerieten sie dennoch. "Unser Herr der Papst hat sich heute nach Castel Gandolfo begeben. Auch dieses Mal hegen wir wieder die schlimmsten Befürchtungen", schrieb Domenico Paoli, der Agent der Republik Lucca am Päpstlichen Hof, im Sommer des Jahres 1771 an die Staatskanzlei seiner Regierung. Auf dem Stuhl Petri sass  damals Klemens XIV. (1769-1774).

Was bewog den Gesandten Luccas zu diesen beängstigenden Worten, was drohte so Furchtbares in der päpstlichen Sommerresidenz? Am Abend des 30. September 1771 lag über der Residenz der Päpste in den Albaner Bergen der Verdacht der Verschwörung. In der Sala del Billardo, dem prachtvoll ausgestatteten Billardsaal, des päpstlichen Palastes, hatte sich eine illustre Gesellschaft eingefunden. Es waren die Würdenträger des Hofstaates, der dem Heiligen Vater in der Sommerfrische zu folgen pflegte. Man stand in kleinen Gruppen beieinander, steckte die Köpfe zusammen und sprach mit unterdrückter Stimme.

Ungestümer Reitstil
Wer nicht in die Gespräche eingeweiht war, hätte eine weitreichende Konspiration (Verschwörung) vermuten können. Und er wäre nicht einmal im Unrecht gewesen. Die Anwesenden hatten sich in der Tat verschworen - gegen den Papst. Es ging jedoch nicht um schwerwiegende theologische Differenzen oder um die politischen Belange des Kirchenstaates. Die "Intrige", die der Hofstaat zu spinnen begonnen hatte, lag in einer Leidenschaft des Papstes begründet; Klemens XIV. liebte das Reiten, schnelles und ungestümes Reiten - und war bei einem Ausritt schwer gestürzt.

Der Heilige Vater, der vor seiner Wahl zum Nachfolger Petri dem Orden der Franziskaner-Konventualen angehört hatte, galt als ruhig, bescheiden, fromm und sittenstreng. Ludwig von Pastor spricht in seiner Papstgeschichte von "der grossen Einfachheit der Lebensweise" Klemens' XIV. Wenn sich der Papst jedoch in Castel Gandolfo befand, konnte er sich zwei - an sich harmlose - Vergnügungen nicht versagen, das Billardspiel und das Reiten. Bei seinen morgendlichen Ausritten in die Umgebung verliess den Papst sein sonst so "ruhiges Naturell" (Ludwig von Pastor). Im Reiten verschaffte sich Klemens einen willkommenen Ausgleich zu der unendlichen Geduld, die er in Kirchengeschäften und bei Audienzen an den Tag zu legen hatte und auch legte.

Das Getuschel in der Sala del Billardo war verstummt, als de Leibarzt des Papstes den Saal betreten hatte. Er konnte den Hofstaat beruhigen. Der Pontifex, so teilte er mit, habe sich nur eine leichte Schulterverletzung zugezogen, die übrigen Blessuren (Verwundungen) seien eher oberflächlicher Art, kaum erwähnenswert.

Den Vertrauten des Papstes gelang es, den Heiligen Vater mit grosser Anstrengung davon zu überzeugen, sich für die noch verbleibende Zeit des Aufenthaltes einer geschlossenen Sänfte oder eines Maulesels zu bedienen. Doch jeder in der Umgebung Klemens' XIV. wusste, dass dieses päpstliche Zugeständnis nur bis zur Genesung dauern würde. 

Der ungestüme Reitstil des Papstes war schon wenige Monate nach seiner Wahl erkennbar geworden. Domenico Paoli schrieb seiner Regierung erstmals am 21. Oktober 1769, die Art des Reitens erwecke bei der Umgebung des Papstes grosse Furcht; weder die Kürassiere noch die Leichte Reiterei (→Cavalleggeri), die den Heiligen Vater bei seinen Ausritten in Castel Gandolfo zu begleiten hätten, könnten mit der Schnelligkeit Klemens' XIV. mithalten. Der Papst galoppiere  seiner Eskorte oft davon. Wenn man mit der Landbevölkerung spreche, wisse man nicht, was bei dieser überwiege, die Bewunderung für den Heiligen Vater oder die Sorge um sein Wohlergehen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Clemens_XIV..
https://komoot.com/de-de/guide/527751/wandern-rund-um-castel-gandolfo

Die Reitlust des Pontifex führte zu einer weiteren  bemerkenswerten Fussnote in seiner Biographie. Der Ganganelli-Papst trat als "Modeschöpfer" an. Kardinal De Bernis teilte im Herbst 1769 dem Herzog von Choiseul in einem Brief mit, der Papst trage bei seinen Ausritten in Castel Gandolfo ein gänzlich weisses, mit weissen Knöpfen besetztes Gewand, dazu einen roten Hut. Ein Gemälde im Billardzimmer des Apostolischen Palastes zeigt die vom vorgeschriebenen Zeremoniell abweichende Kleidung. Das Bild wurde 2004 einem grösseren Publikum vorgestellt - auf einer Briefmarke der Post des Vatikanstaates.
Clemens XIV. Pferd

Der letzte Papst, der durch seine Reitkünste von sich Reden gemacht hatte, war der selige Pius IX. (1846-1878) gewesen. "Einmal ritt er bis nach Monte Cavo hinauf, von den Kardinälen Mattei und Altieri begleitet. Ein anderes Mal durchquerte er, von Nemi kommend, den ganzen Faiola-Wald, der ein Schlupfwinkel von Räubern sein sollte, und machte sich über die Besorgtheit seines Gefolges lustig", berichtete Silvio Negro. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts konnte man in den Weinlokalen der Albaner Berge alte Männer von den Reitkünsten Pio Nonos schwärmen hören; mit Begeisterung erzählten sie, wie der Heilige Vater unter dem Applaus der Landbevölkerung seinem Hofstaat davongaloppierte - "avanti, avanti", habe der Pontifex seiner erlauchten Begleitung belustigt zugerufen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Monte_Cavo
https://domradio.de/artikel/gefangener-im-vatikan-pius-ix-papst-des-ersten-vatikanums-und-der-unfehlbarkeit

Erst in der zweiten Hälfte seines Pontifikates hatte Pius IX. zu einem gemütlicheren Reitstil gefunden. Seinem Vorgänger waren vom Herrscher des Osmanischen Reiches sechs prächtige Araberhengste zum Geschenk seines Hofes überlassen worden; bis auf einen, den er für sich behielt. Dieses edle Ross wurde Tag für Tag in den Vatikanischen Gärten herumgeführt. Im verschwiegenen Schatten der Bäume stieg der selige Papst Pius IX., der in der Kutsche angekommen war, in den Sattel und durchritt im Schritt die Wege, während ein Reitknecht den Zaum (Riemenwerk für den Kopf des Pferdes zum Führen und Lenken) des nicht mehr eben feurigen Pferdes lenkte.
https://de.wikipedia.org/wiki/Osmanisches_Reich
Marbacher Vollblut-Araberhengst. Video, 0.59 Min.:
https://youtube.com/watch?v=ZAglBFlUex8

Reklamefrei (Vatikan)

Das ganze Gebiet des Staates der Vatikanstadt war bis im Frühjahr 2010 reklamefrei, bis in den linken Kolonnaden an zwei Orten grosse Reklameflächen für italienische Elektrokonzerne prangten. Im September 2010 waren die Reklameflächen wohl noch da, aber ohne Reklame.
(WA: 2010: auf der östlichen Seite des Vatikans (Glaubenslehre bis Piazza del Risorgimento) sind an Palästen und der Vatikanmauer keine Sprayereien zu sehen.)

Religion, allgemein

https://nzz.ch/feuilleton/ohne-gott-keine-moral-erstaunliche-resultate-ld.1582522
https://srf.ch/sendungen/school/gesellschaft-ethik-religion/glaube-im-fokus-mein-gott-dein-gott-kein-gott

Was ist Religion? Video, 2 Min. 50:
https://studyflix.de/allgemeinwissen/religon-7010

BaZ Basler Zeitung vom 4. Juli 2012, S. 5, SDA
Religion lässt Individuen kalt – erhitzt jedoch die politische Debatte

Bern. Punkto Religion wächst in der Schweiz eine Kluft: Ihre Bedeutung im Privaten schrumpft, während sie als Zankapfel in Politik und Medien bedeutsamer wird. Zu diesem Schluss kommt das Nationale Forschungsprogramm „Religionsgemeinschaften, Staat und Gesellschaft“ (NFP 58) in seinem Schlussbericht.

Religion werde in den Medien, aber auch auf dem Schulhof und in der Politik oft zur Abgrenzung der „einheimischen“ von „fremden“ Gruppen benutzt, wie der Schweizerische Nationalfonds (SNF) in einem Communiqué schreibt. Dies geschehe häufig im Zusammenhang mit gewalttätigem Handeln oder stereotypen Wahrnehmungen von Migranten.

Religion als „Privatsache“
Im Gegensatz dazu griffen einzelne Menschen immer seltener auf die traditionelle Religion zurück, schlossen die Forschenden, die für das NFP 58 die Religionslandschaften der Schweiz in 28 Projekten durchleuchtet hatten. Die grossen christlichen Kirchen verloren immer mehr Mitglieder und besonders unter den Jüngeren gelte Religion als „Privatsache“.

Trotz der Säkularisierung erfuhren manche Religionsgemeinschaften Zulauf, schreibt der SNF. Sie hätten zwar wenige, aber hoch engagierte Mitglieder, die eine konservative Lebensführung propagieren. „Diese Heterogenität (Ungleichartigkeit) verschärft das Verhältnis zwischen stark Religiösen und Religionsdistanzierten“, zitiert die Mitteilung Christoph Bochinger, Präsident der Leitungsgruppe des NFP 58.

Daher gelte es, den respektvollen Umgang zwischen den verschiedenen Gruppen zu fördern, sagt Bochinger. Die Leitungsgruppe empfiehlt deshalb den Behörden auf allen Ebenen, mehr für die Gleichstellung der religiösen Gruppierungen zu tun. Auch die neuen Gemeinschaften sollten bei politischen Aushandlungen berücksichtigt werden – aber ebenso säkuläre (weltliche) Gruppen wie die Freidenker. 

OR Nr. 42 vom 20.10.2017, S. 3
Wertschätzung anderer Religionen und Kulturen

Der Vatikan hat Hindus zur Achtung kultureller Vielfalt aufgerufen. Pluralismus und Verschiedenheit als Bedrohung für die Einheit zu sehen, führe zu Intoleranz und Gewalt, heisst es in einem am 16.10.2017 veröffentlichten Grusswort zum n hinduistischen Diwali-Fest. Unterschiedliche soziale, kulturelle und religiöse Praktiken und Bräuche müssten wertgeschätzt werden. Dazu gehöre auch, das „unveräusserliche Recht“ anderer anzuerkennen und auszuüben. Um eine friedlichere und harmonischere Gesellschaft zu schaffen, müsse man über blosse Toleranz hinausgehen, schrieb der Präsident des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog, Kardinal Jean-Louis Tauran, in dem Grusswort.

OR Nr. 23 vom 10.06.2022, S. 3
Mehr Dialog zwischen den Religionen für eine friedlichere Welt

Vatikanstadt. Papst Franziskus hat die Menschen zu intensiverer Begegnung ermutigt. Jeder Mensch sei wie ein Stein in einem riesigen Mosaik, der schon für sich genommen schön sei, aber erst zusammen mit den anderen Mosaiksteinen ein Bild ergebe, so der Heilige Vater bei einer Audienz für die Mitarbeiter des Dikasteriums für den Interreligiösen Dialog (→Anticamera) am Montag, 06.06.2022. Trotz der zunehmenden Vernetzung dieser Welt, sei diese nicht geschwisterlich und von Gemeinschaft geprägt; das Gegenteil sei der Fall, erklärte Franziskus weiter.

Dies mache den Dialog im Allgemeinen und den interreligiösen Dialog im Besonderen zu einem entscheidenden Thema, sagte der Papst zu den Teilnehmer an der jährlichen Vollversammlung des Dikasteriums. Daher sei es ihre Mission, gemeinsam mit anderen Gläubigen Gott zu suchen und dabei Menschen anderer Religionen nicht abstrakt, sondern konrekt zu  betrachten, "mit ihrer Geschichte, ihren Sehnsüchten, ihren Wunden, ihren Träumen".

Jeder Mensch sei beseelt vom Wunsch nach Gemeinschaft, der es ermögliche, miteinander zu reden, Projekte auszutauschen und gemeinsam eine Zukunft zu entwerfen. Dieser Wunsch verbinde untereinander, "aber ohne den anderen zu vereinnahmen und unter Bewährung der jeweiligen Identität". In diesem Geist und Stil sollten auch Beziehungen zu Menschen anderer religiöser Traditionen gepflegt werden, forderte Franziskus. Denn nur so könne gemeinsam eine für alle bewohnbare Welt in Frieden aufgebaut werden.

bz Basellandschatliche Zeitung vom 16.11.2022, S. 21, Mona Martin
Religonsunterricht in der Krise

Eine Lehrkraft berichtet besorgt über die Entwicklung in den Basler Schulen. Eine Lösung scheint nicht in Sicht zu sein.

Immer mehr Eltern in Basel nehmen ihre Kinder aus dem Religionsunterricht in der Schule. "Von 22 Kindern kommt die Hälfte", berichtet eine Religionslehrkraft von einer Klasse am Primarschulhaus Isaak Iselin. Am letzten Elternabend bemühte sie sich deshalb um mehr Aufmerksamkeit: "Ich habe ein anschauliches Beispiel gemacht, wie ich unterrichte, spürte aber Desinteresse. Es macht mich traurig, dass es nicht einmal Nachfragen gibt", sagt sie bei einem Telefongespräch. Dabei sei der Religionsunterricht doch wichtig, findet sie. "Durch die Auseinandersetzungen mit den biblischen Geschichten kommen ganz viele lebensrelevante Fragen auf, die sonst in der Schule kaum Platz finden, die Kinder aber beschäftigen." (...)

"Schreiben und Rechnen sind wichtiger als Religion".  Religonslehrerin, seit 20 Jahren am Isaak Iselin.

OR Nr. 34 vom 25.08.2023, S. 3
Religionen nicht mehr für Hass instrumentalisieren

Vatikanstadt. Papst Franziskus hat Gewalt im Namen der Religion verurteilt. "Ich erneuere meinen Aufruf, Religionen nicht mehr zu instrumentalisieren (missbrauchen), um Hass, Gewalt, Extremismus (ausserordentliche Haltung) und Fanatismus (unduldsames Eintreten für eine Sache, die kompromisslos versucht wird, sie durchzusetzen) zu schüren" (anstacheln), schrieb der Papst am Dienstag, 22. August 2023, im Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter). Der Name Gottes dürfe nicht mehr zur Rechtfertigung von Mord, Exil, Terrorismus und Unterdrückung verwendet werden. Franziskus äusserte sich anlässlich des Internationalen Tages zum Gedenken an die Opfer von Gewalttaten aus Gründen der Religion, der jährlich am 22. August begangen wird.

→Kirche Schweiz                   
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Religionsfreiheit

Warum Religionsfreiheit ein hohes Gut ist. Video, 4 Min. 44:
https://swrfernsehen.de/landesschau-rp/gutzuwissen/video-1610-religionsfreiheit-100.html

Was ist Religionsfreiheit? Video, 3 Min. 38:
https://youtube.com/watch?v=HnV9jvMMCCE

Kath. Wochenzeitung Baden Nr. 11 vom 16. März 2012

Vatikan sieht wachsende religiöse Diskriminierung weltweit

70 % der Weltbevölkerung leben in Staaten mit stark eingeschränkter Religionsfreiheit.

Mehr als 2,2 Milliarden Menschen werden nach vatikanischen Angaben gegenwärtig weltweit an der freien Ausübung ihrer Religion gehindert. Dabei handle es sich um einen steigenden Trend, sagte der Vertreter des Heiligen Stuhles bei den Vereinigten Nationen in Genf, Erzbischof Silvano Tomasi, vor dem UN-Menschenrechtsrat. Zugleich habe die Gewalt gegen Christen in Afrika, Asien und dem Nahen Osten stark zugenommen. Dort sei die Zahl der Anschläge zwischen 2003 und 2010 um 309 % gestiegen. Christen seien jedoch keineswegs die einzigen Opfer. (…)

Der Vatikanvertreter verurteilte jede Form von religiös motiviertem Terrorismus und hob den Betrag der Religionen für den Frieden hervor. Religion sei keine Bedrohung, sondern eine Ressource für die Gesellschaft.

Kath. Wochenzeitung Baden 38/2017 September, S. 11
US-Justizministerium an Höchstgericht: Religionsfreiheit schützen

In einer Stellungnahme im Fall eines christlichen Bäckers Jack Phillips pocht das Justizministerium auf die Einhaltung der Religionsfreiheit. Phillips hat sich 2012 geweigert, eine Torte für eine „Hochzeit“ Homosexueller anzufertigen. (Damit vollzieht die Regierung Trump eine Kehrtwendung um 180 Grad gegenüber der Haltung der Obama-Administration, vom Staatsterror gegen gläubige Christen zum Einsatz für die Religions- und Gewissensfreiheit. Red. KWZ)

Das Justizministerium der USA hat eine Stellungnahme zu Gunsten des christlichen Bäckers Jack Phillips aus Lakewood (Colorado) an den Obersten Gerichtshof übermittelt. Phillips war verurteilt worden, weil er sich geweigert hatte, eine Torte für die „Hochzeit“ eines homosexuellen Paares zu backen.

Im Gegensatz zu vielen Meldungen hat Phillips sich nicht prinzipiell geweigert, Homosexuelle zu beliefern. Er hat ihnen andere Produkte aus seiner Bäckerei angeboten. Er ist verurteilt worden, weil er es mit seinem Gewissen nicht vereinbaren kann, extra für eine „Hochzeit“ Homosexueller eine besondere Torte zu machen. Phillips war nach seiner Verurteilung gezwungen, einen Bereich seiner Geschäftstätigkeit einzustellen. Es ist ihm nun nicht mehr möglich, spezielle Torten entsprechend den Wünschen seiner Kunden herzustellen. Seine Bäckerei hat deshalb 6 ihrer 10 Mitarbeiter gekündigt. (…)

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 51/2018, S. 3
„Ohne Menschenrechte leiden alle Religionsgruppen“
Kirche in Not stellt in grossen Teilen der Welt Verletzungen der Religionsfreiheit fest

Gut 60 % aller Menschen leben in Ländern, die Religionsfreiheit nicht respektieren. Das geht aus dem Bericht „Religionsfreiheit weltweit“ hervor, den das Hilfswerk Kirche in Not für die Jahre 2016 bis 2018 erarbeitet hat.

Ende November hat das internationale katholische Hilfswerk Kirche in Not seinen jüngsten Bericht „Religionsfreiheit weltweit“ in 7 Sprachen vorgestellt. Der zweijährlich vorgelegte Bericht umfasst den Zeitraum von Juni 2016 bis Juni 2018. Im Interview erläutert Roberto Simona, Islamexperte bei Kirche in Not Schweiz, die Ursachen für die insgesamt negative Entwicklung.

Der Bericht stellt insgesamt eine Verschlechterung der Religionsfreiheit weltweit fest. Was für Ursachen gibt es hierfür?

Roberto Simona: Mehr als 4 Milliarden Menschen leben in einer Situation, in der die Religions- und Gewissensfreiheit nicht gewährleistet ist, sie werden also diskriminiert oder verfolgt. Ursachen sind einerseits Krieg, wie beispielsweise in Jemen. Dann gibt es Länder, in denen Diktaturen herrschen, andere leiden unter grosser Armut, oder fundamentalistische Gruppen halten die Bevölkerung unter Kontrolle. (…)

(…) Bericht „Religionsfreiheit weltweit 2018“
Der Bericht 2018 analysiert die Situation der Religionsfreiheit in 196 Ländern. In 38 davon werde die Religionsfreiheit systematisch verletzt, was sich in Diskriminierung und Verfolgung zeige. Im Vergleich mit 2016 habe sich die Lage in 18 von diesen 38 Ländern verschlechtert. Dazu gehörten China, Niger oder die Türkei. Nur für Syrien und den Irak hält der Bericht eine positive Entwicklung fest.

In Europa, Amerika und Australien, wo die Religionsfreiheit gewährleistet sei, macht der Bericht auf die gegenwärtige Islamfeindlichkeit aufmerksam. Der Bericht will insgesamt auf die Gefahr von Gleichgültigkeit gegenüber der Missachtung von Religionsfreiheit aufmerksam machen, heisst es in der Einleitung. (sys)
Informationen aus dem Bericht findet man auf www.kirche-in-not.ch. Das 160-seitige Buch „Religionsfreiheit Weltweit – Bericht 2018“ ist erhältlich bei Kirche in Not, Cysatstrase 6, 6004 Luzern. E-Mai: mail@kirche-in-not.ch 

OR Nr. 18 vom 03.05.2019, S. 3
Dossier zu Religionsfreiheit und Fundamentalismus

Vatikanstadt. Die Internationale Theologenkommission des Vatikans hat ein umfassendes Dossier zur Religionsfreiheit vorgelegt. Darin wird für wachsenden Fundamentalismus in verschiedenen Gesellschaften auch ein liberaler Staat verantwortlich gemacht. Das rund 37-seitige Dokument  wurde am 25.04.2019 publik. Eine 10-köpfige Unterkommission hatte es von 2014 bis 2018 erarbeitet. Papst Franziskus gab es am 21.03.2019 zur Veröffentlichung frei.

Religiöse Radikalisierung erscheine nicht nur als Rückkehr zu strengeren und traditionelleren Frömmigkeitsformen, sondern sei oft auch eine Reaktion auf den modernen Staat und dessen ethischen Relativismus, heisst es in dem Dossier. Als einen zweiten Grund für Radikalisierung vermuten die Autoren, dass der religionsneutrale Staat religiöse Bürger nicht zureichend davor schütze, aufgrund ihres Bekenntnisses in ihrer Teilhabe am kulturellen und politischen Leben behindert zu werden.

Die Studie spricht in dem Zusammenhang von einer weltanschaulichen Neutralität, die ethische und religiöse Motivationen ausklammere und so faktisch für die „Marginalisierung (ins Abseits schieben), wenn nicht den Ausschluss religiöser Ausdrucksformen aus dem öffentlichen Bereich“ sorge. Damit gehe es um eine „nur scheinbare Neutralität des öffentlichen Bereiches und eine objektive diskriminierende zivile Freiheit“. Dies begünstige gewaltbereite und  totalitäre Ideologien ebenso wie militante (kämpferische) Formen von Religionen.

Zugleich wendet sich der Text gegen religiös motivierte Gewalt und fordert eine Gemeinwohlorientierung sowohl von Gläubigen als auch Nichtglaubenden. Interreligiöser Dialog stelle für die katholische Kirche weder eine Alternative noch einen Widerspruch zur Verkündigung des eigenen Glaubens dar, sondern bringe im Austausch auf der Grundlage von Gerechtigkeit und Respekt zentrale Anliegen des Evangeliums zum Ausdruck

Kath. Wochenzeitung Baden 7/2019 Februar, S. 9, AC Wimmer

Der Papst in Abu Dhabi: „Frieden und Gerechtigkeit  sind nicht voneinander zu trennen!“

Franziskus fordert Religionsfreiheit bei seinem Besuch der muslemischen Welt und verurteilt Gewalt im Namen Gottes. „Entweder wir bauen die Zu7kunft gemeinsam, oder es gibt keine Zukunft“: Mit diesen Worten hat Papst Franziskus bei der Konferenz in den Vereinigten Arabischen Emiraten am 4. Februar 2019 ein Plädoyer für Toleranz und echte Religionsfreiheit untermauert.

Der Pontifex verurteilte in einer bemerkenswerten Rede jede Form von Gewalt im Namen Gottes und betonte, dass diese „unweigerlich zu verurteilen“ sei, „denn es ist eine schwere Entweihung des Namens Gottes, ihn zur Rechtfertigung von Hass und Gewallt gegen den Bruder zu missbrauchen.“ (…)

OR Nr. 15 vom 12.04.20019, S. 3
Kardinalstaatssekretär Parolin besorgt über Angriffe auf Religionsfreiheit

Vatikanstadt.  Der Vatikan ist in Sorge um die Religionsfreiheit auf der Welt. „Derzeit sind wir Zeuge einer kontinuierlichen Verschlechterung – wir könnten sogar sagen eines Angriffs – auf dieses unveräusserliche Recht in vielen Teilen der Welt“, sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin zum Abschluss einer internationalen Konferenz über Religionsfreiheit am Sitz der US-amerikanischen Botschaft beim Heiligen Stuhl in Rom. Oftmals blieben Verletzungen „dieses fundamentalen Rechts“ ungestraft; es gebe auch wenig Aufmerksamkeit für dieses Thema in den Medien, fügte Parolin hinzu.

Religionsfreiheit umfasse die Freiheit, ethische Prinzipien, „die sich aus religiösen Grundsätzen ergeben“, privat wie öffentlich zu leben, so der Kardinal bei der Veranstaltung am Mittwoch, 03.04.2019. „Dies ist eine grosse Herausforderung in einer globalisierten Welt, in der schwache Überzeugungen auch das allgemeine ethische Niveau senken“, so Parolin. Dies könne auch damit enden, dass „im Namen eines falschen Toleranzbegriffs“ jene verfolgt würden, die ihren Glauben verteidigten.

OR Nr. 28/29 vom 10.07.2020, S. 3
Forderung nach klaren Medienstandards für Religions- und Meinungsfreiheit

Vatikanstadt.  Um Meinungs- und Religionsfreiheit zu gewährleisten, brauchen Medien nach Ansicht des Vatikans einerseits genügend Freiraum, andererseits müsse dieser verantwortungsvoll eingesetzt werden. Daher bräuchten Internet-Dienstleister  und soziale Netzwerke  „klare, transparente  und nicht diskriminierende  Standards“.  Diese sollten dazu beitragen, „jede von Intoleranz geprägte Ausdrucks- und Verhaltensweise zu verhindern“, heisst es in einer am Dienstag, 20.06.2020, veröffentlichten Erklärung der Delegation des Heiligen Stuhles bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa ((OSZE). „Die Freiheit der Religion oder des Bekenntnisses schliesst kritische Debatten oder ernsthafte Diskussionen über Religion nicht aus“, heisst es weiter. Gleichwohl sei es nicht hinnehmbar, dass „Meinungsfreiheit als Rechtfertigung für Diskriminierung, Feindseligkeit oder Gewalt gegen eine Religion oder ihre Mitglieder“ missbraucht werde.

Um den jeweiligen Interessen gerecht zu werden, braucht es nach Ansicht des Heiligen Stuhles „einen Raum, in dem beide Seiten ihre jeweiligen, auch kontroversen Ansichten mit Respekt und ohne Furcht voneinander vertreten können“. Anlass der Einlassung war das „Implementierungstreffen  zur menschlichen Dimension“. Dieses gilt als grösste jährliche Menschenrechtskonferenz Europas.

Kath. Wochenzeitung  Baden 49/2022 Dezember, S. 5
Kardinal Sarah: "Die Religionsfreiheit ist auch im Westen bedroht"

Christen im Westen sollten die Religionsfreiheit und die Freiheit der Religonsausübung nicht als selbstverständlich ansehen, sagte Kardinal Robert Sarah. "Die Bedrohung der Religionsfreiheit hat viele Formen. Unzählige Märtyrer sterben weiterhin für den Glauben auf der ganzen Welt", sagte der 77-Jährige kürzlich in einem Interview mit "EWTN News".

"Aber auch im Westen ist die Religionsfreiheit bedroht". Es handelt sich oft nicht um eine offene Bedrohung oder um Hass auf den Glauben", fügte er hinzu, sondern um eine "implizite ("mit enthaltene")  Voreingenommenheit gegenüber dem Christentum". (...) Hannah Brockhaus

Kath. Wochenzeitung Baden 20/2023 Mai, S. 11
Eine Kämpferin für Meinungs- und Religionsfreiheit in Finnland

Die Christin und finnische Abgeordnete und ehemalige Innenministerin Pälvi Räsänen ist bei den jüngsten Parlamentswahlen am 02.04.2023 wiedergewählt worden. 

Gegen die christliche Politikerin läuft in Finnland nach wie vor ein Gerichtsverfahren wegen vermeintlicher Hassrede durch die finnische Generalstaatsanwältin Raija Toivialnen.

Die christliche Politikerin hatte mehrfach öffentlich erklärt, dass praktizierende Homosexualität aus biblischer Sicht Sünde sei. Im März 2022 wurde eine Klage gegen sie abgewiesen, im April 2023 soll ein Berufungsverfahren stattfinden. Ermutigend für die Politikerin ist, dass sie  jetzt sogar mehr Stimmen bekam als vor den Wahlen 2019. Die Christin gilt als Kämpferin für die Meinungs- und Religionsfreiheit in Finnland.

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 27-28/2023 Juli, S. 2
Religionsfreiheit wird weltweit verletzt

In fast einem Drittel der Länder weltweit wird die Religionsfreiheit verletzt. 62,5 % der Weltbevölkerung (4,9 Milliarden Menschen) leben in Ländern mit schweren oder sehr schweren Verstössen. Das stellt das Internationale katholische Hilfswerk "Kirche in Not" (ACN)" in der Neuauflage 2023 seines Berichts "Religionsfreiheit weltweit" fest, der die Situation in 196 Länder der Welt in Bezug auf die Religionen beurteilt. "Religionsfreiheit ist kein blosses Konzept, sondern eine Fage von Leben und Tod", schreibt "Kirche in Not" dazu. kh

Kath. Wochenzeitung Baden 37/2023 September, S. 4
Nigeria: Gericht schützt Recht auf Konversion (Übertritt von einer Religion zur anderen)

Ein Gericht hat eine 18jährige, die zum Christentum konvertiert ist, per Gerichtsbeschluss vor Morddrohungen durch Familienmitglieder geschützt. Damit unterstreicht das Gericht das Grundrecht auf Religionsfreiheit.

Kath. Wochenzeitung Baden 1/2024 Januar, S. 5, Joe Bukuras
Menschenrechtler fordern, Nigeria erneut als Missachter der Religionsfreiheit einzustufen

Mehr als zwei Dutzend Menschenrechtler haben das US-amerikanische Parlament aufgefordert, das Aussenministerium zu veranlassen, Nigeria wieder auf die Liste der weltweit schlimmsten Missachtung der Religionsfreiheit zu setzen. (Katholische Geistliche als Zielscheibe)

Reliquien

Mit einer Prunkrüstung geschmückte Reliquie des heiligen Pankratius in Wil SG, Schweiz

Aufgekreuzt: Reliquien und Reliquienverehrung. Video, 20 Min. 38:
https://youtube.com/watch?v=zOikaxa0CjM

https://kirche-und-leben.de/artikel/was-sind-reliquien

OR Nrn. 51/52 vom 22.12.2017, S. 3
Vatikan definiert Regeln zum Umgang mit Reliquien

Der Vatikan hat den kirchlichen Umgang mit Reliquien präzisiert. Dazu veröffentlicht die zuständige Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse eine zehnseitige Instruktion, die sich in erster Linie an Bischöfe richtet. Sie soll helfen, die Echtheit von Reliquien sicherzustellen und den Umgang mit ihnen zu klären. So etwa ist eine eigene vatikanische Genehmigung erforderlich, um den Leichnam eines Verstorbenen, der selig- oder heiliggesprochen werden soll, Gliedmassen zu entnehmen. Strengstens verboten bleiben der Verkauf und der Handel mit Reliquien. Im Kirchenrecht von 1983 regelt dies canon 1090.

Reliquien – vom lateinischen „reliquiae“ abgeleitet – sind wörtlich „Überreste“. Gemeint sind die sterblichen Überreste von als heilig verehrten Personen. Weiter gefasst fallen darunter aber auch Kleidungsstücke und Gebrauchsgegenstände der Betreffenden oder Marterwerkzeuge sowie Dinge, die beispielsweise mit den Gebeinen eines Heiligen im Berührung kamen.

Die neue vatikanische Instruktion mit dem Titel „Die Reliquien in der Kirche: Echtheit und Aufbewahrung“ erklärt im einzelnen, wie Bischöfe kirchenrechtlich korrekt mit Bitten zur Anerkennung von Reliquien umgehen sollen. Zudem regelt sie, was bei der Aufbewahrung, Entnahme und Überstellung von Reliquien zu beachten ist.  Der Bischof, so die Instruktion, ist in diesen Dingen letztverantwortlich – allerdings stets in Absprache mit der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse. So dürfen Reliquien von Seligen und Heiligen nur dann öffentlich zur Verehrung ausgestellt werden, wenn die kirchlich Verantwortlichen dies genehmigt haben und ihre Echtheit garantiert.

In ihrer Einführung erläutert die Instruktion weiter den Unterschied zwischen Primär- und Sekundarreliquien. Primäre Reliquien sind die Leichname von Seligen und Heiligen, Körperteile von diesen oder die Asche ihrer verbrannten Körper. Als Sekundärreliquien hingegen gelten kleinere Körperteile oder Objekte, die unmittelbar von ihnen berührt oder benutzt worden sind. Auch sie sollen in würdiger Weise und mit religiöser Ehrfurcht aufbewahrt und behandelt werden, „um jeden Anschein von Aberglauben oder Schacherei (abwertend für feilschend‘) zu vermeiden“.

Entsprechend müsse mit den sterblichen Überresten von Menschen umgegangen werden, für die ein Heilig- oder Seligsprechungsverfahren im Gang sei. Bis zu einer Entscheidung im Verfahren dürfen diese sterblichen Überreste allerdings nicht zur öffentlichen Verehrung ausgestellt werden.

Die jetzt vorgelegte Instruktion ersetzt einen Anhang der Instruktion „Sanctorum Mater“ („Mutter der Heiligen“) von 2008. Diese Richtlinie zu Seligsprechungsverfahren erinnerte an bestehende Normen und wollte juristische Abläufe zwischen dem Vatikan und den Bischöfen verbessern. Das Papier gab damals im Wesentlichen zwei unter Papst Johannes Paul II. verabschiedete Bestimmungen zu Seligsprechungen aus dem Jahr 1983 wieder.

Renaissance-Zeit

→Papstkinder

Renten, vatikanische

→Pensionen

Restaurants im Vatikan

→Verpflegung

Ein Restaurant/Pizzeria mit Selbstbedienung findet man in den vatikanischen Museen.

Arbeiter/Angestellte des Vatikans benutzen hie und da die Kantine der Garde für einen Weintrunk mit Faustbrot, sonst steht ihnen die eigene Mensa für die Mittagsverpflegung bei der Piazza Rita offen.

Restaurationspolitik der röm. kath. Kirche

https://itpol.de/zeichen-der-restauration-in-der-katholischen-kirche/
https://de.wikipedia.org/wiki/Katholische_Reform

Wie reformfreudig ist die katholische Kirche? Video,k 42 Min. 38:
https://youtube.com/watch?v=x1Vw-cZdpy0

Prof. Dr. Hans Küng, Ist die Kirche noch zu retten? S. 27

Es erstaunt immer wieder, wie auch säkulare Zeitgenossen, die sich nicht der Kirche zugehörig fühlen, und ästhetisierende (nach den Gesetzen des Schönen urteilen) Intellektuelle sich blenden lassen von wieder verstärkter barocker Prachtentfaltung und von medienwirksamen liturgischen Inszenierungen, womit man in Rom eine starke Kirche und einen unangefochtenen Papst zu demonstrieren versucht. Doch kann aller sakrale Prunk nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Restaurationspolitik Johannes Pauls II. und Benedikts XVI. aufs Ganze gesehen gescheitert ist. Alle päpstlichen Auftritte, Reisen und Lehrdokumente vermochten die Auffassungen der meisten Katholiken in kontroversen Fragen nicht im Sinne römischer Doktrin zu verändern. Und selbst päpstliche Jugendtreffen, besucht vor allem von konservativen charismatischen Gruppierungen und gefördert von traditionalistischen Organisationen, konnten weder die Kirchenaustritte bremsen noch mehr Priesterberufe wecken.

→P-Park, Erweiterte Themen; Päpste, ihre Pontifikate,
    A-G: Benedikt  XVI.
    H-IJ: Johannes Paul II.

Restaurierungswerkstätten Vatikan/Italien

https://vaticannews.va/de/vatikan/news/2023-01/vatikan-petersdom-kunstgewerbe-handwerk-schule-kurse-gambetti.html

OR Nr. 23 vom 10.06.2016, S. 4
Restaurierungswerkstätten des Vatikan und Italiens unterzeichnen ein Abkommen

Eine enge Zusammenarbeit zwischen den Restaurierungswerkstätten des Vatikan und Italiens wird seit kurzem in einem eigenen Abkommen geregelt. Am 31. Mai 2016 unterzeichneten der Direktor der Vatikanmuseen, Antonio Paolucci, und die Direktorin der Fachhochschule für Konservierung und Restaurierung (ISCR), Gisella Caponi, ein Dokument, das neben gemeinsamen Leitlinien für die wissenschaftliche Forschung einen Erfahrungs- und Informationsaustausch sowie die Ausarbeitung von theoretischen und praktischen Regelungen vorsieht, unter besonderer Berücksichtigung der planmässigen Konservierung und des Umweltmonitoring (Dauerbeobachtung der Umwelt). Ausserdem sollen Studenten des ISCR ein Praktikum in den Vatikanischen Museen absolvieren, während Fachleute aus dem Vatikan  an den Spezialisierungskursen des ISCR teilnehmen können.

Bisher fanden die  Beziehungen zwischen den beiden Restaurierungswerkstätten, die in die Gründungszeit des ISCR (1939) zurückreichen, auf informeller Ebene statt. Im von deutschen Truppen besetzten Rom liess 1944 der damalige Direktor des ISCR, Cesare Brandi, die modernen Geräte in den Vatikan bringen, um sie vor Beschädigung oder Beschlagnahmung zu schützen. In der Folgezeit waren gegenseitig Beratung und Zusammenarbeit üblich. Die seit 2008 dem italienischen Ministerium für Kulturgüter und Tourismus unterstellte Restaurierungswerkstatt, die sich in Trastevere befindet, geniesst international einen sehr guten Ruf.

Dasselbe gilt für die Einrichtung des Vatikan, wo 59 fest angestellte Restauratoren mit verschiedenen Spezialisierungen tätig sind (Fresko, Leinwand- und Tafelmalerei, Stein, Metall, Papier, Stoff, ethnographische Objekte). Hinzu kommen 43 Fachleute mit befristeten Arbeitsverträgen in den aktuell durchgeführten Projekten wie der Galerie der Landkarten, der Fresken in der Scala Santa, dem Konstantinsaal. Weitere 66 Freiberufler arbeiten an unzähligen kleineren Aufträgen für Kunstwerke der Sammlungen. Diese ansehnliche Zahl von Arbeitskräften (168) wird von den 11 Spezialisten der Abteilung „Wissenschaftliche Forschungen“ unter der Leitung von Prof. Ulderico Santamaria fachlich begleitet. Die Restaurierungswerkstätten des Vatikan haben ein durchschnittliches Jahresbudget von über 2 Millionen Euro.

Risorgimento (Wiedergeburt) Italiens

https://de.wikipedia.org/wiki/Risorgimento

OR Nr. 40 vom 08.10.2010

Die letzten Jahre und Tage des alten Kirchenstaates von 1867-70:

(Risorgimento, die italienische Einigungsbewegung im 19. Jahrhundert;
il risorgimento (ital. die Wiedergeburt, das Wiederaufblühen, die Wiedererstehung)

Im Kampf um das weltliche Herrschaftsgebiet des Papstes
Der Kirchenstaat hisst die weisse Flagge

Auch wenn der Kirchenstaat seit 1860 auf ein Fünftel seiner Grösse geschrumpft war, blieb er den Anhängern eines geeinten Italiens ein Dorn im Auge. Das savoyische Königshaus aber war durch internationale Konventionen gebunden und konnte sich nicht offiziell des päpstlichen Territoriums bemächtigen. Man musste zu anderen Mitteln greifen. Der Plan war es, den Kirchenstaat zu destabilisieren. Giuseppe Garibaldi und seine Freischärler sollten hierzu das Nötige tun. Stände das „Patrimonium Petri“ in Aufruhr, würde Italien dem Papst „zu Hilfe“ eilen und die Ruhe wiederherstellen. Ein Plebiszit (Volksabstimmung) würde folgen, das den Willen des Volkes kundtäte, in die italienische Nation aufgenommen zu werden – und der Papst wäre seiner weltlichen Sorgen entledigt gewesen.

Der Einfall der Freischärler Garibaldis in das „Patrimonium Petri“ und die Bresche bei der Porta Pia

  • „O Roma o Morte“ – entweder Rom oder den Tod gab Giuseppe Garibaldi als Devise  für den Feldzug
  • Zigtausende von Freiwilligen kämpfen: rote Hemden, deshalb „Camicie rosse“,  Rothemden
  • 29. September 1867: erste Freischärler drangen in den Kirchenstaat ein. Sieg ging an die Päpstlichen
  • Dann aber drangen immer mehr Garibaldis ein, 12’000 bis 15’000 Mann
  • Auch Rom wurde von revolutionären Unruhen nicht verschont: Petarden und Orsini- Bomben (Vorläufer heutiger Handgranaten) gegen öffentliche Gebäude und Kleriker. Die Serristori-Kaserne beim Vatikan ging in die Luft. Nur 24 Regimentsmusiker und zahlreiche Zivilisten sterben. Die Kompanien waren vorher ausgerückt.

Ernste Lage

  • Ende Oktober 1867: Monterotondo fiel in die Hände der Freischärler
  • 3. November 1867: 3’000 Päpstliche verlassen die Ewige Stadt unter General Hermann Kanzler (1822-89, Waffenminister des Kirchenstaates) Richtung Monterotondo
  • Dazu kamen 2’000 Mann vom französischen Expeditionskorps auf Befehl von Kaiser Napoleon III.
  • 03.11.1867, 13.00 Uhr. Man traf auf 7’000 Freischärler. Die Päpstlichen siegten
  • Garibaldi vor Ende der Schlacht flieht mit ein paar Tausend Mann
  • 7. Januar 1868: Garibaldi: „Mentana ist für mich ein zweites Aspromonte gewesen;  dort wurde ich am Fuss verwundet, bei Mentana im Herzen".
  • 3 Jahre ohne militärische Auseinandersetzungen für den Kirchenstaat
  • 1870: Es bricht der deutsch-französische Krieg aus. Napoleon III. zieht seine Truppen aus Rom ab (5. und 19. August)
  • 20. August 1870: General Hermann Kanzler erstellt dem Papst Rapport über die mehr  als 13’000 Mann des Päpstlichen Heeres, bestehend aus:
    1’688 Gendarmen, 669 Squadraglieri (ehemalige Briganten unter dem Kommando der Gendarmerie)  Brigant: frühere italienische Bezeichnung für Strassenräuber, dann 1’675 Jäger, 1’075  Linieninfanteristen, 2’901 Zuaven, 1’262 Scharfschützen, 1’410 Mann der Antibes-Legion, 533 Dragoner, 852 Artilleristen,  ein 127-köpfiges Pionierkorps, 120 Angehörige der Versorgungstruppen, 97 Mann der Disziplinarkompanie, 126  Sanitäter sowie mehrere 100 Mann starke Veteranen- und Reserveeinheiten römischer Freiwilliger. Zudem besass der Kirchenstaat eine kleine Flotte; eine Pirokorvette  „Immacolata Concezione“ (kleines Kriegsschiff) und einige bewaffnete Dampfschiffe: 7 Offiziere und 150  Matrosen schützten die Küste von Civitavecchia und machten die Schifffahrtskontrolle über den Tiber.
    (Antibes-Legion: militärische Einheit der Päpstlichen Armee, ernannt nach der franzöischen Stadt Antibes, wo die Truppe im Jahr 1866 aus internationalen, meist französischen Freiwilligen rekrutiert wurde.)

Päpstliche Order

  • 2. September 1870: Sieg der deutschen Heere bei Sedan: Sturz des französischen  Kaiserreiches.  Das Königreich nutzte die Gunst der Stunde: Viktor Emanuel II.  erklärte die Septemberkonvention von 1864 für nichtig.
  • 11. September 1870: Viktor Emanuel II. liess seine Truppen in den Kirchenstaat einmarschieren. Der Papst verlangte, dass man für ihn nicht bis zum letzten Mann kämpfe.  60’000 Italiener gingen gegen die Päpstlichen vor.
  • 20. September 1870 am Morgen: Bersaglieri schlugen nach mehrstündigem Gefecht eine Bresche in die römische Stadtmauer, wenige Meter rechts vom Eingang an der  Porta Pia. Befehl vom Papst: Feuer einstellen und weisse Flagge hissen
  • Wenige Stunden später: Der päpstliche Waffenminister begab sich zur Villa Torlonia,  wo die italienische Armeeführung ihr Quartier aufgeschlagen hatte
  • Die Kapitulationsurkunde sah die Auflösung aller militärischer päpstl. Formationen vor, ausser der Palastgarden des Papstes: Nobelgarde, Palatingarde, Schweizergarde. Sie sollten ihren Dienst  innerhalb der vatikanischen Mauern ausüben dürfen. Ferner gestattete Italien den Fortbestand einer Kompagnie der Päpstlichen Gendarmerie zum
    Schutz des Papstes.
  • Mit der Unterschrift von General Hermann Kanzler hörte die Armee des Kirchenstaates und folglich auch der Kirchenstaat selber auf zu existieren.

    →Römische Frage               
    →Kirchenstaat, alter (die Bombardieri)
    →Kirche, ihre territoriale Geschichte

BaZ Basler Zeitung vom 22.07.2017, Thema. S. 3, Markus Sommer
Das grosse Unglück (der italienischen Einigung 1861).
Italien ist seit langem ein einheitliches Land, aber ohne grossen Erfolg. Man hätte es besser nicht geeinigt.

(…) Ebenso schädlich wirkte die neue Einheitswährung, die Lira, die für den Norden passte, für den Süden dagegen zu stark war – und dessen Abstieg beschleunigte. Der Süden verarmte – und seine Bewohner sollten nie mehr auf die Beine kommen. Stattdessen verliessen sie ihre wunderschöne Heimat in Scharen, weil es für sie hier keine Zukunft mehr gab.

In den beiden letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts wanderten Millionen von Süditalienern und Sizilianern aus: nach Amerika, nach Argentinien, Brasilien oder nach dem französischen Algerien – und kehrten nie mehr zurück.

Aufstand der Räuber. Die italienische Einigung erinnert in manchem an ähnliche Integrationsbemühungen einer anderen Organisation, die wir in der Gegenwart erleben. Hier wie da waren die Folgen fatal. Was nicht zusammengehörte, wurde von oben zusammengefügt – ohne dass die Betroffenen allzu viel dazu zu sagen gehabt hätten.

In Süditalien wehrten sich die Menschen – und  noch Jahre nach der Einigung herrschte hier ein Bürgerkrieg, woran sich kaum jemand erinnert. „Piemont ruft Italien“, protestierte ein Historiker aus dem Süden, „aber führt Krieg gegen Italiener, weil es in Wahrheit nicht Italien machen will – es will Italien verschlingen.“ Rebellen kämpften gegen Regierungstruppen, Beamten wurden getötet und Richter massakriert, wer aus dem Norden kam, lebte gefährlich. Weil dieser Aufstand so gar nicht ins Bild des heroischen Risorgimento passte, der „Wiederauferstehung“ (Duden: Wiederaufblühen, Wiedergeburt), wie die nationalistische Geschichtsschreibung die italienische Einigung verklären sollte, wurde dieser Bürgerkrieg einfach in „il brigantaggio“ umbenannt – als ob die meisten Rebellen gewöhnliche Kriminelle gewesen wären. Aus den Geschichtsbüchern ist er damit verschwunden.

Fünf Jahre dauerten die Unruhen an, Tausende kamen um. Bevor Graf Cavour (Premierminister, 1810-1861) selber starb – wenige Monate nach der formellen Gründung des neuen Königreiches Italien im Jahre 1861 -, hatte er seinem König versprochen, dafür zu sorgen, dass die Einheit auch im „korruptesten und schwächsten Teil Italiens", das heisst in Süditalien, durchgesetzt werde. Wenn nötig mit Gewalt, meinte er, da es besser sei, einen „Bürgerkrieg“ zu führen, als den „irreparablen Schaden“ („nicht wiederherstellbaren Schaden“) eines Zerfalls des jungen Einheitsstaates hinzunehmen. Cavours Nachfolger setzten sogleich um, was ihr Vorbild empfohlen hatte: Man wurde brutal.

Ein Te Deum für König Francesco. Im August 1861 strömten die Bewohner von Pontelandolfo, einem grossen Dorf in der Nähe von Neapel, auf die Strassen, um eine Gruppe von sogenannten Briganten freudig zu begrüssen, vor lauter Euphorie (Hochgefühl) töteten sie dabei einen Steuereintreiber und sangen in der Kirche ein Te Deum für ihren ehemaligen König Francesco, den die Piemontesen ins Exil verfrachtet hatten. Als eine kleine Truppe der Regierung aufkreuzte, um nach dem Rechten zu sehen, wurde diese von bewaffneten Bauern ebenfalls umgebracht. Doch die italienisch-piemontesischen Behörden, die angeblich das grässliche Königreich beider Sizilien befreit hatten, schlugen ohne Verzug zurück: Das Dorf wurde dem Boden gleichgemacht und alle männlichen Bewohner wurden an die Wand gestellt und erschossen. Insgesamt starben am Ende 400 Leute, Männer und Frauen.

Bella Italia. Wären die Italiener nicht gesegnet mit der grössten Kultur, dem besten Essen und einer der schönsten Landschaften der Welt: Sie lebten in der Hölle, die ihnen ihre Politiker jeden Tag aufs Neue einrichten.

→Sch, Schifffahrt: OR Nr. 2 vom 13.01.2023 (des Papstes Schiffe)

Spiegel 3/2023 Geschichte. Im Namen Gottes. Der Kampf der Sterndeuter, S. 94, Felix Bohr
Was war das Risorgimento?

Im 19. Jahrhundert formierte sich in Italien eine Bewegung, die ausländische Mächte vertreiben wollte. Ziel des Risorgimento (Wiedererstehung) war ein italienischer Nationalstaat. Die Bewegung stand im Konflikt mit dem Papsttum, da Teile sekulär (weltlich) waren und den Kirchenstaat abschaffen wollten. 1870 stürmten nationalistische Truppen Rom und beschränkten die weltliche Macht des Heiligen Stuhles auf den Vatikan. Heute meint der Begriff meist die historische Epoche vom Wiener Kongress bis zur italienischen Einheit.

Rom, Altes (u.a. Das Leben zur Zeit Kaiser Trajans, 98-117 n. Chr.)

→Buchstabe V, Virtuell (antikes Rom um 320 n. Chr. einschl. das heutige Rom), verschiedene Videos

https://studyflix.de/geschichte/roemisches-reich-4084
Geschichte des Römischen Reiches (Video, 4 Min. 07)

https://youtube.com/watch?v=5np7gfBfV-o
Alltag im Alten Rom (Video, 11 Min. 42)

https://www.youtube.com/watch?v=nQni_uqjJ5k
Das römische Reich ist erfolgreich, Video, 14 Min. 42

Aus: Alberto Angela, Ein Tag im Alten Rom, Goldmann, 2011
Ein Tag im Alten Rom zur Zeit Kaiser Trajans (98 – 117 n. Chr.)  Auszüge aus dem Buch. Links die Seitennummer.

ROMA SUMMA AMOR:  LIEBE BELEBE ROM

15   Trajan um 115 n. Chr.: Grösste Ausdehnung des Römischen Reiches.
       Entfernung der Grenzen 10’000 km. Länge der Grenzen: 1/4 des
       Erdumfangs (rund 10’000 km)
       Damalige Bevölkerung des Reiches: gleichviel wie insgesamt China, USA
       und Russland nach der damaligen Weltpopulation
       Bevölkerung des Römischen Reiches: 50 Millionen (Heute hat Italien 60
       Millionen)
       Zur Zeit Trajans: 150’000 – 190’000 Soldaten, 30 Legionen. Dazu kommen
       die Hilfstruppen aus den Provinzen. Soldaten und Hilfstruppen total
       300’000 bis 400’000.
       Damaliges Rom vergleichbar heute mit New York oder London. Zur
       Trajanszeit hatte Rom 1,5 Millionen Einwohner.

22   Rom in Zahlen zur Trajanszeit:

40  Triumphbögen; 12 Foren; 28 Bibliotheken; 12 Basiliken; 11 grosse
       Thermen und fast 1’000 öffentlichen Bäder; 100 Tempel; 3’500 Statuen
       berühmter Männer in Bronze und 160 von Gottheiten in Gold
       oder Elfenbein, zu denen noch 25 Reiterstatuen hinzukommen; 15
       ägyptische Obelisken; 46 Lupanare (Bordelle); 11 Aquädukte und
       1’352 Strassenbrunnen; 2 Arenen für Wagenrennen (die grösste, der
       Circus Maximus, fasst beinahe 400’000 Zuschauer); 2 Amphitheater für
       Gladiatorenkämpfe (das grösste, das Kolosseum, bietet Platz für
       50’000 bis 70’000 Zuschauer); 4 Theater (das grösste, das Theater
       von Pompeji, verfügt über 25’000 Plätze); 2 grosse Naumachien
       (künstlich angelegte Seen, auf denen Seeschlachten inszeniert
       wurden); 1 Stadion für athletische Wettkämpfe (das Stadion des
       Domitian mit 30’000  Plätzen). Rom: 1/4 mit Vegetation;
       50 Hektar Grünflächen. Das Alte Rom ist eine grüne Stadt (84).

38  Für die Tresorüberwachung im Hause steht extra ein Sklave, ein artriensis

54  In den frühen Morgenstunden wäscht sich fast niemand. Nachmittag daher
      Gang in die Thermen (Bäder)

63  Frühstück in Rom: Es fehlen Kaffee (Äthiopien) und Kakao (Südamerika).
      Beim Essen wirft man alle Resten auf den Boden. Sklaven reinigen.

64  Zähne putzen: Zahnstocher vorne mit gebogener Spitze, hinten mit Löffel
      (Ohren reinigen). Vornehme Ausführung mit Silber. Reinigung der Zähne
      mit Urin.

69  Sumpfgebiete im damaligen Rom: Kolosseum, Forum Augustus (neben
      Trajansforum), heute nach wie vor mit Krebskolonie.

71  Höhle des Palatins: Wölfin zog Romolus und Remus auf (ein Mythos).
       Aber: hier Spuren uralter Hütten mit den ersten Einwohnern Roms.

74   Sonnenuhr-Obelisk der Römer: heute auf dem Montecitorio vor dem
       Parlamentsgebäude. Zeigt Stunde/Tage. Zeit: kein genaues System

86   Die heutigen Häuser in der Via dei Cappellari (Campo dei Fiori) zeigen
        eine gewisse Übereinstimmung mit denjenigen des Alten Roms.

89    Auf 26 Mietkasernen (insulae) kommt ein traditionelles Haus.

  3  Insulae: Inschriften nach dem Eingang wie heute

95  In den Insulae: fahrbares Kohlebecken mit Feuer. Es ist dort, wo man sich
      aufhält.

96  Insulae: Bronzeofen als Küche. Man stellt ihn hin, wo Bedarf ist. Das Essen
      wird aber  oft von einer Taverne bezogen.

96  Nur bei Banketten liegt man zum Essen. Beim normalen Essen sitzt man
      wie wir heute.

97  Im 1. Stock einer insulae wohnen fast nur wohlhabende Familien zur Miete.

98  Wer in der insulae oben wohnt, ist ein Schlucker. Keine Lifte. Viele Brände
       entstehen durch Kohlebecken und Öllampen.

100  Miete in der insulae 4 x höher als auf dem Land. Ein Verwalter zieht die
        Miete für die obersten Stockwerke ein. Der Eigentümer verlangt Miete für
        die Belletage.

101  Untermieter: je höher man in der Insulae wohnt, desto höher die Miete.

104  Insulae: oben wohnen Sklaven, Hilfsarbeiter, Strassenkehrer,
        Lastenträger, Handwerker. In der Mitte der insulae:
        Verwaltungsangestellte. 1. Stock: Leute mit viel  eld: Unternehmer,
         Kaufmänner, Baulöwen.

105  Entleeren von Urin und Extrementen aus Gebäudefenstern ist strafbar.

106  Küche und Latrinen sind beieinander. Grund: Wasser. Nach dem Nero-
        Brand: Wasser muss obligatorisch im Hause sein.

109  Die Behausungen sind im Normalfall ohne Bad/WC, fliessendes Wasser
         und Küche. Man muss sich alles ausser Haus behelfen.

112  Nach dem Nero-Brand wurden die Strassen verbreitert. Dies war durch
        Spekulanten schwer zu halten.

117  Eine Familie, die einen Laden im Parterre bewirtschaftet, schläft im Laden
         (tabernae) auf dem Hängeboden.

119  Die Frau trägt immer die Schlüssel zu Hab und Gut der Familie. Überall in
        Rom findet man den Phallus, selbst bei Anhängern.

123  Kaiser Domitian versuchte per Gesetz, Frisöre, Händler, Köche und
        Schlachter von den Strassen zu bringen. Vergebens.

124  Arbeitszeit in Rom: von Sonnenaufgang bis Mittag. Das waren rund
        6 Stunden. Nachher ging man in die Thermen. Ausnahmen: Frisöre,
        Antiquitäten-Händler.

128  Der Weihrauch ist desinfizierend und hat antibakterielle Wirkung.  So sind
        vor den Toren der heiligen Plätze (nur für Priester zugänglich) stets
        Gläubige, zum Teil Kranke. Dazu kommt, dass die Tempel schmutzig
         und voller Bakterien sind. Der Weihrauch ist willkommen.

128  In den Saturnalien, d. h. am Ende der Herbstaussaat (2. Hälfte
        Dezember) fanden ausschweifende Feste statt. Hier kannte man den
        Rollentausch: Die Herren servieren, die Sklaven geniessen die Freiheit.

132  Importierte Götter der Römer: Iris, eine ägyptische Göttin. Der Mithras aus
        Persien. Hier haben Stiere auch eine symbolische Bedeutung. Der
        Mithraskult war „Hauptkonkurrentin“ des Christentums.

133  Der Gott des Mithraskultes, der Christen, Horus und Buddha haben am
        24./25. Dezember Geburtstag. Grund: Am 21. Dezember ist
        Sonnenwende.

133  Kaiser Trajan schafft 115 n. Chr. die Religionsfreiheit für Christen,
        Juden, Mithras-Verehrer (altiranischer Lichtgott), Isis (altägyptische
        Göttin), Kybele (phrygmische Göttin aus Nordwestkleinasien), Jupiter
        (höchster römischer Gott), Juno (höchste römische Himmelsgöttin),
        Minerva (römische Göttin des Handwerks, der Weisheit und der
        Künste). Niemand wird wegen seines Glaubens diskriminiert.

139  Die drei Namen der Römer sind z. B. Publius Sulpicius Peregrinus:

Publius                           Praenomen (Vorname)

Sulpicius                        Nomen gentilicum: erweiterter Familienname.
.                                      Etliche Familien nennen sich so. Er umfasst
.                                      manchmal tausende von Menschen                     

Peregrinus (Fremder,    Cognomen: Name, mit dem man angeredet wird.
Ausländer)                     Beschreibt die charakterlichen und körperlichen
.                                     Eigenschaften, z. B. Rufus: der Rote, Brutus: der
.                                      Dumme, Cicero: mit der Warze. Calvus: der
.                                      Kahle, Naso: die Grossnase,
.                                      Dentatus: der Gezähnte, Cincinnatus: der
.                                      Lockenköpfige.
.                                      Peregrinus: der Fremde, der Ausländer
.                                      Auf die heutige Zeit ausgelegt:
.                                      Hans/Müller/der Grosse: Er würde mit „Grosser“
.                                      gerufen

141  Kinderspiele im Alten Rom: Nüsse schiessen, Blinde Kuh, auf Stöcken
         reiten, Kreisel, Bockspringen. Versteck spielen. Puppen kleiden.

142  Erwachsenenspiele im Alten Rom: micatio, d. h. Finger werfen. Wie viele
         geschlagene Finger von beiden sind es? Münzenwerfen (navia aut
         capita) : Kopf oder Zahl. Gerade oder ungerade (par impar).
         Steinchen in der Hand erraten. Spielhöllen: Würfel spielen und
         Geldwetten sind verboten. Sie sind möglich im Kolosseum und im Circus
         Maximus. Die staatliche Kontrolle ist sehr selten.

145  Kaiser Augustus (27 v. Chr. bis 14 n. Chr.) ist spielsüchtig. An einem Tag
        verliert er zirka Euro 400’000. Besuchern in seinem Palast schenkt er
         einen Beutel mit 25 Silberdenaren zum Spielen.

147  Ehescheidungen sind zur Zeit Trajans akzeptiert.

148  Es gibt unterschiedlichste lateinische Dialekte.

149  In der Schule lernt man 23 Buchstaben des Latein (heute in der
        deutschen Sprache 26).

150  Die römische Erziehung sieht körperliche Züchtigungen vor. Die Schule
        findet meistens in einfacher Form an der frischen Luft statt. Kinderarbeit
         ist in der altrömischen Gesellschaft nichts Verwerfliches. Die Kinder
         reicher Eltern müssen nicht arbeiten und gehen weiter zur Schule. Ab
         dem 12. Jahr besuchen sie Privatschulen.

152  Die Grundschullehrer, Strassenlehrer genannt, sind auf der Stufenleiter
        ganz unten zu finden, man nennt sie  „indimagistri, litteratores“.

153  In der Antike liest man laut, auch wenn man alleine ist. Die stille Lektüre
        findet man später nur in Klöstern.

154  In der ganzen Antike hat es nie zuvor so viele Menschen gegeben, die
         lesen, schreiben und rechnen konnten.

160  Altes Rom. Zahlen deuten mit den Händen: mit der linken Hand von null
        bis hundert, mit der rechten die Hunderter und Tausender. Mit den
        Körperteilen über 10’000 (ans Herz fassen mit der rechten Hand z. B.
        ergibt 300’000). Zahl 1: mit der linken Hand alle Finger aneinander
        ausstrecken ausser Kleinfinger, dieser angewinkelt in die Handballe.
        Daumen abgewinkelt.

162  Kühe, Ochsen, Stiere und Pferde sind kleiner gewachsen im Vergleich zu
        heute.

168  Die Öl-Amphoren fassen 70 Liter Öl, leer wiegen sie 30 kg. Weil sie mit Öl
        vollgesogen sind, kann man sie nicht mehr verwenden. Es sind
        Einwegflaschen der Antike und landen am rechten Tiberhafen, wo sie sich
        auftürmen. Daraus ergibt sich der heutige Monte Testaccio. Die Amphoren
        stammen meistens aus Andalusien.

169  Wie geschieht der Transport der Waren? Grosse Schiffe, z. B. mit 10’000
        Amphoren geladen, werden auf hoher See gelöscht, mit mittleren Schiffen
        bis zum Hafen von Ostia (zzt. Trajans erbaut) gefahren, zwischengelagert
        und dann auf Boote und Kähne geladen. Zwei Ochsen ziehen sie einzeln
        den Tiber aufwärts. Es gibt keine Ware der Antike, die nicht irgendwann
        auch nach Rom gelangt wäre.

170  150’000 bis 170’000 Familien Roms sind auf Rationen des Staates
         angewiesen. Sie erhalten gratis Brot, Mehl, Öl, Gemüse, Fleisch.

172  In Rom begegnet man Menschen aus der gesamten antiken Welt. Es ist
        so gut wie unmöglich, in Roms Strassen geradeaus zu laufen (Menschen,
        Menschen, die sich bewegen).

173  In Rom erkennt man die Frauen sofort an ihren bunten Kleidern und den
        Parfümwolken.

174  Es gehen nicht alle zu Fuss. Manche sitzen auf Mauleseln

175  Es ist tagsüber verboten, Pferdewagen zu benutzen, ausser die
        Vestalinnen (Priesterin der Vesta, römische Göttin des häuslichen
        Herdes). Vornehme Römerinnen werden auf Tragsesseln (sellae) oder
        Sänften von Sklaven getragen.

176  Rom ist die Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten: Rassen, Religionen,
        Moden, rege Geschäftstätigkeit, verschwenderisches Leben. In allen
        anderen Städten ist dies unbekannt. Rom ist aber auch die Stadt des
        Profits, der Ausbeutung und der Gewalt, Korruption, des Betruges,
        umgeben von mehr als einer Million Menschen.

178  Wo sind die stillen Orte Roms? Kaiserliche Gärten, Marsfeld mit seinen
        Plätzen, Tempel, geweihte Stätten, Portikus (Säulenhallen). Man kann
        tatsächlich noch Lustwandeln.

179  Rom ist nicht nur die Stadt aller Waren, sondern auch der Künste (das
        Meiste aus Griechenland geholt).

182  Man trägt Schirme gegen die Sonne, nicht gegen den Regen. Die
        Etrusker waren vor 2600 Jahren die Vorgänger: Schirm aus Seidentuch,
        das Gestell aus Knochen. Die Männer  tragen dunklen Teint (draussen),
        die Frauen sind hell (im Haus, es ist Statussymbol). Deshalb wird der
        Schirm wichtig.

183  Die Römer sind klein gewachsen.

186  Im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr.  kennt man folgende Masse: Männer ∅
        1,65 m gross, Frauen  Ø 1,55 m gross. Gewicht: Männer Ø 65 kg,
        Frauen Ø 49 kg. Im Jahre 1930 findet man fast das gleiche Resultat: 
         immer noch Ø 1,67 m. Heute ist der Europäer Ø 1,76 m gross, die
         Europäerin Ø 1,64.  Der Italiener Ø  1,75 m, die Italienerin Ø 1,62 m.

184  60 Prozent der Namen der Einwohner Roms sind griechisch, nicht
         lateinisch. Griechisch spricht man weit in den Nahen Osten. Die Sklaven
         bekamen griechische Namen.

188  Die Lebenserwartung war bei den Männern 41, bei den Frauen
        29 (Kindbett-Tod).

189  Kindersterblichkeit: 42 % männlich, 34 % weiblich, Tod unter 10 Jahren.
        Bei den 20- bis 30-Jährigen 18 % männlich, 25 % weiblich (Tod vielfach
        im Kindsbett).

190  Der Gutbesitzer hatten mehr Karies als seine Sklaven (zuckerreiche
        Ernährung).

192  Die „Immigranten“ waren ein echtes Problem. Durch sie blühte die
        Bauspekulation. Die Mieten erhöhten sich um das 4fache.

193  Überfallgefahr in der Stadt Rom: „Es ist sehr nachlässig, zum Abendessen
        zu gehen, ohne vorher das Testament geschrieben zu haben.“

196  Die Sklaven auf dem Lande leben unter den allerschlechtesten
        Bedingungen: wenig Essen, viele Schläge, Ausbeutung bis zum bitteren
        Ende.

197  Wenn ein Sklave nach versuchter Flucht aufgegriffen werden konnte, ritzt
         man ihm „fug“ (für „flüchtig“) oder „fur“ (für „Dieb“) in die Stirn.

198  Im Alten Rom kannte man keinen Rassismus.

198  Die Sklavenhändler sind mehrheitlich Orientale. Sie sind meist verachtet.

200  Die Sklavenhändler ziehen im Schlepptau jeder marschierenden Legion
        hinter her.

200  Wenn sich „normale“ Menschen verschulden, werden sie Sklaven.

200  Sklaven auf dem Land leben grauenvoll. Sie werden behandelt wie Kühe
        oder Hunde.

201  In Privathäusern werden 5 bis 12 Sklaven gehalten. Patrizier hingegen bis
        500 in der Stadt, bis 2’000 auf den Landgütern.
        Es gibt auch Sklaven in „öffentlichem“ Besitz beim Kaiser, Staat und der
        Stadt. Die Gesamtheit der Sklaven hält die römische Wirtschaft in Gang.
        Sie sind keine Lebewesen, sondern „Sachen“. Ihr Besitzer darf mit ihnen
        machen, was er will.

202  In der Kaiserzeit, also um Christi Geburt und danach, erhalten die Sklaven
        nach und nach gewisse „Rechte“: Sie können mit Geld ihre Freiheit
        erkaufen und  Sklavenehen eingehen. Das Töten von Sklaven wird
         verboten.

203  Die Sklaven und Sklavinnen tragen ein Halsband um den Hals. Hier steht
        der Name des Besitzers.

205  Die Gesetzgebung unterstützt die Freilassungen.

206  Im Alten Rom ist Sklave zu sein wirklich das Schlimmste.

212  Im Unterschied zu heute gibt es in Rom keine Strassenschilder noch
        Hausnummern. Man orientierte sich anhand von Anhaltspunkten, z. B.
        Statuen, Brunnen, insulae, Anhöhen, bekannte Verkaufsläden, Tempel,
        Basiliken, Arenen, Foren.

213  Die Grabfelder der Sklaven und Freigelassenen befinden sich in der
        Vatikanstadt, Santa Rosa.

215  Die Vestalinnen waren Priesterinnen der Vesta, Hüterinnen des Lichtes
        im Vestatempel. Die Auswahl erfolgte bei  Mädchen unter 10 Jahren.
        Dann begann ein 10jähriges Noviziat, gefolgt mit der Ausführung des
        Amtes, auch 10 Jahre. In den  letzten 10 Jahren bestand die Aufgabe
        darin, die neuen Novizinnen zu unterweisen.

Vestalinnen, Hüterinnen des Lichtes im Vestatempel

215  Allgemeine Arbeiten der Vestalinnen: Opferhandlungen; bedeutendste
        Rituale; über bestimmte heilige Gegenstände höchster Bedeutsamkeit
        wachen; Jungfrau bleiben. Sie können nach 40 Jahren heiraten.

218  Als das Forum Romanum nicht mehr ausreichte, schuf man die
        Kaiserforen: Caesar-, Augustus-, Friedensforum von Vespasian, Nerva-
        und Trajansforum (das Schönste).

219  Zu Beginn des 16. Jahrhunderts befahl Papst Julius II. della Rovere, die
        Foren als Marmor- und Travertinbruch zu nutzen. U. a. protestierten
        Michelangelo und Raffael.

221  Das Forum Romanum war während der Zeit des Römischen Republik
        (also ab 509 bis zirka 40 v. Chr.) Schauplatz von Gladiatorenkämpfen.
        Unterirdisch befanden sich Korridore, auch ein hölzerner Lastenaufzug.

221  Im Forum Romanum findet die Anpflanzung von heiligen Pflanzen statt:
        Weinstock, Feigen- und Olivenbaum.

225  Die römischen Statuen sind bemalt; Lippen rot, Gesichter rosa, die
        Gewänder blau, rot  usf.

238  Die Curia, Ort der Senatsversammlungen im Forum Romanum: Wenige
        Orte haben die Menschheitsgeschichte so sehr beeinflusst wie der Ort der
        Curia.

239  Die letzte Türe des römischen Senats wurde während der Renaissance
        abmontiert. Sie ist jetzt in der Basilika S. Giovanni in Laterano, Rom, zu
        finden.

244  Die Tiere im Kolosseum: mit Pfeil und Bogen wurden Hirsche, Gazellen
        oder Strausse gejagt. Man weiss, dass Kaiser Commodus (180 bis 192 n.
        Chr., ein verworfener, beschränkter und bösartiger Mensch) sich damit
        vergnügte, den Straussen mit einem Schwert die Köpfe abzuschlagen.
        Weitere Tiere, gegen die Tierkämpferinnen und Tierkämpfer, öfters
        gleichzeitig, antreten mussten: Löwen, Leoparden, Bären. Auch Tiere
        gegen Tiere kämpften: z. B. band man einen Stier mit einem Elefanten
        oder zwei andere grosse Tiere mit Ketten aneinander, während
        Bedienstete sie mit langen Stangen anstachelten und zum Kampfe
        zwangen. Weitere Tiere, z. B. Tiger, Elefanten, Krokodile, Nashörner.
        Wegen diesen Spielen verschwanden viele Arten ganz, nicht nur wegen
        den Vergnügungsorten des ganzen römischen Reiches. Viele tausende
        Tiere überlebten den Transport weder auf Lastkarren noch in den
        Schiffsbäuchen.

245  Das Forenviertel, eine Welt des Luxus‘, des Marmors, der Säulen. Eine
        enorme Fläche für Läden, geschäftlichen Zusammenkünften und
        Verhandlungsplätzen.

248  Das Trajansforum: ein Wunderwerk des Imperiums mit einem der
        schönsten Säulengängen des Reiches.

249  Das Trajansforum mit der Basilica Ulpia: majestätisch, königlich, golden,
        170 m  lang

253  forma Urbis: der marmorne Stadtplan in Roms Katasteramt. Das Alte Rom
        mit 14 Bezirken zur Zeit Kaiser Augustus (27 v. Chr. bis 14 n. Chr.). Zur
        Zeit Kaiser Konstantins (324 bis 337 n. Chr.) hat Rom 423 Strassen, 29
        Hauptverkehrswege, 322 grosse Kreuzungen

255  Zur Zeit des Kaiserreiches: das Alte Rom hat 144 öffentliche Latrinen, die
         gebührenpflichtig sind.

256  In den Latrinen fehlt jede Privatsphäre. Sie existiert eigentlich nur für die
        Reichen.

257  Nur wenige haben eine Toilette zu Hause

257  Ohne Kleingeld geht man zu grossen Krügen an den Strassenecken, um
        das Ding zu verrichten.

259  Als Toilettenpapier benutzt man nasse Schwämme, die im
        bereitstehenden Wasserkanal gereinigt oder entsorgt werden.

259  Die Strassen Roms sind leicht gewölbt. Das Regenwasser wäscht sie,
        von Gullys (Einlaufschacht für Strassenabwässer) aufgenommen wie
        heute noch in Paris). Gullys sind besonders verziert (Bocca della verità).

262  Die Geburten werden fast nur von Frauen begleitet, nie von männlichen
        Ärzten.

262  Während der gesamten Antike (und bis in die Neuzeit) ist für jede Frau die
        Geburt das allergrösste Risiko im Leben.

262  Auch heute noch stirbt in Afrika jede zwanzigste Frau bei einer Geburt. In
        den hochentwickelten Gesellschaften ist es nur eine von 2’800.

265  Wenn der Vater das neugeborene Kind, das nach der Geburt vor ihm
        niedergelegt wird, nicht hoch nimmt, nimmt man es nicht in den Schoss
        der Familie auf. Die Hebamme sorgt für den Säuglingshandel (Ort des
        Handels: columna lactaria). Auf der  Erkennungstafel wird die Zeuger-
        Familie angezeigt.

266  Erkennung des Kindes? Man bricht einer Münze oder ein Medaillon, die
        eine Hälfte geht an das Kind, die andere an die Mutter.

266  Wer ein Kind aufzieht, kann mit ihm machen, was er will.

266  Viele Leute gehen an die Kinder-Sammelstelle, holen sich
         einen Säugling und verkaufen ihn.

266  Frühchen oder Behinderte werden erstickt oder ertränkt, andere landen
        auf der Müllhalde.

272  Ein Verurteilter erlebt auf einem Karren auf dem Weg ins Gefängnis
        Demütigungen.

277  Spektakel um den Tod in allen römischen Städten. Unmenschen? Zur
        Verteidigung dieses Spektakels:
        Die Etrusker brachten schon Menschenopfer
        Die Kelten schlugen schon den Feinden die Köpfe ab
        In China zur gleichen Zeit: schnelle Karriere, wenn man vielen
        Feinden die Köpfe abschlug
        In Mittelamerika verkauften die Azteker feindliche Sklaven
        Die alten Eidgenossen suchten sich bei den Toten auf dem
        Schlachtfeld das Bauchfett
        Frankreich: Guillotine, England: Schafott

277  Die Hinrichtungen fanden vor aller Leute statt

277  Das Rom der Päpste: öffentliche Hinrichtungen. Auf dem Platze Campo
        dei Fiori landeten die Ketzer auf dem Scheiterhaufen

277  Das Rom der Päpste: An der Engelsbrücke wurde gehängt, geviertelt und
        geköpft

277  Das Rom der Päpste: Piazza del Popolo. Hier fanden häufig
        Hinrichtungen als Teil der Karnevalsfeierlichkeiten statt

278  Ab 1826  wurde im Kirchenstaat die Guillotine eingeführt

279  Altes Rom: Man liebte die Exekutionen mit Überraschungen, eine Art
        Spektakel. Muster nach mythologischen Mustern. Z. B. versucht der
        Verurteilte zu fliegen wie Ikarm und stürzt zu Tode. Auch Überraschungen
        mit historischem Gegebenheiten. Eine Frau spielte Pasiphe (Königin von
        Kreta, Tochter des Helios [Sonne]), die sich mit einem Stier paarte
        (Zoophilie, Sex mit Tieren)

280  „Damnatio ad gladium“, Verurteilung zum Schwert. Zwei mit Schwertern
        bewaffnete Verurteilte kämpfen mit dem Schwert gegeneinander

281  Tod durch das Feuer: Die Verurteilten tragen getränkte Kleider

281  Unter Kaiser Nero (54-68 n. Chr.) wurde kein einziger Christ im
        Kolosseum getötet. Es existierte noch gar nicht. Hinrichtungen waren wo
        anders: in einem Zirkus für Wagenrennen, wo heute der Vatikan steht

281  Viele Christen starben dort auf unterschiedliche Weise (von Hunden
         zerfleischt, gekreuzigt oder lebendig verbrannt)

281  Es gibt keinen Nachweis, dass Christen im Kolosseum ermordet wurden,
        aber in  Amphitheatern im ganzen Reich

283  Rom: grosse Trittsteine in den Strassen: Zebrastreifen

285  Mittagessen im popina (Gasthaus) sehr bescheiden: Brot, Eier, Oliven,
        Käse, Feigen. Unter den Gästen sind sowohl Männer als auch Frauen

286  Der Wein wird warm getrunken

289  In einem Lokal Sex mit einer Kellnerin zu haben, ist etwas ganz Normales
        und  kein Ehebruch

289  Diese „Dienstleistung“ kostet nicht mehr als ein kleiner Krug Wein (4 Euro)

290  Münzen im Römischen Reich: Aureus (aus Gold, Denar (aus
        Silber), Sesterz (aus Bronze), Dupondius (aus Bronze), As (aus
        Kupfer), Semis (aus Bronze), Quadrans (aus Bronze)

290  Der Sesterz ist eine Münze mittleren Wertes, mit dem man alltäglich
        einkauft

291  Ein Sesterz entspricht ungefähr 2 Euro

291  Preise im Alten Rom:  1 Liter Olivenöl 3 Sesterzen (6 Euro); 1 kg Brot 1/2
        Sesterz (1 Euro); eine Gemüsesuppe 1/4 Sesterz (1 As) 0,50 Euro; ein
        Eintritt in die Therme 1/4 Sesterz (0,50 Euro); ein Maultier 520 Sesterzen
        (1’040 Euro); ein Sklave 1’200 bis 2’500 Sesterzen (2’400 bis 5’000 Euro);
        ein guter Liter Wein 2 Sesterzen (4 Euro)

291  Eine kleine Familie mit 3 Personen gibt im Tag 6 Sesterze aus (2 Euro).
        Ein wohlhabender Bürger hingegen 55 Sesterzen/Tag (18 Euro)

292  Auf den Münzen ist immer das Profil des Kaisers, manchmal auch das
        Gesicht der First Lady

293  Die grossen Thermalbäder mit den auffälligen Rauchschwaden. Es
        ist Rauch aus gigantischen, auf Volldampf laufenden Heizkesseln,
        die tonnenweise Holz verschlingen. Eine ungeheure Menge Holz,
        die die Stadt, nebst den Thermen, verbraucht. Das Holz ist das
        „Plastik“ der Antike

294  Trajansthermen: ein Wunderwerk des Ingenieurswesens, der
        Architektur, der Kunst, wie man es in der Antike noch nie gesehen
        hat. In der Nähe des Kolosseums: Collus Oppius
        Die Thermen mit tepidarium (Aufwärmhalle), calidarium (Hitzehalle),
        frigidarium (Abkühlhalle), laconicum (Schwitzbad), natatio
        (Schwimmbecken zum Entspannen und Unterhalten)

295  Der Thermeneintritt beträgt 1/4 Sesterz (0,50 Euro). Im Inneren
        muss man jede in Anspruch genommene Dienstleistung extra
        bezahlen, vom Bad bis zur Garderobe

296  Die Frauen sind in den Thermen zum Teil nur sehr wenig bekleidet.
        Männer und  Frauen sind gemeinsam in den Thermen

296  Im Alten Rom kann fast niemand schwimmen. Es ist keine Sportart
        und wird an der Schule nicht unterrichtet

296  Die Trajansthermen sind eine richtige Stadt des Vergnügens, der
        Erholung und der Unterhaltung: eine Stadt in der Stadt

296  In den Trajansthermen befinden sich Bibliotheken mit
        lateinischen bzw. griechischen Texten

297  Wo kommt das viele Wasser her? Ein Aquädukt (Wasserstrasse)
        führt Wasser in die von Apollodor entworfene, kolossale
        Zisterne (Wasserbehälter), die es heute noch gibt: 9 Kammern,
        zwischen 30 und 40 m lang, 5 m breit. Insgesamt fassen sie
        mehr als 7 Millionen Liter Wasser

298  Ungefähr 3’000 Menschen kann eine Therme aufnehmen

298  In den Thermen ist eine Art Amphitheater mit Theatervorstellungen
        und Wettkämpfen

298  Jongleure unterhalten die Besucher mit Kunststücken

298  Die Thermen sind mit Speiserestaurants und Bordellen ausgestattet

298  Die Thermen sind eine richtige kleine Stadt

299  Die Frauen zahlen für Eintritt und Angebote mehr als die
        Männer (Massagen, Handtücher usw.)

299  Kinder, Soldaten und Sklaven haben Gratiseintritt

300  In den Thermen ist die Nacktheit nichts Besonderes

300  Die Umkleideräume für Frauen bzw. Männer sind separat

300  Ziele der Sportplätze in den Thermen: sich fit halten,
        Transpiration (Schweissbildung) anregen

300  Viele Frauen spielen eine Art Volleyball mit den Männern,
        sie treiben Reifen. Die Frauen tragen Bikinis

301  Ballspiele in den Thermen: zwischen 2 Posten ist ein Seil
        gespannt: Beach-Volleyball

302  zur Zeit Kaiser Hadrians: Geschlechtertrennung. Frauen baden
        vom Morgengrauen bis um 13 Uhr (siebte Stunde), Männer von
        14 bis 21 Uhr (zweite Nachtstunde)

304  Die Thermenanlagen sind so ausgerichtet, dass die Sonne
        möglichst lange auf die beheizten Teile scheint. Die Fenster des
        calidariums (Hitzehalle) sind doppelt verglast

307  Die Thermen sind ein Ort, wo Angenehmes mit Nützlichem (Geschäfte
        abschliessen) verbunden wird

307  Von der Hitzehalle in die Abkühlhalle rät man Frauen ab wegen den
        extremen Temperaturwechseln

308  Das frigidarium (Abkühlhalle) von Kaiser Diokletian (284-305 n. Chr.) ist
        heute die Kirche Santa Maria degli Angeli, zu finden in der Nähe des
        Hauptbahnhofes Termini, Rom

308  Der Besuch des frigidariums ist ein besonderes Erlebnis: Stimmengewirr
        der Männer, Frauen und Kinder, weiter Gelächter, Gekreische, Geklapper

308  Das frigidarium ist der zentrale Treffpunkt der Stadt: Termine vereinbaren,
        Geschäfte abschliessen, Sehen und Gesehen werden. Selbst der Kaiser
        ist dort anzutreffen

309  Die Thermen sind mit Krankenstation und Arzt versehen. Der Wechsel
        zwischen heissem und kaltem Wasser gibt Probleme

309  Viele durchlaufen die 3 Stationen zwei oder drei Mal hintereinander.
        Commodus (180-192 n. Chr.), Sohn von Mark Aurelius, soll den Parcours
        7- bis 8mal hintereinander absolviert haben

309  Die Thermen bedeuten Infarktrisiko, Anlass zu Schwächeanfällen,
        Gehirnerschütterungen und Knochenbrüchen durch Hinfallen (Der
        Marmorboden ist nass und glatt). Sogar Hörschäden treten auf wegen zu
        langem Aufenthalt in der feuchten und kalten Umgebung (Seglerkrankheit)

310  Natatio, Schwimmbecken zum Entspannen und Unterhalten

310  Massagen mit Öl auf dem Marmortisch sind mit ästhetischen Gründen
        verbunden. Sie geben ein gewisses Wohlbefinden und beugen vor
        Erkältungen

311  Die Masseure sind staatliche Sklaven und arbeiten schweigend. Die
        Reichen bringen ihre Sklaven mit

312  Apollodor von Damaskus gilt als Architekt des Trajanforums und bringt
        das  Konzept für Thermen. Im Imperium gilt es als Standardmodell, so
        auch für die grossen Caracalla-Thermen in Rom

314  Das →Kolosseum in Rom, ehemals aus schneeweissen Travertinstufen,
        jeder Rundbogen mit einer Statue besetzt, ist mit einer Galerie in der 
        letzten oberen Reihe und mit der Arena besetzt: ein grossartiges,
        schneeweisses Amphitheater (griechisch amphi = rundherum, offen). Es
        hat unzählige Arkaden, geschmückt mit unzähligen Wappen und bunten
        Bädern

315  Alle Statuen, die in jeder Arkade stehen, stellen Gottheiten als Helden,
        erfundene oder reale Figuren der römischen Geschichte dar. Vorzufinden
        ist öfters der Adler

316  115 n. Chr. erreicht das Römische Reich seine grösste Ausdehnung

316  Kaiser Vespasian (69-79 n. Chr.) beschloss, Neros „Privatgebrauch“ auf
        dem Gelände der Domus Aurea, das waren Paläste, Gärten, Wäldchen
        mit Hirschen,  künstliche Seen mit Schwänen, aufzulösen und das
        Amphitheater aller Zeiten zu bauen

316  Auf diesem grossen Gelände war als letzte Erinnerung Neros enormes
        Standbild aus vergoldeter Bronze zu sehen. Das Gesicht war einmal das
        des Nero, dann die Züge des Sonnengottes Helios. Das Standbild war
        über 30 m hoch. Es hiess bei den Römern „Nero-Koloss“. Daraus
        entstand „Kolosseum“. Dieser Name taucht erst im Mittelalter auf.
        Ursprünglich hiess das Kolosseum „Amphitheater Flavium; ein offenes,
        rundes Theater von Vespasian aus der Familie der Flavier

316  Neben dem Kolosseum stand eine „Kaserne“ für Gladiatoren (Ludus
        Magnus)

316  Das Kolosseum war über 50 m hoch mit 4 Etagen, 3 Arkadenreihen von
        jeweils 80 Bogen, aus 100’000 Kubikmeter Travertin von Steinbrüchen
        aus Albulae (Tivoli, rund 25 km von Rom entfernt). Für diese Transporte
        baute man extra eine Strasse mit 6 m Breite

316  Die Bauzeit des Kolosseums betrug 10 Jahre mit Arkaden (Aquädukte)
        übereinander, die eine stabile Konstruktion bedeuteten. Das  Kolosseum
        hatte 50’000 bis 70’000 Plätze

318  Die Travertinsteine sind porös mit Hohlräumen. So blieb der Eindruck, das
        Kolosseum sei etwas unfertig. Das gleich galt für das Marcellus-Theater

319  Der Eintritt ins Kolosseum war kostenlos. Man benötigte aber eine Art
        Einladung. Es war eine Karte aus Knochen mit der Arkadennummer (z. B.
        LV und der Sitzplatz-Nummer 55)

319  Von Verkäufern vor und im Kolosseum konnte man kaufen: Kissen für die
        Steinstufen, Snacks, Fladenbrote, Pinienkerne, Oliven, Pfirsiche,
        Zwetschgen, Kirschen usw.

319  Die „Buchmacher“ zogen die „Geldspieler“ an. Es waren die Wetten als
        tragende Säule des ganzen Betriebes, ähnlich wie bei den heutigen
        Pferderennen

320  Wie kann man das Spektakel im Kolosseum beschreiben? Es herrscht
        eine Hysterie, ein immer weiter eskalierendes, sadistisches Vergnügen
        von ganz normalen Menschen, die Lust am Quälen und an
        Grausamkeiten  verlangen. Jeder moralische Skrupel (Bedenken) wird
        über Bord geworfen

323  Die Pausen werden mit Akrobaten ausgefüllt, die ihre Kunststücke in der
        Arena zum Besten geben

Das Kolosseum allgemein, ab Seite 324

  • Das Kolosseum ist nicht rund, sondern elliptisch. Damit mehr Platz für Zuschauer
  • Die Tribüne hat eine Neigung von 37 Grad; optimale Sicht von jedem Platz aus
  • Die Zuschauerbereiche im Kolosseum: unterer Rang (1), der Arena am nächsten, für wichtige Persönlichkeiten: Senatoren, Vestalinnen, Priester, Richter
  • Darüber (2): Bereich für die Mitglieder des Reiterordens (equites)
  • Danach (3): Bereich für Handwerksmeister, Kaufleute, Staatsgäste usw.
  • Darüber im höchsten Bereich (4). Dieser Bereich ist zusätzlich getrennt durch einen  Laufgraben: hier sitzt das Volk. Hier gibt es einen Extrabereich für Frauen, um der „Promiskuität“ („Vermischung“) vorzubeugen
  • Ganz oben (5) gibt es noch einen letzten Zuschauerbereich für das Volk (Frauen). Es ist eine Galerie aus Holz, die ums ganze Kolosseum läuft
  • Diese Bereiche zeigen die gesellschaftliche Pyramide Roms: je tiefer unten man sitzt, desto bedeutender der soziale Status
  • Serviceleistungen des Kolosseums: in regelmässigen Abständen aufgestellte kleine Brunnen (um die hundert)
  • Spezialeffekte:  man wird mit parfümierter Flüssigkeiten besprüht, wie zum Beispiel mit Rosen- oder Safranwasser (allg. Gestank, Kot, Schweiss)
  • Das Bedachungssystem des Kolosseum ist etwas ganz Besonderes: oben, rings um die Galerie sind 240 imposante Masten angebracht. Von hier hängen extrem lange Seile zu einem zentral 40 m über dem Boden stehenden Ring. Auf diesem entstandenen Spinnennetz werden wie Teppiche Segel ausgerollt (dünne Leinen). Es entsteht ein gigantisches Dach aus Stoff, das die Zuschauer vor der Sonne schützt. In der Mitte, ähnlich wie im Pantheon, eine runde Öffnung. Total schätzungsweise 24 Tonnen, das über den Köpfen hängt: 100 kg je Mastbaum.  Bedienung von 1’000 Marinesoldaten nötig, die im Flottenstützpunkt Misenum stationiert sind
  • Arena des Kolosseum: 75 m lang, 44 m breit. Unter der Sandschicht geht das Kolosseum noch 6 m mit unterirdischen Gängen weiter. Die Arena ist mit Holz ausgelegt, gewölbt, damit das Regenwasser abfliessen kann.
  • Was befindet sich unter der Holzfläche? Kulissen, wie bei einem Theater unserer Zeit. Spezialeffekte: kolossale Wale sind plötzlich auf der Bühne. Als sie das Maul öffneten, kamen 50 Bären heraus. Es gab auch andere Bilder wie Felsen und Wälder
  • Unter dem Sand und der Holzkonstruktion (wo sich die Spezialeffekte befinden) gab es darunter 2 unterirdische Stockwerke mit Korridoren, Treppen und Kammern, Waffen, Löwenkäfigen, Gefangenenzellen usw. Hebewinden bringen jedes erdenkliche Bühnenbild hoch. Spezielle Lastenaufzüge bringen Gladiatoren und Raubtiere in die Arena. Ein Beispiel besonderer Art: 100 Löwen können gleichzeitig in die Arena hochgezogen werden, deren Gebrüll so laut ist, dass das gesamte Publikum des Kolosseums einen Moment verstummt
  • Am Anfang gab es die unterirdischen Gänge noch nicht und mit grosser Wahrscheinlichkeit hat man zu der Zeit die Arena manchmal mit Wasser geflutet, sodass kleine Flottenkämpfe oder Pferdewagenrennen in niedrigem Wasser möglich waren
  • Die Organisation der Wettkämpfe war sehr straff. Als Kaiser Titus (79-81 n. Chr.), Nachfolger und Sohn Vespasians (69-69 n. Chr.) im Jahre 80 n. Chr. das Kolosseum einweihte, wurden 5’000 Raubtiere in 100 Tagen getötet
  • Nach dem Sieg Kaiser Trajans über die Daker (heutiges Rumänien, erster Krieg um 101, zweiter Krieg 105-106) wurde der Sieg 120 Tage lang, pausenlos, im Kolosseum gefeiert. Rund 11’000 Tiere und 10’000 Gladiatoren fanden dabei den Tod
  • 217 n. Chr. wurde das Kolosseum ein Raub der Flammen, später aber wieder aufgebaut. 441 wurde es durch ein Erdbeben zerstört, 445 wieder hergestellt. 404 sollen die letzten Gladiatorenkämpfe, 523 die letzten Tierhetzen unter Theoderich dem Grossen stattgefunden haben. Ende des 11. Jahrhunderts war das Kolosseum ein Teil der Burg der Frangipani, einer berühmten Adelsfamilie. Später diente es als Steinbruch.

328  Ein Ädil (eine Art Richter) sponsert für 3 Tage die Spiele im Kolosseum.
        Es kostet ihn ein Vermögen. Von Gesetzes wegen ist er dazu verpflichtet.
        Er wird daraus die Anerkennung und den Nutzen ziehen für seine Karriere

328  Der Sponsor, und nur er, entscheidet über Leben und Tod in der Arena

329  Zu Beginn der Spiele spielen kleine „Orchester“ eine triumphale Melodie

329  Zu Beginn der Spiele kommt ein Paradezug in die Arena, angeführt von
        zwei Liktoren, die die Wappen des Organisators der Spiele tragen

330  Es folgen Musiker mit langen Trompeten

330  Anschliessend ein Wagen mit einem grossen Schild, auf dem das
        Wettkampfprogramm abgebildet ist

330  Jetzt treten Sklaven auf, die Helme und Schwerter tragen, die Waffen der
        Gladiatoren

330  Dann kommen die Gladiatoren selbst und versetzen das Publikum in ein
        Delirium (Erregungszustand, Sinnestäuschung)

330  Man erschaudert: Über 4 1/2 Jahrhunderte kommen  hunderttausende
        von  Menschen im Kolosseum um

331 107 n. Chr.: 10’000 Gladiatoren kommen zur Zeit Trajans im Kolosseum
         um.  Es waren wahrscheinlich allesamt Kriegsgefangene

331  109 n. Chr.: Spiele 117 Tage lang: mehr als 9’800 Gladiatoren kommen
         um

331   113 n. Chr.: Während 3 Spieltagen kommen etwa 2’400 Gladiatoren um

331  Wenn von einer Todesrate vom 50 bis 100 Menschen im Monat
         ausgegangen werden kann – Verurteile und Gladiatoren, kommen wir
         insgesamt auf 270’000 bis eine halbe Million Menschen. Andere
         Schätzungen kommen viel höher, vielleicht auch sogar doppelt so hoch

331  Die Gladiatoren stehen beim Empfang, die Menge begrüsst sie mit
        Ovationen und sie heben die Arme, um sich zu bedanken

331  Heutzutage löst im Publikum nur noch die grossen Fussballchampions
        oder die prominentesten Schauspieler und Popstars solche Hysterie
        (gesteigerte Verhaltensweisen) aus

332  Man weiss, dass die Gladiatoren beim weiblichen Publikum überaus
        beliebt waren

332  Wer sind die Gladiatoren wirklich und woher kommen sie? Jeder hat seine
        Geschichte. Es sind Sklaven, inklusive derer, die zur Strafe für irgendein
        Vergehen von ihren Besitzern an die Gladiatorenschule verkauf wurden

332  Dazu kommen zum Tode verurteile Kriegsgefangene. Kaiser Nero liess
        angeblich 400 Senatoren und 600 Reiter gegeneinander kämpfen

332  Freie Männer  konnten auch ganz regulär Gladiator werden

332  Viele ehemalige Legionäre, auch Habenichts traten in die Arena.
        Abenteuer oder  Geldgier taten das seine

332  Manchmal sah man auch Frauen in der Arena, sogar solche aus guten
        Familien.  Kaiser Hadrian verbot als Nachfolger von Trajan diese
        Frauenkämpfe

333  Leute, die Schulden gemacht hatten, wurden an die Gladiatorenschule
        verkauft

333  Es gab unzählige Gladiatorenschulen in Rom und im gesamten Reich. Die
        berühmtesten und profitabelsten waren diejenigen des Kaisers

333  Die Ausbilder der Gladiatoren hiessen lanistae. Sehr unbeliebt

333  Man weiss, dass viele Gladiatoren verheiratet waren und Kinder hatten

333  Viele Gladiatoren erreichen sogar das Ende ihrer Karriere, beispielsweise
        ein gewisser Maximus (1. Jahrhundert n. Chr.) und gute 40 Siege
        erkämpfte. Diesen Gladiatoren wird der rudis verliehen, ein einfaches
        Holzschwert, das das Ende  ihrer Alpträume und den Beginn ihrer Freiheit
        bedeutet

334  Seltsam. Kein einziger Gladiator hat sich vor den Spiel-Organisator
        gestellt und den rituellen Satz gebrüllt: „Ave Caesar, morituri te salutant“
        („Sei gegrüsst Cäsar, die Totgeweihten grüssen Dich!“). Es ist ein
        unhaltbares Mythos. Nur ein einziges Mal war dies vorgekommen: Vor
        einer naumachia, dem Schauspiel einer Seeschlacht unter Kaiser
        Claudius. Claudius antwortete mit einer Höflichkeits-Floskel und sagte
        „vielleicht“. Das wurde missverstanden. Man sah darin die Schenkung der
        Freiheit. Claudius korrigierte. Soldaten zwangen die Gladiatoren zum
        Kampf

334  Ein anderer Spektakel, Überraschung zu bieten, ist das von unten her
        Erscheinen der Gladiatoren aus den Falltüren, die vorher mit Staub
        bedeckt waren. Sie kommen also aus dem Nichts

335  Es gibt nicht weniger als 12 verschiedene „Typen“ von Gladiatoren,
        manche davon auf Pferden und Wagen: der retiarius (Netzkämpfer)
        kämpft gegen den secutor (Verfolger). Sie waren die beliebtesten
        Gladiatorentypen

335  Gilt es, den erfolgreichen Gladiator und die Schiedsrichter anzufeuern,
        schreien die Leute Parolen, wie „Verbera!“ („Schlag zu!“), oder „iugula“!
        („Stich ihn ab!“) oder „Ure!“ („Mach ihn fertig!“)

335  An den Rändern der Arena spielen die Musiker weiter und untermalen
        besonders die entscheidenden Momente der Kämpfe

336  Anders als wir es aus Filmen kennen, trägt keiner der Gladiatoren eine
        Rüstung. Sie kämpfen alle mit nacktem Oberkörper. Nur die provocatores
        (Herausforderer, eine Unterart der Gladiatoren) tragen einen Brustschutz

336  Viele Helme sind mit Federn geschmückt, fast wie bei
         Indianerhäuptlingen. Heute erinnern nur noch einige Spezialeinheiten der
         italienischen Armee an diesen  Brauch

337  Ein Gladiator hat mehrere Möglichkeiten, um Gnade zu bitten. Er kann
        sich hinknien und den linken Zeigefinger hochstrecken. Er kann seinen
        Schild zu Boden werfen oder es mit dem Schwert hinter dem Rücken
        zusammenbringen – womit er dem Gegner seine schutzlose Brust zeigt

337  Der Gegner muss in dem Moment innehalten; denn die Gladiatoren sind
        Sklaven, sie haben nicht die Verfügungsgewalt über Leben und Tod eines
        Menschen. Derjenige, der die Spiele bezahlt hat, der editor, entscheidet,
        und niemand anders

338  Ein Gladiator fällt. Das Publikum tobt und skandiert: „hoc habet, hoc
        habet!“ („Jetzt hat er ihn, jetzt hat er ihn!“)

340  Anders, als man heutzutage geheimhin denkt, ist der Zeichencode mit
        dem nach oben oder nach unten zeigenden Daumen nicht allgemein
        verbreitet. Hier z. B. benutzt ihn niemand. Um über das Schicksal des
        Besiegten zu befinden, ruft  man laut – und verwendet bestimmte Worte:
        „Mitte!“ („Lass ihn frei!“) oder „iugula!“ („Stich ihn nieder!“, wörtlich:
         „Schneid ihm die Kehle durch!“)

340  Der Sieger nimmt seinen Helm ab und kommt sofort von herbeieilenden
        Jünglingen zum Zeichen seines Sieges einen Palmzweig und einen
        Silberteller voller Goldmünzen überreicht

341  Der Gegner liegt leblos in einem See aus Blut. Ein paar Helfer kommen –
        sie tragen ein spezielles Kostüm und eine Charon-Maske, und sogar ihre
        Haut ist mit violetter Farbe bemalt (griech. Charon: Fährmann, die Toten
        über den Fluss bringt). Sie machen Haken am Leichnam fest und ziehen
        ihn an Ketten zu der Tür, die der des Siegers gegenüberliegt, der porta
        libitinaria, der Tür der Libitina, der Göttin der Toten. Der Leichnam wird in
        einen eigens dafür vorgesehenen Raum gebracht.

341  Manchmal wird dem Toten auch Blut genommen. Gladiatorenblut ist sehr
        gefragt, weil man davon ausgeht, dass sich damit Krankheiten kurieren
        lassen wie z. B.  Epilepsie. Die Leichname werden in Massengräbern
        ausserhalb der Stadt geworfen

342  Zur Gladiatorentechnik: Während die Strategie des ritiarius
        („Netzkämpfer“, eine Unterart der Gladiatoren) darin besteht, ständig um
       den Gegner herumzulaufen, und dann plötzlich das Netz über ihn zu
       werfen, hat es der murmillo („Schwerbewaffneter“, eine Unterart der
       Gladiatoren) nicht leicht zu kämpfen. Er muss immer versuchen, den
       Gegner im Auge zu behalten. Aber sein Helm erlaubt es ihm nur, nach
       vorn zu sehen, nicht zu Seite

346  Ein Gladiator erleidet den Tod. Enden die Kämpfe immer so? Offenbar
        führte eine Niederlage in der Arena nicht allzu häufig zum Tod des
        Gladiators, und zwar aus verschiedenen Gründen: Zunächst deshalb, weil
        es sehr lange dauerte, einen Gladiator auszubilden; und ihn gleich zu
        verlieren, machte die jahrelange Arbeit zunichte. Ausserdem kosteten
        Gladiatoren Geld, und zwar  nicht nur den ihn  auszubildenden lanista
        (Ausbilder), sondern auch der Veranstalter der Spiele, der den Trainer für
        die entstandenen Kosten mehr als entschädigen musste. Es ist also
        nachvollziehbar, dass er nicht leichtfertig den Befehl zum Töten gibt

346  Wahrscheinlich endeten viele Kämpfe mit der ‚missio‘, also der
        Begnadigung des Besiegten. Und Kämpfe ’sine missio‘, also bis zum
        bitteren Ende, waren relativ selten

347  Das Abendessen bei den Römern. Der späte Nachmittag. Geschäfte
        sind schon seit Mittag geschlossen, das Forum ist menschenleer, die
        Thermen, das Kolosseum und der Circus maximus (Wagenrennen)
        werden leer. Einwohner Roms und des  Imperiums bereiten sich auf das
         letzte Ereignis des Tages vor: das Abendessen

Die besseren Schichten legten sich zu Tisch, das einfache Volk stand häufig an Tresen (Theke, Ausschank, Schanktisch).

347  Man steht im Morgengrauen auf und geht kurz nach Sonnenuntergang zu
        Bett. Auch das Abendessen wird beendet, solange es noch nicht ganz
        dunkel ist (in den Strassen wird es dunkel und gefährlich)

347  Bankette gibt es aber auch, die bis tief in die Nacht dauern (die von Nero 
        dauerten bis Mitternacht, die von Trimalchio (protzenhafter
        Emporkömmling) bis in die frühen Morgenstunden

348  Der zweite Grund: Im alten Rom gibt es im Wesentlichen drei Mahlzeiten:
        das Frühstück (ientaculum), das Mittagessen (prandium) und das
        Abendessen  (cena), ausgiebig die erste, bescheiden die zweite. 9
        Stunden nach dem Frühstück hat man am Abend Hunger

349  Die alten Römer veranstalten sehr häufig Bankette, die 6 bis 7 Stunden
        dauern

349  In erster Linie gilt es darum, hier gesellschaftliche Kontakte zu knüpfen,
        zu sehen  und gesehen zu werden und seinen Wohlstand bewundern zu
        lassen

349  Bankette sind also weniger reine Abendessen als vielmehr
        gesellschaftliche Ereignisse, zu denen verschiedene Delikatessen
        gereicht werden, wie z. B. Austern, gebratene Flamingos und Wein nach
        Herzenslust

350  Die Römer verbringen die meiste Zeit nicht bei Tisch und schlemmen.
        Dieser Mythos ist ebenso verbreitet wie falsch. Die Römer sind einfache
        Leute, die normalerweise nicht viel essen, sondern im Gegenteil sehr viel
       Wert aufs Masshalten legen

350  Es ist nicht wahr, dass die Römer die meiste Zeit bei Tisch verbringen und
        schlemmen

350  Natürlich gibt es Ausnahmen: Die Bankette sind elitäre (auserlesene)
        Veranstaltungen

352  Beim Eintritt zum Bankett ziehen die Sklaven den Gästen die Schuhe aus
        und waschen ihnen die Füsse mit parfümiertem Wasser

354  Die Gäste liegen auf den berühmten drei Speisesofas

Die drei Speisesofas: die Gastgeberfamilie vorne (lectus Imus), links davon das mittlere Esssofa (Lectus Medicus) und gegenüber der Gastgeberfamilie weitere Gäste (Lectus Summus)

355  Kaum haben sich die Gäste hingelegt, waschen ihnen zwei Sklaven mit 
        parfümiertem Wasser voller Rosenblüten die Hände

356  Kaum sind die Wiedergabe von lateinischen Versen durch einen
        gebildeten Sklaven vorbei, beginnen die Sklaven die Vorspeisen (gustus)
        zu servieren

356  Es folgen z. B. mit Seeigeln gefüllte Sausitzen. Ein gelungenes Bankett
        sieht mindestens 7 Gänge vor. Es folgen Langusten mit gefülltem Kaviar.
        Kamelfüsse mit einer gelben Sauce auf Safran- und Eierbasis, dann
        Gänsestopfleber (Foie gras), dann gefülltes Huhn, Schmorhase und
        Fischplatte, gefüllte Nachtigallen mit Rosenblüten

357  Ein Bankett kann bis zu 6 bis 7 Stunden dauern

357  Wie isst man all diese Gänge? Mit einem System, das in die Geschichte
        eingegangen ist: auf den linken Ellbogen gestützt, der auf einem Kissen
        ruht. Mit der linken Hand hält man den Teller, und mit der rechten isst
        man. Die Gäste liegen einer neben dem anderen, ohne Schuhe, aber mit
        gewaschenen Füssen

358  Eine neuerliche Studie hat ergeben, dass es wegen der Form unserer
        Mägen sogar verdauungsförderlich ist, in dieser Haltung zu essen

358  Weil man keine Gabeln kennt, wird das Essen meist schon geschnitten
        oder in mundgerechten Portionen serviert. Man isst alles mit den Fingern

359  Ständig gehen Sklaven mit Silberkrügen voll parfümiertem Wasser
        zwischen den Tischgästen umher, waschen ihnen die Hände und trocknen
        sie mit blitzsauberen Tüchern ab

362  Das Bankett wird mit Gesprächen, Witzen, Ratespielen, sogar einer
        kleinen Lotterie fortgesetzt und von dezenter Hintergrundmusik begleitet.
        Akrobaten geben raffinierte Verrenkungs- und Balancekunststücke zum
        besten

363  Danach treten noch die Spassmacher auf

363  Die Küche ist nicht weit weg und wie in allen domus nicht sehr geräumig.
        Hier herrscht Anspannung. Das Essen muss perfekt gelingen und alle, vor
        allem den Hausherrn, zufriedenstellen

363  Geheimnisse der römischen Küche: Flamingos werden gerupft, gewaschen
        und zusammengebunden, dann in einen tiefen Topf mit leicht gesalzenem
        Wasser gesteckt, Dill (Gewürzepflanze) und einen Tropen Essig
        hinzugefügt und das ganze langsam köcheln lassen. Wenn das Fleisch zart
        ist, in eine grosse Schüssel legen, Mehl in den Kochsud geben und so
        lange rühren, bis er dickflüssig wird wie eine Sauce. Verschiedene Gewürze
        beifügen, den Vogel mit der Sauce übergiessen und Datteln hinzufügen.

364  Nach diesem Rezept wird Flamingo im ganzen Römischen Reich
        zubereitet. Und genau so kocht man Papageien

364  Wenn man das entsprechende Kleingeld hat, kann man auf dem Forum
        Köche samt Küchenmannschaft mieten

364  Was sind die Geheimnisse des „Küchenmagiers“? Es herrscht absolute
        Ordnung, die Bewegungen und Abläufe in der Küche scheinen einem
        ungeschriebenen Gesetz zu folgen. Die Atmosphäre ähnelt der in einem
        Operationssaal

365  Da es weder Tomaten noch Mozzarella gibt, hat natürlich noch niemand
        die Pizza erfunden. Es gibt weder Spaghetti noch die anderen Pastaarten,
        die sich erst im Mittelalter in Italien verbreiten werden

366  Nachtigallen mit Rosenblüten: beides in einem Wasser ruhen lassen,
        dann Geflügel mit Honig einreiben. Füllung mit Hack aus Innereien.
        Dieser Füllung gehackte Münze und Sellerie hinzufügen. Mit
        Marmormörser Knoblauch, Nelken, Pfefferkörner, Koriander
        (Gewürzepflanze) zerdrücken, Olivenöl beigeben. Und zuletzt ein Tropfen
        defrutum, ein Traubensaft-Konzentrat. Jetzt ist die Füllung fertig, die in
        den Vogel gestopft wird, dazu eine reife Pflaume. Die Vögel werden dann
        auf kleiner Flamme gegart und mit Rosenblätter dekoriert. Mit einer
        schönen Amphore Falernerwein servieren

367  Der gute Ton bei Tisch: Man isst mit den Händen und macht sie
        natürlich fortwährend dabei schmutzig. Alle Reste werden zu Boden
        geworfen: Knochen, Hummerschalen, Muscheln, Gräten usw. Es liegt
        alles auf dem Boden vor und unter den Sofas des Trikliniums (Essraum)

368  Gerülpst wird ausgiebig, und das wird sehr begrüsst. Rülpser sind
        Zeichen von Vornehmheit! Das Rülpsen gilt sogar als etwas Kultiviertes,
        denn laut den Philosophen folgt man dabei der Natur, und daher
        betrachtet man es als höchsten Ausdruck von Weisheit

368  Bei einem Bankett sind auch Fürze willkommen

368  Einer der Gäste schnippt mit den Fingern. Ein Sklave mit einem eleganten
        Nachttopf aus mundgeblasenem Glas eilt herbei, hebt die Toga des
        Gastes an und lädt ihn so dazu eine, sich in das Gefäss zu erleichtern

369  Viele Gäste stehen auf, um in ein anderes Zimmer zugehen und sich
        übergeben, um so im Magen wieder Platz für mehr Essen zu schaffen

369  Es ist durch aus üblich, übrig gebliebenes Essen in seine Serviette zu
        wickeln und mit nach Hause zu nehmen, apophoreta genannt

369  Süsses und Obst: Die Sklaven räumen die Tische ab und bestreuen den
        Fussboden mit rot gefärbten Sägespänen. Dies ist das Zeichen, dass der
        Hauptteil des Banketts abgeschlossen ist

369  Jetzt beginnt der Teil, der secundae mensae genannt wird, zu dem
        Desserts und Obst serviert wird

369  Platten voller kleiner Konditormeisterwerke und ein grosses Dessert
        werden herbeigetragen. Im Alten Rom war Honig das
        Hauptsüssungsmittel

369  Der Obstgang besteht hauptsächlich aus Äpfeln, Rosinen und Feigen

370  Auf Pfirsiche und Aprikosen sind die Römer ganz wild

370  Das kleine Orchester stimmt plötzlich eine neue, sehr exotische Melodie
        an, und von beiden Seiten des Trikliniums erscheinen Tänzerinnen, die
        sich lasziv (übertrieben sinnlich) zum Klang der Kastagnetten bewegen,
        getanzt meistens von Frauen aus Gades (Gádiz) in Andalusien. Der Tanz
        ist heute zu vergleichen mit dem Flamenco

371  Der Abend kann sich noch in eine bestimmte Richtung entwickeln. Er
        endet nicht unbedingt mit einer Orgie, aber nirgends steht geschrieben,
        dass ein Bankett in eine Orgie ausarten muss

371  Dennoch ist manchmal am Ende von Banketten auch noch Raum für Sex

372  Der Goldschmuck der Römer:  Da es hier bei den Banketten
        um Sehen und Gesehenwerden geht, haben alle ihre schönsten
        Schmuckstücke angelegt

372  Die Männer tragen hauptsächlich 2 Sorten Schmuck: Anstecknadel und Ringe. Sie
         sehen ein bisschen aus wie Eheringe, oben auf dem
         Fingerrücken dicker und breiter mit einem Edelstein, einer Perle oder einem Karneol
         (ein rot bis gelblich gefärbter Schmuckstein)

372  Es sind die Frauen, die das meiste Gold zur Schau stellen, z. B. als hauchdünnes
        goldenes Haarnetz. Auch in Form von breiten Armstreifen,
        die um den Unter- oder Oberarm getragen werden (mit zwei sich gegenüberstehenden
        Löwen- oder Schlangenköpfen mit Smaragdaugen.
        Sehr auffällig sind auch die Ohrringe. Sie klingeln bei jedem Schritt (Creolen oder
        Gehänge mit Perlen). Die Goldschmiede haben alle
        möglichen Formen geschaffen

373  Bei Banketten muss man so viel Gold wie möglich zeigen. Die Finger der Damen sind
        mit vielen Ringen verschiedener Formen und Arten
        geschmückt

374  Das Wett-Trinken (commissatio). Es ist der letzte Teil eines Banketts, das sehr lange
        dauern kann und dessen Ende man fast immer
        betrunken ist. Der Gastgeber oder auch ein gewählter Spielleiter entscheidet, wie
        getrunken werden soll. Fast immer werden die Becher in
        einem Zug geleert. Man setzt sich z. B. im Kreis hin, und der Erste leert seinen Becher
        in einem Zug und gibt ihn an den Nächsten weiter

374  Nächstes Trinkspiel: Man wählt sich einen Gast aus und trinkt auf ihn – und zwar für
        jeden Buchstaben seines Namens (WA: was verlangt
        man von mir?) einen Becher. Da die Namen der alten Römer lang und in der Regel aus
        3 Namen zusammengesetzt sind (siehe hier vorne bei
        Seite 139), kann man sich die Konsequenzen dieser Spielvariante leicht vorstellen.

374  Es gibt viele verschiedene Sorten Wein: einfachste Sorten und gepanschte Ware (für
        die besonders der Wein aus Marseille/F und der vom
        Vatikanberg steht), aber auch exzellente Tropfen (Kampanien, Albano südlich Rom,
        Fondi im Süden Latiums). Horaz hält den neun Jahre
        gereiften Albana für den besten und empfiehlt, ihn gemeinsam mit der Geliebten zu
        schlürfen

374  Ursprünge der römischen Küche. Rom hat die erste grosse Esskultur Europas
        geschaffen und den Schnellimbiss erfunden (den Vorgänger
        des Fastfood-Restaurants). Essen ist für die Römer mehr als blosse
        Nahrungsaufnahme. Sie opfern es den Göttern, und während
        Trinkgelagen zu Ehren der Toten. Sie giessen dabei Wein und Honig in spezielle
        Tonröhren und legen diese so auf die Grabsteine, dass ihr
         Inhalt – genau in Höhe des Kopfes – durch die Erde bis zu den Verstorbenen
         hinunterlaufen kann

374  Man ass hauptsächlich eine Art Polenta (puls genannt), mit Eiern, Oliven, säuerlichem
        Frischkäse und viel Gemüse. Fleisch gab es selten,
        und wenn, dann Schwein und Huhn.
 
376  Bis zum 3. Jahrhundert v. Chr. war es verboten, Rinder zu schlachten und zu essen: sie
        waren ausschliesslich der Arbeit auf den Feldern und
        Opferritualen vorbehalten

376  Die römische Küche entfaltet sich erst nach dem Zweiten Punischen Krieg (218 bis 201
         v. Chr.). Seitdem werden die Essensgewohnheiten
         immer raffinierter.  Berühmte Köche schreiben Rezeptbücher, die in die Häuser der
         Leute Einzug halten

376   Das aussergewöhnliche Kochbuch römischer Zeit ist zweifellos „De re coquinaria“
         („Über die Kochkunst“) von Marcus Gavius Apicius, der zu
         Kaiser Tiberius‘ Zeiten lebte (14 bis 37 n. Chr.). Das Original ist nicht erhalten, aber es
         gibt eine Sammlung mit 468 seiner Rezepte, die ein
         anderer Koch 300 Jahre später aufgeschrieben hat

376  Apicius war ein reicher Römer, Bonvivant und Liebhaber guten Essens. Hierzu gab er
        sein Vermögen aus. Er mietete sogar ein Schiff, um
        damit an die libysche Küste nach Langusten zu fischen, die dort angeblich die dicksten
        und besten waren

376  Apicius‘ Kochkunst revolutionierte die antike Esskultur und schuf auch die Basis für
        viele kulinarische Entwicklungen der Moderne.

377  Die römische Antike hat natürlich noch viele andere grosse Köche hervorgebracht

377  Die gute römische Küche ist nicht nur eine Gaumenfreude, sondern auch Ausdruck von
         Lebensart; diese ganze kulinarische Welt ging im 5.
        Jahrhundert mit dem Einfall der Barbaren zugrunde

378  Besonderheiten in der römischen Küche. Garum ist die streng schmeckende
        Lieblingssauce der Römer. Bei den Gewürzen bediente man
        sich des Safrans, des Pfeffers, der Kreuzkümmel, des Ingwer, der Nelken und
        Sesamkörner

378  Bei den Kräutern dominierten Oregano, Salbei, Minze, Wacholder. Kombiniert wurden
        sie mit Zwiebeln, Knoblauch, Nüssen, Mandeln und
        Pflaumen

378  Viel gegessen wurden auch Datteln, Trauben, Granatäpfel und Pinienkerne, ebenso
        Salate und Gemüse. Wilde Spargeln und die Rüben
        spielten eine wichtige Rolle in der römischen Küche. Vielleicht auch, weil man in
        Europa noch keine Tomaten oder Kartoffeln kannte.

379  Eine andere wichtige Säule der römischen Küche war der Kohl, dem man heilende
        Kräfte zuschrieb. Andere gängige Zutaten waren
        Kichererbsen (gekocht, gesalzen oder gegrillt), Linsen und Bohnen, Meerkirschen und
        Maulbeeren

379  Die Römer kannten viele verschiedene Sorten Brot. Neben Zwieback und Fladenbrot
        gab es ungefähr noch 20 weitere Brotsorten: öliges
        Brot, Brot, das man in Wein eintunkte, Kleiebrot usw. Es gab sogar Brot, das extra für
        Tiere gebacken wurde

379  Und was ist mit Fleisch, Fisch, Obst und Süssigkeiten? Schweinefleisch war das
        meistgegessene Fleisch. Fisch war bis zu zwei- oder dreimal
        teurer als Fleisch. Man schätzte Weichtiere und Krustentiere sehr

380  Man ass alle möglichen Vögel. – Obst: Bananen, Ananas und Kiwi standen nicht auf
        dem Speiseplan. Äpfel, Rosinen, getrocknete Feigen,
        Maronen hingegen schon, ebenso Kirschen, Birnen, Datteln, Weintrauben, Granatäpfel,
        Quitten, Walnüsse und Haselnüsse, ebenso Mandeln
        und Pinienkerne

380  Süsses: Es gab sehr viele Dessertrezepte. Berühmt war die Cassata, die fast identisch
        mit unserer ist. Für Kinder gab es altes Brot in
        Scheiben geschnitten, in Milch getunkt und dann gebraten. Danach bestrich man es mit
        Honig. Bei Kindern ein sicherer Erfolg

380  Der Magirus (Koch) empfiehlt: marinierter Hase – Graupensuppe –  gefülltes Ferkel –
        parthisches Zicklein – Hypotrimma (Salatsauce) –
        hausgemachtes Dessert

383  Sexulität im Alten Rom. Ursprünge. In der Sexualität dreht sich alles um den pater
        familias. Seine Sexualpartner, seien sie männlich oder
        weiblich, sind dazu da, ihm Vergnügen zu bereiten

383  Früher hatte der Mann das Recht, seine Ehefrau und ihren Liebhaber zu töten

383  Die einzige für den römischen Bürger geltende Regel, die sich durch diese frühe
        Epoche zieht, ist, dass der Sexualpartner ausserhalb der
        Ehe von niedrigerem Rang als er selbst sein muss, das heisst also, kein römischer
        Bürger wie er sein darf, sondern ein Sklave oder eine
        Sklavin

383  Freizügigkeit, Emanzipation der Frau und Scheidung. Mit der Eroberung der
        griechischen und östlichen Welt ab dem 2. Jahrhundert v.
        Chr. ändert sich alles. Der griechische Einfluss wirkt auf Rom, die Moralvorstellungen,
        was Sexualität betrifft, lockern sich. Homosexualität
        nach griechischem Vorbild wird toleriert, und die Sexualpraktiken diversifizieren
        (vervielfältigen) sich. Die Frau erreicht ebenfalls eine grosse
        Unabhängigkeit und darf auch Männer verführen

384  Im ersten Jahrhundert n. Chr. erfahren die Frauen eine solche Autonomie und Freiheit,
        wie sie sonst nur noch in der Moderne ab den
        Siebzigerjahren des 20. Jh. erlangt wurde

384  Den Frauen wurde das Erbrecht eingeräumt. Der Senat änderte entsprechend das
        Gesetz

384  Dies verändert auch die Beziehung zwischen den Eheleuten, weil es die Frau dem
        Mann ebenbürtig machte

385  Um eine Ehe aufzulösen, reichte es, dass Mann und Frau vor Zeugen aussagten, dass
        sie nicht mehr verheiratet sein wollten

385  Männer, die eine Frau nur wegen des Geldes geheiratet hatten, riskierten bei einer
        Scheidung, alles zu verlieren

385  Die neuen Gesetze betrafen natürlich in erster Linie die Elite der römischen
        Gesellschaft, also die reichen, die  freien Bürger Roms, nicht so sehr die ärmeren
        Teile der Bevölkerung, die Sklaven, Freigelassenen und Ausländer

385  Oft lebte man zusammen, ohne zu heiraten: von der „wilden“ bis zur ganz regulären
        Ehe

385  Eine Zeitlang kam es sogar zu einem starken Rückgang der Geburtenraten, den Kaiser
        Augustus vergeblich mit Gesetzen zu bekämpfen
        suchte

386  Es verwundert nicht, dass eine Begleiterscheinung der ökonomischen Befreiung der
        Frau auch deren sexuelle Befreiung ist. Das sexuelle
        Leben wird zunehmend freier und offener, für den Mann wie für die Frau, und führt zu
        Verhaltensgewohnheiten, für die die römische Zivilisation dann berühmt geworden ist

386  Ab der Mitte des 3. Jh. n. Chr. (etwa ab dem Jahre 260), als die ersten Einfälle der
        Barbaren ins römische Imperium stattfanden, sorgten
        Instabilität und wirtschaftliche Krisen für eine weitere Entwicklung innerhalb der
         römischen Gesellschaft, auch im Bereich der Sexualität. Die
         grosse Freiheit der Paare wird eingeschränkt, man lebt wieder schamhafter. Es
         entsteht eine neue Ehemoral

386  Die neue Moral erweist sich als ausgezeichnetes Instrument für den
        Klerus, die Seelen der Menschen zu kontrollieren, indem er mit Strafen Gottes droht

388  Die Frau im Spiegel. Die Bordelle erkennt man an den aussen angebrachten Lichtern,
        nichts Besonderes, ein paar Öllampen mit mehreren
        Flammen

388  Die Vielzahl und starke Frequentierung dieser Lupanare deuten darauf hin, dass die
        Römer Sex wie Fastfood konsumierten. Ein recht
        moderner Zug

388  Prostituierte tragen blaues oder orange Haare. Diese Farben sind ein sicheres
        Erkennungsmerkmal

388  Das Bordell: Man blickt in einen langen, mit Öllampen erleuchteten Korridor, von dem
        einige mit Vorhängen verschlossene Kammern
        abgehen, in denen sich der Sex gegen Bezahlung abspielt. Das wissen wir, weil es in
        Pompeji ein berühmtes Lupanar gibt

389  Zum Schönheitsideal der Frau – egal ob in Bezug auf Sex oder zum Zweck der
        Familiengründung – gehört während der gesamten Antike die
       „Rundlichkeit“, eine Eigenschaft, die heutige Frauen um jeden Preis vermeiden oder
        loswerden wollen

390  Welches sind die sexuellen Regeln der Römer? Und welches ihre Tabus?
         Zunächst sollte mit dem Vorurteil aufgeräumt werden, nach dem die alten Römer
         verdorben, lasterhaft und unmoralisch waren. Im Gegenteil
         – sie fänden unseren Umgang mit Sexualität übertrieben, kompliziert und überladen
        mit Vorstellungen und Rollenerwartungen: darüber, was
        ein Mann tun darf, was eine Frau tun darf, wie die Sexualität von Jugendlichen
        auszusehen hat, was obszön (unanständig, schamlos) ist und
        was nicht, wie sich ein Heterosexueller zu verhalten hat und wie ein Homosexueller

390  Für die Römer ist Sex (in welcher Form auch immer) ein  Geschenk der Götter,
        insbesondere der Göttin Venus (Göttin der Liebe). Es ist also
        richtig, ihn zu geniessen, und wichtig, ihn zu haben: Er ist eines der Hauptvergnügen
        des Lebens

391  Die Römer gehen davon aus, dass nur, wenn beide Partner lustvoll Sex erleben,
        gesunde Kinder dabei herauskommen

391  Aus dieser Perspektive ist Sex keine Sünde oder gar etwas Perverses (widernatürlich).
        Wenn die körperliche Liebe ein Geschenk der Venus
        ist, warum sollte man dann denjenigen kritisieren oder beschuldigen, der sie
        praktiziert?

391  Erste Regel zur Sexualität der Römer: Ein freier römischer Bürger (der klassische civis
        Romanus) bestimmt, was im Bett passiert. Er darf sich
        die Sexualpartner wählen, die er will (Mann oder Frau), solange sie auf der sozialen
        Stufenleiter unter ihm stehen

391 Regel zwei: Oralsex (den Mund betreffend) darf der Mann passiv geniessen, ihn aber
       niemals aktiv ausüben. Die Römer haben eine spezielle
       Wertschätzung für den Mund. Er ist für sie etwas Vornehmes, Heiliges

392  So wäre der Monica-Lewinsky-Skandal nicht nur kein Skandal gewesen, weil Bill
        Clinton und sie eigentlich nichts anderes getan haben, als
        mit ihrem Akt die Göttin Venus zu ehren (und nebenbei ein Mächtiger mit einer
        Untergebenen)

392  Um genau zu sein, gibt es im Alten Rom 3 sexuelle Tabus (unantastbar) bzw. Dinge,
        die nicht passieren dürfen: dass ein Mann einen anderen
        Mann oral befriedigt (fellatio), schlimmer noch, dass er dazu gezwungen wird, und
        schliesslich, dass er eine Frau oral befriedigt (cunnilingus)

392  Aus den genannten Gründen ist auch Gruppensex verpönt, denn bei diesen
        Gelegenheiten riskiert man, eine der oben aufgeführten Regeln
        zu brechen

392  Natürlich ist alles, was hier beschrieben wird, blanke Theorie, die nicht
         buchstabengetreu  praktiziert wird

393  Es ist ungefährlich, mit einem Sklaven oder einer Sklavin Regeln zu missachten oder
        Tabus zu brechen. In Zweifelsfall zählt das Wort eines
        Sklaven nicht viel

393  Alle Sklaven sind potenzielles „Sexspielzeug“,  je nach Geschmack und Vorliebe ihres
        Dominus oder ihrer domina

394  Das römische Kamasutra (ind. Lehrbuch der Erotik). Entgegen der weitverbreiteten
        Annahme stammen erotische Darstellungen auf
        Bildern nicht aus Bordellen, sondern aus Privathäusern (Archäologische
        Nationalmuseum in Neapel). Bilder mit erotischen Szenen gehörten
        ganz selbstverständlich zu den Kunstgegenständen eines wohlhabenden Haushalts.
        Auf den Bildern sieht man Sklaven, vielleicht
        Kammerdiener, die offenbar auch in den intimsten Situationen zugegen waren

395  Im Alten Rom spricht man allgemein ganz freizügig über Sex; es werden ja auch die
        Götter des Sexus wie Venus und Priapus verehrt. Darum
        findet man erotische Darstellungen nicht nur an Wänden, sondern auch auf Lampen
        oder edlem Essgeschirr, das man benutzt, wenn man
        Gäste hat

396  Ausschweifende Gruppensexszenen in Bildern sollen Frohsinn und Heiterkeit
        verbreiten. Priapus mit seinem übertrieben grossen Phallus
        symbolisiert Wohlstand und Überfluss

396  Diese erotischen Malereien, Statuen und Dekorationen auf Öllampen bilden ein
         regelrechtes altrömisches Kamasutra. Es begegnen einem
         alle erdenklichen sexuellen Stellungen

396  An Gruppensexdarstellungen mangelt es nicht. Manchmal sind es zwei Männer und
        eine Frau, manchmal auch zwei Männer und zwei Frauen
        oder mehrere Personen, die sich regelrecht verknäueln oder „Eisenbahn“ spielen

397  Es gibt aber auch gewollt humoristische Darstellungen, wie z. B. die eine Frau, die im
        Equitans-Stil auf einem Mann reitet und dabei Hanteln
        trägt

397  Bi- und Homosexualität. Schwul zu sein ist bei den alten Römern kein Problem.
        Interessanterweise haben sie nicht einmal Worte wie
        „schwul“ oder „lesbisch“, was ein eindeutiger Hinweis auf ihre Vorurteilsfreiheit in dieser
         Hinsicht ist

397  So ist es für niemanden ein Skandal, wenn sich selbst ein Imperator wie Hadrian mit
         seinem Geliebten in der Öffentlichkeit zeigt, dem für
         seine Schönheit berühmten Antinous, und ihm sogar Götterstatus verleiht, nachdem er
         im Nil ertrunken ist

398  Das Einzige, was die römische Mentalität nicht dulden kann, ist, dass ein freier Mann in
        einem Sexualakt den passiven Part übernimmt. Das
        gilt als verwerflich

398  Männer mit dieser Neigung wurden ebenfalls verächtlich als cinaedus (oder pathicus)
        bezeichnet. Sie haben sogar vor dem Gesetz einen
        schlechten Status, ebenso wie Prostituierte, Gladiatoren und Schauspieler: Sie durften
        weder wählen noch sich selbst in einem
        Gerichtsverfahren verteidigen

398  Ein anderer Aspekt der Homosexualität im Alten Rom ist für uns erschreckend: der Sex
        mit Jugendlichen. Für uns ist das schlichtweg
        Pädophilie (bzw. Päderastie), für die Römer nicht. Die einzigen zu befolgenden Regeln
        sind die üblichen: der Unterschied im sozialen Rang
        sowie dass Verbot des passiven Parts für den freien Mann

398  Zwischen dem zweiten und ersten Jahrhundert v. Chr., als die römische Kultur sich
        über Italien hinaus in der griechischen und orientalischen
        Welt verbreitete, erreichten umgekehrt auch griechische Sitten und Gebräuche die
        Hauptstadt: vom Essen bis zur Medizin, von der
        Philosophie bis zur Kunst und zum Sex. Von da an wurde es quasi zur Mode, die
        griechische Lebensart zu imitieren und sich einen Jüngling
        oder ein junges Mädchen zu erotischen Zwecken im Haus zu halten. Und zwar in
        demselben Haus, in dem man mit der Ehefrau lebte. Unter
        Kaiser Trajan (53 bis 117) ändert sich das nicht

399  Es gab im Alten Rom auch männliche Prostituierte. Sie zahlen sogar Steuern auf ihre
        Einkünfte und haben ihre Feiertage, genau wie ihre
        weiblichen Pendants

400  Die Frau im Spiegel. Die Sexualität der Römer war eine ganz andere Welt als die
        unsere. Der männliche freie Bürger Roms ist der einzige
        wirkliche Nutzniesser. Dennoch gelingt es der (wohlhabenden) römischen Frau, sich
        ihre Platz und ihre Befriedigung zu verschaffen.

400  Beispiel zu einem Liebesspiegel (Rückseite) in der Wohnung: Die Frau ist nackt, ihr
        einziges *Kleidungsstück“ ist Goldschmuck: Goldreifen an
        Knöcheln, Handgelenken und Armen. Eine schöne Kette mit Edelsteinen und
        Goldstücken in Tropfenform umschliesst ihren Hals. Eine
        atemberaubende schöne, grobmaschige Goldkette, die ihre von den Schultern fällt

401  Für die alten Römer ist Sex ein Geschenk der Venus (Liebesgöttin)

402  Frisur der Römerin: das lange Haar ist im Nacken zu einem Knoten zusammengefasst
        und bildet vor der Stirn eine Art Aureole
        (Heiligenschein). So etwas trägt man zu Trajanszeiten eigentlich nicht mehr

402  Handspiegel aus Bronce: Damen der guten Gesellschaft geben sehr gerne solche
        Broncespiegel in Auftrag, auf dessen Rückseite eine
        Geliebte  sich mit ihrem Geliebten und ihrem Goldschmuck in einer Sexszene
        verewigen lässt

403  Ein Broncespiegel, der einen Durchmesser von 13 cm hat, haben Archäologen viele
        Jahrhunderte später in der Gegend um den Esquilin (St.
        Maria Maggiore, Rom) wiedergefunden

403  Mittlerweile ist die Nacht über Rom hereingebrochen. Nur wenige Lichter erhellen
        die Stadt. Lichter schimmern aus den Kneipen, wo mit
        Würfeln um Geld gespielt wird

404  Betrunkene in Wirtshäusern, Mörder in der Dunkelheit – die nächtlichen Gefahren der
        Stadt lauern überall in Rom. Und manchmal kommen
        sie auch von oben. Es ist nicht immer Urin, vor dem man sich in Acht nehmen muss.
        Man kann nämlich auch von schweren Gegenständen
        getroffen werden wie zerbrochenem Geschirr, kaputten Schemeln oder anderen
        unbrauchbaren Utensilien (so wie man es bis vor Kurzem zu
        Silvester auch in einigen Gegenden Italiens noch machte)

404  Ein Ritual gegen den bösen Blick. Vor unseren Augen spielt sich in einer
        Seitengasse im ersten Stock eines Gebäudes ein ebenso kurioses
        wie althergebrachtes Schauspiel ab

404  Ein Mann vollzieht einen Ritus, um die Geister der Toten zu vertreiben

404  Die Römer sind sehr abergläubisch; sie glauben, dass die Schatten der verstorbenen
        Familienmitglieder, die Manen (die guten Geister der
        Toten), immer wieder in den Häusern der Kinder und Kindeskinder auftauchen

407  24.00 Uhr: Ein letzter Gruss. Während wir durch die Strassen gehen, umgibt uns eine
        fast unwirkliche Stille, die nur vom Plätschern eines
        Brunnens ein paar Meter entfernt von uns unterbrochen wird.  Seltsam, diese Stille –
        und etwas sehr Seltenes, denn wir befinden uns
        immerhin mitten in einer Millionenstadt (115 nach Christus)

407  Normalerweise werden nachts die Waren angeliefert, und die Metallbeschläge der
        Wagenräder rattern über das Strassenpflaster, es ertönen
        Schreie, Gewieher, die unvermeidlichen Flüche, Und genau diese Geräusche kann
        man in der Ferne hören, Irgendwo antwortet ein Hund mit
        seinem Bellen. Rom schläft nie.

408  So endet ein Tag im Alten Rom, irgendein Tag vor fast 2000 Jahren (115 n. Chr.)

Lateinische Bezeichnungen im Alten Rom

18    insula, Wohnquartier
21    vigiles, Wächter
24    Peristyl/Perystilen, Innengärten, Oasen des Friedens
25    Triklinium, Speisezimmer
26    cave canem, Vorsicht vor dem Hund
27    impluvium, Wasserbecken
28    cubiculum, Schlafzimmer
29    pater familias, Hausvater
29    Tablinum, Büro des Hausvaters
34    familia, Sklaven im Besitz eines Hausherrn (5 bis 12 Sklaven)
37    Domus, Haus
38    atriensis, Sklave, der den Tresor bewacht
41    Dominus, Hausherr
42    Lararium, heilige Stätte des Hauses
44    sublicaculum, Lendenschurz
48    toga praetexta, Toga, purpurfarbene Umrandung
49    caligae, Stiefel der Legionäre mit Eisennägeln
50    palla, rechteckiger Schal der Frauen
51    matrona, ehrbare, verheiratete Frau
56    domina, Frau des Hauses
61    ornatrices, Sklavinnen
63    ientaculum, Frühstück
65    sportula, Almosen des Dominus
66    patronus, reicher und mächtiger als der Andere
66    salutatio, Empfang am Morgen
66    tablinum, Büro des Dominus
67    pater familias, Vorsteher des Hauses
72    palatium, Hügel Palatin, heute mit „Palast“
72    velarium, Zelttuch des Kolosseums mit 240 Pfosten zum Befestigen
75    solaria, winziges Ziffernblatt mit Ø von 3 cm (wie die heutigen
        Taschenuhren)
        Nur in Rom anwendbar und bei Sonne
76    vigiliae, Wachen
78    fullonica, Wäscherei (auch mit Urin zum Waschen)
80    tonsor, Barbier
80    tonstrinae, Coiffeurladen
83    insulae, Häuserriesen, 46’602 davon in Rom (2. Jahrhundert n.
        Chr.)
84    maenianum, schmaler Balkon über die ganze Länge der insula
86    pergulae, Holzloggien an den Häusern
93    cenacula, Wohnungen, so genannt in Rom
94    triclinium, Esszimmer
107  aquarii, Wasserträger (unter den Sklaven)
107  ostiarii, Pförtner
107  scoparii, Kehrer
109  popina, eine Art Cafè und Imbissbude
110  thermopolium, Küche für alle
110  Thermen, Bade- und Vergnügungsorte. Die Bevölkerung ist also
        immer draussen.
111  viae, Strassen zwischen 4,8 und 6,5 m Breite mit Gegenverkehr. In
        Rom sind nur zwei vorzufinden.
        vici, Gassen, angiportus, noch schmaler, semitae, kleine Pfade. Bei
        letzteren kann man sich im gegenüberliegenden Haus die Hand
        reichen
111  clivi, Treppen
113  tabernae, Geschäfte mit „Rollläden“
118  garum, Fischsauce, von den Römern sehr geliebt
125  cella, das Allerheiligste im Tempel. Das Innere des Tempels nur für
        Priester
129  Haruspex, Wahrsagepriester. Von den Eingeweiden von Opfertieren
        wird wahrgesagt. Die Leber ist geeigneter Anzeiger für das
        Schicksal
130  Gottheiten im Alten Rom:
        Gruppe 1: Laren (die Seelen verstorbener Vorfahren)
        Gruppe 2: die grossen Namen des Pantheons: Jupiter (Gott des
        Himmels, Beschützer des römischen Volkes); Juno (Gattin Jupiters,
        Göttin der Ehe und Geburt); Minerva (Göttin der Künste, des
        Krieges, der Intelligenz)
        Alle Städte besitzen einen Tempel mit 3 Allerheiligsten.
131  Sistrum, Musikinstrument mit Metallstäbchen bei Prozessionen
133  dies Solis, Tag der Sonnengeburt (21. Dezember als kürzerster
        Tag)
136  eques speculator, berittener Wachsoldat (bei Trajan sind es die
        Prätorianer)
142  pupa, Puppe (aus Ton, Holz, Elfenbein: bewegliche Beine und
        Arme)
144  tesserae, Würfel für Spiele
144  fritillus, Becher
150  plagosus, Prügler. Es ist der Lehrer gemeint.
150  grammaticus, Lehrer
151  Rhetor, mit 15 oder 16 Jahren erhält man einen neuen Lehrer für
        Rhetorik
152  aulae, Säle bei mittleren und höheren Schulen
156  Forum Holitorium, Gemüsemarkt
156  Forum Roarium, Viehmarkt, Rindermarkt
162  Abakus, Rechenmaschine
162  calculi, Kugeln →Kalkül, kalkulieren
167  Monte Testaccio, Müllhalde am Tiber (aus Scherben bestehend)
167  Testaceus (heute Monte Testaccio), Anhöhe am Tiber mit zirka 40
        Millionen Amphorenscherben
175  sellae, Tragsessel
175  lectica, Sänfte
176  chiramaxim, Handkarren
177  tabernae, Restaurant
181  bulla, Kapsel an einem Kettchen, in der kleine Glücksbringer sind
195  mangones, Sklavenhändler (unbeliebt)
198  peregrinus, Ausländer, Fremder
200  familia urbana, städtische Sklaven; familia rustica, ländliche Sklaven
201  ergastulum (Gefängnis), Raum, wo der Sklave wohnt
204  lupanar, Bordell
204  manumissio, Freilassung des Sklaven
204  atrium libertatis,Halle der Freiheit im Trajansforum. Hier werden
        Sklaven freigelassen
208  lanternarius, Sklave leuchtet seinem Herrn die Strasse. Der Herr
        möchte vor allem die Leute erkennen
208  ornatrices, Kosmetik-Sklavin
212  tabellarius, Postbote
214  Liktoren. Diener eines hohen Magistraten (Liktorenbündel im
        Kantonswappen St. Gallens)
214  Pontifex maximus, Kaiser und oberster Priester; Brückenbauer. Der
        Papst hat diesen Titel übernommen
216  Campus Sceleratus, Frevelfeld. Hier landen unkeusche Vestalinnen
        in einer Höhle. Sie erhalten dazu etwas Brot und eine Öllampe und
        werden so lebendig begraben
217  Velabro, Bach durch versumpftes, mückenverseuchtes Forum
        Romanum
217  Cloaca maxima, Hauptkanal Roms für Abwasser. Auffang durch
        Tiber.
219  Campus Vaccinus, Kuhweide (in den Foren)
222  Im Forum Romanum ist die rostra vetera, die Rednertribüne, zu
        finden
223  Im Forum Romanum ist der Milliarium Aureum, der Endpunkt aller
        Strassen, die nach Romführen, zu finden. Die Entfernungen sind
        markiert
223  Im Forum Romanum befindet sich der Umbilicus Urbis, der Nabel
        der Stadt bzw. des Römischen Reiches
223  Forum Romanum: Mundus. Hier berühren sich in einem Loch die
        Ober- und Unterwelt
224  Die Basilica, ausschliesslich weltlich genutzt durch
        Gerichtsverhandlungen
225  actadiurna, täglich öffentliche Akten für neueste
        Bekanntmachungen. In Rom existiert keine Zeitung. Wer etwas wissen,
        will, geht ins Forum Romanum
226  nomenclator, Namensnenner (Sklave) neben der Sänfte. So muss
        der Getragene nicht ständig hinausschauen
227  aquarius, Wasserbau-Ingenieur
229  causidice, Fürsprecher. Sie kennen sich vor Gericht nicht aus.
230  centumviri, 100 Männer als Richter in der Basilica Iulia. Es sind
        eigentlich 180
231  Prätor, Vorsitzender der Gerichtsverhandlungen
236  laudiceni, erste Reihe im Gerichtssaal mit den Claqueuren (bezahlte
        Beifall-Klatscher)
252  manumissio, Sklavenschaft wird beendet (Trajansforum)
253  forma Urbis, kompletter Lageplan Roms
255  conductores foricarum, Toilettenpächter
        pecunia non olet, Geld stinkt nicht
256  archiatrus, eine Art Oberarzt
262  sedia gestatoria, Geburtsstuhl. Man gebärt sitzend im Alten Rom
265  subura, bevölkerungsreichstes Viertel Roms, hinter den kaiserlichen
        Foren, mit vielen Buchhandlungen und Schreibsklaven
273  Damnatio ad bestias, Verurteilung zu den Bestien. Ein Urteil des
        Richters, d. h., der Verurteilte wird den Tieren vorgeworfen
282  caupona, Hotel. Im Erdgeschoss ein Restaurant, die Zimmer sind im
        oberen Stockwerk. Mit Pferdstall
284  taberna vinaria, Weinstube
286  dolia, Tonkrüge mit Oliven oder Dinkelgrütze
288  popina, Garküche, Kneipe, Bar, mit Essen, Getränken und Musik
288  pipertum, conditum, Pfeffer und andere Aromen mit Honig, Wein
       und heissem Wasser (Cocktail)

294  Thermen (Bäder): balnea, kleine öffentliche Bäder (Mini-Thermen)
294  laconica, Schwitzbäder, die Krankheiten vertreiben sollen
295  natatio, etwa 1 m tiefes Becken in den Thermen: zum Plaudern, zur
        Entspannung, für ein kühles Bad in der Hitze
296  Die Thermen mit calidarium, frigidarium, ein Badekomplex,
        umgeben von Gärten, Parkanlagen, Statuen, Brunnen und
        Landgüter fürs Volk
299  Apodyterium, Umkleideraum in den Thermen
299  nigra aluta, Lendenschurz, getragen in den Thermen
300  subligaculum, Wickel um Hüfte und Schamteile
300  palaestrae, Sportplätze in den Thermen
300  trochus, Reifen zum Spielen
301  Thermen: Ballspiele
        pilapaganica, Ball mit Federn gefüllt. pilaharpasta, mit Sand
        gefüllt. pilafollis, tierischer Darm mit Luftkammern
301  ludere expulsim, eine Art Tennis mit offener Hand, ohne
        Schläger
301  trigan, 3 Spieler im Dreieck. Man spielt sich ohne Voranmeldung
        die Bälle zu
301  Gymnasiarchen, ältere Männer geben Ratschläge an eingeölte
        Kämpfer
302  adulterae, Ehebrecherinnen
303  tepidarium, Aufwärmhalle; calidarium, Hitzehalle; frigidarium,
        Abkühlhalle. Alle drei Abteilungen haben das Ausmass einer
        Kathedrale
305  laconicum, heissester Raum der Thermen, 60° warm. Die Luft
        ist heiss und trocken
307  clients, Kunden, die den Dominus in den Thermen besuchen
308  capsa, Lederfutteral mit dem Papyri: Der Sklave liest seinem
        Herrn Dokumente vor

314  Kolosseum: munera, Gladiatorenkämpfe
315  Via sandaliarius, direkte Strasse zum Kolosseum
317  Amphitheater Flavium, heutiges Kolosseum
        Amphitheater griech.: elliptisches, meist dachloses
        Theatergebäude mit stufenweise aufsteigenden Sitzen.
        Flavium: Kaiser Vespasian, aus den Familien der Flavier,
        weihte 80 n. Chr. sein Kolosseum ein
317  Ludus Magnus, Gladiatorenschule neben dem Kolosseum
320  vomitoria, abgeleitet von vomere, d. h. erbrechen. So nannte
        man also den Auslass in die Arena mit „Kotzausgang“.
324  equites, Ritter. Sie sitzen im 2. Bereich des Kolosseums. Ihre Götter
        sind Castor und Pollux
324  Ave Caesar, morituri te salutant: Sei gegrüsst Cäsar, die
        Totgeweihten grüssen Dich. Dieser Gruss der Gladiatoren an den
        Cäsar vor Beginn der Kämpfe ist ein Mythos
325  panem et circenses, Brot und Spiele
328  Ädil, eine Art Richter und Sponsor der Spiele
328  editor, Sponsor der Spiele im Kolosseum für einen oder mehrere
        Tage
330  fasces, Rutenbündel (siehe Kantonswappen von St. Gallen)
330  buccinae, Trompetenspieler im Kolosseum
333  lanistae, Ausbilder der Gladiatoren, unbeliebt
333  rudis, Verleihung des Holzschwertes an erfolgreiche Gladiatoren
        und damit die Freiheit und Ende der Alpträume
334  naumachia, Schauspiel einer Seeschlacht
334  tibiae, Trompeter im Kolosseum
334  cornua, Hörner
335  provocatores, Herausforderer im Kolosseum
335  verbera! Schlag zu!
335  iugula! Stich ihn ab!
335  ure! Mach ihn fertig!
336  hoplomachus, Schwerbewaffneter
337  murmillo, ebenfalls ein Schwerbewaffneter
338  sica, kurzes Schwert
338  hoc habet! Jetzt hat er ihn!
338  thraex, Traker, eine Unterart der Gladiatoren
341  porta libitinaria, Tür der Libitina, die Göttin der Toten, wo die
        Leichnams der Gladiatoren hinausgeschleppt werden
346  missio, Begnadigung des Gladiators
346  sine missio, keine Begnadigung

347  ientaculum, Frühstück; prandium, Mittagessen; cena, Abendessen
349  lanternarius, dieser Sänfte-Sklave wartet, bis sein Herr (nach
        Stunden) aus dem fremden Hause zurückkehrt
352  impluvium, Regenwasserbecken  im Atrium eines römischen
.       Hauses
353  Nomenclators, Privatsekretär
354  „Klinen“ des Trikliniums (Speisezimmer mit 3 geneigten Liegen
        [Speisesofas])
356  gustus, Vorspeisen
356  ministratores, Aufwärter beim Essen
356  mulsum, mit Honig gemischter Wein, beliebte Vorspeise
358  trulla, klassischer Suppenlöffel (die Gabel kannte man noch nicht)
358  ligula, Kinderlöffel
358  cochlear, spitzer Löffel zum Essen von Eiern und Muscheln
361  garum, die auf römischen Banketten beliebteste Sauce
        (vergleichbar mit dem heutigen hochwertigen Aceto Balsamico)
362  lucanica, sehr beliebte Wurst aus geräuchertem Rinder- oder
        Schweinehack
362  Foie gras, Gänsestopfleber
364  „Pullus farsilis! Lepus madidus! Patina piscium!“ ruft ein Sklave laut
        in die Essrunde („Gefülltes Huhn! Schmorhase! Fischplatte!“)
364  magirus, „Priester der Küche“
364  archimagirus, Chefkoch mit seinen Hilfsköchen
366  defrutum, Traubensaft-Konzentrat
369  apophoreta, übrig gebliebenes Essen eines Banketts, das man nach Hause nimmt
369  secundae mensae, Dessert und Obst zum Nachgang
370  persica, Pfirsich
370  Malum persicum (lat.), persischer Apfel; zum Teil heute noch genannt in Rom und
        in Gegenden Norditaliens
372  crotalia, Ohrringe (Creolen) oder Gehänge mit Perlen
373  commissatio, lustiges Wetttrinken am Schluss eines Banketts
373  crater, Schüssel. Durch ein Sieb wird der Wein hineingegossen
374  puls, eine Art Polenta mit Eiern, Oliven, Fleischkäse und Gemüse
376  De re coquinaria: Über die Kochkunst. Bekanntestes Rezeptbuch Roms
380  ficus, Feigen
380  ficatum, Lebern, mit Feigen gestopft
380  Cassata, Dessert mit Honig oder Zucker aus dem Orient oder eingekochte
        Feigen oder eingekochter Most
381  laserpicium oder silphium, ausgestorbene Pflanze, bei den Römern in der
        Graupensuppe
382  Dulcia domestica, hausgemachtes Dessert

383  Cubicula, die „Kammern“, in denen sich der Sex abspielte (im Bordell)
391  civis Romanus, der freie römische Bürger
394  fotuere, Bezeichnung in Rom für „Sex haben“
394  Kamasutra, mentula, virga, hasta, penis, Bezeichnungen für das
        männliche Sexualorgan
394  cunnus, fascinus (fas: Erfolg versprechend) für das weibliche Sexualorgan
396  mulier equitans, die reitende Frau
396  a tergo, von hinten
398  cinaedus oder pathicus, Männer beim Sexualakt mit passiver Part
402  cauponae, Kneipen, Spiel mit Würfeln und Geld
402  vigiles, Aufseher, Wächter
405  larvae oder lemures, Schatten verstorbener Familienmitglieder, die Manen
        (die guten Geister der Toten). Sie können sich in bösartige Kreaturen
        (larvae) verwandeln

190: Die acht grossen Probleme im Alten Rom
        (die mit den heutigen identisch sind)

Wie Prof. Romolo Augusto Staccioli betonte, sind die Probleme, die die Einwohner des antiken Roms plagten, dieselben wie die des heutigen Roms (und aller anderen Metropolen). In fast 2000 Jahren hat sich die Situation keineswegs verändert. Die folgende Auflistung ist überraschend vertraut:

  • der Verkehr
  • der Lärm und das Chaos in Strassen und Gassen
  • die Zeit, die man braucht, um sich fortzubewegen
  • der Schmutz
  • die Wohnungsnot mit astronomisch hohen Mieten
  • die Einsturzgefahr und mangelnde Bausicherheit der Häuser
  • die unkontrollierte Zuwanderung
  • die nächtliche Unsicherheit

Altes Rom mit überfüllten Strassen: Das Alte Rom hat eine Menge „moderner“ Probleme: chaotischen (Fussgänger-)Verkehr, Verkaufsstände, die die Bürgersteige verstopfen…

Wie heute auch noch ist es nicht einfach, sich durch Rom zu bewegen. Und das trotz der im Jahre 45 v. Chr. von Caesar erlassene und bereits erwähntem Vorschrift, nach der tagsüber  nur Fahrzeuge mit öffentlichem Interesse in den Strassen zirkulieren durften und der Privatverkehr zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang verboten war. Aber wie heutzutage auch gab es auch im Alten Rom etliche Amtsinhaber und gewisse „Privilegierte“, die mit ihren eigenen Fahrzeugen unterwegs sein durften. Die Lärmbelästigung in Strassen und Gassen war ein anderes Problem. Martial (Dichter) äusserte sich folgendermassen über das tägliche Chaos: „In Rom gibt es keinen einzigen Platz, wo  man meditieren oder sich ausruhen könnte. Morgens quälen dich die Grundschullehrer, nachts die Bäcker und tagsüber das Hämmern der Kupferschmiede. Da steht der Geldwechsler und schüttet auf seinem schmiereigen Tisch Neros Münzen aus. Dort schlägt der Juwelier mit seinem glänzenden Hämmerchen auf spanisches Gold ein. Und die Fanatiker des Bellona-Kults (eine Kriegsgottheit) hören nie auf zu schreiben; der Schiffsbrüchige erzählt an einer Holzplanke geklammert seine Geschichte; der kleine jüdische Junge ist von seiner Mutter dazu abkommandiert, dich um Almosen anzugehen; der triefäugige Verkäufer preist laut seine Schwefelhölzchen an…“ Und Dichter Juvenal fragt sich: „Welches Miethaus in Rom gewährt einem Schlaf? Nur wer reich ist, darf schlafen.“ (…)

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 26.11.2022, S. 42
Film: "Untergang einer Weltmacht", 20.15 arte

Schleichend, aber unterhaltsam. Die Dokumentation beleuchtet den Zusammenbruch des Römischen Reiches. Verantwortlich dafür waren Krankheiten und eine Reihe von  Klimaschocks. Drei aufeinanderfolgende Pandemien - wahrscheinlich die Pocken, ein hämorraghisches Fieber (schwerwiegende Viursinfektion) und die Beulenpest  - dezimierten Roms Bevölkerung und Armee.

bz Basler Zeitung 2023, Stefan Parsch
Forscher lüften das Geheimnis des legendären altrömischen Betons

Der antike Baustoff ist erstaunlich haltbar. Versuche mit Rezepturen zeigen nun: Bestimmte Zusätze verliehen ihm Selbstheilungskräfte. 
Die Haltbarkeit von altrömischem Beton ist legendär - die Ursache davon versuchen Wissenschaftler schon seit Jahrzehnten zu ergründen. Nun wollen US-Forscher das Geheimnis gelüftet haben: Kleine Kalkklumpen könnten Beton und Mörtel stabilisierende Eigenschaften verliehen haben, schreibt die Gruppe um Admir Masic vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in der Fachzeitschrift "Science Advances". Versuche mit einer solchen Baustoffmischung enthüllten eine Art Selbstheilungskräfte. Bilden sich in dem Beton Risse, durch die Wasser rinnt, so entstehen kalkhaltige Mineralien, die die Hohlräume wieder ausfüllen können. 
Der von den Römern verwendete Beton gilt als äusserst langlebig: Manche→ Äquadukte aus der Römerzeit werden bis heute für die Wasserversorgung der italienischen Hauptstadt Rom verwendet. Auch das 1900 Jahre alte Pantheon steht dank des altrömischen Betons.

→R, Erweiterte Themen: Römische Frage, Römisches Jahr
→Sch: Schweizergarde, päpstliche (verruchtes Rom um 1503: Irving Stone, 1961)
→Buchstabe C, Christen: Christenverfolgungen im Römischen Reich (01.03.2024)

Rom, Stadt,  Leben, Kultur

https://de.wikipedia.org/wiki/Rom

Was macht die Stat Rom so besonders? Video, 32 Min. 36:
https://youtube.com/watch?v=SrgttRtvfas

Kultur in Rom:
https://seeartv.com/de/rom.html

Rom in drei Tagen. Video, 37 Min. 49:
https://youtube.com/watch?v=gopwuaW4hHM

OR Nr. 35 vom 03.09.2010
Der Petersdom ist laut einer internationalen Erhebung das beliebteste Gratis-Touristenziel in Europa. In der Liste sind auch das Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau, der sizilianische Vulkan Ätna, die Ausgrabungen von Ostia antica bei Rom und der Canale Grande in Venedig aufgeführt. Der römische Vizebürgermeister Marco Cutrufo sieht im Spitzenplatz für Sankt Peter eine weitere Bestätigung für Rom. Zugleich verweist er darauf, dass sich von den jährlich rund 12 Millionen Besuchern der italienischen Metropole etwa 97 Prozent ausschliesslich in der Innenstadt aufhielten.

Stefan Ulrik, quattro stagioni
Das eher kleine Italien besitzt mit seinen 20’000 Schlössern, 100’000 Kirchen, ungezählten Museen und archäologischen Ausgrabungsstätten mehr Kulturgüter als alle anderen Staaten der Welt zusammen. Das alles zu erhalten oder auch nur zu schützen ist fast unmöglich. Daher wirkt das Land manchmal wie ein riesiger Kultur-Selbstbedienungsladen. Seit 1970 seien 850’000 Kunstgegenstände geraubt worden, rechnen die Carabinieri vor. Nach Drogen und Waffen zähle der internationale Kunst-Schwarzmarkt zu den lukrativsten Geschäften der Welt.

Kultur-Carabinieri in Italien: Eine paar Hundert starke Spezialisten-Einheit, die sich auf die Unterstützung der 110’000 normalen Carabinieri und des übrigen Staatsapparates, auf die Polizeieinheiten anderer Staaten und auch auf Interpol stützen können. So jagen sie ziemlich erfolgreich Kunsträuber, -schmuggler und –hehler bis hinein in die Chefetagen der grossen Museen Europas und Amerikas.

OR Nr. 1 vom 06.01.2012
Die Stadt Rom ist 2011 als Reiseziel noch beliebter geworden. Rund 11,4 Millionen Gäste kamen zwischen Januar und November in die Ewige Stadt. Das sind rund eine Million mehr als 2010 und entspricht einem Zuwachs von knapp 8,4 %. Insgesamt registrierte der Fremdenverkehrsverband der Region Latium demnach 28,4 Millionen Übernachtungen in Rom, rund 2 Millionen mehr als 2010.

Georg Ürögdi, Das Leben im alten Rom, S. 52

Rom war nicht nur die Hauptstadt der römischen Welt gewesen, sondern mehr als dies, ihre Beherrscherin. Bereits die Staatsmänner der republikanischen Zeit hatten dem römischen Volk diesen Gedanken glaubhaft gemacht.

Deutsche Pilgerzeitung, Sommer 2014, Nr. 20, S. 7
Eine Stadtrundfahrt einmal anders
Günstig und bequem geht es mit der Strassenbahnlinie 3 quer durch das antike, christliche und moderne Rom. Von Natalie Nordio

Wer kennt sie nicht: die „Hop-on Hop-off“ Busse, die in fast allen Grossstädten weltweit Touristen an Sehenswürdigkeiten und Monumenten vorbei kutschieren. In Rom gibt es die natürlich auch. Doch die Strassenbahnlinie 3 bietet dazu eine tolle und günstige Alternative. Gerade einmal 1,50 Euro kostet die Fahrkarte, mit der man rund 100 Minuten lang quer durch Rom fahren kann.

Startpunkt der Linie 3 in Richtung Valle Giulia ist die Porta San Paolo direkt an der Piazzale Ostiense im Stadtviertel Testaccio (Metrostation Porta S. Paolo). Das mächtige Stadttor war eines von ursprünglich 18 Toren der Aurelianischen Mauern und trug den Namen Porta Ostiensis, da man von hier aus über die gleichnamige Strasse nach Ostia kann. Kaiser Aurelian (270-275) hatte die Stadt im späten 3. Jahrhundert mit hohen, dicken Mauern umgeben. Später wies das Tor Pilgern den Weg zur nahen Basilika des heiligen Paulus. Heute beherbergen die Wachtürme ein Museum. Direkt neben dem Tor steht die Pyramide des Cestius (43. v. Chr. Prätor; seine Lebensdaten sind ungewiss). Nach der Eroberung Ägyptens zeigte sich Rom begeistert von den neuen Götterkulturen und es kam zu einer wahrhaften Ägyptomanie Der Prätor Caius Cestius Epulo liess 20 vor Christus vor den Toren der Stadt ein Grabmal aus Ziegeln und Travertin in Pyramidenform mit einer Höhe von knapp 40 Metern errichten. Später bezog Kaiser Aurelian das Mausoleum in die Mauern ein.

Von der Piazzale Ostiense fährt die Tram Nummer 3 über den Aventin-Hügel hinunter in das Murcia-Tal, in dem sich einst die grösste Rennbahn der Antike befand: der Circus Maximus (600 x 140 m, 150’000 Plätze, später gegen 250’000. Hier im 6. Jahrhundert die ersten Wettkämpfe). Legt man an der Haltestelle einen Stopp ein, so sollte man auf dem Aventin, einem der 7 Hügel, auf denen Rom gegründet wurde, neben dem berühmten Schlüsselloch, durch das man die Kuppel von Sankt Peter sieht, unbedingt der frühchristlichen Basilika der heiligen Susanna einen Besuch abstatten. Über den Caelius-Hügel, ebenso einer der klassischen Sieben, führt die Strassenbahn schnurgerade an Roms grösstem Amphitheater, dem Kolosseum vorbei. Gerade einmal 8 Jahre haben die Kaiser Vespasian (69-79) und Titus (79-81) für den Bau der knapp 50 m hohen elliptischen Kampfarena gebraucht. Während der hunderttägigen Eröffnungsspiele 80 nach Christus sollen allein 5’000 Tiere getötet worden sein.

Über den mittelalterlichen Pilgerweg, die Via Labicana, führt die Strassenbahnlinie weiter zum Lateran. Im ersten nachchristlichen Jahrhundert befanden sich hier die Gärten der Familie Laterani, die „Horti Laterani“. Doch Kaiser Nero (54-68) gefiel die Gegend so gut, dass er kurzerhand die Familie enteignete und verbannte. Im 4. Jahrhundert liess Kaiser Konstantin (306-337) hier die erste grosse Basilika errichten. Er weihte das Gotteshaus dem Erlöser. Erst im 10. und 11. Jahrhundert war die Kirche zudem noch Johannes dem Täufer und Johannes dem Evangelisten, im Italienischen „Giovanni“ geweiht worden. San Giovanni in Laterano ist „Mutter und Haupt aller Kirchen in der Stadt und des Erdkreises“, so lautet die Inschrift an der Fassade. Sie ist die einzige der grossen konstantinischen Basiliken, die innerhalb der Stadtmauern liegt, und somit Sitz des Bischofs von Rom, und das ist bekanntlich kein Geringerer als der Papst. Ein kurzer Halt lohnt sich allemal, denn das Baptisterium (Taufkapelle) hinter der Kirche und das Gebäude der Scala Santa, der heiligen Stiege aus dem Palast des Pontius Pilatus, direkt daneben, sind wirklich einen Besuch wert. Entlang der Aurelianischen Mauern bummelt die Strassenbahn gemächlich weiter in Richtung Santa Croce in Gerusalemme. Die heilige Helena soll hier nach ihrer Rückkehr aus Jerusalem in Teilen ihres Palastes im 4. Jahrhundert eine erste Kapelle errichtet haben.  Erde aus dem Heiligen Land bildete den Boden des Kirchleins. Im Mittelalter galt der Ort deshalb als so heilig, dass Frauen der Zutritt untersagt blieb. Von der Erde sieht man zwar nichts mehr, doch wird neben anderen Reliquien auch heute noch die Hälfte des Kreuz-Titulus (Titulus = mittelalterliche Bildunterschrift) in Santa Croce aufbewahrt.

Nur wenige hundert Meter weiter erhebt sich die „Porta Maggiore“, das grosse Tor. Kaiser Claudius (41-54) hatte es ursprünglich als Strassenübergang für seine Wasserleitung, die Aqua Claudia, gedient. Erst später war die Konstruktion von Aurelian (270-275) i seinen Mauerring einbezogen worden und war fortan ein Stadttor. Über stark befahrene, nicht so schöne Ecken geht die Strecke der Linie 3 weiter und erreicht nach einigen Minuten Fahrzeit die Kirche des heileigen Laurentius.

San Lorenzo fuori le Mura ist eine frühchristliche Basilika und eine der 7 Pilgerkirchen. Neben dem Grab der Heiligen Laurentius und des Erzmärtyrers Stephanus liegen 5 Päpste sowie der italienische Staatsmann Alcide de Gasperi hier begraben. Direkt neben San Lorenzo lohnt sich auch ein Abstecher auf den Campo Verano, Roms grössten Friedhof.

Über die Viale Regina Margherita, nach der italienischen Königin Margherita benannt, die zudem die Namenspatronin der beliebten Pizza ist, geht es mitten durch Roms grösste Universität „La Sapienza“ weiter ins Stadtviertel Parioli. In diesem Teil der Stadt wohnen Römer, die das nötige Kleingeld besitzen.

Einen Zoo hat Rom natürlich auch. Der „Bioparco“ – so heisst auch die Haltestelle – wurde 1908 gegründet und vollständig von dem deutschen Tierhändler Carl Hagenbeck gestaltet. Die Strassenbahnlinie 3 endet an der letzten Haltestelle unweit der Nationalgalerie für moderne Kunst direkt vor der Villa Giulia, der ehemaligen päpstlichen Residenz Papst Julius‘ III. (Ciocchi Del Monte, 1487-1555), in der sich heute das Etruskische Museum befindet. Nach einer langen Rundfahrt durch das antike, christliche und sogar zeitgenössische Rom kann man im Stadtpark der Villa Borghese die Seele noch so richtig baumeln lassen.

Deutsche Pilgerzeitung Sommer 2015, Nr. 21, S. 10, nor
Römisches Verkehrs-Lotto
Wie man im Wirrwarr der Bus-Linien den richtigen Weg zu den Pilgerkirchen findet

Die Benutzung des römischen Nahverkehrs ist trotz des überschaubaren U-Bahnnetzes nichts für schwache Nerven. Die Metro besteht aus nur 2 Metrolinien, A und B, zu denen sich seit kurzem einige neue Haltestellen der grünen Linie C gesellt haben, die jedoch für die meisten Rom-Besucher ziemlich uninteressant sind. Arm an U-Bahnen, ist Rom mit Bussen umso reicher gesegnet. Gefühlte 1’000 kreuzen täglich durch das Zentrum und versuchen mehr schlecht als recht, selbst die entlegensten Winkel der Grossstadt miteinander zu verbinden. In diesem Linien-Wirrwarr als Rom-Neuling auf Anhieb die richtige zu erwischen, kommt beinahe einem Sechser im Lotto gleich. Aus Angst, sich heillos zu verfahren, verlassen sich die meisten auf gutes Schuhwerk und ihre Füsse, die sich durch die Ewige Stadt tragen sollen. Zugegeben, so sieht man in Rom wirklich am meisten.

Wen es aber ab Dezember zum Heiligen Jahr nach Rom zieht, den kann schon einmal auch im sonnigen Italien schlechtes Wetter treffen – in Rom regnet es übrigens im Durchschnitt mehr als in London -, und da ist es doch weitaus bequemer und vor allem trockener, sich motorisiert fortzubewegen. Auch diejenigen, die nicht auf den Spuren Filippo Neris (1515-1595, gründete die Weltpriester-Kongregation der Oratorianer) wandelnd zu Fuss die Strecke zu den 7 Pilgerkirchen zurücklegen wollen, immerhin rund 20 Kilometer, werden den ein oder anderen Bus und die Metro wahrscheinlich gerne in Anspruch nehmen.

Die 4 grossen Papstbasiliken sind leicht mit der Metro zu erreichen., Von der U-Bahn Haltestelle „Ottaviano“ der rote A-Linie sind es nur wenige Minuten zum Petersdom (zu Fuss rund 20 Min.). Auch die Vatikanischen Museen sind so am schnellsten zu erreichen (A-Linie, Haltestelle „Cipro“, 10 Min.). Busliebhaber bringen die Linien 40 (ab Hauptbahnhof Termini) bis Endstation „Piazza Pia“ (an der Via della Conciliazione, 5 Min. zu Fuss), und Bus 64 ab Hauptbahnhof Termini  zur Haltestelle „Porta Cavalleggeri“ (etwa 200 m vom Petersplatz, linke Seite, entfernt) zum Ziel „Vatikan“.

Santa Maria Maggiore liegt unweit des „Termini“. Von der Metro-Station „San Giovanni“ (Linie B) sind es nur wenige Meter durch die Aurelianischen Stadtmauern hindurch, und schon findet man sich direkt auf dem grossen Platz vor der Lateranbasilika wieder.

Mit der blauen B-Linie, Haltestelle San Paolo Basilica“, kommt man dagegen auf der Gegenrichtung zu Sankt Paul vor den Mauern. Nach dem Besuch der Basilika des heiligen Paulus nimmt man am besten wieder die Metro bis zur Haltestelle „Circo Massimo“. Von hier geht es mit der Busnummer 118 in Richtung Via Appia zur Kirche und Katakombe des heiligen Sebastians.

Von der Basilika San Giovanni und dem Lateran bietet sich ein kurzer Fussweg nach Santa Croce in Gerusalemme an. Vor hier empfiehlt sich eine kurze Fahrt mit der Tramlinie 3 in Richtung „Piazzale Thorvaldsen“ bis zur Haltestelle „Piazza del Verano“. Vom Platz kann man bereits die Fassade der letzten der 7 Pilgerkirchen, San Lorenzo fuori le Mura, sehen. Fahrscheine kommt man in fast jedem Tabakgeschäft oder an verschiedenen U-Bahnstationen und kann danach, ist das Ticket einmal entwertet, für 1,50 Euro 100 Minuten unterschiedliche Busse und Tramlinien nutzen, jedoch nur einmal Metro fahren. Wem diese ganze Bus-, Tram- und U-Bahn-Fahrerei zu nervig ist, sollte bei der Wahl eines Taxis immer vorher den Fahrer nach dem Preis für die zurückzulegende Strecke fragen. Zur preislichen Orientierung: eine Fahrt vom Hauptbahnhof „Termini“ bis Sankt Peter (rund 4,5 km) liegt je nach Verkehr zwischen 15 und 20 Euro, sollte der zu zahlende Preis diesen stark überschreiten, ist Vorsicht geboten (mit der Polizei drohen). nor

OR Nr. 29 vom 22. Juli 2016, S. 4
Der Kardinalvikar des Papstes für die Diözese Rom hat menschenunwürdige Zustände in einem Roma-Lager am Stadtrand angeprangert. Die Situation im Camp von Castel Romano sei „eine Schande für die Welt und einer Stadt wie Rom nicht würdig“, sagte Kardinal Agostino Vallini. „Selbst nach dem Krieg habe ich nichts Ähnliches gesehen.“ Es gebe dort Schlamm, Mäuse und armselige Baracken aus Holz, so Vallini. Die zuständigen Institutionen müssten dafür sorgen, dass das Lager keine „Mülldeponie“ werde. Wie die Bürger der Stadt müssten auch sie ihre Vorurteile gegenüber der ethnischen Minderheit überwinden. Vallini besuchte das 25 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt gelegene Lager am 12. Juli 2016 und hielt sich 3 Stunden dort auf.

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 25.10.2016, S. 11, Dominik Straub, Rom
Getrübte Tafelfreuden für Rom-Pilger. Bei Kontrollen in den Römer Trattorien und Pizzerien ist jeder zweite Betrieb durchgefallen.

Über 18 Millionen Pilger haben im Heiligen Jahr bisher eine der Heiligen Pforten in Rom durchschritten – und sich danach wohl mit viel Appetit und voller Vorfreude in eine der unzähligen Trattorien und Pizzerien der Ewigen Stadt gesetzt. Hätten sie vorher den Bericht der Lebensmittelpolizei der Carabinieri gelesen, wäre ihnen der Hunger auf Pizza und Pasta womöglich vergangen: Im Rapport liest man von Schaben in der Küche, von Nagetier-Exkrementen in den Lebensmittel-Lagern, von allerlei anderen Hygieneproblemen sowie von verdorbener Ware: Insgesamt sind bei den Kontrollen 2’750 Liter Olivenöl, 2’300 Kilogramm Fleisch und 1’430 Kilogramm Fisch beschlagnahmt worden.

In allen Preisklassen. Von den bisher über 700 Gastbetrieben, die seit dem vergangenen November Besuch von den Carabinieri erhalten haben, ist jeder zweite beanstandet worden. Die allermeisten von ihnen befinden sich in der Römer Altstadt also dort, wo die Pilger und Touristen in der Regel einkehren. Die Preisklasse spielt keine Rolle: Die Kontrolleure haben sowohl in einfachen Trattorien als auch in gehobenen Restaurants Hygienemängel festgestellt. Laut dem Bericht der Lebensmittelpolizei, DDR vom „Corriere della Sera“ publik gemacht wurde, sind nach den Kontrollen insgesamt 521 Bussen im Gesamtbetrag von 660’000 Euro ausgestellt worden.

Die gute Nachricht besteht darin, dass von den Beanstandungen „nur“ die Hälfte auf Hygienemängel zurückzuführen waren. Die andere Hälfte betrifft administrative Unregelmässigkeiten wie das Nichtbeachten der Vorschriften zur Arbeitssicherheit, Baumängel, fehlende Bewilligungen – also Verfehlungen, die sich nicht direkt von dem Teller des Gastes niederschlagen. Auch bei den wegen Hygienemängeln durchgefallenen Betriebe streichen die Kontrolleure einen positiven Aspekt heraus: Nur in einem Restaurant seien die Zustände derart desolat gewesen, dass es vorübergehend geschlossen werden musste.

Kampf gegen McDonald’s. Der Vatikan hat sich zur teilweise problematischen Verpflegung der Pilger durch die Römer Gastronomie während des Heiligen Jahres nicht geäussert. Der Kirchenstaat ist derzeit an einer anderen kulinarischen Front beschäftigt: In unmittelbarer Nähe der vatikanischen Mauern, im malerischen Borgo Pio (unmittelbar neben der St. Annabar, zu Beginn der Strasse „Borgo Pio“, rund 100 m vom Vatikaneingang St. Anna entfernt), soll in wenigen Tagen ein grosses Lokal der Fast-Food-Kette McDonald’s eröffnen – das sich im Besitz des Kirchenstaates befindet. Mehrere Kardinäle haben einen besorgten Brief an Papst Franziskus geschrieben, um die Eröffnung in letzter Sekunde zu verhindern. Es geht – offiziell – um das leibliche Wohl der Gäste und – inoffiziell – um mögliche Geruchs- und Lärmimmissionen für die Kardinäle, die in unmittelbarer Nähe des Lokals wohnen. Wie der Streit ausgeht, ist noch ungewiss.

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 28.03.2017, S. 8, Dominik Straub, Rom
Roms brennende Busse
Italien: Die Fahrzeuge sind so alt und vernachlässigt, dass viele während der Fahrt Feuer fangen: 500 Pannen pro Tag haben die Busse der Römer Verkehrsbetriebe. Im Durchschnitt sind die Fahrzeuge 12 Jahre alt.

Es ist, als wäre →Nero aus seiner Gruft gestiegen – nur dass der römische Gewaltherrscher, anders als damals im Jahre 64 n. Chr., diesmal nicht gleich die ganze Stadt, sondern lediglich die städtischen Verkehrsmittel abfackelt. Der letzte Bus ging am Sonntagmorgen in Flammen auf. Es war bereits der dritte seit Anfang März und der 18. in einem Jahr (jeder vierte Tag). Als Grund für das Brennen der Busse wird von den Behörden immer dasselbe genannt: „autocombustione“, also Selbstentzündung. Meistens passiert das, wenn Dieselöl oder Schmiermittel aus undichten Leitungen auf heisse Motorenteile oder den Auspuff tropfen. Nicht selten brennen die Busse vollständig aus; die verkohlten Fahrzeug-Skelette am Strassenrand wecken jeweils Assoziationen mit einem Bürgerkriegsland.

Der Fahrzeugpark der Römer Verkehrsbetreiber zählt zu den ältesten und am schlechtesten gewarteten Europas: Die Busse der Ewigen Stadt sind im Durchschnitt über 12 Jahre alt. Zum Vergleich:  Bei den Londoner Bussen liegt das Durchschnittsalter bei 8 Jahren. Im vergangenen Jahr bat die „Azienda Tranvie ed Autobus del Comune di Roma (Atac)“ 180’000 technische Pannen registriert. Das sind knapp 500 pro Tag. (…)

Schweiz am Sonntag vom 15.04.2017, S. 7, D. Straub, Rom
Gepanzerte“ Osterferien in Rom
In der Heiligen Stadt herrscht höchste Terroralarmstufe

Tausende von Polizeibeamten und Soldaten sorgen während der Osterferien für die Sicherheit des Papstes und für die Hunderttausenden von Gläubigen, die am Sonntag auf dem Petersplatz erwartet werden.

Der Karfreitagabend war für die Sicherheitskräfte die Generalprobe: Für die traditionelle Kreuzweg-Prozession in dem mit Fackeln erleuchteten Kolosseum war das Gebiet um die antike Arena abgesperrt. Die U-Bahn-Station wurde bereits am frühen Nachmittag geschlossen. Der Zugang zum Kolosseum war nur über zwei streng bewachte und mit Metalldetektoren gesicherte Eingänge möglich. An den üblichen Zugangsstrassen zur Arena standen Soldaten und gepanzerte Fahrzeuge – unüberwindliche Hindernisse für Terroristen mit Lastwagen.

IS hat „Kreuzfahrer“ im Visier. „Pasqua blindata“ nennen die italienischen Medien das diesjährige höchste Christenfest in Rom, gepanzerte Ostern. Die italienischen Sicherheitsbehörden sind sich bewusst, dass sich Rom als Zentrum der Christenheit und Sitz des Papstes im Visier des radikal-islamistischen Terrors befindet. Der „Islamische Staat“ hat in seinen einschlägigen Propaganda-Medien mehrfach angekündigt, dass er den „Kreuzfahrern“ den Garaus machen und auf dem Petersdom, die schwarze IS-Flagge hissen wolle. Nach den jüngsten Terroranschlägen in London und Stockholm und eventuell in Dortmund wurde die ohnehin hohe Wachsamkeit zusätzlich verstärkt; es herrscht höchste Alarmstufe.

Die Zufahrtsstrassen zum Petersplatz, wo der Papst am Ostersonntag wie immer eine Messe lesen und dann von der Loggia des Petersdomes aus den Segen „urbi et orbi“, der Stadt und dem Weltkreis, spenden wird, sind schon zu Beginn der Karwoche abgeriegelt worden.

Scharfschützen und Spürhunde. Nicht einmal die städtischen Busse können zur riesigen Piazza Bernini fahren. Auch den Taxis ist der Zugang verwehrt. Wo keine Panzerwagen stehen, wurden Betonblöcke hingestellt, um Amokfahrten zu verhindern. Ziel der Massnahmen sei es, „die absolute Sicherheit des Heiligen Vaters und der Gläubigen zu garantieren“, erklärte der Römer Polizeipräfekt Guido Marino diese Woche, als er das österliche Sicherheitsdispositiv vorstellte.

Wie in früheren Jahren werden auf den Dächern rund um den Petersplatz Scharfschützen lauern. Neben den uniformierten Beamten werden sich unter den Gläubigen auch Dutzende Polizisten in Zivilkleidung mischen, die mit versteckten Mini-Kameras und Metalldetektoren ausgerüstet sind. Zum Einsatz kommen vor und während der Ostermesse Sprengstoff-Spürhunde und Spezialisten der Armee. Auf der Via della Conciliazione, der grossen Zufahrtsstrasse zum Petersdom, wird berittene Polizei patrouillieren, und selbstverständlich stehen an allen Eingängen zum Petersplatz und zur Basilika Metalldetektoren.

Soldaten schon am Flughafen. Die Osterfeiertage sind für die Römer Sicherheitsbehörden jedes Jahr enorm herausfordernd: Die Stadt war schon in der Karwoche voller Touristen und Pilger. Während der Osterfeiern werden in der 3-Millionen-Einwohnerstadt rund eine halbe Million Gäste erwartet. Viele von ihnen interessieren sich weniger für die Papstzeremonien als für weltliche Sehenswürdigkeiten.

Aus diesem Grunde müssen nicht nur der Petersplatz und das Kolosseum, sondern auch das Pantheon, das Forum Romanum, die Fontana di Trevi, die Spanische Treppe und unzählige andere Monumente und Kirchen zusätzlich geschützt werden. Die Touristen  und Pilger werden schon am Flughafen und an der Stazione Termini von Soldaten und Panzerfahrzeugen empfangen.

Schweizer Radio SRF 1
„Rendez-vous“ vom 24.Juli 2017, 12.30 Uhr, Korrespondent in Rom

In der Stadt Rom versickern 40 % des Trinkwassers wegen verrosteten, maroden Wasserleitungen. Es gibt italienische Städte mit mehr Trinkwasser-Verlust.

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 26.06.2017, S. 11
Rom: Stadt testet geregelten Zugang zu Trevi-Brunnen

Die Stadt Rom testet seit Dienstag einen geregelten Zugang zum Trevi-Brunnen. Damit soll die Drängelei der Touristen vor einer der beliebtesten Sehenswürdigkeiten der Ewigen Stadt vermieden werden.

Von 9 bis 24 Uhr werde die Polizei bei besonders starkem Andrang die Zahl der Besucher einschränken, teilte die Gemeinde mit. Die Testphase dauert 80 Tage, danach soll die Gemeinde entscheiden, ob die Massnahme beibehalten  wird. Zuletzt waren bereits Kontrollen verstärkt worden, da Menschen trotz strengen Verbots und einer Strafe von Euro 450 im Brunnen gebadet hatten.

Der Brunnen zählt mit dem →Kolosseum und der Spanischen Treppe zu den Wahrzeichen der italienischen Hauptstadt. Weltbekannt wurde er einst durch den Film „La dolce Vita“ (Das süsse Leben) von Federico Fellini mit der nachts im Brunnen badenden Anita Ekberg (1931-2015, Miss Schweden 1950, Schauspielerin).

Jeder Tourist, der sichergehen möchte, in die Ewige Stadt zurückzukehren, muss einem Aberglauben zufolge eine Münze über die Schulter in den Trevi-Brunnen werfen. Mit 3 Millionen Besuchern pro Jahr zählt er zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten der Welt. (SDA)

→V, virtuell (Videos Rom, Vatikanische Museen)

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 22.03.2017, S. 11, Dominik Straub, Rom
Wildschwein-Plage nun auch in Rom. „Rom ist zu einem Zoo unter freiem Himmel verkommen.“ Codacons, Umwelt- und Konsumentenschutzorganisation“

Tödlicher Unfall: Nach der Toskana erlebt die Ewige Stadt eine Wildschwein-Invasion. Die Lage sei „kritisch“, sagt die Stadtregierung.

Der Unfall ereignete sich in der vergangenen Woche. Ein Motorradfahrer stiess auf der Via Cassia mit einem Wildschwein zusammen. Das Tier war unvermittelt auf die Strasse gerannt; der 49-jährige Lenker stürzte und erlag später seinen Verletzungen. Bereits Anfang März hatte ein Autofahrer auf einer stark befahrenen Durchgangsstrasse in der Nähe des Vatikans ein Wildschwein gefilmt, das in gestrecktem Galopp vor dem Verkehr zu fliehen versuchte. In diesem Fall hatten sowohl das Tier als auch die menschlichen Verkehrsteilnehmer Schwein gehabt: Niemand war zu Schaden gekommen.

Dieser Zwischenfall und vor allem der tödliche Unfall haben den Römern gezeigt, dass die Ewige Stadt besonders in den grünen Aussenquartieren mit einer Wildschwein-Invasion konfrontiert ist. Konkrete Erhebungen zum Bestand gibt es zwar nicht, aber allein die unzähligen Videos und Fotos von Wildschweinen in der Stadt, die nun in die sozialen Medien und auf den Websites der Lokalzeitungen gepostet werden, lassen auf eine explosionsartige Vermehrung schliessen. Die Stadtregierung hat die Situation  als „kritisch“ bezeichnet.

Die Behörden wirken angesichts der Ausbreitung der Wildschweine jedoch hilflos. Eine Abschusskampagne kommt nicht infrage: Die Protestbewegung von Beppe Grillo, der Stadtpräsidentin Virginia Raggi angehört, hat sich den Tierschutz auf die Fahne geschrieben. Laut nachgedacht wird deshalb über die Sterilisierung der Wildschweine durch die Injektion eines Medikaments. Wie man sich eine solche Aktion konkret vorstellen soll, vermochte die Umweltkommission der Stadt noch nicht zu erklären. So empfiehlt die Stadtregierung den Bürgern erst einmal, „sich von den Wildschweinen fernzuhalten“ und sie im Fall einer ungewollten Begegnung „auf keinen Fall zu reizen“.

Für die Opposition sind die Schweine ein gefundenes Fressen. Die Römer Sektion des sozialdemokratischen PD von Regierungschef Paolo Gentiloni fragte sich, wie es möglich sei, dass man in einer Grossstadt wegen eines Wildschweins zu Tode kommen könne. Für die Umwelt- und Konsumentenkommission Codacons ist der tödliche Unfall „der Beweis dafür, dass die Stadt verwahrlost ist“. Codacons hat gegen die Stadtregierung eine Anzeige wegen fahrlässiger Tötung erstattet.

Letzten Sommer waren es die Ratten. Der herumliegende Müll lockt nicht nur die Wildschweine an, sondern auch Ratten, Möwen und anderes Getier. Die Rattenplage von letzten Sommer ist den Römern noch in Erinnerung: Rom ist, wie Codacons kritisiert, zu einem „Zoo unter freiem Himmel“ verkommen. Bezüglich des Wildschwein-Problems steht die Stadt freilich nicht alleine da: In der Toscana liegt der Bestand bei 400’000 Tieren, von denen die Regionalregierung eigentlich 150’000 Stück zum Abschuss hatte freigeben wollen. Der Glaubenskrieg zwischen Jägern und  Tierschützern ist indessen noch nicht entschieden, und so harrt die Ausmerzaktion noch ihrer blutigen Umsetzung.

OR Nr. 11 vom 17.03.2017, S. 5, Bernhard Hülsebusch (…)
Das Istituto Svizzero di Roma – Stipendiaten und reger Kulturaustausch

Es ist das jüngste römische Kulturzentrum aus dem deutschsprachigen Raum: Das Schweizerische Institut – wo man gemäss der eidgenössischen Praxis natürlich auch italienisch und französisch spricht. Derzeit beherbergt es 11 avantgardeorientierte Stipendiaten. Es ist das Aushängeschild der kreativen Schweiz in Rom. Sein Standort, die Villa Maraini hat eine hochinteressante Geschichte. Auf einem kleinen Hügel im Zentrum Roms thront die herrschaftliche Villa Maraini mit reichdekorierten, lichtdurchfluteten Innenräumen. Von hier eröffnet sich ein spektakulärer Blick auf Rom.

Zu Recht stolz ist das Istituto auf seine Bibliothek mit 45’000 Büchern sowie 130 Fachzeitschriften. Das Institut hat längst eine Doppelfunktion. Einerseits nämlich fungiert es als schweizerisches Kulturzentrum in Rom – durch die Förderung der künstlerischen und wissenschaftlichen Beziehungen zwischen der Eidgenossenschaft und Italien. Andererseits ermöglicht es jungen talentierten Schweizern, eigene Arbeiten oder Forschungen in einem Zentrum der klassischen Kultur durchzuführen.

Der Aufenthalt dieser vom Stiftungsrat Auserwählten in der Villa Maraini dauert normalerweise ein „Anno Accademico“, also von September bis Juli des folgenden Jahres. Von den Künstlern, die sich bewerben (Höchstalter: 40), wird Erfahrung in selbstständiger Arbeit und möglichst auch nachgewiesene Teilnahme an Ausstellungen oder Performances (künstlerische Aktionen) erwartet; von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen ein abgeschlossenes Studium.

Praktische Hinweise: Istituto Svizzero di Roma ISR, Via Ludovisi 48 (Villa Maraini)
Tel. 0039 06 42011271 und 42014798
media@istitutosvizzero.it
Jeden Montag Führungen durch die schlossartige Villa Maraini (Ticket: 5 Euro), Gratiseintritt zu allen Veranstaltungen des ISR.

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 11.09.2017, S. 9
Gladiatoren“ aus Römer Stadtzentrum verbannt

Als Gladiatoren verkleidete Männer, die sich gegen Entgelt mit Touristen fotografieren lassen, sollen aus der Innenstadt von Rom verbannt werden. Der Staatsrat in Rom urteilte, dass eine entsprechende im Dezember erlassene Verordnung von Stadtpräsidentin Virginia Raggi rechtskonform sei. (SDA)
https://de.wikipedia.org/wiki/Gladiatorengattungen

OR Nr. 29 vom 20.07.2018, S. 5
Was haben Füchse vor dem Kolosseum verloren? Wie gelangen Wildtiere mitten in Roms verkehrsreiches Zentrum? Die Antwort fanden vor einigen Jahren Mitarbeiter der römischen Stadtverwaltung recht schnell: durch einen grünen Korridor, der von Südosten her aus dem Umland ins Herz der Ewigen Stadt führt. Entlang der Via Appia Antica über die Caracalla-Thermen, den Circus Maximus und den Palatin-Hügel fanden die Tiere recht unbehelligt von  Autos, Bussen und Motorrollern ihren Weg.

Rom-Besucher, die der Fuchsroute in umgekehrter Richtung folgen, finden eine weitläufige Oase, nur einen Kilometer vom tosenden Stadtzentrum entfernt. Der „Regionalpark Appia Antica“ ist eine ländliche Idylle mit Zeugnissen aus 2500 Jahren römischer Geschichte.

Broschüren: Infozentrum des Parks, kurz hinter der Porta San Sebastiano. Besuch des Parks: zu Fuss oder mit dem Velo. Schräg gegenüber der bekannten Kirche „Quo vadis“ gibt es einen Fahrradverleih. Gut zu Fuss lässt sich die Valle della Caffarella erschliessen, die Niederung des Flüsschens Almone, der den alten Römern heilig war. Einstieg in den Park zu Fuss oder mit dem Velo: Kurz hinter „Qua vadis“ biegt links ein Fussweg ab.

OR Nr. 39/40 vom 28.09.2018, S. 3
Friedenslauf in Rom

In Rom haben am vergangenen Sonntag 7’500 Sportler an einem interreligiösen Friedenslauf teilgenommen. 2’500 von ihnen liefen nach Angaben der Veranstalter eine Halbmarathon-Strecke über 21,097 Kilometer, die an religiösen Stätten wie der Grossen Moschee im Norden Roms, der Synagoge sowie den Kirchen der Waldenser und der griechisch-orthodoxen Gemeinde vorbeiführte. Die Übrigen absolvierten einen Volkslauf über 5 Kilometer. Start und Ziel waren am Petersplatz. Der Lauf unter dem Motto „Via Pacis“ („Friedensweg“) wurde von der Stadt Rom und dem Päpstlichen Rat für die Kultur gemeinsam organisiert. Er hatte im vergangenen Jahr erstmals stattgefunden. Als prominenteste Teilnehmerin ging die Enkelin des Friedensnobelpreisträgers Nelson Mandela (1918-2013), Ndileka Mandela, an den Start.

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 07.01.2019, S. 6 Ausland, Dominik Straub, Rom
Rom kapituliert vor dem Müll
Überfüllte Müllcontainer in Rom: Sie gehören inzwischen zum Stadtbild in den Strassen von Italiens Hauptstadt

Italien. Die Ewige Stadt versinkt im Abfall – weil die Behörden überfordert sind, sollen jetzt die Bürgerinnen und Bürger den Dreck vor ihren Häusern selbst wegräumen. Immerhin: Die Schulen in Rom werden heute nach den Festtagen den Unterricht wieder aufnehmen. Das war bis gestern noch infrage gestellt. Weil auch in den Strassen rund um die meisten der insgesamt 3’000 Schulgebäude der Stadt massenhaft Abfall herumlag, hatte der Präsident der Schulvorsteher, Mario Rusconi, am Freitag damit gedroht, dass einzelne Schulen geschlossen bleiben könnten: „Der Müll wird zunehmend zu einer Gefahr für die Gesundheit der Schüler“, schrieb Rusconi. Denn angelockt vom stinkenden Hausabfall rund um die Schulen hätten sich über die Festtage auch schon Ratten in die Klassenzimmer verirrt.

Die Schulhäuser sind am Wochenende in einem von Bürgermeisterin Virginia Raggi eilends verordneten Sondereinsatz der Müllabfuhr von den Abfallbergen – einigermassen – befreit worden. Doch diese Notfall-Massnahme ändert wenig daran, das sich die in Rom seit Jahren schwelende Müllkrise über die Festtage dramatisch zugespitzt hat. Der Grund: 2 Wochen vor Weihnachten ist eine Abfallsortieranlage im Norden Roms in Flammen aufgegangen. Gleichzeitig wurde über die Festtage mehr Müll als üblich produziert. Das Resultat: In den Wohnquartieren und in der Peripherie überquellen die Abfallcontainer; um diese herum stapeln sich die stinkenden Müllsäcke zum Teil meterhoch. (…)

Mafia dick im Geschäft. Rom ist mit seinen Problemen nicht allein: In ganz Süditalien herrscht ein dramatischer Mangel an Müllverbrennungsanlagen. Die wenigen Öfen vermögen bei weitem nicht den gesamten Abfall zu bewältigen. Der Rest verschwindet zum Teil in Deponien, wobei die Mafia insbesondere bei der Beseitigung des Sondermülls  kräftig mitmischt. Aber auch in Norditalien werden seit 2013 keine neuen Verbrennungsanlagen mehr gebaut -und Vizepremier Luigi Di Maio (Cinque Stelle) hat unlängst verlangt, dass die bestehenden Anlagen eine nach der anderen stillgelegt werden.

„Wir stehen vor einem nationalen Notstand“, betont Filippo Brandolini, Vizepräsident von Utilitalia, dem Dachverband der öffentlichen Entsorgungsbetriebe Italiens. Um diesen Notstand zu begegnen, müssten laut dem Abfall-Experten in Italien mindestens 4 Milliarden Euro in neue Anlagen  investiert werden. Unter der populistischen Regierung aus Cinque Stelle und rechtsradikaler Lega scheint dies jedoch ausgeschlossen.

OR Nr. 13 vom 29.03.2019, S. 1
Aufruf zu moralischem Neuaufbruch

Rom. Zu einem „moralischen Neuaufbruch“ hat der Papst am 26.03.2019 bei einem Besuch im Rathaus die Stadtregierung Roms aufgerufen. Bürger, Institutionen, die Kirche und die anderen Religionsgemeinschaften müssten zum Gemeinwohl der Stadt zusammenarbeiten, sagte er vor dem Stadtparlament auf dem Kapitol. Zugleich forderte er eine den Aufgaben entsprechende rechtliche und finanzielle Ausstattung. Italiens Hauptstadt leidet chronisch unter Problemen in Infrastruktur und Verwaltung.

Der Papst nannte Rom unter Verweis auf die historischen Schätze und seine 3 Millionen Einwohner einen „sensiblen Organismus, der demütige und unablässige Pflege braucht und kreativen Mut, um geordnet und lebbar zu bleiben, damit so viel Glanz nicht verfällt“. Er sagte die Mitarbeit der Kirche zu, vor allem im Dienst der Armen, des Dialogs und des Umweltschutzes. „Rom braucht und verdient die tatkräftige, weise, grosszügige Zusammenarbeit aller.“

Bei der Ankunft auf dem Kapitol wurde der Papst unter Fanfarenklängen von Bürgermeisterin Virginia Raggi willkommen geheissen. Nach einer privaten Unterhaltung sprachen Raggi und Franziskus vor dem Senat im grossen Sitzungssaal, bevor der Papst einzelne Mitarbeiter begrüsste und sich vom Balkon des Senatorenpalastes aus an mehrere Dutzend Bürger und Schaulustige wandte.

Überraschend hatte der Papst zuvor die Lateran-Universität besucht, wo er eine Meditation hielt. Die akademische Gemeinschaft sei „in Feststimmung gewesen und habe den Papst mit Freude und grosser Aufmerksamkeit zugehört, teilte die Universität per Twitter mit.

OR Nr. 16 vom 19.04.2019, S. 3
Heilige Stiege in Rom derzeit im Originalzustand zugänglich

Rom. Erstmals seit fast 300 Jahren ist die Heilige Stiege in Rom, eine der Überlieferung nach aus dem Prätorium des Pontius Pilatus stammende Treppe, ohne schützende Holzverkleidung zu sehen. Nachdem die „Scala Santa“ unweit der Lateranbasilika seit dem vergangenen Sommer wegen Restaurierung komplett geschlossen war, sind die 28 Marmorstufen ab sofort und bis Pfingsten zugänglich. Der Überlieferung nach schritt Jesus auf dem Weg zur Kreuzigung über die Treppe. Auf der 2., 11. und 28. Stufe sind Blutstropfen zu sehen. (…)
https://de.wikipedia.org/wiki/Scala_Santa

OR Nr.  25 vom 21.06.2019, S. 2
Rundgang durch Forum Romanum wird länger und teurer

Rom. Das antike Forum Romanum und die Kaiserforen in Rom sind künftig als gemeinsamer Ausgrabungskomplex zu besichtigen. Vom 29.06.2019 an werden die jüngeren, im 1. und frühen 2. Jahrhundert entstandenen Kaiserforen in den bisherigen Rundgang durch das südlich angrenzende Forum integriert, der auch den Palatin und das Kolosseum umfasst. Der gewöhnliche Eintrittspreis erhöht sich von 12 auf 16 Euro; die Karten sind statt bisher 2 Tage nur noch einen Tag gültig.

Die Leiterin des Archäologischen Parks des Kolosseums, Alfonsia Russo, sprach bei der Vorstellung des neuen Konzepts vom „Ende eines historischen Bruchs“ zwischen den beiden Arealen. Der Rundgang verbinde das Forum Romanum als „Wiege der westlichen Zivilisation“ mit den Kaiserforen als „Symbol der Macht der Imperatoren“.

Die Kaiserforen umfassen neben dem Caesarforum am Fuss des Kapitolhügels vor allem das im Jahre 2 vor Christus eingeweihte Forum des Augustus sowie die Anlagen des Nerva aus dem Jahr 97 und des Trajan aus dem Jahre 112. Die Komplexe dienten als Zentren für Gewerbe, Handel und Kultur. Vom älteren Forum Romanum trennt sie die unter Benito Mussolini 1924 bis 1932 errichtete Paradestrasse Via dei Fori Imperiali.

OR Nr. 45 vom 08.11.2019, S. 3
Rom. Das Bistum Rom will seinen Pfarreien konkrete Massnahmen zu Umweltschutz und Nachhaltigkeit vorschlagen. Dies ist eine der Anliegen einer neuen Vortragsreihe zur Umweltenzyklika „Laudato sí“, die am 11.11.2019 beginnt. Wie das Bistum Rom mitteilte, soll jeweils am ersten Montag in der Lateranbasilika ein Abschnitt der Enzyklika von 2015 vorgelesen und mit einem externen Gast diskutiert  werden.

OR Nr. 6 vom 07.02.2020, S. 1
Ermutigung zum Hauptstadtjubiläum

Vatikanstadt/Rom. Zum Auftakt des 150-Jahr-Jubiläums von Rom als Hauptstadt Italiens hat Papst Franziskus die Römer aufgerufen, sich trotz aller Unzulänglichkeiten für die Stadt stark zu machen. Die Grussbotschaft des Papstes wurde von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin am Montag, 03.02.2020, bei einem musikalischen Festakt im „Teatro dell’Opera“ verlesen, an dem auch Staatspräsident Sergio Mattarella und die Bürgermeisterin Virginia Raggi teilnahmen. Als Bischof von Rom fordert Franziskus die Menschen zu einer „gemeinsamen Vision einer geschwisterlichen und universalen Stadt auf“. Gerade Migranten und Flüchtlinge, die unter oft schwierigen Bedingungen an den Rändern der 3,5 Millionen Metropole lebten, sähen Rom als rettenden Hafen. Das Jubiläum Roms wird in den kommenden Monaten mit zahlreichen Veranstaltungen begangen. Nach der Eroberung des Kirchenstaates durch Giuseppe Garibaldi 1870 war Rom zur Hauptstadt des damaligen Königreiches Italien erklärt worden.

bz Basellandschaftliche Zeitung vom 06.10.2021, S. 7, Virgina Kirst, Rom
Neustart für die dreckigste Tourismusmetropole der Welt

Rom droht in seinem Müll unterzugehen. Das hat jetzt politische Konsequenzen. Schafft die Ewige Stadt jetzt die Wende?

Auf Roms Strassen sind die Wildschweine los. Ein Video zeigt vier ausgewachsene Sauen, die eines Sommerabends an einer Apotheke vorbeilaufen, zwischen ihren Hufen trippeln fünf Fischlinge. An den vorbeifahrenden Autos stören sie sich nicht. Szenen wie diese spielen sich in der italienischen Hauptstadt zuletzt immer häufiger ab. Anwohner erzählen, wie viel Sicherheitsabstand sie einhalten, um keine Bekanntschaft mit den Stosszähnen der neuen Nachbarn zu machen. Bisher ist es noch zu keinem Zwischenfall gekommen. 

Die Wildschweine dringen immer weiter in die Stadt vor, weil sie in den überquellenden Müllcontainern Fressen finden. 

Schuld sei die römische Bürgermeisterin Virginia Raggi (WA: im Oktober 2021 abgewählt, Fünf-Sterne-Partei). 15'000 Freiwillige kämpfen gegen den Zerfall. Dabei ist der Müll nur die Spitze des Eisbergs: Roms Strassen sind marode (heruntergekommen), der öffentliche Verkehr eine Katastrophe. Einige Bürger ertrugen diesen Niedergang schliesslich nicht länger und schlossen sich zur Initiative "Relake Roma - zu deutsch etwa: "Hol Dir Rom zurück" - zusammen. Heute kämpfen rund 15'000 Freiwillige in ihrer Freizeit gegen den städtischen Zerfall.

OR Nr. 26 vom 01.07.2022, S. 3
Hitzefrei für Roms Pferde

Rom. Roms Kutschpferde bekommen vom Bürgermeister der Ewigen Stadt hitzefrei. Laut einer neuen Verordnung muss der Kutschbetrieb bei besonders starken Hitzewellen von 11 bis 18 Uhr ruhen, wie die Stadtverwaltung am Montag, 27. Juni 2022, mitteilte. Bisher war der Zeitraum des Verbots von Kutschfahrten kürzer, Fahrten ab 35 Grad aber grundsätzlch verboten.

Bis der Fahrbetrieb wieder aufgenommen werden kann, muss für ausreichende Bewegung der Tiere gesorgt werden. Mit dem stadteigenen Wetterwarnsystem werden neben der Temperatur nun auch Luftfeuchtigkeit und -zirkulation sowie die Stärke der Sonneneinstrahlung einbezogen, um den Kutschbetrieb einzuschränken. Entsprechende Risikostufen werden von der Stadt täglich bekannt gegeben.

Kath. Wochenzeitung Baden 33/2022 August, S. 10, Armin Schwibach
19.  Juli 1943: Die Ewige Stadt unter den Bomben der alliierten Truppen

(...) 362 amerikanische Flugzeuge fliegen am Vormittag des 19.07.1943 um die Mittagszeit gegen Rom. Ihr Code-Name lautet "Liberator" oder "Befreier". Bis zu jenem Tag hatten die Römer trotz der besorgniserregenden Nachrichten von der Front keine grösseren Anlass zur Sorge verspürt. Rom, die Ewige und Heilige Stadt, war ja nicht nur der Ort, an dem der italienische König im ehemaligen Papstpalast des →Quirinals residierte. Rom ist ein Symbol, die Wohnstatt des Nachfolgers des Apostels →Petrus und des Stellvertreters Christi auf Erden.

Wer würde es wohl wagen, diesen in der Weltgeschichte einzigartigen Ort anzugreifen, zumal innerhalb seiner Grenzen auch ein eigener Staat, liegt: der →Staat der Vatikanstadt mit seinem Oberhaupt, dem Papst? Rom schien somit besonders geschützt zu sein. Die Römer hatten die Rechnung jedoch ohne den Wirt gemacht.

Sechs Angriffswellen auf die Ewige Stadt. In sechs Angriffswellen bombardieren die Amerikaner an jenem Tag mit vier Geschwadern von B-17-Bombern und fünf Geschwadern von B-24-Bombern die Ewige Stadt. Dann sind die mittleren Bomber an der Reihe: 146 B26-Marauder-Bomber und 154 B25-Mitchell-Bomber, die die Flughäfen  "Littorio" und "Ciampino" zerstören. "Crosspoint" heisst die Operation. Die Flugzeugre fliegen auf Quote twenty angels, zwanzig Engel. Das heisst 20'000 Fuss oder 6'000  Meter über dem Erdboden, um der italienischen Flugabwehr zu entgehen.

1'060 Tonnen Sprengstoff werden abgeworfen, 4'000 Bomben und Brandbomben. Es ist der bisher grösste Angriff auf italienischem Boden. Eines der Hauptziele ist das Viertel "San Lorenzo" bei der Basilika des Heiligen Laurentius, der letzten Ruhestätte des seligen Papstes Pius IX., unmittelbar vor dem grossen römischen Monumentalfriedhof "Il Verano". "San Lorenzo ist ein Viertel einfacher Leute, das 1943 als Peripherie-Stadtteil galt, weit weg von den Machtzentren der Stadt.

Die Häuser und Wohnblocks zerbröseln unter der Macht der Bomben. Viele verlieren alles, was sie hatten, und werden obdachlos. Mehr als 3'000 Opfer und 6'000 Verletzte werden betrauert. Die Heilige Stadt unter Bomben? Die Römer können es nicht fassen, müssen jedoch nun dieser dramatischen Wirklichkeit entgegengehen. 

(WA: Papst Pius XII. geht anschliessend mit einem Wagen  in Begleitung von Msgr. Giovanni Battista Montini, der spätere Paul VI., ins San-Lorenzo-Quartier.)
https://www.katholisch.de/artikel/18297-bombenhagel-ueber-der-ewigen-stadt

OR Nr. 36 vom 08.09.2023, S. 4
Der Ständige Beobachter des Heiligen Stuhles bei den Vereinten Nationen, Erzbischof Gabriele Caccia, hat bei dem hochrangigen UN-Forum zum Thema "Förderung einer Kultur des Friedens im digitalen Zeitalter" am 31. August in New York ein kurzes Statement abgegeben. Darin verwies er auf die Aufforderung des Papstes, "sich mit der Frage zu befassen,  wie Technologie den Frieden fördern und wie ihr Missbrauch verhindert werden kann, der Ungerechtigkeit, Konflikte und Feindseligkeiten schürt". Darauf werde Franziskus auch in der nächsten Botschaft zum 57. Weltfriedenstag eingehen, die dem Thema "Künstliche Intelligenz und Frieden" gewidmet sei. Der Erzbischof sprach zwei Bereiche an, in denen die digitalen Technologien in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle spielen: zum einen in der Bildung, wo sie dazu beitragen können, "die Werte und Ziele einer Kultur des Friedens zu fördern". Zum anderen könne eine verantwortungsvolle Nutzung die Verbreitung einer Kultur der Begegnung, des Dialogs und des Zuhörens unterstützen. 

Mail der Exgardisten-Sektion Zürich vom 08.10.2023, Philipp
Ab der Stazione San Pietro, unweit des Vatikans links, beginnt der neue Jasmin-Spazierweg (Passeggiata del Gelsomino), ab Gleis 1 Richtung Vatikan. Man überschreitet das Jasmintal und geht Richtung Eisenbahneingang des Vatikans. Herrliche Aussichten auf Vatikan und Peterskuppel. Das zweite Geleise ab der Station S. Pietro wurde geräumt und ein breiter Spazierweg angelegt.
https://secretroma.com/passeggiata-del-gelsomino/

Google Secret Roma vom 27.11.2020
Das Geheimnis der Via Piccolomini in Rom

Eine ganz besondere Strasse zwischen der Via Aurelia Antica und Gregor VII. (südwestlich des Vatikans). Warum ist die Via Niccolò Piccolomini berühmt geworden? Von dieser Strasse aus kann man den Dom St. Peter mit einem besonderen optischen Effekt bewundern. Je weiter man kommt, desto grösser erscheint die Kuppel. Nähert man sich jedoch, neigt die Kuppel dazu, ihre Grösse zu ändern. Bis heute kann niemand eine Erklärung für diesen Effekt finden. Es wird angenommen, dass aus der Ferne die Erhabenheit der Kuppel ins Auge fällt und das Denkmal so im Vergleich zu anderen Bauwerken zum Protagonisten (Hauptfigur, Schlüsselfigur) macht. Heute ist die Strasse zu einem Treffpunkt geworden, um wichtige Ereignisse zu feiern: Abschlussfeiern, achtzehnte Geburstage und sogar Heiratsanträge. Tatsächlich bietet der Ort bei Sonnenuntergang einen romantischen Blick auf Rom und die wunderbare Kuppel von St. Peter. Bus 982 ab Piazza del Risorgimento, unten rechts.
https://secretroma.com/via-piccolomini

Niccolò Piccolomini war Verwandter von Pius II. Er war 1464 für 3 Jahre Erzbischof von Benevento (Regio Kampanien). Er hatte eine Abneigung gegen den Camauro, eine rote Samtmütze mit weissem Hermelin (Fell des Wiesels). Papst Johannes XXIII. wie Benedikt XVI. trugen ihn.
https://de.wikipedia.org/wiki/Camauro

Mail Exgardistensektion Zürich, 23.01.2024
Rom hält den Weltrekord: gut 2'000 Brunnen befinden sich in der Ewigen Stadt (100 im Vatikan). Rom wird geradezu überflutet von streunenden Katzen. Das kommt nicht von ungefähr: Sie sind seit 1991 geschützt. Katzen-und Tiervereine sorgen für sie.

Kath. Wochenzeitung Baden 9/2024 März, S. 15
Im Geschichtsunterricht geht es um Rom, und der Lehrer fragt: "Wann wurde Rom erbaut?" - Peter meldet sich: "Bei Nacht, Herr Lehrer." - Wo hast du denn das her?" fragt der Lehrer kopfschüttelend. - "Von ihnen, Herr Lehrer! Sie haben doch neulich gesagt, Rom wurde nicht an einem Tag erbaut."


→Bn-Briefma2016: Bomben auf Rom
→Schweizergarde, Päpstliche (verruchtes Rom um 1503. Irving Stone 1961)
→Virtuell (Videos: antikes Rom, Kolosseum, Forum Romanum und Vatikanische Museen)
→Bn-Briefma2016, OR vom 28.07.2023: Bombardierung der Stadt Rom 1943

https://www.il-colosseo.it/de/visita_virtuale_roma_antica.php

https://www.momondo.de/c/virtuelle-reise/virtueller-trip-rom/

Romero, Óscar Amulfo, Erzbischof

https://de.wikipedia.org/wiki/Oscar_Romero

https://youtube.com/watch?v=Raw2snchymQ  (Video, 27 Min.)

3sat, 17. August 2012, 12.00 Uhr, Zusammenfassung WA

Erzbischof Romero wird in der Kirche „Divina Provvidenzia“ in San Salvador während der Hl. Messe bzw. im Moment der Gabenbereitung am 24. März 1980 erschossen. Er war Seelsorger an der Seite des Volkes und kämpfte gegen die Missstände. Er wurde von einem konservativen zu einem fortschrittlichen Bischof. Seine Messen waren politische Veranstaltungen. Seine Stimme war die letzte Stimme, die den Bürgerkrieg verhindern konnte. Im Romero-Museum sind seine an diesem Tag getragenen Messgewänder ausgestellt.

Was war die Reaktion auf diese Ermordung? Es begann ein blutiger Bürgerkrieg. Die salvadorianische Armee, unterstützt von den USA, kämpfte gegen die Rebellen. Der Krieg endete mit 75’000 Toten. Seit 2009 regiert eine linke Regierung.

Die katholische Kirche hat den Erzbischof noch nicht heilig gesprochen, obwohl er dort als solcher verehrt wird. Der jetzige Bischof meint, Romero könne nicht heilig gesprochen werden, weil er von Katholiken umgebracht worden sei. Romeros Eingeweide wurden 3 Jahre nach der Beerdigung ausgegraben. Es sei ein Wunder, meint eine Ordensschwester: Die Eingeweide seien nicht beschädigt.

Der Politiker Roberto d’Abuisson, der den Schiessbefehl auf Óscar Romero gab, starb vor wenigen Jahren mit fürchterlichen Schmerzen an Krebs.

Prof. Dr. Hans Küng, Umstrittene Wahrheit, S. 537
Unter dem neuen Papst Johannes Paul II. und seinem deutschen Glaubenshüter Joseph Ratzinger, die vereint gegen die Befreiungstheologie vorgehen, müssen sie dafür bald teuer bezahlen. Schon auf seiner ersten Lateinamerikareise in Mexiko (→Skandale? P. Marcial) im Januar 1979 kritisiert der vom sowjetischen Marxismus negativ geprägte polnische Papst heftig die Theologie der Befreiung und „desavouiert eine ganze Gruppe von Theologen, Seelsorgern und Bischöfen. (…) Ein Warnzeichen: Im Jahr darauf, am 24. März 1980 wird ein heroischer Vorkämpfer der Befreiung in Lateinamerika, der Erzbischof von San Salvador, Óscar Romero, direkt aus einem Auto heraus am Altar erschossen. Im kirchlichen Establishment (Kreis der Einflussreichen und Etablierten) grossgeworden, hatten die ungeheure Not der Menschen und die Ermordung eines Priesterfreundes sein Leben verändert und ihn zum engagierten Verteidiger der Rechte seines unterdrückten Volkes gemacht. Vom Vatikan erhielt er – wie sein sozial eingestellter Gesinnungsgenosse in Brasilien, Helder Càmara, Erzbischof von Recife, als „Kommunikationsbischof“ diffamiert – keinerlei Unterstützung. Man tut im Gegenteil alles, damit an Romeros Grab in der Kathedrale von San Salvador kein Märtyrerkult entsteht, und bei den massenhaften Selig- und Heiligsprechungen des Papstes Wojtyla bleibt dieser echte Märtyrer unberücksichtigt.

Prof. Dr. Hans Küng,  Erlebte Menschlichkeit, Erinnerungen, S. 352
Mitten in meiner Konfrontation mit dem Vatikan um meine kirchliche Lehrbefugnis wird am 24. März 1980 der Erzbischof von San Salvador, Óscar Romero, der sich vom traditionell gesinnten Bischof zum Vorkämpfer der Befreiung Lateinamerika bekehrt hatte, direkt aus einem Auto durch die Kirchentür hindurch erschossen, während er am Altar steht. So wenig wie mein anderer Freund aus der Konzilszeit, der charismatische, sozial eingestellte brasilianische Erzbischof Helder Camara, hatte Romero von Rom die nötige Unterstützung erhalten. Kinderschänder und deren Protektoren (Beschützer) sowie andere Parteigänger werden von Papst Wojtyla zu Kardinälen gemacht und als solche im Kirchenamt gehalten, während man selbst ideologiefreie Befreiungstheologen als „Kommunistenfreunde“ denunzieren (als negativ hinstellen) darf. Bei unseren Dreharbeiten zur „Spurensuche“ stehe ich an Romeros nüchternem Grab in der Unterkirche der Kathedrale von San Salvador und stelle später fest, wie jeder Märtyrerkult von vornherein verhindert werden sollte. Prompt wird denn auch bei den massenhaften Selig- und Heiligsprechungen des polnischen Papstes dieser echte Märtyrer nicht berücksichtigt.

OR Nr. 22 vom 03.06.2016, S. 2
Franziskus würdigt Erzbischof Romero

Papst Franziskus hat den vor einem Jahr seliggesprochenen salvadorianischen Erzbischof Óscar Romero in einer Grussbotschaft als grosses Vorbild für die Christen gewürdigt. Das Beispiel des im Jahre 1980 ermordeten „Bischofs der Armen“ wirke bis heute fort, so Franziskus in dem Schreiben, das der Erzbischof von San Salvador, Jose Luis Escobar Alas, am 23. Mai bei einer Feier zum ersten Jahrestag der Seligsprechung verlas. Als junger Priester sei er damals Zeuge geworden, wie Romero von seinen Gegnern diffamiert (verleumdet) worden sei, schreibt der Papst. Romero sei aber unbeirrt seinen Weg ins Martyrium gegangen. Ein solches Beispiel gebe den Gläubigen Kraft, so Franziskus.

Erzbischof Romero, der am 23. Mai 2015 seliggesprochen wurde, war am 24. März 1980 während eines Gottesdienstes von Unbekannten erschossen worden.

Katholische Wochenzeitung Baden 22/2017 Juni, S. 11,
Anian Chr. Wimmer

Der Fall der Ermordung des Seligen Óscar Romero ist neu eröffnet worden

Es ist der vermeintliche „Cold Case“, hinter dem das Martyrium eines Seligen der Kirche steckt und ein in mehrfacher Hinsicht glühendes Heiligsprechungsverfahren: der bis heute ohne Urteil gebliebene Fall der Ermordung von Erzbischof Óscar Romero.

Sein mutmasslicher Mörder wurde nie verurteilt wegen des Amnestie-Gesetzes, das Verbrechen aus der Zeit des Bürgerkrieges in El Salvador betrifft.

Vergangenes Jahr hob der Verfassungsgerichtshof des Landes das Gesetz auf. Nun können Fälle aus den Jahren 1980 bis 1992 erneut verfolgt werden. So auch der fast 40 Jahre alte Mordfall des Seligen Erzbischofs in dem gegen einen Soldaten ermittelt wird. 1993 war die Anklage gegen Alvaro S. wegen des Amnestie-Gesetzes abgewiesen worden. Er soll als Mitglied eines rechts-radikalen Todesschwadrons den Priester beim Feiern der heiligen Messe in einer Krankenhauskapelle getötet haben.

Kämpfer für Arme und gegen Ungerechtigkeit. Soziale und wirtschaftliche Ungerechtigkeit in El Salvador führte in den 1970ern zu Demonstrationen und Aufständen gegen die Regierung. Diese versuchte, mit Todesschwadronen und anderen brutalen Repressalien (Druckmitteln) die Proteste zu unterdrücken. Von 1979 bis 1992 kämpften Pro-Regierungskräfte gegen linke Guerilla-Gruppen in einem Bürgerkrieg, der rund 75’000 Menschen das Leben kostete.

Wie viele andere Priester, sprach sich auch Erzbischof Romero gegen die unmenschlichen Vorgänge im Land aus. Zahlreiche katholische Kritiker wurden von der Regierung ins Visier genommen.

Der Selige Óscar Romero sprach sich vor allem gegen die soziale Ungerechtigkeit aus, gegen die Unterdrückung der Armen, und die brutale Vorgehensweise des Militärs.

Als ein eng befreundeter Priester und Lehrer auf dem Weg zur heiligen Messe erschossen wurde, liess sich Romero nicht einschüchtern. Im Gegenteil, seine Kritik gewann an Deutlichkeit.

Vor seiner Ermordung im Jahr 1980 waren bereits 30 Priester seiner Erzdiözese entweder umgebracht oder des Landes verwiesen worden; zahlreiche katholische Laien erlitten das gleiche Schicksal.

Heiligsprechungsverfahren.  Nicht nur der juristische Fall seiner Ermordung, sondern auch sein Heiligsprechungsverfahren, das 1993 offiziell eröffnet wurde, war jahrelang verzögert worden: Politische Motivationen und bewusst gestreute Falschmeldungen behinderten eine geregelte Bearbeitung.

Im Januar 2015 wurde der Priester und Erzbischof schliesslich von der Kongregation für die Heiligsprechungsverfahren offiziell als Märtyrer anerkannt; bereits einen Monat später stimmte Papst Franziskus seiner Seligsprechung zu.

Óscar Romero, geb. 15. August 1917, ermordet am 24. März 1980 durch die Fuerza Armada de El Salvador. Beginn des Bürgerkrieges in El Salvador.
Seliggesprochen durch Papst Franziskus am 23. Mai 2015.

OR Nr. 34 vom 25.08.2017, S. 4, Giovanni Maria Vian
Zum 100. Geburtstag von Óscar Romero am Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel

Óscar Romero (1917-1980), der „Bischof der Armen“ von El Salvador, ist zwar seit 37 Jahren tot – doch seine Botschaft ist in Lateinamerika und darüber hinaus lebendig. Romero starb am 24. März 1980, erschossen am Altar auf Befehl der politisch Mächtigen. Seiner Ermordung war ein Fanal (Zeichen für Veränderungen) im heraufziehenden Bürgerkrieg zwischen Sicherheitskräften, rechten Todesschwadronen und linken Guerillagruppen. Bis 1992 kamen rund 75’000 Menschen ums Leben. Hunderttausende Pilger sowie Staatsspitzen aus ganz Lateinamerika kamen im Mai 2015 zu seiner Seligsprechung nach San Salvador.

Auf das Hochfest der Aufnahme Mariens  in den Himmel fällt der 100. Geburtstag eines der bekanntesten Christen  unserer Zeit: Óscar Romero. Der Erzbischof von San Salvador wurde 1980 im Alter von 63 Jahren ermordet, während er die heilige Messe feierte – weil er das Unrecht und die Gewalt, die das kleine mittelamerikanische Land erschütterten, angeklagt hatte: deutliche Stellungnahmen im Namen des Evangeliums. An seinem Grab betete 1985 Johannes Paul II., der 1997 die Eröffnung seines Seligsprechungsprozesses genehmigte. Dieser wurde jedoch erst 2012 wieder aufgenommen auf Beschluss von Benedikt XVI. und dann von Franziskus, und führte 2015 zu seiner Seligsprechung als Märtyrer.

Wichtig für Romero war jedoch vor allem Paul VI., der Papst, der ihn 1970 zum Weihbischof von San Salvador, 1974 zum Bischof von Santiago de Maria und 1977 zum Erzbischof der Hauptstadt ernannte. Als junger Kleriker war er in Rom gewesen, wo er am Ende der 30er- und zu Beginn der 40er-Jahre, als der Krieg bereits in vollen Gange war, an der „Gregoriana“ studiert hatte. Gerade diese römische Ausbildung gibt ihm eine traditionelle Prägung, so dass er 2 Jahrzehnte später dem Konzil mit Vertrauen auf das Lehramt folgen kann. Und der salvadorianische Priester beginnt, die offene Sichtweise von Paul VI., der das Zweite Vatikanum mit Mut und Weisheit leitet, anzunehmen. (…)

Seine erste Predigt hält der Erzbischof für einen brüderlichen Freund, den Jesuiten Rutilio Grande, der zusammen mit 2 Gläubigen, Manuel Solórzano und Nelson Rutilio Lemus, von den Todesschwadronen ermordet wurde, während er auf dem Weg war, um die Novene zum heiligen Josef zu feiern. Es war fast eine Vorahnung des eigenen Todes: „So liebt er die Kirche, stirbt mit ihnen und geht mit ihnen in den Transzendenz des Himmels ein. Er liebt sie, und es ist bedeutsam, dass Pager Rutilio Grande vom Kugelhagel getroffen zu Boden fiel, während er auf dem Weg war, um seinem Volk die Botschaft der Messe und des Heils zu bringen. Ein Priester mit seinen Bauern, mit seinem Volk unterwegs, um sich mit ihm zu identifizieren, um, mit ihm keine revolutionäre Eingebung, sondern eine Eingebung der Liebe zu leben.“

Wenige Tage später reist Romero nach Rom, um die Unterstützung zu suchen, die er vom Apostolischen Nuntius nicht mehr bekommt, und der Papst empfängt ihn sofort, ebenso wie 3 Jahre zuvor und ein Jahr später, am Jahrestag der Wahl von Paul VI.

Die ausführliche Erinnerung an diese letzte Audienz findet sich im Tagebuch des Erzbischofs: „Paul VI. hat mir die rechte Hand gedrückt und hat sie lange in seine beiden Hände genommen,  und auch ich habe mit beiden Händen die Hand des Papstes gedrückt.“ Dieser spricht lange mit ihm: „Ich verstehe Ihre schwierige Arbeit. Es ist eine Arbeit, die unverstanden sein kann und viel Geduld und Kraft erfordert. Ich weiss sehr gut, dass nicht alle so denken wie Sie; es ist schwierig, in dem Zustand, in dem Ihr Land sich befindet, einhellig zu denken; aber gehen Sie voran, mit Mut, mit Kraft, mit Hoffnung.“ Anderthalb Monate später starb Paul VI. Nicht einmal 2 Jahre später wurde Romero ermordet.

OR Nr. 10 vom 09.03.2018, S. 1
Papst Paul VI. und Erzbischof Óscar Romero bald heilig

Papst Franziskus hat am Dienstag, 6. März 2018, den Präfekten der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse in Audienz empfangen. Bei der Audienz hat der Heilige Vater die Kongregation autorisiert (ermächtigt), untere anderem die Dekrete zur Heiligsprechung von Papst Paul VI. (1963-1978) und des 1980 ermordeten Erzbischofs von San Salvador, Óscar Arnolfo Romero, zu promulgieren.

Paul VI. soll Ende Oktober heiliggesprochen werden. Das gab Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin am Rand einer Tagung in Rom bekannt. Demnach soll die feierliche Aufnahme in das Verzeichnis der Heiligen zum Abschluss der Bischofssynode stattfinden, die vom 3. bis 28. Oktober 2018 im Vatikan zum Thema Jugend tagt.  Für Erzbischof Romero steht noch kein genaues Datum fest. Die medizinischen Berater der zuständigen Kongregation hatten am 26. Oktober vergangenen Jahres 2 Wunder auf die Fürsprache der beiden Seligen anerkannt.

OR Nr. 21 vom 25.05.2018, S. 1
Heiligsprechung von Papst Paul VI. und Erzbischof Romero am 14. Oktober 2018

Papst Paul VI. (1897-1978) und der ermordete salvadorianische Erzbischof Oscar Romero (1917-1980) werden am 14. Oktober zusammen mit vier weiteren Seligen in Rom heiliggesprochen. Das kündigte Papst Franziskus am 19. Mai bei einem öffentlichen Konsistorium mit den Kardinälen zur Abstimmung über einige Heiligsprechungsverfahren an. (…)

OR Nr. 35 vom 31.08.2018, S. 3
San Salvador/Vatikanstadt. Das Geburtshaus des salvadorianischen Märtyrer-Erzbischofs Óscar Romero (1917-1980) soll wiederaufgebaut werden. Das sagte der Weihbischof von San Salvador, Kardinal Gregorio Rosa Chávez, bei einem Gottesdienst in Ciudad Barrios, dem Heimatort des 1980 am Altar erschossenen Erzbischofs von San Salvador.

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 43/2018 Oktober, S. 2
Wer ist  Óscar Romero?

Óscar Arnulfo Romero Galdámez (1917-1980), in El Salvador geboren, wurde 1942 zum Priester geweiht, war Pfarrer in der Diözese San Miguel und seit 1977 Erzbischof in der Hauptstadt San Salvador. Im gleichen Jahr wurde einer seiner engsten Mitarbeiter, der Jesuitenpater Rutilio Grande, ermordet. Als Erzbischof entwickelte sich Romero zu einem wichtigen Vertreter der Befreiungstheologie Am 24. März 1980 wurde er auf Befehl der politisch Mächtigen während einer Predigt in einer Krankenhauskapelle erschossen. Romero wurde 2015 von Papst Franziskus selig- und am 14. Oktober 2018 heiliggesprochen. Nach Óscar Romero ist das 1986 von der Missionsgesellschaft Bethlehem eröffnete Romero-Haus in Luzern benannt, das heute als Bildungshaus der Entwicklungsorganisation geführt wird.

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 13/2019 März, S. 24, Dorothee Becker
Hl. Oscar A. Romero, Märtyrer (24. März). Geboren 1917, Priester, seit 1977 Erzbischof von San Salvador. Er galt eher als konservativ und wollte die Kirche aus den wachsenden sozialen Konflikten heraushalten, aber die staatliche Gewalt gegen die Armen brachte ihn dazu, Widerstand gegen die Grossgrundbesitzer zu leisten und sich für Gerechtigkeit einzusetzen. Deshalb wurde er am 2. März 1980 während einer Messe erschossen. Am 14. Oktober 2018 wurde er heiliggesprochen.

Romero wurde vom Volk in El Salvador schon lange vor seiner Heiligsprechung 2018 verehrt.

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 3-4/2020 Januar, S. 4
Erinnerung an Erzbischof Romero

Am 24. März jährt sich zum 40. Mal der Todestag beziehungsweise der Tag der Ermordung von Erzbischof Romero. Aus diesem Anlass laden die Theologische Bewegung für Solidarität und Befreiung und Comundo zu den Romero-Tagen 2020 ins Romerohaus Luzern ein: Am Samstag, 21.03.2020, von 9.15 bis 15.30 Uhr finden im Romerohaus eine Tagung statt; am Dienstag, 24.03.2020, 19.30 Uhr in der Peterskapelle ein politisches Nachtgebet. Oscar Romero war Erzbischof von San Salvador und wurde am 24. März 1980 während einer Messe von bezahlten Mördern erschossen. Papst Franziskus hat ihn 2018 heiliggesprochen. kh

Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 9-10/2020 Februar, S. 5
Erinnerung an Erzbischof Romero

Am 24. März 1980 wurde Erzbischof Oscar Romero auf Befehl der militärischen Machthaber während eines Gottesdienstes erschossen, weil er die staatliche Gewalt und die soziale Ungerechtigkeit in El Salvador unerschrocken beim Namen nannte. Die Romero-Tage 2020
(https://www.thebe.ch)
möchten das Gedächtnis an den „Bischof der Armen“ wachhalten und Anstoss sein für eine Praxis der Parteilichkeit für die Armgemachten und des Widerstands gegen Ausbeutung und Gewalt. Die Tagung findet statt am Samstag, 31. März, 9.15 bis 15.30 Uhr im Romerohaus Luzern, ein politisches Nachtgebet am Dienstag, 24. März, 19.30 Uhr in der Peterskapelle Luzern. Anmeldung  bis 14. März an romero-tagung@bluewin.ch

Roberto Morozzo della Rocca: "Mich könnt ihr töten, nicht aber die Stimme der Gerechtigkeit". Oscar Romero (1917-1980). Echter Verlag 2015. ISBN 978-3-429-03831. SFr. 23.90.

Römische Frage 1870 bis 1929 (Papst ohne Staat)

https://deutschlandfunk.de/die-loesung-der-roemischen-frage-100.html

Die Römische Frage bezeichnet den fast 60 Jahre andauernden, zu seiner Zeit ungeklärten – vor allem diplomatischen – Konflikt und den Status Roms als italienische Hauptstadt einerseits, und andererseits den staatsrechtlichen Status des Vatikan bzw. des Machtzentrums der Katholischen Kirche zwischen 1870 und 1929, nachdem der verbliebene Kirchenstaat (Latium mit Rom) am 20.09.1870 von italienischen Truppen eingenommen (via XX settembre auf dem Quirinal) und in den seit 1861 bestehenden Nationalstaat Italien (Freischärlereinheiten unter Giuseppe Garibaldi, Gründung der konstitutionellen Monarchie unter Viktor Emanuel II. und seinem ersten Ministerpräsidenten Camillo Benso von Cavour) integriert worden war** (il Risorgimento = Wiedergeburt). Seine Hauptstadt wurde zunächst von Turin nach Florenz verlegt. 03.11.1867: Garibaldi versuchte mit seinen Einheiten Rom zu erobern, jedoch erfolglos (gegen päpstliche und französische Truppen).

Am 11. Februar 1929 wurde dieser Konflikt mit den Lateranverträgen zwischen der faschistischen Regierung Italiens unter Benito Mussolini und dem Heiligen Stuhl unter Papst Pius XI. (unterschrieben hat der Staatssekretär Pietro Gasparri) beigelegt. Rom wurde dabei von der katholischen Kirche als Hauptstadt Italiens anerkannt, von der italienischen Regierung wurde dem Vatikan als Vatikanstadt die politische Unabhängigkeit und volle staatliche Anerkennung garantiert.

** Nach diesem 20.09.1870 begann die Römische Frage. Pius IX. musste vom Quirinal in den Vatikan (beide jetzt auf italienischem Staatsgebiet) und betrachtete sich als Gefangener des Vatikans. Die Urheber und Teilnehmer an der Einnahme des Kirchenstaates belegte er mit dem Bann. In der päpstlichen Bulle „non expedit“ vom 10.09.1874 verbot er italienischen Katholiken unter Androhung des Entzugs kirchlicher Privilegien sowohl die aktive als auch passive Teilnahme an demokratischen Wahlen in Italien.

→Risorgimento
→Kirche, ihre territoriale Geschichte

Römisches Jahr

→R, Erweiterte Themen: Römisches Jahr"

Rota Romana (Gericht Hl. Stuhl)

→Gerichte Hl. Stuhl

Rücktritt des Papstes

→Papstrücktritt