Tatsachen und Meinungen R
Erweiterte Themen
Radio EWTN International
Kath. Wochenzeitung Baden Nr. 15 vom 13.04.2012
WEWN, der Radiosender des weltweit grössten katholischen Fernsehsenders EWTN (Eternal Word Television Network), feiert sein 20-jähriges Bestehen. Am 7. März 1992 war der Radiosender, gegründet ebenso wie EWTN von der Franziskanerklarissin Mutter Angelica (Angelica Rizzo PCPA, *20.04.1923 in Canton, Ohio, +27.03.2016), erstmals „on air“ gegangen. Das berichtet der National Catholic Register.
Inzwischen hat der Sender EWTN 187 Partnerunternehmen. EWTN-Radio erreicht über 130 Millionen Zuhörer. Von den 35 regionalen Radiomärkten der USA kann EWTN-Radio in 19 empfangen werden. „Wahrscheinlich wäre heute niemand von uns Mitarbeitern der katholischen Radios hier, ohne Mutter Angelica und ihr Engagement, Programmgestaltung über Satelliten für jeden bereitzustellen, der eine AM- oder FM-Radiostation starten kann“, berichtet Douglas Shermann, Präsident der Zweiggesellschaft Immaculate Heart Radio. Ein Ausbau der Stationen erfolgt laufend. „Wir haben zwei Aufgaben: in den Himmel zu kommen und so viele Menschen wie möglich mitzunehmen“, bringt es Mitarbeiter Philip Rivers, Quarterback bei den San Diego Chargers, auf den Punkt. „Eine einfache Radiostation hat Einfluss auf Millionen.“
Erzbischof Joseph Naumann von Kansas City sagt: „ Ich denke, der Herr stattet uns in diesem Augenblick mit diesem sehr machtvollen und effektiven Mittel aus, um unser Volk zu erziehen. Ich betrachte katholisches Radio als das effektivste Mittel zur Erwachsenenbildung, das ich habe.“ Es sei ein sehr niederschwelliger Zugang für Menschen, die nicht mit dem Glauben vertraut sind.
EWTN-Fernsehen im Internet: EWTN, dann livestream
Radio Gloria (Schweiz)
https://radiogloria.ch (auf Sendung)
Kath. Wochenzeitung Baden 37/2018 September, S. 11
Radio Gloria – 10 Jahre katholisches Radio für die Schweiz
(…) Nach dem rudimentären Beginn läuft seit dem 13. Mai 2008 – dem Fatimatag – das Vollprogramm vom Studio im Kloster Baldegg (Kt. Luzern) und bereichert die Medienlandschaft in der Deutschschweiz und im Wallis mit einem informativen und unterhaltsamen katholischen Programm: Gottesdienste und Gebetsstunden, Lebenshilfe-Sendungen, Katechesen, Familiensendungen, Kinder- und Jugendsendungen, Nachrichten aus Kirche und Welt. Radio Gloria will die modernen Medien (Digitalradio, DAB+, Satellit, Kabelnetz, Internet) für die lebendige, inspirierende und hoffnungsvolle Botschaft Christi benützen. Pfr.-Adm. Daniel Bühlmann, Geistlicher Begleiter von Radio Gloria.
Radio Vatikan (neu: Vatican News)
Radio Vatikan, erste Schritte 1931. Video, 1 Min. 13:
https://youtube.com/watch?v=KO_Z7guNZCc
Pius XI. eröffnet Radio Vatikan. Video, 50 sec.:
https://vaticannews.va/de/vatikan/news/2019-02/12-februar-1931-papst-pius-xi-live-radio-vatikan.html
Geschichte des 'Radio Vatikan' in Bildern:
https://vaticannews.va/de/epg.html#onair
Radio Vatikan direkt
https://vaticannews.va/de/epg.html#schedules
Tel. Administration: 0039 06 698 838 22, Deutsches Programm:0039 06 698 841 01. 400 Mitarbeiter, Stand Anfang 2014. 18.12.2020: 36 Sprachen
Radio Vatikan ist ein internationales Radioprogramm des Heiligen Stuhles (also nicht des Staates), das die Aufgabe hat, über die Tätigkeiten des Vatikan, der römisch-katholischen Kirche und allgemein über andere Kirchen zu berichten sowie die katholische Lehre weiterzutragen.
Der erste Rundfunksender wurde im Vatikan (in den Gärten unterhalb des Johannes-Turm) am 12.02. 1931 eingeweiht von Guglielmo Marchoni mit den ersten lateinischen Worten von Pius XI. (1922-39). 1957: Einweihung von Santa Maria di Galeria: ~20 km nördlich von Rom mit riesigem Mastenareal für Mittel- und Kurzwellensendungen grösserer Reichweite (Parzellenbesitzer: Universität Gregoriana bzw. Vatikan).
Die Direktion verwaltet im Vatikan mit Sendebüros vor der Engelsburg, Piazza Pia. Die Produktion befindet sich im Palazzino Leone XIII in den vatikanischen Gärten, oberhalb des Adlerbrunnens. Die Leitung des Senders ist an die Jesuiten übertragen.
Übersicht über die Programme und Sendesprachen (in 47 Sprachen weltweit, Stand 2007):
Kanal 1
Radio Vaticana „One-O-Five“: Italienisch, Französisch, Englisch und Spanisch
Kanal 2
Deutsch (Nachrichten 16 Uhr), Arabisch, Tschechisch, Kroatisch, Esperanto,
Französisch, Englisch, Italienisch, Polnisch, Portugiesisch, Slowakisch, Slowenisch,
Spanisch, Ungarisch
Kanal 3
Albanisch, Arabisch, Armenisch, Weissrussisch, Bulgarisch, Esperanto, Philippinisch,
Französisch, Englisch, Lettisch, Litauisch, Rumänisch, Russisch, Skandinavisch,
Ukrainisch
Kanal 4
Amharisch, Chinesisch, Französisch (Afrika), Japanisch, Hindi, Englisch (Afrika),
Englisch (Indien), Swahili, Malealam, Portugiesisch (Afrika), Somalisch, Spanisch,
Tamilisch, Tigri, Vietnamesisch
Kanal 5
Deutsch (Magazin ab 18 Uhr), Arabisch, Französisch, Englisch, Italienisch
Sendungen in Deutsch täglich fest: 16.00 Uhr, 20.20 Uhr, 6.20 Uhr: 5885 kHz, 7190 kHz, 7250 kHz.
Im Internet 24 Stunden lang:
OR (L'Osservatore Romano) vom 29. Mai 2009
Radio Vatikan, seit 78 Jahren der Sender des Papstes, will sich künftig auch über Werbung finanzieren. Das teilten der Generaldirektor P. Federico Lombardi SJ und der Verwaltungschef Alberto Gasbarri bei einer Pressekonferenz mit. Das Projekt, das am 6. Juli 2009 beginnen soll, gilt den Angaben zufolge vorerst nur den UKW-Kanal 105. Die auf Mittel- und Kurzwelle verbreiteten Programme in etwa 40 unterschiedlichen Sprachen seien nicht betroffen. Als erster wird der italienische Energiekonzern Enel Werbespots in fünf Sprachen ausstrahlen.
OR Nr. 7 vom 18.02.2011
Der Generaldirektor von Radio Vatikan, P. Frederico Lombardi SJ, kündigte einen neuen Dienst namens „Vatican Tic“ an. Dieses System auf der Internetseite des Senders biete eine Kalender- und Suchfunktion für Termine des Papstes und liste alle veröffentlichten Beiträge dazu auf. „Vatican Tic“ könne leicht mit der neuen Informationsseite des Vatikan verbunden werden, die derzeit vom Päpstlichen Rat für die sozialen Kommunikationsmittel entwickelt werde, erklärte P. Lombardi.
Via Kurzwelle, Satellit und Internet verbreitet Radio Vatikan regelmässige Sendungen in 45 Sprachen. Zu jährlich knapp 150 Live-Übertragungen von Papstzeremonien kommen ein nachrichtlich-kulturelles Programm sowie Liturgiesendungen und Musik.
Alexander Smoltczyk, Vatikanistan, S. 123
Oben auf dem Monte Vaticano angekommen, weht der Wind schon heftiger, und karger Fels stösst sich an der Viale della Radio aus der Parklandschaft, Ein gewaltiges, metallenes Kreuz reckt sich in den Himmel (WA: in der Zwischenzeit mehrere Anlagen, Mai 2011). Es ist die Sendeanlage von Radio Vatikan.
Am 12. Februar 1931 um 16.49 Uhr war überall auf der Welt eine Stimme zu hören, es war die Stimme des Papstes Pius XI. (1922-39), und sie war allgegenwärtig, klar und klug. Das Wunder war allerdings nur einem Bologneser Bauernsohn namens Guglielmo Marconi zu verdanken, dem Erfinder des Radios – und Konstrukteur des Senders „Radio Vatikan“: „Indem wir uns von diesem Ort aus als Erster“, so sprach der Papst, „der wunderbaren Erfindung Marconis bedienen dürfen, wenden wir uns an die ganze Welt und an alle Menschen. Wir verkünden ihnen mit den Worten der Heiligen Schrift: Höret o Himmel, was ich zu sagen habe. Die Erde hörte die Worte aus meinem Munde. O höret alle Völker.“ Auf Kurzwelle, Meter-Band 19,84 und 50,26 m.
Marconi selbst erklärte, nicht weniger ergriffen: „Die elektrischen Wellen werden in alle Welt, durch den Raum Sein Wort des Friedens und des Segens tragen. Rund 20 Jahrhunderte lang hat der Pontifex Roms die Welt das Wort Seines Göttlichen Lehramtes hören lassen. Aber dies ist das erste Mal, dass Seine lebendige Stimme gleichzeitig auf der ganzen Erdoberfläche wahrgenommen werden kann. Mit der Hilfe Gottes, der so viele geheimnisvolle Kräfte der Natur der Menschheit zur Verfügung stellt, konnte ich dieses Instrument erbauen, um den Gläubigen der ganzen Welt den Trost der Stimme des Heiligen Vaters zu spenden.“
Die erste Sendeanlage stand in dem kleinen Gebäude gegenüber des Collegio Etiopico. Dann, im Jahr 1936, zog die päpstliche Sternwarte um ins dunkle Castel Gandolfo, und in der Palazzino Leo XIII. (1878-1903) – benannt nach dem ersten Papst, der je eine Schallplatte besprach – wurden Räume frei. Das Gebäude ist eingefasst von den letzten Resten der alten Leonischen Mauer und ist von weitem an seinem Rundturm mit dem Sendemast darüber zu erkennen.
Zunächst wurde über einen Kurzwellensender von 15 Kilowatt in alle Welt gesendet. Während des 2. Weltkrieges war „Radio Vatikan“ die einzige unabhängige Stimme im Bereich der Achsenmächte (WA: Jeweils am Freitagabend von 19.10 bis 19.25 Uhr strahlte damals „Radio Beromünster/Schweiz“ die von Prof. Jean Rudolf von Salis unzensierte Sendung „Weltchronik“ zum aktuellen Weltgeschehen aus.). Die französische Résistance transkribierte (Sprach- oder Schriftumwandlung) die Sendungen und verbreitete sie. Goebbels drohte des Öftern mit der Erstürmung des Vatikans, falls der Sender sich nicht mässigte (WA: Warnungen von Goebbels auch an die Schweiz). Im Januar 1940 nahm das „Ufficio Informazioni“ seinen Dienst auf, ein Informationsbüro, das bis 1946 1,2 Millionen Suchmeldungen (oder 12’105 Stunden Sendezeit) von Familien ausstrahlte.
Seit jeher beginnt das Programm mit dem Glockenschlag von St. Peter und dem Satz „Laudetur Jesus Christus“ – „Gelobt sei Jesus Christus“.
1957 liess der Papst auf einem extraterritorialen Acker, der dem „Collegium Germanicum et Hungaricum“ gehörte, 18 km von Rom entfernt, bei Santa Maria di Galeria eine grosse Sendeanlage bauen. Eine Drehantenne auf dem Gelände ist über 100 m hoch. Mit den Kurzwellensendern sind alle Teile der Welt erreichbar, die Mittelwellenprogramme sind bei Dämmerung oder Dunkelheit in fast ganz Europa zu hören. Nach jahrelangen Protesten der Anwohner über Elektrosmog wurde 2007 die Ausstrahlung eines Teils der Mittelwellensendungen auf eine Sendeanlage von Radio Montecarlo verlagert.
→Amtssprache
Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 26/2012 Juni, S. 2
Radio Vatikan geht ins Netz
Nach 80 Jahren Nachrichtenvermittlung durch das Medium Radio, wird Radio Vatikan seine Nachrichten in Zukunft vermehrt durch das Internet vermitteln. Zum 1. Juli 2012 stellt der Sender den Grossteil seiner Übertragungen durch das Radio ein und setzt stattdessen auf neue Kommunikationstechnologie, insbesondere auf das Internet. Der Sender halbiert zur Jahresmitte seinen Output. Radiosendungen für Amerika und Europa werden eingestellt und nur noch Richtung Afrika und Asien gesendet. Im Internet sind die Nachrichten von Radio Vatikan in 40 Sprachen und 13 Alphabeten zu lesen.
OR Nr. 25 vom 22. Juni 2012, S. 7 (…)
Das vatikanische Übertragungszentrum in Santa Maria di Galeria nördlich von Rom halbiert ab Jahresmitte seinen Output und sendet künftig praktisch nur noch Richtung Afrika und Asien. Das spart dem Papstradio Energiekosten. Es spart zudem Frequenzgebühren und reduziert den Elektrosmog.
Im deutschen Sprachraum werde Radio Vatikan bedeutend häufiger über Internet gehört als über Kurzwelle, sagte der Leiter der deutschsprachigen Abteilung von Radio Vatikan, P. Bernd Hagenkord SJ.
OR Nr. 29 vom 20. Juli 2012, S. 12, Dr. Christine Grafinger
Zum 75. Todestag von Guglielmo Marconi, dem Erfinder der modernen Telekommunikationssysteme und Erbauer der ersten Radiostation im Vatikan (oberhalb des äthiopischen Kollegiums)
Der italienische Naturwissenschaftler Guglielmo Marconi leistete mit seinen Experimenten einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung der modernen Kommunikationssysteme (Radio und Fernsehen). Für seine Forschungen wurde er am 10. Dezember 1909 mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet. Er starb am 20. Juli 1937 an den Folgen eines Schlaganfalls. (…)
Für seine Verdienste erhielt Marconi zu Lebzeiten 12 Ehrenbürgerschaften, 16 Ehrendoktorate und 25 weitere Auszeichnungen höchsten Ranges. Nach einem Schlaganfall am 19. Juli 1937 verstarb er am Morgen des folgenden Tages. Der angesehene Erfinder erhielt ein Staatsbegräbnis, und nach der Fertigstellung des Mausoleums am Familiensitz der Villa Griffone bei Bologna wurde sein Leichnam 1941 dorthin überführt.
Sein Bildnis zierte von 1990 bis zur Einführung des Euro (01.01.2001) den 2000-Lire-Schein. Im Jahre 1938 wurde der Ort Sasso Bolognese in Sasso Marconi umbenannt. Der Flughafen von Bologna trägt auch den Namen Marconi und in Rom wurde eine Universität ihm zu Ehren eingerichtet („Università degli Studi Guglielmo Marconi“). Im Jahre 2009 wurde in Ancona ein Museum zur Erinnerung an den berühmten italienischen Erfinder eröffnet. In Würdigung seiner Leistungen tragen ausserdem der Asteroid (1332) Marconia und ein Mondkrater auf der Rückseite des Mondes seinen Namen.
OR Nr. 42 vom 16.10.2015, S. 4
Radio Vatikan bietet seine Informationen ab 9. Oktober 2015 auch auf Koreanisch an. Diese sind auf der Webseite des Papstsenders unter kr.radiovaticana.va abrufbar. Ein Hörprogramm sei derzeit nicht vorgesehen, teilte der Sender mit. Gestaltet wird der Internetauftritt von einer koreanischen Ordensfrau. Das Vorhaben sei seit längerer Zeit geprüft worden und hatte mit dem Papstbesuch in Südkorea im August 2014 neuen Auftrieb erhalten. Die dortige Kirche gilt als besonders dynamisch, etwa 11 % der Südkoreaner sind katholisch. Mit der koreanischen Abteilung unterhält Radio Vatikan nun insgesamt 39 Sprachabteilungen, die in über 40 Sprachen senden.
OR Nr. 8 vom 26.02.2016, S. 4
Neuer Interims-Chef bei Radio Vatikan
Zum Monatsende scheiden der Intendant wie der Verwaltungsdirektor von Radio Vatikan, Jesuitenpater Federico Lombardi (73) und Alberto Gasbarri (70), aus ihren Ämtern aus. Verantwortlicher Leiter des Senders wird ab 1. März 2016 „ad interim“ Giacomo Ghisani, bislang Chef der Abteilung für internationale Zusammenarbeit. Nicht betroffen von dieser Verfügung ist das Amt Lombardis als Leiter des vatikanischen Presseamtes.
Die katholische Nr. 1 im Internet: domradio.de
Mit Gottesdiensten und Auslegung des Evangeliums vom Tage.
OR Nr. 49 vom 08.12.2017, S. 3
Das vatikanische Mediensekretariat und die italienische Vatikanbotschaft werden mit einer grossen Veranstaltung am 15. Dezember 2017 des vor 80 Jahren verstorbenen Radiopioniers und Physik-Nobelpreisträgers Guglielmo Marconi (1874-1937) gedenken. Marconi hatte auch bei der Gründung von Radio Vatikan im Jahre 1931 Pate gestanden.
OR Nr. 49 vom 08.12.2017, S. 4
Radio Vatikan und das römische Gefängnis Rebibbia arbeiten zusammen: In der Adventszeit strahlt der Sender täglich eine 6 Minuten lange Bibelauslegung von Strafgefangenen aus. An dem Projekt mit dem Titel „Il Vangelo dentro“ (Das Evangelium drinnen“) beteiligen sich 11 Insassen der Haftanstalt.
Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 19/2018, S. 3
Die Schweizer Stimme bei Vatican News (Radio Vatikan)
Mario Galgano (38) ist in Schwyz geboren und aufgewachsen. Der Historiker war Informationsbeauftragter und Sprecher der Schweizer Bischofskonferenz. Seit 2006 ist er die Schweizer Stimme des deutschsprachigen Programms von Radio Vatikan, das 2017 in Vatican News umgewandelt wurde. Galgano ist verheiratet und hat zwei Töchter.
Bei Vatican News sind laut Galgano 650 Personen angestellt. Damit sei das Medienunternehmen der zweitgrösste Arbeitgeber sowie der grösste Budgetposten im Vatikan (WA: dem Heiligen Stuhl zugeteilt). Radio Vatikan sendet in 40 Sprachen, 7 davon wurden im Rahmen der Reform der vatikanischen Medien bereits in Vatican News überführt (deutsch, italienisch, englisch, französisch, spanisch, portugiesisch un polnisch). Die Medienreform ist nach der Wirtschafts- und Finanzreform die zweite Etappe der Kurienreform des Papstes. sys
Wikipedia Juni 2015, Mediendikasterium
Seit Juni 2015 sind vom Kardinalrat C9 Vorschläge zu einer Zusammenfassung von 9 Einrichtungen zu einem Medien-Dikasterium des Vatikan:
- Vatikanische Druckerei
- Tageszeitung L’Osservatore Romano
- Vatikanische Verlagsbuchhandlung
- Radio Vatikan (Vatican News)
- Presseamt des Heiligen Stuhles
- Päpstlicher Medienrat
- Vatikanisches Fernsehen CTV
- Internet-Büro
- Fotoservice des L’Osservatore Romano
Die Bezeichnung „Vatican News“ existiert seit 17.12.2017. Darunter versteht man ein mehrsprachiges Nachrichtenportal des Vatikans und damit Nachfolge des bisherigen Auslanddienstes Radio Vatikan. Das Portal umfasst neben dem bisherigen Hörfunk- und Textangebot weitere multimediale Inhalte.
OR Nr. 24 vom 14.06.2019, S. 3
Nachrichtensendung auf Latein
Vatikanstadt. Radio Vatikan hat eine wöchentliche Nachrichtensendung in lateinischer Sprache gestartet. Unter dem Titel „Hebdomada Papae. Notitiae vaticanae latine redditae“ – „Die Woche des Papstes. Vatikanische Nachrichten in lateinischer Sprache“ – funkt der Papstsender künftig jeweils am Samstag 5 Minuten lang in der Sprache Ciceros, wie das Portal „Vatican News“ berichtete. Im deutschsprachigen Kanal wird die Sendung jeweils samstags um 14.10 Uhr zu hören sein. Unter vaticannews.va soll das Programm auch als Podcast verfügbar sein. Bei der Erstellung der Nachrichten arbeitet Radio Vatikan mit einem Büro im vatikanischen Staatssekretariat zusammen, das offizielle Dokumente des Papstes ins Lateinische übersetzt. Auch jene Tweets, die über den päpstlichen Twitter-Kanal auf Latein versendet werden, entstehen dort.
Die deutschsprachige Redaktion von Radio Vatikan/“Vatican News“ bietet bereits seit 15 Jahren auf ihrem Nachrichtenportal eine Auswahl der wichtigsten Nachrichten der Woche auf Lateinisch an – allerdings nur schriftlich, nicht in gesprochener Form. Der Theologe und Kirchenrechtler Gero Weishaupt stellt die Nachrichten zusammen und übersetzt sie.
OR Nr. 24 vom 14.06.2019, S. 3
Nachrichtensendung in Latein
Vatikanstadt. Radio Vatikan hat eine wöchentliche Nachrichtensendung in lateinischer Sprache gestartet. Im deutschsprachigen Raum wird die Sendung jeweils samstags um 14.10 Uhr zu hören sein. (…)
OR Nr. 34 vom 23.08.2019, S. 4
Neuer Leiter der deutschsprachigen Abteilung bei Vatican News
Vatikanstadt. Der Journalist Stefan von Kempis (49) ist neuer Leiter der deutschsprachigen Abteilung von Vatican News und Radio Vatikan. Kempis übernimmt das Amt von Pater Bernd Hagenkord, der nach 10 Jahren Medienarbeit am Vatikan nach München wechselt. Damit steht zum ersten Mal in der Geschichte des 1931 gegründeten Radio Vatikan ein Laie an der Spitze der deutschsprachigen Abteilung.
OR Nr. 1 vom 08.01.2021, S. 3
Vatikanstadt. Das vatikanische Informationsportal Vatican News berichtet seit 18.12.2021 auch auf Hebräisch. Damit ist das multimediale Portal inzwischen in 36 Sprachen verfügbar. „Die hebräische Sprache ist eine symbolisch wichtige Sprache für uns Christen, weil sie zu den Sprachen gehört, die an der Wurzel der Geschichte der Kirche stehen: zusammen mit Griechisch und Aramäisch ist es die Sprache der Heiligen Schrift“, stellt der lateinische Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa, in einer Botschaft zum Start der neuen Website fest.
OR Nr. 7 vom 19.02.2021, S. 11
Radio Vatikan startet zum 90. Geburtstag ein Internetradio
Vatikanstadt. Zum 90-jährigen Bestehen seines Radioprogrammes startet der Vatikan ein Internetradio. Wie das Dikasterium für die Kommunikation mitteilte, wird das Programm zunächst in sieben Sprachen gesendet: Italienisch, Deutsch, Französisch, Englisch, Spanisch, Portugiesisch und Armenisch. Im Laufe des Jahres sollen gut 20 weitere Sprachen dazukommen. Jede Sprache werde ein eigens Webradioprogramm mit viel Musik haben, kündigte der Präfekt des Dikasteriums, Paolo Ruffin, an.
Schon jetzt ist Radio Vatikan über Satellit, Digital-Radio und Kurzwelle zu hören. Auch konnten die täglichen Nachrichtensendungen in Form von Podcasts schon bisher über das Portal www.vaticannews.va angehört werden.
Bekannte Köpfe sind etwa der italienische Jesuit Federico Lombarde als früherer Direktor des Senders, der zeitweise auch als Direktor des Presseamtes des Heiligen Stuhles fungierte. Die deutschsprachige Sektion wurde jahrzehntelang von den Jesuiten Eberhard von Gemmingen und Bernd Hakenkord geleitet. Aktuell leitet der deutsche Journalist Stefan von Kempis die deutschsprachige Abteilung von Radio Vatican News. Insgesamt sendet Radio Vatican weltweit in 41 Sprachen:
Albanisch, Amharisch, Arabisch, Armenisch, Brasilianisch, Bulgarisch, Chinesisch, Deutsch, Englisch, Esperanto, Ewondo, Französisch, Hindi, Italienisch, Kikongo, Kinyarwanda, Kirundi, Kiswahili, Kroatisch, Lateinisch, Lettisch, Lingala, Malayalam, Malagasy, Polnisch, Portugiesisch, Rumänisch, Russisch, Slowakisch, Slowenisch, Somali, Spanisch, Tamil, Tigrinya, Tschechisch, Tshiluba, Ukrainisch, Ungarisch, Vietnamesisch und Weissrussisch.
Oktober 2021: Nach Mario Galgano, schweizerischer Mitarbeiter von "Vatican News", sei die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Institution auf 650 Personen angewachsen.
OR Nr. 40 vom 07.10.2022, S. 4
Vor 85 Jahren sendete Radio Vatikan erstmals auf Deutsch
Vatikanstadt. Vor 85 Jahren, im September 1937, begann Radio Vatikan mit der regelmässigen Ausstrahlung von Sendungen in deutscher Sprache, einige Monate nach der Enzyklika "Mit brennender Sorge" von Papst Pius XII. Die deutschen Bischöfe hatten ein regelmässiges Programm gewünscht; während des Zweiten Weltkrieges galt Radio Vatikan als Feindsender.
Derzeitige und ehemalige Mitarbeiter der deutschen Redaktion begingen den Jahrestag gemeinsam mit der Leitung des Dikasteriums für die Kommunikation sowie Kollegen aus den anderen Redaktionen, auch zwei Vertreter des Vereins der Freunde von Radio Vatikan waren angereist. Aus diesem Anlass zelebrierte P. Federico Lombardi SJ, der frühere Generaldirektor von Radio Vatikan, eine heilige Messe in der Kapelle von Radio Vatikan. Er untersrich, dass die deutschsprachige Sektion des Radios eine wichtige Brückenfunktion zwischen dem Vatikan und der Kirche in den deutschsprachigen Ländern bilde.
Seit 2015 ist Radio Vatikan Bestandteil des von Papst Franziskus errichteten Dikasteriums für die Kommunikation. 2017 wurde dann der einstige Radiosender mit der Internetplattform Vatican News verschmolzen. Das geschah mit allen Sprachab- teilungen des Senders, der einst überwiegend auf Kurzwelle in alle Kontinente strahlte. Seir drei Jahren leitet Stefan von Kempis (*1970, Bonn) die deutschsprachige Abteilung von Vatican News.
→Internet
→Mediendikasterium
→Zeitung L’Osservatore Romano
Rangordnungen der Kirchen
→Papstbasiliken
Rassendiskriminierung
OR Nr. 26/27 vom 26.06.2020, S. 3
Rassendiskriminierung ist inakzeptabel
Genf/Vatikanstadt. Der Vatikan hat erneut darauf hingewiesen, dass Rassendiskriminierung in allen ihren Formen absolut untragbar sei. In einer Rede bei einer Dringlichkeitsdebatte des UN-Menschenrechtsrates, forderte der Ständige Beobachter des Heiligen Stuhles bei den Vereinten Nationen in Genf, Erzbischof Ivan Jurkovic, alle Staaten dazu auf, „die grundlegenden Menschenrechte jedes Menschen anzuerkennen und zu verteidigen“. Bei der Sitzung ging es um „aktuelle rassistisch motivierte Menschenrechtsverletzungen, systematischen Rassismus, Polizeibrutalität und Gewalt gegen friedliche Proteste“, teilten die Vereinten Nationen mit. „Alle Mitglieder der Menschenrechtsfamilie sind nach dem Bild und dem Gleichnis Gottes geschaffen und somit in ihrer Würde gleich, unabhängig von Zugehörigkeit, Nation, Geschlecht, Herkunft, Kultur oder Religion, zu der sie gehören“, sagte Vatikanvertreter Jurkovic in seinem Statement.
Es sei an der Zeit, mit den Vorurteilen und dem gegenseitigen Misstrauen Schluss zu machen, die Diskriminierung, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zugrunde liegen. „Niemand darf sich isoliert fühlen, und niemand ist befugt, die Würde und Rechte anderer mit Füssen zu treten. Die unantastbare Würde anderer mit Füssen zu treten, bedeutet in Wirklichkeit, die eigene Würde mit Füssen zu treten“, mahnte der Vatikandiplomat.
OR Nr. 12 vom 26.03.2021, S. 3
Vatikanstadt. Am Internationalen Tag gegen Rassismus, 21.03.2021, hat Papst Franziskus auf die Wandelbarkeit von Diskriminierung hingewiesen. Rassismus sei „ein Virus, das leicht mutiert und eine ständig im Verborgenen lauernde Gefahr darstellt“, schrieb er auf Twitter. „Immer wieder beschämen uns Ausprägungen des Rassismus, die zeigen, dass der gesellschaftliche Fortschritt nicht ein für alle Mal gewährleistet ist.“
Räte, Päpstliche (11): Adressen
Organe mit fördernden Funktionen. Vorsteher: Präsident
♦ Piazza di San Calisto Nr. 16 (Trastevere, links neben der Kirche S.
Maria in Trastevere):
https://de.wikipedia.org/wiki/Palazzo_di_San_Callisto
1. Päpstlicher Rat „Cor Unum“, Tel. 06 698 871 76
2. Päpstlicher Rat für die Kultur, Tel. 06 698 938 11
3. Päpstlicher Rat für die Familie, Tel. 06 698 872 43 (Juli 2016: wird
umstrukturiert)
4. Päpstlicher Rat für Gerechtigkeit und Frieden, Tel. 06 698 799 00
5. Päpstlicher Rat für die Laien, Tel. 06 698 871 94
6. Päpstlicher Rat für die Migranten u. Menschen unterwegs, Tel. 06 698
871 16
♦ Piazza Pio XII. Nr. 10 (links, Richtung Petersplatz):
https://alamy.com/stock-photo/piazza-pio-xii.html?sortBy=relevant
7. Päpstlicher Rat für die Interpretation von Gesetzestexten, Tel. 06 698
840 08
♦ Via della Conciliazione Nr. 3 (rechts, Richtung Petersplatz):
8. Päpstlicher Rat für die Pastoral im Krankendienst, Tel. 06 698 831 38
♦ Via della Conciliazione Nr. 32/34 (rechts, Richtung Petersplatz) bzw. Via
dell’Erba 1:
9. Päpstlicher Rat für den interreligiösen Dialog, Tel. 06 698 843 21
10. Päpstlicher Rat zur Förderung der Einheit der Christen,
Tel. 0039 06 698 847 94
→Heiliger Stuhl, 31.01.2020 (Rat)
♦ Via della Conciliazione Nr. 5:
11. Päpstlicher Rat für die sozialen Kommunikationsmittel, Tel. 06 698
851 27
Erscheint im Organigramm des OR 30/31 vom 29.07.2016 nicht
mehr; dafür als Institution das „Kommunikationssekretariat“ mit
- Fernsehen, Radio
- Zeitung OR, Verlagsbuchhandlung, Presseamt, Druckerei
- Fotoservice
- Internet-Dienst
♦ Via della Conciliazione , gegründet im Jahre 2010:
12. Päpstlicher Rat zur Förderung der Neuevangelisierung in der
. säkularisierten westlichen Welt
Man kann behaupten, dass sich keine einzige Kongregation (Regierungsorgan), kein einziger Päpstlicher Rat (mit fördernder Funktion) noch die drei Gerichtshöfe des Heiligen Stuhles auf dem Gebiet des Staates der Vatikanstadt befinden, wohl aber alle auf vatikanischem Hoheitsgebiet in der Stadt Rom.
OR Nr. 43 vom 26.10.2012, S. 3
Der Vatikan regelt die Zuständigkeiten für den Kulturbereich neu. Die bislang eigenständige Päpstliche Kommission für die Kulturgüter der Kirche wird zu einer Abteilung des Päpstlichen Rates für die Kultur, wie der Präsident des Päpstlichen Rates, Kardinal Gianfranco Ravasi, in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung des L'Osservatore Romano ankündigte. Die Umstrukturierung erfolge zum 3. November 2012. Zweck seien die Bündelung der Kompetenzen sowie Synergieeffekte.
→Conciliazione
→Calisto
→Kongregationen
→Organigramm
Rauchverbot im Vatikan
Es wird gehandhabt wie in Italien in Mensen, Museen, Banken, Post (öffentliche Gebäude). Es gilt seit 1. Juli 2002. Das Gesetz gilt auch in vatikanischen Dienstfahrzeugen.
Alexander Smoltczyk
Seit Juli 2002 ist im Vatikan ein Rauchverbot in Kraft, es gilt für Büros und Dienstwagen. Zuwiderhandlungen werden mit Euro 30 bestraft. Die katholische Morallehre hat Rauchen nie als Sünde definiert. Der Katechismus warnt lediglich vor „Nikotinsucht“. Noch Papst Pius IX. (1846-78) hatte 1863 in Trastevere eine Zigarrenfabrik bauen lassen, die lateinische Inschrift ist noch heute über dem Eingang an der Piazza Mastai (zwischen Viale Trastevere und dem Tiber, im Tiberknie) zu lesen: “PIUS IX.OFFICINAM NICOTIANIS FOLIIS ELABORANDIS A SOLO EXTRUXIT. ANNO MDCCCLXIII“. Die Tabakfabrik existiert immer noch. Einer seiner Vorgänger, Benedikt XIV. (1740-58), war selbst ein fanatischer Raucher und schaffte im Kirchenstaat die Tabaksteuer ab. Jüngere Forderungen von Nichtrauchergruppen, das gesamte Staatsgebiet zur tabakfreien Zone zu erklären, hat der Vatikan bislang abgelehnt.
→Drogen
Rechtsordnung, vatikanische
→Strafgesetz
Rechtsquellen von Italien
→Staat der Vatikanstadt, kursiv
Rechtsträger/Rechtskörper des Vatikan
→Bap-Be, Erweiterte Themen: Begriffe Körperschaften des Vatikan
Redewendungen/Sprichwörter/Redensarten
→Lutheraner (TCS Touring 12/1 Dez16)
Reformierte Christen/Reformation
→Christen(tum), Reformierte Christen, Reformation, Protestanten, Ökumene, Weltreligionen (Ökumene)
→Austritte aus der Kirche
→Evangelische Kirche
→Kirche Schweiz
→Französische Kirche
→Italienische Kirche
→Österreichische Kirche
→Ostkirchen
Reformstau
https://reformiert-zuerich.ch/home/home~1666/kirchgemeinde-zurich-startet-reform-20/70834/?q=neunboerse
https://kath.ch/newsd/am-ende-der-geduld-reformstau-missbrauch-kirchenexodus/
Deutsche Bischofskonferenz berät. Video, 10 Minuten:
https://tagesschau.de/multimedia/video/video-1253068.html
Kath. Wochenzeitung Baden 29/2019 Juli, S. 6
Kardinal Müller: Echte Reform der Kirche heisst Erneuerung in Christus
Der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation übt scharfe Kritik am „Instrumentum laboris“ der Amazonien-Synode und sieht einen Zusammenhang mit dem „synodalen Weg“ der Kirche in Deutschland.
Das Arbeitsdokument der Amazonien-Synode sei in weiten Teilen eine Projektion europäischen theologischen Denkens auf die Amazonienregion. Das sagte Kardinal Müller in einem Interview mit Edward Pentin, dem Vatikankorrespondenten des National Catholic Register.
Müller warnte vor einer Überbewertung des „Instrumentum laboris“. Es sei eine Diskussionsgrundlage und kein lehramtliches Dokument der Kirche. Es sei grösstenteils von Männern mit Wurzeln im deutschsprachigen Raum verfasst und nicht von Menschen aus dem Amazonasgebiet, und es spiegle eine europäische theologische Perspektive wider, dessen Ideen schon vor 30 Jahren aufgetaucht seien.
„Nicht alle diese Ideen sind im Einklang mit grundlegenden Elementen der katholischen Kirche“, sagte Müller. (…)
→Startseite, Konklave 2013. Franziskus (Ragona, Papst Franziskus, LEBEN, März 2024):
Wir müssen viele Neuerungen in Angriff nehmen.
Am Schlusse der Abhandlung.
Reingewinne Hl. Stuhl, Staat der Vatikanstadt
→Buchstaben Feu – Fi, Erweiterte Themen: „Finanzen, Resultate … Vermögen“
→Buchstaben Feu – Fi, Finanzen Hl. Stuhl und Staat der Vatikanstadt
https://nau.ch/news/wirtschaft/vatikanbank-steigert-gewinn-auf-knapp-30-millionen-euro-66512505
Papst verordnet mehr Transparenz bei den Finanzen. Video, 1 Min.:
https://youtube.com/watch?v=1NYY5N_7w7M
Reiseführer Rom
Wunderschönes Rom. Video, 9 Min. 23:
https://youtube.com/watch?v=ybmezJd5214
Rom in drei Tagen. Video, 37 Min. 48:
https://youtube.com/watch?v=gopwuaW4hHM
OR Nr. 14 vom 8. April 2016, S. 14
Online-Reiseführer durch 2000 Jahre Religion und Kultur in Rom
- Das römische Kultur- und Tourismusministerium hat einen Online-Reiseführer zum Heiligen Jahr herausgegeben. Er führt auf 20 Routen durch 2000 Jahre Kirchen- und Kulturgeschichte der Ewigen Stadt. Entlang dieser Touren werden insgesamt 354 Sehenswürdigkeiten in kurzen Texten auf Italienisch und Englisch vorgestellt. Beigefügt sind jeweils Smartphone-taugliche Strassenkarten. Auch ein Plan zur Bewältigung der Touren mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist abrufbar. Die Routen durch die 20 Jahrhunderte seien meist gut an einem Tag zu Fuss zu schaffen, heisst es in der Einführung.
Beispiele von Rundgängen: - Erste Route ist den Stadtpatronen Petrus und Pauls gewidmet. Sie führt auf 18 Etappen von der Via Appia mit der Sebastians-Katakombe und der Kirche Quo Vadis zum Marmertinischen Kerker, wo Petrus der Überlieferung nach eingesperrt war, und schliesslich zum über seinem Grab errichteten Petersdom. Ziele des Rückwegs sind die Basilika St. Paul vor den Mauern und die Kirche Tre Fontane, wo Paulus enthauptet wurde.
- Zweiter Rundgang. Thema: frühchristliche Märtyrer. Kolosseum, Circus Maximus, Basilika der Heiligen Cäcilia.
- Weitere Route: sie verbindet Kirchen, die über oder in heidnischen Tempeln entstanden sind: Pantheon, Santa Maria in Aracoeli auf dem Kapitol, San Clemente.
- Andere Touren führen um die Mauern Roms, zu den Obelisken der Stadt, ihren Brunnen, den historischen Gärten oder auch verehrten Ikonen und Bildern.
- Ein Gang zeigt Bauten und Monumente, die in Heiligen Jahren entstanden sind oder dort eine besondere Rolle spielten: etwa den Ponte Sisto, den Papst Sixtus IV. zum Heiligen Jahr 1475 über den Tiber bauen liess und den Fluchtkorridor vom Vatikan zur Engelsburg, den Alexander VI. zum Jahre 1500 fertigstellte.
- Auch das Rom Michelangelos, Berninis, Goethes oder Canovas lässt sich entdecken.
- Originell ist etwa die Tour der Tierfiguren, die bei der Kapitolinischen Wölfin beginnt und vorbei am Pferd Mark Aurels zum Elefanten-Obelisken und den Brunnen der Schildkröten, der Delfine, der Bienen und der Frösche führt.
- Die Tour der „1’000 Religionen in Rom“ umfasst 16 Etappen, und schliesst den nicht-katholischen Friedhof, die Kirchen verschiedener christlicher Gemeinschaften, das jüdische Viertel, die Grosse Moschee und den Buddhistischen Tempel ein.
Reiseführer in Rom und Umgebung:
martin.utz@virgilio.it (alt Hauptmann der Schweizergarde)
frowin.bachmann@gmail.com (alt Hauptmann der Schweizergarde)
Reisen des Papstes
Der Papst reist
- Als Staatsoberhaupt des Staates der Vatikanstadt (staatlich). Der Vatikanstaat garantiert völkerrechtlich die Unabhängigkeit des Hl. Stuhles (Lateranvertrag vom 11.02.1929)
- Als Völkerrechtssubjekt selbst bzw. als Inhaber des Hl. Stuhles, der nichtstaatliches Subjekt der völkerrechtlichen Beziehungen ist.
- Als Oberhaupt der röm. kath. Weltkirche (religiös, Pilger)
Papst Franziskus im Südsudan. Video, 49 sec.:
https://youtube.com/watch?v=5xnTvqrleLY
Papst Franziskus in der Mongolei. Video, 55 sec.:
https://youtube.com/watch?v=yYUXOTniBWQ
OR Nr. 48 vom 01.12.2017, S. 4
Die Leitung der angeschlagenen italienischen Fluggesellschaft Alitalia traf am Sonntag vor dem Abflug nach Myanmar kurz mit Papst Franziskus zusammen. Das hochdefizitäre Luftfahrtunternehmen, das die Päpste seit Jahrzehnten für ihre Reisen nutzen, steht zum Verkauf.
Reisläufer
Schweizer Söldner, barbarisch, geldgierig und gefürchtet.
Wie Schweizer Söldner die Schweiz schufen. Video, 24 Min. 42:
https://youtube.com/watch?v=hact8S6ioXw
Wie die Schweiz zur Weltmacht wurde. Video, 13 Min. 35:
https://youtube.com/watch?v=le_kZmy8u1E
Eidgenossenschaft insgesamt 614’257 Berufssoldaten für Frankreich ausgehoben.
(Prof. Dr. Albert A. Stahel)
→Startseite, Schweizergarde, Armee, die kleinste, eine Korrektur
→Startseite, Schweizergarde: Geschichte der Schweizergarde
→Startseite, Schweizergarde: Wahlspruch der Schweizergarde
Reiterprozessionen des Papstes
https://de.catholicnewsagency.com/article/332/pferde-in-papstlichen-gefilden
Ulrich Nersinger, Liturgien und Zeremonien am Päpstlichen Hof, Seite 315
Die Reiterprozession, die von St. Peter (oder in späteren Zeiten vom Quirinal) zum Lateran zog, war ein feierliches Geschehen, das eine reiche Symbolik in sich trug. Der Papst ritt bei dieser Kavalkade (Reitertrupp-Zug) auf einem weissen Pferd. Dass schon unter Papst Gregor dem Grossen (590-604) dieses Reittier einen festen Platz in den feierlichen Prozessionen des Papstes besass, bezeugt der erste Ordo Romanus. Die Päpste dürften es im Sinne der imitatio Imperii vom römischen Kaiser übernommen haben.
Das päpstliche Pferd sollte möglichst candissimus (glänzend weiss), ein weissgeborenes, d. h. ein *Albino sein. Das Sonnenross des Helios (griech. Sonnengott) und das Staatspferd des römischen Kaisers waren von weisser Farbe. Für die Begründung der Farbe „Weiss“ wurden auch biblische Stellen herausgezogen. Bei der Verklärung Christi „wurden seine Kleider weiss wie Schnee“. – Die Engel bei der Auferstehung und Himmelfahrt Christi trugen weisse Gewänder. – In der Geheimen Offenbarung des Johannes steht Weiss für die vollkommene Reinheit, den Sieg und die ewige Herrlichkeit. – „Dann sah ich den Himmel offen, und siehe, da war ein weisses Pferd, und der, der auf ihm sass, heisst‚ der Treue und Wahrhaftige, berichtet Kapitel 19, Vers 11. usf.
Goldene Glöckchen und Schellen, die das Papstpferd schmückten, waren im byzantinischen Hofzeremoniell auszumachen, sie wurden jedoch auch mit dem Festornat des alttestamentarischen Hohenpriesters in Verbindung gebracht. – „Sie machten Glöckchen aus reinem Gold und befestigten die Glöckchen zwischen den Granatäpfeln am Saum des Mantels, ringsum zwischen den Granatäpfeln ein Glöckchen und ein Granatapfel abwechselnd ringsum am Saum des Mantels für den Dienst, wie es der Herr dem Mose befohlen hatte“ (Ex 39, 25-26).
Zum Besteigen des Pferdes benutzte der Papst eine kleine, dreistufige hölzerne Treppe, die mit rotem Stoff bespannt war. Beim Aufsteigen wurde dem Papst der Steigbügel vom höchsten der anwesenden Fürsten gehalten. Das Reiten auf einem weissen Pferd war in der Ewigen Stadt allein dem Papst vorbehalten, nur in ganz seltenen Fällen wurde es Personen als Privileg oder besondere Auszeichnung zugestanden, so als der Papst dem römischen Fürsten Don Marcantonio nach dem Sieg bei der Seeschlacht von Lepanto (1571) einen Triumph nach antiker Weise gewährte.
Wenn auch der Papst als einziger bei der Kavalkade einen auf eine besondere Art geschmückten Schimmel ritt, so waren doch noch andere weisse Pferde in der Prozession zu erblicken: 12 reiterlose Pferde, die rote, goldbordierte Decken trugen und von 12 Familiaren des Papstes geführt wurden – die Pferde standen symbolisch für die 12 Apostel. – Bis zum Beginn des 16. Jahrhundert lief ein weiterer Schimmel in der Kavalkade (Reiterzug) mit, das sogenannte Hostienross, auf dem das Allerheiligste Altarssakrament mitgeführt wurde.
*WA: Einem Albino, einem weiss geborenen Pferd, fehlen die Pigmente, d. h. die Farbstoffe. Es hat weisses Haar und rote Augen. Es ist nicht widerstandsfähig. Nach Edwin Moos, Ermensee.
Unten: Künstlerbild "Reiterprozession"
OR Nr. 31 vom 04.08.2023, S. 5
Päpstliche Reiterprozessionen (Päpste und Pferde)
Von Ulrich Nersinger
In früheren Zeiten gehörten die Kavalkaden (Reiterzüge) des Heiligen Vaters zum zeremoniellen Ausdruck des Papsttums und schrieben Geschichte.
Der Papst auf einem Pferd oder Maulesel war den Gläubigen in den frühen Zeiten der Kirche ein vertrauter Anblick. Seit dem 4. Jahrhundert wird der "reitende Papst" in Schriften und Dokumenten bezeugt. Zu den gottesdienstlichen Feiern, die er als Bischof von Rom in den Kirchen der Ewigen Stadt feierte, begab er sich stets zu Pferde.
Liturgien wie gottesdienstliche Umzüge in der Ewigen Stadt bewahrten die Päpste jedoch nicht vor Attentaten. Leo III. (796-816) hatte sich die Verwandten und Anhänger seines Vorgängers Hadrian I. zu Feinden gemacht. Als sich der Papst im April 799 auf einer Prozession befand, wurde er von einem Neffen des verstorbenen Papstes und dessen Gefährten vom Pferd gestürzt. Die Angreifer versuchten, den Pontifex zu blenden und ihm die Zunge abzuschneiden. Er wurde in ein nahes Kloster gebracht; von dort gelang ihm auf abenteuerliche Weise die Flucht nach Paderborn. Unter dem Schutz Karls des Grossen kehrte Leo III. dann hoch zu Ross nach Rom zurück.
Die Reiterprozession, die nach der Krönung eines Papstes zum Lateran zog, war ein feierliches Geschehen, das eine reiche Symbolik in sich trug. (...) In der vorchristlichen Antike wie auch im Alten Testament bedienten sich die Herrscher für ihr zeremonielles Auftreten eines Maulesels oder Pferdes. Für den Konsulartriumph im alten Rom wurde ein weisses Maultier herangezogen. (...)
Päpstliche Reiterprozessionen bargen Gefahren in sich. Der Ritt eines Papstes führte sogar zu einer "Tragödie" besonderer Art. Am 14. November des Jahres 1305 war Bertrand de Got, der Erzbischof von Bourdeaux, in Lyon zum Papst gekrönt worden. Nach der Zeremonie bestieg der neue Papst, Klemens V. (1305-1314), mit der ihm soeben aufgesetzten Insignie bekleidet, sein prachtvoll geschmücktes Pferd und ritt in feierlichem Zug durch die Stadt. Viele Schaulustige säumten den Weg. Der Ritt des Papstes und seines Gefolges durch die Menschenmassen gestaltete sich von Strasse zu Strasse immer schwieriger. An einer engen Stelle entstand ein so grosses Gedränge, dass eine Mauer einstürzte und viele Gläubige unter sich begrub. Das Pferd des Papstes scheute und warf seinen hohen Reiter ab. Seine Heiligkeit selber blieb unverletzt. Die Quellen berichteten jedoch, dass die Krone beschädigt wurde und ein Rubin im Werte von 6'000 Gold-Fiorini herausfiel - und trotz emsigen Suchens nicht wiedergefunden wurde.
Das Pferd, das der Papst beim Ritt nach der Krönung und zum Possess (Besitz) benutzt hatte, verfügte nach allgemeiner Auffassung über eine "Aura", "die es in den magischen Bereich von Berührungsreliquien rückt" (Jörg Traeger). Gregor der Grosse teilt in seinen Dialogen mit, dass das Pferd, das Johannes I. 525 in Korinth leihweise zur Verfügung gestellt worden war, nach der Rückgabe an den Besitzer keinen anderen Reiter mehr duldete. (...)
Pius II. (1458-1464) geriet bei seinem Possess in Lebensgefahr, als man mit Schwertern um das Pferd kämpfte. Dem Pontifex gelang es, sich im letzten Augenblick aus dem Gemetzel zu befreien. Mit Entsetzen konstatierten die Päpstlichen Zeremoniare eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Blutspritzern auf den Gewändern des Papstes.
Von der Kavalkade (Reiterzug) Klemens' XI. (1700-1721) am 10. April 1701 wird berichtet: "Das an eine langsame Gangart gewöhnte Pferd wurde durch den Lärm nervös und brachte durch ein leichtes Aufbäumen den Heiligen Vater in die gefährliche Nähe der Hellebarden eines Schweizers, der die Menschenmenge zurückhielt."
Berühmter Sturz. Berühmt ist der Sturz Papst Klemens' XIV. (1769-1774) bei seinem Ritt zur Besitzergreifung des Laterans. Als man vom Kapitol zum Campo Vaccino (heute Forum Romanum) herunterritt, begann, ungefähr auf der Höhe des Marmertinischen Kerkers, der Schimmel des Papstes durch die lauten Jubelrufe und das frenetische (stürmische) Händeklatschen des Volkes zu scheuen. Den Konservatoren (Magistratenbeamten) der Stadt Rom, denen die Zügel auf diesem Abschnitt der Reitstrecke anvertraut waren, gelang es nicht, das päpstliche Pferd zu bändigen. Der Schimmel bäumte sich so hoch, dass der heilige Vater zu Boden stürzte.
Die Szene muss dramatisch gewesen sein. Der Sturz des Papstes - Klemens fiel auf den Kopf - versetzte dessen Begleitung und die am Prozessionsweg Stehenden in Angst und Schrecken. Man befürchtete das Schlimmste. Panik drohte aufzukommen. Der Papst rettete die Situation. Fast ohne Hilfe stand er vom Boden auf. Seine ersten Worte sollen gewesen sein: "Das heisst, als Paulus, und nicht als Petrus vom Lateran Besitz zu nehmen."
Als nach der Krönung Papst Pius IX. (1846-1878) die feierliche Besitzergreifung des Laterans anstand, hatte die Jugend und Sportlichkeit des Papstes, der als ein ausgezeichneter Reiter galt, beim Zeremoniell die Erwägung aufkommen lassen, für den Possesszug nicht die seit dem Beginn des Jahrhunderts übliche Galakutsche zu verwenden, sondern den Papst dorthin reiten zu lassen. Pius IX. wusste jedoch um den Vorfall des Jahres 1769, winkte mit einem Schmunzeln ab und gab dem Präfekten der Apostolischen Zeremonien bekannt: "Ich habe die Absicht, nicht als Paulus, sondern als Petrus den Lateran zu betreten."
OR Nr. 11 vom 15.03.2024, S. 5, Ulrich Nersinger
Päpste und Pferde (Teil 2): Päpstliche Abenteuer auf dem Rücken der Pferde
Die Oberhirten der Kirche traten nicht nur bei zeremoniellen Anlässen zu Pferde auf. Auch im Alltag sah man sie hoch zu Ross.
Vor allem die Päpste der Renaissance (~1200 bis 1600) waren gut zu Pferd. Für manche Papstkritiker zu gut. In einem deutschen Luther-Film von 2004 sieht man Julius II. (1503-1513) in goldener Rüstung durch die Strassen der Ewigen Stadt galoppieren. Heute wissen wir, dass "il terribile - der Schreckliche" einen derartigen Harnisch nie getragen hat, auch wenn das Arsenal der Engelsburg eine sogenannte "goldene Rüstung" des Della-Rovere-Papstes aufweist. Imposant aber war die Kleidung schon, die der kriegerische Papst bei der Belagerung von Mirandola im Januar des Jahres 1511 trug, "über der Rüstung ein weisser Mantel mit breitem dunkelbraunem Pelzkragen, auf dem Kopf gleich einer Sturmhaube eine gewaltige Kappe aus weissem Schafspelz" (Ludwig von Pastor). (Rüstung siehe unter →Julius II.)
Trotz einer schweren Erkrankung hatte sich der Pontifex für die entscheidende Schlacht aufs Pferd geschwungen. "Man soll es in alle Geschichtsbücher eintragen", sagte der venezianische Gesandte zu einem Kardinal, "dass ein Papst ins Feld zog, kaum genesen, im Januar, bei soviel Schnee und Kälte". Nicht zuletzt dank der persönlichen Anwesenheit, ja Führung des Papstes, siegte das päpstliche Heer.
Eindrucksvolle Jagdszenen
Leo X. (1513-1521) galt als guter und besonnener Reiter. Zu Pferd machte er bella figura, bestach durch angeborene Eleganz. Im Gegensatz zu Julius II. war ihm ein forscher, ungezähmter Ritt zuwider. Die Humanisten feierten und jubelten Leo X. als Förderer der Künste und Wissenschaften; "die Poeten Roms verkündigten den Anbruch des goldenen Zeitalters" (Ferdinand Gregorovius). Auf dem Possessritt (Ritt zur Besitznahme des Lateran) der zum Lateran konnte der Medici-Papst in Anspielung auf seine beiden Vorgänger - Alexander VI. und Julius II. - und auf seine eigene Person an einem Triumphbogen die in goldenen Lettern geschriebenen Worte lesen: "Einst hat Venus geherrscht, dann kam an die Reihe der Kriegsgott, nun beginnt der Tag, hehre Minerva, für dich."
https://de.wikipedia.org/wiki/Venus_(Mythologie))
https://de.wikipedia.org/wiki/Mars_(Mythologie))
https://de.wikipedia.org/wiki/Minerva
In dem schon erwähnten Film Luther wird der Zuschauer mit einer eindrucksvollen päpstlichen Jagdszene konfrontiert. Leo X., dargestellt von Uwe Ochsenknecht, reitet in ziviler Reitkluft munter einher; hoch zu Ross erledigt er in wildem Ritt einen Eber. Fakt oder Fiktion? Paride de Grassi, der Zeremonienmeister des Papstes, berichtet in seinen Tagebüchern, dass der Heilige Vater bei seinen Reitausflügen zwar nicht ganz korrekt bekleidet gewesen sei, aber er habe dennoch stets ein weisses Gewand getragen - "albo insignis amictu". Ein wilder Jagdritt war Leo X. nicht möglich. Körperliche Unzulänglichkeiten hinderten ihn daran. Anstrengungen riefen beim Papst heftige Schweissausbrüche hervor; die Dienerschaft führte, wann immer Leo sich über sein normales Mass bewegte, eine Unmenge von "fazzoletti - Taschentüchern" mit sich. "Ohne sie wäre der Papst ertrunken", vertraute De Grassi seinen Tagebüchern an.
Auch um die Sehkraft Seiner Heiligkeit hatte es nicht gut gestanden. Antonio de Beatia schrieb am 1. Mai 1518 vom päpstlichen Jagdschloss Isabellla von Mantua: "Hier tötete er einen überaus grossen Hirsch, den man zuvor in Netzen gefangen hatte; der Papst näherte sich ihm zu Fuss, in der einen Hand den Speer, in derr anderen die Augengläser."
In den folgenden Jahrhunderten standen die Päpste nicht mehr an der Spitze des Heeres, oder nahmen an blutigen Schlachten oder "wilden" Jagden teil. In bedrohliche Situationen gerieten sie dennoch. "Unser Herr der Papst hat sich heute nach Castel Gandolfo begeben. Auch dieses Mal hegen wir wieder die schlimmsten Befürchtungen", schrieb Domenico Paoli, der Agent der Republik Lucca am Päpstlichen Hof, im Sommer des Jahres 1771 an die Staatskanzlei seiner Regierung. Auf dem Stuhl Petri sass damals Klemens XIV. (1769-1774).
Was bewog den Gesandten Luccas zu diesen beängstigenden Worten, was drohte so Furchtbares in der päpstlichen Sommerresidenz? Am Abend des 30. September 1771 lag über der Residenz der Päpste in den Albaner Bergen der Verdacht der Verschwörung. In der Sala del Billardo, dem prachtvoll ausgestatteten Billardsaal, des päpstlichen Palastes, hatte sich eine illustre Gesellschaft eingefunden. Es waren die Würdenträger des Hofstaates, der dem Heiligen Vater in der Sommerfrische zu folgen pflegte. Man stand in kleinen Gruppen beieinander, steckte die Köpfe zusammen und sprach mit unterdrückter Stimme.
Ungestümer Reitstil
Wer nicht in die Gespräche eingeweiht war, hätte eine weitreichende Konspiration (Verschwörung) vermuten können. Und er wäre nicht einmal im Unrecht gewesen. Die Anwesenden hatten sich in der Tat verschworen - gegen den Papst. Es ging jedoch nicht um schwerwiegende theologische Differenzen oder um die politischen Belange des Kirchenstaates. Die "Intrige", die der Hofstaat zu spinnen begonnen hatte, lag in einer Leidenschaft des Papstes begründet; Klemens XIV. liebte das Reiten, schnelles und ungestümes Reiten - und war bei einem Ausritt schwer gestürzt.
Der Heilige Vater, der vor seiner Wahl zum Nachfolger Petri dem Orden der Franziskaner-Konventualen angehört hatte, galt als ruhig, bescheiden, fromm und sittenstreng. Ludwig von Pastor spricht in seiner Papstgeschichte von "der grossen Einfachheit der Lebensweise" Klemens' XIV. Wenn sich der Papst jedoch in Castel Gandolfo befand, konnte er sich zwei - an sich harmlose - Vergnügungen nicht versagen, das Billardspiel und das Reiten. Bei seinen morgendlichen Ausritten in die Umgebung verliess den Papst sein sonst so "ruhiges Naturell" (Ludwig von Pastor). Im Reiten verschaffte sich Klemens einen willkommenen Ausgleich zu der unendlichen Geduld, die er in Kirchengeschäften und bei Audienzen an den Tag zu legen hatte und auch legte.
Das Getuschel in der Sala del Billardo war verstummt, als de Leibarzt des Papstes den Saal betreten hatte. Er konnte den Hofstaat beruhigen. Der Pontifex, so teilte er mit, habe sich nur eine leichte Schulterverletzung zugezogen, die übrigen Blessuren (Verwundungen) seien eher oberflächlicher Art, kaum erwähnenswert.
Den Vertrauten des Papstes gelang es, den Heiligen Vater mit grosser Anstrengung davon zu überzeugen, sich für die noch verbleibende Zeit des Aufenthaltes einer geschlossenen Sänfte oder eines Maulesels zu bedienen. Doch jeder in der Umgebung Klemens' XIV. wusste, dass dieses päpstliche Zugeständnis nur bis zur Genesung dauern würde.
Der ungestüme Reitstil des Papstes war schon wenige Monate nach seiner Wahl erkennbar geworden. Domenico Paoli schrieb seiner Regierung erstmals am 21. Oktober 1769, die Art des Reitens erwecke bei der Umgebung des Papstes grosse Furcht; weder die Kürassiere noch die Leichte Reiterei (→Cavalleggeri), die den Heiligen Vater bei seinen Ausritten in Castel Gandolfo zu begleiten hätten, könnten mit der Schnelligkeit Klemens' XIV. mithalten. Der Papst galoppiere seiner Eskorte oft davon. Wenn man mit der Landbevölkerung spreche, wisse man nicht, was bei dieser überwiege, die Bewunderung für den Heiligen Vater oder die Sorge um sein Wohlergehen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Clemens_XIV..
https://komoot.com/de-de/guide/527751/wandern-rund-um-castel-gandolfo
Die Reitlust des Pontifex führte zu einer weiteren bemerkenswerten Fussnote in seiner Biographie. Der Ganganelli-Papst trat als "Modeschöpfer" an. Kardinal De Bernis teilte im Herbst 1769 dem Herzog von Choiseul in einem Brief mit, der Papst trage bei seinen Ausritten in Castel Gandolfo ein gänzlich weisses, mit weissen Knöpfen besetztes Gewand, dazu einen roten Hut. Ein Gemälde im Billardzimmer des Apostolischen Palastes zeigt die vom vorgeschriebenen Zeremoniell abweichende Kleidung. Das Bild (unten) wurde 2004 einem grösseren Publikum vorgestellt - auf einer Briefmarke der Post des Vatikanstaates.
Der letzte Papst, der durch seine Reitkünste von sich Reden gemacht hatte, war der selige Pius IX. (1846-1878) gewesen. "Einmal ritt er bis nach Monte Cavo hinauf, von den Kardinälen Mattei und Altieri begleitet. Ein anderes Mal durchquerte er, von Nemi kommend, den ganzen Faiola-Wald, der ein Schlupfwinkel von Räubern sein sollte, und machte sich über die Besorgtheit seines Gefolges lustig", berichtete Silvio Negro. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts konnte man in den Weinlokalen der Albaner Berge alte Männer von den Reitkünsten Pio Nonos schwärmen hören; mit Begeisterung erzählten sie, wie der Heilige Vater unter dem Applaus der Landbevölkerung seinem Hofstaat davongaloppierte - "avanti, avanti", habe der Pontifex seiner erlauchten Begleitung belustigt zugerufen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Monte_Cavo
https://domradio.de/artikel/gefangener-im-vatikan-pius-ix-papst-des-ersten-vatikanums-und-der-unfehlbarkeit
Erst in der zweiten Hälfte seines Pontifikates hatte Pius IX. zu einem gemütlicheren Reitstil gefunden. Seinem Vorgänger waren vom Herrscher des Osmanischen Reiches sechs prächtige Araberhengste zum Geschenk seines Hofes überlassen worden; bis auf einen, den er für sich behielt. Dieses edle Ross wurde Tag für Tag in den Vatikanischen Gärten herumgeführt. Im verschwiegenen Schatten der Bäume stieg der selige Papst Pius IX., der in der Kutsche angekommen war, in den Sattel und durchritt im Schritt die Wege, während ein Reitknecht den Zaum (Riemenwerk für den Kopf des Pferdes zum Führen und Lenken) des nicht mehr eben feurigen Pferdes lenkte.
https://de.wikipedia.org/wiki/Osmanisches_Reich
Marbacher Vollblut-Araberhengst. Video, 0.59 Min.:
https://youtube.com/watch?v=ZAglBFlUex8
Reklamefrei (Vatikan)
Das ganze Gebiet des Staates der Vatikanstadt war bis im Frühjahr 2010 reklamefrei, bis in den linken Kolonnaden an zwei Orten grosse Reklameflächen für italienische Elektrokonzerne prangten. Im September 2010 waren die Reklameflächen wohl noch da, aber ohne Reklame.
(WA: 2010: auf der östlichen Seite des Vatikans (Glaubenslehre bis Piazza del Risorgimento) sind an Palästen und der Vatikanmauer keine Sprayereien zu sehen.)
Religion, allgemein
https://nzz.ch/feuilleton/ohne-gott-keine-moral-erstaunliche-resultate-ld.1582522
https://srf.ch/sendungen/school/gesellschaft-ethik-religion/glaube-im-fokus-mein-gott-dein-gott-kein-gott
Was ist Religion? Video, 2 Min. 50:
https://studyflix.de/allgemeinwissen/religon-7010
BaZ Basler Zeitung vom 4. Juli 2012, S. 5, SDA
Religion lässt Individuen kalt – erhitzt jedoch die politische Debatte
Bern. Punkto Religion wächst in der Schweiz eine Kluft: Ihre Bedeutung im Privaten schrumpft, während sie als Zankapfel in Politik und Medien bedeutsamer wird. Zu diesem Schluss kommt das Nationale Forschungsprogramm „Religionsgemeinschaften, Staat und Gesellschaft“ (NFP 58) in seinem Schlussbericht.
Religion werde in den Medien, aber auch auf dem Schulhof und in der Politik oft zur Abgrenzung der „einheimischen“ von „fremden“ Gruppen benutzt, wie der Schweizerische Nationalfonds (SNF) in einem Communiqué schreibt. Dies geschehe häufig im Zusammenhang mit gewalttätigem Handeln oder stereotypen Wahrnehmungen von Migranten.
Religion als „Privatsache“
Im Gegensatz dazu griffen einzelne Menschen immer seltener auf die traditionelle Religion zurück, schlossen die Forschenden, die für das NFP 58 die Religionslandschaften der Schweiz in 28 Projekten durchleuchtet hatten. Die grossen christlichen Kirchen verloren immer mehr Mitglieder und besonders unter den Jüngeren gelte Religion als „Privatsache“.
Trotz der Säkularisierung erfuhren manche Religionsgemeinschaften Zulauf, schreibt der SNF. Sie hätten zwar wenige, aber hoch engagierte Mitglieder, die eine konservative Lebensführung propagieren. „Diese Heterogenität (Ungleichartigkeit) verschärft das Verhältnis zwischen stark Religiösen und Religionsdistanzierten“, zitiert die Mitteilung Christoph Bochinger, Präsident der Leitungsgruppe des NFP 58.
Daher gelte es, den respektvollen Umgang zwischen den verschiedenen Gruppen zu fördern, sagt Bochinger. Die Leitungsgruppe empfiehlt deshalb den Behörden auf allen Ebenen, mehr für die Gleichstellung der religiösen Gruppierungen zu tun. Auch die neuen Gemeinschaften sollten bei politischen Aushandlungen berücksichtigt werden – aber ebenso säkuläre (weltliche) Gruppen wie die Freidenker.
OR Nr. 42 vom 20.10.2017, S. 3
Wertschätzung anderer Religionen und Kulturen
Der Vatikan hat Hindus zur Achtung kultureller Vielfalt aufgerufen. Pluralismus und Verschiedenheit als Bedrohung für die Einheit zu sehen, führe zu Intoleranz und Gewalt, heisst es in einem am 16.10.2017 veröffentlichten Grusswort zum n hinduistischen Diwali-Fest. Unterschiedliche soziale, kulturelle und religiöse Praktiken und Bräuche müssten wertgeschätzt werden. Dazu gehöre auch, das „unveräusserliche Recht“ anderer anzuerkennen und auszuüben. Um eine friedlichere und harmonischere Gesellschaft zu schaffen, müsse man über blosse Toleranz hinausgehen, schrieb der Präsident des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog, Kardinal Jean-Louis Tauran, in dem Grusswort.
OR Nr. 23 vom 10.06.2022, S. 3
Mehr Dialog zwischen den Religionen für eine friedlichere Welt
Vatikanstadt. Papst Franziskus hat die Menschen zu intensiverer Begegnung ermutigt. Jeder Mensch sei wie ein Stein in einem riesigen Mosaik, der schon für sich genommen schön sei, aber erst zusammen mit den anderen Mosaiksteinen ein Bild ergebe, so der Heilige Vater bei einer Audienz für die Mitarbeiter des Dikasteriums für den Interreligiösen Dialog (→Anticamera) am Montag, 06.06.2022. Trotz der zunehmenden Vernetzung dieser Welt, sei diese nicht geschwisterlich und von Gemeinschaft geprägt; das Gegenteil sei der Fall, erklärte Franziskus weiter.
Dies mache den Dialog im Allgemeinen und den interreligiösen Dialog im Besonderen zu einem entscheidenden Thema, sagte der Papst zu den Teilnehmer an der jährlichen Vollversammlung des Dikasteriums. Daher sei es ihre Mission, gemeinsam mit anderen Gläubigen Gott zu suchen und dabei Menschen anderer Religionen nicht abstrakt, sondern konrekt zu betrachten, "mit ihrer Geschichte, ihren Sehnsüchten, ihren Wunden, ihren Träumen".
Jeder Mensch sei beseelt vom Wunsch nach Gemeinschaft, der es ermögliche, miteinander zu reden, Projekte auszutauschen und gemeinsam eine Zukunft zu entwerfen. Dieser Wunsch verbinde untereinander, "aber ohne den anderen zu vereinnahmen und unter Bewährung der jeweiligen Identität". In diesem Geist und Stil sollten auch Beziehungen zu Menschen anderer religiöser Traditionen gepflegt werden, forderte Franziskus. Denn nur so könne gemeinsam eine für alle bewohnbare Welt in Frieden aufgebaut werden.
bz Basellandschatliche Zeitung vom 16.11.2022, S. 21, Mona Martin
Religonsunterricht in der Krise
Eine Lehrkraft berichtet besorgt über die Entwicklung in den Basler Schulen. Eine Lösung scheint nicht in Sicht zu sein.
Immer mehr Eltern in Basel nehmen ihre Kinder aus dem Religionsunterricht in der Schule. "Von 22 Kindern kommt die Hälfte", berichtet eine Religionslehrkraft von einer Klasse am Primarschulhaus Isaak Iselin. Am letzten Elternabend bemühte sie sich deshalb um mehr Aufmerksamkeit: "Ich habe ein anschauliches Beispiel gemacht, wie ich unterrichte, spürte aber Desinteresse. Es macht mich traurig, dass es nicht einmal Nachfragen gibt", sagt sie bei einem Telefongespräch. Dabei sei der Religionsunterricht doch wichtig, findet sie. "Durch die Auseinandersetzungen mit den biblischen Geschichten kommen ganz viele lebensrelevante Fragen auf, die sonst in der Schule kaum Platz finden, die Kinder aber beschäftigen." (...)
"Schreiben und Rechnen sind wichtiger als Religion". Religonslehrerin, seit 20 Jahren am Isaak Iselin.
OR Nr. 34 vom 25.08.2023, S. 3
Religionen nicht mehr für Hass instrumentalisieren
Vatikanstadt. Papst Franziskus hat Gewalt im Namen der Religion verurteilt. "Ich erneuere meinen Aufruf, Religionen nicht mehr zu instrumentalisieren (missbrauchen), um Hass, Gewalt, Extremismus (ausserordentliche Haltung) und Fanatismus (unduldsames Eintreten für eine Sache, die kompromisslos versucht wird, sie durchzusetzen) zu schüren" (anstacheln), schrieb der Papst am Dienstag, 22. August 2023, im Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter). Der Name Gottes dürfe nicht mehr zur Rechtfertigung von Mord, Exil, Terrorismus und Unterdrückung verwendet werden. Franziskus äusserte sich anlässlich des Internationalen Tages zum Gedenken an die Opfer von Gewalttaten aus Gründen der Religion, der jährlich am 22. August begangen wird.
OR Nr. 29 vom 19.07.2024, S. 2
Gegenseitiger Respekt und Freundschaft zwischen den Religionen
Vatikanstadt. Papst Franziskus hat in einer Ansprache vor einer Delegation von Muslimen die Gewissens- und Religionsfreiheit verteidigt. Jeder Mensch müsse seine religiösen Entscheidungen völlig frei treffen können, sagte er am Mittwoch, 26.06.2024, vor einer Gruppe von Muslimen aus Bologna. Darüber hinaus müsse sich jeder Gläubige frei fühlen, die eigene Religion anderen Menschen vorzuschlagen, ohne sie ihnen aufzudrängen, hob der Papst hervor. (...)
Kath. Wochenzeitung Baden 44/2024 November, S. 4
Ungarischer Kardinal Erdö: Religionsunterricht zunehmend von Relativismus (jede Erkenntnis ist relativ) geprägt
Kardinal bei Kirche-Staat-Konferenz im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft: Im Westen "kulturelles Angebot", bei dem alle religiöse Überzeugung gleichwertig dargestellt werden.
Einen tiefgreifenden Wandel in der Ausrichtung des konfessionellen Religonsunterrichts in westeuropäischen Ländern hat der ungarische Kardinal Peter Erdö beklagt. Statt um Glaubensunterweisung gehe es in dem Fach in staatlichen Schulen heute um einen "Unterricht über Religonen", sagte der ungarische Kirchenführer in seiner Bischofsstadt Budapest. Religionsunterricht werde dann zu einem "kulturellen Angebot", bei dem es um Gleichheit und Würde aller Menschen gehe, wobei von einer "Relativität aller religiösen Überzeugungen" ausgegangen werde. (...)
https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Erdö
→Kirche Schweiz
→Deutsche Kirche
→Italien, italienische Kirche
→Österreichische Kirche
→Christen
Religionsfreiheit
Warum Religionsfreiheit ein hohes Gut ist. Video, 4 Min. 44:
https://swrfernsehen.de/landesschau-rp/gutzuwissen/video-1610-religionsfreiheit-100.html
Was ist Religionsfreiheit? Video, 3 Min. 38:
https://youtube.com/watch?v=HnV9jvMMCCE
Kath. Wochenzeitung Baden Nr. 11 vom 16. März 2012
Vatikan sieht wachsende religiöse Diskriminierung weltweit
70 % der Weltbevölkerung leben in Staaten mit stark eingeschränkter Religionsfreiheit.
Mehr als 2,2 Milliarden Menschen werden nach vatikanischen Angaben gegenwärtig weltweit an der freien Ausübung ihrer Religion gehindert. Dabei handle es sich um einen steigenden Trend, sagte der Vertreter des Heiligen Stuhles bei den Vereinigten Nationen in Genf, Erzbischof Silvano Tomasi, vor dem UN-Menschenrechtsrat. Zugleich habe die Gewalt gegen Christen in Afrika, Asien und dem Nahen Osten stark zugenommen. Dort sei die Zahl der Anschläge zwischen 2003 und 2010 um 309 % gestiegen. Christen seien jedoch keineswegs die einzigen Opfer. (…)
Der Vatikanvertreter verurteilte jede Form von religiös motiviertem Terrorismus und hob den Betrag der Religionen für den Frieden hervor. Religion sei keine Bedrohung, sondern eine Ressource für die Gesellschaft.
Kath. Wochenzeitung Baden 38/2017 September, S. 11
US-Justizministerium an Höchstgericht: Religionsfreiheit schützen
In einer Stellungnahme im Fall eines christlichen Bäckers Jack Phillips pocht das Justizministerium auf die Einhaltung der Religionsfreiheit. Phillips hat sich 2012 geweigert, eine Torte für eine „Hochzeit“ Homosexueller anzufertigen. (Damit vollzieht die Regierung Trump eine Kehrtwendung um 180 Grad gegenüber der Haltung der Obama-Administration, vom Staatsterror gegen gläubige Christen zum Einsatz für die Religions- und Gewissensfreiheit. Red. KWZ)
Das Justizministerium der USA hat eine Stellungnahme zu Gunsten des christlichen Bäckers Jack Phillips aus Lakewood (Colorado) an den Obersten Gerichtshof übermittelt. Phillips war verurteilt worden, weil er sich geweigert hatte, eine Torte für die „Hochzeit“ eines homosexuellen Paares zu backen.
Im Gegensatz zu vielen Meldungen hat Phillips sich nicht prinzipiell geweigert, Homosexuelle zu beliefern. Er hat ihnen andere Produkte aus seiner Bäckerei angeboten. Er ist verurteilt worden, weil er es mit seinem Gewissen nicht vereinbaren kann, extra für eine „Hochzeit“ Homosexueller eine besondere Torte zu machen. Phillips war nach seiner Verurteilung gezwungen, einen Bereich seiner Geschäftstätigkeit einzustellen. Es ist ihm nun nicht mehr möglich, spezielle Torten entsprechend den Wünschen seiner Kunden herzustellen. Seine Bäckerei hat deshalb 6 ihrer 10 Mitarbeiter gekündigt. (…)
Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 51/2018, S. 3
„Ohne Menschenrechte leiden alle Religionsgruppen“
Kirche in Not stellt in grossen Teilen der Welt Verletzungen der Religionsfreiheit fest
Gut 60 % aller Menschen leben in Ländern, die Religionsfreiheit nicht respektieren. Das geht aus dem Bericht „Religionsfreiheit weltweit“ hervor, den das Hilfswerk Kirche in Not für die Jahre 2016 bis 2018 erarbeitet hat.
Ende November hat das internationale katholische Hilfswerk Kirche in Not seinen jüngsten Bericht „Religionsfreiheit weltweit“ in 7 Sprachen vorgestellt. Der zweijährlich vorgelegte Bericht umfasst den Zeitraum von Juni 2016 bis Juni 2018. Im Interview erläutert Roberto Simona, Islamexperte bei Kirche in Not Schweiz, die Ursachen für die insgesamt negative Entwicklung.
Der Bericht stellt insgesamt eine Verschlechterung der Religionsfreiheit weltweit fest. Was für Ursachen gibt es hierfür?
Roberto Simona: Mehr als 4 Milliarden Menschen leben in einer Situation, in der die Religions- und Gewissensfreiheit nicht gewährleistet ist, sie werden also diskriminiert oder verfolgt. Ursachen sind einerseits Krieg, wie beispielsweise in Jemen. Dann gibt es Länder, in denen Diktaturen herrschen, andere leiden unter grosser Armut, oder fundamentalistische Gruppen halten die Bevölkerung unter Kontrolle. (…)
(…) Bericht „Religionsfreiheit weltweit 2018“
Der Bericht 2018 analysiert die Situation der Religionsfreiheit in 196 Ländern. In 38 davon werde die Religionsfreiheit systematisch verletzt, was sich in Diskriminierung und Verfolgung zeige. Im Vergleich mit 2016 habe sich die Lage in 18 von diesen 38 Ländern verschlechtert. Dazu gehörten China, Niger oder die Türkei. Nur für Syrien und den Irak hält der Bericht eine positive Entwicklung fest.
In Europa, Amerika und Australien, wo die Religionsfreiheit gewährleistet sei, macht der Bericht auf die gegenwärtige Islamfeindlichkeit aufmerksam. Der Bericht will insgesamt auf die Gefahr von Gleichgültigkeit gegenüber der Missachtung von Religionsfreiheit aufmerksam machen, heisst es in der Einleitung. (sys)
Informationen aus dem Bericht findet man auf www.kirche-in-not.ch. Das 160-seitige Buch „Religionsfreiheit Weltweit – Bericht 2018“ ist erhältlich bei Kirche in Not, Cysatstrase 6, 6004 Luzern. E-Mai: mail@kirche-in-not.ch
OR Nr. 18 vom 03.05.2019, S. 3
Dossier zu Religionsfreiheit und Fundamentalismus
Vatikanstadt. Die Internationale Theologenkommission des Vatikans hat ein umfassendes Dossier zur Religionsfreiheit vorgelegt. Darin wird für wachsenden Fundamentalismus in verschiedenen Gesellschaften auch ein liberaler Staat verantwortlich gemacht. Das rund 37-seitige Dokument wurde am 25.04.2019 publik. Eine 10-köpfige Unterkommission hatte es von 2014 bis 2018 erarbeitet. Papst Franziskus gab es am 21.03.2019 zur Veröffentlichung frei.
Religiöse Radikalisierung erscheine nicht nur als Rückkehr zu strengeren und traditionelleren Frömmigkeitsformen, sondern sei oft auch eine Reaktion auf den modernen Staat und dessen ethischen Relativismus, heisst es in dem Dossier. Als einen zweiten Grund für Radikalisierung vermuten die Autoren, dass der religionsneutrale Staat religiöse Bürger nicht zureichend davor schütze, aufgrund ihres Bekenntnisses in ihrer Teilhabe am kulturellen und politischen Leben behindert zu werden.
Die Studie spricht in dem Zusammenhang von einer weltanschaulichen Neutralität, die ethische und religiöse Motivationen ausklammere und so faktisch für die „Marginalisierung (ins Abseits schieben), wenn nicht den Ausschluss religiöser Ausdrucksformen aus dem öffentlichen Bereich“ sorge. Damit gehe es um eine „nur scheinbare Neutralität des öffentlichen Bereiches und eine objektive diskriminierende zivile Freiheit“. Dies begünstige gewaltbereite und totalitäre Ideologien ebenso wie militante (kämpferische) Formen von Religionen.
Zugleich wendet sich der Text gegen religiös motivierte Gewalt und fordert eine Gemeinwohlorientierung sowohl von Gläubigen als auch Nichtglaubenden. Interreligiöser Dialog stelle für die katholische Kirche weder eine Alternative noch einen Widerspruch zur Verkündigung des eigenen Glaubens dar, sondern bringe im Austausch auf der Grundlage von Gerechtigkeit und Respekt zentrale Anliegen des Evangeliums zum Ausdruck
Kath. Wochenzeitung Baden 7/2019 Februar, S. 9, AC Wimmer
Der Papst in Abu Dhabi: „Frieden und Gerechtigkeit sind nicht voneinander zu trennen!“
Franziskus fordert Religionsfreiheit bei seinem Besuch der muslemischen Welt und verurteilt Gewalt im Namen Gottes. „Entweder wir bauen die Zu7kunft gemeinsam, oder es gibt keine Zukunft“: Mit diesen Worten hat Papst Franziskus bei der Konferenz in den Vereinigten Arabischen Emiraten am 4. Februar 2019 ein Plädoyer für Toleranz und echte Religionsfreiheit untermauert.
Der Pontifex verurteilte in einer bemerkenswerten Rede jede Form von Gewalt im Namen Gottes und betonte, dass diese „unweigerlich zu verurteilen“ sei, „denn es ist eine schwere Entweihung des Namens Gottes, ihn zur Rechtfertigung von Hass und Gewallt gegen den Bruder zu missbrauchen.“ (…)
OR Nr. 15 vom 12.04.20019, S. 3
Kardinalstaatssekretär Parolin besorgt über Angriffe auf Religionsfreiheit
Vatikanstadt. Der Vatikan ist in Sorge um die Religionsfreiheit auf der Welt. „Derzeit sind wir Zeuge einer kontinuierlichen Verschlechterung – wir könnten sogar sagen eines Angriffs – auf dieses unveräusserliche Recht in vielen Teilen der Welt“, sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin zum Abschluss einer internationalen Konferenz über Religionsfreiheit am Sitz der US-amerikanischen Botschaft beim Heiligen Stuhl in Rom. Oftmals blieben Verletzungen „dieses fundamentalen Rechts“ ungestraft; es gebe auch wenig Aufmerksamkeit für dieses Thema in den Medien, fügte Parolin hinzu.
Religionsfreiheit umfasse die Freiheit, ethische Prinzipien, „die sich aus religiösen Grundsätzen ergeben“, privat wie öffentlich zu leben, so der Kardinal bei der Veranstaltung am Mittwoch, 03.04.2019. „Dies ist eine grosse Herausforderung in einer globalisierten Welt, in der schwache Überzeugungen auch das allgemeine ethische Niveau senken“, so Parolin. Dies könne auch damit enden, dass „im Namen eines falschen Toleranzbegriffs“ jene verfolgt würden, die ihren Glauben verteidigten.
OR Nr. 28/29 vom 10.07.2020, S. 3
Forderung nach klaren Medienstandards für Religions- und Meinungsfreiheit
Vatikanstadt. Um Meinungs- und Religionsfreiheit zu gewährleisten, brauchen Medien nach Ansicht des Vatikans einerseits genügend Freiraum, andererseits müsse dieser verantwortungsvoll eingesetzt werden. Daher bräuchten Internet-Dienstleister und soziale Netzwerke „klare, transparente und nicht diskriminierende Standards“. Diese sollten dazu beitragen, „jede von Intoleranz geprägte Ausdrucks- und Verhaltensweise zu verhindern“, heisst es in einer am Dienstag, 20.06.2020, veröffentlichten Erklärung der Delegation des Heiligen Stuhles bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa ((OSZE). „Die Freiheit der Religion oder des Bekenntnisses schliesst kritische Debatten oder ernsthafte Diskussionen über Religion nicht aus“, heisst es weiter. Gleichwohl sei es nicht hinnehmbar, dass „Meinungsfreiheit als Rechtfertigung für Diskriminierung, Feindseligkeit oder Gewalt gegen eine Religion oder ihre Mitglieder“ missbraucht werde.
Um den jeweiligen Interessen gerecht zu werden, braucht es nach Ansicht des Heiligen Stuhles „einen Raum, in dem beide Seiten ihre jeweiligen, auch kontroversen Ansichten mit Respekt und ohne Furcht voneinander vertreten können“. Anlass der Einlassung war das „Implementierungstreffen zur menschlichen Dimension“. Dieses gilt als grösste jährliche Menschenrechtskonferenz Europas.
Kath. Wochenzeitung Baden 49/2022 Dezember, S. 5
Kardinal Sarah: "Die Religionsfreiheit ist auch im Westen bedroht"
Christen im Westen sollten die Religionsfreiheit und die Freiheit der Religonsausübung nicht als selbstverständlich ansehen, sagte Kardinal Robert Sarah. "Die Bedrohung der Religionsfreiheit hat viele Formen. Unzählige Märtyrer sterben weiterhin für den Glauben auf der ganzen Welt", sagte der 77-Jährige kürzlich in einem Interview mit "EWTN News".
"Aber auch im Westen ist die Religionsfreiheit bedroht". Es handelt sich oft nicht um eine offene Bedrohung oder um Hass auf den Glauben", fügte er hinzu, sondern um eine "implizite ("mit enthaltene") Voreingenommenheit gegenüber dem Christentum". (...) Hannah Brockhaus
Kath. Wochenzeitung Baden 20/2023 Mai, S. 11
Eine Kämpferin für Meinungs- und Religionsfreiheit in Finnland
Die Christin und finnische Abgeordnete und ehemalige Innenministerin Pälvi Räsänen ist bei den jüngsten Parlamentswahlen am 02.04.2023 wiedergewählt worden.
Gegen die christliche Politikerin läuft in Finnland nach wie vor ein Gerichtsverfahren wegen vermeintlicher Hassrede durch die finnische Generalstaatsanwältin Raija Toivialnen.
Die christliche Politikerin hatte mehrfach öffentlich erklärt, dass praktizierende Homosexualität aus biblischer Sicht Sünde sei. Im März 2022 wurde eine Klage gegen sie abgewiesen, im April 2023 soll ein Berufungsverfahren stattfinden. Ermutigend für die Politikerin ist, dass sie jetzt sogar mehr Stimmen bekam als vor den Wahlen 2019. Die Christin gilt als Kämpferin für die Meinungs- und Religionsfreiheit in Finnland.
Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 27-28/2023 Juli, S. 2
Religionsfreiheit wird weltweit verletzt
In fast einem Drittel der Länder weltweit wird die Religionsfreiheit verletzt. 62,5 % der Weltbevölkerung (4,9 Milliarden Menschen) leben in Ländern mit schweren oder sehr schweren Verstössen. Das stellt das Internationale katholische Hilfswerk "Kirche in Not" (ACN)" in der Neuauflage 2023 seines Berichts "Religionsfreiheit weltweit" fest, der die Situation in 196 Länder der Welt in Bezug auf die Religionen beurteilt. "Religionsfreiheit ist kein blosses Konzept, sondern eine Fage von Leben und Tod", schreibt "Kirche in Not" dazu. kh
Kath. Wochenzeitung Baden 37/2023 September, S. 4
Nigeria: Gericht schützt Recht auf Konversion (Übertritt von einer Religion zur anderen)
Ein Gericht hat eine 18jährige, die zum Christentum konvertiert ist, per Gerichtsbeschluss vor Morddrohungen durch Familienmitglieder geschützt. Damit unterstreicht das Gericht das Grundrecht auf Religionsfreiheit.
Kath. Wochenzeitung Baden 1/2024 Januar, S. 5, Joe Bukuras
Menschenrechtler fordern, Nigeria erneut als Missachter der Religionsfreiheit einzustufen
Mehr als zwei Dutzend Menschenrechtler haben das US-amerikanische Parlament aufgefordert, das Aussenministerium zu veranlassen, Nigeria wieder auf die Liste der weltweit schlimmsten Missachtung der Religionsfreiheit zu setzen. (Katholische Geistliche als Zielscheibe)
OR Nr. 35 vom 30.08.2024, S. 3
Gemeinsam für die Religionsfreiheit eintreten
Bonn. Die katholischen Bischöfe in Deutschland beklagen eine weltweit stetige Zunahme von Gewalt gegen Menschen wegen ihres Glaubens oder ihrer Religionszugehörigkeit. "Wir müssen mitansehen, wie religiöse Intoleranz und Diskriminierung immer wieder zu Angriffen auf Andersdenkende führen", erklärte der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschern Bischofskonferenz, Bischof Bertram Meier, am Dienstag, 20.08.2024, in Bonn. Der Augsburger Bischof äusserte sich zum Internationalen Gedenktag der Vereinten Nationen für die Opfer von Gewalttaten aus Gründen der Religion oder des Glaubens, der am 22. August begangen wurde. (...)
Religionslos
→Austritte in der Kirche
https://de.wikipedia.org/wiki/Konfessionslosigkeit
https://ekd.de/konfessionslosigkeit-75224.htm
Reliquien
Mit einer Prunkrüstung geschmückte Reliquie des heiligen Pankratius in Wil SG, Schweiz
Aufgekreuzt: Reliquien und Reliquienverehrung. Video, 20 Min. 38:
https://youtube.com/watch?v=zOikaxa0CjM
https://kirche-und-leben.de/artikel/was-sind-reliquien
OR Nrn. 51/52 vom 22.12.2017, S. 3
Vatikan definiert Regeln zum Umgang mit Reliquien
Der Vatikan hat den kirchlichen Umgang mit Reliquien präzisiert. Dazu veröffentlicht die zuständige Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse eine zehnseitige Instruktion, die sich in erster Linie an Bischöfe richtet. Sie soll helfen, die Echtheit von Reliquien sicherzustellen und den Umgang mit ihnen zu klären. So etwa ist eine eigene vatikanische Genehmigung erforderlich, um den Leichnam eines Verstorbenen, der selig- oder heiliggesprochen werden soll, Gliedmassen zu entnehmen. Strengstens verboten bleiben der Verkauf und der Handel mit Reliquien. Im Kirchenrecht von 1983 regelt dies canon 1090.
Reliquien – vom lateinischen „reliquiae“ abgeleitet – sind wörtlich „Überreste“. Gemeint sind die sterblichen Überreste von als heilig verehrten Personen. Weiter gefasst fallen darunter aber auch Kleidungsstücke und Gebrauchsgegenstände der Betreffenden oder Marterwerkzeuge sowie Dinge, die beispielsweise mit den Gebeinen eines Heiligen im Berührung kamen.
Die neue vatikanische Instruktion mit dem Titel „Die Reliquien in der Kirche: Echtheit und Aufbewahrung“ erklärt im einzelnen, wie Bischöfe kirchenrechtlich korrekt mit Bitten zur Anerkennung von Reliquien umgehen sollen. Zudem regelt sie, was bei der Aufbewahrung, Entnahme und Überstellung von Reliquien zu beachten ist. Der Bischof, so die Instruktion, ist in diesen Dingen letztverantwortlich – allerdings stets in Absprache mit der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse. So dürfen Reliquien von Seligen und Heiligen nur dann öffentlich zur Verehrung ausgestellt werden, wenn die kirchlich Verantwortlichen dies genehmigt haben und ihre Echtheit garantiert.
In ihrer Einführung erläutert die Instruktion weiter den Unterschied zwischen Primär- und Sekundarreliquien. Primäre Reliquien sind die Leichname von Seligen und Heiligen, Körperteile von diesen oder die Asche ihrer verbrannten Körper. Als Sekundärreliquien hingegen gelten kleinere Körperteile oder Objekte, die unmittelbar von ihnen berührt oder benutzt worden sind. Auch sie sollen in würdiger Weise und mit religiöser Ehrfurcht aufbewahrt und behandelt werden, „um jeden Anschein von Aberglauben oder Schacherei (abwertend für feilschend‘) zu vermeiden“.
Entsprechend müsse mit den sterblichen Überresten von Menschen umgegangen werden, für die ein Heilig- oder Seligsprechungsverfahren im Gang sei. Bis zu einer Entscheidung im Verfahren dürfen diese sterblichen Überreste allerdings nicht zur öffentlichen Verehrung ausgestellt werden.
Die jetzt vorgelegte Instruktion ersetzt einen Anhang der Instruktion „Sanctorum Mater“ („Mutter der Heiligen“) von 2008. Diese Richtlinie zu Seligsprechungsverfahren erinnerte an bestehende Normen und wollte juristische Abläufe zwischen dem Vatikan und den Bischöfen verbessern. Das Papier gab damals im Wesentlichen zwei unter Papst Johannes Paul II. verabschiedete Bestimmungen zu Seligsprechungen aus dem Jahr 1983 wieder.
Renaissance-Zeit
→Papstkinder
Renten, vatikanische
→Pensionen
Restaurants im Vatikan
→Verpflegung
Ein Restaurant/Pizzeria mit Selbstbedienung findet man in den vatikanischen Museen.
Arbeiter/Angestellte des Vatikans benutzen hie und da die Kantine der Garde für einen Weintrunk mit Faustbrot, sonst steht ihnen die eigene Mensa für die Mittagsverpflegung bei der Piazza Rita offen.
Restaurationspolitik der röm. kath. Kirche
https://itpol.de/zeichen-der-restauration-in-der-katholischen-kirche/
https://de.wikipedia.org/wiki/Katholische_Reform
Wie reformfreudig ist die katholische Kirche? Video,k 42 Min. 38:
https://youtube.com/watch?v=x1Vw-cZdpy0
Prof. Dr. Hans Küng, Ist die Kirche noch zu retten? S. 27
Es erstaunt immer wieder, wie auch säkulare Zeitgenossen, die sich nicht der Kirche zugehörig fühlen, und ästhetisierende (nach den Gesetzen des Schönen urteilen) Intellektuelle sich blenden lassen von wieder verstärkter barocker Prachtentfaltung und von medienwirksamen liturgischen Inszenierungen, womit man in Rom eine starke Kirche und einen unangefochtenen Papst zu demonstrieren versucht. Doch kann aller sakrale Prunk nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Restaurationspolitik Johannes Pauls II. und Benedikts XVI. aufs Ganze gesehen gescheitert ist. Alle päpstlichen Auftritte, Reisen und Lehrdokumente vermochten die Auffassungen der meisten Katholiken in kontroversen Fragen nicht im Sinne römischer Doktrin zu verändern. Und selbst päpstliche Jugendtreffen, besucht vor allem von konservativen charismatischen Gruppierungen und gefördert von traditionalistischen Organisationen, konnten weder die Kirchenaustritte bremsen noch mehr Priesterberufe wecken.
→P-Park, Erweiterte Themen; Päpste, ihre Pontifikate,
A-G: Benedikt XVI.
H-IJ: Johannes Paul II.
Restaurierungswerkstätten Vatikan/Italien
OR Nr. 23 vom 10.06.2016, S. 4
Restaurierungswerkstätten des Vatikan und Italiens unterzeichnen ein Abkommen
Eine enge Zusammenarbeit zwischen den Restaurierungswerkstätten des Vatikan und Italiens wird seit kurzem in einem eigenen Abkommen geregelt. Am 31. Mai 2016 unterzeichneten der Direktor der Vatikanmuseen, Antonio Paolucci, und die Direktorin der Fachhochschule für Konservierung und Restaurierung (ISCR), Gisella Caponi, ein Dokument, das neben gemeinsamen Leitlinien für die wissenschaftliche Forschung einen Erfahrungs- und Informationsaustausch sowie die Ausarbeitung von theoretischen und praktischen Regelungen vorsieht, unter besonderer Berücksichtigung der planmässigen Konservierung und des Umweltmonitoring (Dauerbeobachtung der Umwelt). Ausserdem sollen Studenten des ISCR ein Praktikum in den Vatikanischen Museen absolvieren, während Fachleute aus dem Vatikan an den Spezialisierungskursen des ISCR teilnehmen können.
Bisher fanden die Beziehungen zwischen den beiden Restaurierungswerkstätten, die in die Gründungszeit des ISCR (1939) zurückreichen, auf informeller Ebene statt. Im von deutschen Truppen besetzten Rom liess 1944 der damalige Direktor des ISCR, Cesare Brandi, die modernen Geräte in den Vatikan bringen, um sie vor Beschädigung oder Beschlagnahmung zu schützen. In der Folgezeit waren gegenseitig Beratung und Zusammenarbeit üblich. Die seit 2008 dem italienischen Ministerium für Kulturgüter und Tourismus unterstellte Restaurierungswerkstatt, die sich in Trastevere befindet, geniesst international einen sehr guten Ruf.
Dasselbe gilt für die Einrichtung des Vatikan, wo 59 fest angestellte Restauratoren mit verschiedenen Spezialisierungen tätig sind (Fresko, Leinwand- und Tafelmalerei, Stein, Metall, Papier, Stoff, ethnographische Objekte). Hinzu kommen 43 Fachleute mit befristeten Arbeitsverträgen in den aktuell durchgeführten Projekten wie der Galerie der Landkarten, der Fresken in der Scala Santa, dem Konstantinsaal. Weitere 66 Freiberufler arbeiten an unzähligen kleineren Aufträgen für Kunstwerke der Sammlungen. Diese ansehnliche Zahl von Arbeitskräften (168) wird von den 11 Spezialisten der Abteilung „Wissenschaftliche Forschungen“ unter der Leitung von Prof. Ulderico Santamaria fachlich begleitet. Die Restaurierungswerkstätten des Vatikan haben ein durchschnittliches Jahresbudget von über 2 Millionen Euro.
Risorgimento (Wiedergeburt) Italiens
https://de.wikipedia.org/wiki/Risorgimento
OR Nr. 40 vom 08.10.2010
Die letzten Jahre und Tage des alten Kirchenstaates von 1867-70:
(Risorgimento, die italienische Einigungsbewegung im 19. Jahrhundert;
il risorgimento (ital. die Wiedergeburt, das Wiederaufblühen, die Wiedererstehung)
Im Kampf um das weltliche Herrschaftsgebiet des Papstes
Der Kirchenstaat hisst die weisse Flagge
Auch wenn der Kirchenstaat seit 1860 auf ein Fünftel seiner Grösse geschrumpft war, blieb er den Anhängern eines geeinten Italiens ein Dorn im Auge. Das savoyische Königshaus aber war durch internationale Konventionen gebunden und konnte sich nicht offiziell des päpstlichen Territoriums bemächtigen. Man musste zu anderen Mitteln greifen. Der Plan war es, den Kirchenstaat zu destabilisieren. Giuseppe Garibaldi und seine Freischärler sollten hierzu das Nötige tun. Stände das „Patrimonium Petri“ in Aufruhr, würde Italien dem Papst „zu Hilfe“ eilen und die Ruhe wiederherstellen. Ein Plebiszit (Volksabstimmung) würde folgen, das den Willen des Volkes kundtäte, in die italienische Nation aufgenommen zu werden – und der Papst wäre seiner weltlichen Sorgen entledigt gewesen.
Der Einfall der Freischärler Garibaldis in das „Patrimonium Petri“ und die Bresche bei der Porta Pia
- „O Roma o Morte“ – entweder Rom oder den Tod gab Giuseppe Garibaldi als Devise für den Feldzug
- Zigtausende von Freiwilligen kämpfen: rote Hemden, deshalb „Camicie rosse“, Rothemden
- 29. September 1867: erste Freischärler drangen in den Kirchenstaat ein. Sieg ging an die Päpstlichen
- Dann aber drangen immer mehr Garibaldis ein, 12’000 bis 15’000 Mann
- Auch Rom wurde von revolutionären Unruhen nicht verschont: Petarden und Orsini- Bomben (Vorläufer heutiger Handgranaten) gegen öffentliche Gebäude und Kleriker. Die Serristori-Kaserne beim Vatikan ging in die Luft. Nur 24 Regimentsmusiker und zahlreiche Zivilisten sterben. Die Kompanien waren vorher ausgerückt.
Ernste Lage
- Ende Oktober 1867: Monterotondo fiel in die Hände der Freischärler
- 3. November 1867: 3’000 Päpstliche verlassen die Ewige Stadt unter General Hermann Kanzler (1822-89, Waffenminister des Kirchenstaates) Richtung Monterotondo
- Dazu kamen 2’000 Mann vom französischen Expeditionskorps auf Befehl von Kaiser Napoleon III.
- 03.11.1867, 13.00 Uhr. Man traf auf 7’000 Freischärler. Die Päpstlichen siegten
- Garibaldi vor Ende der Schlacht flieht mit ein paar Tausend Mann
- 7. Januar 1868: Garibaldi: „Mentana ist für mich ein zweites Aspromonte gewesen; dort wurde ich am Fuss verwundet, bei Mentana im Herzen".
- 3 Jahre ohne militärische Auseinandersetzungen für den Kirchenstaat
- 1870: Es bricht der deutsch-französische Krieg aus. Napoleon III. zieht seine Truppen aus Rom ab (5. und 19. August)
- 20. August 1870: General Hermann Kanzler erstellt dem Papst Rapport über die mehr als 13’000 Mann des Päpstlichen Heeres, bestehend aus:
1’688 Gendarmen, 669 Squadraglieri (ehemalige Briganten unter dem Kommando der Gendarmerie) Brigant: frühere italienische Bezeichnung für Strassenräuber, dann 1’675 Jäger, 1’075 Linieninfanteristen, 2’901 Zuaven, 1’262 Scharfschützen, 1’410 Mann der Antibes-Legion, 533 Dragoner, 852 Artilleristen, ein 127-köpfiges Pionierkorps, 120 Angehörige der Versorgungstruppen, 97 Mann der Disziplinarkompanie, 126 Sanitäter sowie mehrere 100 Mann starke Veteranen- und Reserveeinheiten römischer Freiwilliger. Zudem besass der Kirchenstaat eine kleine Flotte; eine Pirokorvette „Immacolata Concezione“ (kleines Kriegsschiff) und einige bewaffnete Dampfschiffe: 7 Offiziere und 150 Matrosen schützten die Küste von Civitavecchia und machten die Schifffahrtskontrolle über den Tiber.
(Antibes-Legion: militärische Einheit der Päpstlichen Armee, ernannt nach der franzöischen Stadt Antibes, wo die Truppe im Jahr 1866 aus internationalen, meist französischen Freiwilligen rekrutiert wurde.)
Päpstliche Order
- 2. September 1870: Sieg der deutschen Heere bei Sedan: Sturz des französischen Kaiserreiches. Das Königreich nutzte die Gunst der Stunde: Viktor Emanuel II. erklärte die Septemberkonvention von 1864 für nichtig.
- 11. September 1870: Viktor Emanuel II. liess seine Truppen in den Kirchenstaat einmarschieren. Der Papst verlangte, dass man für ihn nicht bis zum letzten Mann kämpfe. 60’000 Italiener gingen gegen die Päpstlichen vor.
- 20. September 1870 am Morgen: Bersaglieri schlugen nach mehrstündigem Gefecht eine Bresche in die römische Stadtmauer, wenige Meter rechts vom Eingang an der Porta Pia. Befehl vom Papst: Feuer einstellen und weisse Flagge hissen
- Wenige Stunden später: Der päpstliche Waffenminister begab sich zur Villa Torlonia, wo die italienische Armeeführung ihr Quartier aufgeschlagen hatte
- Die Kapitulationsurkunde sah die Auflösung aller militärischer päpstl. Formationen vor, ausser der Palastgarden des Papstes: Nobelgarde, Palatingarde, Schweizergarde. Sie sollten ihren Dienst innerhalb der vatikanischen Mauern ausüben dürfen. Ferner gestattete Italien den Fortbestand einer Kompagnie der Päpstlichen Gendarmerie zum
Schutz des Papstes. - Mit der Unterschrift von General Hermann Kanzler hörte die Armee des Kirchenstaates und folglich auch der Kirchenstaat selber auf zu existieren.
→Römische Frage
→Kirchenstaat, alter (die Bombardieri)
→Kirche, ihre territoriale Geschichte
BaZ Basler Zeitung vom 22.07.2017, Thema. S. 3, Markus Sommer
Das grosse Unglück (der italienischen Einigung 1861).
Italien ist seit langem ein einheitliches Land, aber ohne grossen Erfolg. Man hätte es besser nicht geeinigt.
(…) Ebenso schädlich wirkte die neue Einheitswährung, die Lira, die für den Norden passte, für den Süden dagegen zu stark war – und dessen Abstieg beschleunigte. Der Süden verarmte – und seine Bewohner sollten nie mehr auf die Beine kommen. Stattdessen verliessen sie ihre wunderschöne Heimat in Scharen, weil es für sie hier keine Zukunft mehr gab.
In den beiden letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts wanderten Millionen von Süditalienern und Sizilianern aus: nach Amerika, nach Argentinien, Brasilien oder nach dem französischen Algerien – und kehrten nie mehr zurück.
Aufstand der Räuber. Die italienische Einigung erinnert in manchem an ähnliche Integrationsbemühungen einer anderen Organisation, die wir in der Gegenwart erleben. Hier wie da waren die Folgen fatal. Was nicht zusammengehörte, wurde von oben zusammengefügt – ohne dass die Betroffenen allzu viel dazu zu sagen gehabt hätten.
In Süditalien wehrten sich die Menschen – und noch Jahre nach der Einigung herrschte hier ein Bürgerkrieg, woran sich kaum jemand erinnert. „Piemont ruft Italien“, protestierte ein Historiker aus dem Süden, „aber führt Krieg gegen Italiener, weil es in Wahrheit nicht Italien machen will – es will Italien verschlingen.“ Rebellen kämpften gegen Regierungstruppen, Beamten wurden getötet und Richter massakriert, wer aus dem Norden kam, lebte gefährlich. Weil dieser Aufstand so gar nicht ins Bild des heroischen Risorgimento passte, der „Wiederauferstehung“ (Duden: Wiederaufblühen, Wiedergeburt), wie die nationalistische Geschichtsschreibung die italienische Einigung verklären sollte, wurde dieser Bürgerkrieg einfach in „il brigantaggio“ umbenannt – als ob die meisten Rebellen gewöhnliche Kriminelle gewesen wären. Aus den Geschichtsbüchern ist er damit verschwunden.
Fünf Jahre dauerten die Unruhen an, Tausende kamen um. Bevor Graf Cavour (Premierminister, 1810-1861) selber starb – wenige Monate nach der formellen Gründung des neuen Königreiches Italien im Jahre 1861 -, hatte er seinem König versprochen, dafür zu sorgen, dass die Einheit auch im „korruptesten und schwächsten Teil Italiens", das heisst in Süditalien, durchgesetzt werde. Wenn nötig mit Gewalt, meinte er, da es besser sei, einen „Bürgerkrieg“ zu führen, als den „irreparablen Schaden“ („nicht wiederherstellbaren Schaden“) eines Zerfalls des jungen Einheitsstaates hinzunehmen. Cavours Nachfolger setzten sogleich um, was ihr Vorbild empfohlen hatte: Man wurde brutal.
Ein Te Deum für König Francesco. Im August 1861 strömten die Bewohner von Pontelandolfo, einem grossen Dorf in der Nähe von Neapel, auf die Strassen, um eine Gruppe von sogenannten Briganten freudig zu begrüssen, vor lauter Euphorie (Hochgefühl) töteten sie dabei einen Steuereintreiber und sangen in der Kirche ein Te Deum für ihren ehemaligen König Francesco, den die Piemontesen ins Exil verfrachtet hatten. Als eine kleine Truppe der Regierung aufkreuzte, um nach dem Rechten zu sehen, wurde diese von bewaffneten Bauern ebenfalls umgebracht. Doch die italienisch-piemontesischen Behörden, die angeblich das grässliche Königreich beider Sizilien befreit hatten, schlugen ohne Verzug zurück: Das Dorf wurde dem Boden gleichgemacht und alle männlichen Bewohner wurden an die Wand gestellt und erschossen. Insgesamt starben am Ende 400 Leute, Männer und Frauen.
Bella Italia. Wären die Italiener nicht gesegnet mit der grössten Kultur, dem besten Essen und einer der schönsten Landschaften der Welt: Sie lebten in der Hölle, die ihnen ihre Politiker jeden Tag aufs Neue einrichten.
→Sch, Schifffahrt: OR Nr. 2 vom 13.01.2023 (des Papstes Schiffe)
Spiegel 3/2023 Geschichte. Im Namen Gottes. Der Kampf der Sterndeuter, S. 94, Felix Bohr
Was war das Risorgimento?
Im 19. Jahrhundert formierte sich in Italien eine Bewegung, die ausländische Mächte vertreiben wollte. Ziel des Risorgimento (Wiedererstehung) war ein italienischer Nationalstaat. Die Bewegung stand im Konflikt mit dem Papsttum, da Teile sekulär (weltlich) waren und den Kirchenstaat abschaffen wollten. 1870 stürmten nationalistische Truppen Rom und beschränkten die weltliche Macht des Heiligen Stuhles auf den Vatikan. Heute meint der Begriff meist die historische Epoche vom Wiener Kongress bis zur italienischen Einheit.
Rom, Altes (u.a. Ein Tag im Alten Rom; zzt. Kaiser Trajans, 98-117 n. Chr.)
→Buchstabe V, Virtuell (antikes Rom um 320 n. Chr. einschl. das heutige Rom), verschiedene Videos
https://studyflix.de/geschichte/roemisches-reich-4084
Geschichte des Römischen Reiches (Video, 4 Min. 07)
https://youtube.com/watch?v=5np7gfBfV-o
Alltag im Alten Rom (Video, 11 Min. 42)
https://www.youtube.com/watch?v=nQni_uqjJ5k
Das römische Reich ist erfolgreich, Video, 14 Min. 42
Aus: Alberto Angela, Ein Tag im Alten Rom, Goldmann, 2011
Ein Tag im Alten Rom zur Zeit Kaiser Trajans (98 – 117 n. Chr.) Auszüge aus dem Buch. Links die Seitennummer.
ROMA SUMMA AMOR: LIEBE BELEBE ROM
15 Trajan um 115 n. Chr.: Grösste Ausdehnung des Römischen Reiches.
Entfernung der Grenzen 10’000 km. Länge der Grenzen: 1/4 des
Erdumfangs (rund 10’000 km)
Damalige Bevölkerung des Reiches: gleichviel wie insgesamt China, USA
und Russland nach der damaligen Weltpopulation
Bevölkerung des Römischen Reiches: 50 Millionen (Heute hat Italien 60
Millionen)
Zur Zeit Trajans: 150’000 – 190’000 Soldaten, 30 Legionen. Dazu kommen
die Hilfstruppen aus den Provinzen. Soldaten und Hilfstruppen total
300’000 bis 400’000.
Damaliges Rom vergleichbar heute mit New York oder London. Zur
Trajanszeit hatte Rom 1,5 Millionen Einwohner.
22 Rom in Zahlen zur Trajanszeit:
40 Triumphbögen; 12 Foren; 28 Bibliotheken; 12 Basiliken; 11 grosse
Thermen und fast 1’000 öffentlichen Bäder; 100 Tempel; 3’500 Statuen
berühmter Männer in Bronze und 160 von Gottheiten in Gold
oder Elfenbein, zu denen noch 25 Reiterstatuen hinzukommen; 15
ägyptische Obelisken; 46 Lupanare (Bordelle); 11 Aquädukte und
1’352 Strassenbrunnen; 2 Arenen für Wagenrennen (die grösste, der
Circus Maximus, fasst beinahe 400’000 Zuschauer); 2 Amphitheater für
Gladiatorenkämpfe (das grösste, das Kolosseum, bietet Platz für
50’000 bis 70’000 Zuschauer); 4 Theater (das grösste, das Theater
von Pompeji, verfügt über 25’000 Plätze); 2 grosse Naumachien
(künstlich angelegte Seen, auf denen Seeschlachten inszeniert
wurden); 1 Stadion für athletische Wettkämpfe (das Stadion des
Domitian mit 30’000 Plätzen). Rom: 1/4 mit Vegetation;
50 Hektar Grünflächen. Das Alte Rom ist eine grüne Stadt (84).
38 Für die Tresorüberwachung im Hause steht extra ein Sklave, ein artriensis
54 In den frühen Morgenstunden wäscht sich fast niemand. Nachmittag daher
Gang in die Thermen (Bäder)
63 Frühstück in Rom: Es fehlen Kaffee (Äthiopien) und Kakao (Südamerika).
Beim Essen wirft man alle Resten auf den Boden. Sklaven reinigen.
64 Zähne putzen: Zahnstocher vorne mit gebogener Spitze, hinten mit Löffel
(Ohren reinigen). Vornehme Ausführung mit Silber. Reinigung der Zähne
mit Urin.
69 Sumpfgebiete im damaligen Rom: Kolosseum, Forum Augustus (neben
Trajansforum), heute nach wie vor mit Krebskolonie.
71 Höhle des Palatins: Wölfin zog Romolus und Remus auf (ein Mythos).
Aber: hier Spuren uralter Hütten mit den ersten Einwohnern Roms.
74 Sonnenuhr-Obelisk der Römer: heute auf dem Montecitorio vor dem
Parlamentsgebäude. Zeigt Stunde/Tage. Zeit: kein genaues System
86 Die heutigen Häuser in der Via dei Cappellari (Campo dei Fiori) zeigen
eine gewisse Übereinstimmung mit denjenigen des Alten Roms.
89 Auf 26 Mietkasernen (insulae) kommt ein traditionelles Haus.
3 Insulae: Inschriften nach dem Eingang wie heute
95 In den Insulae: fahrbares Kohlebecken mit Feuer. Es ist dort, wo man sich
aufhält.
96 Insulae: Bronzeofen als Küche. Man stellt ihn hin, wo Bedarf ist. Das Essen
wird aber oft von einer Taverne bezogen.
96 Nur bei Banketten liegt man zum Essen. Beim normalen Essen sitzt man
wie wir heute.
97 Im 1. Stock einer insulae wohnen fast nur wohlhabende Familien zur Miete.
98 Wer in der insulae oben wohnt, ist ein Schlucker. Keine Lifte. Viele Brände
entstehen durch Kohlebecken und Öllampen.
100 Miete in der insulae 4 x höher als auf dem Land. Ein Verwalter zieht die
Miete für die obersten Stockwerke ein. Der Eigentümer verlangt Miete für
die Belletage.
101 Untermieter: je höher man in der Insulae wohnt, desto höher die Miete.
104 Insulae: oben wohnen Sklaven, Hilfsarbeiter, Strassenkehrer,
Lastenträger, Handwerker. In der Mitte der insulae:
Verwaltungsangestellte. 1. Stock: Leute mit viel eld: Unternehmer,
Kaufmänner, Baulöwen.
105 Entleeren von Urin und Extrementen aus Gebäudefenstern ist strafbar.
106 Küche und Latrinen sind beieinander. Grund: Wasser. Nach dem Nero-
Brand: Wasser muss obligatorisch im Hause sein.
109 Die Behausungen sind im Normalfall ohne Bad/WC, fliessendes Wasser
und Küche. Man muss sich alles ausser Haus behelfen.
112 Nach dem Nero-Brand wurden die Strassen verbreitert. Dies war durch
Spekulanten schwer zu halten.
117 Eine Familie, die einen Laden im Parterre bewirtschaftet, schläft im Laden
(tabernae) auf dem Hängeboden.
119 Die Frau trägt immer die Schlüssel zu Hab und Gut der Familie. Überall in
Rom findet man den Phallus, selbst bei Anhängern.
123 Kaiser Domitian versuchte per Gesetz, Frisöre, Händler, Köche und
Schlachter von den Strassen zu bringen. Vergebens.
124 Arbeitszeit in Rom: von Sonnenaufgang bis Mittag. Das waren rund
6 Stunden. Nachher ging man in die Thermen. Ausnahmen: Frisöre,
Antiquitäten-Händler.
128 Der Weihrauch ist desinfizierend und hat antibakterielle Wirkung. So sind
vor den Toren der heiligen Plätze (nur für Priester zugänglich) stets
Gläubige, zum Teil Kranke. Dazu kommt, dass die Tempel schmutzig
und voller Bakterien sind. Der Weihrauch ist willkommen.
128 In den Saturnalien, d. h. am Ende der Herbstaussaat (2. Hälfte
Dezember) fanden ausschweifende Feste statt. Hier kannte man den
Rollentausch: Die Herren servieren, die Sklaven geniessen die Freiheit.
132 Importierte Götter der Römer: Iris, eine ägyptische Göttin. Der Mithras aus
Persien. Hier haben Stiere auch eine symbolische Bedeutung. Der
Mithraskult war „Hauptkonkurrentin“ des Christentums.
133 Der Gott des Mithraskultes, der Christen, Horus und Buddha haben am
24./25. Dezember Geburtstag. Grund: Am 21. Dezember ist
Sonnenwende.
133 Kaiser Trajan schafft 115 n. Chr. die Religionsfreiheit für Christen,
Juden, Mithras-Verehrer (altiranischer Lichtgott), Isis (altägyptische
Göttin), Kybele (phrygmische Göttin aus Nordwestkleinasien), Jupiter
(höchster römischer Gott), Juno (höchste römische Himmelsgöttin),
Minerva (römische Göttin des Handwerks, der Weisheit und der
Künste). Niemand wird wegen seines Glaubens diskriminiert.
139 Die drei Namen der Römer sind z. B. Publius Sulpicius Peregrinus:
Publius Praenomen (Vorname)
Sulpicius Nomen gentilicum: erweiterter Familienname.
. Etliche Familien nennen sich so. Er umfasst
. manchmal tausende von Menschen
Peregrinus (Fremder, Cognomen: Name, mit dem man angeredet wird.
Ausländer) Beschreibt die charakterlichen und körperlichen
. Eigenschaften, z. B. Rufus: der Rote, Brutus: der
. Dumme, Cicero: mit der Warze. Calvus: der
. Kahle, Naso: die Grossnase,
. Dentatus: der Gezähnte, Cincinnatus: der
. Lockenköpfige.
. Peregrinus: der Fremde, der Ausländer
. Auf die heutige Zeit ausgelegt:
. Hans/Müller/der Grosse: Er würde mit „Grosser“
. gerufen
141 Kinderspiele im Alten Rom: Nüsse schiessen, Blinde Kuh, auf Stöcken
reiten, Kreisel, Bockspringen. Versteck spielen. Puppen kleiden.
142 Erwachsenenspiele im Alten Rom: micatio, d. h. Finger werfen. Wie viele
geschlagene Finger von beiden sind es? Münzenwerfen (navia aut
capita) : Kopf oder Zahl. Gerade oder ungerade (par impar).
Steinchen in der Hand erraten. Spielhöllen: Würfel spielen und
Geldwetten sind verboten. Sie sind möglich im Kolosseum und im Circus
Maximus. Die staatliche Kontrolle ist sehr selten.
145 Kaiser Augustus (27 v. Chr. bis 14 n. Chr.) ist spielsüchtig. An einem Tag
verliert er zirka Euro 400’000. Besuchern in seinem Palast schenkt er
einen Beutel mit 25 Silberdenaren zum Spielen.
147 Ehescheidungen sind zur Zeit Trajans akzeptiert.
148 Es gibt unterschiedlichste lateinische Dialekte.
149 In der Schule lernt man 23 Buchstaben des Latein (heute in der
deutschen Sprache 26).
150 Die römische Erziehung sieht körperliche Züchtigungen vor. Die Schule
findet meistens in einfacher Form an der frischen Luft statt. Kinderarbeit
ist in der altrömischen Gesellschaft nichts Verwerfliches. Die Kinder
reicher Eltern müssen nicht arbeiten und gehen weiter zur Schule. Ab
dem 12. Jahr besuchen sie Privatschulen.
152 Die Grundschullehrer, Strassenlehrer genannt, sind auf der Stufenleiter
ganz unten zu finden, man nennt sie „indimagistri, litteratores“.
153 In der Antike liest man laut, auch wenn man alleine ist. Die stille Lektüre
findet man später nur in Klöstern.
154 In der ganzen Antike hat es nie zuvor so viele Menschen gegeben, die
lesen, schreiben und rechnen konnten.
160 Altes Rom. Zahlen deuten mit den Händen: mit der linken Hand von null
bis hundert, mit der rechten die Hunderter und Tausender. Mit den
Körperteilen über 10’000 (ans Herz fassen mit der rechten Hand z. B.
ergibt 300’000). Zahl 1: mit der linken Hand alle Finger aneinander
ausstrecken ausser Kleinfinger, dieser angewinkelt in die Handballe.
Daumen abgewinkelt.
162 Kühe, Ochsen, Stiere und Pferde sind kleiner gewachsen im Vergleich zu
heute.
168 Die Öl-Amphoren fassen 70 Liter Öl, leer wiegen sie 30 kg. Weil sie mit Öl
vollgesogen sind, kann man sie nicht mehr verwenden. Es sind
Einwegflaschen der Antike und landen am rechten Tiberhafen, wo sie sich
auftürmen. Daraus ergibt sich der heutige Monte Testaccio. Die Amphoren
stammen meistens aus Andalusien.
169 Wie geschieht der Transport der Waren? Grosse Schiffe, z. B. mit 10’000
Amphoren geladen, werden auf hoher See gelöscht, mit mittleren Schiffen
bis zum Hafen von Ostia (zzt. Trajans erbaut) gefahren, zwischengelagert
und dann auf Boote und Kähne geladen. Zwei Ochsen ziehen sie einzeln
den Tiber aufwärts. Es gibt keine Ware der Antike, die nicht irgendwann
auch nach Rom gelangt wäre.
170 150’000 bis 170’000 Familien Roms sind auf Rationen des Staates
angewiesen. Sie erhalten gratis Brot, Mehl, Öl, Gemüse, Fleisch.
172 In Rom begegnet man Menschen aus der gesamten antiken Welt. Es ist
so gut wie unmöglich, in Roms Strassen geradeaus zu laufen (Menschen,
Menschen, die sich bewegen).
173 In Rom erkennt man die Frauen sofort an ihren bunten Kleidern und den
Parfümwolken.
174 Es gehen nicht alle zu Fuss. Manche sitzen auf Mauleseln
175 Es ist tagsüber verboten, Pferdewagen zu benutzen, ausser die
Vestalinnen (Priesterin der Vesta, römische Göttin des häuslichen
Herdes). Vornehme Römerinnen werden auf Tragsesseln (sellae) oder
Sänften von Sklaven getragen.
176 Rom ist die Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten: Rassen, Religionen,
Moden, rege Geschäftstätigkeit, verschwenderisches Leben. In allen
anderen Städten ist dies unbekannt. Rom ist aber auch die Stadt des
Profits, der Ausbeutung und der Gewalt, Korruption, des Betruges,
umgeben von mehr als einer Million Menschen.
178 Wo sind die stillen Orte Roms? Kaiserliche Gärten, Marsfeld mit seinen
Plätzen, Tempel, geweihte Stätten, Portikus (Säulenhallen). Man kann
tatsächlich noch Lustwandeln.
179 Rom ist nicht nur die Stadt aller Waren, sondern auch der Künste (das
Meiste aus Griechenland geholt).
182 Man trägt Schirme gegen die Sonne, nicht gegen den Regen. Die
Etrusker waren vor 2600 Jahren die Vorgänger: Schirm aus Seidentuch,
das Gestell aus Knochen. Die Männer tragen dunklen Teint (draussen),
die Frauen sind hell (im Haus, es ist Statussymbol). Deshalb wird der
Schirm wichtig.
183 Die Römer sind klein gewachsen.
186 Im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. kennt man folgende Masse: Männer ∅
1,65 m gross, Frauen Ø 1,55 m gross. Gewicht: Männer Ø 65 kg,
Frauen Ø 49 kg. Im Jahre 1930 findet man fast das gleiche Resultat:
immer noch Ø 1,67 m. Heute ist der Europäer Ø 1,76 m gross, die
Europäerin Ø 1,64. Der Italiener Ø 1,75 m, die Italienerin Ø 1,62 m.
184 60 Prozent der Namen der Einwohner Roms sind griechisch, nicht
lateinisch. Griechisch spricht man weit in den Nahen Osten. Die Sklaven
bekamen griechische Namen.
188 Die Lebenserwartung war bei den Männern 41, bei den Frauen
29 (Kindbett-Tod).
189 Kindersterblichkeit: 42 % männlich, 34 % weiblich, Tod unter 10 Jahren.
Bei den 20- bis 30-Jährigen 18 % männlich, 25 % weiblich (Tod vielfach
im Kindsbett).
190 Der Gutbesitzer hatten mehr Karies als seine Sklaven (zuckerreiche
Ernährung).
192 Die „Immigranten“ waren ein echtes Problem. Durch sie blühte die
Bauspekulation. Die Mieten erhöhten sich um das 4fache.
193 Überfallgefahr in der Stadt Rom: „Es ist sehr nachlässig, zum Abendessen
zu gehen, ohne vorher das Testament geschrieben zu haben.“
196 Die Sklaven auf dem Lande leben unter den allerschlechtesten
Bedingungen: wenig Essen, viele Schläge, Ausbeutung bis zum bitteren
Ende.
197 Wenn ein Sklave nach versuchter Flucht aufgegriffen werden konnte, ritzt
man ihm „fug“ (für „flüchtig“) oder „fur“ (für „Dieb“) in die Stirn.
198 Im Alten Rom kannte man keinen Rassismus.
198 Die Sklavenhändler sind mehrheitlich Orientale. Sie sind meist verachtet.
200 Die Sklavenhändler ziehen im Schlepptau jeder marschierenden Legion
hinter her.
200 Wenn sich „normale“ Menschen verschulden, werden sie Sklaven.
200 Sklaven auf dem Land leben grauenvoll. Sie werden behandelt wie Kühe
oder Hunde.
201 In Privathäusern werden 5 bis 12 Sklaven gehalten. Patrizier hingegen bis
500 in der Stadt, bis 2’000 auf den Landgütern.
Es gibt auch Sklaven in „öffentlichem“ Besitz beim Kaiser, Staat und der
Stadt. Die Gesamtheit der Sklaven hält die römische Wirtschaft in Gang.
Sie sind keine Lebewesen, sondern „Sachen“. Ihr Besitzer darf mit ihnen
machen, was er will.
202 In der Kaiserzeit, also um Christi Geburt und danach, erhalten die Sklaven
nach und nach gewisse „Rechte“: Sie können mit Geld ihre Freiheit
erkaufen und Sklavenehen eingehen. Das Töten von Sklaven wird
verboten.
203 Die Sklaven und Sklavinnen tragen ein Halsband um den Hals. Hier steht
der Name des Besitzers.
205 Die Gesetzgebung unterstützt die Freilassungen.
206 Im Alten Rom ist Sklave zu sein wirklich das Schlimmste.
212 Im Unterschied zu heute gibt es in Rom keine Strassenschilder noch
Hausnummern. Man orientierte sich anhand von Anhaltspunkten, z. B.
Statuen, Brunnen, insulae, Anhöhen, bekannte Verkaufsläden, Tempel,
Basiliken, Arenen, Foren.
213 Die Grabfelder der Sklaven und Freigelassenen befinden sich in der
Vatikanstadt, Santa Rosa.
215 Die Vestalinnen waren Priesterinnen der Vesta, Hüterinnen des Lichtes
im Vestatempel. Die Auswahl erfolgte bei Mädchen unter 10 Jahren.
Dann begann ein 10jähriges Noviziat, gefolgt mit der Ausführung des
Amtes, auch 10 Jahre. In den letzten 10 Jahren bestand die Aufgabe
darin, die neuen Novizinnen zu unterweisen.
Vestalinnen, Hüterinnen des Lichtes im Vestatempel
215 Allgemeine Arbeiten der Vestalinnen: Opferhandlungen; bedeutendste
Rituale; über bestimmte heilige Gegenstände höchster Bedeutsamkeit
wachen; Jungfrau bleiben. Sie können nach 40 Jahren heiraten.
218 Als das Forum Romanum nicht mehr ausreichte, schuf man die
Kaiserforen: Caesar-, Augustus-, Friedensforum von Vespasian, Nerva-
und Trajansforum (das Schönste).
219 Zu Beginn des 16. Jahrhunderts befahl Papst Julius II. della Rovere, die
Foren als Marmor- und Travertinbruch zu nutzen. U. a. protestierten
Michelangelo und Raffael.
221 Das Forum Romanum war während der Zeit des Römischen Republik
(also ab 509 bis zirka 40 v. Chr.) Schauplatz von Gladiatorenkämpfen.
Unterirdisch befanden sich Korridore, auch ein hölzerner Lastenaufzug.
221 Im Forum Romanum findet die Anpflanzung von heiligen Pflanzen statt:
Weinstock, Feigen- und Olivenbaum.
225 Die römischen Statuen sind bemalt; Lippen rot, Gesichter rosa, die
Gewänder blau, rot usf.
238 Die Curia, Ort der Senatsversammlungen im Forum Romanum: Wenige
Orte haben die Menschheitsgeschichte so sehr beeinflusst wie der Ort der
Curia.
239 Die letzte Türe des römischen Senats wurde während der Renaissance
abmontiert. Sie ist jetzt in der Basilika S. Giovanni in Laterano, Rom, zu
finden.
244 Die Tiere im Kolosseum: mit Pfeil und Bogen wurden Hirsche, Gazellen
oder Strausse gejagt. Man weiss, dass Kaiser Commodus (180 bis 192 n.
Chr., ein verworfener, beschränkter und bösartiger Mensch) sich damit
vergnügte, den Straussen mit einem Schwert die Köpfe abzuschlagen.
Weitere Tiere, gegen die Tierkämpferinnen und Tierkämpfer, öfters
gleichzeitig, antreten mussten: Löwen, Leoparden, Bären. Auch Tiere
gegen Tiere kämpften: z. B. band man einen Stier mit einem Elefanten
oder zwei andere grosse Tiere mit Ketten aneinander, während
Bedienstete sie mit langen Stangen anstachelten und zum Kampfe
zwangen. Weitere Tiere, z. B. Tiger, Elefanten, Krokodile, Nashörner.
Wegen diesen Spielen verschwanden viele Arten ganz, nicht nur wegen
den Vergnügungsorten des ganzen römischen Reiches. Viele tausende
Tiere überlebten den Transport weder auf Lastkarren noch in den
Schiffsbäuchen.
245 Das Forenviertel, eine Welt des Luxus‘, des Marmors, der Säulen. Eine
enorme Fläche für Läden, geschäftlichen Zusammenkünften und
Verhandlungsplätzen.
248 Das Trajansforum: ein Wunderwerk des Imperiums mit einem der
schönsten Säulengängen des Reiches.
249 Das Trajansforum mit der Basilica Ulpia: majestätisch, königlich, golden,
170 m lang
253 forma Urbis: der marmorne Stadtplan in Roms Katasteramt. Das Alte Rom
mit 14 Bezirken zur Zeit Kaiser Augustus (27 v. Chr. bis 14 n. Chr.). Zur
Zeit Kaiser Konstantins (324 bis 337 n. Chr.) hat Rom 423 Strassen, 29
Hauptverkehrswege, 322 grosse Kreuzungen
255 Zur Zeit des Kaiserreiches: das Alte Rom hat 144 öffentliche Latrinen, die
gebührenpflichtig sind.
256 In den Latrinen fehlt jede Privatsphäre. Sie existiert eigentlich nur für die
Reichen.
257 Nur wenige haben eine Toilette zu Hause
257 Ohne Kleingeld geht man zu grossen Krügen an den Strassenecken, um
das Ding zu verrichten.
259 Als Toilettenpapier benutzt man nasse Schwämme, die im
bereitstehenden Wasserkanal gereinigt oder entsorgt werden.
259 Die Strassen Roms sind leicht gewölbt. Das Regenwasser wäscht sie,
von Gullys (Einlaufschacht für Strassenabwässer) aufgenommen wie
heute noch in Paris). Gullys sind besonders verziert (Bocca della verità).
262 Die Geburten werden fast nur von Frauen begleitet, nie von männlichen
Ärzten.
262 Während der gesamten Antike (und bis in die Neuzeit) ist für jede Frau die
Geburt das allergrösste Risiko im Leben.
262 Auch heute noch stirbt in Afrika jede zwanzigste Frau bei einer Geburt. In
den hochentwickelten Gesellschaften ist es nur eine von 2’800.
265 Wenn der Vater das neugeborene Kind, das nach der Geburt vor ihm
niedergelegt wird, nicht hoch nimmt, nimmt man es nicht in den Schoss
der Familie auf. Die Hebamme sorgt für den Säuglingshandel (Ort des
Handels: columna lactaria). Auf der Erkennungstafel wird die Zeuger-
Familie angezeigt.
266 Erkennung des Kindes? Man bricht einer Münze oder ein Medaillon, die
eine Hälfte geht an das Kind, die andere an die Mutter.
266 Wer ein Kind aufzieht, kann mit ihm machen, was er will.
266 Viele Leute gehen an die Kinder-Sammelstelle, holen sich
einen Säugling und verkaufen ihn.
266 Frühchen oder Behinderte werden erstickt oder ertränkt, andere landen
auf der Müllhalde.
272 Ein Verurteilter erlebt auf einem Karren auf dem Weg ins Gefängnis
Demütigungen.
277 Spektakel um den Tod in allen römischen Städten. Unmenschen? Zur
Verteidigung dieses Spektakels:
Die Etrusker brachten schon Menschenopfer
Die Kelten schlugen schon den Feinden die Köpfe ab
In China zur gleichen Zeit: schnelle Karriere, wenn man vielen
Feinden die Köpfe abschlug
In Mittelamerika verkauften die Azteker feindliche Sklaven
Die alten Eidgenossen suchten sich bei den Toten auf dem
Schlachtfeld das Bauchfett
Frankreich: Guillotine, England: Schafott
277 Die Hinrichtungen fanden vor aller Leute statt
277 Das Rom der Päpste: öffentliche Hinrichtungen. Auf dem Platze Campo
dei Fiori landeten die Ketzer auf dem Scheiterhaufen
277 Das Rom der Päpste: An der Engelsbrücke wurde gehängt, geviertelt und
geköpft
277 Das Rom der Päpste: Piazza del Popolo. Hier fanden häufig
Hinrichtungen als Teil der Karnevalsfeierlichkeiten statt
278 Ab 1826 wurde im Kirchenstaat die Guillotine eingeführt
279 Altes Rom: Man liebte die Exekutionen mit Überraschungen, eine Art
Spektakel. Muster nach mythologischen Mustern. Z. B. versucht der
Verurteilte zu fliegen wie Ikarm und stürzt zu Tode. Auch Überraschungen
mit historischem Gegebenheiten. Eine Frau spielte Pasiphe (Königin von
Kreta, Tochter des Helios [Sonne]), die sich mit einem Stier paarte
(Zoophilie, Sex mit Tieren)
280 „Damnatio ad gladium“, Verurteilung zum Schwert. Zwei mit Schwertern
bewaffnete Verurteilte kämpfen mit dem Schwert gegeneinander
281 Tod durch das Feuer: Die Verurteilten tragen getränkte Kleider
281 Unter Kaiser Nero (54-68 n. Chr.) wurde kein einziger Christ im
Kolosseum getötet. Es existierte noch gar nicht. Hinrichtungen waren wo
anders: in einem Zirkus für Wagenrennen, wo heute der Vatikan steht
281 Viele Christen starben dort auf unterschiedliche Weise (von Hunden
zerfleischt, gekreuzigt oder lebendig verbrannt)
281 Es gibt keinen Nachweis, dass Christen im Kolosseum ermordet wurden,
aber in Amphitheatern im ganzen Reich
283 Rom: grosse Trittsteine in den Strassen: Zebrastreifen
285 Mittagessen im popina (Gasthaus) sehr bescheiden: Brot, Eier, Oliven,
Käse, Feigen. Unter den Gästen sind sowohl Männer als auch Frauen
286 Der Wein wird warm getrunken
289 In einem Lokal Sex mit einer Kellnerin zu haben, ist etwas ganz Normales
und kein Ehebruch
289 Diese „Dienstleistung“ kostet nicht mehr als ein kleiner Krug Wein (4 Euro)
290 Münzen im Römischen Reich: Aureus (aus Gold, Denar (aus
Silber), Sesterz (aus Bronze), Dupondius (aus Bronze), As (aus
Kupfer), Semis (aus Bronze), Quadrans (aus Bronze)
290 Der Sesterz ist eine Münze mittleren Wertes, mit dem man alltäglich
einkauft
291 Ein Sesterz entspricht ungefähr 2 Euro
291 Preise im Alten Rom: 1 Liter Olivenöl 3 Sesterzen (6 Euro); 1 kg Brot 1/2
Sesterz (1 Euro); eine Gemüsesuppe 1/4 Sesterz (1 As) 0,50 Euro; ein
Eintritt in die Therme 1/4 Sesterz (0,50 Euro); ein Maultier 520 Sesterzen
(1’040 Euro); ein Sklave 1’200 bis 2’500 Sesterzen (2’400 bis 5’000 Euro);
ein guter Liter Wein 2 Sesterzen (4 Euro)
291 Eine kleine Familie mit 3 Personen gibt im Tag 6 Sesterze aus (2 Euro).
Ein wohlhabender Bürger hingegen 55 Sesterzen/Tag (18 Euro)
292 Auf den Münzen ist immer das Profil des Kaisers, manchmal auch das
Gesicht der First Lady
293 Die grossen Thermalbäder mit den auffälligen Rauchschwaden. Es
ist Rauch aus gigantischen, auf Volldampf laufenden Heizkesseln,
die tonnenweise Holz verschlingen. Eine ungeheure Menge Holz,
die die Stadt, nebst den Thermen, verbraucht. Das Holz ist das
„Plastik“ der Antike
294 Trajansthermen: ein Wunderwerk des Ingenieurswesens, der
Architektur, der Kunst, wie man es in der Antike noch nie gesehen
hat. In der Nähe des Kolosseums: Collus Oppius
Die Thermen mit tepidarium (Aufwärmhalle), calidarium (Hitzehalle),
frigidarium (Abkühlhalle), laconicum (Schwitzbad), natatio
(Schwimmbecken zum Entspannen und Unterhalten)
295 Der Thermeneintritt beträgt 1/4 Sesterz (0,50 Euro). Im Inneren
muss man jede in Anspruch genommene Dienstleistung extra
bezahlen, vom Bad bis zur Garderobe
296 Die Frauen sind in den Thermen zum Teil nur sehr wenig bekleidet.
Männer und Frauen sind gemeinsam in den Thermen
296 Im Alten Rom kann fast niemand schwimmen. Es ist keine Sportart
und wird an der Schule nicht unterrichtet
296 Die Trajansthermen sind eine richtige Stadt des Vergnügens, der
Erholung und der Unterhaltung: eine Stadt in der Stadt
296 In den Trajansthermen befinden sich Bibliotheken mit
lateinischen bzw. griechischen Texten
297 Wo kommt das viele Wasser her? Ein Aquädukt (Wasserstrasse)
führt Wasser in die von Apollodor entworfene, kolossale
Zisterne (Wasserbehälter), die es heute noch gibt: 9 Kammern,
zwischen 30 und 40 m lang, 5 m breit. Insgesamt fassen sie
mehr als 7 Millionen Liter Wasser
298 Ungefähr 3’000 Menschen kann eine Therme aufnehmen
298 In den Thermen ist eine Art Amphitheater mit Theatervorstellungen
und Wettkämpfen
298 Jongleure unterhalten die Besucher mit Kunststücken
298 Die Thermen sind mit Speiserestaurants und Bordellen ausgestattet
298 Die Thermen sind eine richtige kleine Stadt
299 Die Frauen zahlen für Eintritt und Angebote mehr als die
Männer (Massagen, Handtücher usw.)
299 Kinder, Soldaten und Sklaven haben Gratiseintritt
300 In den Thermen ist die Nacktheit nichts Besonderes
300 Die Umkleideräume für Frauen bzw. Männer sind separat
300 Ziele der Sportplätze in den Thermen: sich fit halten,
Transpiration (Schweissbildung) anregen
300 Viele Frauen spielen eine Art Volleyball mit den Männern,
sie treiben Reifen. Die Frauen tragen Bikinis
301 Ballspiele in den Thermen: zwischen 2 Posten ist ein Seil
gespannt: Beach-Volleyball
302 zur Zeit Kaiser Hadrians: Geschlechtertrennung. Frauen baden
vom Morgengrauen bis um 13 Uhr (siebte Stunde), Männer von
14 bis 21 Uhr (zweite Nachtstunde)
304 Die Thermenanlagen sind so ausgerichtet, dass die Sonne
möglichst lange auf die beheizten Teile scheint. Die Fenster des
calidariums (Hitzehalle) sind doppelt verglast
307 Die Thermen sind ein Ort, wo Angenehmes mit Nützlichem (Geschäfte
abschliessen) verbunden wird
307 Von der Hitzehalle in die Abkühlhalle rät man Frauen ab wegen den
extremen Temperaturwechseln
308 Das frigidarium (Abkühlhalle) von Kaiser Diokletian (284-305 n. Chr.) ist
heute die Kirche Santa Maria degli Angeli, zu finden in der Nähe des
Hauptbahnhofes Termini, Rom
308 Der Besuch des frigidariums ist ein besonderes Erlebnis: Stimmengewirr
der Männer, Frauen und Kinder, weiter Gelächter, Gekreische, Geklapper
308 Das frigidarium ist der zentrale Treffpunkt der Stadt: Termine vereinbaren,
Geschäfte abschliessen, Sehen und Gesehen werden. Selbst der Kaiser
ist dort anzutreffen
309 Die Thermen sind mit Krankenstation und Arzt versehen. Der Wechsel
zwischen heissem und kaltem Wasser gibt Probleme
309 Viele durchlaufen die 3 Stationen zwei oder drei Mal hintereinander.
Commodus (180-192 n. Chr.), Sohn von Mark Aurelius, soll den Parcours
7- bis 8mal hintereinander absolviert haben
309 Die Thermen bedeuten Infarktrisiko, Anlass zu Schwächeanfällen,
Gehirnerschütterungen und Knochenbrüchen durch Hinfallen (Der
Marmorboden ist nass und glatt). Sogar Hörschäden treten auf wegen zu
langem Aufenthalt in der feuchten und kalten Umgebung (Seglerkrankheit)
310 Natatio, Schwimmbecken zum Entspannen und Unterhalten
310 Massagen mit Öl auf dem Marmortisch sind mit ästhetischen Gründen
verbunden. Sie geben ein gewisses Wohlbefinden und beugen vor
Erkältungen
311 Die Masseure sind staatliche Sklaven und arbeiten schweigend. Die
Reichen bringen ihre Sklaven mit
312 Apollodor von Damaskus gilt als Architekt des Trajanforums und bringt
das Konzept für Thermen. Im Imperium gilt es als Standardmodell, so
auch für die grossen Caracalla-Thermen in Rom
314 Das →Kolosseum in Rom, ehemals aus schneeweissen Travertinstufen,
jeder Rundbogen mit einer Statue besetzt, ist mit einer Galerie in der
letzten oberen Reihe und mit der Arena besetzt: ein grossartiges,
schneeweisses Amphitheater (griechisch amphi = rundherum, offen). Es
hat unzählige Arkaden, geschmückt mit unzähligen Wappen und bunten
Bädern
315 Alle Statuen, die in jeder Arkade stehen, stellen Gottheiten als Helden,
erfundene oder reale Figuren der römischen Geschichte dar. Vorzufinden
ist öfters der Adler
316 115 n. Chr. erreicht das Römische Reich seine grösste Ausdehnung
316 Kaiser Vespasian (69-79 n. Chr.) beschloss, Neros „Privatgebrauch“ auf
dem Gelände der Domus Aurea, das waren Paläste, Gärten, Wäldchen
mit Hirschen, künstliche Seen mit Schwänen, aufzulösen und das
Amphitheater aller Zeiten zu bauen
316 Auf diesem grossen Gelände war als letzte Erinnerung Neros enormes
Standbild aus vergoldeter Bronze zu sehen. Das Gesicht war einmal das
des Nero, dann die Züge des Sonnengottes Helios. Das Standbild war
über 30 m hoch. Es hiess bei den Römern „Nero-Koloss“. Daraus
entstand „Kolosseum“. Dieser Name taucht erst im Mittelalter auf.
Ursprünglich hiess das Kolosseum „Amphitheater Flavium; ein offenes,
rundes Theater von Vespasian aus der Familie der Flavier
316 Neben dem Kolosseum stand eine „Kaserne“ für Gladiatoren (Ludus
Magnus)
316 Das Kolosseum war über 50 m hoch mit 4 Etagen, 3 Arkadenreihen von
jeweils 80 Bogen, aus 100’000 Kubikmeter Travertin von Steinbrüchen
aus Albulae (Tivoli, rund 25 km von Rom entfernt). Für diese Transporte
baute man extra eine Strasse mit 6 m Breite
316 Die Bauzeit des Kolosseums betrug 10 Jahre mit Arkaden (Aquädukte)
übereinander, die eine stabile Konstruktion bedeuteten. Das Kolosseum
hatte 50’000 bis 70’000 Plätze
318 Die Travertinsteine sind porös mit Hohlräumen. So blieb der Eindruck, das
Kolosseum sei etwas unfertig. Das gleich galt für das Marcellus-Theater
319 Der Eintritt ins Kolosseum war kostenlos. Man benötigte aber eine Art
Einladung. Es war eine Karte aus Knochen mit der Arkadennummer (z. B.
LV und der Sitzplatz-Nummer 55)
319 Von Verkäufern vor und im Kolosseum konnte man kaufen: Kissen für die
Steinstufen, Snacks, Fladenbrote, Pinienkerne, Oliven, Pfirsiche,
Zwetschgen, Kirschen usw.
319 Die „Buchmacher“ zogen die „Geldspieler“ an. Es waren die Wetten als
tragende Säule des ganzen Betriebes, ähnlich wie bei den heutigen
Pferderennen
320 Wie kann man das Spektakel im Kolosseum beschreiben? Es herrscht
eine Hysterie, ein immer weiter eskalierendes, sadistisches Vergnügen
von ganz normalen Menschen, die Lust am Quälen und an
Grausamkeiten verlangen. Jeder moralische Skrupel (Bedenken) wird
über Bord geworfen
323 Die Pausen werden mit Akrobaten ausgefüllt, die ihre Kunststücke in der
Arena zum Besten geben
Das Kolosseum allgemein, ab Seite 324
- Das Kolosseum ist nicht rund, sondern elliptisch. Damit mehr Platz für Zuschauer
- Die Tribüne hat eine Neigung von 37 Grad; optimale Sicht von jedem Platz aus
- Die Zuschauerbereiche im Kolosseum: unterer Rang (1), der Arena am nächsten, für wichtige Persönlichkeiten: Senatoren, Vestalinnen, Priester, Richter
- Darüber (2): Bereich für die Mitglieder des Reiterordens (equites)
- Danach (3): Bereich für Handwerksmeister, Kaufleute, Staatsgäste usw.
- Darüber im höchsten Bereich (4). Dieser Bereich ist zusätzlich getrennt durch einen Laufgraben: hier sitzt das Volk. Hier gibt es einen Extrabereich für Frauen, um der „Promiskuität“ („Vermischung“) vorzubeugen
- Ganz oben (5) gibt es noch einen letzten Zuschauerbereich für das Volk (Frauen). Es ist eine Galerie aus Holz, die ums ganze Kolosseum läuft
- Diese Bereiche zeigen die gesellschaftliche Pyramide Roms: je tiefer unten man sitzt, desto bedeutender der soziale Status
- Serviceleistungen des Kolosseums: in regelmässigen Abständen aufgestellte kleine Brunnen (um die hundert)
- Spezialeffekte: man wird mit parfümierter Flüssigkeiten besprüht, wie zum Beispiel mit Rosen- oder Safranwasser (allg. Gestank, Kot, Schweiss)
- Das Bedachungssystem des Kolosseum ist etwas ganz Besonderes: oben, rings um die Galerie sind 240 imposante Masten angebracht. Von hier hängen extrem lange Seile zu einem zentral 40 m über dem Boden stehenden Ring. Auf diesem entstandenen Spinnennetz werden wie Teppiche Segel ausgerollt (dünne Leinen). Es entsteht ein gigantisches Dach aus Stoff, das die Zuschauer vor der Sonne schützt. In der Mitte, ähnlich wie im Pantheon, eine runde Öffnung. Total schätzungsweise 24 Tonnen, das über den Köpfen hängt: 100 kg je Mastbaum. Bedienung von 1’000 Marinesoldaten nötig, die im Flottenstützpunkt Misenum stationiert sind
- Arena des Kolosseum: 75 m lang, 44 m breit. Unter der Sandschicht geht das Kolosseum noch 6 m mit unterirdischen Gängen weiter. Die Arena ist mit Holz ausgelegt, gewölbt, damit das Regenwasser abfliessen kann.
- Was befindet sich unter der Holzfläche? Kulissen, wie bei einem Theater unserer Zeit. Spezialeffekte: kolossale Wale sind plötzlich auf der Bühne. Als sie das Maul öffneten, kamen 50 Bären heraus. Es gab auch andere Bilder wie Felsen und Wälder
- Unter dem Sand und der Holzkonstruktion (wo sich die Spezialeffekte befinden) gab es darunter 2 unterirdische Stockwerke mit Korridoren, Treppen und Kammern, Waffen, Löwenkäfigen, Gefangenenzellen usw. Hebewinden bringen jedes erdenkliche Bühnenbild hoch. Spezielle Lastenaufzüge bringen Gladiatoren und Raubtiere in die Arena. Ein Beispiel besonderer Art: 100 Löwen können gleichzeitig in die Arena hochgezogen werden, deren Gebrüll so laut ist, dass das gesamte Publikum des Kolosseums einen Moment verstummt
- Am Anfang gab es die unterirdischen Gänge noch nicht und mit grosser Wahrscheinlichkeit hat man zu der Zeit die Arena manchmal mit Wasser geflutet, sodass kleine Flottenkämpfe oder Pferdewagenrennen in niedrigem Wasser möglich waren
- Die Organisation der Wettkämpfe war sehr straff. Als Kaiser Titus (79-81 n. Chr.), Nachfolger und Sohn Vespasians (69-69 n. Chr.) im Jahre 80 n. Chr. das Kolosseum einweihte, wurden 5’000 Raubtiere in 100 Tagen getötet
- Nach dem Sieg Kaiser Trajans über die Daker (heutiges Rumänien, erster Krieg um 101, zweiter Krieg 105-106) wurde der Sieg 120 Tage lang, pausenlos, im Kolosseum gefeiert. Rund 11’000 Tiere und 10’000 Gladiatoren fanden dabei den Tod
- 217 n. Chr. wurde das Kolosseum ein Raub der Flammen, später aber wieder aufgebaut. 441 wurde es durch ein Erdbeben zerstört, 445 wieder hergestellt. 404 sollen die letzten Gladiatorenkämpfe, 523 die letzten Tierhetzen unter Theoderich dem Grossen stattgefunden haben. Ende des 11. Jahrhunderts war das Kolosseum ein Teil der Burg der Frangipani, einer berühmten Adelsfamilie. Später diente es als Steinbruch.
328 Ein Ädil (eine Art Richter) sponsert für 3 Tage die Spiele im Kolosseum.
Es kostet ihn ein Vermögen. Von Gesetzes wegen ist er dazu verpflichtet.
Er wird daraus die Anerkennung und den Nutzen ziehen für seine Karriere
328 Der Sponsor, und nur er, entscheidet über Leben und Tod in der Arena
329 Zu Beginn der Spiele spielen kleine „Orchester“ eine triumphale Melodie
329 Zu Beginn der Spiele kommt ein Paradezug in die Arena, angeführt von
zwei Liktoren, die die Wappen des Organisators der Spiele tragen
330 Es folgen Musiker mit langen Trompeten
330 Anschliessend ein Wagen mit einem grossen Schild, auf dem das
Wettkampfprogramm abgebildet ist
330 Jetzt treten Sklaven auf, die Helme und Schwerter tragen, die Waffen der
Gladiatoren
330 Dann kommen die Gladiatoren selbst und versetzen das Publikum in ein
Delirium (Erregungszustand, Sinnestäuschung)
330 Man erschaudert: Über 4 1/2 Jahrhunderte kommen hunderttausende
von Menschen im Kolosseum um
331 107 n. Chr.: 10’000 Gladiatoren kommen zur Zeit Trajans im Kolosseum
um. Es waren wahrscheinlich allesamt Kriegsgefangene
331 109 n. Chr.: Spiele 117 Tage lang: mehr als 9’800 Gladiatoren kommen
um
331 113 n. Chr.: Während 3 Spieltagen kommen etwa 2’400 Gladiatoren um
331 Wenn von einer Todesrate vom 50 bis 100 Menschen im Monat
ausgegangen werden kann – Verurteile und Gladiatoren, kommen wir
insgesamt auf 270’000 bis eine halbe Million Menschen. Andere
Schätzungen kommen viel höher, vielleicht auch sogar doppelt so hoch
331 Die Gladiatoren stehen beim Empfang, die Menge begrüsst sie mit
Ovationen und sie heben die Arme, um sich zu bedanken
331 Heutzutage löst im Publikum nur noch die grossen Fussballchampions
oder die prominentesten Schauspieler und Popstars solche Hysterie
(gesteigerte Verhaltensweisen) aus
332 Man weiss, dass die Gladiatoren beim weiblichen Publikum überaus
beliebt waren
332 Wer sind die Gladiatoren wirklich und woher kommen sie? Jeder hat seine
Geschichte. Es sind Sklaven, inklusive derer, die zur Strafe für irgendein
Vergehen von ihren Besitzern an die Gladiatorenschule verkauf wurden
332 Dazu kommen zum Tode verurteile Kriegsgefangene. Kaiser Nero liess
angeblich 400 Senatoren und 600 Reiter gegeneinander kämpfen
332 Freie Männer konnten auch ganz regulär Gladiator werden
332 Viele ehemalige Legionäre, auch Habenichts traten in die Arena.
Abenteuer oder Geldgier taten das seine
332 Manchmal sah man auch Frauen in der Arena, sogar solche aus guten
Familien. Kaiser Hadrian verbot als Nachfolger von Trajan diese
Frauenkämpfe
333 Leute, die Schulden gemacht hatten, wurden an die Gladiatorenschule
verkauft
333 Es gab unzählige Gladiatorenschulen in Rom und im gesamten Reich. Die
berühmtesten und profitabelsten waren diejenigen des Kaisers
333 Die Ausbilder der Gladiatoren hiessen lanistae. Sehr unbeliebt
333 Man weiss, dass viele Gladiatoren verheiratet waren und Kinder hatten
333 Viele Gladiatoren erreichen sogar das Ende ihrer Karriere, beispielsweise
ein gewisser Maximus (1. Jahrhundert n. Chr.) und gute 40 Siege
erkämpfte. Diesen Gladiatoren wird der rudis verliehen, ein einfaches
Holzschwert, das das Ende ihrer Alpträume und den Beginn ihrer Freiheit
bedeutet
334 Seltsam. Kein einziger Gladiator hat sich vor den Spiel-Organisator
gestellt und den rituellen Satz gebrüllt: „Ave Caesar, morituri te salutant“
(„Sei gegrüsst Cäsar, die Totgeweihten grüssen Dich!“). Es ist ein
unhaltbares Mythos. Nur ein einziges Mal war dies vorgekommen: Vor
einer naumachia, dem Schauspiel einer Seeschlacht unter Kaiser
Claudius. Claudius antwortete mit einer Höflichkeits-Floskel und sagte
„vielleicht“. Das wurde missverstanden. Man sah darin die Schenkung der
Freiheit. Claudius korrigierte. Soldaten zwangen die Gladiatoren zum
Kampf
334 Ein anderer Spektakel, Überraschung zu bieten, ist das von unten her
Erscheinen der Gladiatoren aus den Falltüren, die vorher mit Staub
bedeckt waren. Sie kommen also aus dem Nichts
335 Es gibt nicht weniger als 12 verschiedene „Typen“ von Gladiatoren,
manche davon auf Pferden und Wagen: der retiarius (Netzkämpfer)
kämpft gegen den secutor (Verfolger). Sie waren die beliebtesten
Gladiatorentypen
335 Gilt es, den erfolgreichen Gladiator und die Schiedsrichter anzufeuern,
schreien die Leute Parolen, wie „Verbera!“ („Schlag zu!“), oder „iugula“!
(„Stich ihn ab!“) oder „Ure!“ („Mach ihn fertig!“)
335 An den Rändern der Arena spielen die Musiker weiter und untermalen
besonders die entscheidenden Momente der Kämpfe
336 Anders als wir es aus Filmen kennen, trägt keiner der Gladiatoren eine
Rüstung. Sie kämpfen alle mit nacktem Oberkörper. Nur die provocatores
(Herausforderer, eine Unterart der Gladiatoren) tragen einen Brustschutz
336 Viele Helme sind mit Federn geschmückt, fast wie bei
Indianerhäuptlingen. Heute erinnern nur noch einige Spezialeinheiten der
italienischen Armee an diesen Brauch
337 Ein Gladiator hat mehrere Möglichkeiten, um Gnade zu bitten. Er kann
sich hinknien und den linken Zeigefinger hochstrecken. Er kann seinen
Schild zu Boden werfen oder es mit dem Schwert hinter dem Rücken
zusammenbringen – womit er dem Gegner seine schutzlose Brust zeigt
337 Der Gegner muss in dem Moment innehalten; denn die Gladiatoren sind
Sklaven, sie haben nicht die Verfügungsgewalt über Leben und Tod eines
Menschen. Derjenige, der die Spiele bezahlt hat, der editor, entscheidet,
und niemand anders
338 Ein Gladiator fällt. Das Publikum tobt und skandiert: „hoc habet, hoc
habet!“ („Jetzt hat er ihn, jetzt hat er ihn!“)
340 Anders, als man heutzutage geheimhin denkt, ist der Zeichencode mit
dem nach oben oder nach unten zeigenden Daumen nicht allgemein
verbreitet. Hier z. B. benutzt ihn niemand. Um über das Schicksal des
Besiegten zu befinden, ruft man laut – und verwendet bestimmte Worte:
„Mitte!“ („Lass ihn frei!“) oder „iugula!“ („Stich ihn nieder!“, wörtlich:
„Schneid ihm die Kehle durch!“)
340 Der Sieger nimmt seinen Helm ab und kommt sofort von herbeieilenden
Jünglingen zum Zeichen seines Sieges einen Palmzweig und einen
Silberteller voller Goldmünzen überreicht
341 Der Gegner liegt leblos in einem See aus Blut. Ein paar Helfer kommen –
sie tragen ein spezielles Kostüm und eine Charon-Maske, und sogar ihre
Haut ist mit violetter Farbe bemalt (griech. Charon: Fährmann, die Toten
über den Fluss bringt). Sie machen Haken am Leichnam fest und ziehen
ihn an Ketten zu der Tür, die der des Siegers gegenüberliegt, der porta
libitinaria, der Tür der Libitina, der Göttin der Toten. Der Leichnam wird in
einen eigens dafür vorgesehenen Raum gebracht.
341 Manchmal wird dem Toten auch Blut genommen. Gladiatorenblut ist sehr
gefragt, weil man davon ausgeht, dass sich damit Krankheiten kurieren
lassen wie z. B. Epilepsie. Die Leichname werden in Massengräbern
ausserhalb der Stadt geworfen
342 Zur Gladiatorentechnik: Während die Strategie des ritiarius
(„Netzkämpfer“, eine Unterart der Gladiatoren) darin besteht, ständig um
den Gegner herumzulaufen, und dann plötzlich das Netz über ihn zu
werfen, hat es der murmillo („Schwerbewaffneter“, eine Unterart der
Gladiatoren) nicht leicht zu kämpfen. Er muss immer versuchen, den
Gegner im Auge zu behalten. Aber sein Helm erlaubt es ihm nur, nach
vorn zu sehen, nicht zu Seite
346 Ein Gladiator erleidet den Tod. Enden die Kämpfe immer so? Offenbar
führte eine Niederlage in der Arena nicht allzu häufig zum Tod des
Gladiators, und zwar aus verschiedenen Gründen: Zunächst deshalb, weil
es sehr lange dauerte, einen Gladiator auszubilden; und ihn gleich zu
verlieren, machte die jahrelange Arbeit zunichte. Ausserdem kosteten
Gladiatoren Geld, und zwar nicht nur den ihn auszubildenden lanista
(Ausbilder), sondern auch der Veranstalter der Spiele, der den Trainer für
die entstandenen Kosten mehr als entschädigen musste. Es ist also
nachvollziehbar, dass er nicht leichtfertig den Befehl zum Töten gibt
346 Wahrscheinlich endeten viele Kämpfe mit der ‚missio‘, also der
Begnadigung des Besiegten. Und Kämpfe ’sine missio‘, also bis zum
bitteren Ende, waren relativ selten
347 Das Abendessen bei den Römern. Der späte Nachmittag. Geschäfte
sind schon seit Mittag geschlossen, das Forum ist menschenleer, die
Thermen, das Kolosseum und der Circus maximus (Wagenrennen)
werden leer. Einwohner Roms und des Imperiums bereiten sich auf das
letzte Ereignis des Tages vor: das Abendessen
Die besseren Schichten legten sich zu Tisch, das einfache Volk stand häufig an Tresen (Theke, Ausschank, Schanktisch).
347 Man steht im Morgengrauen auf und geht kurz nach Sonnenuntergang zu
Bett. Auch das Abendessen wird beendet, solange es noch nicht ganz
dunkel ist (in den Strassen wird es dunkel und gefährlich)
347 Bankette gibt es aber auch, die bis tief in die Nacht dauern (die von Nero
dauerten bis Mitternacht, die von Trimalchio (protzenhafter
Emporkömmling) bis in die frühen Morgenstunden
348 Der zweite Grund: Im alten Rom gibt es im Wesentlichen drei Mahlzeiten:
das Frühstück (ientaculum), das Mittagessen (prandium) und das
Abendessen (cena), ausgiebig die erste, bescheiden die zweite. 9
Stunden nach dem Frühstück hat man am Abend Hunger
349 Die alten Römer veranstalten sehr häufig Bankette, die 6 bis 7 Stunden
dauern
349 In erster Linie gilt es darum, hier gesellschaftliche Kontakte zu knüpfen,
zu sehen und gesehen zu werden und seinen Wohlstand bewundern zu
lassen
349 Bankette sind also weniger reine Abendessen als vielmehr
gesellschaftliche Ereignisse, zu denen verschiedene Delikatessen
gereicht werden, wie z. B. Austern, gebratene Flamingos und Wein nach
Herzenslust
350 Die Römer verbringen die meiste Zeit nicht bei Tisch und schlemmen.
Dieser Mythos ist ebenso verbreitet wie falsch. Die Römer sind einfache
Leute, die normalerweise nicht viel essen, sondern im Gegenteil sehr viel
Wert aufs Masshalten legen
350 Es ist nicht wahr, dass die Römer die meiste Zeit bei Tisch verbringen und
schlemmen
350 Natürlich gibt es Ausnahmen: Die Bankette sind elitäre (auserlesene)
Veranstaltungen
352 Beim Eintritt zum Bankett ziehen die Sklaven den Gästen die Schuhe aus
und waschen ihnen die Füsse mit parfümiertem Wasser
354 Die Gäste liegen auf den berühmten drei Speisesofas
355 Kaum haben sich die Gäste hingelegt, waschen ihnen zwei Sklaven mit
parfümiertem Wasser voller Rosenblüten die Hände
356 Kaum sind die Wiedergabe von lateinischen Versen durch einen
gebildeten Sklaven vorbei, beginnen die Sklaven die Vorspeisen (gustus)
zu servieren
356 Es folgen z. B. mit Seeigeln gefüllte Sausitzen. Ein gelungenes Bankett
sieht mindestens 7 Gänge vor. Es folgen Langusten mit gefülltem Kaviar.
Kamelfüsse mit einer gelben Sauce auf Safran- und Eierbasis, dann
Gänsestopfleber (Foie gras), dann gefülltes Huhn, Schmorhase und
Fischplatte, gefüllte Nachtigallen mit Rosenblüten
357 Ein Bankett kann bis zu 6 bis 7 Stunden dauern
357 Wie isst man all diese Gänge? Mit einem System, das in die Geschichte
eingegangen ist: auf den linken Ellbogen gestützt, der auf einem Kissen
ruht. Mit der linken Hand hält man den Teller, und mit der rechten isst
man. Die Gäste liegen einer neben dem anderen, ohne Schuhe, aber mit
gewaschenen Füssen
358 Eine neuerliche Studie hat ergeben, dass es wegen der Form unserer
Mägen sogar verdauungsförderlich ist, in dieser Haltung zu essen
358 Weil man keine Gabeln kennt, wird das Essen meist schon geschnitten
oder in mundgerechten Portionen serviert. Man isst alles mit den Fingern
359 Ständig gehen Sklaven mit Silberkrügen voll parfümiertem Wasser
zwischen den Tischgästen umher, waschen ihnen die Hände und trocknen
sie mit blitzsauberen Tüchern ab
362 Das Bankett wird mit Gesprächen, Witzen, Ratespielen, sogar einer
kleinen Lotterie fortgesetzt und von dezenter Hintergrundmusik begleitet.
Akrobaten geben raffinierte Verrenkungs- und Balancekunststücke zum
besten
363 Danach treten noch die Spassmacher auf
363 Die Küche ist nicht weit weg und wie in allen domus nicht sehr geräumig.
Hier herrscht Anspannung. Das Essen muss perfekt gelingen und alle, vor
allem den Hausherrn, zufriedenstellen
363 Geheimnisse der römischen Küche: Flamingos werden gerupft, gewaschen
und zusammengebunden, dann in einen tiefen Topf mit leicht gesalzenem
Wasser gesteckt, Dill (Gewürzepflanze) und einen Tropen Essig
hinzugefügt und das ganze langsam köcheln lassen. Wenn das Fleisch zart
ist, in eine grosse Schüssel legen, Mehl in den Kochsud geben und so
lange rühren, bis er dickflüssig wird wie eine Sauce. Verschiedene Gewürze
beifügen, den Vogel mit der Sauce übergiessen und Datteln hinzufügen.
364 Nach diesem Rezept wird Flamingo im ganzen Römischen Reich
zubereitet. Und genau so kocht man Papageien
364 Wenn man das entsprechende Kleingeld hat, kann man auf dem Forum
Köche samt Küchenmannschaft mieten
364 Was sind die Geheimnisse des „Küchenmagiers“? Es herrscht absolute
Ordnung, die Bewegungen und Abläufe in der Küche scheinen einem
ungeschriebenen Gesetz zu folgen. Die Atmosphäre ähnelt der in einem
Operationssaal
365 Da es weder Tomaten noch Mozzarella gibt, hat natürlich noch niemand
die Pizza erfunden. Es gibt weder Spaghetti noch die anderen Pastaarten,
die sich erst im Mittelalter in Italien verbreiten werden
366 Nachtigallen mit Rosenblüten: beides in einem Wasser ruhen lassen,
dann Geflügel mit Honig einreiben. Füllung mit Hack aus Innereien.
Dieser Füllung gehackte Münze und Sellerie hinzufügen. Mit
Marmormörser Knoblauch, Nelken, Pfefferkörner, Koriander
(Gewürzepflanze) zerdrücken, Olivenöl beigeben. Und zuletzt ein Tropfen
defrutum, ein Traubensaft-Konzentrat. Jetzt ist die Füllung fertig, die in
den Vogel gestopft wird, dazu eine reife Pflaume. Die Vögel werden dann
auf kleiner Flamme gegart und mit Rosenblätter dekoriert. Mit einer
schönen Amphore Falernerwein servieren
367 Der gute Ton bei Tisch: Man isst mit den Händen und macht sie
natürlich fortwährend dabei schmutzig. Alle Reste werden zu Boden
geworfen: Knochen, Hummerschalen, Muscheln, Gräten usw. Es liegt
alles auf dem Boden vor und unter den Sofas des Trikliniums (Essraum)
368 Gerülpst wird ausgiebig, und das wird sehr begrüsst. Rülpser sind
Zeichen von Vornehmheit! Das Rülpsen gilt sogar als etwas Kultiviertes,
denn laut den Philosophen folgt man dabei der Natur, und daher
betrachtet man es als höchsten Ausdruck von Weisheit
368 Bei einem Bankett sind auch Fürze willkommen
368 Einer der Gäste schnippt mit den Fingern. Ein Sklave mit einem eleganten
Nachttopf aus mundgeblasenem Glas eilt herbei, hebt die Toga des
Gastes an und lädt ihn so dazu eine, sich in das Gefäss zu erleichtern
369 Viele Gäste stehen auf, um in ein anderes Zimmer zugehen und sich
übergeben, um so im Magen wieder Platz für mehr Essen zu schaffen
369 Es ist durch aus üblich, übrig gebliebenes Essen in seine Serviette zu
wickeln und mit nach Hause zu nehmen, apophoreta genannt
369 Süsses und Obst: Die Sklaven räumen die Tische ab und bestreuen den
Fussboden mit rot gefärbten Sägespänen. Dies ist das Zeichen, dass der
Hauptteil des Banketts abgeschlossen ist
369 Jetzt beginnt der Teil, der secundae mensae genannt wird, zu dem
Desserts und Obst serviert wird
369 Platten voller kleiner Konditormeisterwerke und ein grosses Dessert
werden herbeigetragen. Im Alten Rom war Honig das
Hauptsüssungsmittel
369 Der Obstgang besteht hauptsächlich aus Äpfeln, Rosinen und Feigen
370 Auf Pfirsiche und Aprikosen sind die Römer ganz wild
370 Das kleine Orchester stimmt plötzlich eine neue, sehr exotische Melodie
an, und von beiden Seiten des Trikliniums erscheinen Tänzerinnen, die
sich lasziv (übertrieben sinnlich) zum Klang der Kastagnetten bewegen,
getanzt meistens von Frauen aus Gades (Gádiz) in Andalusien. Der Tanz
ist heute zu vergleichen mit dem Flamenco
371 Der Abend kann sich noch in eine bestimmte Richtung entwickeln. Er
endet nicht unbedingt mit einer Orgie, aber nirgends steht geschrieben,
dass ein Bankett in eine Orgie ausarten muss
371 Dennoch ist manchmal am Ende von Banketten auch noch Raum für Sex
372 Der Goldschmuck der Römer: Da es hier bei den Banketten
um Sehen und Gesehenwerden geht, haben alle ihre schönsten
Schmuckstücke angelegt
372 Die Männer tragen hauptsächlich 2 Sorten Schmuck: Anstecknadel und Ringe. Sie
sehen ein bisschen aus wie Eheringe, oben auf dem
Fingerrücken dicker und breiter mit einem Edelstein, einer Perle oder einem Karneol
(ein rot bis gelblich gefärbter Schmuckstein)
372 Es sind die Frauen, die das meiste Gold zur Schau stellen, z. B. als hauchdünnes
goldenes Haarnetz. Auch in Form von breiten Armstreifen,
die um den Unter- oder Oberarm getragen werden (mit zwei sich gegenüberstehenden
Löwen- oder Schlangenköpfen mit Smaragdaugen.
Sehr auffällig sind auch die Ohrringe. Sie klingeln bei jedem Schritt (Creolen oder
Gehänge mit Perlen). Die Goldschmiede haben alle
möglichen Formen geschaffen
373 Bei Banketten muss man so viel Gold wie möglich zeigen. Die Finger der Damen sind
mit vielen Ringen verschiedener Formen und Arten
geschmückt
374 Das Wett-Trinken (commissatio). Es ist der letzte Teil eines Banketts, das sehr lange
dauern kann und dessen Ende man fast immer
betrunken ist. Der Gastgeber oder auch ein gewählter Spielleiter entscheidet, wie
getrunken werden soll. Fast immer werden die Becher in
einem Zug geleert. Man setzt sich z. B. im Kreis hin, und der Erste leert seinen Becher
in einem Zug und gibt ihn an den Nächsten weiter
374 Nächstes Trinkspiel: Man wählt sich einen Gast aus und trinkt auf ihn – und zwar für
jeden Buchstaben seines Namens (WA: was verlangt
man von mir?) einen Becher. Da die Namen der alten Römer lang und in der Regel aus
3 Namen zusammengesetzt sind (siehe hier vorne bei
Seite 139), kann man sich die Konsequenzen dieser Spielvariante leicht vorstellen.
374 Es gibt viele verschiedene Sorten Wein: einfachste Sorten und gepanschte Ware (für
die besonders der Wein aus Marseille/F und der vom
Vatikanberg steht), aber auch exzellente Tropfen (Kampanien, Albano südlich Rom,
Fondi im Süden Latiums). Horaz hält den neun Jahre
gereiften Albana für den besten und empfiehlt, ihn gemeinsam mit der Geliebten zu
schlürfen
374 Ursprünge der römischen Küche. Rom hat die erste grosse Esskultur Europas
geschaffen und den Schnellimbiss erfunden (den Vorgänger
des Fastfood-Restaurants). Essen ist für die Römer mehr als blosse
Nahrungsaufnahme. Sie opfern es den Göttern, und während
Trinkgelagen zu Ehren der Toten. Sie giessen dabei Wein und Honig in spezielle
Tonröhren und legen diese so auf die Grabsteine, dass ihr
Inhalt – genau in Höhe des Kopfes – durch die Erde bis zu den Verstorbenen
hinunterlaufen kann
374 Man ass hauptsächlich eine Art Polenta (puls genannt), mit Eiern, Oliven, säuerlichem
Frischkäse und viel Gemüse. Fleisch gab es selten,
und wenn, dann Schwein und Huhn.
376 Bis zum 3. Jahrhundert v. Chr. war es verboten, Rinder zu schlachten und zu essen: sie
waren ausschliesslich der Arbeit auf den Feldern und
Opferritualen vorbehalten
376 Die römische Küche entfaltet sich erst nach dem Zweiten Punischen Krieg (218 bis 201
v. Chr.). Seitdem werden die Essensgewohnheiten
immer raffinierter. Berühmte Köche schreiben Rezeptbücher, die in die Häuser der
Leute Einzug halten
376 Das aussergewöhnliche Kochbuch römischer Zeit ist zweifellos „De re coquinaria“
(„Über die Kochkunst“) von Marcus Gavius Apicius, der zu
Kaiser Tiberius‘ Zeiten lebte (14 bis 37 n. Chr.). Das Original ist nicht erhalten, aber es
gibt eine Sammlung mit 468 seiner Rezepte, die ein
anderer Koch 300 Jahre später aufgeschrieben hat
376 Apicius war ein reicher Römer, Bonvivant und Liebhaber guten Essens. Hierzu gab er
sein Vermögen aus. Er mietete sogar ein Schiff, um
damit an die libysche Küste nach Langusten zu fischen, die dort angeblich die dicksten
und besten waren
376 Apicius‘ Kochkunst revolutionierte die antike Esskultur und schuf auch die Basis für
viele kulinarische Entwicklungen der Moderne.
377 Die römische Antike hat natürlich noch viele andere grosse Köche hervorgebracht
377 Die gute römische Küche ist nicht nur eine Gaumenfreude, sondern auch Ausdruck von
Lebensart; diese ganze kulinarische Welt ging im 5.
Jahrhundert mit dem Einfall der Barbaren zugrunde
378 Besonderheiten in der römischen Küche. Garum ist die streng schmeckende
Lieblingssauce der Römer. Bei den Gewürzen bediente man
sich des Safrans, des Pfeffers, der Kreuzkümmel, des Ingwer, der Nelken und
Sesamkörner
378 Bei den Kräutern dominierten Oregano, Salbei, Minze, Wacholder. Kombiniert wurden
sie mit Zwiebeln, Knoblauch, Nüssen, Mandeln und
Pflaumen
378 Viel gegessen wurden auch Datteln, Trauben, Granatäpfel und Pinienkerne, ebenso
Salate und Gemüse. Wilde Spargeln und die Rüben
spielten eine wichtige Rolle in der römischen Küche. Vielleicht auch, weil man in
Europa noch keine Tomaten oder Kartoffeln kannte.
379 Eine andere wichtige Säule der römischen Küche war der Kohl, dem man heilende
Kräfte zuschrieb. Andere gängige Zutaten waren
Kichererbsen (gekocht, gesalzen oder gegrillt), Linsen und Bohnen, Meerkirschen und
Maulbeeren
379 Die Römer kannten viele verschiedene Sorten Brot. Neben Zwieback und Fladenbrot
gab es ungefähr noch 20 weitere Brotsorten: öliges
Brot, Brot, das man in Wein eintunkte, Kleiebrot usw. Es gab sogar Brot, das extra für
Tiere gebacken wurde
379 Und was ist mit Fleisch, Fisch, Obst und Süssigkeiten? Schweinefleisch war das
meistgegessene Fleisch. Fisch war bis zu zwei- oder dreimal
teurer als Fleisch. Man schätzte Weichtiere und Krustentiere sehr
380 Man ass alle möglichen Vögel. – Obst: Bananen, Ananas und Kiwi standen nicht auf
dem Speiseplan. Äpfel, Rosinen, getrocknete Feigen,
Maronen hingegen schon, ebenso Kirschen, Birnen, Datteln, Weintrauben, Granatäpfel,
Quitten, Walnüsse und Haselnüsse, ebenso Mandeln
und Pinienkerne
380 Süsses: Es gab sehr viele Dessertrezepte. Berühmt war die Cassata, die fast identisch
mit unserer ist. Für Kinder gab es altes Brot in
Scheiben geschnitten, in Milch getunkt und dann gebraten. Danach bestrich man es mit
Honig. Bei Kindern ein sicherer Erfolg
380 Der Magirus (Koch) empfiehlt: marinierter Hase – Graupensuppe – gefülltes Ferkel –
parthisches Zicklein – Hypotrimma (Salatsauce) –
hausgemachtes Dessert
383 Sexulität im Alten Rom. Ursprünge. In der Sexualität dreht sich alles um den pater
familias. Seine Sexualpartner, seien sie männlich oder
weiblich, sind dazu da, ihm Vergnügen zu bereiten
383 Früher hatte der Mann das Recht, seine Ehefrau und ihren Liebhaber zu töten
383 Die einzige für den römischen Bürger geltende Regel, die sich durch diese frühe
Epoche zieht, ist, dass der Sexualpartner ausserhalb der
Ehe von niedrigerem Rang als er selbst sein muss, das heisst also, kein römischer
Bürger wie er sein darf, sondern ein Sklave oder eine
Sklavin
383 Freizügigkeit, Emanzipation der Frau und Scheidung. Mit der Eroberung der
griechischen und östlichen Welt ab dem 2. Jahrhundert v.
Chr. ändert sich alles. Der griechische Einfluss wirkt auf Rom, die Moralvorstellungen,
was Sexualität betrifft, lockern sich. Homosexualität
nach griechischem Vorbild wird toleriert, und die Sexualpraktiken diversifizieren
(vervielfältigen) sich. Die Frau erreicht ebenfalls eine grosse
Unabhängigkeit und darf auch Männer verführen
384 Im ersten Jahrhundert n. Chr. erfahren die Frauen eine solche Autonomie und Freiheit,
wie sie sonst nur noch in der Moderne ab den
Siebzigerjahren des 20. Jh. erlangt wurde
384 Den Frauen wurde das Erbrecht eingeräumt. Der Senat änderte entsprechend das
Gesetz
384 Dies verändert auch die Beziehung zwischen den Eheleuten, weil es die Frau dem
Mann ebenbürtig machte
385 Um eine Ehe aufzulösen, reichte es, dass Mann und Frau vor Zeugen aussagten, dass
sie nicht mehr verheiratet sein wollten
385 Männer, die eine Frau nur wegen des Geldes geheiratet hatten, riskierten bei einer
Scheidung, alles zu verlieren
385 Die neuen Gesetze betrafen natürlich in erster Linie die Elite der römischen
Gesellschaft, also die reichen, die freien Bürger Roms, nicht so sehr die ärmeren
Teile der Bevölkerung, die Sklaven, Freigelassenen und Ausländer
385 Oft lebte man zusammen, ohne zu heiraten: von der „wilden“ bis zur ganz regulären
Ehe
385 Eine Zeitlang kam es sogar zu einem starken Rückgang der Geburtenraten, den Kaiser
Augustus vergeblich mit Gesetzen zu bekämpfen
suchte
386 Es verwundert nicht, dass eine Begleiterscheinung der ökonomischen Befreiung der
Frau auch deren sexuelle Befreiung ist. Das sexuelle
Leben wird zunehmend freier und offener, für den Mann wie für die Frau, und führt zu
Verhaltensgewohnheiten, für die die römische Zivilisation dann berühmt geworden ist
386 Ab der Mitte des 3. Jh. n. Chr. (etwa ab dem Jahre 260), als die ersten Einfälle der
Barbaren ins römische Imperium stattfanden, sorgten
Instabilität und wirtschaftliche Krisen für eine weitere Entwicklung innerhalb der
römischen Gesellschaft, auch im Bereich der Sexualität. Die
grosse Freiheit der Paare wird eingeschränkt, man lebt wieder schamhafter. Es
entsteht eine neue Ehemoral
386 Die neue Moral erweist sich als ausgezeichnetes Instrument für den
Klerus, die Seelen der Menschen zu kontrollieren, indem er mit Strafen Gottes droht
388 Die Frau im Spiegel. Die Bordelle erkennt man an den aussen angebrachten Lichtern,
nichts Besonderes, ein paar Öllampen mit mehreren
Flammen
388 Die Vielzahl und starke Frequentierung dieser Lupanare deuten darauf hin, dass die
Römer Sex wie Fastfood konsumierten. Ein recht
moderner Zug
388 Prostituierte tragen blaues oder orange Haare. Diese Farben sind ein sicheres
Erkennungsmerkmal
388 Das Bordell: Man blickt in einen langen, mit Öllampen erleuchteten Korridor, von dem
einige mit Vorhängen verschlossene Kammern
abgehen, in denen sich der Sex gegen Bezahlung abspielt. Das wissen wir, weil es in
Pompeji ein berühmtes Lupanar gibt
389 Zum Schönheitsideal der Frau – egal ob in Bezug auf Sex oder zum Zweck der
Familiengründung – gehört während der gesamten Antike die
„Rundlichkeit“, eine Eigenschaft, die heutige Frauen um jeden Preis vermeiden oder
loswerden wollen
390 Welches sind die sexuellen Regeln der Römer? Und welches ihre Tabus?
Zunächst sollte mit dem Vorurteil aufgeräumt werden, nach dem die alten Römer
verdorben, lasterhaft und unmoralisch waren. Im Gegenteil
– sie fänden unseren Umgang mit Sexualität übertrieben, kompliziert und überladen
mit Vorstellungen und Rollenerwartungen: darüber, was
ein Mann tun darf, was eine Frau tun darf, wie die Sexualität von Jugendlichen
auszusehen hat, was obszön (unanständig, schamlos) ist und
was nicht, wie sich ein Heterosexueller zu verhalten hat und wie ein Homosexueller
390 Für die Römer ist Sex (in welcher Form auch immer) ein Geschenk der Götter,
insbesondere der Göttin Venus (Göttin der Liebe). Es ist also
richtig, ihn zu geniessen, und wichtig, ihn zu haben: Er ist eines der Hauptvergnügen
des Lebens
391 Die Römer gehen davon aus, dass nur, wenn beide Partner lustvoll Sex erleben,
gesunde Kinder dabei herauskommen
391 Aus dieser Perspektive ist Sex keine Sünde oder gar etwas Perverses (widernatürlich).
Wenn die körperliche Liebe ein Geschenk der Venus
ist, warum sollte man dann denjenigen kritisieren oder beschuldigen, der sie
praktiziert?
391 Erste Regel zur Sexualität der Römer: Ein freier römischer Bürger (der klassische civis
Romanus) bestimmt, was im Bett passiert. Er darf sich
die Sexualpartner wählen, die er will (Mann oder Frau), solange sie auf der sozialen
Stufenleiter unter ihm stehen
391 Regel zwei: Oralsex (den Mund betreffend) darf der Mann passiv geniessen, ihn aber
niemals aktiv ausüben. Die Römer haben eine spezielle
Wertschätzung für den Mund. Er ist für sie etwas Vornehmes, Heiliges
392 So wäre der Monica-Lewinsky-Skandal nicht nur kein Skandal gewesen, weil Bill
Clinton und sie eigentlich nichts anderes getan haben, als
mit ihrem Akt die Göttin Venus zu ehren (und nebenbei ein Mächtiger mit einer
Untergebenen)
392 Um genau zu sein, gibt es im Alten Rom 3 sexuelle Tabus (unantastbar) bzw. Dinge,
die nicht passieren dürfen: dass ein Mann einen anderen
Mann oral befriedigt (fellatio), schlimmer noch, dass er dazu gezwungen wird, und
schliesslich, dass er eine Frau oral befriedigt (cunnilingus)
392 Aus den genannten Gründen ist auch Gruppensex verpönt, denn bei diesen
Gelegenheiten riskiert man, eine der oben aufgeführten Regeln
zu brechen
392 Natürlich ist alles, was hier beschrieben wird, blanke Theorie, die nicht
buchstabengetreu praktiziert wird
393 Es ist ungefährlich, mit einem Sklaven oder einer Sklavin Regeln zu missachten oder
Tabus zu brechen. In Zweifelsfall zählt das Wort eines
Sklaven nicht viel
393 Alle Sklaven sind potenzielles „Sexspielzeug“, je nach Geschmack und Vorliebe ihres
Dominus oder ihrer domina
394 Das römische Kamasutra (ind. Lehrbuch der Erotik). Entgegen der weitverbreiteten
Annahme stammen erotische Darstellungen auf
Bildern nicht aus Bordellen, sondern aus Privathäusern (Archäologische
Nationalmuseum in Neapel). Bilder mit erotischen Szenen gehörten
ganz selbstverständlich zu den Kunstgegenständen eines wohlhabenden Haushalts.
Auf den Bildern sieht man Sklaven, vielleicht
Kammerdiener, die offenbar auch in den intimsten Situationen zugegen waren
395 Im Alten Rom spricht man allgemein ganz freizügig über Sex; es werden ja auch die
Götter des Sexus wie Venus und Priapus verehrt. Darum
findet man erotische Darstellungen nicht nur an Wänden, sondern auch auf Lampen
oder edlem Essgeschirr, das man benutzt, wenn man
Gäste hat
396 Ausschweifende Gruppensexszenen in Bildern sollen Frohsinn und Heiterkeit
verbreiten. Priapus mit seinem übertrieben grossen Phallus
symbolisiert Wohlstand und Überfluss
396 Diese erotischen Malereien, Statuen und Dekorationen auf Öllampen bilden ein
regelrechtes altrömisches Kamasutra. Es begegnen einem
alle erdenklichen sexuellen Stellungen
396 An Gruppensexdarstellungen mangelt es nicht. Manchmal sind es zwei Männer und
eine Frau, manchmal auch zwei Männer und zwei Frauen
oder mehrere Personen, die sich regelrecht verknäueln oder „Eisenbahn“ spielen
397 Es gibt aber auch gewollt humoristische Darstellungen, wie z. B. die eine Frau, die im
Equitans-Stil auf einem Mann reitet und dabei Hanteln
trägt
397 Bi- und Homosexualität. Schwul zu sein ist bei den alten Römern kein Problem.
Interessanterweise haben sie nicht einmal Worte wie
„schwul“ oder „lesbisch“, was ein eindeutiger Hinweis auf ihre Vorurteilsfreiheit in dieser
Hinsicht ist
397 So ist es für niemanden ein Skandal, wenn sich selbst ein Imperator wie Hadrian mit
seinem Geliebten in der Öffentlichkeit zeigt, dem für
seine Schönheit berühmten Antinous, und ihm sogar Götterstatus verleiht, nachdem er
im Nil ertrunken ist
398 Das Einzige, was die römische Mentalität nicht dulden kann, ist, dass ein freier Mann in
einem Sexualakt den passiven Part übernimmt. Das
gilt als verwerflich
398 Männer mit dieser Neigung wurden ebenfalls verächtlich als cinaedus (oder pathicus)
bezeichnet. Sie haben sogar vor dem Gesetz einen
schlechten Status, ebenso wie Prostituierte, Gladiatoren und Schauspieler: Sie durften
weder wählen noch sich selbst in einem
Gerichtsverfahren verteidigen
398 Ein anderer Aspekt der Homosexualität im Alten Rom ist für uns erschreckend: der Sex
mit Jugendlichen. Für uns ist das schlichtweg
Pädophilie (bzw. Päderastie), für die Römer nicht. Die einzigen zu befolgenden Regeln
sind die üblichen: der Unterschied im sozialen Rang
sowie dass Verbot des passiven Parts für den freien Mann
398 Zwischen dem zweiten und ersten Jahrhundert v. Chr., als die römische Kultur sich
über Italien hinaus in der griechischen und orientalischen
Welt verbreitete, erreichten umgekehrt auch griechische Sitten und Gebräuche die
Hauptstadt: vom Essen bis zur Medizin, von der
Philosophie bis zur Kunst und zum Sex. Von da an wurde es quasi zur Mode, die
griechische Lebensart zu imitieren und sich einen Jüngling
oder ein junges Mädchen zu erotischen Zwecken im Haus zu halten. Und zwar in
demselben Haus, in dem man mit der Ehefrau lebte. Unter
Kaiser Trajan (53 bis 117) ändert sich das nicht
399 Es gab im Alten Rom auch männliche Prostituierte. Sie zahlen sogar Steuern auf ihre
Einkünfte und haben ihre Feiertage, genau wie ihre
weiblichen Pendants
400 Die Frau im Spiegel. Die Sexualität der Römer war eine ganz andere Welt als die
unsere. Der männliche freie Bürger Roms ist der einzige
wirkliche Nutzniesser. Dennoch gelingt es der (wohlhabenden) römischen Frau, sich
ihre Platz und ihre Befriedigung zu verschaffen.
400 Beispiel zu einem Liebesspiegel (Rückseite) in der Wohnung: Die Frau ist nackt, ihr
einziges *Kleidungsstück“ ist Goldschmuck: Goldreifen an
Knöcheln, Handgelenken und Armen. Eine schöne Kette mit Edelsteinen und
Goldstücken in Tropfenform umschliesst ihren Hals. Eine
atemberaubende schöne, grobmaschige Goldkette, die ihre von den Schultern fällt
401 Für die alten Römer ist Sex ein Geschenk der Venus (Liebesgöttin)
402 Frisur der Römerin: das lange Haar ist im Nacken zu einem Knoten zusammengefasst
und bildet vor der Stirn eine Art Aureole
(Heiligenschein). So etwas trägt man zu Trajanszeiten eigentlich nicht mehr
402 Handspiegel aus Bronce: Damen der guten Gesellschaft geben sehr gerne solche
Broncespiegel in Auftrag, auf dessen Rückseite eine
Geliebte sich mit ihrem Geliebten und ihrem Goldschmuck in einer Sexszene
verewigen lässt
403 Ein Broncespiegel, der einen Durchmesser von 13 cm hat, haben Archäologen viele
Jahrhunderte später in der Gegend um den Esquilin (St.
Maria Maggiore, Rom) wiedergefunden
403 Mittlerweile ist die Nacht über Rom hereingebrochen. Nur wenige Lichter erhellen
die Stadt. Lichter schimmern aus den Kneipen, wo mit
Würfeln um Geld gespielt wird
404 Betrunkene in Wirtshäusern, Mörder in der Dunkelheit – die nächtlichen Gefahren der
Stadt lauern überall in Rom. Und manchmal kommen
sie auch von oben. Es ist nicht immer Urin, vor dem man sich in Acht nehmen muss.
Man kann nämlich auch von schweren Gegenständen
getroffen werden wie zerbrochenem Geschirr, kaputten Schemeln oder anderen
unbrauchbaren Utensilien (so wie man es bis vor Kurzem zu
Silvester auch in einigen Gegenden Italiens noch machte)
404 Ein Ritual gegen den bösen Blick. Vor unseren Augen spielt sich in einer
Seitengasse im ersten Stock eines Gebäudes ein ebenso kurioses
wie althergebrachtes Schauspiel ab
404 Ein Mann vollzieht einen Ritus, um die Geister der Toten zu vertreiben
404 Die Römer sind sehr abergläubisch; sie glauben, dass die Schatten der verstorbenen
Familienmitglieder, die Manen (die guten Geister der
Toten), immer wieder in den Häusern der Kinder und Kindeskinder auftauchen
407 24.00 Uhr: Ein letzter Gruss. Während wir durch die Strassen gehen, umgibt uns eine
fast unwirkliche Stille, die nur vom Plätschern eines
Brunnens ein paar Meter entfernt von uns unterbrochen wird. Seltsam, diese Stille –
und etwas sehr Seltenes, denn wir befinden uns
immerhin mitten in einer Millionenstadt (115 nach Christus)
407 Normalerweise werden nachts die Waren angeliefert, und die Metallbeschläge der
Wagenräder rattern über das Strassenpflaster, es ertönen
Schreie, Gewieher, die unvermeidlichen Flüche, Und genau diese Geräusche kann
man in der Ferne hören, Irgendwo antwortet ein Hund mit
seinem Bellen. Rom schläft nie.
408 So endet ein Tag im Alten Rom, irgendein Tag vor fast 2000 Jahren (115 n. Chr.)
Lateinische Bezeichnungen im Alten Rom
18 insula, Wohnquartier
21 vigiles, Wächter
24 Peristyl/Perystilen, Innengärten, Oasen des Friedens
25 Triklinium, Speisezimmer
26 cave canem, Vorsicht vor dem Hund
27 impluvium, Wasserbecken
28 cubiculum, Schlafzimmer
29 pater familias, Hausvater
29 Tablinum, Büro des Hausvaters
34 familia, Sklaven im Besitz eines Hausherrn (5 bis 12 Sklaven)
37 Domus, Haus
38 atriensis, Sklave, der den Tresor bewacht
41 Dominus, Hausherr
42 Lararium, heilige Stätte des Hauses
44 sublicaculum, Lendenschurz
48 toga praetexta, Toga, purpurfarbene Umrandung
49 caligae, Stiefel der Legionäre mit Eisennägeln
50 palla, rechteckiger Schal der Frauen
51 matrona, ehrbare, verheiratete Frau
56 domina, Frau des Hauses
61 ornatrices, Sklavinnen
63 ientaculum, Frühstück
65 sportula, Almosen des Dominus
66 patronus, reicher und mächtiger als der Andere
66 salutatio, Empfang am Morgen
66 tablinum, Büro des Dominus
67 pater familias, Vorsteher des Hauses
72 palatium, Hügel Palatin, heute mit „Palast“
72 velarium, Zelttuch des Kolosseums mit 240 Pfosten zum Befestigen
75 solaria, winziges Ziffernblatt mit Ø von 3 cm (wie die heutigen
Taschenuhren)
Nur in Rom anwendbar und bei Sonne
76 vigiliae, Wachen
78 fullonica, Wäscherei (auch mit Urin zum Waschen)
80 tonsor, Barbier
80 tonstrinae, Coiffeurladen
83 insulae, Häuserriesen, 46’602 davon in Rom (2. Jahrhundert n.
Chr.)
84 maenianum, schmaler Balkon über die ganze Länge der insula
86 pergulae, Holzloggien an den Häusern
93 cenacula, Wohnungen, so genannt in Rom
94 triclinium, Esszimmer
107 aquarii, Wasserträger (unter den Sklaven)
107 ostiarii, Pförtner
107 scoparii, Kehrer
109 popina, eine Art Cafè und Imbissbude
110 thermopolium, Küche für alle
110 Thermen, Bade- und Vergnügungsorte. Die Bevölkerung ist also
immer draussen.
111 viae, Strassen zwischen 4,8 und 6,5 m Breite mit Gegenverkehr. In
Rom sind nur zwei vorzufinden.
vici, Gassen, angiportus, noch schmaler, semitae, kleine Pfade. Bei
letzteren kann man sich im gegenüberliegenden Haus die Hand
reichen
111 clivi, Treppen
113 tabernae, Geschäfte mit „Rollläden“
118 garum, Fischsauce, von den Römern sehr geliebt
125 cella, das Allerheiligste im Tempel. Das Innere des Tempels nur für
Priester
129 Haruspex, Wahrsagepriester. Von den Eingeweiden von Opfertieren
wird wahrgesagt. Die Leber ist geeigneter Anzeiger für das
Schicksal
130 Gottheiten im Alten Rom:
Gruppe 1: Laren (die Seelen verstorbener Vorfahren)
Gruppe 2: die grossen Namen des Pantheons: Jupiter (Gott des
Himmels, Beschützer des römischen Volkes); Juno (Gattin Jupiters,
Göttin der Ehe und Geburt); Minerva (Göttin der Künste, des
Krieges, der Intelligenz)
Alle Städte besitzen einen Tempel mit 3 Allerheiligsten.
131 Sistrum, Musikinstrument mit Metallstäbchen bei Prozessionen
133 dies Solis, Tag der Sonnengeburt (21. Dezember als kürzerster
Tag)
136 eques speculator, berittener Wachsoldat (bei Trajan sind es die
Prätorianer)
142 pupa, Puppe (aus Ton, Holz, Elfenbein: bewegliche Beine und
Arme)
144 tesserae, Würfel für Spiele
144 fritillus, Becher
150 plagosus, Prügler. Es ist der Lehrer gemeint.
150 grammaticus, Lehrer
151 Rhetor, mit 15 oder 16 Jahren erhält man einen neuen Lehrer für
Rhetorik
152 aulae, Säle bei mittleren und höheren Schulen
156 Forum Holitorium, Gemüsemarkt
156 Forum Roarium, Viehmarkt, Rindermarkt
162 Abakus, Rechenmaschine
162 calculi, Kugeln →Kalkül, kalkulieren
167 Monte Testaccio, Müllhalde am Tiber (aus Scherben bestehend)
167 Testaceus (heute Monte Testaccio), Anhöhe am Tiber mit zirka 40
Millionen Amphorenscherben
175 sellae, Tragsessel
175 lectica, Sänfte
176 chiramaxim, Handkarren
177 tabernae, Restaurant
181 bulla, Kapsel an einem Kettchen, in der kleine Glücksbringer sind
195 mangones, Sklavenhändler (unbeliebt)
198 peregrinus, Ausländer, Fremder
200 familia urbana, städtische Sklaven; familia rustica, ländliche Sklaven
201 ergastulum (Gefängnis), Raum, wo der Sklave wohnt
204 lupanar, Bordell
204 manumissio, Freilassung des Sklaven
204 atrium libertatis,Halle der Freiheit im Trajansforum. Hier werden
Sklaven freigelassen
208 lanternarius, Sklave leuchtet seinem Herrn die Strasse. Der Herr
möchte vor allem die Leute erkennen
208 ornatrices, Kosmetik-Sklavin
212 tabellarius, Postbote
214 Liktoren. Diener eines hohen Magistraten (Liktorenbündel im
Kantonswappen St. Gallens)
214 Pontifex maximus, Kaiser und oberster Priester; Brückenbauer. Der
Papst hat diesen Titel übernommen
216 Campus Sceleratus, Frevelfeld. Hier landen unkeusche Vestalinnen
in einer Höhle. Sie erhalten dazu etwas Brot und eine Öllampe und
werden so lebendig begraben
217 Velabro, Bach durch versumpftes, mückenverseuchtes Forum
Romanum
217 Cloaca maxima, Hauptkanal Roms für Abwasser. Auffang durch
Tiber.
219 Campus Vaccinus, Kuhweide (in den Foren)
222 Im Forum Romanum ist die rostra vetera, die Rednertribüne, zu
finden
223 Im Forum Romanum ist der Milliarium Aureum, der Endpunkt aller
Strassen, die nach Romführen, zu finden. Die Entfernungen sind
markiert
223 Im Forum Romanum befindet sich der Umbilicus Urbis, der Nabel
der Stadt bzw. des Römischen Reiches
223 Forum Romanum: Mundus. Hier berühren sich in einem Loch die
Ober- und Unterwelt
224 Die Basilica, ausschliesslich weltlich genutzt durch
Gerichtsverhandlungen
225 actadiurna, täglich öffentliche Akten für neueste
Bekanntmachungen. In Rom existiert keine Zeitung. Wer etwas wissen,
will, geht ins Forum Romanum
226 nomenclator, Namensnenner (Sklave) neben der Sänfte. So muss
der Getragene nicht ständig hinausschauen
227 aquarius, Wasserbau-Ingenieur
229 causidice, Fürsprecher. Sie kennen sich vor Gericht nicht aus.
230 centumviri, 100 Männer als Richter in der Basilica Iulia. Es sind
eigentlich 180
231 Prätor, Vorsitzender der Gerichtsverhandlungen
236 laudiceni, erste Reihe im Gerichtssaal mit den Claqueuren (bezahlte
Beifall-Klatscher)
252 manumissio, Sklavenschaft wird beendet (Trajansforum)
253 forma Urbis, kompletter Lageplan Roms
255 conductores foricarum, Toilettenpächter
pecunia non olet, Geld stinkt nicht
256 archiatrus, eine Art Oberarzt
262 sedia gestatoria, Geburtsstuhl. Man gebärt sitzend im Alten Rom
265 subura, bevölkerungsreichstes Viertel Roms, hinter den kaiserlichen
Foren, mit vielen Buchhandlungen und Schreibsklaven
273 Damnatio ad bestias, Verurteilung zu den Bestien. Ein Urteil des
Richters, d. h., der Verurteilte wird den Tieren vorgeworfen
282 caupona, Hotel. Im Erdgeschoss ein Restaurant, die Zimmer sind im
oberen Stockwerk. Mit Pferdstall
284 taberna vinaria, Weinstube
286 dolia, Tonkrüge mit Oliven oder Dinkelgrütze
288 popina, Garküche, Kneipe, Bar, mit Essen, Getränken und Musik
288 pipertum, conditum, Pfeffer und andere Aromen mit Honig, Wein
und heissem Wasser (Cocktail)
294 Thermen (Bäder): balnea, kleine öffentliche Bäder (Mini-Thermen)
294 laconica, Schwitzbäder, die Krankheiten vertreiben sollen
295 natatio, etwa 1 m tiefes Becken in den Thermen: zum Plaudern, zur
Entspannung, für ein kühles Bad in der Hitze
296 Die Thermen mit calidarium, frigidarium, ein Badekomplex,
umgeben von Gärten, Parkanlagen, Statuen, Brunnen und
Landgüter fürs Volk
299 Apodyterium, Umkleideraum in den Thermen
299 nigra aluta, Lendenschurz, getragen in den Thermen
300 subligaculum, Wickel um Hüfte und Schamteile
300 palaestrae, Sportplätze in den Thermen
300 trochus, Reifen zum Spielen
301 Thermen: Ballspiele
pilapaganica, Ball mit Federn gefüllt. pilaharpasta, mit Sand
gefüllt. pilafollis, tierischer Darm mit Luftkammern
301 ludere expulsim, eine Art Tennis mit offener Hand, ohne
Schläger
301 trigan, 3 Spieler im Dreieck. Man spielt sich ohne Voranmeldung
die Bälle zu
301 Gymnasiarchen, ältere Männer geben Ratschläge an eingeölte
Kämpfer
302 adulterae, Ehebrecherinnen
303 tepidarium, Aufwärmhalle; calidarium, Hitzehalle; frigidarium,
Abkühlhalle. Alle drei Abteilungen haben das Ausmass einer
Kathedrale
305 laconicum, heissester Raum der Thermen, 60° warm. Die Luft
ist heiss und trocken
307 clients, Kunden, die den Dominus in den Thermen besuchen
308 capsa, Lederfutteral mit dem Papyri: Der Sklave liest seinem
Herrn Dokumente vor
314 Kolosseum: munera, Gladiatorenkämpfe
315 Via sandaliarius, direkte Strasse zum Kolosseum
317 Amphitheater Flavium, heutiges Kolosseum
Amphitheater griech.: elliptisches, meist dachloses
Theatergebäude mit stufenweise aufsteigenden Sitzen.
Flavium: Kaiser Vespasian, aus den Familien der Flavier,
weihte 80 n. Chr. sein Kolosseum ein
317 Ludus Magnus, Gladiatorenschule neben dem Kolosseum
320 vomitoria, abgeleitet von vomere, d. h. erbrechen. So nannte
man also den Auslass in die Arena mit „Kotzausgang“.
324 equites, Ritter. Sie sitzen im 2. Bereich des Kolosseums. Ihre Götter
sind Castor und Pollux
324 Ave Caesar, morituri te salutant: Sei gegrüsst Cäsar, die
Totgeweihten grüssen Dich. Dieser Gruss der Gladiatoren an den
Cäsar vor Beginn der Kämpfe ist ein Mythos
325 panem et circenses, Brot und Spiele
328 Ädil, eine Art Richter und Sponsor der Spiele
328 editor, Sponsor der Spiele im Kolosseum für einen oder mehrere
Tage
330 fasces, Rutenbündel (siehe Kantonswappen von St. Gallen)
330 buccinae, Trompetenspieler im Kolosseum
333 lanistae, Ausbilder der Gladiatoren, unbeliebt
333 rudis, Verleihung des Holzschwertes an erfolgreiche Gladiatoren
und damit die Freiheit und Ende der Alpträume
334 naumachia, Schauspiel einer Seeschlacht
334 tibiae, Trompeter im Kolosseum
334 cornua, Hörner
335 provocatores, Herausforderer im Kolosseum
335 verbera! Schlag zu!
335 iugula! Stich ihn ab!
335 ure! Mach ihn fertig!
336 hoplomachus, Schwerbewaffneter
337 murmillo, ebenfalls ein Schwerbewaffneter
338 sica, kurzes Schwert
338 hoc habet! Jetzt hat er ihn!
338 thraex, Traker, eine Unterart der Gladiatoren
341 porta libitinaria, Tür der Libitina, die Göttin der Toten, wo die
Leichnams der Gladiatoren hinausgeschleppt werden
346 missio, Begnadigung des Gladiators
346 sine missio, keine Begnadigung
347 ientaculum, Frühstück; prandium, Mittagessen; cena, Abendessen
349 lanternarius, dieser Sänfte-Sklave wartet, bis sein Herr (nach
Stunden) aus dem fremden Hause zurückkehrt
352 impluvium, Regenwasserbecken im Atrium eines römischen
. Hauses
353 Nomenclators, Privatsekretär
354 „Klinen“ des Trikliniums (Speisezimmer mit 3 geneigten Liegen
[Speisesofas])
356 gustus, Vorspeisen
356 ministratores, Aufwärter beim Essen
356 mulsum, mit Honig gemischter Wein, beliebte Vorspeise
358 trulla, klassischer Suppenlöffel (die Gabel kannte man noch nicht)
358 ligula, Kinderlöffel
358 cochlear, spitzer Löffel zum Essen von Eiern und Muscheln
361 garum, die auf römischen Banketten beliebteste Sauce
(vergleichbar mit dem heutigen hochwertigen Aceto Balsamico)
362 lucanica, sehr beliebte Wurst aus geräuchertem Rinder- oder
Schweinehack
362 Foie gras, Gänsestopfleber
364 „Pullus farsilis! Lepus madidus! Patina piscium!“ ruft ein Sklave laut
in die Essrunde („Gefülltes Huhn! Schmorhase! Fischplatte!“)
364 magirus, „Priester der Küche“
364 archimagirus, Chefkoch mit seinen Hilfsköchen
366 defrutum, Traubensaft-Konzentrat
369 apophoreta, übrig gebliebenes Essen eines Banketts, das man nach Hause nimmt
369 secundae mensae, Dessert und Obst zum Nachgang
370 persica, Pfirsich
370 Malum persicum (lat.), persischer Apfel; zum Teil heute noch genannt in Rom und
in Gegenden Norditaliens
372 crotalia, Ohrringe (Creolen) oder Gehänge mit Perlen
373 commissatio, lustiges Wetttrinken am Schluss eines Banketts
373 crater, Schüssel. Durch ein Sieb wird der Wein hineingegossen
374 puls, eine Art Polenta mit Eiern, Oliven, Fleischkäse und Gemüse
376 De re coquinaria: Über die Kochkunst. Bekanntestes Rezeptbuch Roms
380 ficus, Feigen
380 ficatum, Lebern, mit Feigen gestopft
380 Cassata, Dessert mit Honig oder Zucker aus dem Orient oder eingekochte
Feigen oder eingekochter Most
381 laserpicium oder silphium, ausgestorbene Pflanze, bei den Römern in der
Graupensuppe
382 Dulcia domestica, hausgemachtes Dessert
383 Cubicula, die „Kammern“, in denen sich der Sex abspielte (im Bordell)
391 civis Romanus, der freie römische Bürger
394 fotuere, Bezeichnung in Rom für „Sex haben“
394 Kamasutra, mentula, virga, hasta, penis, Bezeichnungen für das
männliche Sexualorgan
394 cunnus, fascinus (fas: Erfolg versprechend) für das weibliche Sexualorgan
396 mulier equitans, die reitende Frau
396 a tergo, von hinten
398 cinaedus oder pathicus, Männer beim Sexualakt mit passiver Part
402 cauponae, Kneipen, Spiel mit Würfeln und Geld
402 vigiles, Aufseher, Wächter
405 larvae oder lemures, Schatten verstorbener Familienmitglieder, die Manen
(die guten Geister der Toten). Sie können sich in bösartige Kreaturen
(larvae) verwandeln
190: Die acht grossen Probleme im Alten Rom
(die mit den heutigen identisch sind)
Wie Prof. Romolo Augusto Staccioli betonte, sind die Probleme, die die Einwohner des antiken Roms plagten, dieselben wie die des heutigen Roms (und aller anderen Metropolen). In fast 2000 Jahren hat sich die Situation keineswegs verändert. Die folgende Auflistung ist überraschend vertraut:
- der Verkehr
- der Lärm und das Chaos in Strassen und Gassen
- die Zeit, die man braucht, um sich fortzubewegen
- der Schmutz
- die Wohnungsnot mit astronomisch hohen Mieten
- die Einsturzgefahr und mangelnde Bausicherheit der Häuser
- die unkontrollierte Zuwanderung
- die nächtliche Unsicherheit
Altes Rom mit überfüllten Strassen: Das Alte Rom hat eine Menge „moderner“ Probleme: chaotischen (Fussgänger-)Verkehr, Verkaufsstände, die die Bürgersteige verstopfen…
Wie heute auch noch ist es nicht einfach, sich durch Rom zu bewegen. Und das trotz der im Jahre 45 v. Chr. von Caesar erlassene und bereits erwähntem Vorschrift, nach der tagsüber nur Fahrzeuge mit öffentlichem Interesse in den Strassen zirkulieren durften und der Privatverkehr zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang verboten war. Aber wie heutzutage auch gab es auch im Alten Rom etliche Amtsinhaber und gewisse „Privilegierte“, die mit ihren eigenen Fahrzeugen unterwegs sein durften. Die Lärmbelästigung in Strassen und Gassen war ein anderes Problem. Martial (Dichter) äusserte sich folgendermassen über das tägliche Chaos: „In Rom gibt es keinen einzigen Platz, wo man meditieren oder sich ausruhen könnte. Morgens quälen dich die Grundschullehrer, nachts die Bäcker und tagsüber das Hämmern der Kupferschmiede. Da steht der Geldwechsler und schüttet auf seinem schmiereigen Tisch Neros Münzen aus. Dort schlägt der Juwelier mit seinem glänzenden Hämmerchen auf spanisches Gold ein. Und die Fanatiker des Bellona-Kults (eine Kriegsgottheit) hören nie auf zu schreiben; der Schiffsbrüchige erzählt an einer Holzplanke geklammert seine Geschichte; der kleine jüdische Junge ist von seiner Mutter dazu abkommandiert, dich um Almosen anzugehen; der triefäugige Verkäufer preist laut seine Schwefelhölzchen an…“ Und Dichter Juvenal fragt sich: „Welches Miethaus in Rom gewährt einem Schlaf? Nur wer reich ist, darf schlafen.“ (…)
bz Basellandschaftliche Zeitung vom 26.11.2022, S. 42
Film: "Untergang einer Weltmacht", 20.15 arte
Schleichend, aber unterhaltsam. Die Dokumentation beleuchtet den Zusammenbruch des Römischen Reiches. Verantwortlich dafür waren Krankheiten und eine Reihe von Klimaschocks. Drei aufeinanderfolgende Pandemien - wahrscheinlich die Pocken, ein hämorraghisches Fieber (schwerwiegende Viursinfektion) und die Beulenpest - dezimierten Roms Bevölkerung und Armee.
bz Basler Zeitung 2023, Stefan Parsch
Forscher lüften das Geheimnis des legendären altrömischen Betons
Der antike Baustoff ist erstaunlich haltbar. Versuche mit Rezepturen zeigen nun: Bestimmte Zusätze verliehen ihm Selbstheilungskräfte.
Die Haltbarkeit von altrömischem Beton ist legendär - die Ursache davon versuchen Wissenschaftler schon seit Jahrzehnten zu ergründen. Nun wollen US-Forscher das Geheimnis gelüftet haben: Kleine Kalkklumpen könnten Beton und Mörtel stabilisierende Eigenschaften verliehen haben, schreibt die Gruppe um Admir Masic vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in der Fachzeitschrift "Science Advances". Versuche mit einer solchen Baustoffmischung enthüllten eine Art Selbstheilungskräfte. Bilden sich in dem Beton Risse, durch die Wasser rinnt, so entstehen kalkhaltige Mineralien, die die Hohlräume wieder ausfüllen können.
Der von den Römern verwendete Beton gilt als äusserst langlebig: Manche→ Äquadukte aus der Römerzeit werden bis heute für die Wasserversorgung der italienischen Hauptstadt Rom verwendet. Auch das 1900 Jahre alte Pantheon steht dank des altrömischen Betons.
bz Zeitung für die Region Basel vom 26.08.2024, S. 18,
Boris Burkhardt
Vier beliebteste, aber längst überholte Irrtümer zu den altern Römern
Wir alle wissen, wie ein römischer Legionär aussah, wie Römer Orgien feierten und wie die Gladiatoren in der Arena kämpften. Wir wissen das aus den "Asteric"-Comics, aus Stanley Rubricks "Spartacus" und aus modernen Netflix-Serien. Viels wurde durch neue Forschung widerlegt. Die Archäologin Adrienne Cornut, im Museum Augusta Raurica für Öffentlichkeitsarbeit zuständig, hat mit der bz über Ausnahmen gesprochen, die als widerlegt gelten.
1 Legionäre trugen eine grüne Uniform
Kein Asterix ohne grüne Römer. Wie Udérzo und Goschny zu dieser Vorstellung kamen, kann Cornut nicht sagen. Aber sie kann ausschliessen, dass römische Legionäre grünen Stoff trugen. Stoff grün zu färben, sei nämlich sehr exotisch und teuer gewesen. Tatsächlich habe es auch keine Uniform römischer Soldaten im heutigen Sinne gegeben.
Die Bewaffnung, Speer, Schwert und Dolch, sei einheitlich vorgegeben gewesen, sagt Cornut. Aber die Kleidung habe sich jeder Soldat selbst zulegen müssen. Die meisten dürften naturfarbene, weisse Stoffe getragen haben", hat die Archäologin recherchiert: "Auch rote Tuniken (ärmelloses Untergewand) sind belegt." Rot (nicht Purpur!) sei durch Wurzeln und Ähnliches einfach zu färben gewesen.
2 Römer assen im Liegen
Für die Kline, die römische Liege für Mahlzeiten, gibt es etwa von Graffiti aus Pompeij handfeste Beweise. "Gelage mit Gästen hatten durchaus ihren Sinn zur gesellschaftlichen Präsentation", weiss Cornut. "Die Kline mit der besten Sicht, meist auf den Garten, war dem Ehrengast vorbehalten."
Beweise gebe aber auch, dass eine Hausherrin in einem Korbstuhl gespeist habe. "Frauen, die mit der Liege spielten, hatten wohl eher andere Aufgaben", drückt sich Cornut höflich aus. Auch die Vorstellung, man habe sich beim Essen mit der Feder im Rachen übergeben, um noch mehr essen zu können, sei wohl Emporkömmlingen aus unteren Schichten zu verdanken, die damit auf vulgäre Art (auf abstossende Weise) ihr neues Leben im Überfluss hatten zeigen wollen.
3 Alle Römer sprachen Latein
"Sicherlich war Latein im ganzen riesigen Reich Amtssprache und jeder konnte sich auf Latein verständigen", sagt Cornut. Die Alphabetisierung sei im Römischen Reich so hoch gewesen wie in Europa erst wieder im 18. Jahrhundert. Aber zum einen habe das Griechische im Osten des Reiches und in der Bildungsschicht einen enorm hohen Stellenwert als Verkehrs- und Literatursprache gehabt.
Das zeige allein schon, dass das Neue Testament auf Griechisch und nicht Latein geschrieben worden sei. Zum anderen hätten selbst in Italien alle Römer ihren Heimatdialekt gesprochen oder sogar andere Sprachen, von denen Oskisch und Umbrisch beispielsweise nahe mit dem Lateinischen verwandt gewesen seien, das Etruskische aber mit keiner anderen europäischen Sprache.
4 Gladiatoren kämpfen bis zum Tod
Dass dieses Bild nicht stimmt, ist schon Allgemeinwissen. Cornut vergleicht die Gladiatoren mit Wrestlern (auf Show ausgerichtetes Berufsringen): "Sie waren für ihre Besitzer viel zu wertvoll, um sie nach den ersten Kämpfen zu verlieren." Allerdings geht Cornut nur nicht wie beim Wrestling von einer Chorografie aus: "Jeder Gladiator wollte gewinnen: Das bedeutete Ruhm und letzendlich auch die Freiheit."
Eher sei davon auszugehen, dass Gladiatoren so professionell trainiert gewesen seien, dass sie ihre Gegner besiegen konnten, ohne sie nachhaltig zu verletzen. Und der berühmte Daumen nach oben und unten? Er gilt schon lange als widerlegter Mythos". (Überlieferung, Sage)
Cornet hat aus Gesprächen mit verschiedenen Gladiatoren-Gruppen erfahren, dass es durchaus Zeichen gab, mit denen das Publikum seine Meinung über einen Kämpfer kundtun konnte; aber um die Hinrichtung des Verlierers dürfte es dabei selten gegangen sein. "Wir dürfen uns auch nicht vorstellen, dass in diesem riesigen römischen Reich alle Sitten überall gleich waren", sat Cornut.
https://de.wikipedia.org/wiki/Gladiator
https://youtube.com/watch?v=eUZ9VUyi5no
https://antike-tischkultur.de
https://forumtraiani.de/roemische-legionaere/
→R, Erweiterte Themen: Römische Frage, Römisches Jahr
→Sch: Schweizergarde, päpstliche (verruchtes Rom um 1503: Irving Stone, 1961)
→Buchstabe C, Christen: Christenverfolgungen im Römischen Reich (01.03.2024)
Rom: Stadt, Leben, Kultur
https://de.wikipedia.org/wiki/Rom
Was macht die Stat Rom so besonders? Video, 32 Min. 36:
https://youtube.com/watch?v=SrgttRtvfas
Kultur in Rom:
https://seeartv.com/de/rom.html
Rom in drei Tagen. Video, 37 Min. 49:
https://youtube.com/watch?v=gopwuaW4hHM
OR Nr. 35 vom 03.09.2010
Der Petersdom ist laut einer internationalen Erhebung das beliebteste Gratis-Touristenziel in Europa. In der Liste sind auch das Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau, der sizilianische Vulkan Ätna, die Ausgrabungen von Ostia antica bei Rom und der Canale Grande in Venedig aufgeführt. Der römische Vizebürgermeister Marco Cutrufo sieht im Spitzenplatz für Sankt Peter eine weitere Bestätigung für Rom. Zugleich verweist er darauf, dass sich von den jährlich rund 12 Millionen Besuchern der italienischen Metropole etwa 97 Prozent ausschliesslich in der Innenstadt aufhielten.
Stefan Ulrik, quattro stagioni
Das eher kleine Italien besitzt mit seinen 20’000 Schlössern, 100’000 Kirchen, ungezählten Museen und archäologischen Ausgrabungsstätten mehr Kulturgüter als alle anderen Staaten der Welt zusammen. Das alles zu erhalten oder auch nur zu schützen ist fast unmöglich. Daher wirkt das Land manchmal wie ein riesiger Kultur-Selbstbedienungsladen. Seit 1970 seien 850’000 Kunstgegenstände geraubt worden, rechnen die Carabinieri vor. Nach Drogen und Waffen zähle der internationale Kunst-Schwarzmarkt zu den lukrativsten Geschäften der Welt.
Kultur-Carabinieri in Italien: Eine paar Hundert starke Spezialisten-Einheit, die sich auf die Unterstützung der 110’000 normalen Carabinieri und des übrigen Staatsapparates, auf die Polizeieinheiten anderer Staaten und auch auf Interpol stützen können. So jagen sie ziemlich erfolgreich Kunsträuber, -schmuggler und –hehler bis hinein in die Chefetagen der grossen Museen Europas und Amerikas.
OR Nr. 1 vom 06.01.2012
Die Stadt Rom ist 2011 als Reiseziel noch beliebter geworden. Rund 11,4 Millionen Gäste kamen zwischen Januar und November in die Ewige Stadt. Das sind rund eine Million mehr als 2010 und entspricht einem Zuwachs von knapp 8,4 %. Insgesamt registrierte der Fremdenverkehrsverband der Region Latium demnach 28,4 Millionen Übernachtungen in Rom, rund 2 Millionen mehr als 2010.
Georg Ürögdi, Das Leben im alten Rom, S. 52
Rom war nicht nur die Hauptstadt der römischen Welt gewesen, sondern mehr als dies, ihre Beherrscherin. Bereits die Staatsmänner der republikanischen Zeit hatten dem römischen Volk diesen Gedanken glaubhaft gemacht.
Deutsche Pilgerzeitung, Sommer 2014, Nr. 20, S. 7
Eine Stadtrundfahrt einmal anders
Günstig und bequem geht es mit der Strassenbahnlinie 3 quer durch das antike, christliche und moderne Rom. Von Natalie Nordio
Wer kennt sie nicht: die „Hop-on Hop-off“ Busse, die in fast allen Grossstädten weltweit Touristen an Sehenswürdigkeiten und Monumenten vorbei kutschieren. In Rom gibt es die natürlich auch. Doch die Strassenbahnlinie 3 bietet dazu eine tolle und günstige Alternative. Gerade einmal 1,50 Euro kostet die Fahrkarte, mit der man rund 100 Minuten lang quer durch Rom fahren kann.
Startpunkt der Linie 3 in Richtung Valle Giulia ist die Porta San Paolo direkt an der Piazzale Ostiense im Stadtviertel Testaccio (Metrostation Porta S. Paolo). Das mächtige Stadttor war eines von ursprünglich 18 Toren der Aurelianischen Mauern und trug den Namen Porta Ostiensis, da man von hier aus über die gleichnamige Strasse nach Ostia kann. Kaiser Aurelian (270-275) hatte die Stadt im späten 3. Jahrhundert mit hohen, dicken Mauern umgeben. Später wies das Tor Pilgern den Weg zur nahen Basilika des heiligen Paulus. Heute beherbergen die Wachtürme ein Museum. Direkt neben dem Tor steht die Pyramide des Cestius (43. v. Chr. Prätor; seine Lebensdaten sind ungewiss). Nach der Eroberung Ägyptens zeigte sich Rom begeistert von den neuen Götterkulturen und es kam zu einer wahrhaften Ägyptomanie Der Prätor Caius Cestius Epulo liess 20 vor Christus vor den Toren der Stadt ein Grabmal aus Ziegeln und Travertin in Pyramidenform mit einer Höhe von knapp 40 Metern errichten. Später bezog Kaiser Aurelian das Mausoleum in die Mauern ein.
Von der Piazzale Ostiense fährt die Tram Nummer 3 über den Aventin-Hügel hinunter in das Murcia-Tal, in dem sich einst die grösste Rennbahn der Antike befand: der Circus Maximus (600 x 140 m, 150’000 Plätze, später gegen 250’000. Hier im 6. Jahrhundert die ersten Wettkämpfe). Legt man an der Haltestelle einen Stopp ein, so sollte man auf dem Aventin, einem der 7 Hügel, auf denen Rom gegründet wurde, neben dem berühmten Schlüsselloch, durch das man die Kuppel von Sankt Peter sieht, unbedingt der frühchristlichen Basilika der heiligen Susanna einen Besuch abstatten. Über den Caelius-Hügel, ebenso einer der klassischen Sieben, führt die Strassenbahn schnurgerade an Roms grösstem Amphitheater, dem Kolosseum vorbei. Gerade einmal 8 Jahre haben die Kaiser Vespasian (69-79) und Titus (79-81) für den Bau der knapp 50 m hohen elliptischen Kampfarena gebraucht. Während der hunderttägigen Eröffnungsspiele 80 nach Christus sollen allein 5’000 Tiere getötet worden sein.
Über den mittelalterlichen Pilgerweg, die Via Labicana, führt die Strassenbahnlinie weiter zum Lateran. Im ersten nachchristlichen Jahrhundert befanden sich hier die Gärten der Familie Laterani, die „Horti Laterani“. Doch Kaiser Nero (54-68) gefiel die Gegend so gut, dass er kurzerhand die Familie enteignete und verbannte. Im 4. Jahrhundert liess Kaiser Konstantin (306-337) hier die erste grosse Basilika errichten. Er weihte das Gotteshaus dem Erlöser. Erst im 10. und 11. Jahrhundert war die Kirche zudem noch Johannes dem Täufer und Johannes dem Evangelisten, im Italienischen „Giovanni“ geweiht worden. San Giovanni in Laterano ist „Mutter und Haupt aller Kirchen in der Stadt und des Erdkreises“, so lautet die Inschrift an der Fassade. Sie ist die einzige der grossen konstantinischen Basiliken, die innerhalb der Stadtmauern liegt, und somit Sitz des Bischofs von Rom, und das ist bekanntlich kein Geringerer als der Papst. Ein kurzer Halt lohnt sich allemal, denn das Baptisterium (Taufkapelle) hinter der Kirche und das Gebäude der Scala Santa, der heiligen Stiege aus dem Palast des Pontius Pilatus, direkt daneben, sind wirklich einen Besuch wert. Entlang der Aurelianischen Mauern bummelt die Strassenbahn gemächlich weiter in Richtung Santa Croce in Gerusalemme. Die heilige Helena soll hier nach ihrer Rückkehr aus Jerusalem in Teilen ihres Palastes im 4. Jahrhundert eine erste Kapelle errichtet haben. Erde aus dem Heiligen Land bildete den Boden des Kirchleins. Im Mittelalter galt der Ort deshalb als so heilig, dass Frauen der Zutritt untersagt blieb. Von der Erde sieht man zwar nichts mehr, doch wird neben anderen Reliquien auch heute noch die Hälfte des Kreuz-Titulus (Titulus = mittelalterliche Bildunterschrift) in Santa Croce aufbewahrt.
Nur wenige hundert Meter weiter erhebt sich die „Porta Maggiore“, das grosse Tor. Kaiser Claudius (41-54) hatte es ursprünglich als Strassenübergang für seine Wasserleitung, die Aqua Claudia, gedient. Erst später war die Konstruktion von Aurelian (270-275) i seinen Mauerring einbezogen worden und war fortan ein Stadttor. Über stark befahrene, nicht so schöne Ecken geht die Strecke der Linie 3 weiter und erreicht nach einigen Minuten Fahrzeit die Kirche des heileigen Laurentius.
San Lorenzo fuori le Mura ist eine frühchristliche Basilika und eine der 7 Pilgerkirchen. Neben dem Grab der Heiligen Laurentius und des Erzmärtyrers Stephanus liegen 5 Päpste sowie der italienische Staatsmann Alcide de Gasperi hier begraben. Direkt neben San Lorenzo lohnt sich auch ein Abstecher auf den Campo Verano, Roms grössten Friedhof.
Über die Viale Regina Margherita, nach der italienischen Königin Margherita benannt, die zudem die Namenspatronin der beliebten Pizza ist, geht es mitten durch Roms grösste Universität „La Sapienza“ weiter ins Stadtviertel Parioli. In diesem Teil der Stadt wohnen Römer, die das nötige Kleingeld besitzen.
Einen Zoo hat Rom natürlich auch. Der „Bioparco“ – so heisst auch die Haltestelle – wurde 1908 gegründet und vollständig von dem deutschen Tierhändler Carl Hagenbeck gestaltet. Die Strassenbahnlinie 3 endet an der letzten Haltestelle unweit der Nationalgalerie für moderne Kunst direkt vor der Villa Giulia, der ehemaligen päpstlichen Residenz Papst Julius‘ III. (Ciocchi Del Monte, 1487-1555), in der sich heute das Etruskische Museum befindet. Nach einer langen Rundfahrt durch das antike, christliche und sogar zeitgenössische Rom kann man im Stadtpark der Villa Borghese die Seele noch so richtig baumeln lassen.
Deutsche Pilgerzeitung Sommer 2015, Nr. 21, S. 10, nor
Römisches Verkehrs-Lotto
Wie man im Wirrwarr der Bus-Linien den richtigen Weg zu den Pilgerkirchen findet
Die Benutzung des römischen Nahverkehrs ist trotz des überschaubaren U-Bahnnetzes nichts für schwache Nerven. Die Metro besteht aus nur 2 Metrolinien, A und B, zu denen sich seit kurzem einige neue Haltestellen der grünen Linie C gesellt haben, die jedoch für die meisten Rom-Besucher ziemlich uninteressant sind. Arm an U-Bahnen, ist Rom mit Bussen umso reicher gesegnet. Gefühlte 1’000 kreuzen täglich durch das Zentrum und versuchen mehr schlecht als recht, selbst die entlegensten Winkel der Grossstadt miteinander zu verbinden. In diesem Linien-Wirrwarr als Rom-Neuling auf Anhieb die richtige zu erwischen, kommt beinahe einem Sechser im Lotto gleich. Aus Angst, sich heillos zu verfahren, verlassen sich die meisten auf gutes Schuhwerk und ihre Füsse, die sich durch die Ewige Stadt tragen sollen. Zugegeben, so sieht man in Rom wirklich am meisten.
Wen es aber ab Dezember zum Heiligen Jahr nach Rom zieht, den kann schon einmal auch im sonnigen Italien schlechtes Wetter treffen – in Rom regnet es übrigens im Durchschnitt mehr als in London -, und da ist es doch weitaus bequemer und vor allem trockener, sich motorisiert fortzubewegen. Auch diejenigen, die nicht auf den Spuren Filippo Neris (1515-1595, gründete die Weltpriester-Kongregation der Oratorianer) wandelnd zu Fuss die Strecke zu den 7 Pilgerkirchen zurücklegen wollen, immerhin rund 20 Kilometer, werden den ein oder anderen Bus und die Metro wahrscheinlich gerne in Anspruch nehmen.
Die 4 grossen Papstbasiliken sind leicht mit der Metro zu erreichen., Von der U-Bahn Haltestelle „Ottaviano“ der rote A-Linie sind es nur wenige Minuten zum Petersdom (zu Fuss rund 20 Min.). Auch die Vatikanischen Museen sind so am schnellsten zu erreichen (A-Linie, Haltestelle „Cipro“, 10 Min.). Busliebhaber bringen die Linien 40 (ab Hauptbahnhof Termini) bis Endstation „Piazza Pia“ (an der Via della Conciliazione, 5 Min. zu Fuss), und Bus 64 ab Hauptbahnhof Termini zur Haltestelle „Porta Cavalleggeri“ (etwa 200 m vom Petersplatz, linke Seite, entfernt) zum Ziel „Vatikan“.
Santa Maria Maggiore liegt unweit des „Termini“. Von der Metro-Station „San Giovanni“ (Linie B) sind es nur wenige Meter durch die Aurelianischen Stadtmauern hindurch, und schon findet man sich direkt auf dem grossen Platz vor der Lateranbasilika wieder.
Mit der blauen B-Linie, Haltestelle San Paolo Basilica“, kommt man dagegen auf der Gegenrichtung zu Sankt Paul vor den Mauern. Nach dem Besuch der Basilika des heiligen Paulus nimmt man am besten wieder die Metro bis zur Haltestelle „Circo Massimo“. Von hier geht es mit der Busnummer 118 in Richtung Via Appia zur Kirche und Katakombe des heiligen Sebastians.
Von der Basilika San Giovanni und dem Lateran bietet sich ein kurzer Fussweg nach Santa Croce in Gerusalemme an. Vor hier empfiehlt sich eine kurze Fahrt mit der Tramlinie 3 in Richtung „Piazzale Thorvaldsen“ bis zur Haltestelle „Piazza del Verano“. Vom Platz kann man bereits die Fassade der letzten der 7 Pilgerkirchen, San Lorenzo fuori le Mura, sehen. Fahrscheine kommt man in fast jedem Tabakgeschäft oder an verschiedenen U-Bahnstationen und kann danach, ist das Ticket einmal entwertet, für 1,50 Euro 100 Minuten unterschiedliche Busse und Tramlinien nutzen, jedoch nur einmal Metro fahren. Wem diese ganze Bus-, Tram- und U-Bahn-Fahrerei zu nervig ist, sollte bei der Wahl eines Taxis immer vorher den Fahrer nach dem Preis für die zurückzulegende Strecke fragen. Zur preislichen Orientierung: eine Fahrt vom Hauptbahnhof „Termini“ bis Sankt Peter (rund 4,5 km) liegt je nach Verkehr zwischen 15 und 20 Euro, sollte der zu zahlende Preis diesen stark überschreiten, ist Vorsicht geboten (mit der Polizei drohen). nor
OR Nr. 29 vom 22. Juli 2016, S. 4
Der Kardinalvikar des Papstes für die Diözese Rom hat menschenunwürdige Zustände in einem Roma-Lager am Stadtrand angeprangert. Die Situation im Camp von Castel Romano sei „eine Schande für die Welt und einer Stadt wie Rom nicht würdig“, sagte Kardinal Agostino Vallini. „Selbst nach dem Krieg habe ich nichts Ähnliches gesehen.“ Es gebe dort Schlamm, Mäuse und armselige Baracken aus Holz, so Vallini. Die zuständigen Institutionen müssten dafür sorgen, dass das Lager keine „Mülldeponie“ werde. Wie die Bürger der Stadt müssten auch sie ihre Vorurteile gegenüber der ethnischen Minderheit überwinden. Vallini besuchte das 25 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt gelegene Lager am 12. Juli 2016 und hielt sich 3 Stunden dort auf.
bz Basellandschaftliche Zeitung vom 25.10.2016, S. 11, Dominik Straub, Rom
Getrübte Tafelfreuden für Rom-Pilger. Bei Kontrollen in den Römer Trattorien und Pizzerien ist jeder zweite Betrieb durchgefallen.
Über 18 Millionen Pilger haben im Heiligen Jahr bisher eine der Heiligen Pforten in Rom durchschritten – und sich danach wohl mit viel Appetit und voller Vorfreude in eine der unzähligen Trattorien und Pizzerien der Ewigen Stadt gesetzt. Hätten sie vorher den Bericht der Lebensmittelpolizei der Carabinieri gelesen, wäre ihnen der Hunger auf Pizza und Pasta womöglich vergangen: Im Rapport liest man von Schaben in der Küche, von Nagetier-Exkrementen in den Lebensmittel-Lagern, von allerlei anderen Hygieneproblemen sowie von verdorbener Ware: Insgesamt sind bei den Kontrollen 2’750 Liter Olivenöl, 2’300 Kilogramm Fleisch und 1’430 Kilogramm Fisch beschlagnahmt worden.
In allen Preisklassen. Von den bisher über 700 Gastbetrieben, die seit dem vergangenen November Besuch von den Carabinieri erhalten haben, ist jeder zweite beanstandet worden. Die allermeisten von ihnen befinden sich in der Römer Altstadt also dort, wo die Pilger und Touristen in der Regel einkehren. Die Preisklasse spielt keine Rolle: Die Kontrolleure haben sowohl in einfachen Trattorien als auch in gehobenen Restaurants Hygienemängel festgestellt. Laut dem Bericht der Lebensmittelpolizei, DDR vom „Corriere della Sera“ publik gemacht wurde, sind nach den Kontrollen insgesamt 521 Bussen im Gesamtbetrag von 660’000 Euro ausgestellt worden.
Die gute Nachricht besteht darin, dass von den Beanstandungen „nur“ die Hälfte auf Hygienemängel zurückzuführen waren. Die andere Hälfte betrifft administrative Unregelmässigkeiten wie das Nichtbeachten der Vorschriften zur Arbeitssicherheit, Baumängel, fehlende Bewilligungen – also Verfehlungen, die sich nicht direkt von dem Teller des Gastes niederschlagen. Auch bei den wegen Hygienemängeln durchgefallenen Betriebe streichen die Kontrolleure einen positiven Aspekt heraus: Nur in einem Restaurant seien die Zustände derart desolat gewesen, dass es vorübergehend geschlossen werden musste.
Kampf gegen McDonald’s. Der Vatikan hat sich zur teilweise problematischen Verpflegung der Pilger durch die Römer Gastronomie während des Heiligen Jahres nicht geäussert. Der Kirchenstaat ist derzeit an einer anderen kulinarischen Front beschäftigt: In unmittelbarer Nähe der vatikanischen Mauern, im malerischen Borgo Pio (unmittelbar neben der St. Annabar, zu Beginn der Strasse „Borgo Pio“, rund 100 m vom Vatikaneingang St. Anna entfernt), soll in wenigen Tagen ein grosses Lokal der Fast-Food-Kette McDonald’s eröffnen – das sich im Besitz des Kirchenstaates befindet. Mehrere Kardinäle haben einen besorgten Brief an Papst Franziskus geschrieben, um die Eröffnung in letzter Sekunde zu verhindern. Es geht – offiziell – um das leibliche Wohl der Gäste und – inoffiziell – um mögliche Geruchs- und Lärmimmissionen für die Kardinäle, die in unmittelbarer Nähe des Lokals wohnen. Wie der Streit ausgeht, ist noch ungewiss.
bz Basellandschaftliche Zeitung vom 28.03.2017, S. 8, Dominik Straub, Rom
Roms brennende Busse
Italien: Die Fahrzeuge sind so alt und vernachlässigt, dass viele während der Fahrt Feuer fangen: 500 Pannen pro Tag haben die Busse der Römer Verkehrsbetriebe. Im Durchschnitt sind die Fahrzeuge 12 Jahre alt.
Es ist, als wäre →Nero aus seiner Gruft gestiegen – nur dass der römische Gewaltherrscher, anders als damals im Jahre 64 n. Chr., diesmal nicht gleich die ganze Stadt, sondern lediglich die städtischen Verkehrsmittel abfackelt. Der letzte Bus ging am Sonntagmorgen in Flammen auf. Es war bereits der dritte seit Anfang März und der 18. in einem Jahr (jeder vierte Tag). Als Grund für das Brennen der Busse wird von den Behörden immer dasselbe genannt: „autocombustione“, also Selbstentzündung. Meistens passiert das, wenn Dieselöl oder Schmiermittel aus undichten Leitungen auf heisse Motorenteile oder den Auspuff tropfen. Nicht selten brennen die Busse vollständig aus; die verkohlten Fahrzeug-Skelette am Strassenrand wecken jeweils Assoziationen mit einem Bürgerkriegsland.
Der Fahrzeugpark der Römer Verkehrsbetreiber zählt zu den ältesten und am schlechtesten gewarteten Europas: Die Busse der Ewigen Stadt sind im Durchschnitt über 12 Jahre alt. Zum Vergleich: Bei den Londoner Bussen liegt das Durchschnittsalter bei 8 Jahren. Im vergangenen Jahr bat die „Azienda Tranvie ed Autobus del Comune di Roma (Atac)“ 180’000 technische Pannen registriert. Das sind knapp 500 pro Tag. (…)
Schweiz am Sonntag vom 15.04.2017, S. 7, D. Straub, Rom
„Gepanzerte“ Osterferien in Rom
In der Heiligen Stadt herrscht höchste Terroralarmstufe
Tausende von Polizeibeamten und Soldaten sorgen während der Osterferien für die Sicherheit des Papstes und für die Hunderttausenden von Gläubigen, die am Sonntag auf dem Petersplatz erwartet werden.
Der Karfreitagabend war für die Sicherheitskräfte die Generalprobe: Für die traditionelle Kreuzweg-Prozession in dem mit Fackeln erleuchteten Kolosseum war das Gebiet um die antike Arena abgesperrt. Die U-Bahn-Station wurde bereits am frühen Nachmittag geschlossen. Der Zugang zum Kolosseum war nur über zwei streng bewachte und mit Metalldetektoren gesicherte Eingänge möglich. An den üblichen Zugangsstrassen zur Arena standen Soldaten und gepanzerte Fahrzeuge – unüberwindliche Hindernisse für Terroristen mit Lastwagen.
IS hat „Kreuzfahrer“ im Visier. „Pasqua blindata“ nennen die italienischen Medien das diesjährige höchste Christenfest in Rom, gepanzerte Ostern. Die italienischen Sicherheitsbehörden sind sich bewusst, dass sich Rom als Zentrum der Christenheit und Sitz des Papstes im Visier des radikal-islamistischen Terrors befindet. Der „Islamische Staat“ hat in seinen einschlägigen Propaganda-Medien mehrfach angekündigt, dass er den „Kreuzfahrern“ den Garaus machen und auf dem Petersdom, die schwarze IS-Flagge hissen wolle. Nach den jüngsten Terroranschlägen in London und Stockholm und eventuell in Dortmund wurde die ohnehin hohe Wachsamkeit zusätzlich verstärkt; es herrscht höchste Alarmstufe.
Die Zufahrtsstrassen zum Petersplatz, wo der Papst am Ostersonntag wie immer eine Messe lesen und dann von der Loggia des Petersdomes aus den Segen „urbi et orbi“, der Stadt und dem Weltkreis, spenden wird, sind schon zu Beginn der Karwoche abgeriegelt worden.
Scharfschützen und Spürhunde. Nicht einmal die städtischen Busse können zur riesigen Piazza Bernini fahren. Auch den Taxis ist der Zugang verwehrt. Wo keine Panzerwagen stehen, wurden Betonblöcke hingestellt, um Amokfahrten zu verhindern. Ziel der Massnahmen sei es, „die absolute Sicherheit des Heiligen Vaters und der Gläubigen zu garantieren“, erklärte der Römer Polizeipräfekt Guido Marino diese Woche, als er das österliche Sicherheitsdispositiv vorstellte.
Wie in früheren Jahren werden auf den Dächern rund um den Petersplatz Scharfschützen lauern. Neben den uniformierten Beamten werden sich unter den Gläubigen auch Dutzende Polizisten in Zivilkleidung mischen, die mit versteckten Mini-Kameras und Metalldetektoren ausgerüstet sind. Zum Einsatz kommen vor und während der Ostermesse Sprengstoff-Spürhunde und Spezialisten der Armee. Auf der Via della Conciliazione, der grossen Zufahrtsstrasse zum Petersdom, wird berittene Polizei patrouillieren, und selbstverständlich stehen an allen Eingängen zum Petersplatz und zur Basilika Metalldetektoren.
Soldaten schon am Flughafen. Die Osterfeiertage sind für die Römer Sicherheitsbehörden jedes Jahr enorm herausfordernd: Die Stadt war schon in der Karwoche voller Touristen und Pilger. Während der Osterfeiern werden in der 3-Millionen-Einwohnerstadt rund eine halbe Million Gäste erwartet. Viele von ihnen interessieren sich weniger für die Papstzeremonien als für weltliche Sehenswürdigkeiten.
Aus diesem Grunde müssen nicht nur der Petersplatz und das Kolosseum, sondern auch das Pantheon, das Forum Romanum, die Fontana di Trevi, die Spanische Treppe und unzählige andere Monumente und Kirchen zusätzlich geschützt werden. Die Touristen und Pilger werden schon am Flughafen und an der Stazione Termini von Soldaten und Panzerfahrzeugen empfangen.
Schweizer Radio SRF 1
„Rendez-vous“ vom 24.Juli 2017, 12.30 Uhr, Korrespondent in Rom
In der Stadt Rom versickern 40 % des Trinkwassers wegen verrosteten, maroden Wasserleitungen. Es gibt italienische Städte mit mehr Trinkwasser-Verlust.
bz Basellandschaftliche Zeitung vom 26.06.2017, S. 11
Rom: Stadt testet geregelten Zugang zu Trevi-Brunnen
Die Stadt Rom testet seit Dienstag einen geregelten Zugang zum Trevi-Brunnen. Damit soll die Drängelei der Touristen vor einer der beliebtesten Sehenswürdigkeiten der Ewigen Stadt vermieden werden.
Von 9 bis 24 Uhr werde die Polizei bei besonders starkem Andrang die Zahl der Besucher einschränken, teilte die Gemeinde mit. Die Testphase dauert 80 Tage, danach soll die Gemeinde entscheiden, ob die Massnahme beibehalten wird. Zuletzt waren bereits Kontrollen verstärkt worden, da Menschen trotz strengen Verbots und einer Strafe von Euro 450 im Brunnen gebadet hatten.
Der Brunnen zählt mit dem →Kolosseum und der Spanischen Treppe zu den Wahrzeichen der italienischen Hauptstadt. Weltbekannt wurde er einst durch den Film „La dolce Vita“ (Das süsse Leben) von Federico Fellini mit der nachts im Brunnen badenden Anita Ekberg (1931-2015, Miss Schweden 1950, Schauspielerin).
Jeder Tourist, der sichergehen möchte, in die Ewige Stadt zurückzukehren, muss einem Aberglauben zufolge eine Münze über die Schulter in den Trevi-Brunnen werfen. Mit 3 Millionen Besuchern pro Jahr zählt er zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten der Welt. (SDA)
→V, virtuell (Videos Rom, Vatikanische Museen)
bz Basellandschaftliche Zeitung vom 22.03.2017, S. 11, Dominik Straub, Rom
Wildschwein-Plage nun auch in Rom. „Rom ist zu einem Zoo unter freiem Himmel verkommen.“ Codacons, Umwelt- und Konsumentenschutzorganisation“
Tödlicher Unfall: Nach der Toskana erlebt die Ewige Stadt eine Wildschwein-Invasion. Die Lage sei „kritisch“, sagt die Stadtregierung.
Der Unfall ereignete sich in der vergangenen Woche. Ein Motorradfahrer stiess auf der Via Cassia mit einem Wildschwein zusammen. Das Tier war unvermittelt auf die Strasse gerannt; der 49-jährige Lenker stürzte und erlag später seinen Verletzungen. Bereits Anfang März hatte ein Autofahrer auf einer stark befahrenen Durchgangsstrasse in der Nähe des Vatikans ein Wildschwein gefilmt, das in gestrecktem Galopp vor dem Verkehr zu fliehen versuchte. In diesem Fall hatten sowohl das Tier als auch die menschlichen Verkehrsteilnehmer Schwein gehabt: Niemand war zu Schaden gekommen.
Dieser Zwischenfall und vor allem der tödliche Unfall haben den Römern gezeigt, dass die Ewige Stadt besonders in den grünen Aussenquartieren mit einer Wildschwein-Invasion konfrontiert ist. Konkrete Erhebungen zum Bestand gibt es zwar nicht, aber allein die unzähligen Videos und Fotos von Wildschweinen in der Stadt, die nun in die sozialen Medien und auf den Websites der Lokalzeitungen gepostet werden, lassen auf eine explosionsartige Vermehrung schliessen. Die Stadtregierung hat die Situation als „kritisch“ bezeichnet.
Die Behörden wirken angesichts der Ausbreitung der Wildschweine jedoch hilflos. Eine Abschusskampagne kommt nicht infrage: Die Protestbewegung von Beppe Grillo, der Stadtpräsidentin Virginia Raggi angehört, hat sich den Tierschutz auf die Fahne geschrieben. Laut nachgedacht wird deshalb über die Sterilisierung der Wildschweine durch die Injektion eines Medikaments. Wie man sich eine solche Aktion konkret vorstellen soll, vermochte die Umweltkommission der Stadt noch nicht zu erklären. So empfiehlt die Stadtregierung den Bürgern erst einmal, „sich von den Wildschweinen fernzuhalten“ und sie im Fall einer ungewollten Begegnung „auf keinen Fall zu reizen“.
Für die Opposition sind die Schweine ein gefundenes Fressen. Die Römer Sektion des sozialdemokratischen PD von Regierungschef Paolo Gentiloni fragte sich, wie es möglich sei, dass man in einer Grossstadt wegen eines Wildschweins zu Tode kommen könne. Für die Umwelt- und Konsumentenkommission Codacons ist der tödliche Unfall „der Beweis dafür, dass die Stadt verwahrlost ist“. Codacons hat gegen die Stadtregierung eine Anzeige wegen fahrlässiger Tötung erstattet.
Letzten Sommer waren es die Ratten. Der herumliegende Müll lockt nicht nur die Wildschweine an, sondern auch Ratten, Möwen und anderes Getier. Die Rattenplage von letzten Sommer ist den Römern noch in Erinnerung: Rom ist, wie Codacons kritisiert, zu einem „Zoo unter freiem Himmel“ verkommen. Bezüglich des Wildschwein-Problems steht die Stadt freilich nicht alleine da: In der Toscana liegt der Bestand bei 400’000 Tieren, von denen die Regionalregierung eigentlich 150’000 Stück zum Abschuss hatte freigeben wollen. Der Glaubenskrieg zwischen Jägern und Tierschützern ist indessen noch nicht entschieden, und so harrt die Ausmerzaktion noch ihrer blutigen Umsetzung.
OR Nr. 11 vom 17.03.2017, S. 5, Bernhard Hülsebusch (…)
Das Istituto Svizzero di Roma – Stipendiaten und reger Kulturaustausch
Es ist das jüngste römische Kulturzentrum aus dem deutschsprachigen Raum: Das Schweizerische Institut – wo man gemäss der eidgenössischen Praxis natürlich auch italienisch und französisch spricht. Derzeit beherbergt es 11 avantgardeorientierte Stipendiaten. Es ist das Aushängeschild der kreativen Schweiz in Rom. Sein Standort, die Villa Maraini hat eine hochinteressante Geschichte. Auf einem kleinen Hügel im Zentrum Roms thront die herrschaftliche Villa Maraini mit reichdekorierten, lichtdurchfluteten Innenräumen. Von hier eröffnet sich ein spektakulärer Blick auf Rom.
Zu Recht stolz ist das Istituto auf seine Bibliothek mit 45’000 Büchern sowie 130 Fachzeitschriften. Das Institut hat längst eine Doppelfunktion. Einerseits nämlich fungiert es als schweizerisches Kulturzentrum in Rom – durch die Förderung der künstlerischen und wissenschaftlichen Beziehungen zwischen der Eidgenossenschaft und Italien. Andererseits ermöglicht es jungen talentierten Schweizern, eigene Arbeiten oder Forschungen in einem Zentrum der klassischen Kultur durchzuführen.
Der Aufenthalt dieser vom Stiftungsrat Auserwählten in der Villa Maraini dauert normalerweise ein „Anno Accademico“, also von September bis Juli des folgenden Jahres. Von den Künstlern, die sich bewerben (Höchstalter: 40), wird Erfahrung in selbstständiger Arbeit und möglichst auch nachgewiesene Teilnahme an Ausstellungen oder Performances (künstlerische Aktionen) erwartet; von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen ein abgeschlossenes Studium.
Praktische Hinweise: Istituto Svizzero di Roma ISR, Via Ludovisi 48 (Villa Maraini)
Tel. 0039 06 42011271 und 42014798
media@istitutosvizzero.it
Jeden Montag Führungen durch die schlossartige Villa Maraini (Ticket: 5 Euro), Gratiseintritt zu allen Veranstaltungen des ISR.
bz Basellandschaftliche Zeitung vom 11.09.2017, S. 9
„Gladiatoren“ aus Römer Stadtzentrum verbannt
Als Gladiatoren verkleidete Männer, die sich gegen Entgelt mit Touristen fotografieren lassen, sollen aus der Innenstadt von Rom verbannt werden. Der Staatsrat in Rom urteilte, dass eine entsprechende im Dezember erlassene Verordnung von Stadtpräsidentin Virginia Raggi rechtskonform sei. (SDA)
https://de.wikipedia.org/wiki/Gladiatorengattungen
OR Nr. 29 vom 20.07.2018, S. 5
Was haben Füchse vor dem Kolosseum verloren? Wie gelangen Wildtiere mitten in Roms verkehrsreiches Zentrum? Die Antwort fanden vor einigen Jahren Mitarbeiter der römischen Stadtverwaltung recht schnell: durch einen grünen Korridor, der von Südosten her aus dem Umland ins Herz der Ewigen Stadt führt. Entlang der Via Appia Antica über die Caracalla-Thermen, den Circus Maximus und den Palatin-Hügel fanden die Tiere recht unbehelligt von Autos, Bussen und Motorrollern ihren Weg.
Rom-Besucher, die der Fuchsroute in umgekehrter Richtung folgen, finden eine weitläufige Oase, nur einen Kilometer vom tosenden Stadtzentrum entfernt. Der „Regionalpark Appia Antica“ ist eine ländliche Idylle mit Zeugnissen aus 2500 Jahren römischer Geschichte.
Broschüren: Infozentrum des Parks, kurz hinter der Porta San Sebastiano. Besuch des Parks: zu Fuss oder mit dem Velo. Schräg gegenüber der bekannten Kirche „Quo vadis“ gibt es einen Fahrradverleih. Gut zu Fuss lässt sich die Valle della Caffarella erschliessen, die Niederung des Flüsschens Almone, der den alten Römern heilig war. Einstieg in den Park zu Fuss oder mit dem Velo: Kurz hinter „Qua vadis“ biegt links ein Fussweg ab.
OR Nr. 39/40 vom 28.09.2018, S. 3
Friedenslauf in Rom
In Rom haben am vergangenen Sonntag 7’500 Sportler an einem interreligiösen Friedenslauf teilgenommen. 2’500 von ihnen liefen nach Angaben der Veranstalter eine Halbmarathon-Strecke über 21,097 Kilometer, die an religiösen Stätten wie der Grossen Moschee im Norden Roms, der Synagoge sowie den Kirchen der Waldenser und der griechisch-orthodoxen Gemeinde vorbeiführte. Die Übrigen absolvierten einen Volkslauf über 5 Kilometer. Start und Ziel waren am Petersplatz. Der Lauf unter dem Motto „Via Pacis“ („Friedensweg“) wurde von der Stadt Rom und dem Päpstlichen Rat für die Kultur gemeinsam organisiert. Er hatte im vergangenen Jahr erstmals stattgefunden. Als prominenteste Teilnehmerin ging die Enkelin des Friedensnobelpreisträgers Nelson Mandela (1918-2013), Ndileka Mandela, an den Start.
bz Basellandschaftliche Zeitung vom 07.01.2019, S. 6 Ausland, Dominik Straub, Rom
Rom kapituliert vor dem Müll
Überfüllte Müllcontainer in Rom: Sie gehören inzwischen zum Stadtbild in den Strassen von Italiens Hauptstadt
Italien. Die Ewige Stadt versinkt im Abfall – weil die Behörden überfordert sind, sollen jetzt die Bürgerinnen und Bürger den Dreck vor ihren Häusern selbst wegräumen. Immerhin: Die Schulen in Rom werden heute nach den Festtagen den Unterricht wieder aufnehmen. Das war bis gestern noch infrage gestellt. Weil auch in den Strassen rund um die meisten der insgesamt 3’000 Schulgebäude der Stadt massenhaft Abfall herumlag, hatte der Präsident der Schulvorsteher, Mario Rusconi, am Freitag damit gedroht, dass einzelne Schulen geschlossen bleiben könnten: „Der Müll wird zunehmend zu einer Gefahr für die Gesundheit der Schüler“, schrieb Rusconi. Denn angelockt vom stinkenden Hausabfall rund um die Schulen hätten sich über die Festtage auch schon Ratten in die Klassenzimmer verirrt.
Die Schulhäuser sind am Wochenende in einem von Bürgermeisterin Virginia Raggi eilends verordneten Sondereinsatz der Müllabfuhr von den Abfallbergen – einigermassen – befreit worden. Doch diese Notfall-Massnahme ändert wenig daran, das sich die in Rom seit Jahren schwelende Müllkrise über die Festtage dramatisch zugespitzt hat. Der Grund: 2 Wochen vor Weihnachten ist eine Abfallsortieranlage im Norden Roms in Flammen aufgegangen. Gleichzeitig wurde über die Festtage mehr Müll als üblich produziert. Das Resultat: In den Wohnquartieren und in der Peripherie überquellen die Abfallcontainer; um diese herum stapeln sich die stinkenden Müllsäcke zum Teil meterhoch. (…)
Mafia dick im Geschäft. Rom ist mit seinen Problemen nicht allein: In ganz Süditalien herrscht ein dramatischer Mangel an Müllverbrennungsanlagen. Die wenigen Öfen vermögen bei weitem nicht den gesamten Abfall zu bewältigen. Der Rest verschwindet zum Teil in Deponien, wobei die Mafia insbesondere bei der Beseitigung des Sondermülls kräftig mitmischt. Aber auch in Norditalien werden seit 2013 keine neuen Verbrennungsanlagen mehr gebaut -und Vizepremier Luigi Di Maio (Cinque Stelle) hat unlängst verlangt, dass die bestehenden Anlagen eine nach der anderen stillgelegt werden.
„Wir stehen vor einem nationalen Notstand“, betont Filippo Brandolini, Vizepräsident von Utilitalia, dem Dachverband der öffentlichen Entsorgungsbetriebe Italiens. Um diesen Notstand zu begegnen, müssten laut dem Abfall-Experten in Italien mindestens 4 Milliarden Euro in neue Anlagen investiert werden. Unter der populistischen Regierung aus Cinque Stelle und rechtsradikaler Lega scheint dies jedoch ausgeschlossen.
OR Nr. 13 vom 29.03.2019, S. 1
Aufruf zu moralischem Neuaufbruch
Rom. Zu einem „moralischen Neuaufbruch“ hat der Papst am 26.03.2019 bei einem Besuch im Rathaus die Stadtregierung Roms aufgerufen. Bürger, Institutionen, die Kirche und die anderen Religionsgemeinschaften müssten zum Gemeinwohl der Stadt zusammenarbeiten, sagte er vor dem Stadtparlament auf dem Kapitol. Zugleich forderte er eine den Aufgaben entsprechende rechtliche und finanzielle Ausstattung. Italiens Hauptstadt leidet chronisch unter Problemen in Infrastruktur und Verwaltung.
Der Papst nannte Rom unter Verweis auf die historischen Schätze und seine 3 Millionen Einwohner einen „sensiblen Organismus, der demütige und unablässige Pflege braucht und kreativen Mut, um geordnet und lebbar zu bleiben, damit so viel Glanz nicht verfällt“. Er sagte die Mitarbeit der Kirche zu, vor allem im Dienst der Armen, des Dialogs und des Umweltschutzes. „Rom braucht und verdient die tatkräftige, weise, grosszügige Zusammenarbeit aller.“
Bei der Ankunft auf dem Kapitol wurde der Papst unter Fanfarenklängen von Bürgermeisterin Virginia Raggi willkommen geheissen. Nach einer privaten Unterhaltung sprachen Raggi und Franziskus vor dem Senat im grossen Sitzungssaal, bevor der Papst einzelne Mitarbeiter begrüsste und sich vom Balkon des Senatorenpalastes aus an mehrere Dutzend Bürger und Schaulustige wandte.
Überraschend hatte der Papst zuvor die Lateran-Universität besucht, wo er eine Meditation hielt. Die akademische Gemeinschaft sei „in Feststimmung gewesen und habe den Papst mit Freude und grosser Aufmerksamkeit zugehört, teilte die Universität per Twitter mit.
OR Nr. 16 vom 19.04.2019, S. 3
Heilige Stiege in Rom derzeit im Originalzustand zugänglich
Rom. Erstmals seit fast 300 Jahren ist die Heilige Stiege in Rom, eine der Überlieferung nach aus dem Prätorium des Pontius Pilatus stammende Treppe, ohne schützende Holzverkleidung zu sehen. Nachdem die „Scala Santa“ unweit der Lateranbasilika seit dem vergangenen Sommer wegen Restaurierung komplett geschlossen war, sind die 28 Marmorstufen ab sofort und bis Pfingsten zugänglich. Der Überlieferung nach schritt Jesus auf dem Weg zur Kreuzigung über die Treppe. Auf der 2., 11. und 28. Stufe sind Blutstropfen zu sehen. (…)
https://de.wikipedia.org/wiki/Scala_Santa
OR Nr. 25 vom 21.06.2019, S. 2
Rundgang durch Forum Romanum wird länger und teurer
Rom. Das antike Forum Romanum und die Kaiserforen in Rom sind künftig als gemeinsamer Ausgrabungskomplex zu besichtigen. Vom 29.06.2019 an werden die jüngeren, im 1. und frühen 2. Jahrhundert entstandenen Kaiserforen in den bisherigen Rundgang durch das südlich angrenzende Forum integriert, der auch den Palatin und das Kolosseum umfasst. Der gewöhnliche Eintrittspreis erhöht sich von 12 auf 16 Euro; die Karten sind statt bisher 2 Tage nur noch einen Tag gültig.
Die Leiterin des Archäologischen Parks des Kolosseums, Alfonsia Russo, sprach bei der Vorstellung des neuen Konzepts vom „Ende eines historischen Bruchs“ zwischen den beiden Arealen. Der Rundgang verbinde das Forum Romanum als „Wiege der westlichen Zivilisation“ mit den Kaiserforen als „Symbol der Macht der Imperatoren“.
Die Kaiserforen umfassen neben dem Caesarforum am Fuss des Kapitolhügels vor allem das im Jahre 2 vor Christus eingeweihte Forum des Augustus sowie die Anlagen des Nerva aus dem Jahr 97 und des Trajan aus dem Jahre 112. Die Komplexe dienten als Zentren für Gewerbe, Handel und Kultur. Vom älteren Forum Romanum trennt sie die unter Benito Mussolini 1924 bis 1932 errichtete Paradestrasse Via dei Fori Imperiali.
OR Nr. 45 vom 08.11.2019, S. 3
Rom. Das Bistum Rom will seinen Pfarreien konkrete Massnahmen zu Umweltschutz und Nachhaltigkeit vorschlagen. Dies ist eine der Anliegen einer neuen Vortragsreihe zur Umweltenzyklika „Laudato sí“, die am 11.11.2019 beginnt. Wie das Bistum Rom mitteilte, soll jeweils am ersten Montag in der Lateranbasilika ein Abschnitt der Enzyklika von 2015 vorgelesen und mit einem externen Gast diskutiert werden.
OR Nr. 6 vom 07.02.2020, S. 1
Ermutigung zum Hauptstadtjubiläum
Vatikanstadt/Rom. Zum Auftakt des 150-Jahr-Jubiläums von Rom als Hauptstadt Italiens hat Papst Franziskus die Römer aufgerufen, sich trotz aller Unzulänglichkeiten für die Stadt stark zu machen. Die Grussbotschaft des Papstes wurde von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin am Montag, 03.02.2020, bei einem musikalischen Festakt im „Teatro dell’Opera“ verlesen, an dem auch Staatspräsident Sergio Mattarella und die Bürgermeisterin Virginia Raggi teilnahmen. Als Bischof von Rom fordert Franziskus die Menschen zu einer „gemeinsamen Vision einer geschwisterlichen und universalen Stadt auf“. Gerade Migranten und Flüchtlinge, die unter oft schwierigen Bedingungen an den Rändern der 3,5 Millionen Metropole lebten, sähen Rom als rettenden Hafen. Das Jubiläum Roms wird in den kommenden Monaten mit zahlreichen Veranstaltungen begangen. Nach der Eroberung des Kirchenstaates durch Giuseppe Garibaldi 1870 war Rom zur Hauptstadt des damaligen Königreiches Italien erklärt worden.
bz Basellandschaftliche Zeitung vom 06.10.2021, S. 7, Virgina Kirst, Rom
Neustart für die dreckigste Tourismusmetropole der Welt
Rom droht in seinem Müll unterzugehen. Das hat jetzt politische Konsequenzen. Schafft die Ewige Stadt jetzt die Wende?
Auf Roms Strassen sind die Wildschweine los. Ein Video zeigt vier ausgewachsene Sauen, die eines Sommerabends an einer Apotheke vorbeilaufen, zwischen ihren Hufen trippeln fünf Fischlinge. An den vorbeifahrenden Autos stören sie sich nicht. Szenen wie diese spielen sich in der italienischen Hauptstadt zuletzt immer häufiger ab. Anwohner erzählen, wie viel Sicherheitsabstand sie einhalten, um keine Bekanntschaft mit den Stosszähnen der neuen Nachbarn zu machen. Bisher ist es noch zu keinem Zwischenfall gekommen.
Die Wildschweine dringen immer weiter in die Stadt vor, weil sie in den überquellenden Müllcontainern Fressen finden.
Schuld sei die römische Bürgermeisterin Virginia Raggi (WA: im Oktober 2021 abgewählt, Fünf-Sterne-Partei). 15'000 Freiwillige kämpfen gegen den Zerfall. Dabei ist der Müll nur die Spitze des Eisbergs: Roms Strassen sind marode (heruntergekommen), der öffentliche Verkehr eine Katastrophe. Einige Bürger ertrugen diesen Niedergang schliesslich nicht länger und schlossen sich zur Initiative "Relake Roma - zu deutsch etwa: "Hol Dir Rom zurück" - zusammen. Heute kämpfen rund 15'000 Freiwillige in ihrer Freizeit gegen den städtischen Zerfall.
OR Nr. 26 vom 01.07.2022, S. 3
Hitzefrei für Roms Pferde
Rom. Roms Kutschpferde bekommen vom Bürgermeister der Ewigen Stadt hitzefrei. Laut einer neuen Verordnung muss der Kutschbetrieb bei besonders starken Hitzewellen von 11 bis 18 Uhr ruhen, wie die Stadtverwaltung am Montag, 27. Juni 2022, mitteilte. Bisher war der Zeitraum des Verbots von Kutschfahrten kürzer, Fahrten ab 35 Grad aber grundsätzlch verboten.
Bis der Fahrbetrieb wieder aufgenommen werden kann, muss für ausreichende Bewegung der Tiere gesorgt werden. Mit dem stadteigenen Wetterwarnsystem werden neben der Temperatur nun auch Luftfeuchtigkeit und -zirkulation sowie die Stärke der Sonneneinstrahlung einbezogen, um den Kutschbetrieb einzuschränken. Entsprechende Risikostufen werden von der Stadt täglich bekannt gegeben.
Kath. Wochenzeitung Baden 33/2022 August, S. 10, Armin Schwibach
19. Juli 1943: Die Ewige Stadt unter den Bomben der alliierten Truppen
(...) 362 amerikanische Flugzeuge fliegen am Vormittag des 19.07.1943 um die Mittagszeit gegen Rom. Ihr Code-Name lautet "Liberator" oder "Befreier". Bis zu jenem Tag hatten die Römer trotz der besorgniserregenden Nachrichten von der Front keine grösseren Anlass zur Sorge verspürt. Rom, die Ewige und Heilige Stadt, war ja nicht nur der Ort, an dem der italienische König im ehemaligen Papstpalast des →Quirinals residierte. Rom ist ein Symbol, die Wohnstatt des Nachfolgers des Apostels →Petrus und des Stellvertreters Christi auf Erden.
Wer würde es wohl wagen, diesen in der Weltgeschichte einzigartigen Ort anzugreifen, zumal innerhalb seiner Grenzen auch ein eigener Staat, liegt: der →Staat der Vatikanstadt mit seinem Oberhaupt, dem Papst? Rom schien somit besonders geschützt zu sein. Die Römer hatten die Rechnung jedoch ohne den Wirt gemacht.
Sechs Angriffswellen auf die Ewige Stadt. In sechs Angriffswellen bombardieren die Amerikaner an jenem Tag mit vier Geschwadern von B-17-Bombern und fünf Geschwadern von B-24-Bombern die Ewige Stadt. Dann sind die mittleren Bomber an der Reihe: 146 B26-Marauder-Bomber und 154 B25-Mitchell-Bomber, die die Flughäfen "Littorio" und "Ciampino" zerstören. "Crosspoint" heisst die Operation. Die Flugzeugre fliegen auf Quote twenty angels, zwanzig Engel. Das heisst 20'000 Fuss oder 6'000 Meter über dem Erdboden, um der italienischen Flugabwehr zu entgehen.
1'060 Tonnen Sprengstoff werden abgeworfen, 4'000 Bomben und Brandbomben. Es ist der bisher grösste Angriff auf italienischem Boden. Eines der Hauptziele ist das Viertel "San Lorenzo" bei der Basilika des Heiligen Laurentius, der letzten Ruhestätte des seligen Papstes Pius IX., unmittelbar vor dem grossen römischen Monumentalfriedhof "Il Verano". "San Lorenzo ist ein Viertel einfacher Leute, das 1943 als Peripherie-Stadtteil galt, weit weg von den Machtzentren der Stadt.
Die Häuser und Wohnblocks zerbröseln unter der Macht der Bomben. Viele verlieren alles, was sie hatten, und werden obdachlos. Mehr als 3'000 Opfer und 6'000 Verletzte werden betrauert. Die Heilige Stadt unter Bomben? Die Römer können es nicht fassen, müssen jedoch nun dieser dramatischen Wirklichkeit entgegengehen.
(WA: Papst Pius XII. geht anschliessend mit einem Wagen in Begleitung von Msgr. Giovanni Battista Montini, der spätere Paul VI., ins San-Lorenzo-Quartier.)
https://www.katholisch.de/artikel/18297-bombenhagel-ueber-der-ewigen-stadt
OR Nr. 36 vom 08.09.2023, S. 4
Der Ständige Beobachter des Heiligen Stuhles bei den Vereinten Nationen, Erzbischof Gabriele Caccia, hat bei dem hochrangigen UN-Forum zum Thema "Förderung einer Kultur des Friedens im digitalen Zeitalter" am 31. August in New York ein kurzes Statement abgegeben. Darin verwies er auf die Aufforderung des Papstes, "sich mit der Frage zu befassen, wie Technologie den Frieden fördern und wie ihr Missbrauch verhindert werden kann, der Ungerechtigkeit, Konflikte und Feindseligkeiten schürt". Darauf werde Franziskus auch in der nächsten Botschaft zum 57. Weltfriedenstag eingehen, die dem Thema "Künstliche Intelligenz und Frieden" gewidmet sei. Der Erzbischof sprach zwei Bereiche an, in denen die digitalen Technologien in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle spielen: zum einen in der Bildung, wo sie dazu beitragen können, "die Werte und Ziele einer Kultur des Friedens zu fördern". Zum anderen könne eine verantwortungsvolle Nutzung die Verbreitung einer Kultur der Begegnung, des Dialogs und des Zuhörens unterstützen.
Mail der Exgardisten-Sektion Zürich vom 08.10.2023, Philipp
Ab der Stazione San Pietro, unweit des Vatikans links, beginnt der neue Jasmin-Spazierweg (Passeggiata del Gelsomino), ab Gleis 1 Richtung Vatikan. Man überschreitet das Jasmintal und geht Richtung Eisenbahneingang des Vatikans. Herrliche Aussichten auf Vatikan und Peterskuppel. Das zweite Geleise ab der Station S. Pietro wurde geräumt und ein breiter Spazierweg angelegt.
https://secretroma.com/passeggiata-del-gelsomino/
Google Secret Roma vom 27.11.2020
Das Geheimnis der Via Piccolomini in Rom
Eine ganz besondere Strasse zwischen der Via Aurelia Antica und Gregor VII. (südwestlich des Vatikans). Warum ist die Via Niccolò Piccolomini berühmt geworden? Von dieser Strasse aus kann man den Dom St. Peter mit einem besonderen optischen Effekt bewundern. Je weiter man kommt, desto grösser erscheint die Kuppel. Nähert man sich jedoch, neigt die Kuppel dazu, ihre Grösse zu ändern. Bis heute kann niemand eine Erklärung für diesen Effekt finden. Es wird angenommen, dass aus der Ferne die Erhabenheit der Kuppel ins Auge fällt und das Denkmal so im Vergleich zu anderen Bauwerken zum Protagonisten (Hauptfigur, Schlüsselfigur) macht. Heute ist die Strasse zu einem Treffpunkt geworden, um wichtige Ereignisse zu feiern: Abschlussfeiern, achtzehnte Geburstage und sogar Heiratsanträge. Tatsächlich bietet der Ort bei Sonnenuntergang einen romantischen Blick auf Rom und die wunderbare Kuppel von St. Peter. Bus 982 ab Piazza del Risorgimento, unten rechts.
https://secretroma.com/via-piccolomini
Niccolò Piccolomini war Verwandter von Pius II. Er war 1464 für 3 Jahre Erzbischof von Benevento (Regio Kampanien). Er hatte eine Abneigung gegen den Camauro, eine rote Samtmütze mit weissem Hermelin (Fell des Wiesels). Papst Johannes XXIII. wie Benedikt XVI. trugen ihn.
https://de.wikipedia.org/wiki/Camauro
Mail Exgardistensektion Zürich, 23.01.2024
Rom hält den Weltrekord: gut 2'000 Brunnen befinden sich in der Ewigen Stadt (100 im Vatikan). Rom wird geradezu überflutet von streunenden Katzen. Das kommt nicht von ungefähr: Sie sind seit 1991 geschützt. Katzen-und Tiervereine sorgen für sie.
Kath. Wochenzeitung Baden 9/2024 März, S. 15
Im Geschichtsunterricht geht es um Rom, und der Lehrer fragt: "Wann wurde Rom erbaut?" - Peter meldet sich: "Bei Nacht, Herr Lehrer." - Wo hast du denn das her?" fragt der Lehrer kopfschüttelnd. - "Von ihnen, Herr Lehrer! Sie haben doch neulich gesagt, Rom wurde nicht an einem Tag erbaut."
OR Nr. 24 vom 14.06.2024, S. 1
Papst zu Besuch auf dem römischen Kapitol
Rom. Mit einem Gebet für die Stadt Rom und einem Dank an die Mitarbeiter der kommunalen Betriebe ist am Montag, 10.06.2024, ein rund zweistündiger Besuch von Papst Franziskus, der Bischof von Rom ist, auf dem römischen Kapitolshügel zu Ende gegangen. Zuvor hatte Franziskus lange unter vier Augen mit Bürgermeister Roberto Gualtieri gesprochen und danach eine Ansprache vor dem römischen Gemeinderat gehalten. Darin unterstrich der Papst, dass Rom als Folge seiner besonderen Geschichte sowie als Zentrum der weltweiten katholischen Kirche globale Bedeutung habe. Für das Heilige Jahr 2025 wünsche er sich eine Wiederentdeckung der besonderen Bedeutung Roms als Stadt der Nächstenliebe und der Gastfreundschaft. Dies sollte aber nicht nur im Stadtzentrum der Fall sein, sondern auch in den Vororten, unterstrich der Papst, der sich mehr "Annäherung", Anbindung und Austausch zwischen Stadtkern und Peripherie erhofft. Franziskus dankte der Stadtverwaltung Rom und auch der italienischen Regierung für deren Unterstützung der Vorbereitungen für das Heilige Jahr 2025. Die Kooperation zwischen Italien und dem Heiligen Stuhl sei freundschaftlich und bestünde aus "menschlichen Beziehungen", hob der Papst hervor.
OR Nr. 25 vom 21.06.2024, S. 11
Die einzigartige und universale Berufung der Ewigen Stadt.
Offizieller Besuch des Papstes auf dem römischen Kapitol, Sitz des Bürgermeisters und des Stadtrates am 10.06.2024
Bildbeschreibung: Vor dem Amtssitz des Bürgermeisters aus grüsste Franziskus die auf dem Platz versammelten Angestellten: "Guten Tag! Ich grüsse Sie alle, die "Ama", den Zivilschutz, die Gendarmen, die Menschen, die hier arbeiten: Vielen Dank für Ihren Empfang, vielen Dank! Ich erlaube mir heute, in diesem Augenblick, ein Gebet für Rom, für unsere Stadt zu sprechen. (Ave Maria und Segen). Danke für Ihre Arbeit, danke für das, was Sie für die Stadt tun! Und bitte vergessen Sie nicht, für mich zu beten! Danke!"
Vor dem Stadtrat. Kleiner Auszug:
Der unermessliche Schatz an Kultur und Geschichte der sich über die Hügel Roms verteilt, ist die Ehre und Bürde seiner Bürgerschaft und seiner Regierenden und wartet darauf, angemessen gewürdigt und geachtet zu werden.
→Bn-Briefma2016: Bomben auf Rom
→Schweizergarde, Päpstliche (verruchtes Rom um 1503. Irving Stone 1961)
→Virtuell (Videos: antikes Rom, Kolosseum, Forum Romanum und Vatikanische Museen u. v. m.)
→Bn-Briefma2016, OR vom 28.07.2023: Bombardierung der Stadt Rom 1943
https://www.il-colosseo.it/de/visita_virtuale_roma_antica.php
https://www.momondo.de/c/virtuelle-reise/virtueller-trip-rom/
Romero, Óscar Amulfo, Erzbischof
https://de.wikipedia.org/wiki/Oscar_Romero
https://youtube.com/watch?v=Raw2snchymQ (Video, 27 Min.)
3sat, 17. August 2012, 12.00 Uhr, Zusammenfassung WA
Erzbischof Romero wird in der Kirche „Divina Provvidenzia“ in San Salvador während der Hl. Messe bzw. im Moment der Gabenbereitung am 24. März 1980 erschossen. Er war Seelsorger an der Seite des Volkes und kämpfte gegen die Missstände. Er wurde von einem konservativen zu einem fortschrittlichen Bischof. Seine Messen waren politische Veranstaltungen. Seine Stimme war die letzte Stimme, die den Bürgerkrieg verhindern konnte. Im Romero-Museum sind seine an diesem Tag getragenen Messgewänder ausgestellt.
Was war die Reaktion auf diese Ermordung? Es begann ein blutiger Bürgerkrieg. Die salvadorianische Armee, unterstützt von den USA, kämpfte gegen die Rebellen. Der Krieg endete mit 75’000 Toten. Seit 2009 regiert eine linke Regierung.
Die katholische Kirche hat den Erzbischof noch nicht heilig gesprochen, obwohl er dort als solcher verehrt wird. Der jetzige Bischof meint, Romero könne nicht heilig gesprochen werden, weil er von Katholiken umgebracht worden sei. Romeros Eingeweide wurden 3 Jahre nach der Beerdigung ausgegraben. Es sei ein Wunder, meint eine Ordensschwester: Die Eingeweide seien nicht beschädigt.
Der Politiker Roberto d’Abuisson, der den Schiessbefehl auf Óscar Romero gab, starb vor wenigen Jahren mit fürchterlichen Schmerzen an Krebs.
Prof. Dr. Hans Küng, Umstrittene Wahrheit, S. 537
Unter dem neuen Papst Johannes Paul II. und seinem deutschen Glaubenshüter Joseph Ratzinger, die vereint gegen die Befreiungstheologie vorgehen, müssen sie dafür bald teuer bezahlen. Schon auf seiner ersten Lateinamerikareise in Mexiko (→Skandale? P. Marcial) im Januar 1979 kritisiert der vom sowjetischen Marxismus negativ geprägte polnische Papst heftig die Theologie der Befreiung und „desavouiert eine ganze Gruppe von Theologen, Seelsorgern und Bischöfen. (…) Ein Warnzeichen: Im Jahr darauf, am 24. März 1980 wird ein heroischer Vorkämpfer der Befreiung in Lateinamerika, der Erzbischof von San Salvador, Óscar Romero, direkt aus einem Auto heraus am Altar erschossen. Im kirchlichen Establishment (Kreis der Einflussreichen und Etablierten) grossgeworden, hatten die ungeheure Not der Menschen und die Ermordung eines Priesterfreundes sein Leben verändert und ihn zum engagierten Verteidiger der Rechte seines unterdrückten Volkes gemacht. Vom Vatikan erhielt er – wie sein sozial eingestellter Gesinnungsgenosse in Brasilien, Helder Càmara, Erzbischof von Recife, als „Kommunikationsbischof“ diffamiert – keinerlei Unterstützung. Man tut im Gegenteil alles, damit an Romeros Grab in der Kathedrale von San Salvador kein Märtyrerkult entsteht, und bei den massenhaften Selig- und Heiligsprechungen des Papstes Wojtyla bleibt dieser echte Märtyrer unberücksichtigt.
Prof. Dr. Hans Küng, Erlebte Menschlichkeit, Erinnerungen, S. 352
Mitten in meiner Konfrontation mit dem Vatikan um meine kirchliche Lehrbefugnis wird am 24. März 1980 der Erzbischof von San Salvador, Óscar Romero, der sich vom traditionell gesinnten Bischof zum Vorkämpfer der Befreiung Lateinamerika bekehrt hatte, direkt aus einem Auto durch die Kirchentür hindurch erschossen, während er am Altar steht. So wenig wie mein anderer Freund aus der Konzilszeit, der charismatische, sozial eingestellte brasilianische Erzbischof Helder Camara, hatte Romero von Rom die nötige Unterstützung erhalten. Kinderschänder und deren Protektoren (Beschützer) sowie andere Parteigänger werden von Papst Wojtyla zu Kardinälen gemacht und als solche im Kirchenamt gehalten, während man selbst ideologiefreie Befreiungstheologen als „Kommunistenfreunde“ denunzieren (als negativ hinstellen) darf. Bei unseren Dreharbeiten zur „Spurensuche“ stehe ich an Romeros nüchternem Grab in der Unterkirche der Kathedrale von San Salvador und stelle später fest, wie jeder Märtyrerkult von vornherein verhindert werden sollte. Prompt wird denn auch bei den massenhaften Selig- und Heiligsprechungen des polnischen Papstes dieser echte Märtyrer nicht berücksichtigt.
OR Nr. 22 vom 03.06.2016, S. 2
Franziskus würdigt Erzbischof Romero
Papst Franziskus hat den vor einem Jahr seliggesprochenen salvadorianischen Erzbischof Óscar Romero in einer Grussbotschaft als grosses Vorbild für die Christen gewürdigt. Das Beispiel des im Jahre 1980 ermordeten „Bischofs der Armen“ wirke bis heute fort, so Franziskus in dem Schreiben, das der Erzbischof von San Salvador, Jose Luis Escobar Alas, am 23. Mai bei einer Feier zum ersten Jahrestag der Seligsprechung verlas. Als junger Priester sei er damals Zeuge geworden, wie Romero von seinen Gegnern diffamiert (verleumdet) worden sei, schreibt der Papst. Romero sei aber unbeirrt seinen Weg ins Martyrium gegangen. Ein solches Beispiel gebe den Gläubigen Kraft, so Franziskus.
Erzbischof Romero, der am 23. Mai 2015 seliggesprochen wurde, war am 24. März 1980 während eines Gottesdienstes von Unbekannten erschossen worden.
Katholische Wochenzeitung Baden 22/2017 Juni, S. 11,
Anian Chr. Wimmer
Der Fall der Ermordung des Seligen Óscar Romero ist neu eröffnet worden
Es ist der vermeintliche „Cold Case“, hinter dem das Martyrium eines Seligen der Kirche steckt und ein in mehrfacher Hinsicht glühendes Heiligsprechungsverfahren: der bis heute ohne Urteil gebliebene Fall der Ermordung von Erzbischof Óscar Romero.
Sein mutmasslicher Mörder wurde nie verurteilt wegen des Amnestie-Gesetzes, das Verbrechen aus der Zeit des Bürgerkrieges in El Salvador betrifft.
Vergangenes Jahr hob der Verfassungsgerichtshof des Landes das Gesetz auf. Nun können Fälle aus den Jahren 1980 bis 1992 erneut verfolgt werden. So auch der fast 40 Jahre alte Mordfall des Seligen Erzbischofs in dem gegen einen Soldaten ermittelt wird. 1993 war die Anklage gegen Alvaro S. wegen des Amnestie-Gesetzes abgewiesen worden. Er soll als Mitglied eines rechts-radikalen Todesschwadrons den Priester beim Feiern der heiligen Messe in einer Krankenhauskapelle getötet haben.
Kämpfer für Arme und gegen Ungerechtigkeit. Soziale und wirtschaftliche Ungerechtigkeit in El Salvador führte in den 1970ern zu Demonstrationen und Aufständen gegen die Regierung. Diese versuchte, mit Todesschwadronen und anderen brutalen Repressalien (Druckmitteln) die Proteste zu unterdrücken. Von 1979 bis 1992 kämpften Pro-Regierungskräfte gegen linke Guerilla-Gruppen in einem Bürgerkrieg, der rund 75’000 Menschen das Leben kostete.
Wie viele andere Priester, sprach sich auch Erzbischof Romero gegen die unmenschlichen Vorgänge im Land aus. Zahlreiche katholische Kritiker wurden von der Regierung ins Visier genommen.
Der Selige Óscar Romero sprach sich vor allem gegen die soziale Ungerechtigkeit aus, gegen die Unterdrückung der Armen, und die brutale Vorgehensweise des Militärs.
Als ein eng befreundeter Priester und Lehrer auf dem Weg zur heiligen Messe erschossen wurde, liess sich Romero nicht einschüchtern. Im Gegenteil, seine Kritik gewann an Deutlichkeit.
Vor seiner Ermordung im Jahr 1980 waren bereits 30 Priester seiner Erzdiözese entweder umgebracht oder des Landes verwiesen worden; zahlreiche katholische Laien erlitten das gleiche Schicksal.
Heiligsprechungsverfahren. Nicht nur der juristische Fall seiner Ermordung, sondern auch sein Heiligsprechungsverfahren, das 1993 offiziell eröffnet wurde, war jahrelang verzögert worden: Politische Motivationen und bewusst gestreute Falschmeldungen behinderten eine geregelte Bearbeitung.
Im Januar 2015 wurde der Priester und Erzbischof schliesslich von der Kongregation für die Heiligsprechungsverfahren offiziell als Märtyrer anerkannt; bereits einen Monat später stimmte Papst Franziskus seiner Seligsprechung zu.
Óscar Romero, geb. 15. August 1917, ermordet am 24. März 1980 durch die Fuerza Armada de El Salvador. Beginn des Bürgerkrieges in El Salvador.
Seliggesprochen durch Papst Franziskus am 23. Mai 2015.
OR Nr. 34 vom 25.08.2017, S. 4, Giovanni Maria Vian
Zum 100. Geburtstag von Óscar Romero am Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel
Óscar Romero (1917-1980), der „Bischof der Armen“ von El Salvador, ist zwar seit 37 Jahren tot – doch seine Botschaft ist in Lateinamerika und darüber hinaus lebendig. Romero starb am 24. März 1980, erschossen am Altar auf Befehl der politisch Mächtigen. Seiner Ermordung war ein Fanal (Zeichen für Veränderungen) im heraufziehenden Bürgerkrieg zwischen Sicherheitskräften, rechten Todesschwadronen und linken Guerillagruppen. Bis 1992 kamen rund 75’000 Menschen ums Leben. Hunderttausende Pilger sowie Staatsspitzen aus ganz Lateinamerika kamen im Mai 2015 zu seiner Seligsprechung nach San Salvador.
Auf das Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel fällt der 100. Geburtstag eines der bekanntesten Christen unserer Zeit: Óscar Romero. Der Erzbischof von San Salvador wurde 1980 im Alter von 63 Jahren ermordet, während er die heilige Messe feierte – weil er das Unrecht und die Gewalt, die das kleine mittelamerikanische Land erschütterten, angeklagt hatte: deutliche Stellungnahmen im Namen des Evangeliums. An seinem Grab betete 1985 Johannes Paul II., der 1997 die Eröffnung seines Seligsprechungsprozesses genehmigte. Dieser wurde jedoch erst 2012 wieder aufgenommen auf Beschluss von Benedikt XVI. und dann von Franziskus, und führte 2015 zu seiner Seligsprechung als Märtyrer.
Wichtig für Romero war jedoch vor allem Paul VI., der Papst, der ihn 1970 zum Weihbischof von San Salvador, 1974 zum Bischof von Santiago de Maria und 1977 zum Erzbischof der Hauptstadt ernannte. Als junger Kleriker war er in Rom gewesen, wo er am Ende der 30er- und zu Beginn der 40er-Jahre, als der Krieg bereits in vollen Gange war, an der „Gregoriana“ studiert hatte. Gerade diese römische Ausbildung gibt ihm eine traditionelle Prägung, so dass er 2 Jahrzehnte später dem Konzil mit Vertrauen auf das Lehramt folgen kann. Und der salvadorianische Priester beginnt, die offene Sichtweise von Paul VI., der das Zweite Vatikanum mit Mut und Weisheit leitet, anzunehmen. (…)
Seine erste Predigt hält der Erzbischof für einen brüderlichen Freund, den Jesuiten Rutilio Grande, der zusammen mit 2 Gläubigen, Manuel Solórzano und Nelson Rutilio Lemus, von den Todesschwadronen ermordet wurde, während er auf dem Weg war, um die Novene zum heiligen Josef zu feiern. Es war fast eine Vorahnung des eigenen Todes: „So liebt er die Kirche, stirbt mit ihnen und geht mit ihnen in den Transzendenz des Himmels ein. Er liebt sie, und es ist bedeutsam, dass Pager Rutilio Grande vom Kugelhagel getroffen zu Boden fiel, während er auf dem Weg war, um seinem Volk die Botschaft der Messe und des Heils zu bringen. Ein Priester mit seinen Bauern, mit seinem Volk unterwegs, um sich mit ihm zu identifizieren, um, mit ihm keine revolutionäre Eingebung, sondern eine Eingebung der Liebe zu leben.“
Wenige Tage später reist Romero nach Rom, um die Unterstützung zu suchen, die er vom Apostolischen Nuntius nicht mehr bekommt, und der Papst empfängt ihn sofort, ebenso wie 3 Jahre zuvor und ein Jahr später, am Jahrestag der Wahl von Paul VI.
Die ausführliche Erinnerung an diese letzte Audienz findet sich im Tagebuch des Erzbischofs: „Paul VI. hat mir die rechte Hand gedrückt und hat sie lange in seine beiden Hände genommen, und auch ich habe mit beiden Händen die Hand des Papstes gedrückt.“ Dieser spricht lange mit ihm: „Ich verstehe Ihre schwierige Arbeit. Es ist eine Arbeit, die unverstanden sein kann und viel Geduld und Kraft erfordert. Ich weiss sehr gut, dass nicht alle so denken wie Sie; es ist schwierig, in dem Zustand, in dem Ihr Land sich befindet, einhellig zu denken; aber gehen Sie voran, mit Mut, mit Kraft, mit Hoffnung.“ Anderthalb Monate später starb Paul VI. Nicht einmal 2 Jahre später wurde Romero ermordet.
OR Nr. 10 vom 09.03.2018, S. 1
Papst Paul VI. und Erzbischof Óscar Romero bald heilig
Papst Franziskus hat am Dienstag, 6. März 2018, den Präfekten der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse in Audienz empfangen. Bei der Audienz hat der Heilige Vater die Kongregation autorisiert (ermächtigt), untere anderem die Dekrete zur Heiligsprechung von Papst Paul VI. (1963-1978) und des 1980 ermordeten Erzbischofs von San Salvador, Óscar Arnolfo Romero, zu promulgieren.
Paul VI. soll Ende Oktober heiliggesprochen werden. Das gab Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin am Rand einer Tagung in Rom bekannt. Demnach soll die feierliche Aufnahme in das Verzeichnis der Heiligen zum Abschluss der Bischofssynode stattfinden, die vom 3. bis 28. Oktober 2018 im Vatikan zum Thema Jugend tagt. Für Erzbischof Romero steht noch kein genaues Datum fest. Die medizinischen Berater der zuständigen Kongregation hatten am 26. Oktober vergangenen Jahres 2 Wunder auf die Fürsprache der beiden Seligen anerkannt.
OR Nr. 21 vom 25.05.2018, S. 1
Heiligsprechung von Papst Paul VI. und Erzbischof Romero am 14. Oktober 2018
Papst Paul VI. (1897-1978) und der ermordete salvadorianische Erzbischof Oscar Romero (1917-1980) werden am 14. Oktober zusammen mit vier weiteren Seligen in Rom heiliggesprochen. Das kündigte Papst Franziskus am 19. Mai bei einem öffentlichen Konsistorium mit den Kardinälen zur Abstimmung über einige Heiligsprechungsverfahren an. (…)
OR Nr. 35 vom 31.08.2018, S. 3
San Salvador/Vatikanstadt. Das Geburtshaus des salvadorianischen Märtyrer-Erzbischofs Óscar Romero (1917-1980) soll wiederaufgebaut werden. Das sagte der Weihbischof von San Salvador, Kardinal Gregorio Rosa Chávez, bei einem Gottesdienst in Ciudad Barrios, dem Heimatort des 1980 am Altar erschossenen Erzbischofs von San Salvador.
Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 43/2018 Oktober, S. 2
Wer ist Óscar Romero?
Óscar Arnulfo Romero Galdámez (1917-1980), in El Salvador geboren, wurde 1942 zum Priester geweiht, war Pfarrer in der Diözese San Miguel und seit 1977 Erzbischof in der Hauptstadt San Salvador. Im gleichen Jahr wurde einer seiner engsten Mitarbeiter, der Jesuitenpater Rutilio Grande, ermordet. Als Erzbischof entwickelte sich Romero zu einem wichtigen Vertreter der Befreiungstheologie Am 24. März 1980 wurde er auf Befehl der politisch Mächtigen während einer Predigt in einer Krankenhauskapelle erschossen. Romero wurde 2015 von Papst Franziskus selig- und am 14. Oktober 2018 heiliggesprochen. Nach Óscar Romero ist das 1986 von der Missionsgesellschaft Bethlehem eröffnete Romero-Haus in Luzern benannt, das heute als Bildungshaus der Entwicklungsorganisation geführt wird.
Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 13/2019 März, S. 24, Dorothee Becker
Hl. Oscar A. Romero, Märtyrer (24. März). Geboren 1917, Priester, seit 1977 Erzbischof von San Salvador. Er galt eher als konservativ und wollte die Kirche aus den wachsenden sozialen Konflikten heraushalten, aber die staatliche Gewalt gegen die Armen brachte ihn dazu, Widerstand gegen die Grossgrundbesitzer zu leisten und sich für Gerechtigkeit einzusetzen. Deshalb wurde er am 2. März 1980 während einer Messe erschossen. Am 14. Oktober 2018 wurde er heiliggesprochen.
Romero wurde vom Volk in El Salvador schon lange vor seiner Heiligsprechung 2018 verehrt.
Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 3-4/2020 Januar, S. 4
Erinnerung an Erzbischof Romero
Am 24. März jährt sich zum 40. Mal der Todestag beziehungsweise der Tag der Ermordung von Erzbischof Romero. Aus diesem Anlass laden die Theologische Bewegung für Solidarität und Befreiung und Comundo zu den Romero-Tagen 2020 ins Romerohaus Luzern ein: Am Samstag, 21.03.2020, von 9.15 bis 15.30 Uhr finden im Romerohaus eine Tagung statt; am Dienstag, 24.03.2020, 19.30 Uhr in der Peterskapelle ein politisches Nachtgebet. Oscar Romero war Erzbischof von San Salvador und wurde am 24. März 1980 während einer Messe von bezahlten Mördern erschossen. Papst Franziskus hat ihn 2018 heiliggesprochen. kh
Pfarrblatt Kirche heute Nordwestschweiz 9-10/2020 Februar, S. 5
Erinnerung an Erzbischof Romero
Am 24. März 1980 wurde Erzbischof Oscar Romero auf Befehl der militärischen Machthaber während eines Gottesdienstes erschossen, weil er die staatliche Gewalt und die soziale Ungerechtigkeit in El Salvador unerschrocken beim Namen nannte. Die Romero-Tage 2020
(https://www.thebe.ch)
möchten das Gedächtnis an den „Bischof der Armen“ wachhalten und Anstoss sein für eine Praxis der Parteilichkeit für die Armgemachten und des Widerstands gegen Ausbeutung und Gewalt. Die Tagung findet statt am Samstag, 31. März, 9.15 bis 15.30 Uhr im Romerohaus Luzern, ein politisches Nachtgebet am Dienstag, 24. März, 19.30 Uhr in der Peterskapelle Luzern. Anmeldung bis 14. März an romero-tagung@bluewin.ch
Roberto Morozzo della Rocca: "Mich könnt ihr töten, nicht aber die Stimme der Gerechtigkeit". Oscar Romero (1917-1980). Echter Verlag 2015. ISBN 978-3-429-03831. SFr. 23.90.
Römische Frage 1870 bis 1929 (Papst ohne Staat)
https://deutschlandfunk.de/die-loesung-der-roemischen-frage-100.html
Die Römische Frage bezeichnet den fast 60 Jahre andauernden, zu seiner Zeit ungeklärten – vor allem diplomatischen – Konflikt und den Status Roms als italienische Hauptstadt einerseits, und andererseits den staatsrechtlichen Status des Vatikan bzw. des Machtzentrums der Katholischen Kirche zwischen 1870 und 1929, nachdem der verbliebene Kirchenstaat (Latium mit Rom) am 20.09.1870 von italienischen Truppen eingenommen (via XX settembre auf dem Quirinal) und in den seit 1861 bestehenden Nationalstaat Italien (Freischärlereinheiten unter Giuseppe Garibaldi, Gründung der konstitutionellen Monarchie unter Viktor Emanuel II. und seinem ersten Ministerpräsidenten Camillo Benso von Cavour) integriert worden war** (il Risorgimento = Wiedergeburt). Seine Hauptstadt wurde zunächst von Turin nach Florenz verlegt. 03.11.1867: Garibaldi versuchte mit seinen Einheiten Rom zu erobern, jedoch erfolglos (gegen päpstliche und französische Truppen).
Am 11. Februar 1929 wurde dieser Konflikt mit den Lateranverträgen zwischen der faschistischen Regierung Italiens unter Benito Mussolini und dem Heiligen Stuhl unter Papst Pius XI. (unterschrieben hat der Staatssekretär Pietro Gasparri) beigelegt. Rom wurde dabei von der katholischen Kirche als Hauptstadt Italiens anerkannt, von der italienischen Regierung wurde dem Vatikan als Vatikanstadt die politische Unabhängigkeit und volle staatliche Anerkennung garantiert.
** Nach diesem 20.09.1870 begann die Römische Frage. Pius IX. musste vom Quirinal in den Vatikan (beide jetzt auf italienischem Staatsgebiet) und betrachtete sich als Gefangener des Vatikans. Die Urheber und Teilnehmer an der Einnahme des Kirchenstaates belegte er mit dem Bann. In der päpstlichen Bulle „non expedit“ vom 10.09.1874 verbot er italienischen Katholiken unter Androhung des Entzugs kirchlicher Privilegien sowohl die aktive als auch passive Teilnahme an demokratischen Wahlen in Italien.
→Risorgimento
→Kirche, ihre territoriale Geschichte
Römisches Jahr
→R, Erweiterte Themen: Römisches Jahr"
Rota Romana (Gericht Hl. Stuhl)
→Gerichte Hl. Stuhl
Rücktritt des Papstes
→Papstrücktritt