Heraldik+Fahnen des Vatikan (3)
Wappenkunde (Heraldik) und Fahnen- und Flaggenkunde (Vexillologie)
Die Sektionsfahnen der Ehemaligen Päpstlichen Schweizergardisten sind von ihrer Bedeutung her spezielle Fahnen
Suche nach der Heraldik und Vexillologie dieser Fahnen (Heraldik und Vexillologie gelten als Hilfs- oder Zuwissenschaften zu Geschichte und Geographie).
Die Exgardisten in der Schweiz
Zuerst sollen die
Gesetzmässigkeiten
des Heraldikers (der Wappenkundige) bzw. des Vexillologen (der Fahnen- und Flaggenkundige)
vorgestellt werden: Wie konzipiert oder liest er eine Fahne? Hier die „Faustregeln“:
1. Die spezifische Aussage einer Fahne
Auf den ersten Blick sollte eine Fahne ausdrücken, wofür sie weht. Beispielsweise sagt eine treffend grosse Darstellung einer Posaune oder Trompete aus, dass es sich um einen Musikverein handeln kann. Wie verhält es sich bei den Exgardisten? Hier fallen die Mehrzahl der Ex-Gardistenfahnen, auch die des Garde-Kommandanten, durch ein sehr schönes Kreuzmuster auf. Es stammt von einer alten Schweizer Militärtradition: Alle Fahnen von Schweizer Regimentern in fremden Diensten trugen ein weisses, durchgehendes Kreuz (Dr. Emil Dreyer: ein gemeineidgenössisches Kreuz). Es liegt nahe, dass bei den Exgardisten-Fahnen mit diesem Kreuz die Tradition angeknüpft und damit belebt wird. Das Kreuz macht die Fahne zur Soldatenfahne (Dr. Günter Mattern).
Eine Fahne darf insgesamt nicht überladen und kompliziert sein; je weniger in der Fahne dargestellt wird, umso aussagekräftiger und schöner ist sie. Weniger ist mehr! (Dr. Emil Dreyer)
Die Fahne wie das Wappen sollten weder Buchstaben noch Ziffern aufweisen. Diese Regel wird bei den heutigen Vereinsfahnen öfters umgangen. – Fahnen sind Symbole, nur Stümper schreiben das Symbol an, damit jeder Idiot es auch ja erkennen möge. Irgendwann wird die Grenze zwischen Würde und Lächerlichkeit überschritten (Dr. Emil Dreyer). Beim Wappen zielt man strenger auf die Regel. Und doch haben 20 Schweizer Gemeinden Buchstaben/Ziffern/Zahlen in ihren Wappen, z. B. Lugano oder im Kanton Zürich Bubikon und Rüti. Auch 2 Kantonswappen (Appenzell Ausserrhoden, Waadt) sind davon nicht verschont. Hier sei auch noch auf das Stadtwappen Roms hingewiesen, das die Buchstaben SPQR mit einem griechischen Kreuz kennt. Ebenso haben über 15 Länder in ihren Staatsflaggen Buchstaben/Ziffern/Zahlen, in Europa beispielsweise Malta, San Marino und Spanien. – Man sollte eine Fahne lesen (ergründen), nicht ablesen müssen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Nationalflaggen
Wo soll aber ein Text stehen, wenn die Absicht da ist, die Fahne „anzuschreiben“? Die Stände Zürich, Glarus und Aarau bedienten sich zur Reisläuferzeit des Schwenkels (Dres. Dreyer und Mattern). Siehe dazu nachstehend die Sektionsfahne von Zürich. Ebenso kann man die Krawatte wählen, ein Stoffband, das an der Fahnenstange befestigt ist (siehe nachstehend die Sektionsfahne von Lemania). Beides, Schwenkel und Krawatte, werden heute nicht mehr unbedingt empfohlen. In vielen Teilen Österreichs und Deutschlands hingegen ist an der Spitze der Fahnenstange eine Aufhängevorrichtung montiert, wo sogenannte Fahnenbänder reichlich befestigt werden. Sie dokumentieren eine Teilnahme an einem öffentlichen (feierlichen) Anlass:
Alle 4 Fotos oben: Fronleichnamsprozessionen 2018
Die Farben (Tinkturen) der Heraldik:
unter Tatsachen und Meinungen, Fa - Fer, Inhaltsverzeichnis Nr. 8
Dann gibt es bei den Fachleuten Unterschiede zur Auslegung folgender Regel: Die heraldischen Farben rot/blau/schwarz/grün dürfen in Wappen und Fahnen nie neben- oder untereinander stehen, ebenso dürfen Gold und Silber (d. h. gelb und weiss, Metalle genannt: früher mit Blattgold und Platina) nie zusammen aufeinander treffen. Zwischen zwei Farben gehört immer gelb oder weiss. Beispiele: Die Farbenfolge schwarz/gelb/rot ist richtig, aber schwarz/rot/gelb (Flagge Deutschlands) ist falsch. Ebenso falsch sind z. B. jene von Ecuador, Kolumbien und Venezuela (gelb/blau/rot). Die Flaggen vom Fürstentum Liechtenstein und des Kantons Tessin (mit den Farben rot und blau) sind nach dieser Regel ebenfalls falsch. Diese Farbenregel hat 1929 der Staat der Vatikanstadt nicht angewendet: Seine Flaggenfarben sind gelb/weiss (zwei Metalle nebeneinander sind falsch). Sie sollen die Binde- und Lösegewalt des Papstes als Nachfolger Petrus‘ darstellen. Der Ausnahme-Status der Kirche, der nicht den Gesetzen der Welt unterworfen sei, hört man, ermögliche diese Farbenwahl.
Bei puristischer (unverfälschter, reiner) heraldischer Betrachtung müsste die Farbfolge der Medici richtigerweise Gelb-Rot-Blau sein (or-gules-azur). Nur wird die heraldische Tinkturenregel verletzt, wonach keine Farbe auf Farbe und kein Metall auf Metall liegen darf. Für den Traditionalisten wäre also Rot neben Blau eine heraldische Todsünde (Dr. E. Dreyer). (WA: Aufgepasst! Anwendung von Farben und Metallen also nur bei Wappen, Fahnen und Flaggen)
Mit der Entfaltung und Verbreitung der Wappen entstanden immer komplexere Motive, in denen sich Aufweichungen der Farbenregel nicht umgehen liess. Als Grundsatz gilt, dass die Farbenregel desto strikter einzuhalten ist, je schlichter das Wappen gestaltet ist. Die für die Heraldik unerlässliche Forderung nach Kontrastreichtum (auffallende Farbenunterschiede) der heraldischen Kennzeichen muss man deutlich unterstreichen.
Ist die Fahne nach den Regeln gut erstellt, braucht es keine Buchstaben, Ziffern und Zahlen, wo immer man sie auch platzieren möchte. Auf diese Weise kann die gute Fahne gedeutet/ergründet und gelesen werden; es ist kein Ablesen von Text erforderlich. Untreu wird sich der Vexillologe dann, wenn er Mottos (Devisen) und Wahlsprüche im Fahnentuch zulässt. Sie sind aber hie und da zu sehen (siehe Sektionsfahnne Argovia).
2. Das Obereck der Fahne. Ort: an der Fahnenstange, links oben
Der zweite Blick: Das Obereck, der Ehrenplatz (Dr. Emil Dreyer), sagt zur Fahne etwas Näheres, Markantes aus. Um beim Musikverein zu bleiben: Ein Gemeindewappen würde aussagen, wo dieser Verein ansässig ist. Welches Motiv könnten Exgardisten-Fahnen enthalten? Sicher wären unter anderen das (die) Kantonswappen der Sektion, Standesfarben als Flammen, das Papstwappen von Julius II. oder eines der zwei Embleme des Heiligen Stuhles zu empfehlen. Geflammte Medicifarben würden Papstwappen und Embleme erübrigen. Auszuschließen ist aber das Staatswappen des Staates der Vatikanstadt, weil die Garde dem Heiligen Stuhl zugeteilt ist (siehe nachfolgend).
Der Ort der oberen linken Ecke wird mit ‚Obereck‘ bezeichnet. Das gemalte oder aufgenähte Bild in diesem Obereck (Bildschmuck) nennt man ‚Eckquartier‘. Ist dort ein religiöses Motiv, z. B. das Emblem des Hl. Stuhles oder das Papstwappen enthalten, nennt man es ‚Zwickelbild‘. Der rechte Teil der Fahne nennt sich Flugseite. Liek nennt sich der Teil gegenüber, die dem Masten nahe Fahnenseite. Liek ist ein maritimer Begriff. In der Tülle, d. h. am Fahnenrand links, ist die Fahnenleine eingenäht (Dres. Dreyer und Mattern).
Bevor ein päpstliches oder vatikanisches Wappen/Zeichen in einer Fahne verwendet wird, empfehlen wir, eine Genehmigung beim Kommando der Schweizergarde oder bei der Nuntiatur in Bern einzuholen.
Die farbenfrohen Fahnen der Exgardisten
Nochmaliger Hinweis: Alle Beschreibungen sind aus der Sicht der Betrachterin/des Betrachters, entgegen heraldischer Gepflogenheit. Die Fahnenstange ist links.
Fahnenfelder
→ Feld 1 an der Stange als erster Ehrenplatz (Obereck), Liekteil
→ Feld 3 an der Stange: zweiter Ehrenplatz, Liekteil der Fahne
→ Felder 2 und 4: Flugteil der Fahne
→ Liek = Rand eines Segels
Dr. Emil Dreyer (einschl. die nächsten zwei Titel):
Bei heraldischen Bannern mit oder ohne Kreuz nummeriert man heraldisch, d. h. von Stange zu Flug 1 und 2, dann unten von Stange zu Flug 3 und 4 (siehe oben).
Bei geflammten Fahnen mit Kreuz nummeriert man die Felder im Uhrzeigersinn beginnend oben an der Stange mit 1, dann oben an der Flugseite 2, unten an der Flugseite 3 und unten an der Stange 4.
Gemeineidgenössisches Kreuz
Man sollte "gemeineidgenössisches Kreuz" statt Reisläuferkreuz benutzen, was der historisch begründete und allgemein wissenschaftllich gebräuchliche Begriff für das weisse Kreuz ist. Dieses Kreuz ist älter als die paar wenigen Fahnen mit Kreuz, die wir von den Reisläufern kennen, ausserdem war die Anzahl Reisläufer im Verhältnis zu den kapitulierten (vertraglich gebundenen) Söldnern unbedeutend.
Dr. Emil Dreyer
Juliusdamast
Der Begriff Juliusdamast ist ungewöhnlich: zwar waren etliche der kostbaren Juliusbanner (→Startseite, Schweizergarde: Fahne Gardekommandant Graf, Gardefahne) unter Papst Julius II. (→Buchstabe IJ, Julius II.) gestiftet worden, aber das Damastmuster mit dem Granatapfel wird noch bis heute verwendet, insofern würde ich den Begriff 'Juliusdamast' nur für die Originalbanner (→Siehe 'Fahne Gardekommandant Graf, Gardefahne') mit diesem Granatapfelmuster verwenden. Aber prinzipiell ist der Begriff 'Juliusdamast' nicht völlig falsch; es ist wohl eine Neuschöpfung der Fahnenindustrie.
Dr. Emil Dreyer
Die Fahne der Vereinigung von 1988
Die Fahne der Sektion Region Basel (2005)
Aus „Der Exgardist“, Nrn. 40 und 44 und Angaben durch Urs Hahn, Ex-Zentralpräsident
Entwurf durch die Heimgartner Fahnen AG, Wil, in Zusammenarbeit mit einer 6-köpfigen Fahnenkommission der Sektion. Entwurfsgedanken: Webseite und Urs Hahn, Kommissionspräsident
Entwurf durch die Heimgartner Fahnen AG, Wil, in Anlehnung an die Kommandanten-(Garde) Fahne. Begutachtung (und Korrekturen) durch Erzbischof +Bruno Heim, Olten.
Die Farben der Wellen sind die Gardefarben. Die blauen Wellen deuten den Rhein und die Nebenflüsse, die im Sektionsgebiet fliessen.
Nur Feld 4 ist gegenüber der Kommandantenfahne neu. Siehe nachstehende heraldische Betrachtung.
Links oben ist das Papstsymbol. Julius-Banner-Damast; reine Seide.
Betrachtung durch den Vexillologen
Betrachtung durch den Vexillologen
Gesamtkonzeption sehr gut. Obereck gut. Historisch gut angeknüpft.
Nicht sofort als Sektionsfahne von Altgardisten zu erkennen wegen der Bewegung (Wellenbalken: Wassersport-verein?). Kantonswappen (beide Stäbe) gut gelöst. Decken sie „Region Basel“ genügend ab (Basel-Stadt, Basel-Landschaft, das aargauische Fricktal, die solothurnischen Dorneck und Thierstein)? Leider nein.
Feld 1: Papstwappen von Julius II., Gründerpapst.
Felder 2 und 3 können wir nicht interpretieren. Die farblichen Reihenfolgen sind unterschiedlich. Wir können sie nicht begründen.
Das kleine Schweizerkreuz ist überflüssig.
Obereck: gute heraldische Absicht. Das Wappen hat aber grosse Ähnlichkeit mit dem Wappen des alten Kirchenstaates bis 1870.
Feld 4 stellt das Wappen des Papsttums und der Vatikanstadt dar; eine von Bruno Heim entwickelte Idee (siehe vorne und Buchhinweis am Schlusse). Es ist aber offiziell nicht definierbar.
Grosszügig interpretiert ist es das heutige Staatswappen des Vatikans. Es ist nicht definierbar. Der goldene Schlüssel muss aber links stehen. Hier gehört das Emblem des Heiligen Stuhles (Arbeitgeber der Schweizergarde) oder das della-Rovere-Wappen (Gründer der Garde) hin.
Gesamtbild: Gute Lösung. Stangenbänder (heraldisch „Krawatten“ genannt) mit Text in den vier Landessprachen
Weil das weisse Reisläufer-Kreuz (Dr. Emil Dreyer: gemeineidgenössisches Kreuz) fehlt, ist es keine eigentliche Militärfahne.
Farben unterhalb der Stäbe: siehe Text zu Felder 2 und 3 bei der Zentralfahne.
Die Fahne der Sektion Jurassia (2006)
Die Fahne der Sektion Ostschweiz (2006)
Entwurf durch eine 5-köpfige Exgardisten-Kommission der Sektion. Präsident J.-C. Veya dazu:
Mit dem Kreuz erhielten wir 4 Quadrate:
Entwurf von †Alexander Good, Exgardist, Entwurfsprotokoll vom 23.01.1972
Die neue Fahne ist die Kopie der alten Fahne von 1972.
Weisses Kreuz: den Fahnen der Regimenter in fremden Diensten (17./18. Jh.) entnommen.
Quadrat 1: das alte Wappen des Kirchenstaates.
1. Geviert: FIDES (Sammelbegriff für Treue, Ehre und Glauben ET (und) VIRTUS (Mann-
Quadrat 2 und 4: Gardefarben. Zuerst wollten wir sie geflammt, später gefiel uns die jetzige Ausführung.
haftigkeit, Starkmut und Unbestechlichkeit). Ich habe das Altlateinische gewählt, das eine umfassendere Aussagekraft besitzt.
Quadrat 3: Wappen des Kantons Jura.
2. und 3. Geviert: die Hausfarben der Medici-Päpste analog der Kommandantenfahne.
Den Text wollten wir in der Fahne.
4. Geviert: Die rote Farbe ist die Farbe des Blutes, d. h. Leben, Glück, Gesundheit, Schutz. Umgekehrt aber Macht, Gefahr, Abwehr.
Das Band in den päpstlichen Farben gelb/weiss. Text: GSP SEKTION OST-SCHWEIZ. Er bezeichnet die Gemeinschaft miteinander näher.
Betrachtung durch den Vexillologen
Betrachtung durch den Vexillologen
Spezifische Aussage nicht so gut wie bei der Zentralfahne. Störend: weiss auf weiss beim Kreuz und Feld 3:
Gute Lösung. „FIDES ET VIRTUS“ sind historische Begriffe im Militär.
Die Abgrenzung ist nicht gelungen, heraldisch nicht gut gelöst.
Anhand der Felder 2 und 3 kann auf den ersten Blick eine Exgardistenfahne ausgemacht werden (waagrechte Farben, deren Reihenfolge wir nicht begründen können).
Felder 2 und 4 sind gut gelöst. Die Frage steht dabei im Raum, warum man von den klassischen Typen, nämlich von den horizontalen zu den diagonalen Linien abweicht.
Feld 4: Rot ist eigentlich eine Aggressionsfarbe. Das Feld selber erinnert an die alte Standesfahne des Kantons Schwyz (ohne Kreuz).
Der Krawattentext „GSP SEKTION OSTSCHWEIZ“ (auf der Rückseite in Italienisch und Romanisch) ist inhaltlich falsch:
Farben der Felder 2 und 4: siehe Text bei der Zentralfahne. Obereck: gute heraldische Absicht. Nach unserer Meinung sollte hier ein Emblem des Hl. Stuhles oder das Wappen des Gründerpapstes stehen. Das jetzige Wappen (oder Emblem?) in der Fahne ist undefinierbar.
Der Entwerfer wollte die Verbundenheit zwischen der Sektion und den Aktiven untermalen, nimmt man es wörtlich, hätte die Schweizergarde in ihren Reihen eine Sektion Ostschweiz angegliedert.
Vorschlag: Ehemalige (Päpstliche) Schweizergardisten, Sektion Ostschweiz
Die Fahne der Sektion Lémania (1981)
Entwurf von Pierre Tomasetti, Genf, Exgardist. Seine Erläuterungen:
Weisses Kreuz: wie die Regimenter der Reisläufer. „LEMANIA“ im Kreuz: wie in den kantonalen Militärfahnen.
Feld 1: die Insignien des Papstes (Tiara/Schlüssel).
Feld 2 und 3: Farben gleich wie bei der Kommandofahne.
Feld 4: Die Hellebarde, die alle getragen haben.
Das Band „EX-GARDES“ kann man verwenden, aber auch nicht verwenden.
Die Fahne der Sektion Wallis (1983, alt)
Entwurf von †Heinzen, Blatten, Exgardist
Der Fahnengötti +Pietro Eyer, Naters, kennt die Ideen des Entwurfes nicht, spricht aber von einem verwurzelten Walliser Treuebekenntnis zur Garde und zum Hl. Stuhl.
Betrachtung durch den Vexillologen
Gute Lösung. Klassische Form. „LEMANIA“ auf dem Kreuz entspricht den Fahnen der Schweizer Truppen.
Obereck: das stilisierte Emblem des Hl. Stuhles (heraldisch richtig).
Die Schlüsselfarben sind verkehrt.
Die Krawatte mit dem Text „EX-GARDES“ hängt an der Fahnenstange. Heraldisch gut gelöst.
Betrachtung durch den Vexillologen
Einmal eine ganz andere Fahne mit den päpstlichen Farben gelb und weiss. Der Hellebardier erinnert an die aktive Garde.
Die Fahne ist heraldisch nicht so schön. Sie erinnert nicht sofort an die ehemaligen Gardisten. Das Schweizerwappen im Obereck ist überflüssig. Das Papstwappen (oder Emblem?) ist undefinierbar.
Die Farben in Felder 2 und 3: siehe Text bei der Zentralfahne. Wir können uns die Farbenabfolge nicht erklären.
Feld 4 ist einwandfrei.
Inhaltsfehler im Text? „VEREIN“ statt „VEREINIGUNG EHEMALIGER PÄPSTLICHER SCHWEIZERGARDISTEN“.
Keine Militärfahne.
Die Fahne der Sektion Zürich (1986)
Entwurf von der Heimgartner Fahnen AG, Wil
Der ehemalige Sektionsvorstand wollte folgende Punkte in der Fahne (Angaben von H. P. Heil, Ex-Präsident):
Die Fahne der Sektion Zentralschweiz (1989, alt)
Hier Fahnenstange rechts
Entwurf von Lorenzo Odermatt, Exgardist
Meine Grundgedanken: Schweiz, Garde und Papsttum symbolisch und farblich als eine Einheit darstellen mit 3-teiliger Fahne und Symbolen (von Bruno B. Heim eingesehen):
– Wappen von Julius II., zentral in der Fahne
– Zürcher Kantonswappen
– Gardefarben
An der bisher längsten GV der Sektion entschied sich die Mehrheit aus zwei Vorschlägen für diese Fahne:
Das Kreuz hatte bei der Wahl keine Symbolik, aber es ist mit den Vatikanfarben ausgestattet.
Das Julius-Wappen hatte von Anfang an zentralen Charakter, denn ohne diesen Papst gäbe es vermutlich keine Schweizergarde.
– oberer Teil mit Schweizer Kreuz
– mittlerer Teil mit den Medici-/della Rovere-Farben mit Farbenstrahl
– unterer Teil rot mit der Tiara und den Schlüsseln
Der Text mit den Kantonswappen hängt als Band herunter. – Wegen der geschichtsträchtigen, ruhmreichen Vergangenheit der Sektion Sottoselva und der sehr engen Beziehungen beider Sektionen wie der geografischen Lage der Sektion Sottoselva, sie liegt im Gebiet der Sektion Zentralschweiz, wurde das Unterwaldnerwappen auf die Fahne der Sektion Zentralschweiz zusätzlich angebracht.
Betrachtung durch den Vexillologen
Spezifische Erkennung: Die Fahne ist nicht als Ex-Gardistenfahne erkennbar. Es kann irgendein Fahneninhalt sein. Hier überwiegt das Blau, zwar sind die Medici- und della Rovere-Farben versteckt.
Das Obereck ist gut gelöst.
Betrachtung durch den Vexillologen
Auf den ersten Blick kann man keine Exgardisten-Fahne erkennen. Doch sind die Medici- und della Rovere-Farben enthalten (siehe Text zu Feld 2 und 3 bei der Zentralfahne).
Das weisse Band oben ist die Krawatte (gut gelöst). Hier fällt ein inhaltlicher Fehler auf. Das Band trägt folgenden Text: „PÄPSTLICHE SCHWEIZERGARDISTEN SEKTION ZENTRALSCHWEIZ“. Es muss heissen: „EHEMALIGE PÄPSTLICHE SCHWEIZERGARDISTEN SEKTION ZENTRALSCHWEIZ“.
Das Papstwappen von Julius II. ist korrekt, die Zahl „1506“ darf aber nicht darin stehen.
Statt dem weissen Kreuz enthält es die päpstlichen Farben gold und silber. Das Kreuz ist geständert, d. h. die Farben stehen seitenverkehrt zueinander.
Das Schweizerkreuz erübrigt sich, weil Kantonswappen in der Nähe sind. Es stört heraldisch.
Stattdessen empfehlen wir dort ein Emblem des Hl. Stuhles. Das Emblem auf dieser Fahne ist von Bruno Heim entwickelt. Es nähert sich dem jetzigen stilisierten Emblem des Hl. Stuhles.
Felder 2 und 3 sind rein rot. Siehe Erklärungen zur Ostschweizer Fahne.
Diese Fahne enthält einen Schwenkel, der direkt oben an der Fahne sitzt. Dieser Schwenkel sieht man vor allem an historischen Zürcher Standesfahnen (auch Glarus und Aarau). Heraldisch sieht man lieber eine Krawatte (hängendes Band). – Der Schwenkel wird auch Zagel genannt. Er bedeutete ein besonderes Ehren- und Hoheitszeichen (Pannermehrung). Im Mittelalter war er auch ein Schandmal für den Verlust eines Banners in der Schlacht.
Gesamtkonzeption: Die Keilform stört nicht.
Zur Keilform: Die Fahnen der Schweizer Regimenter in französischen Diensten sind ausnahmslos geflammt. Dreiecksformen wie hier oder gar quadratische findet man nirgends vor. Zudem verzichtete man bei der Zentralschweizer Sektionsfahne auf das weisse Kreuz, das früher beinahe alle Regimentsfahnen trugen und dadurch als Militärfahne ausgewiesen wurden. Man beachte, dass die heutige Päpstliche Schweizergarde die letzte schweizerische Reisläufer-Einheit ist.
Die Fahne der Sektion Fribourg/Freiburg (1995)
Hier stellvertretend die Tischstandarte
Ideen von 6 Sektionsmitgliedern zuhanden einer Fahnenkommission (Alexander Chassot, Präsident), die die Vorschläge auf einen Nenner brachte.
Die Fahne hat keinen Text. Die Bezeichnung EHEMALIGE PÄPSTLICHE SCHWEIZER-GARDISTEN FREIBURG“ ist zweisprachig im hängenden Band an der Stange.
Das weisse Kreuz und die geflammten Schweizergarde-Farben (von der Sektions-GV geflammt verlangt, die Kommission wollte sie waagrecht), sind geschichtlich nachweisbar.
Oben links: Kathedrale, Les Tornalettes (Signet der Stadt Fribourg) mit Gardist zusammen ergeben das Corporate Identity der Sektion Fribourg/Freiburg.
In der Mitte der Fahne ist der Kranz mit dem Kantonswappen.
Unten rechts das Papstwappen.
Betrachtung durch den Heraldiker/Vexillologen
Gute Lösung. Die klassischen Muster sind enthalten: durchgehendes weisses Kreuz, geflammte Felder 2 und 4 entsprechen den Schweizer Militärfahnen des 18. Jahrhunderts.
Das alte Kirchenstaatswappen (wäre der gelbe Schlüssel links, handelte es sich um das Original-Staatswappen des Staates der Vatikanstadt) sollte z. B. durch ein Emblem des Heiligen Stuhles ersetzt werden und müsste in Feld 1 (Obereck) statt 3 stehen.
Der jetzige Inhalt in Feld 1 (Corporate Identity) ist eigentlich überflüssig.
Den Eichenkranz in der Mitte mit dem Wappen des Kantons Fribourg (zweisprachig) kennen wir von der Kommandantenfahne im Vatikan und hat die Bedeutung von „besondere Ehre und Auszeichnung“ für den Gardekommandanten. Hier wurde das dem Kanton Fribourg zuteil. Ob das die Absicht war als Hauptaussage des Fahnens? Den Kranz sähe man eher nur im Gardefahnen.
Betrachtung aller Fahnen bis anhin durch:
Dr. phil. Dipl. Chemiker Günter Mattern, Liestal, Heraldiker und Vexillologe, alt Chefredaktor des "Schweizer Archivs für Heraldik"
Die Fahne der Sektion Wallis (2016)
(Fahnenweihe am 5. Mai 2016 in Gluringen-Reckingen: Segnung durch Pfarrer Anton Carlen, Exgardist. Erster Entwurf)
Entwurf vom Fahnen-Komitee unter dem Präsidium von Bernhard Rotzer, Sektionspräsident, mit folgenden Absichten:
Nach Eurer Stellungnahme (Herren Dr. Dreyer/Affentranger) haben wir sofort die Schlüsselfarben gewechselt, damit diese mit den Vatikanschlüsseln übereinstimmen. Ansonsten wird die Fahne so gelassen, wie es vom Komitee genehmigt wurde. Sie sieht gut aus und hat ähnliche Züge wie die Kommandantenfahne in Rom. Folgende Absichten waren massgebend:
- Das Walliserwappen ins Zentrum stellen, damit nicht rot auf rot gerät
- Die Farben blau und gelb gehören zusammen, da der Gründerpapst Julius II. diese Farben in seinem Wappen hatte, rot kam erst bei Papst Klemens VII. hinzu.
- Pius VII. hatte auf seinem Wappen die Inschrift PAX. 3 Wörter überfüllen hier die Fahne nicht.
- Oben links: Petrusschlüssel mit Tiara: Vatikansymbole in Vatikanflagge.
- Unten rechts: Acriter et fideliter, Gardeideal.
- In der Mitte: Walliser Wappen mit Lorbeerkranz. Der grüne Lorbeerkranz wurde hinzugefügt, um das teils rote Walliser Wappen mit den anderen roten Teilen der Flagge zu differenzieren.
- Oben rechts, unten links: die 3 Farben rot, blau gelb, sind die Farben des Papstes Medici Klemens VII. (Sacco di Roma). Der Gründerpapst Julius II. hatte die Farben blau und gelb. Diese Farben wurden in der Flammenschwert-form gewählt, d. h., Flammenschwertträger stehen bei
der Vereidigung rechts und links der Fahne, auf welche die Gardisten ihren Eid ablegen.
Betrachtung durch den Vexillologen/Heraldiker
Die Fahne ist schön, zweckmässig und mit der heutigen Computertechnik wirklich fantastisch schön gelungen. Wenn man die Fahne betrachtet, fällt zuerst der Kranz im Zentrum ins Auge. Gardefahne? Wenn die Fahne nicht im Winde flattert, erblickt das Auge zuerst Tiara und Schlüssel. Gardefahne? Bei langem Hinsehen ist es doch nicht die Gardefahne. Nur bei schön flatternder Fahne hat sie irgend etwas mit dem Wallis zu tun. Sie hat starke Ähnlichkeit mit der Gardefahne. Der Kranz sollte aus Respekt nur ihr und dem Kommandantenwappen überlassen sein (gilt auch für die Sektionsfahne Fribourg). Der Kranz bedeutet „besondere Ehre und Auszeichnung“, eher gedacht für Personen und Korpseinheiten (vielfach auch im Römischen Reich). In der Sektionsfahne Wallis ist es eine Auszeichnung oder eine Ehre für den Kanton Wallis. Es ist neu, wenn ein Kanton primär in eine Exgardisten-Sektionsfahne gestellt wird. Entspricht das der Absicht und der Verwendung der Fahne? Meiner Meinung nach ist der Kranz deplatziert; er gehört nicht in eine Sektionsfahne. Vorschlag: das Walliser Wappen in ein Fahnenfeld.
Feld 1: Der gelbe Schlüssel wurde im letzten Moment während der Fabrikation links gestellt. Nur das Papstwappen hat den gelben Schlüssel rechts. Die Schlüsselbärte müssen hier nur ein Kreuz aufweisen. Nicht das „heilig Rych“, wie jetzt auf der Fahne. Wenn die Sektionsfahne die Sektion Wallis vertreten soll, dann muss das Walliser Emblem zuoberst, zuvorderst platziert sein.
Feld 2 und 4: Flammen in den Medici-Farben. Vorschlag: statt 9 nur 5 Flammen; weniger ist mehr. In der Folge rot-gelb-blau-gelb-rot (wie auf der Gardefahne). Neun Flammen sind verwirrend und eine knallige Masse.
Feld 3: Drei Wörter: ACRITER ET FIDELITER. Fahnen sollten keinen Text enthalten (Der Vexillologe spricht von gestalterischer Armut und fehlendem Selbstbewusstsein). Wenn schon, dann den gelben, schwarz umrandeten Schriftzug in den Kreuzbalken. Was man hier juristisch abklären muss, ist das Nutzungsrecht des Garde-Wahlspruches. Wenn man dieses Recht eng auslegt, sollte diese Devise nur von der Garde benutzt werden können. Ist sie ein allgemeines Credo, könnte meines Erachtens die Benutzung möglich sein. Die Verwendung des Emblems des Heiligen Stuhles und des Wahlspruches bedürften sowieso der Bewilligung der Nuntiatur in Bern oder des Gardekommandanten.
Der Schwenkel ist überflüssig. – Will man (An)-Erkennung für die Fahne möglichst vieler Menschen, muss sie möglichst einfach, unverschlüsselt, durch eindeutige Symbolik und kontrastreiche, möglichst wenige Farben, von weitem gut erkennbar, direkt das Auge und Herz anspringen. Je mehr Farben, je mehr Symbolik, je komplexer das Design, desto weniger fixiert das Auge sie, desto schneller verglüht die Erinnerung an sie. Insgesamt also hätte die Walliser Sektionsfahne durch Abspecken der überladenen Symbolik an Statur, Identität und Eleganz nur gewinnen können.
Dr. med. Ernst Dreyer, Zollikofen, Heraldiker und Vexillologe
Präsident der Vereinigung Schweizer Vexillologen (SGFF),
alt Sekretär und Ehrenmitglied der Schweizerischen Heraldischen Gesellschaft,
alt Generalsekretär und Follow der Fédération des Associations Vexillologiques (FIAV)
Dr. Dreyer betrachtet auch alle nachfolgenden Fahnen.
Die Fahne der Sektion italienische Schweiz (2016)
Sezione della Svizzera italiana
(Fahnenweihe am 5. Juni 2016 in Bellinzona)
Entwurf vom Comitato-Bandiera unter dem Präsidenten Graziano C. Rossi
Graziano Rossi: Folgende Absichten haben zum Entwurf geführt (siehe auch DER SCHWEIZERGARDIST 1/2013):
- Wir wollten eine Reisläuferfahne (wie das auch der Fall ist bei 7 anderen Fahnen der Exgardisten mit dem bekannten weissen Kreuz
- Im Querbalken des Kreuzes wollten wir den Wahlspruch der Garde in Lateinisch
- In Feld 2 und 4 platzierten wir die Medicifarben zwei Mal hintereinander, getrennt mit einer weissen Flamme (von Heimgartner Fahnen so vorgeschlagen)
- In Feld 3 stellten wir das Emblem des Heiligen Stuhles
- In Feld 1 wollten wir die Kantonswappen jener Kantone, in welchen italienisch die offizielle Sprache ist, nämlich Tessin und Graubünden (TI, GR). Die Wappen diagonal von der oberen rechten Ecke zur unteren linken, Graubünden zuerst
- Hintergrund in den Feldern 1 und 3: rot
- Die Fahne versehen mit dem Julius-Damast
- Die Fahne mit einer Krawatte. Text: GSP SEZIONE SVIZZERA ITALIANA
Nach der ersten Stellungnahme durch die Herren Dr. E. Dreyer und W. Affentranger korrigierten wir folgendes:
- Die weisse Flamme aus Feld 2 und 4 wurde entfernt
- Den Krawattentext haben wir geändert
- Die Kantonswappen sind neu diagonal von der oberen linken Ecke zur unteren rechten Ecke gestellt, Tessin zuerst. Wir sind nach wie vor der Meinung, dass die Form der Kantonswappen sehr passend zur Fahne ist, sogar sehr schön aussieht
- Den Wahlspruch liessen wir im Querbalken des weissen Kreuzes stehen
- Hierauf erteilten wir den Auftrag zur Fabrikation
Betrachtung durch den Heraldiker/Vexillologen
Die Fahne der Sektion Svizzera italiana ist durch die Computertechnik auch ausgezeichnet gelungen. Es ist sehr erfreulich, dass das Comitato auf die Mehrheit der heraldischen und vexillologischen Vorschläge eingegangen ist. Und doch seien Hinweise hier gestattet, nachdem der Kontakt nach den ersten Vorschlägen seitens der Sektion nicht weiter aufgenommen wurde:
Die Kantonswappen mögen als schön empfunden werden, zeigen aber eine antiquierte, urgrossväterliche Schildform (entspricht einer barocken Kartusche, einem Ornament), die nicht zur modernen Generation und Zeit passen; ein Stilbruch.
Besser wären die aktuellen, verfassungsmässigen Halbrundschilde (das Tessin hat ein Wappengesetz). Zudem wäre es besser, wenn die Schilde einen schmalen, goldenen Bord hätten, denn das Tessiner Wappen ist mit seinem Rot im roten Obereck schlicht nicht zu erkennen.
Das Graubündner Wappen muss vom Tessiner Wappen teilweise verdeckt werden, nicht umgekehrt, weil die Mehrheit der Sektionsmitglieder aus dem Kanton Tessin kommt (Stand April 2016).
Bei puristisch heraldischer Betrachtung werden die Medici-Farben mit den Flammen in Feld 2 und 4 richtig wiedergegeben.
Lateinischer Wahlspruch im Querbalken: Auch hier gilt die Frage nach dem Recht wie bei der Walliser Fahne (Urheberrecht? Historisches Recht? Nutzungsrecht?). Beispiel Schweiz: Seit Dezember 2018 gilt der Namens- und Verwendungsschutz für das Wort ‚Postauto‘. Mai 2019: Der schweizerische Bundesrat schlägt einen Beitritt zur internationalen Kommission zum Produkteschutz vor, demnach alle Produkt, die in der Schweiz produziert werden, in den angeschlossenen Ländern Namens- und Produktionsschutz geniessen.
Das korrekte Emblem des Heiligen Stuhles in Feld 3 macht sich gut.
Durch die Herausnahme der weissen Flammen wurde die Fahne ruhiger, ehrenwürdiger.
Die Krawatte ist doppelseitig in italienischer Sprache und jetzt inhaltlich richtig. Es ist davon auszugehen, dass es keine rätoromanisch sprechenden Mitglieder gibt.
Es sei gestattet, abschliessend festzuhalten, dass die neue Fahne insgesamt überladen und kompliziert ist: 5 Farben, 3 Wappen, Buchstaben, 3 Muster in 4 Feldern. Aber an dem kann man nichts ändern, wenn das Grundmuster beibehalten werden soll.
Die neue Fahne der Sektion Zentralschweiz (2019)
Fahnenweihe am 22. September 2019
Zur neuen Fahne kann der Sektionspräsident Benjamin Winter folgende Angaben machen:
- Es ist kein heraldischer, sondern ein künstlerischer Entwurf
- Gestaltet hat die Fahne Glasmaler José de Nève, Oberdorf, im Auftrag des Fahnen-OK der Sektion Zentralschweiz
- Es ist kein Schriftzug in der Fahne
- Es ist keine Krawatte noch ein Schwenkel mit Aufschrift
- Die Fahne enthält das Päpstliche Emblem in seiner modernen Form von Papst Franziskus geführten Variante
- Die Fahne enthält die Farben der Schweizergarde
- Sie enthält die Wappen der zum Sektionsgebiet gehörenden Kanton
Auf ein weiteres Gardeemblem wurde verzichtet, da die Fahne jeweils von einem Exgardisten in Uniform getragen wird und somit der Bezug zur Schweizergarde offensichtlich wird. Bei der Fahnenspitze hat sich das OK von alten Stichen der Schweizergarde aus ihrer Gründungszeit inspirieren lassen.
Die bunten Spitzen lehnen sich zum Einen an die Spitzen der alten Sektionsfahne an, zum Anderen sind sie ein Symbol für „einen Weg nach vorne“. Die Kirche, die Garde und ihre Elemente sind mit den neuen Herausforderungen unserer Zeit konfrontiert, und es ist unter anderem unsere Aufgabe, Bewährtes in die Zukunft zu retten, ohne sich auf Überholtem und Blockierendem auszuruhen.
Betrachtung durch den Heraldiker/Vexillologen
(…) Vereinsfahnen sind eine besondere Gattung Fahnen, denn sie müssen ja nicht eine ganze grosse Gemeinschaft wie eine Nation und ihre Geschichte möglichst unverwechselbar und zeitlos und trotzdem in breitem Konsens basiert symbolisieren. Die Fahne eines kleinen Vereins wird meistens mit allen Symbolen aller paar Mitglieder bedacht, damit ja niemand beleidigt werde. Leider enden solche Fahnen dann in der Bedeutungslosigkeit, da sie nicht klar und einfach, nicht schön und nicht charakteristisch genug sind. Es ist wie im Leben, es allen immer recht zumachen gelingt nur selten.
Ich befürchte, dass das auch mit dieser Fahne so ist. Da finden sich mehrere Kantonsfähnchen in der Fahne, ein Wirrwarr von gelben, roten und blauen Rauten und schrägen Streifen, eine weisse Zickzacklinie (ist der Verein von Katar gesponsert?) und im weissen fliegenden Ende ein weisses und gelbes Emblem, welches wegen dem Wehen des Stoffes und wegen dem fehlenden Kontrast kaum erkannt werden kann. Soll man die Garde erkennen können? Dann dieser Stilmix: modern gezeichnete, fast Logo-artige Pontifikale Insignien mit (nicht existierenden) eckigen Schlüsselringen (Schlüsselwürfeln) auf der einen Seite der Fahne, an der Stange aber die vielen traditionellen Kantonswimpel, mit Stier und Schlüsseln und Schwyzerkreuzchen.
Das Design ist sehr kompliziert und kann wahrscheinlich von niemandem aus dem Kopf nachgezeichnet werden. Eine gute Fahne wird von jedem Kind sofort erkannt, auch wenn es keine Farben oder nur mit paar Strichen gezeichnet ist, z. B. Schweizerkreuz, Grossbritannien, USA. Aber da wären wir eben wieder bei den Nationalflaggen, und hier interessieren uns ja die Vereinsfahnen. Aber warum wendet man nicht die Designgrundsätze für Stil, Kontrast, Schönheit, Ausgewogenheit und Klarheit bei Vereinsfahnen an?
Müssen alle Kantonsfähnchen in der Fahne vorkommen? Also Fahnen in der Fahne? Ausserdem ist die Reihenfolge der Fähnchen nicht richtig, hier kommt Luzern nach Uri, dann Schwyz, dann Obwalden, Nidwalden, dann Zug.
Kann man die Medicifarben nicht auch einfacher integrieren? Hier sind sie ja nicht mal richtig wiedergegeben (gelb, blau, gelb, rot, gelb, blau, gelb…, statt Blau, Rot, Gelb, Blau, Rot, Gelb). Ich glaube, man hat sich hier an der Uniform orientiert, die ja mehr Gelb und Blau, denn Rot hat.
Gibt es irgendwo bei der Garde eine weisse Zickzacklinie? Ist das nicht eher ein salopper, verspielter Gag des Computer-Designers?
Wie Sie sehen, übe ich harte Kritik am überladenen, äusserst komplizierten Inhalt der Fahne. Ich habe den Eindruck, man will die ja immer noch in jahrhundertealter Tradition verwurzelte Garde an die „coole Moderne“ anbiedern. Sie hätten traditionell bleiben und sich an klare, wiedererkennbare Symbole und Linien halten sollen, dann wäre die Fahne auch schön und zeitlos, elegant. Wie man heutzutage so schön sagt: Weniger ist mehr!
Es tut mir Leid, wenn ich Sie enttäuschen muss und nicht voller Lob bin. Nehmen Sie es nicht tragisch, jede Vereinsfahne ist O.K., wie eingangs erwähnt, aber nicht jede Vereinsfahne ist auch gelungen.
Die neue Fahne der Sektion Argovia (2021)
Fahnenweihe am 5. September 2021 in der Kirche St. Peter und Paul in Leuggern
Entwurf durch einen 4-köpfigen Fahnenrat. Simon Groth, Sektionspräsident, zur neuen Fahne:
Das weisse Kreuz unterteilt die Fahne, die in Juliusdamast angefertigt ist, in vier Felder. Im ersten und dritten Feld sind jeweils geflammt die Aargauer Standesfarben Blau und Schwarz, in den Feldern zwei und vier die geflammten Farben Gold, Rot und Blau des Hauses Medici. Es wurde darauf geachtet, dass die heraldischen Farben Rot und Blau in der Fahne nicht aufeinandertreffen. In der Mitte des Kreuzes steht das erste Emblem des Heiligen Stuhles, für dessen Verwendung wir die Erlaubnis bei der Nuntiatur in Bern einholten. Im Textschwenkel oben steht in Latein die bei der Sektionsgründung gewählte Devise "Wir leben die Kameradschaft", wobei wir sie für ehemalige Soldaten wählten. "SODALITATEM VIVIMUS" steht in Gold auf Silber. Wir verzichteten bewusst auf eine Krawatte. In der Spitze der Fahnenstange sind die Konturen des Hl. Bruder Klaus eingraviert. Im Stangensaum steht "Vereinigung ehemaliger päpstlicher Schweizergardisten". Auf "Sektion Argovia" haben wir verzichtet: Die Standesfarben in der Fahne verweisen auf den Kanton Aargau. Die Spitzenquaste ist in den Farben Gold und Silber, die Farben des Staates der Vatikanstadt bzw. der Kirche.
Betrachtung durch den Vexillologen
Die neue Fahne darf im Grossen und Ganzen als gelungen bezeichnet werden, wenn man berücksichtigt, dass sehr viele unverzichtbare Elemente darin vorkommen müssen: Die Aargauer Farben, die Medicifarben, die Flammen, das durchgehende weisse Kreuz, das Emblem des Heiligen Stuhles, und zuletzt auch noch ein lateinischer Wahlspruch. Die Fahne lehnt sich an das Modell der neuen Tessiner Sektionsfahne und an die neue Walliser Sektionsfahne. Insofern kann von einer gewissen "corporate identy" der neuen Sektionsfahnen gesprochen werden.
Auch lobenswert ist, dass sich die Fahne an die heraldischen Farbregeln hält, und dass das Erscheinungsbild trotz der vielen Farben harmonisch wirkt. Die Symbolik dürfte auch für den Laien rasch verständlich sein, denn mit den päpstlichen Schlüsseln in der Kreuzmitte kann die Fahne sofort mit Papst, Katholizismus, Vatikan assoziiert werden. Mit dem durchgehenden Kreuz und den Feldern im Flammenmuster wird die Assoziation sofort auf die Schweiz, Militär, Verein, fremde Dienste, Geschichte im weitesten Sinne, weitergeführt. Der gebildete Laie kann wahrscheinlich wegen der blauen und schwarzen Farben auch noch darauf kommen, dass es sich um eine mit dem Aargau verbundene Farbe handelt, bei den Medicifarben wird's aber schwierig, denn die kennt wirklich nur der heraldisch Gebildete. Immerhin, die Fahne lässt doch auf den ersten Blick eine ziemlich zutreffende Ordnung zu, auch wenn die Schweizergarde, und schon gar nicht der Exgardistenverein, auf Anhieb erkannt werden. Da hilft das lateinische Motto auch nicht weiter. Ich bin überzeugt, sämtliche Kameraden in der Sektion hatten das Motto so noch nie gehört.
Wie so oft bei solchen Vereinsfahnen, auch wenn diese hier farbenfroh ist, ein symmetrisches Bild zeigt und sogar das Fahnenbild heraldisch korrekt ist, wirkt sie dennoch überladen. Heraldiker und vor allem Vexillologen halten nichts von Buchstaben oder gar Worten in den Emblemen. Bei Vereinsfahnen drücken wir allerdings ein Auge zu, erst recht, wenn Texte in einem Schwenkel wie hier oder in einem Fahnenband angebracht sind. Wegen dem Textschwenkel kriegt diese Vereinsfahne von mir jetzt keinen Punktabzug, aber wegen dem gelben Text auf weissem Schwenkel schon! Gelb und Weiss ergibt einen miserablen Kontrast, auf Distanz kaum zu lesen, heraldisch ebenfalls verpönt. An das unheraldische Weiss und Gelb des Vatikan haben wir uns ja gewöhnt, aber Heraldiker und Vexillologen sollten diese Farbkombination nicht fördern.
Und wenn ich schon am Haare in der Suppe herausfischen bin, so wäre vielleicht noch anzumerken, dass die Farben des Aargau Schwarz und Hellblau sind, so dass die Felder eins und drei Schwarz mit zwei blauen Flammen sein sollten, nicht Blau mit zwei schwarzen Flammen. Aber ausser mir merkt das vielleicht ja niemand, und immerhin hat die Sektion Argovia die Kantonsfarben auf den Ehrenplatz gesetzt. Obwohl die Heraldik keine verschiedenen Blautöne kennt, empfiehlt es sich hier ausnahmsweise, für die Anfertigung von Fahnen und Flaggen ein helleres Blau zu verwenden, da die übliche mittelblaue Farbe sich neben Schwarz ungünstig ausnimmt und die bei Wappen und Fahnen eine wesentliche Rolle spielende Kontrastwirkung vermissen lässt.
Also, wie zu Anfang gesagt, eine Alles in Allem gelungene und auch für den Vexillologen akzeptable Fahne, nicht perfekt, aber ganz OK.
Die neue Fahne der Sektion Solothurn (2024)
Fahnenweihe am 12. Mai 2024 in der Kathedrale Solothurn durch Bischof Gmür
Die Fahne der Sektion Solothurn. Beschrieb vom Dr. Roman Angermann, a. Sektionspräsident
Hauptziele für die Fahne waren:
1.
Möglichst basierend auf einer historischen Fahne eines Solothurner Garderegiments in Fremden Diensten.
2.
Die Fahne sollte vexillologisch selbsterklärend sein. Die symbolischen Botschaften sollten sein:
- Es symbolisiert die Fahne einer Einheit von Schweizern und im
Speziellen Solothurner in Fremden Diensten.
- Die Fahne symbolisiert die Verbundenheit zum Gründerpapst der
Päpstlichen Schweizergarde und damit zur aktiven Garde.
- Die Fahne verbindet die Farben eines der berühmtesten
Papstgeschlechter, der Medici, mit den Farben der Uniform sowie
des zweiten und dritten Fahnenfeldes der Fahne der aktiven Garde.
- Es ist ein klarer symbolischer Bezug zu Stand und Stadt Solothurn
erkennbar.
3.
Folglich solte die Fahne ohne Schriftzug und Schwenkel auskommen.
DER HISTORISCHE BEZUG
Ein Solothurner Regiment bei der Päpstlichen Schweizergarde ist nicht bekannt. Die Fahne basiert daher auf den historischen Vorbildern von ständigen Solothurner Linienregimentern in französischen Diensten im 17. und 18. Jahrhundert, genau von 1673 bis 1792.
Die historischen Vorbilder der Regimenter Greder, Affry, Wittmer, Waldner und Vigier zeigen allesamt das gemeineidgenössische, weisse Kreuz sowie geflammte Farben. Dabei sind die Fahnenfelder drei- bis zehnflammig (nach Michel Rochat: Geflammte Ordonnanzfahnen...). Aus Gründen der Erkennbarkeit und Ästhetik wurden fünfflammige Fahnenfelder für die Felder 2 und 4 gewählt.
DIE SYMBOLISCHEN BOTSCHAFTEN
Mit dem gemeineidgenössischen, weissen Kreuz ist bereits klar und deutlich, dass es sich bei der Truppe um eine Schweizer Einheit (Ehemaliger) in Fremden Diensten handelt. Im ersten Fahnenfeld wird mit dem Wappen des Gründerpapstes der Päpstlichen Schweizergarde, Julius II. (bürgerlich: Giuliano della Rovere), dem Gründer der Päpstlichen Schweizergarde, nicht nur der Bezug zur Fahne der aktiven Garde, sondern auch zur aktiven Garde hergestellt. Zugleich wird so der direkte Bezug der unter der Fahne Stehenden zum Gründerpapst dargestellt.
Einen weiteren Bezug zum Gründerpapst wie auch zur Fahne der aktiven Garde stellt der Stoff der Fahne, der Seidendamast mit den typischen Granatapfelmuster, her. Ein besonders edler Stoff, der auch für die Fahne der aktiven Garde Verwendung findet.
Die geflammten Farben der Medici in den Fahnenfeldern 2 und 4 wiederum stellen einen weiteren direkten Bezug zur Fahne, zur Uniform und damit der aktuellen Zeit der aktiven Garde in Rom her.
In Fahnenfeld 3 wird einer der drei Bistums-, Stand- und Stadtheiligen des Bistums Basel bzw. des Standes und der Stadt Solothurn gezeigt: der Heilige Ursus. Vorbilder der Figur des Heiligen Ursus waren zum einen die vielen Darstellungen des Heiligen in und rund um die Stadt Solothurn, im Speziellen die Figur des Heiligen Ursus auf dem sogenannten "Ursenbrunnen" bzw. "Fischbrunnen" mitten auf dem Solothurner Marktplatz.
Zum anderen wurden die sogenannten "Sankt Ursenscheiben", Kirchenfenster, die den Heiligen Urs zeigen, für die Gestaltung der Figur in Feld 3 herangezogen. Diese "Ursenscheiben" sind heute vor allem in ehemaligen katholischen, heutzutage jedoch reformierten Kirchen im Kanton Bern und Kanton Zürich zu finden. Die wichtigsten und schönsten Scheiben finden sich in den Kirchen von Ursenbach, Hindelbank, Leuzigen, Jegenstorf, Utzensdorf, Worb, Grossaffoltern und Wettingen beziehungsweise, wo diese Scheiben nicht mehr in den Kirchen sind, in Museen.
Der Heilige Ursus ist als Ritter mit einer Fahne mit gemeineidgenössischem Kreuz in der Hand dargestellt, das in dieser Form auch dem heiligen Mauritius zugesprochen wird. Das gleiche Kreuz zeigt sich auf dem Brustharnisch, was eine Spiegelung und damit vexillologische Doppelung auf das gemeineidgenössische Kreuz der gesamten Fahne darstellt. Der Heiligenschein wie auch die goldenen Ellenbogen- und Kniegelenke unterstreichen die Heiligkeit.
Der Bezug zum Bistum Basel (Sitz des Bischofs ist Solothurn) sowie zum Stand und zur Stadt Solothurn ist mit dem Heiligen Ursus und dem Wappen des Standes und der Stadt Solothurn in seiner Linken eindeutig hergestellt.
DIE GRAFIK
Somit schliesst sich der Kreis und die verschiedenen Bezüge werden heraldisch wie vexillologisch ohne Schwenkel oder Schriftzug hergestellt. Die Fahne ist für den kundigen Betrachter zu entziffern und kann Interessierten hergeleitet und erklärt werden: Es handelt sich um (ehemalige) Solothurner Mitglieder der Päpstlichen Schweizergarde.
Entwickelt wurde die Fahne in einer engen Zusammenarbeit zwischen Dr. Emil Dreyer, Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Fahnen- und Flaggenkunde (SGFF), Werner Affentranger und Roman Angermann (beides ehemalige Gardisten).
Beispiele verschiedener Schilder
1 Alte französische Form (Franzosenschild), 2 Moderne französische Form 3 Ovale Form 4 Rautenform (Damenschild) 5 Rechteckige Form 6 Italienischer Rossstirnschild 7 Schweizer Form 8 Englische Form 9 Alte deutsche Form (Tartsche: mittelalterlicher Schild) 10 Polnische Form 11 Spanische Form
illegale Verwendung päpstlicher Wappen und Symbole
Bei dieser Gelegenheit sei auf einen Artikel des „L’Osservatore Romano“ Nr. 9 vom 03.03.2017, S. 4, deutsche Ausgabe, hingewiesen:
„Der Vatikan will künftig energischer gegen die illegale Verwendung päpstlicher Wappen und Symbole zu kommerziellen Zwecken vorgehen. Man werde eine systematische Kontrolle einführen und die international üblichen Rechtsmittel zum Schutz der Wappen und Symbole anwenden, teilte das vatikanische Staatssekretariat mit. Der Papst dürfe nicht instrumentalisiert werden. Seine Botschaft müsse geschützt bleiben.“
*****
Die Sektion Bern der Vereinigung Ehemaliger Päpstlicher Schweizergardisten führt (noch) keine Fahne.
Nicht erläutert sind in dieser Abhandlung das Banner der Kirche, das Papstwappen, das Konklave-Emblem, die Pontifikalen Insignien, die Standarte des vatikanischen Staatsoberhauptes und die Gardekommandanten-Fahne:
→Fa bis Fer, Erweiterte Themen: Fahne Gardekommandant Graf
Heraldische Beratung durch
Dr. phil. Dipl. Chemiker Günter Mattern, Liestal
Heraldiker und Vexillologe
Alt Chefredaktor des „Schweizer Archivs für Heraldik – Archivio araldico Svizzero – Archives héraldiques suisses“
Diese Abhandlung wurde von Dr. Mattern erstmals im Oktober 2007 einer Berliner Heraldik-Gesellschaft vorgestellt.
Dr. med. Ernst Dreyer, Zollikofen
Heraldiker und Vexillologe
Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Fahnen- und
Flaggenkunde (SGFF)
Alt-Sekretär und Ehrenmitglied der Schweizerischen
Heraldischen Gesellschaft (SHG)
Alt-Generalsekretär und Fellow der Fédération Internationale
des Associations Vexillologiques FIAV)
Redaktion
© Werner Affentranger, a. Hauptlehrer KV
E-Mail: w.m.affentranger(at)intergga.ch
Erste Ausgabe: August 2007
Zweite, ergänzte Ausgabe: Juni 2013
Letzte ergänzte Ausgabe: Juni 2024
Handling
Markus Affentranger, Flüh
Armin Brunner, Therwil
Fotos u. a. von
Beat Buck, Eveline Coulaxides, Stephan Meier,
Rita Müller-Camenzind, Werner Affentranger
Mitarbeit
Peter Hasler, a. Major GSP, Città del Vaticano
A. Maggiotto, kaufm. Direktor der Tipografia Vaticana
Exgardisten, die eine Fahne entworfen und/oder zu einem Fahnenentscheid beigetragen haben
Buchhinweise
° Bruno Bernhard Heim, Heraldy in the catholic church, 1978, von Duren,
Seite 136
° Smith/Neubecker, Wappen und Flaggen aller Nationen, Battenberg, 1980
° Dr. Emil Dreyer, Dr. Günter Mattern: Merkblätter des Bundesamtes für
Zivilschutz, Bundesamtes für Zivilschutz, Sektion Kulturgüterschutz, 2004
→Buchstabe W: Wappen. Welche Figuren werden in den Schweizer
Gemeinden am meisten verwendet?
Internet-Hinweise
– www.vatican.va
– www.schweizergarde.ch
– https://flagpedia.net/index (Alle Flaggen der Welt)
Nachtrag zu den Medici-Farben von Dr. med. E. Dreyer
E-Mail vom 29.09.2013
„Die Farben des Medici-Wappens sind der Reihe nach: Gold (oder Gelb), Rot und Blau. Gold, weil die Schildfarbe golden ist, Rot, weil das ursprüngliche Medici-Wappen nur rote Kugeln hatte. Die ursprünglichen Hausfarben waren also Gelb resp. Gold. Die drei Medici-Päpste führten die Farben Rot und Gold; naheliegend, dass die Medici weiterhin die Farben Rot und Gold/Gelb vor die Farbe Blau setzten. Die blaue Kugel mit den drei goldenen Lilien übrigens kam erst 1465 anstelle der oberen roten Kugel dazu, nachdem König Ludwig XI. den Medici die Gnade erwiesen hatte, sein königliches Wappen in ihr Familienwappen setzen zu dürfen. Man könnte auch meinen, dass es 5 rote Kugeln im Wappen gibt, aber nur eine blaue, deshalb Rot wichtiger als Blau sei. Da aber die blaue Kugel zuoberst sitzt, also am Ehrenplatz, d. h. am wichtigsten Platz, wäre nach streng heraldischer Regel zuerst Blau dran, erst danach Rot, da ja diese Farbe im Wappen unter dem Blau platziert ist. Hier aber ist es geschichtlich überliefert, dass die Medici nach dem Gold das Rot setzten, eben wegen dem ersten Medici-Wappen, und Blau erst am Schluss.
In der Heraldik zählt übrigens die „zusammengezählte flächenmässige Grösse“ der Möbel (so nennen wir die im Wappen abgebildeten Objekte) nicht, nur die Position des Möbels im Schild oder aber die Grösse eines einzelnen Möbels zählt. Wäre die blaue Kugel viel grösser als die anderen 5 roten, dann käme die Farbe Blau vor Rot. Tatsächlich werden die Mediciwappen manchmal mit einer etwas grösseren blauen Kugel als die roten dargestellt, dies aber nur, damit man die Lilien darin erkennen kann. – Wer also Blau vor Rot setzt, stellt das Wappen der Medici nicht korrekt dar.“
***
Auszug aus: "Gemeindewappen Kanton Aargau", 2004, Joseph Melchior Galliker, Marcel Giger, Seite 99, Die Wappen
Die Rangfolge von Vorrang und Folgefarbe ergibt sich vom Hintergrund (Schild, Schildfeld) zum Vordergrund (gemeine Figur, Heroldsbild), von oben nach unten resp. heraldisch rechts nach links und vom Hauptsächlichen zum Nebensächlichen.
© Werner Affentranger